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Schwerin, im April 1875
I. Wissenschaftliche Thätigkeit.
Nachdem im vorigen Jahre beschlußmäßig zwecks weiterer Verbreitung unsers Urkundenbuches 192 Exemplare der ersten bis dahin erschienenen 8 Bände des Werkes unter die Behörden und Bibliotheken des Landes vertheilt worden waren, sind nunmehr nach Beschluß der Ausschußversammlung des Vereins vom 4. Januar d. J. nachträglich auch den höchsten Reichsbehörden, dem Reichskanzler=Amt und dem Reichstage, zwei Exemplare überreicht worden, welche nach dem sehr verbindlichen Schreiben der Herren Präsidenten Delbrück und v. Forkenbek vom 21. Januar mit Dank acceptirt und den betreffenden Bibliotheken einverleibt worden sind. - Inzwischen ist der Druck des 9. Bandes nach kurzer Unterbrechung im Beginne dieses Jahres bis zum 64. Bogen fortgeschritten und wird hoffentlich im Laufe dieses Sommers vollendet sein. - Die Jahresrechnung der abgesonderten Urkundenbuchscasse für das Jahr 1874 ist nach Neujahr abgelegt und dem hohen Ministerium vorschriftsmäßig mit Bericht eingesandt worden, und wird demnächst nebst dem zu erwartenden allerhöchsten Rescripte auch dem Engern Ausschusse der hohen Stände vorgelegt werden.
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Auch der 40. Band der Jahrbücher des Vereins ist mit Neujahr unter die Presse gegeben, und wird bereits den Abdruck der im Januarberichte angezeigten Briefe Wallensteins bringen.
Ueber die Verhandlungen der Generalversammlung des Gesammtvereins zu Speyer vom 21. September ff. 1874 erstattet dessen Correspondenzblatt Nr. 12 des Jahrgangs 1874 und Nr. 1-4 von 1875 eingehenden Bericht. Die nächster Versammlung im bevorstehenden Herbste wird zu Detmold abgehalten werden.
II. Die Sammlungen des Vereins
haben in dem letzten Quartale, mit alleiniger Ausnahme der Bibliothek, nur sehr unbedeutende, theilweise gar keine neue Erwerbungen gemacht. Es sind als solche nur zu verzeichnen:
A. Die Alterthümersammlung:
1) Aus der heidnischen Zeit.
Ein kleiner, 4 Zoll hoher, an der Spitze durchbohrter Kegel aus Thon mit Kies untermischt, wie die heidnischen Urnen der Stein= und Bronzezeit, mit 6 ähnlichen auf dem Gute Oyle bei Nienburg an der Weser in der Nähe einer sehr alten Umwallung 3 Fuß tief gefunden, und von dem Herrn v. Arenstorf auf Oyle dem Vereine geschenkt 1 ).
2) Aus dem christlichen Mittelalter.
Eine kleine männliche Figur aus Messing, welche als Leuchterträger diente, (ähnlich den zu Band XXXVII unserer Jahrbücher Tab. I und II abgebildeten angeblich wendischen Götzen), vor mehren Jahren bei dem Bau der Franckschen Apotheke am altstädtischen Markte in Schwerin Nr. 8 von dem verstorbenen Maurer Pamperin gefunden und jetzt aus dessen Nachlasse von seinem Sohne erworben. Der große messingne Stempel eines Siegels des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, gefunden in der Dorfstraße zu Woosmer und von dem Herrn Schullehrer Hilde=
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brand daselbst durch Vermittelung des Herrn Amtmanns Schlettwein zu Dömitz geschenkt.
Ein großes messingnes Petschaft mit einer Oese auf der Rückseite, nach dem Style etwa aus dem 16. Jahrhundert, gefunden in Schwan beim Brunnengraben und durch Herrn Franz Cordes daselbst für den Verein angekauft. (Das Wappen mit vielen Schilden und Helmen ist ganz unerklärlich, und die Umschrift in sonderbar gestalteten Minuskeln unleserlich. Vielleicht gehörte das Petschaft einem Betrüger oder Quacksalber).
B. Für die Siegelsammlung.
S. oben A. 2.
C. Für die Bildersammlung.
Eine Abbildung des Kaiserlichen Obristen Helmuth v. Plessen auf Cambs, † 1694. Kupferstich, mit der Umschrift: Hehnvth a Plessen S. C. R. M. equitum colonellvs. Anno 1649. Ehr oder Todt. Auf dem unteren Rande:
Mauritius Lang sculp. Geschenk des Herrn Dr. Crull in Wismar.D. Für die Büchersammlung.
I. Großbrittannien.
II. Rußland.
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III. Niederlande.
IV. Luxemburg.
V. Schweiz.
VI. Oesterreich.
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VII. Allgemeine deutsche Geschichts= und Alterthumskunde.
VIII. Baiern.
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IX. Würtemberg.
X. Großherzogthum Hessen.
XI. Sachsen.
XII. Preußen.
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XIII. Bremen.
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XIV. Meklenburg.
1. auf Christian Wilhelm Hahn auf Seeburg † 1686 und
2. auf Armgart Hahn von Seeburg, Tochter Werner's Hahn, verm. Marschall von Biberstein † 1684.
(Geschenk des Herrn Pastors Ragotzky zu Trieglitz.)
III. Die Matrikel des Vereins.
Seit dem Beginn des neuen Jahres hat der Verein 5 neue ordentliche Mitglieder erworben, nämlich die Herren Dr. med. Schlettwein zu Sternberg, Gutspächter F. Schlettwein zu Bandelstorf, Amtsauditor v. d. Lancken zu Schwerin, Karl Bolten daselbst, und Advocat Kortüm zu Rostock. Dagegen ist in demselben Zeitraum nur ein älteres Mitglied durch den Tod ausgeschieden, der unter allgemeiner lebhafter Theilnahme seiner Mitbürger am 27. Febr. unerwartet verstorbene Medicinalrath Dr. Pfeiffer in Schwerin, vieljähriges, thätiges Mitglied des Bürgerausschusses und seit dem 2. April 1860 auch unserm Verein angehörig. - Außerdem verstarb am 20. März d. J. der Präpositus Franz Boll zu Neubrandenburg, ein hochverdienter meklenburgischer Geschichtsforscher, der namentlich durch seine gründliche Geschichte des Landes Stargard allgemeinem Ruf erwarb und früher lange Zeit hindurch nicht nur Mitglied unteres Vereins, sondern auch thätiger Mit=
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arbeiter an dessen Jahrbüchern war, die ihm mehre, sehr tüchtige Abhandlungen verdanken. Seine letzte nicht vollendete Arbeit ist die Chronik seiner Vaterstadt Neu=Brandenburg, für deren Fortsetzung wohl die Verlagshandlung sorgen wird. Die Meklenburgischen Anzeigen widmeten ihm in Nr. 71 vom 27. März d. J. einen ehrenden Nachruf und die Meklenburgische Zeitung brachten am 27. und 28. April seinen Nekrolog.
Zur Correspondenz und zum Schriftenaustausch schlossen sich unserm Vereine an die Akademie der Wissenschaften zu Krakau in Galizien und der neugegründete Verein für Geschichte und Alterthumskunde zu Kahla im Herzogthum Sachsen=Altenburg.
W. G. Beyer,
Dr. Archivrath,
zweiter Secretair des Vereins.
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