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Beim Abbruche eines sehr alten Bauerhauses zu Dümmer bei Wittenburg wurden neben demselben in einem verschütteten Graben im Sommer 1862 viele Münzen gefunden, von denen die meisten, zuerst 2 goldene und 50 silberne, in späterer Zeit noch 41 silberne als der angebliche Rest für die großherzoglichen Münzsammlungen erworben werden konnten, mehrere aber wohl an dem Fundorte von den Findern zerstreut worden sind.
Dieser Münzfund aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts (nach 1513) ist wegen mehrerer bisher nicht bekannter Formen meklenburgischer Münzen der Herzoge Magnus und Balthasar nicht ohne Interesse. Die Münzen sind folgende.
I. Trier, Erzbisthum.
Hs.
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Auf einem durchgehenden Kreuze ein quadrirter Schild, welcher im 1. u. 4. Felde das Kreuz von Trier, im 2. u. 3. den Raben des Familienwappens zeigt.
Rs.
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Die Schilde von Mainz, Cöln mit dem Mörsschen Mittelschilde und Pfalz=Baiern in Dreieck gestellt, in der Mitte ein Stern.
Die Münzen des Erzbischofs Rabanus von Trier, aus dem Geschlechte der von Helmstädt, welcher 1431 nicht ohne Widerspruch zur Regierung gelangte, 1438 resignirte und im Privatstande 1439 starb, gehören zu den seltener vorkommenden. Appel Repert. II, 1. S. 309, giebt einen seltenen Groschen desselben an; Köhler im Ducaten=Cabinet hat keinen Goldgulden desselben gekannt; in der Reichelschen Münzsammlung, Th. IV (1842), S. 489, wird ein Goldgulden desselben aufgeführt, der in den Bildern mit dem vorliegenden übereinstimmt, jedoch auf der Rückseite nur die Jahreszahl 1438 zeigt (anno dni MCCCCXXXVIII), er ist wie der unsrige in Coblenz geprägt. Letzterer ist von gutem Gehalte und 1/4 Loth weniger 5 Aß schwer.
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II. Utrecht, Bisthum.
Hs.
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Der Heilige in bischöflichem Ornate, mit Stab und segnender Rechte.
Rs.
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In einer dreifach gebogenen und gespitzten Einfassung ein Schild mit dem Kreuze von Utrecht, belegt mit dem Familienwappen (Löwe und Adler, aber sehr undeutlich) im Mittelschilde.
Dieser Goldgulden des BischofsRudolph von Utrecht, Grafen von Diepholz, (erwählt 1433 † 1455), von sehr schlechtem Gehalt und 3/16 Loth schwer, ist bekannt; vgl. Köhler Duc. Cab., S. 517.
I. Meklenburg, von den Herzogen Magnus († 1503) und Balthasar († 1507), meistens in den bei Evers M. V. II beschriebenen Formen.
1) Halbreichsort (1 Stück), wie Evers S. 42, 1 Münze).
2) Doppelschillinge (11 Stück), o. J.
a) Hs.
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Ein quadrirter Schild, mit folgenden Wappen in folgender Stellung,
1. Meklenburg. | 2. Schwerin. |
3. Stargard. | 4. Rostock. |
und zwar in folgenden Formen: 1) für Mekleuburg ein vorwärts gekehrter Stierkopf mit aufgerissenem Maule, 2) für Schwerin der queer getheilte Schild, 3) für Stargard ein heraldisch links gekehrter Arm mit einem Ringe in der Hand, 4) für Rostock ein heraldisch links gekehrter, sehr dünnleibiger Greif. Ein Herzschild und der werlesche Stierkopf fehlen sicher. Diese Münze, welche in der Literatur bisher unbekannt gewesen ist, ist die einzige, welche ein vierschildiges Wappen zeigt. Da die Münze schon den stargardischen Arm hat, so muß sie schon den Herzogen Magnus und Balthasar angehören und nach dem J. 1480 oder 1483 geschlagen sein (vgl. Jahrb. XXV, S. 94). - Ueber dem Schilde ein Kleeblatt zwischen 2 Puncten.
Rs.
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In einem Vierpaß
auf einem durchgehenden Kreuze
der meklenburgische Stierkopf mit Halsfell.
