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In Jahrb. IV, S. 1 flgd. ist die Geschichte des merkwürdigen Klosters der Brüder vom gemeinsamen Leben zu S. Michael in Rostock geschildert. Das Wirken der Brüderschaft ist so interessant, daß es sich der Mühe verlohnt, neue Entdeckungen aus der Geschichte der selben mitzutheilen. Ich gebe hier folgende Nachträge.
1) Am 10. März 1482 verpfändete der rostocker Burgemeister Gottschalk Buk den Brüdern 6 Mark jährlicher Hebung aus einem Bauerhofe in dem bei Rostock gelegenen Dorfe Bistow 1 ) für ein Kapital von 100 Mark sundisch. Diese Hebung ist, bei dem wahrscheinlich nicht lange darauf erfolgten Aussterben des Patricier=Geschlechts Buk, nicht wieder eingelöset und ohne
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Zweifel der "eine Bauer in Bistow", welcher späterhin an das Dom=Capitel und darauf an das Consistorium zu Rostock überging 1 ), indem das Dom=Capitel im Besitze der Original=Verpfändungsurkunde war; die Brüder vom gemeinsamen Leben hatten diese Hebung schon am 4. Julii 1499 der Collegiatkirche zu S. Jacobi in Rostock cedirt 2 ).
2) Es giebt nur wenig Spuren davon, daß Bruderhäuser östlich über Rostock hinaus existirt haben. Sicher bekannt ist es jedoch, daß zu Kulm in Preußen gegen das Ende des 15. Jahrh. ein Fraterhaus 3 ) gegründet ward, welches eine bedeutende Schule (Gymnasium im neuern Sinne) hielt. Zwar war dasselbe unmittelbar aus Zwoll gestiftet, ward aber gewöhnlich von Rostock aus mit Kräften versorgt. Das Haus fristete Anfangs nur ein kümmerliches Dasein. "Aber auf den Wunsch und auf Kosten "der pommerschen Stände ward 1508 ihnen und einigen aus "dem wegen seiner Gelehrsamkeit berühmten Rostocker Fraterhause herbeigerufenen Klerikern die Leitung einer allgemeinen "Landesschule, eines sogenannten Studium particulare, in "Kulm übertragen, in welcher sie die freien Künste, ganz besonders Philosophie, lehrten. Mit welcher Sorgfalt man von "Danzig aus das neue Institut pflegte und überwachte, bezeugt "ein Schreiben 4 ) des städtischen Rathes an das Fraterhaus in Rostock (14. Sept. 1517), in welchem er sich "beklagt, daß der gelehrte Pater Engelbert von demselben "aus Kulm abgerufen sei, und um Zusendung anderer gelehrter Präceptoren und Verweser bittet, damit die äußerlich so wohl gelegene Schule nicht durch Mangel an Lehrern wieder untergehe." Vgl. Th. Hirsch Die Ober=Pfarrkirche von S. Marien in Danzig. Danzig, 1843, I, S. 252 flgd.
G. C. F. Lisch.