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Die Münzen
des Herzogs Christoph zu Meklenburg,

Administrators des Bisthums Ratzeburg.

Vom
Archivrath Pastor Masch in Demern.


Die Münzgeschichte des Bisthums Ratzeburg wird schwerlich klar dargestellt werden, denn die Quellen für dieselbe sind als verloren anzusehen. Es waren zwei Actenbunde über diese Angelegenheit im Ratzeburger Archive; aber die sind 1740 nach Neustrelitz eingefordert worden und weder zurück gesandt, noch jetzt dort vorhanden. Von den wenigen zurück gebliebenen Stücken gehört nur eins der früheren Zeit an.

Auch jetzt noch muß ich meine, vor Jahren in der Geschichte des Bisthums Ratzeburg S. 519 ausgesprochene Ansicht, daß Herzog Christoph (reg. 1554 - 1592) der erste war, welcher bischöflich Ratzeburgische Münzen schlagen ließ, aufrecht halten. Es ist mir nirgends eine Münze eines frühern Bischofs vorgekommen, auch unter den Hohlmünzen des 14. und 15. Jahrhunderts ist keine, deren Bild man auf Ratzeburg deuten könnte. - Leitzmann Geschichte der gesammten Münzkunde (1828) S. 98 sagt wörtlich: "Bistum Ratzeburg. Von ihm sind nur unter seinen beiden letzten Bischöfen Münzen bekannt, außer einigen Groschen zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1648 wurde es in ein Fürstenthum verwandelt und dem Herzoge von Meklenburg übergeben, wovon ein Theil Dänemark erhielt. Von Seiten Meklenburgs sind Münzen für dies Land vorhanden, aber nicht von Seiten Dänemarks". So wie hier in den historischen Angaben Wahres und Falsches gemischt ist, so wird es auch wohl mit den numismatischen der Fall sein, und wahrscheinlich hat Leitzmann das 16. und 17. Jahrhundert verwechselt und die Doppelschillinge des Bischofs August von 1611-1620 in der Erinnerung gehabt, welche in drei Hauptformen: mit drei Helmen über dem Wappenschilde, mit diesem allein (alle diese mit dem neu angenommenen Bilde im Mittelschilde) und mit dem alten bischöflichen Wappen allein, vorkommen. Die letztere Form, in vielfacher Hinsicht die interessanteste von allen, hat Lisch, Jahrbuch XIX, S. 418, zuerst zur Kenntniß gebracht.

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Die "Numismatische Zeitung" Weißensee 1863, Nr. 6, S. 43 giebt an, daß den einem erhaltenen Münzrecht sich keine Nachricht vorgefunden, und die bekannt gewordenen Münzen in das sechzehnte Jahrhundert gehören.

Die älteste Spur, daß dem Bisthum von Kaiser und Reich das Recht Münzen zu schlagen zugestanden ward, ist ein Erlaß des Königs Ferdinand, d. d. Regensburg, 15. März 1557, worin der auf dem Reichstage daselbst gefaßte Beschluß, daß nur nach der Ordnung des Reiches von denen, die das Münzrecht haben, gemünzt werden solle, bekannt gemacht wird. Da dieses Mandat (nicht in Hirsch Münz=Archiv enthalten), durch Unterschrift und Siegel originalisirt, dem Bisthum mitgetheilt ward, wie es jetzt noch im Ratzeburger Archiv sich befindet, so ist der Schluß wohl gerechtfertigt, daß man dem Bischof das Münzrecht zugestand, wohl als eine Folge der unmittelbaren Reichsstandschaft des Bisthums, welche schon seit längerer Zeit durch Theilnahme an den Reichstagen u. s. w. ausgeübt wurde. (S. Gesch. d. Bisth. Ratzeb. S. 490.)

Herzog Christoph als Administrator hat nun von dem Rechte Münzen zu schlagen Gebrauch gemacht, und gab ihnen auch durch Aufprägung des kaiserlichen Adlers und Titels die vorgeschriebene Form. Es ist bereits durch Evers Meklenb. Münzverfassung II, S. 33 aus den Niedersächsischen Kreisacten von 1585 mitgetheilt, daß der Herzog durch einen Lübeckischen Goldschmied Hans Wechsel einige wenige ganze, halbe und Ortsthaler in Schönberg habe prägen lassen. Wenn Evers hinzusetzt "wovon noch keine bekannt geworden sind" so ist er, was die Thaler betrifft, durch die Annahme, daß sie eben vor oder im Jahre 1585 geprägt seien, getäuscht worden, denn die ganzen Thaler waren ihm bekannt.

Die älteste Münze des Herzogs Christoph ist nun aber der halbe Thaler, der bisher gänzlich unbekannt war und zu den seltensten Münzen gerechnet werden muß.

