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Hinrici Bogher Etherologium
Rostock 1506.
In Jahrb. VI, S. 195 flgd., ward von dem Herrn Bibliothekar Dr. Schönemann zu Wolfenbüttel die Entdeckung mitgetheilt, daß die Originale der kleinen Chroniken Nic. Marschalks von einem M. Heinrich Boger verfaßt sind und in einer Handschrift auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel aufbewahrt werden.
Seitdem ist eine für Meklenburg noch wichtigere Entdeckung gemacht, indem der Herr Dr. Schönemann ein bisher unbekanntes, gedrucktes Buch des genannten M. Heinrich Boger, und zwar in zwei Exemplaren, aufgefunden und den Austausch eines Exemplars an unsern Verein vermittelt hat. Es wird durch dieses Buch unsere Gelehrtengeschichte nicht wenig bereichert.
Hier zuerst die Beschreibung des Buches. Das Buch
ist in groß 8, jeder Bogen in einer Lage von 6
Bl., mit Sign. A bis Z und
bis O, mit Folienbezeichnung 1
bis 229, gedruckt; vorangebunden sind 2 Bogen
Einleitungen mit Sign. a und b. Das Papier hat
theils das Wasserzeichen eines Einhorns, theils
eines
p
.
Der Titel lautet:
Etherologium Eximii et
disertissimi viri domini et magistri
Hinrici
Boger theologie doctor',
Ecclesie Colle
giate Sancti Jacobi
Rostochiensis
Decani, nō minus ad
legentiū eru
ditōz qz
solatiū ab eodē In ordi
nez
digestum Anno Christia
ne salutis
Quinto supra
Millesimumquingen
tesimum.
Auf der Rückseite des Titelblattes stehen zwei Gedichte:
Magistri Casparis Hoyger legum
doctoris Epigramma ad lectorem
und:
Epigramma magistri Bertoldi Moller
Ad lectorem preseferens argumentum tocius operis
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und auf der dritten Seite zwei Gedichte:
Magsistri Johannis Rode Canonici
LubiceEpigramma ad lectorem
und:
Magister Tilemannus Neuerlingk
Ad lectorem.
Auf der vierten Seite beginnt das Register:
Directorium siue tabula in totū opu Hinricsi
Boger intitulatū Etherologium quasi alter
nis et variis carminibus congestum.
welches 16 Seiten einnimmt.
Die erste Seite des Werkes beginnt:
Ad Spectatissimū d
m. d. et magistrz
Nicolaum Scomacharium Decanum
Uerde. ppositūin lune etc. Epigramma.
Auf der letzten Seite steht:
Apologia seu apostrophe.
libri ad lectorem,
und am Ende der letzten Seite:
Finis vberrimi operis Heterologii Hinrici Boger, quod sollicitudine et hortatio ne Clarissimi viri z domini Nicolai Schomaker In lune prepositi etc. In ordinem redactum ē, Impssumqz Rostochii Anno salutis nostre, sexto supra millesimumquin gentesimum.
Das Buch ist zunächst durch den
merkwürdig: es ist im J. 1506 zu Rostock, mit denselben Lettern gedruckt, mit welchen Barthold Möller's Commentar zum Donat vom J. 1505 (vgl. Jahrb. IV, S. 79 und Druckproben das. Taf. II, Nr. 1a) gedruckt ist; das bisher unbekannt gebliebene Buch stammt also ohne Zweifel aus der Druckerei des rostocker Raths=Secretairs Hermann Barckhusen.
Dann hat das Buch durch seinen
einige Bedeutung. Der Verfasser war, nach dem in Jahrb. IV, S. 195, von Schönemann mitgetheilten Titel einer Rede, ein Zögling der Universität Erfurt, und daselbst Magister und Lehrer der Exegese, hatte also ohne Zweifel früher mit Nic. Marschalk in persönlicher Berührung gestanden (Jahrb. IV, S. 93 und 103); nach dem Titel des Etherologium war er
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seit dem J. 1505 Lehrer der Theologie und Dechant des Dom=Collegiat=Stiftes an St. Jacobi zu Rostock und stand mit den meisten bedeutenden Männern Meklenburgs und Norddeutschlands in Verbindung. Das im Vorstehenden beschriebene Etherologium ist eine Sammlung der verschiedenartigsten Gedichte in lateinischer Sprache, welche viele Gedichte auf damals lebende Personen enthält.
