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IV.

B. Die Reformation zu Malchin,

von

G. C. F. Lisch.


D ie Geschichte der Reformation in der Stadt Malchin ist sehr interessant, weil die Kirchenverbesserung hier mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte und uns darüber jetzt die Acten ziemlich vollständig vorliegen. Der Kampf in der Stadt Malchin ward besonders durch zwei Umstände hervorgerufen. Einmal war die Pfarre zu Malchin seit dem J. 1301 mit einer durch das Dorf Kotendorf dotirten Domherrenstelle des Collegiatstiftes Güstrow vereinigt und bald darauf das Patronat dem Domdechanten von Güstrow übertragen; im J. 1489 ward dieser Stelle auch noch die Pfarre zu Teterow einverleibt: 1 ) es war also immer ein güstrowscher Domherr Pfarrer von Malchin und Teterow, natürlich durch Vicare vertreten, unter dem Patronate des Domdechanten von Güstrow. Da nun die Dom=Capitel des Landes am längsten und heftigsten der Reformation widerstanden, so läßt sich annehmen, daß alle Mittel aufgeboten wurden, den lutherischen Geist in der Stadt nicht aufkommen zu lassen. Andererseits gehörte Malchin zu den Städten, welche durch den Neu=Brandenburger Hausvertrag vom J. 1520 in der Landestheilung den beiden Herzogen Heinrich und Albrecht zur gemeinschaftlichen Regierung geblieben waren. Die Herzoge hatten das Land getheilt; nur die Prälaten, (also die Bisthümer, Domstifter und großen Feldklöster), der Adel und 12 Städte: Rostock, Wismar, Parchim, Güstrow, Neu=Brandenburg, Schwerin, Sternberg, Malchin, Teterow, Röbel, Waren und Friedland, waren gemeinschaftlich geblieben; durch die Erneuerung dieses Vertrages vom 22. Dec. 1534 kam auch Woldeck zu diesen gemeinschaftlichen Städten. Aber


1) Vgl. Jahrb. XII, S. 16.
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grade durch den Widerstreit der beiden Brüder siegte und erstarkte die Reformation in diesen Städten früher, als anderswo, und mochte der Herzog Heinrich auch überall gerne der "Friedemacher" sein und leise auftreten, so zeigte er sich doch immer dort sehr entschlossen und kräftig, wo er mit seinem Bruder Albrecht in Opposition stand.

Bis zum J. 1531 hatte das güstrowsche Dom=Capitel unter dem Schutze des Herzogs Albrecht dafür gesorgt, daß sich das Verlangen nach lutherischer Predigt in Malchin nicht laut geäußert hatte. Jetzt war aber das Bedürfniß vorhanden und der Herzog Heinrich setzte gegen die Mitte des Jahres 1531 den bisherigen Prediger Thomas Aderpul von Gressow, der sich bis dahin lange Zeit in der Gefangenschaft des Bischofs von Ratzeburg befunden hatte und nach seiner Befreiung nicht gut in Gressow halten konnte, als Prädicanten nach Malchin: der Mann mochte ihm durch seine Erlebnisse 1 ) geeignet erscheinen, seinem Bruder die Spitze zu bieten. Kaum hatte er hier eine Zeit lang gepredigt, als ihn der Herzog Albrecht verjagen ließ. Sogleich befahl nun der Herzog Heinrich seinem Secretair Sebastian Schenck zu Güstrow und seinem Vogt Hans v. Quitzow zu Stavenhagen sich mit Thomas Aderpul nach Malchin zu verfügen, denselben dort wieder ins Predigtamt einzusetzen und dem Rathe und der Stadtgemeinde, auch der Priesterschaft in des Herzogs Namen zu befehlen, den Prediger in seinem Amte nicht zu hindern, sondern zu gestatten, zu schützen und zu handhaben. Zugleich befahl am 16. Aug. 1531 der Herzog 2 ) dem Thomas Aderpul, er solle sich sogleich mit seinem Fuhrwerke nach Güstrow zu Sebastian Schenck und mit demselben zu seiner Wiedereinführung nach Malchin verfügen, nach solcher Einführung "das Wort Gottes daselbst dem Volke ferner, wie zuvor, lauter und rein predigen und sich hinfort so leicht nicht erschrecken und verjagen lassen; damit er vor Ueberfall gesichert sein möge, schickte ihm der Herzog ein schriftliches "Sicher Geleit."

Der Herzog Albrecht hatte dies kaum erfahren, als er den Thomas Aderpul schriftlich zur Verantwortung aufforderte, wie er sich, trotz seines Verbotes, des Predigtamtes anzumaßen unterstehen könne. Thomas Aderpul antwortete 3 ) dem Herzoge Albrecht am 31. Oct 1531, daß sein Bruder ihn das Evangelium Christi zu predigen abgefertigt habe; er habe nach seinem Verbot Entlassung gefordert, aber sein Bruder habe ihm münd=


1) Vgl. oben Die Reformation in Gressow S. 66.
2) Vgl. Anl. Nr. 1.
3) Vgl. Anl. Nr. 2.
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lich und schriftlich befohlen, das Evangelium Christi nach wie vor in Malchin zu predigen, und ihn hier durch seine Commissarien, Sebastian Schenck und Hans von Quitzow, wieder einführen lassen.

Als nun der Einfluß des Herzogs Albrecht die lutherische Predigt nicht unterdrücken konnte, setzte das Dom=Capitel zu Güstrow seine Hebel in Bewegung. Der Dompropst schickte sogleich den Dechanten nach Malchin und ließ durch diesen dem dortigen Küster verbieten, dem Prädicanten, wenn er Messe mit dem Abendmahl unter beiderlei Gestalt halten wolle, weder Meßgewand, noch Kelch zu geben. Die lutherische Gemeinde wandte sich an den Rath, mit der Bitte, einen Befehl an den Küster zur Auslieferung des Kelches und Meßgewandes zu erlassen, damit kein Aergerniß gegeben werde; aber der Rath weigerte sich, dies zu thun. Es waren schon mehrere Gemeindeglieder aus der Welt geschieden, ohne die Sacramente zu empfangen. Auch die katholische Geistlichkeit wollte den lutherisch Gesinnten das Abendmahl nicht reichen, sondern sagte, um die Schwachen zu ärgern, mit vielen Lästerreden, "die Martinianer würden wie die Hunde ohne Sacramente hingeworfen;" der Herzog Heinrich habe dem Prädicanten nur den Predigtstuhl erlaubt. Viele Rathsmitglieder unterstützten die katholische Geistlichkeit, indem sie vorgaben, der Herzog Heinrich habe in andern Städten angeordnet, den Gottesdienst nur nach den Gebräuchen der römischen Kirche zu halten. Deshalb baten am 11. Nov. 1531 "die Versammlung des göttlichen Wortes und die Bekenner des Evangeliums Christi zu Malchin" den Herzog Heinrich 1 ) dringend, er möge sich ihrer Noth erbarmen und ihnen zum Gebrauche des heiligen Sacramentes verhelfen und deshalb die behufigen Befehle an den Rath und die Priesterschaft erlassen.

Der Herzog Albrecht versuchte nun die Verjagung der lutherischen Prediger in allen gemeinschaftlichen Städten. Er verbot persönlich den Prädicanten: Mathias Papenhagen zu Neu=Brandenburg am 15. Febr. und Jürgen Berenfelder zu Friedland am 16. Febr. 1532 die lutherische Predigt 2 ). Der Herzog Heinrich setzte sie aber am 11. März 1532 persönlich wieder ein. Der Herzog Albrecht prüfte auch selbst die Prädicanten; namentlich inquirirte er sie über ihren Glauben von der Messe. Die Lehre von der Wandelung im Abendmahl war allerdings der Hauptpunkt, in welchem die Partheien auseinander gingen;


1) Vgl. Anl. Nr. 3.
2) Vgl. Jahrb. XII, S. 153.
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besonders ward damals im Lande die Frage besprochen, ob die in der Monstranz aufbewahrte Hostie auch der wahre Leib Christi sei. Der Herzog Albrecht hatte auch den Jürgen Berenfelder darnach befragt und dieser hatte erklärt, er glaube, daß in dem Abendmahle der wahre Leib Christi sei; ob er aber auch in der in der Monstranz aufbewahrten Hostie sei, darüber sei er, mit Luther und Bugenhagen, noch in Zweifel 1 ). Auf diese Erklärung hatte ihn der Herzog Albrecht für einen Ketzer erklärt und seines Amtes entlassen. - Auch gegen den Thomas Aderpul verfuhr der Herzog Albrecht auf gleiche Weise. Der Herzog Albrecht hatte geschrieben, Aderpul habe in seiner Gegenwart erklärt, das Sacrament, wenn es nicht von Menschen empfangen werde, sei kein Sacrament und kein Gott. Der Herzog hatte ihn gefragt, "wenn es im Hüseken (= Häuschen, Sacramenthäuschen) stände, ob es dann auch ein Sacrament sei"; Aderpul habe geantwortet: "außer dem Gebrauche sei es ein Mißbrauch; so lange das Wort, worin das Sacrament seine Kraft habe, bleibe, bestehe auch das Sacrament, übrigens sei man in Sachen des Glaubens nicht schuldig, etwas zu glauben und zu thun, was nicht in Gottes Wort gegründet sei."