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Die Münze fällt sicher in die Zeit des Ueberganges von dem dreischildigen zum fünfschildigen Wappen, und zeigt, wie man zuerst den stargardischen Arm, und darauf wohl erst den wendischen Stierkopf aufnahm.
Die großherzogliche Sammlung meklenburgischer Münzen im Archive besitzt aus des Archivraths Evers d. j. Zeit ganz dieselbe Münze.
Neben derselben besitzt sie aus derselben Zeit einen zweiten Doppelschilling von Magnus und Balthasar, auch zu Güstrow geprägt, welcher auf der Hs. ebenfalls ein vierschildiges Wappen hat, jedoch in folgender Stellung der Schilde:
1. Meklenburg. | 2. Schwerin. |
3. Rostock. | 4. Stargard. |
also 3 und 4 umgekehrt und der Dümmerschen Münze entgegengesetzt. Die Rs. hat den Stierkopf ebenfalls in einem Vierpaß.
b) Hs.
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Mit einem Vierblatt über dem fünfschildigen Wappen.
Rs.
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Auf einem durchgehenden Kreuze ein Schild mit dem meklenburgischen Stierkopfe.
c) Hs.
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Rs.
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mit gleichen, bekannten Wappen.
d) Eben so mit
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e) Eben so:
Hs.
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Rs.
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f) Hs. (Kleeblatt)
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In dem fünfschildigen Wappen ist unten links 4 der werlesche Stierkopf allerdings durch den Herzschild und den abgerundeten allgemeinen Schildrand schon etwas gedreht, so daß der Stierkopf schon etwas schräge gelehnt erscheint, wenigstens ist die linke Hälfte des Maules nicht zu sehen, das Maul etwas aufgebogen und die Krone mit den Hörnern etwas schräge gestellt. Dies wird die Münze sein, auf welcher Taddel nach Evers S. 44 einen schräge gelehnten Stierkopf sah, den Evers noch nicht beobachtet hatte.
Rs.
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g) Hs.
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Mit einem Kreuze über dem fünfschildigen Wappen.
Rs.
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Die übrigen 4 Doppelschillinge sind von den in Evers beschriebenen Formen.
3) Schillinge (10 Stück) o. J.
a) Ein Schilling, ist bisher unbekannt gewesen:
Hs. (Wiederkreuz)
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Im Anfange der Umschrift ein Wiederkreuz, d. h. ein Kreuz, an welchem jeder Balken am Ende wieder zum Kreuze gestaltet ist. Ueber dem Schilde mit dem Stierkopfe ein Stern.
Rs.
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Die Formen der Wappen und Buchstaben sind alt, strenge und schön und das Gepräge ist scharf: die Münze ist gewiß alt.
b. Ein anderer Schilling
Hs.
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Rs.
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bietet auch eine neue Form, indem der Slierkopf auf der Hs. nicht auf einem Schilde, sondern in dem runden Felde steht.
4) Sechsling (2 Stück) o. J., von der bekannten Form.
II. Rostock.
Schillinge (15 Stück) o. J. in der bekannten
Form, mit Greif auf der Hauptseite und einem
auf durchgehendem Kreuze auf der
Rückseite (Eders S. 391); die Beizeichen im
rechten Unterwinkel waren Stern, Dreiblatt,
Dreiblatt und Pyramide, Hund.
Sechsling (1 Stück) o. J. mit Stern als Beizeichen.
III. Pommern, von dem Herzoge Bugislav X. Schillinge (48 Stück) in den bekannten Formen mit dem Greifen auf der Hauptseite und dem rügenschen Schilde auf der Rückseite. Es waren folgende Jahre: von Stettin 1499, 1500, 1501, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 11, 15, von Damm 1492, 93, 94, 96, 97, 99, 1500 und o. J., von Garz 1480, 1481 und 1511, und auch Schillinge ohne Jahreszahl von diesen Prägeorten, vorhanden. Nach der großen Anzahl in diesem Funde, wie in andern ähnlichen Funden, haben diese Münzen in dieser Zeit am zahlreichsten coursirt.
IV. Stralsund.
Schillinge (2 Stück) von 1511.
Sechsling (1 Stück) von 1513.