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d. Vorchristliche Alterthümer gleich gebildeter europäischer Völker.


Ueber ein angebliches, zu Weitendorf aufgefundenes Götzenbild.

In Wismar und in der Umgegend ging bei einigen Gebildeten das Gerücht, es sei vor mehrern Jahren zu Weitendorf bei Wismar bei dem Herrn Baron von Biel ein "Götzenbild" aufbewahrt gewesen, jedoch wußte man nicht, wo es gefunden und wo es geblieben sei. Um auch diesen letzten "Spuk" 1 ) zu bannen, wandte ich mich an den Herrn Baron von Biel auf Zierow und Weitendorf etc. . und bat denselben um Auskunft, die ich denn auch sogleich erhielt, des Inhalts: daß "der einzige Gegenstand seiner kleinen Sammlung von Alterthümern, welcher einem Götzen ähnlich sehe, eine kleine Figur in Form einer Mumie sei; ob diese in einer schönen, mit kleinen Knochen gefüllten Vase gefunden sei, vermöge er jedoch nicht anzugeben". Der Herr Baron von Biel erbot sich dabei freundlichst, auf Verlangen das Bild zur Ansicht übersenden zu wollen, was denn auch binnen kurzem geschah.

Das besprochene, sogenannte Götzenbild ist nun nichts weiter, als eine von jenen in allen öffentlichen und in Privatsammlungen so häufig vorkommenden ägyptischen Statuetten in Gestalt einer Mumie, von weißlichem Thon oder Stein, ungefähr 2" lang, wie sie in Italien viel gefunden werden und zu haben sind. Wahrscheinlich ist also das Bild mit der Urne aus Italien hergebracht; es wäre freilich möglich, daß es in Meklenburg gefunden sei, es läßt sich dies aber nicht mehr ermitteln.

Es muß also auch dieses Bild aus der Reihe der angeblichen heimischen Götzen gestrichen werden. Es könnte für uns höchstens als römischer Fund von Interesse sein, wenn es sich nachweisen ließe, daß es im Lande gefunden wäre.

G. C. F. Lisch.     


1) Vgl. oben S. 254 Hünengrab von Godern.