Auf diese Anzeige übergaben die beiden Prediger Thomas Aderpul zu Malchin und Jürgen Berenfelder zu Friedland dem Herzoge Heinrich schriftliche Bekenntnisse 2 ), in welchen sie erklärten, "nach den von Christo gesprochenen Einsetzungsworten Christi sei bei der Consecration wahrhaftig der Leib und das Blut Christi in dem Brote und dem Weine; aber die Verehrung des Sacraments ohne das Wort sei eine Verspottung." Beide erboten sich, vor den Landesherren und den Prälaten, Mannen und Städten (d.h. den versammelten Landständen) gelehrten und unpartheiischen Richtern ihren Glauben zu begründen.

Der Herzog Albrecht versuchte nun alle Mittel, um die immer heller empor lodernde Flamme der Wahrheit zu löschen. Im J. 1532 oder 33 wandte er sich an den deutschen König Ferdinand 3 ) mit dem Berichte, er habe auf kaiserlichen Befehl die Neuerung in der Religion in seinem Gebiete überall abgeschafft und in den Städten, welche ihm und seinem Bruder ungetheilt gehörten, namentlich zu Wismar, Rostock, Parchim, Neu=Brandenburg, Friedland und Malchin, welche der neuen Secte


1) Vgl. Jahrb. XII, S. 153.
2) Vgl. Anl. Nr. 4. und Nr. 5
3) Vgl. Anl. Nr. 6.
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anhängig seien, die Prädicanten ausgewiesen, sein Bruder habe dieselben aber alle Wege wieder eingesetzt; die kaiserlichen Befehle würden in Wismar und Rostock gar nicht geachtet, vielmehr habe sein Bruder sich vernehmen lassen, kaiserliche und königliche Majestäten hätten ihm in dem, was seiner Seelen Seligkeit betreffe, nicht zu gebieten, vielmehr habe er noch vor kurzem zu Parchim zwei neue Prädicanten an die Stelle der vertriebenen eingesetzt; die von Rostock und Wismar hätten die Schwarzen= (Dominikaner=) Klöster eingenommen u.s.w. Er bat daher, die königliche Majestät möge ein Einsehen thun und ein Pönal=Mandat ergehen lassen, damit die kaiserlichen Mandate befolgt würden; wenn der König dies nur thun wolle, so wisse er die Sache unter seinem Beistande wohl ins Werk zu bringen: er möge ihm daher seinen Rath mittheilen und dem Kurfürsten von Brandenburg befehlen, mit ihm denselben Weg zu gehen.

Am 17. Sept. 1533 wandte sich der Herzog Albrecht an den ihm gleichgesinnten Kurfürsten Joachim von Brandenburg 1 ) und klagte ihm, sein Bruder achte die kaiserlichen und Reichs=Abschiede gar nicht; er habe zu Schwerin, Güstrow, Sternberg, Wismar 2 ), Rostock und sonst lutherische Prädicanten eingesetzt und selbst die lutherische Lehre angenommen, auch in den ihnen beiden gemeinschaftlichen Städten, namentlich in Neu=Brandenburg, Friedland, Malchin, Parchim, auch in Jungfrauenklöstern 3 ), wo er, Herzog Albrecht, die lutherischen Prediger verjagt, dieselben in eigener Person wieder eingeführt; der Kurfürst möge daher doch den kaiserlichen und königlichen Befehlen nachsetzen, damit also die Irrung zwischen ihm und seinem Bruder wegen der Religion gehoben werde. Der Kurfürst erwiderte ihm am 3. Sept. 1533, er habe das, "was sich sein Bruder Herzog Heinrich der martinischen=lauterischen Lehre halben unterstanden, und daß er derselben anhängig geworden," ganz ungerne vernommen, und rieth ihm, er möge zuvor erst den Rath des Kaisers, des Erzbischofs von Mainz, des Herzogs Georg von Sachsen und der Herzoge Erich und Heinrich von Braunschweig einholen.


1) Vgl. Anl. Nr. 8.
2) In diesem Schreiben sagt der Herzog, daß in dem Schwarzen=Kloster zu Wismar seine Mutter und deren Schwester, Herzogs Balthasar Gemahlin, begraben liegen; vgl. Jahrb. VI, S. 124.
3) Der Pfarrer Johann Reyneke zu Gr. Tessin, im Gebiete des Klosters Neukloster, früher Propst dieses Klosters, hatte im J. 1529 geheirathet; vgl. Lisch Mekl. Urk. II, S. 258 (und 253). Die Nonnen zu Eldena und Rehna, beide im Bisthume Ratzeburg (!), waren eifrig protestantisch; vgl. Jahrb. VIII, S. 49.
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Eine sehr interessante Erscheinung ist, daß um diese Zeit, wir wissen leider nicht in welchem Jahre, eine Deputation der evangelischen Bürger von Parchim, Neu=Brandenburg, Friedland, Malchin und Woldeck auf dem Landtage 1 ) erschien und um Schutz und Verwendung bei den Landesherren bat; sie brachten vor, obgleich in diesen Städten das "Wort Gottes rein, lauter, klar und ohne menschlichen Zusatz, ohne Aufruhr, zum Frieden und mit Frucht gepredigt werde", so werde doch täglich von den "elenden, unwissenden Papisten" mit heftigen Strafen, ja mit dem Tode gedrohet, um sie zu ihrem papistischen, antichristlichen Glauben zu zwingen, gleich als wenn dies ohne Umsturz (stortung) dieses guten, schönen, gnadenreichen Landes, in welchem alle Menschen gut evangelisch seien, möglich wäre; sie vertrösteten sich des edeln Adels des Landes und der besten "und mächtigsten Städte, welche sämmtlich der evangelischen Lehre anhängig seien", daß sie nicht mit Gewalt von ihrem Glauben gebracht würden.

Endlich ward doch ein Ausweg gefunden, um den Aufruhr zu unterdrücken, und grade dieser Wendepunct ist in der Geschichte der Reformation zu Malchin so klar, wie sonst nirgends im Lande. Am 30. Julii 1533 hatte der Kurfürst Joachim von Brandenburg an den Herzog Heinrich geschrieben: der Herzog Albrecht habe ihm persönlich gesagt, es sei "nie seine Meinung gewesen, seinem Bruder zum Verdruß, die Prediger, welche dem Volke Gottes Wort verkündeten, zu verjagen, vielmehr wolle er sie schützen und handhaben helfen, nur könne er nicht leiden, daß zu Wismar und an einigen Orten umher Prediger von der zwinglischen Secte lehrten und das Volk verführten; der Herzog habe sich gegen den Kurfürsten erboten, daß in den Städten, in welchen zwei Pfarrkirchen seien, er seinem Bruder eine Kirche überlassen wolle, wenn er ihm die andere gönnen werde, jedoch daß die Prediger auf der Kanzel sich alle Wege der Schmähworte und anderer undienstlicher Reden enthielten, die mehr den Aufruhr, als den Frieden beförderten".

Nach solchen Verhandlungen kam denn am 25. Jan. 1534 zu Güstrow zwischen beiden Herzogen eine Ausgleichung, wie ausdrücklich gesagt wird, zu Stande, deren Folge für Malchin eine Instruction 2 ) war, welche dort im J. 1534 für den Gottesdienst erlassen ward; wahrscheinlich wurden auch für andere


1) Vgl. Anl. Nr. 7.
2) Vgl. Anl. Nr. 9.
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Kirchen Einrichtungen ähnlicher Art getroffen. Es ward für Malchin, wo nur eine Pfarrkirche war, angeordnet, daß jeder Theil zur bestimmten Zeit dieselbe Kirche benutzen sollte; jeder Theil erhielt die Instruction dazu von dem ihn beschützenden Herzoge. Der Herzog Heinrich verordnete für den Prädicanten zu Malchin, daß in der Pfarrkirche, und sonst in keinem andern kirchlichen Gebäude, an jedem Sonntage und Festtage und auch an jedem Mittwoch und Freitage, wenn kein Festtag in der Woche sei, die Zeit des Morgens von 6 bis 8 Uhr für den lutherischen Gottesdienst, die übrige Zeit aber Vormittags und Nachmittags für die "andere Priesterschaft" zu deren gottesdienstlichen Ceremonien bestimmt sein solle; übrigens sollten beide Theile in ihren Predigten weder sich einander, noch jemand anders schmähen, schelten oder verachten, bei Strafe der Amtsentsetzung für den Uebertretungsfall, sondern nur die göttliche Schrift lauter und rein predigen. - Aus dieser interessanten Instruction geht hervor, daß damals beide Theile sich wohl noch so ziemlich die Waage hielten. Freilich waren die Protestanten in der Zeit sehr beeinträchtigt, indem ihnen nur wenig und dazu ungelegene Zeit gegönnt ward; von der andern Seite aber muß man berücksichtigen, daß die katholische Priesterschaft sehr zahlreich war und viel mehr Zeit gebrauchte, ihren alten Verpflichtungen nachzukommen; daß den Protestanten nur die Pfarrkirche eingeräumt ward, geschah theils ohne Zweifel deshalb, um ihnen nichts zu vergeben, theils aber auch um ihnen eine größere und passend eingerichtete Räumlichkeit zu gönnen und sie in einer bestimmt angewiesenen Kirche leichter beaufsichtigen zu können.

