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II. Zur Baukunde


1. Zur Baukunde der vorchristlichen Zeit.


Der Burgwall von Alt=Bukow.

Bei dem Dorfe Alt=Bukow liegt im Wiesengrunde eine Anhöhe, welche der "Litenberg" genannt wird. Das Wort "Lite" kommt häufig vor und bezeichnet einen Bergabhang oder auch eine Horst in sumpfiger Bruchgegend; so heißt z. B. der Bergabhang von der Stadt Tessin nach Zarnewanz, aus dem Reknitz=Thale auf das Geestland hinauf, die "hohe Lite". Diese Anhöhe bis A. Bukow fand der Herr Koch auf Dreveskirchen mit zahlreichen Gefäßscherben bedeckt, von denen er mit wissenschaftlicher Einsicht eine große Menge sammelte und dem Verein überlieferte. Ein großer Theil dieser Scherben ist nach heidnischer Weise bereitet, d. h. mit Kiessand durchknetet und am offenen Feuer gedörrt, und gehört nur zu Gefäßen zum häuslichen Gebrauche. Viele Scherben von großer Dicke stammen von Kochgefäßen; andere, welche dünner und sauberer gearbeitet sind, stammen von Krügen. Diese sind häufig mit den bekannten Parallelreifen und den wellenförmigen Linien verziert, welche die häuslichen Gefäße auf den Burgwällen aus der letzten Zeit des wendischen Heidentums charakterisiren und auf allen wendischen Burgwällen in großer Zahl gefunden werden. Der Burgwall stammt also aus der Wendenzeit.

Der Burgwall von Alt=Bukow ward aber noch später bewohnt. Denn es finden sich nicht nur auch Scherben von großen gehenkelten Gefäßen, welche schon nach christlich=mittelalterlicher Weise geformt, aber noch mit wenig Kiessand gemengt sind, sondern auch zahlreiche Scherben von den be=

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kannten blaugrauen oder schwärzlichen Töpfen des christlichen Mittelalters, welche sehr fest und hell klingend gebrannt sind und auf allen Burgwällen der christlichen Ritterzeit gefunden werden.

Es geht hieraus also unbezweifelt hervor, daß dieser Litenberg ein wendischer Burgwall ist, welcher noch weit in die christliche Zeit hinein bewohnt war. Bukow ist ein sehr alter Ort. Ich glaube jetzt aber, daß wenn in alten Zeiten von Bukow die Rede ist, hiemit dieser Burgwall den Alt=Bukow gemeint, und daß der große Burgwall von Neu=Bukow (Jahrb. XXI, S. 273) ein Werk christlicher Zeit ist, um so mehr da ich hier keine heidnische Scherben habe entdecken können. Freilich hat die Kirche zn Alt=Bukow (Jahrb. XXI, S. 268) nichts Altes mehr, als ein uraltes Würfelkapitäl aus Kalkstein von einem alten, großen Bau. Die Kirche zu Neu=Bukow gehört dem späten Uebergangsstyle an und ist nach der Kirche zu Neukloster, vielleicht um 1240, erbauet, und viel früher wird auch die Stadt nicht angelegt sein; bis dahin wird also der Burgwall von Alt=Bukow bewohnt gewesen sein.

Auf diesem Burgwalle von Alt=Bukow fand Herr Koch früher auch drei unverbrannte Leichen und neben denselben die eisernen und bronzenen Alterthümer aus der Heidenzeit, welche in Jahrb. XXVII, S. 182 beschrieben sind, namentlich eine Messerscheide mit Bronzebeschlag. Auch bei den neuern Untersuchungen fand derselbe einen menschlichen Schädel und mehrere Bruchstücke von eisernen Alterthümern, z. B. von einem Messer, einer Spange und einem Nagel. Diese Begräbnisse und Alterthümer gleichen ganz den in den neuesten Zeiten zu Bartelsdorf bei Rostock entdeckten Begräbnissen aus der Zeit des Ueberganges von der heidnischen in die christliche Zeit (vgl. Jahrb. XXVIII, S. 301 flgd., und oben S. 177 flgd).

G. C. F. Lisch.