Besonders interessant ist das Buch dadurch, daß es die Originale von zweien der in Jahrb. IV, S. 89, und VI, S. 195, beschriebenen kleinen Reimchroniken Nic. Marschalk's enthält, nämlich von der Mißhandlung des Sacraments zu Sternberg und von der Dithmarsen=Schlacht; das erste Gedicht, von der Stiftung des Domes zu Rostock, findet sich im Etherologium nicht. Die Reimchroniken Marschalks beginnen:
De dusser ghedichte bist eyn leser
dar vp interste vorwarnet sy
dat er ansettende vorweser
de vor to latine bescriuet dy
dar vth seck denne wol beghifft
na rechtem ordenschen geschicke
dat dusse sulue dudesche scrifft
des to harder is im gheblicke etc.
Der eddelen forsten van hogher boerd
van der groten stad. welker name vord
Am seszstrande Meklnburg is genant
ouer alle lande ock wol bekant
desser heren nuwe ghescheffte klar
denke ik mit dicht don openbar etc.
Id is ghescheen nu eynst der iar
dat de vermaledigede besneden schar
tom Sterneberge is to samde kamen
eyne werscop eliken dar to holden
fruwen vnde man, junck vnde olden
Dar hedde me wol vornamen
dranck vnde kost to sodaneme dissche
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wilt vnde tam vleisch vnde vissche
vnde wat dar bevelt dem smake
sedenspel kunstich vnde geringe
scrieken danssen vnde idelke dinghe
sanges gheuel na allem gemake etc.
My voruerden, van swarheit der ding'
stympet de sin dat ghemote versaghet
stummet de munt vnde beeuet vingher
to scriuende bin eck alse veriaghet
vnder den kelken gades des heren
is eyner den he vaken vorhenget
dar dorch grimmicheide sek meren
wen eyner den anderen enghet
vmmeher wanket hefft de smoeck
mit syneme venynschen dramme
an vnse orde is he ghekamen ock
vil mennighen toch de ramme etc.
Am Schlusse steht:
Des ersten: Ordior acta ducum etc.
Des anderen: Conuolat in monte stelle.
Des dridden: Perculso grauitate rei.
Die Original=Gedichte von H. Boger beginnen:
1) fol. 26b.: von der Mißhandlung des Sacraments zu Sternberg:
Super benedicti sacramenti irreuerenti tractatione per prophanos judeos in Sternebergio querulosa historia.
Convolat in montem stelle maledictus apella,
Facturus ferias mox himinee tibi;
Hic flaue cereris leti quoque munera bacchi
Vidisses gustus pabula dupla tui,
Hic fera multimodi generis sil' altilis omnis
Quodque gule tellus pontus et aër alit
Hic neruos phebi calamos audisseque panos
Fas est silleni stultaque plectra senis
Hic saltus gestusque leues cum mille cachinnis
Et vox et numeris brachia mota suis. etc.
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2) fol. 34a.: von der Dithmarsen=Schlacht:
Stragis nouissime in Theomarcia satis vulgata historia.
Perculso grauitate rei vox faucibus heret
Mens ebet et tremulum cor stupet ecce mihi
Est vnus calicum domini datur vnde propina
Gentibus et fecis pocula quando furent
Pridem gorgoneum circum liuescere virus
Expertus nostros sentio adisse lares
Occidua id venisse plaga longos modo tractus
Perrepens certum est alluit arcton iter etc.
Das in Jahrb. VI, S. 196 angeführte Loblied auf das Heil. Blut im Dome zu Schwerin
ist im Etherologium fol. 11 a. gedruckt.
G. C. F. Lisch.