Zur Zeit der ersten evangelischen Visitation 1535 1 ) stand Thomas Aderpul in Malchin schon ganz fest; die Visitatoren hatten über Malchin nichts zu berichten. Dagegen stand es in der Pfarre Teterow, welche der Pfarre Malchin incorporirt war, noch sehr schlecht, indem dort damals noch kein evangelischer Prädicant war und Thomas Aderpul natürlich viel damit zu kämpfen hatte, indem die katholischen Geistlichen zu Teterow von denen zu Malchin eifrig unterstützt wurden. Die Visitatoren sagen:

"Zu Detro sind eyn ganczer hauff folcks, die sich mit Namen auffgezeichend, dem hern Thomas gen Malchin haben zugeschriben vnd bytten, er wöll helffen, das E. g. da hyn einen rechten evangelischen prediger möchte verordnen, vnd durst sy seer nach dem worth. Da haben wir hyn (nach Malchin) verbotschafft den


1) Vgl. Jahrb. VIII, S. 44.
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predicanten auss detro, weil er sich hat hören lassen, er predige das Ewangelium recht; aber im examiniren ist erfunden eyn vngeschickt, vngelert man, der noch vom glauben, noch vom ewangelium, noch von versorgung der seelen weys, und doch gancz vermessen, als kunde ers besser, dann kein ander".

Im J. 1542 war, zur Zeit der großen Kirchen=Visitation unter dem Superintendenten Ribeling, die Reformation in Malchin schon völlig durchgedrungen und die Visitatoren konnten schon eine kirchliche Policeiordnung 1 ) für die ganze Stadt und alle kirchlichen Stiftungen erlassen. Namentlich ward in derselben der Rath der Stadt ermahnt, "daß sie bei dem heiligen wahren Worte Gottes standhaft bleiben und als Häupter und Vornehmste der Stadt ein gutes Beispiel geben sollten, wobei sie der Herzog Heinrich handhaben und schützen wolle gegen alle Verfolger und Feinde des Evangelii". Weiter als diese Anspielung kommt in der Ordnung nichts mehr von der katholischen Geistlichkeit vor. Es ward auch dem Rathe empfohlen, da es für einen Prädicanten zu schwer sei, der ganzen Stadt vorzustehen, noch einen christlichen Seelsorger anzustellen.

Daraus ward jedoch noch lange nichts. Die vielen Güter der zahlreichen Geistlichkeit wurden zum Kirchenvermögen geschlagen, ohne daß an die Seelsorge gedacht ward. Von der ruhigen, geregelten und beaufsichtigten Durchführung der Reformation in Malchin kommt es auch ohne Zweifel, daß die Kirche zu Malchin noch jetzt eine der reichsten im Lande ist; hier ward jeder Theil des geistlichen Gutes strenge beaufsichtigt. An andern Orten ging es wilder her und jeder behielt und nahm, was er erhalten konnte, namentlich dort, wo der Papismus lange florirte: hier hielt ein Gläubiger nach dem andern geistliches Gut zurück, bis es zuletzt nach langer Zeit - vergessen war.

Thomas Aderpul hatte nun 17 Jahre in Malchin gewirkt und allein die Reformation eingeführt und vollständig durchgeführt. Und doch ward es ihm nicht gedankt! Er verwaltete das schwere Amt noch immer allein und erhielt seine geringe Besoldung 2 ) sehr unregelmäßig, ja er mußte selbst in die Tasche greifen, wenn Kirche und Schule gehörig versorgt sein sollten.


1) Vgl. Anl. Nr. 10.
2) Er hatte mehrere katholische Lehne, z.B. nach dem Visitations=Protocolle von 1552:
"Tho S. Peters altar ein lehn Er Thomas Aderpol vorlehnet."
"Thom Heiligen Geiste thom hogen altare ist Er Thomas Aderpol vorlehnt gewest."
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Dann sah er sich zu Malchin in seinem Wirken getäuscht: er befand keine Frucht des Evangelii nach seinem Sinne, sondern Sicherheit, Schwelgerei und Ungerechtigkeit, die Ausgeburten einer falsch verstandenen Freiheit, wie sie in jenen Zeiten wohl erscheinen. Im Gegentheile mußte er von den Uebermüthigen, die er gehoben hatte, hinter seinem Rücken viele unnütze und unleidliche Worte hören.

So faßte Thomas Aderpul denn den festen Entschluß, den Staub von seinen Füßen zu schütteln und Malchin zu verlassen. Er that diesen Entschluß im J. 1547 in einer offenen Erklärung 1 ) der Stadt kund und führte ihn auch bald aus, nachdem er, wie er selbst sagt, vor 17 Jahren seine erfolgreiche Wirksamkeit in Malchin begonnen hatte. Der Herzog versetzte ihn in demselben Jahre nach Bützow, wo er, wenn auch manche Prädicanten in der katholischen Stadt vor ihm nicht sehr erfolgreiche Versuche gemacht hatten, die Reihe der protestantischen Prediger beginnt und auch hier zuerst die protestantischen Kirchenverhältnisse ordnete und das Lutherthum ganz durchführte. In Bützow wirkte er noch ungefähr 10 Jahre lang.

Aderpuls Nachfolger in Malchin war Johann Stüdemann, welcher Prediger zu Danneberg und von Geburt ein Meklenburger war. Stüdemann war ein Bekannter und Freund des ersten meklenburgischen Superintendenten Johannes Ribeling, der früher zu Braunschweig gepredigt hatte. Als Aderpul im J. 1547 seinen festen Willen erklärt hatte, von Malchin gehen zu wollen, gingen zwei Rathspersonen mit Briefen des Herzogs Heinrich und des Superintendenten Ribeling ("meines gunstigen hernn vnd broders") persönlich nach Danneberg, um dem Johann Stüdemann die Einladung nach zu Malchin überbringen, nachdem er "vp des hochgedachten Fursten vorordentt tho iwer christlicken gemeinte Pastor vnd Sehelsorger geuocirtt." Auf diese Einladung antwortete er dem Rathe zu Malchin am 11. Dec. 1547 in einem plattdeutschen Schreiben, daß er gegen seinen eigenen Willen den Gesandten nicht auf dem Fuße folgen könne, aber auf nächsten Ostern, wenn er sich in Danneberg mit Ehren und gutem Gewissen expedirt haben würde, sich bestimmt nach Malchin ("alse christlicken vnnd gothfruchtigen schapen") zu begeben Willens sei, in der Hoffnung, daß der Herzog Heinrich bei den Räthen des Fürstenthums seine Beurlaubung erwirken werde. Er ging gerne aus Danneberg, da ihm dort das Amt, namentlich das Reiten (in die Umgegend) zu beschwerlich war:

"denne weile idt myne gelegenheitt des ridendes hal=


1) Vgl. Anl. Nr. 11.
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uen aller by desser Condition die lenge nicht synn kann vnnd ick my hir myn leuelanck io nicht tho bliuende vorplichtett vnnd my mynem Vaderlande nach mynem vermoege tho denende schuldich erkenne."

An demselben Tage schrieb er in gleichem Sinne einen lateinischen Brief an den Superintendenten Ribeling.

Stüdemann wird also Ostern 1548 die Pfarrstelle zu Malchin übernommen haben.

