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welcher restaurirt werden mußte und selbst in seiner verfallenen Gewalt sich als ein sehr beachtenswerthes Werk zeigte, ist eine ungewöhnlich große und reiche Kunstarbeit vom J. 1610, also aus der sinkenden Kunstperiode der Renaissance. Die Kirche ist ein einfaches Oblongum im gothischen Baustyle aus dem Anfange des 15. Jahrh. und ist auf Wölbung angelegt, welche aber nicht zur Ausführung gekommen, sondern durch eine Balkendecke ersetzt ist; die ausgeweißte Kirche hat also außer den Fenstern nicht viel von gothischer Baueigenthümlichkeit und daher war der im Holzwerk noch fest erhaltene Altar füglich zu erhalten. (Vgl. Jahrb. XXVI, S. 214). Der Altar ist ein ungewöhnlich großes Werk, welches fast die Höhe und Breite der Kirche erreicht, und außerordentlich reich an architektonischen Ornamenten, Vergoldungen und glänzenden Farben. Das Ganze bildet einen reichen Säulen= und Nischenbau, in dem Bildhauerwerke aus Eichenholz stehen, welches aus den verschiedensten Zeiten stammt.
Das Mittelstück hat zwei Abtheilungen. Unten ist die Kreuzigung Christi. Das Crucifix ist klein und alt; Maria und Johannes sind große Figuren mit etwas manierirten Gewändern aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts. Unter dieser Darstellung stehen auf einer Tafel aus der Zeit der Erbauung des Altars folgende Sprüche in hochdeutscher Sprache: "Und "wie Moyses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat" u. s. w. und "Also hat Gott die Welt geliebet" u. s. w. -. Oben im Mittelstücke ist die Auferstehung Christi mit den Wächtern am Grabe, ein Bildhauerwerk aus der Zeit der Erbauung des Altars. Die Inschriften auf der Tafel darunter waren bis auf den letzten Buchstaben abgefallen. Es sind bei der Restauration folgende Sprüche darunter gesetzt: "Wir wissen, daß "Christus von den Todten erweckt, hinfort nicht stirbt" u. s. w. (Röm. 6, 9) und "Ich war todt und siehe, ich bin lebendig" (Offenb. 1, 18).
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Neben der untern Tafel mit der Kreuzigung stehen Adam und Eva in neuern Figuren von 1610. Darunter fanden nur die Namen Raum.
Daneben stehen zwei Gruppen mit den 4 "Evangelisten" in mittelalterlichen Bildwerken, je zwei und zwei neben einander sitzend. Es werden aber wohl ursprünglich die 4 großen Propheten gewesen sein.
Umher stehen in Renaissance=Nischen die Apostel. Diese sind alte, gute Figuren, von einem alten Flügelaltar aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts, noch ziemlich genau mit den alten Farben bemalt. Unter diesen Figuren sind Tafeln, auf welche nach altkirchlicher Ueberlieferung die Sprüche das apostolischen Glaubensbekenntnisses in niederdeutscher Sprache (nach einem alten Katechismus) in folgender Weise verteilt sind:
In den architectonischen Seitenverzierungen ist 4 Male das fünfschildige meklenburgische Wappen mit der Jahreszahl 1610 und einer Widmung gemalt, an jeder Seite 2 Male neben einander. Von den Unterschriften war nur noch eme mit Mühe, aber sicher zu lesen:
Dem Durchleuchtigen Hochgebohrnen Fursten vnde Hern Hern Adolf Friedrich Hertzogen zu Meklenburgk,
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Fursten zu Wenden, Graffen zu Schwerin, der Lande Rostock vnd Stargardt Herren 1610.
Auf der Tafel daneben waren noch von dem Namen die Buchstaben:
— — — hannes Alb — — — — —
zu erkennen.
Diese beiden Wappen stehen heraldisch links und gehören offenbar den beiden jungen herzoglichen Brüdern Adolf Friedrich und Johann Albrecht, welche im J. 1608 selbstständig geworden waren. Die beiden Wappen auf der rechten Seite haben daher wohl sicher dem Herzoge Carl, unter welchem ohne Zweifel der Altarbau begonnen ward, und der Herzogin Sophie, der Mutter der jungen Herzoge gehört, da diese die einzigen älteren fürstlichen Personen waren, welche damals im Lande noch lebten. Herzog Carl starb 22. Jul. 1610.
Auf die Predelle war in der Mitte das Abendmahl, heraldisch rechts davon die Anbetung der Hirten, links die Anbetung der Weisen gemalt. Das mittlere Gemälde war schlecht; die beiden kleineren Gemälde zu den Seiten auf Kreidegrund waren ziemlich gut, aber fast ganz abgefallen.
G. C. F. Lisch.