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Die Kirche zu Döbbersen bei Wittenburg.

Durch den Herrn Pastor Kehrhahn benachrichtigt, daß bei dem jetzigen Ausbau der Kirche zu Döbbersen manches Interessante sich herausgestellt habe, begab ich mich dahin, um für den Verein das Wichtigste zu untersuchen, wovon sonst durch die Maurerarbeiten vielleicht jede Spur verschwinden möchte.

Die Kirche ist im Innern 90' lang und 30' breit, und enthält 3 Gewölbe im Rundbogen; doch sind die Gurtbogen spitz. Die Höhe des westlichen und mittleren Gewölbes ist 36'; das östliche ist einige Fuß niedriger und hat auch eine niedrigere Bedachung. Auch weichen die Fenster des östlichen Theiles durch ihre Rundbogen von denen der übrigen Kirche ab, welche etwas spitz nach oben auslaufen. Die Fenster sind alle klein und schmal. Die Hauptthür ist nördlich von der westlichen Abtheilung und hat einen Rundbogen. Ueber dem westlichen Gewölbe ist der Thurm und der Glockenstuhl. Die Dicke der Mauer im Westen beträgt 7' 4". - Inwendig in der Kirche sind in einer Höhe von etwa 14' an der südlichen und nördlichen Wand ganz runde Schilder von 20" Durchmesser angebracht, aus sandigem Kalk etwa 3''' dick auf die Mauersteine aufgetragen. Sie waren alle bei früherem Ausweißen der Kirche übertüncht und jetzt beim Abkratzen der Wände zum Vorschein gekommen, zum Theil aber auch zerstört. Alle zeigen ein gleicharmiges Kreuz, roth auf weißem oder weiß auf rothem Felde; die Balken des Kreuzes sind am Ende ausgeschweift und hier 2" breit, während sie in der Mitte nur 1" halten. In der Mitte des Kreuzes ist der Mittelpunct des Schildes überall angegeben. Einige Schilde haben nur das einfache Kreuz, bisweilen von concentrischen Kreisen eingeschlossen; andere haben noch kreisförmige Verzierungen an und zwischen den Balken; bei einem Schilde

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waren die Felder zwischen den Balken durch grade Linien von dem Winkel des Kreuzes bis zum ersten Ringe in 2 gleiche Theile getheilt, von denen abwechselnd der eine die rothe, der andere die weiße Farbe zeigte 1 ).

Etwas niedriger zwischen und neben den Schilden sind kleine Löcher in der Mauer, 6 Zoll tief, zu eng um eine Hand hinein zu stecken, in welche sich die Oeffnung eines eingemauerten Topfes mündet 2 ). DieseTöpfe sind von festem, blau=grauem Thone, ganz kugelförmig im Bauche, wie diese mittelalterlichen Töpfe gewöhnlich, hier überall von 8 1/2" Durchmesser. Mehrere der Löcher wurden geöffnet, es war aber in den Töpfen nichts anderes als verweste Erde, zum Theil mit Gras= oder Heuhalmen überdeckt; da sie wahrscheinlich Fledermäusen oder Sperlingen zur Wohnung gedient hatten.

Bei der Pfarre ist noch ein Taufstein (Fünte) aus Granit. Er ist aus drei Theilen zusammengesetzt: dem Kessel, dessen Masse grobkörnig und schwärzlich ist, einer Säule mit Kapitäl und dem nach außen geschweiften Fuße, deren Masse härter und quarzhaltig ist. Alle 3 Theile sind nach außen achteckig. Die ganze Höhe beträgt 3' 8", wovon 1' 7" auf den Kessel kommen. Jede Seite am Rande des Kessels mißt 16 1/2" und die Rippen laufen fast in Form eines Viertelkreises bis zum Kapitäl der Säule, dessen jede Achtecksseite 7 1/2" beträgt. Die Säule wird unten etwas breiter, da jede Seite oben 5 3/4", unten aber 6 1/2" breit ist. Daran schließt sich unmittelbar der 9" hohe Fuß, der am Rande lauter Achtecksseiten von 1' Länge hat. Die innere Höhlung des Kessels ist fast halbkugelförmig mit einem Durchmesser von 28 1/2" an der Oeffnung und mit einer Tiefe von 12". Er war früher mit einem schließbaren Deckel versehen, wie die noch zum Theile mit Eisen und Blei gefüllten Löcher es anzeigen. Die Zusammensetzung der Stücke, die einzeln zerstreut lagen, ist ein Verdienst des Herrn Pastors Kehrhahn.

J. Ritter.     


1) Nach Mittheilung des Herrn Forst=Inspectors Meklenburg zu Zickhusen befanden sich solche Kreuze in weiß und roth auch in der vor mehreren Jahren abgetragenen Kirche zu Zickhusen. - Auch in der Kirche zu Stück bei Schwerin befinden sich an der südlichen Wand neben dem Altare solche runde Schilder, die jedoch gegenwärtig so dick mit Kalk überlegt sind, daß ihre Reinigung sich nicht sehr leicht bewerkstelligen ließ. In der Kirche zu Doberan befinden sich in bedeutender Höhe ebenfalls Kreuze auf weißen, runden Schilden.
2) Ueber die in Kirchen eingemauerten Töpfe vgl. man eine Abhandlung von Wiggert in Neuen Mittheilungen des thüring.=sächs. Vereins I, S. 101.
Anmerkungen des Herrn Archivars Lisch.
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Nachtrag zur Beschreibung der Kirche zu Döbbersen.

Aufgefordert von dem Herrn Archivar Lisch stellte ich weitere Nachforschungen über das Vorkommen von Töpfen in den Kirchenwänden zu Döbbersen an. Das Ergebniß ist:

Durch einen Durchbruch der nördlichen Mauer, wo ein neues Fenster von bedeutender Höhe und Breite angelegt ist, und durch die Außhauung der östlichen Wand für eine zur Canzel führende Treppe ist es zur Gewißheit geworden, daß außer jenen gefundenen Töpfen weiter keine eingemauert sind, und daß sie ihrer Lage nach wohl in irgend einer Beziehung zu den Schilden, aber nicht zu dem Bauplane stehen. Einer Erleichterung der Mauer durch Topfbau bedurfte es hier nicht, da die Kirche auf einem Hügel von festem Sande liegt.

Noch füge ich die Inschriften der beiden Glocken hinzu, die unter dem Kirchendache hängen. Die der ältesten lautet:

Inschrift

Die andere hat oben unter der Krone die Inschrift:

MICH HAT GEGOSSEN LAURENTZ STRAL=
BORN IN LÜBECK ANNO 1743.

Auf einer Seite in der Mitte:

ZUR BUSS UND GOTTES DIENST
RUFF ICH MIT MEINEM SCHALL
DIE NOCH IM LEBEN SIND
ZUR RUH DIE TODTEN ALL.
JOHANNES HENRICUS SCHWARTZ
H. T. PAST.

Wittenburg, im August 1840.

J. Ritter.