Stüdemann setzte es bald durch, daß neben ihm ein zweiter Prediger angestellt ward. Dies war Martin Wagner aus Dinkelsbühl ("Zeapolitanus"), welcher im J. 1549 berufen sein wird, da David Chytraeus über ihn am 20. März 1557 sagt, daß er über 5 Jahre das Wort Gottes gepredigt habe. Er hatte 3 Jahre auf der Universität Wittenberg und namentlich bei Melanthon ("Philippum") studirt und darauf 2 volle Jahre seine Studien zu Rostock, namentlich bei Johann Aurifaber, fortgesetzt. Hierauf war er nach Malchin berufen 1 ). Hier zeigte er sich zwar von einer achtungswerthen Seite, jedoch stand seiner Wirksamkeit sein schwäbischer, also hochdeutscher, Dialekt im Wege, auch war, nachdem er sich verheirathet hatte, sein Gehalt nicht mehr ausreichend. Daher wünschte er im J. 1557 versetzt zu werden. Sein College Stüdemann empfahl ihn den Visitatoren dringend, obgleich er ihn gerne behalten hätte; David Chytraeus empfahl ihn eben so angelegentlich und rühmte seinen reinen Lebenswandel ("singulari vitae integritate et modestia "ministerium ornavit, - - typus fuit fidelium in doctrina et morum integritate"). Eben so stellte ihm die Universität Rostock ein rühmliches Zeugniß (von Joh. Aurifaber, David Chytraeus und Georg Reichius) aus. Namentlich empfahl ihn D. Chytraeus für Schwan oder Bützow (nach Aderpuls Tode?) und betheuerte, er werde sich überall auszeichnen ("Martinum, ubicunque collocabitur, singularem fidem, diligentiam, morum integritatem et modestiam nobis et omnibus bonis probaturum esse"). Martin Wagener erreichte jedoch seinen Zweck nicht.

Von den katholischen Geistlichen lebten mehrere noch lange während der Zeit dieser beiden Prediger, namentlich der ehemalige katholische Pfarrer oder Kirchherr Gert Süverke. Er wird noch aufgeführt bei der Visitation vom J. 1552:


1) "Communi visitatorum voluntate adjunctus est collega pastoris in ecclesia Malchinensi", sagt D. Chytraeus, und "Dominus Martinus Wagener, meus cooperarius, se hactenus apud me hic Malchini in ministerio divino probe et pie gessit", sagt J. Stüdemann von ihm im J. 1557.
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"de kerckhere er Suuerke".

Eben so heißt es in einem alten Register 1 ) der Einkünfte der Kirche:

"Tho S. Jacobs Altare twe Lehne, dat eine hort den Hanen tho Basedow, dat ander hefft de Kerckher Er Süverken verlehnt"

und

"Her Gerd Süverke".

Im J. 1568 starb der "letzte und älteste Pfaffe Herr Nicolaus Behrenfleth" 2 ).

Johann Stüdemann ward im J. 1578 nach dreißigjähriger Arbeit Alters und Kränklichkeits halber emeritirt und starb im J. 1579 3 ).

Martin Wagener lebte noch lange als Prediger zu Malchin. Im J. 1575 nahmen die "Pastores Herr Johann Stüdemann und Herr Martin Wagener Rechenschaft auf" 4 ). Er starb im J. 1596 5 ).

Auf Johann Stüdemann folgte Martin Möller, früher Pastor zu Boddin, 1578, † 1615.

Diesem folgte 1616, † 1631, Thomas Stindtmann, vorher des Herzogs Adolph Friederich Hofprediger.


1) Vgl. des malchinschen Pastors und Präpositus Christian Alard Malchinsches Denckmahl nach abgelegtem Evangelisch=Lutherschen Jubelfest, 1717, S. 27 und 28.
2) Vgl. daselbst S. 38.
3) Vgl. daselbst S. 40.
4) Vgl. daselbst S. 38.
5) Vgl. daselbst S. 40.
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Anlagen.


Nr. 1.

Befehl des Herzogs Heinrich von Meklenburg wegen der Wiedereinführung des lutherischen Prädicanten Thomas Aderpul zu Malchin.

D.d. Sternberg. 1531. Aug. 16.


Hinrick van gots gnaden
hertoge to Meckelnborg.

Lieue andechtige. Diewile wy in bygeschigkeden briefen vnsem Secretarien Sebastian Schengken geschrieben vnd beualen, dat hie vnd vnser vaget tom Stauenhagen Hans Quitzow sich mit jw gegen Malchin vorfugen vnd jw wedderumb aldar ins predigampt insetten vnd dar up dem Rade vnd der gantzen gemeinheit, ock der papeschop van vnsent wegen beuelen schollen, dat sie solichs gestaden vnd jw forder dar anhe keyne vorhinderunge doen vnd dar by hanthauen schollen, wie gy des van vnsem secretarien wider vornemen werdet, Szo begeren wy derhaluen, wollet jw vonstundt mit jwen perden vnd wagen to gedachtem vnsem Secretarien gegen Gustrow, dar gy enhe itzt befinden werdet, vnd ferner van dar neuen emhe gegen Malchin vorfugen, emhe disse briefe vorreicken vnd jw synes beuels holden vnnd nach solicher inwisinge dat wort gots aldar dem Volcke ferner, wie vor gescheen, lauter vnd reyne predigen vnd vorkundigen vnd jw hinfurder alßo lichtlich nicht vorschregken oder vorjagen laten, vnd darmit gy auerfals vnbefart aldar syn moget, schicken wy jw ock hirmit vnße schriftlicke sicher

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gleide. Dat is vnse meyninge. Datum Sterneberg am Middeweken nha assumptionis marie Anno etc. . XXXI.

Dem werdigen vnserm lieben andechtigen
Ern [Thomas Aderpul predicanten.]

Nach dem Concepte im großherzogl. meklenburg. Geh. und H. Archive zu Schwerin. Der Name des Prädicanten fehlt in der Aufschrift; es ist aber jedenfalls Thomas Aderpul gemeint und deßhalb hier dessen Name in [ ] beigefügt.


Nr. 2.

Erklärung des evangelischen Prädicanten Thomas Aderpul zu Malchin gegen den Herzog Albrecht, daß er von dem Herzoge Heinrich an sein Amt gewiesen sei.

D.d. Malchin. 1531. Oct 31.


Durchluchtiger, hochgeborne Fursthe, gnediger here. J.f.g. ßyn myne vnderdaninge gehorsam, vorplichte, stedes willige denste vor an allthyt borheyt. Hochgebarne furste, gnediger here, ick hebbe J.f.g. schrifthe an my gedan des dingesthages vor omnium Sanctorum myt vnderdeniger erbedunge entfangenn vnde auerlesenn, in welkern J.f.g. gnedichlick anthegeth, wo sick J.f.g. befromden late, wo ick nach J.f.g. vorbade des predigeamptes my vnderstha, vnde gnedichlick bogeren, wath my dar tho beorsaketh, J.f.g. vnderthenichlich tho erkennen geuen, bydde ick J.f.g. genedichlick wyllen annhemen, wenthe na J.f.g. afschede byn ick J.f.g. bouel gehorsam gewesth vnde van dar an J.f.g. here broder tho der thyt tho Swann vorfogeth vnde dweil syn f.g. my tho Malchin dat euangelium Christi tho predigen heft afgeferdigeth, vp J.f.g. vorboth van syner furstlyken gnadenn vorlof geforderth, welker syn f.g. my geweygerth vnde muntlick vnde scriflycken boualen, dat Euangelion Christi tho Malchin na wo vor tho predigen, myth syn f.g. geleide vnde geschickeden also Sebastian Schenken tho Gustrow vnde Hansen Quitzowen vagkthe thom Stauenhagen wedder in uorenn lathen vnde also, jodoch myth fruchte J.f.g., des herliken amptes tho gebruken vnderstanden, ock der thouorsicht, J.f.g. dath Euangelion Christi nicht tho predicken vorbeden werth. Is dar vmme myne vnderthenige demodige bede, J.f.g.

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wil my arme man vmme Godt vnde synes gnadenriken wordes willen vnde mynes gehorsams haluen, den ick Godt vnde J.f.g. here broder thor salicheit vnde fredesamer enicheit J.f.g. armen vnderthanen hyr ynne leysthe, gnedichlick entschuldiget nheme. Dat wyl ick an J.f.g. allthyt vngesparet liues vnde gudes tho vordhenende gewyllich gefunden werden. Datum Malchin in vigilia omnium sanctorum anno etc. . 1531.

J.F.g.                                        
vnderthenige                    
Thomas Aderpul          
predicanth tho Malchynn.

Deme durchluchtigen hochgebarne fursten, gnedigen heren hern Albrecht herthogenn tho Mecklenborch etc. ., mynem gnedigen herenn
                                vnderdenichlick.
           (L. S.)

Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. Das Siegel hat einen längs getheilten Schild, rechts mit einer halben Lilie, links mit drei Querbalken, über dem Schilde die Buchstaben T. A.


Nr. 3.

Bitte der evangelischen Gemeinde zu Malchin bei dem Herzoge Heinrich von Meklenburg um Unterstützung der Wirksamkeit ihres Prädicanten und in der ungehinderten Reichung der Sacramente durch denselben.