Abbildung der Münze.
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Die Hauptseite zeigt das meklenburgische Wappen in der damaligen vollständigen Form den 4 Feldern mit dem Mittelschilde. Auf dem Schilde in deutscher geschweifter Form ruht eine Bischofsmütze, und 2 Bischofsstäbe sind hinter denselben gestellt, zu den Seiten steht die Jahreszahl 15-76. Die Umschrift in punktirten Kreisen:

Umschrift.

Die Rückseite zeigt den Reichsadler mit Scheinen um die Köpfe, mit dem Reichsapfel auf der Brust, worin die Zahl 16, die Krone geht in die Umschrift:

Umschrift.

Der Stempel ist rein und gut geschnitten, das Gepräge jedoch auf der einem Stelle der Umschrift schwach (jedoch erkennbar) ausgefallen. Das in meiner Sammlung befindliche Exemplar wiegt 1 Loth weniger 3 Aß, ist also ganz der Reichsordnung gemäß ausgeschrotet.

Einige Jahre später 1581 ward der ganze Thaler geprägt, der bekannt ist, aber immer noch zu den seltenen Münzen gehört.

Abbildung der Münze.

Er hat auf der Hauptseite das Bild des halben Thalers beibehalten, und steht an den Seiten des Schildes die Jahreszahl 15-81; es finden sich von ihm mehrere Stempelverschiedenheiten in der Umschrift angegeben:

Umschrift. 1

1) Evers II, S. 32, 1. - v. Madai I, Nr. 1348 - v. Schultheß=Rechberg Thaler=Cabinet II, Nr. 4706. - de Zetter (Arend) Münzbuch, S. 152. - Köhne Zeitschrift II, S. 166 aus Hupel Nord. Miscellen III, IV, 134. - In der großherzogl. Münzsammlung im Archive zu Schwerin.
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Umschrift. 2
Umschrift. 3

Die Rückseite ist in der Form des Adlers und Reichsapfels dem halben Thaler gleich, doch ist die Zahl 32 im Reichsapfel. Es werden zwei verschiedene Umschriften angegeben:

Umschrift. 4
Umschrift. 5

Das Gewicht des vorliegenden, nicht stark ausgeprägten Thalers meiner Sammlung ist 2 Loth weniger 4 Aß; er ist vollgültig ausgeschrotet und auch so anerkannt.

Die späteste Münze, welche Herzog Christoph schlagen ließ, ist, so viel man weiß, der Schilling von 1588.

Abbildung der Münze.

Auf der Hauptseite ist im geriefelten Rande der meklenburgische gekrönte Stierkopf mit Halsfell und Nasenring, zur Seite steht 8 - 8 und über demselben in der Umschrift:

Umschrift.

eine Bischofsmütze zwischen zwei Stäben.

Die Rückseite hat die durch ein durchgehendes Lilienkreuz geteilte Umschrift im geriefelten Rande

Umschrift.

und in den Winkeln des Kreuzes

D D E F

Es ist bereits früher (Jahrb. XII, S. 490) von mir darauf hingewiesen, wie es unerklärlich ist, daß der Herzog auf diese kleine Münze den Titel des Bischofs setzen ließ, den er so wenig auf seinen großen Münzen, wie in seinen Urkunden gebrauchte, wo er sich immer Administrator nennt.


2) v. Schultheß=Rechberg a. a. O. Note. In der königl. Münzsammlung in Berlin. Aus meiner Sammlung vorstehend abgebildet.
3) Evers a. a. O. 2, aus Manzel, Bützow. Ruhestunden, Th. 15, S. 77, Nr. 20 angeführt.
4) An allen unter 1 - 3 angeführten Stellen.
5) Evers a. a. O. 3, aus einem Auctions=Catalog, Hamb. 14. Nov. 1746, S. 99, Nr. 710 angeführt. Ob die Angaben hier und oben unter 3 genau sind, kann ich nicht entscheiden.
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Die Rückseite dieses Schillings, der 1/16 Loth wiegt, und außer in der meinigen, auch in der Rostocker Münzsammlung sich befindet, ist offenbar den Schillingen der Herzoge Johann Albrecht und Ulrich nachgebildet, welche auch in den Winkeln des Kreuzes die Anfangsbuchstaben ihres Wahlspruchs haben; der wird also auch hier anzunehmen sein. Aus Schlüsselburgs Leichenpredigt kennen wir seinen Wahlspruch: Jch traw auff Gott und erwarte der Zeit, oder: Expecto in deum et spero Silendo; der trifft hier nicht zn, und die früher gegebene Deutung: De deo est fortiudo, läßt sich nicht urkundlich begründen.

Der erwähnte Ortsthaler ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden und würde ich mit größtem Dank es erkennen, wenn Jemand, der die Bitte erfüllen kann, mir Nachweis davon geben wollte.