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Alte Stickereien in der Kirche zu Güstrow.
Die zur bessern Erhaltung der obern Altardecke in der Pfarrkirche untergebreitete leinene Unterdecke war mit mehrern Bruchstücken mit alten Stickereien geflickt, welche wahrscheinlich Kanten von alten Altardecken oder Antependien gewesen sind. Im Allgemeinen haben diese Stickereien antiquarischen Werth nicht allein wegen der Darstellungen und der Arbeit, sondern auch wegen der Zeichnung. Durch die Bemühungen des Herrn Kirchenvorstehers Gerber zu Güstrow sind diese Reste alter Kunst in das großherzogl. Antiquarium gekommen.
besteht aus zwei Streifen, 7 Zoll breit, jeder 3 1/2 Fuß lang, beide oben mit anscheinend etwas jüngern Stickereien von gleicher Breite geflickt. Der Grund der ältern Hauptstreifen ist von festem, blutrothen Taffet, dicht mit gestickten goldenen Lilien besetzt. Jeder alte Hauptstreifen hat zwei Felder, in deren jedem eine Heiligenfigur in Gold und farbiger Seide aufgenähet ist. Die Zeichnungen sind richtig, edel und geschmackvoll gehalten. Die Arbeit stammt wohl noch aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.
Oben sind zwei eben so breite Streifen von 1/2 Fuß Länge Zum Ausflicken angesetzt. Diese sind offenbar nach unten hin abgeschnitten, da die Figuren nur bis zu den Knieen vorhanden sind. Das Seidenzeug des Grundes ist sehr lose gewebt; die Lilien sind nicht mehr ganz von Gold, sondern von Gold und rother Seide gestickt, eben so sogar die Heiligenscheine. Der Styl der Zeichnungen ist nicht so ernst, die Arbeit nicht so reich und gediegen, wie bei den übrigen Figuren.
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Die Darstellungen sind folgende, von oben nach unten:
I. auf dem einen Streifen:
1) die H. Anna mit der Maria auf dem Arme, welche das Christkind auf dem Arme hat, (oben zum Ausflicken angesetzt);
2) der Apostel Andreas, mit einem Andreaskreuze vor sich; diese Figur fehlt jetzt ganz, ist aber aus den Umrissen auf dem Grunde klar zu erkennen;
3) der Apostel Paulus, mit einem aufgerichteten Schwerte in der rechten Hand;
II. auf dem zweiten Streifen:
1) Gott Vater, die rechte Hand zum Segnen erhoben, in der linken Hand die Weltkugel haltend;
2) der H. Gregor Papst, mit der dreifachen Krone, mit der rechten Hand einen päpstlichen Stab mit einem Doppelkreuze, in der linken Hand einen aufgerichteten großen Schlüssel haltend;
3) die H. Katharine, mit einer Krone auf dem Haupte, in der linken Hand ein nach unten gerichtetes Schwert haltend, mit dem Bruchstücke eines mit Stacheln besetzten Rades zu den Füßen.
besteht aus zwei Streifen, 8 1/2 Zoll breit, jeder 4 1/2 Fuß lang, welche oben durch ein gewebtes, gemustertes Stück Zeug von 1 Fuß Länge mit einander verbunden sind; unten an den Enden sind Franzen angesetzt. Der ganze Grund ist einfach, aber geschmackvoll gestickt oder genäht. Jeder Streifen enthält 3 Figuren, welche unter Baldachinen stehen. Diese Stickerei ist leichter und loser und nicht so reich, als in der andern Stickerei, auch ist die Zeichnung nicht so edel, wenn auch noch sehr gut Diese Stickerei enthält nur weibliche Heilige.
Die Darstellungen sind folgende, von oben nach unten:
I. auf dem einen Streifen:
1) die H. Katharine, in der rechten Hand ein nach unten gerichtetes Schwert haltend, neben dessen Spitze ein halbes Rad zu ihren Füßen liegt;
2) die H. Maria Magdalene (?), mit einer (orientalischen) Mütze und sehr langem, gelben Haar, etwas (eine Salbenbüchse?) in den Händen haltend, das nicht mehr zu erkennen ist;
3) die H. Johanna (?), (als Aebtissin?), mit einer Bischofsmütze auf dem Haupte, mit Weihel und Wimpel (d. i. Kopf= und Kinntuch), mit einem großen, auf der Erde stehenden Kreuze im linken und einem Gefäße (wie es scheint) im rechten Arme;
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II. auf dem andern Streifen:
1) eine heilige Jungfrau, welche etwas in der Hand hält, das nicht mehr zu erkennen ist;
2) die mittlere Figur fehlt: der Leinewandgrund ist mit einer weiblichen Figur in Wasserfarben so schlecht bemalt, als hätte es ein Kind gemacht;
3) die H. Elisabeth, in fürstlichem Gewande, in goldenem Rock und rothem Mantel, mit einem weißen Wittwenschleier, mit einer Krone in der rechten Hand.
G. C. F. Lisch.