D.d. Malchin. 1531. Nov. 11.


Durchluchtige, hochgebarne Furste, gnedige here. J.f.g. ßyn vnse vnderdanige, schuldige vnde gehorßam denste tho vorne boreyt. Gnedige furste vnnd here, wy geuenn J.f.g. vnderdenichlick hir myt klagende tho erkennen, da wowol J.f.g. den predicanten myt J.f.g. Szegel vnd breuen, scriftlyken furstlikem geleyde vnde gescickeden heft vorßekert vnd inuoren laten, des wy J.f.g. alße vnßem genedigenn landsfurstenn vnd heren myt vnderdenigem flythe sere hoch bodancken, Synt ouersth vp de sulue thyt des bestenn delß des Euangelii gar weldichlick, ja myt lysth berhouet geworden, wente alße de Domprawest tho

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Gustrow denn dekenn dar suluest myt J.f.g. bouel vnd schriften des predicanten haluen tho Malchynn an de geystlikenn dar suluest schickede, vorboth ßynn werde vort deme koster, wen de predicant wolde Missenn holden, dar ynne he vorrheykede den lyff vnde bluth Christ den de yd bogerden, scholde em nhenen kelck, misgewant vnd sus der Myssen thobehorich vorrheykenn. Dwile id denne ane gewonlyke Ceremonien mennigem hadde worden ergernisse geuen, hebbe wy vmme vormydinge der suluen den Erßamen Rhadt gebedenn, dwile id denn geystlyken in erhem kerckengeprenghe nene vorhynderynghe deyt, vns myt erem bouel an den koster ßodans wolden laten vorrheyken, ock vmme der krancken wyllen myth der pestilentie vnde sus van Gade tho hus gesocht, hebben sick ouerß ane suderlyken bouel J.f.g. sulckes tho donde gewegert, dat vele sunther ane entfangynge des hochwerdigenn Sacraments dorch den dodt (Godt erbarmeth) hebben mothen van hyr scheiden, wenthe vnße vormenthenn geysilyken vorhengen sulckes nicht allene tho vorhynderen, sunder wen ße vmme dat Sacrament tho vorrheyken geuordert werden, wyllent nemandt mytdeylen vnde dragen alßo eyn vorbolgen wolgeual myt velen lasterworden, de Suacken dar myt tho ergerende, vnde ßeggen, de Martinianer werden alße de hunde ane de Sacrament hen geworpen. Auer dyt alle weten se syck tho smucken vnde seggen, J.f.g. hebbe deme predicanten allene .den predickstoll boualen, vnde konnen van groter blyntheit nicht erkennen, dat dat Euangelium ock den notroftigenn gebruck der Sacramenth myth sick bringeth. Dar tho helpenn em ock eres anhanges etlyke vnßer Stathregentenn vnde spreken, J.f.g. hebbe in andren Steden J.f.g. furstendomß gebaden, nen kerckenampt anderß sunder na gewanlikem gebrucke Romisker kerckenn tho holdenn, dar myth wy des godtlyken trostes, hülfe vnde rhades in den hogen anliggenden dodes nhodenn entweldiget vnde entsettet synt wordenn vnde nhene hulpe weten, sunder by Gade vnd J.f.g. Byddenn der haluen J.f.g. myt vnderdenigem demodigem vlite, J.f.g. wil gnedichlick sick vnßer erbarmen vnde vnße droffenisse, angsth vnde nhodt myt hochgedachter wisheit gnedichlick botrachten vnd tho herten nehmen, vp dat wy vthe sulcker nodt vnde hellegrundt tho deme hochwerdigen gnaderyken trosthe, deme rechte vnde christlyken gebrucke des hilligen Sacraments (dar mede, dwile wy brukeden des Testaments Jhesus Christi, nie erem gades laster vnde grwel hebbenn inwerynge gedan) myt J.f.g. furstlykem insehende mogen gehulpen werden vnde by jegenwardtgem dem Erßamen rhade, vorstendern vnde presterscoph schriuen, ße dat genne tho deme

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hochwerdigen ampte tho gebrucken van nhoden tho vorreyken gestaden vnde heten, welker wille wy vmme J.f.g. myt vnßenn armen vnderdhenigen densten in gehorsam myt hengeuinghe vnser lyue vnde gudes gantz willich gerne vordenen. Datum Malchyn am dage Martini Episeopi Anno etc. . 1531.

J.f.g.                                                          
vnderdenige gehorßamen                      
vorsamlvnge des gotlvken wordes     
vnde Bekenner des Euangeliums Christi
tho Malchynn.                

Deme durchluchtigen hochgebaren Fursten vnd Herenn heren Hynrick herthogen tho Mecklenborch etc. . vnßem gnedigen landsfursten vnde herenn
                                vnderdenichlick

Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Unter der Aufschrift steht die gleichzeitige Registratur:
                "Ewangeliste zu Malchin 31."


Nr. 4.

Bekenntniß des evangelischen Predigers Thomas Aderpul zu Malchin über seinen Glauben vom Sacrament des Abendmahls.

1532.


Durchluchtiger hochgeborne Furste, gnediger her. Dewyle J.f.g. here bruder hefft schrifftlick angegeuen, dat ick geleret vnd in syner f.g. jegenwerdicheit bekendt scholde hebben, Dat Sacramente, wen id nicht von menschen entpfangen werde vnd sus warinne entholdenn, wen id gleich sacrificert, were nicht vnd kein godt, Welcker ßo id vth myner beanthwerdinge s.f.g. gedaen vnde vth mynen Sermonen kan vorstan werden, dat ick jegen dat Evangelium gehandelt hebbe, will ick my gerne vth godtliker schrifft anderst vnderrichten laten, Wente do my s.f.g. fragede, wen id im huseken stunde, aff id denne ock eyn Sacramente were, Antworde ick s.f.g. met dessen worden: "De wyle dat

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wort, dar in dat Sacramente vorfatet vnd syne krafft hefft, besteit, bliuet ock dat Sacrament; auerst buten den gebruck, welkern dat wort vorhett, gestellet, ys eyn myßbruck vnd den beuehel Christi entiegen; Nachdeme Christus dat Hochwerdige Sacramente, dat ys synen lycham vnd blut, vns hefft gegeuen tho ethen vnd tho drincken vnd syner dar by tho gedencken, so schal men id buten dem beuehel nicht mißbruken: wente in saken den gelouen belangende, sin wy nicht schuldich noch tho leuende edder tho donde, wat in gades wort nicht gegrundet ist." Ock hebbe ick s.f.g. dat Sacramente tho Sterneberge nhageuen, so hebbe ick ock apenbar geleret, dat de Lycham Christi vornhemelick dartho nicht gegeuen ys, dat he schall beschlaten vnnd met solker anbedinge geeret werden; Dar id denne geschuet ane tat wort, ßo is idt mher eine bespottinge gades, wen eyn dienst etc. .

Hirmede g.f. vnd h. hape ick, nicht hebbe vorlecht dat Sacramente an synem wesen, sondern allein den myßbruck. Szo id tenne s.f.g. so nicht verstan hadde, nachdeme ick nicht gestadet, mynen worden eynen rechten grunth tho geuen, Bidde s.f.g. my vp nhauolgende bokantnisße gnedichlick wille entschuldiget nemen, Welker ick my ock tho donde vorbede vor Juwen furstlichen gnaden, manne vnd stede vnd alle gelerden, wen vnd war id jwen f.g. geualt, vnd is desse:

Ick bekenne, tat nha den gesprakenen worden Christi sy de lycham vnd bluth Jesu Christi in dem brode vnd wyne.

Id werde mißbruket, we id kan.

Dit alle bidde J.f.g. gnedichlick wille annhemen. Dem alweldigen Gade sy J.f.g. sampt allen leffhebbern einiger warheit enich beualen. Amen.

J.f.g.                          
          vnderdeniger gehorsamer
                Thomas Aderpul.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenb. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.
Auf der Rückseite steht die Registratur:
     Bekentnus beder prediger to Malchin vnd Fredelande. 32.
Daneben wird auch ein ähnliches Bekenntniß des Predigers Georgius Berenfelde zu Friedland aufbewahrt, welches im Folgenden mitgetheilt ist.


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Nr. 5.

Bekenntniß des evangelischen Predigers Georg Berenfelde zu Friedland über seinen Glauben vom Sacrament des Abendmahls.

1532.


