Der Dom zu Schwerin.
Der älteste Dom des Bisthums Schwerin steht nicht
mehr. Die jetzt noch stehende Kirche soll am St.
Veits=Tage 1248 geweihet (vgl. Lisch Mekl. Urk.
III, S. 93) und seit dem J. 1222 durch die dem
Heil. Blut gebrachten Opfer gegründet sein. In
Jahrb. VIII, S. 29, Anm., ist nachgewiesen, daß
das Thurmgebäude einen alten Bau aus dem Anfange
des 13. Jahrhunderts enthält, der mit in die
neue Kirche aufgenommen ist. Aber auch das jetzt
stehende eigentliche Kirchengebäude kann nicht
ganz aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts
stammen, also nicht im J. 1248 als fertig geworden
geweiht sein; der Styl der Kirche ist in vielen
Theilen der vollkommen ausgebildete, hohe
Spitzbogenstyl des 14. Jahrhunderts, während in
Meklenburg in der ersten Hälfte des 13. Jahrh.
der niedrige Uebergangsstyl mit den schmalen
Fenstern herrschte. Es soll zwar nicht behauptet
werden, daß die Kirche eines reichen Bisthums im
Anfange des Spitzbogenstyls nicht in einem
großen Maaßstabe angelegt worden sei; aber was
von der Kirche im J. 1248 geweihet ward, war
gewiß noch nicht viel. Als alt erscheinen nur
die obern Fenster des hohen Chors mit ihren
einfachen, weiten Bogen; die obern Fenster des
Schiffes stehen nicht mehr in ihrer Reinheit da,
indem sie, wahrscheinlich bei der Ueberwölbung
des Schiffes durch die Stralsunder, welche sie
zur Lösung vom Banne ausführen mußten, im 15.
Jahrh. in einem Dreieck mit graden Linien
überdacht sind. Die Seitenschiffe mit dem
Umgange hinter dem Altare sind aber mehr als
wahrscheinlich erst im 14. Jahrhundert gebauet
und unter dem Bischofe Friederich II. von Bülow,
1365-1375, vollendet und geweihet worden. Hiefür
redet nicht nur der Styl der Pforten, Fenster
und Pfeiler, welche durchaus den Charakter des
14. Jahrhunderts tragen, sondern auch dieselben,
an den beiden südlichen Pforten marktwärts
angebrachten Wappenschilde des Bischofs
Friederich II. (vgl. oben S. 306 und Jahrb.
VIII, S. 19-20), welche an dem aus der Zeit
dieses Bischofs stammenden neuen Chor der Kirche
zu Bützow befestigt sind und ohne Zweifel die
Zeit der Vollendung des Baues bezeichnen. Daher
kam es auch, daß der älteste Theil des
Kreuzganges, das Refektorium, das die jetzigen
Lehrzimmer des Gymnasiums enthält, erst im J.
1392 an die Kirche angebauet werden konnte.
G. C. F. Lisch.