![]() ![]() |
Seite 187 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() ![]() ![]() |
|
:
Bei Gelegenheit von Erdarbeiten an der Eisenbahn von Bützow nach Güstrow wurden im J. 1862 auf der Feldmark Kl. Schwiesow bei Bützow in der Böschung unmittelbar an der Bahn, an der Stelle, wo der Nebelfluß in geringer Entfernung fließt, nicht lief in der Erde zwei Urnen gefunden, deren jede mit einem Steine zugedeckt war. Der Herr Eisenbahn=Baumeister Ruge zu Schwerin hat die Güte gehabt, alle erhaltenen Ueberreste des Fundes dem Vereine zu überreichen.
Die eine Urne, von hellbraunem Thon, ist sehr groß, 10" hoch und eben so weit in der Bauchweite und annähernd cylindrisch gestaltet, sehr dickwandig, ohne Verzierungen. Die untere Hälfte der Außenseite ist noch rauh und nicht mit geschlämmtem Thon geebnet und nicht geglättet. Die Urne war ganz und fest mit zerbrannten, nicht sehr starken Knochen gefüllt, welche einer erwachsenen Person angehörten. In dieser
![]() ![]() |
Seite 188 |
![]() ![]() ![]() ![]() |
großen Urne stand eine kleinere Urne von ähnlicher Beschaffenheit, jedoch ganz mit geschlämmtem Thon überzogen, ungefähr 7" hoch. In dieser Urne lagen die zerbrannten Knochen eines neu gebornen Kindes; die zarten Schädelbruchstücke, welche so stark sind wie dickes Papier, und zwei erhaltene kleine Rückenwirbel geben den sichern Beweis. Es ist hier also eine im Wochenbette mit ihrem Kinde gestorbene Mutter beigesetzt; es ist schon früher die Beobachtung gemacht, daß in solchen Fällen die Urne des Kindes in der Urne der Mutter steht: vgl. Jahrb. XXIV, S. 295, und oben S. 183. Die beiden Urnen, von denen sich die größere fast ganz hat wieder zusammensetzen lassen, sind zerbrochen und in den Rändern lückenhaft; wahrscheinlich hat sie in ihren obern Theilen der Ackerpflug oft gefaßt und zerbrochen und in den obern Theilen zerstört. Die Kinderurne lag in Bruchstücken mit den Kinderknochen in der Mitte der großen Urne und enthielt viel mehr losen Sand, als diese. Alterthümer wurden nicht gefunden, obgleich die Urne unangerührt mit allen Knochen nach Schwerin gebracht und hier ausgeräumt ist; es sind entweder keine Alterthümer vorhanden gewesen, oder sie sind, da sie obenauf gelegen haben werden, durch den Pflug beim Zerbrechen zerstreut.
Es ward nahe bei dieser Urne eine zweite Urne gefunden, welche jedoch völlig zerbrochen war und nicht gerettet werden konnte.
Diese Urnen gehören ohne Zweifel noch zu dem großen "Wendenkirchhofe von Schwiesow", welcher im J. 1847 bei der Anlage der Eisenbahn bei der schwiesowschen Ziegelei gefunden und durchschnitten ward; vgl. Jahrb. XIII, S. 380. Die Bestattungsweise und die Beschaffenheit der Urnen ward eben so beobachtet, wie sie jetzt gefunden ist. Im J. 1847 wurden hier 20 bis 30 Urnen in Scherben ausgegraben und ebenfalls keine Alterthümer gefunden, obgleich der Herr Seidel zu Bützow den Platz sorgfältig durchsuchte.
G. C. F. Lisch.