Ick Georgius Berenfelde eyn prediker des euangely bekenne vor alle Minschen vnd geloue, dat im Sacrament warhafftich der lychnam vnd dat bloth christi sy, wen ehr de worde der consectation gespraken werden na christliker ordeninghe, id is auer eyn Misbruck, solck sacrament in Stocken effte muren tho beschluten, vnd wo wol id vor de krancken bewaret werd tho berichtende, Szo werd dar doch men eyn part bewaret edder beholden, wo wol dat christus nicht kan gedelet werden in sick, Sonder dat ehn part des sacraments allene dar bewaret werd, vnd wen id recht were, dat sacrament in stocken effte muren tho bewarende vor de krancken, Szo moste men den kelck des heren ock dar by setten vnd na der rechten ordeninghe vnd insettinge christi handeln vnd nicht na minschlicker wisheit vnd gutdunckent vmb vngeschicklicheit effte Misbrukes willen der papen vorandern. Na dem Male ock dat word gades werd misbruket, gelestert vnd verfolget, Scholde men deme dat reyne luter word gades na laten tho prediken? Dat sy verne! Darumb vp solker korter bekenthnisse berope ick my vp bede landes forsten vnd prelaten, man vnd steden, solchs noch bekennen vnd tho uoranthwerden in jegenwerdicheit der gelerten vnd vnpartigischen Richtere, de do recht vorstendich syn gotliker schrifft, vnd war ick denne mit klarer gotliker schrifft konde anders vnd gewissers vnderwyset werden, wil ick my dar inne gerne leren lathen.

Nach dem Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive, aufbewahrt neben einem ähnlichen Bekenntnisse des malchinschen Prädicanten Thomas Aderpul, auf dessen Rückseite die Registratur steht:
     Bekentnus beder prediger to Malchin vnd Fredelande. 32.


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Nr. 6.

Beschwerde des Herzogs Albrecht von Meklenburg bei dem römisch=deutschen König Ferdinand I. über die Beschützung der lutherischen Lehre durch seinen Bruder Herzog Heinrich.

(1533).


E. Ro. Kho. Mat. weis ich auch in vnderthenigkeit nicht zu bergen, das ich hab von Key. Mt. der heiligen Religion beuelh gehapt, dem selbigen bin ich in aller gehorsamkeit so uill mir muglich nachgekomen, vnd wor ich nun befunden, da solche newerung erwachsen, die selbig ich mit allem vleiße abgeschafft vnd die predicanten in meines brudern vnd meinen stetten, so vns vngetheilt geboren, als zur Wismar, Rostock, Parchem, Brandenburg, Friedlandt vnd Malchin, die der selbigen secht anhengig vnd also wider die heilige religion, auch alten loblichen gebreuche der heiligen christlichen kirchen geprediget, in zweierley gestaldt communiceret, Tauf, teusch meß, und teusch begrebnuß vnd andere misbreuche vorgenommen und geubt, verweisen, so sein aber dieselbigen predicanten ye allwege durch vnsern bruder wider eingesetzet vnd gewiset worden, vnd alß denn von hochgemelter Ro. Key. Mat. ein mandat außgangen, daß selbig mir auch zugekhomen, darin gemelt, das niemandt dem andern der Religion halben angriffe noch verhinderung thuen soll, so wirdt doch dasselbig durch vnsern bruder zu verkleinerung Key. Mat. genzlich nicht geacht, noch ime vnd vns von der Wismar, Rostock vnd andern vnsern stetten gehorsam nicht erfolget, denn vnser bruder lest sich vornehmen, Key. vnd e. Kh. Mat. haben ime in dem das seiner sehelen seligheit betrift, nicht zu gebieten, vnd hat hieruber noch jungstlich in unser beider stat Parchim, nachdem wir daselbst die predicanten verweisen, zwe andere neue Predicanten widerumb hinuerordent vnd gesetzt, deßgleichen haben auch die von der Wismer daß Szwarzkloster darbinnen belegen versperet vnd verslossen vnd also das kheiner mher dar innen noch meß halten, andere lobliche gebreuche und alte Ceremonien halten ader prediken dorffen, wie ich dan derhalben ew. kho. Mat. des ein Supplication derjenigen, so darin gehorig vnd haben entweichen mussen, hiemit zuschicke, auch als ich in meine . . . doselbst zur Wismar in vnser lieben frowen einen prediger gesetzt gehabt, sie alsus

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mir denselbigen noch vnterdrucken, vnd die van Rostock desgleichen das Zwarze kloster vberwieset vnd giesbone, darin sie getrede vfgißen, darin angericht, auch doselbst . . meinen . . . . . . . . . digen dorin predicanten ires willens sezen. Weill aber von Key. Mat. in solchen Mandaten geboten wirdt, Ew. Kho. M. in Key. Mat. abwesen gleich Ire K. Mt., was dieselbig u. khon. Mt. beuelhen oder gebieten, als stathalter von Key. Mat. wegen darin gehorsam zu leisten, als bin ich demselbigen zu erfolgen erpittig vnd bit vndertheniglichs vleißs, Ew. Ro. Kho. Mt. wollen gnediges einsehens haben vnd das Sie ein penallmandat außgeen laßen, das Sie Key. Mat. mandat erfolgen vnd daßelbig nicht also in verachtung vnd verkleinerung Key. Mat. stellen, . . . . wo S.g. nun denselbigen . . . . icht verfolgen wolten, das aldan gegundt wirdt, ere guter . . . . . vnd ire hab vnd leib - - - - -, vnd so e. Ro. Kho. Mat. solchs endern oder wolten abgeschaft haben, so weiß ich das mit e. kon. Mat. geheis, hulf vnd beistandt ihns werg zu bringen, derwegen mir hierin Iren Rath gnedichlich mittheilen, wie ich mich desfals weiter halten solle, damit ich derselbigen vnderthenig gehorsam sein muge vnd derhalben e. Kho. Mat. dem Churfursten zu Brandenburg mandiren, das sein lieb neben mir daßelbig thuen, welchs sich sein lieb der Christlichen Religion - - - - - So schicke ich auch E. Ro. Kho. Mt. hierin etzlich brief zu meherer vnderrichtung, aus wes beuelh die predicanten zu solchem vornehmen - - - -.

Nach dem äußerst undeutlich geschriebenen und zum Theile zerrissenen Concept im großherzogl. meklenburg. Geh. und H. Archive zu Schwerin.


Nr. 7.

Bitte der evangelischen Bürger in den Städten Parchim, Neu=Brandenburg, Friedland, Malchin und Woldeck bei den zu Rostock auf dem Landtage versammelten Landständen, sie gegen die päpstlichen Verfolgungen zu schützen und ihre Bitte bei den Landesherren zu bevorworten.

(1533?).


Gnedigen, wirdigen, gestrengen, erbarn, vhesten, ersamen, wysen vnd vorsichtigen, grotgunstigen hern vnd guden frunde.

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Gegenwerdige van Parchem, Nien Brandenborch, Fredelandt, Malchin vnd Woldegge hebben jw frundtlick met flith anfallen vnd bidden laten, vns von wegen der Euangelischen borger genanter Stadte tho horen, welkes vns von jw gunstichlick nhagelaten, des wy arme, geringe, eynfoldige lude gegen jw hern vnd frunden von gedachter stede vnd borger, ock vnser persone wegen met vtersten flyte bedancken, willen daruann glo[rie]ren vnd vns dessuluen by den guden, framen luden, vnserm liuen Nabern, von denen wy affgeferdiget sind, mit frewden berhomen. - - - - - - - - - -. Wyle vns, ock jw vnd deme gantzen lande an bauen ertelden saken dat allerhochst vnd meiste gelegen vnd von noden ist, - - - -. So willen wy - - - - die thouersicht tho jw hebben, gy werden got tho eheren, dem gantzen lande thom besten vnd vmme fredes willen hir vorsammelt vnd des adelighen gemutes syn, dat gy vns solck nicht werden verseggen, vnd bidden in Summa, dit an eren f.g. tho gelangen laten, dat wowoll in gedachten stedern dat wort gades reyn, lutter, klar vnd sunder menschliken thosath, sunder vprhur, tho frede vnd met frucht gepredigt werd, Daran got, vngetwiffelt ock ere f.g. nicht vnbillich groten gefallen dragen, (den watt ist lofflicken landesforsten trostlicker, dan ein frames christlikes volck, dat ßick gegen got vnd eren gnaden in vnderdenigem gehorsam tho schicken weet, derwegen wy nicht fruchte vnd sorchfoldicheit dragen, sonder danck und frede gewarden scholen), So wert vns doch alle dage von den elenden, vnwetendenn papisten met geschwynder, hefftiger, vnuersinlicken straffe vnd vngnade, ock met dem dode gedrowet vnd hirmitt gepranget vnd gepucht, man werde vns von deme worde gades vp eren papistischen, antichristischen glouen thwingen, des wy vns noch thor tidt nicht weten tho besorgen; - - - - - - - - - - - - glick alß efft ere f.g. ock nicht wusten, dat solks ane stortung disses guden, schonen, gnadenriken landes, diewyle alle menschen dar inne gut Euangelisch sindt, nicht muchte vorgenhomen werden, Dartho wy vns des Eddeln Adels disses landes, ock der besten und mechtigstenn stede, die dar der semptlick anhengich, recht vortrosten, mit hulpe gades by synem worde tho bliuen vorhapen, vnd wo sick vns sonst je jemandes mit gewalt daruon tho werpen vndernhemen wolde, dat vns ere f.g. alß ere vnderdanenn in schuet vnd geleide nhemen vnd Ewr werden vnd gunsten alß vnser gunstige hern vnd guden frunde vor gewalt vordedingen helpen wollen, den wy vns vor allen vnsen gnedigen Forsten vnd hern den

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Hertogen tho Meckelnborch vnd Jw. Prelaten, Man vnd Stede tho recht vnd eynem jeden, so vns mit schrifft anthosprengen gedencket, thor andtwort erbaden hebbenn willen, - - - - - - - - - - des vnderdanigen thouorsehens, ere f.g. vnd mennichlick werden vns by deme Christlicken gelouen vnd ßolicken glickmatigen erbieden bliuen vnd ere gnade mit hulpe vnd thodoen jwer werden vnd gunsten vns von nemandts, alß die papistenn woll gerne sehen wolden, vorweldigen laten, dat wy jwer werden vnd gunsten klageswiße nicht wusten tho bergenn, fruntlich biddent, gy willen solks an f.g. gelangen vnd vns ercr g. antwort sampt jwer vertrostinge met deme ersten tho handen khamen latenn, willen wy vmme jw alße vnsere gunstige heren, gude nabern vnd lieuen frunde alletidt mit lyue vnd gude flitich vordhenenn.

Auszug aus dem den Fürsten überreichten Originale im großherzogl. meklenburg. Geh. und H. Archive zu Schwerin. Auf der Rückseite steht die gleichzeitige Registratur:
     "Supplicatio der van parchim vnd ander ewangelischer steder".
Der vorstehende Auszug enthält das für Meklenburg Wichtige.
Die hier ausgelassenen Stellen des sehr langen Schreibens enthalten die oft vorkommenden, weit ausgeführten Berufungen auf die Reichsverordnungen wegen der Religion.
Diese Schrift ist durch eine Deputation den Landständen übergeben, nach der Meinung früherer Archivbeamten auf dem Landtage zu Rostock 1531, wahrscheinlich aber auf einem spätern Landtage, etwa 1534 bis 1535.


Nr. 8.

Schreiben des Herzogs Albrecht von Meklenburg an den Kurfürsten Joachim von Brandenburg wegen der Beförderung der lutherischen Lehre durch seinen Bruder Herzog Heinrich.

D.d. 1533. Sept. 17.


Nachdem denn e.l. woll bewust, das ein Mandath vonn key. Mat. vnnserm allergnedigstenn hern ist ausgangenn vnnd volgends ein Bepestliche vnnd keiserliche legation vnnd beschickung ann Curfursten vnnd furstenn abgefertiget mit Beuellich das einer dem andernn in seiner Religion vnnd glaubenn nicht zu mollestiren, sonder bis auff das zukunfftigk Consilium pleiben

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zu lassenn, Ist doch vonn vnnserm Bruder Hertzogk Heinrich zu Megkelnburgk vnangesehenn, Sunder hat nach dem keiserlichenn Mandath vnnd Bepestliche vnnd keiserlich beschickung zwey predicanten itzo zu Gustrow in der Pfarkirchen eingesetzt, - - Desgleichen hat er itzo einen Predicanten zum Sternbergk verordenth, - - wie dann vnsers Bruders Prediger, den Er stedes zu hoff hat, Egidins, in gleicher meynung wider das heiltgk Bluth zu Swerin ein schmebuch hat lassenn ausgehenn. - - - Es haben auch die von der Wismar das Swartze kloster, da vnnser fraw Mutter mit sampt ihrer liebe Schwester, vnnsers vettern Hertzogk Baltzers Gemahell hochloblicher gedechtnus, einbegrabenn, zugeschlossenn vnnd die Pfarkirche zu vnser lieben frawen - - mit gewalth eingenomen, - - - darein sie dann itzo einen lutterischen Predicanten gesetzt, Desgleichen auch die von Rostogk gethann, alle kloster zugeschlossenn, die alten Czeremonien inn kloster vnnd Pfarrkirchenn, die vnnß zu uerleihen, mit gewalth abgethann vnnd sonderlich vnsernn thumb, so vnns zustendigk vnnd vnnsernn hernn vnnd vatternn hochloblicher Gedechtnus auffgericht, auch eingenommen, Welchs alles nicht allein in diesenn angetzeigtenn Stetten, sonder dieweill vnser Bruder die lutterische lere angenomen, inn ander vnnsernn Stettenn, so vnnserm Bruder nicht allein, sonder vnns so woll als ime zukomen, vonn vnsern vnterthan auß verheiß vnnsers brudernn angefangenn verursacht hatt, als nemblich Newenbrandenburg, Friedtlandt, Malchin, Parchim vnd sonst andere Jungfrawklöster, da wir die lutterisch prediger verjagt, ine zu predigenn verbotten, Seint doch alwege vonn vnserm Bruder inn eigener Personn wider eingefuhrt vnnd eingesetzt, - - - Demnach ist an e.l. vnnser freuntlich bitt, e.l. wollenn also key. vnnd kon. Mat. Beuellich nachsetzen, auff das die Irrung der Religionn zwischenn vnserm lieben bruder vnnd vnns mochten vertragenn werdenn - - - Datum Swerin Mitwochs nach Exaltationis sancte Crucis Anno etc. . XXXIII.


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Nr. 9.

Instruction für den evangelischen Prädicanten und die papistischen Priester zu Malchin wegen des Gottesdienstes, wie sich die Herzoge Heinrich und Albrecht darüber vereinigt haben.

1534. Jan. 25.


Vonn meins gnedigen hern hertzogk Heinrichs zu Meckelnburgs etc. . wegen dem predicanten zu Malchin zu befelenn:

Das er zu seyner predigen vnd Ampten in der pfarrkirchen, dar solchs vorhin vnd biß an diese tzeit volbracht, vnd sonst in keynem andern Closter, Stifft oder Capellen, alle Sontage des morgends vor Mittage zwu stunden haben, Als von Sechsen biß zu Achten, Nemlich wens Sechsse geschlagen, antzufhaen vnnd vor Achten oder im punct zu Acht schlegen vffzuhoren, vnnd die von den andern vngeirret gebrauchen sollen.

Dergleichen wen in der wochen eyn heyliger Tagk furfelt, So sol er auch angetzeigte zwu stunden zu seyner predige vnd Ampte zu gebrauchen haben.

Wen aber keyn Feyrtagk in der Wochen furfelt, So magk er auch ahne vorhinderung des Mitwochs vnd Freytags des morgendes zu berurten stunden zeyt, als von Sechsen biß zu oder nach Sieben vngeferlich predigen. Felt aber, wie gemelt, ein Fest in der wochen zu, So sal darkegen eyne predighe nachgelassen werden vnd an demselben Feirtage, wie gemelt, zwu stunden zu seyner predige vnd Ampt gebraucht werden.

Aber die ander tzeit vffen Sontagk, heylig tagk vnd Werckel=Tagk vor Mittagk vnd nach Mittagk sollen die ander priesterschafft, Prediger vnd Geistlichen in angetzeigter pfarkirchen zu irhen Ampten, Predigen, Gesengen vnd Cerimonien gebrauchen, auch anhe menniglichs vorhinderung.

So sollen sie auch zu Beyderseits, Als die gemelten verordenten predicanten, deßgleichen die andern prediger, so von alters gewest, in irhen predigen ausserhalben gotlicher vnd heyliger schrifft eynander, noch niemands anders schmehen, schelten oder verachten. Wo aber gemelte predicanten Eyner oder mher sich vnderstehen wurde, So offte vnd dicke das geschee, Jemands weiter, dan heylige vnd gotliche schrifft, die sie lauther vnd reyn predigen sollen, das mitbringen vnd zulassen, zu schmeen vnd verachten, Ader die andern obgeschrieben

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Artickel geferlicher weise zu vbertreten vnd fur gedachtem meynen gnedigen hern des vberweist, Ader sich solchs kuntlich erfunden wurde, Denn wil seine Furstliche gnade seins Ampts entsetzen vnd eynen andern ader andere an des oder der stadt, die aus gemelten vrsachen entsetzt, der ader die sich hirnach gehorsamlich schicken, ordnen lassen.

Darnach sie sich jeder in sonderheit ernstlich richten sollen.

Actum Gustrow am Tage Conuersionis Pauli Anno etc. . vier vnd dreyssygk.

Nach einer gleichzeitigen, vom Canzler Caspar v. Schöneich corrigirten und als Concept benutzten Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. und H. Archive zu Schwerin.
Auf der Rückseite steht die wichtige Registratur:
               34. prediger Zcettel.
Instruchtion belangend die ewangelische handelung, so h.h. vud h.a. sich voreynigt haben ao. 34.
Den predicanten Jr beider der ceremonien halber.


Nr. 10.

Bestimmungen der Kirchen=Visitatoren zur Aufrechthaltung der evangelischen Kirchen=Ordnung in der Stadt Malchin.

D.d. Malchin. 1542. Jan. 14.


Artikell, die aus befehell der durchleuchtigenn hochgebarnen Fursten vnde Heren hern Heinriches Hertzogen zu Mekelenburgk etc. . vnßers gnedigen hern von vns Her Johan Ribelingk, Parum von Dannenbarch vnde M. Simon Lewpolt, als verordente visitatoren, vff dismal ein Ersamenn Rathe zu Malchin sint vorordent wordenn, wie sie es in der kirchen vnde Gotsdeenst hinfurder Got zu eheren christlich vnnde einthrechtiglich halten sollen, nemlich wie volget:

Erstlich ist vormanet wordenn ein Ersam Rath, das sie bei dem heiligen wahren wort gottes standhafftich bleiben vnde als heupter vnde furnehmste der Stadt ein gudt exempel geben sollen, darbei wil szie sein furstlich gnade hanthaben vnde schutzen vor allen Feinden vnde verfolgeren des heiligen Euangelii.

Zum anderenn ist nutze vnd notigk, das ein Ersam Rath vleissigk acht habe, das der heilige Catechismus in den

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kirchen vnde Schulenn mit allem vleisse gelert vnde geprediget werde, vnde das sich de predicanten der ordeninge, wie im gantzen lande gehalten sol werden, gleichmessig bezeigenn.

Zum dritten ist es christlich vnde notigk, das von eim Ersamenn Rathe offenthlich vorbotten werde, das vnder der predigte vnde dem gotsdiensth vnd sonderlich in feiertagen alle kauffmanschafft, alle Zecherey in weyn vnde bierhäusern vermiedenn werde vnde die thor mitler Zeit zugehalten werdenn, bis die gotsdeenst in der kirchen vorbracht, vnnde so ethlich sich darwider setzenn vnde solches vbertrettenn vnde vorechtlich haltenn werden, die sollen ernstlich vom Rathe drumb gestrafft werden.

Zum vierden ist Seiner Furstlich gnaden gnedigs begern, das alle wochenn vffen mitwoch in der kirchen ein Betetag wider dem Türckenn, ein Fiendt der Christenheit, vnnde andere noth soll gehaltenn werden, daruff man die Deudsche Letaney vnde ander bete Psalm singen soll.

Zum Funfften sollenn alle Freytage das Deudsche Te deum laudamus sampt andern Danckpsalmen in der Kirchen mit aller andacht geßungen werdenn.

Zum Sechsen soll vff alle Heilige abendt die Vesper zu latein vnd deudesch in der kirchen mit Christlichen Psalmen geßungen werden, darzu die Vicarien auch kommen vnde helffen sollen, wie ße zu thuen zugesagt.

Zum Siebendenn Deweyle es eynem predicanten zu swere, der gantzen Stadt mit predigenn, Kindertawffen, Sacrament verreichenn vnd krancken visitiren furzusthenn, So ist es von noten, das ein Ersam Rath sich bevleissige, das ßie noch einen Christlichenn Seelßorger vielenn trostloßenn leuten zum besten haben mugen, der auch mit geburlicher besoldunge nach notturfft versorget ßei.

Zum Achten begert hochgemelter vnser gnediger Herr gnedichlich, das der Rath zweene verstendige Rathsmenner vorordene, die neben dem predicanten alle vierzehenn tage ein mahll die Schulen visitiren sollenn vnd vleissigk acht haben, daß die Jugendt in guten kunsten, in eherlichen sitten, in gottes furcht moge vnderweißet vnnde mit vleiße aufferzogen werdenn.

Zum Neunden begert S. F. G. gudtlich, das ein Ersam Radt vleissigk soll acht habenn, das die kirche, kirchhoue, wedemen, Schulenn, Cappellaneyen vnde Spittaelhewßer im baw erhalten werden, damit ße nich verfallen mogenn.

Zum Zehenden begert S. F. G. das ein Ersam Rath mith

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ernste vnde vleisse darzu trachte, das von geistlichen gutern an heuptstulenn nicht vorkome, damit solchs in Gottes ehere bleibenn moge, die Predigstuele, Schulen vnde armen lewte zu erhaltenn.

Actum Malchin am Sonnabent 14. Januarii Anno 1542.


Nr. 11.

Offene Erklärung des Predigers Thomas Aderpul zu Malchin über die Gründe seines Abganges von dort.

(1548).


Dith sinth de orßakenn mynes afscheiden:

Thom ersten Dewile ick van goth dorch ordentlike middel thom predickampthe vorordent, heft my der durchluchtighe hochgebharne Furste vnd here here Hynrick hertzoghe tho mecklenborch, furste tho wenden, graue tho Schweryn, Rostock vnd Stargharde der lande here etc. ., myn gnediger here, alße eyn christliker fursthe vnd lefhebber des Euangelii vor souentein iaren hir tho Malchyn gescycketh, up dat ick dat hillighe Euangelion thor ßalicheit flitich scholde vorkundigen, welcker ick ock hebbe ghedann. Quersth ick bouinde leider keine frucht, suuder idel vorachtinge ghades, sines hilligen wordes vnd der hillighen Sacramente, wenthe iderman bogyfth sick yo lanck yo mher in alle ßekerheit, gyricheit, schweren, schwelghen vnd vngherechticheit. Wol ys dar, de sick van ßinen ßunden beterth? Wol ys dar, de ßick ßines negesten mith warheit annhymmeth? Ja, eyn kan dem anderen schyr nicht mher gelouen. Dar umme hebbe ick eyn bouel van mynem heren Jhesu Christo Mathei im teynden capittel, den stoff van mynen voten tho sclande vnd dar van tho theende, vnd hedde idt ock vor ettliken jaren ghedan, wen idt frame lhude nicht ghehinderth hadden.

Thom andern Szo wyl eyn itlicker bohertighen, dat ick dath kercken ampth nicht lengher kann allene vorwaldenn, Darumme wath my vnmeghelick ys, werth my nhemanth mith billicheit ammhodenn, vnd wath ick etlike jar her van einem mithhulper, vnd wor me denßuluen mith holdenn kunde, geßecht hebbe, ys vnnnhus vnd vorgeuens geschen, dar umme moth ick des amptes in desser kercken afftreden vnd einem andren auerghunnen.

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Thom drudden Szo weth iderman tho Malchyn vnd vornhemlich de eyn Erbar Rhath myne pechte tho manen vorordenth hefft, wo ick mine beßoldinghe tho vnthiden vnd ann ringhen ßummen bokamen hebbe, vnd hebbe my ock andrer borden vnd vnkost, der ick, ßo idt yn der kercken vnd Schole scolde ordentlich thoghan, nicht hebbe konnen vorhauenn ßynn, dath ick my, dewile ick tho Malchyn gheweßen, wolde ick my anders erholdenn, myth borghen vnd lhenen hebbe behelpen mothen, dath ick, wen ick dath myne tho gelde gemaketh vnd einem itliken botalen, moth ick auer voftich guldenn, dath ick bowißen vnd war maken kann, an andren orden lhenen vnd vordhenen vnd hyr botalen etc. . Szo hebbe ick doch stedes myner vpboringhe haluen tho minem schaden vele, grothe vnd mannichfoldighe vnnuthe vnd vnlitlike worth, de hinder my buten vnd binnen der Stath ghehandelth ßyn, horen mothen, Szo moth ick der ßake ock einen ende makenn; kan me denne mith der upboringe. de ick ghehat, vele vthrichten, ys der Stath ßo vele beter.

Dit ßint de Qrßaken; de anderen wyl ick goth (up eine ghelegen thyt) bouelen, de my beorsaken van hyr tho reißen vnd dath ampth tho uorlaten, vnd bidde der haluen gantz fruntlich, ein ider wyl my entsculdiget nhemen.

Ick bidde ock vmme den breff, de auer gescreuen ys, wente ick wil ene hebben.

Nach einer leichzeitigen Abschrift im großherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin; dies ist vielleicht die am Schlusse erbetene Abschrift.
Diese Erklärung ist um das J. 1548 abgefaßt, da Thomas Aderpul im J. 1531 nach Malchin gekommen und 17 Jahre dort gewesen war.

 

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