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Burgwall von Werle.
Im Verfolg der in den Jahrbüchern oben S. 88 erwähnten Untersuchung begaben sich die Herren Gerichtsrath Ahrens, Rector Koch, Postmeister Quistorp und Stadt=Secretär Peters aus Schwan am 1. Mai 1841, nachdem der Druck der oben bezeichneten Abhandlung schon vollendet war, nach dem Hofe Wiek, um die am 18. August 1840 begonnenen Forschungen fortzusetzen, welche der Pächter Herr Ladewig um so bereitwilliger gestattete, als er die bevorstehende Besamung des Walles bis zur Beendigung der Untersuchung ausgesetzt hatte.
Zuvörderst nahmen die genannten Herren einen Situations=Plan von dem Walle und dessen Umgebungen auf. Der Hof Wiek liegt unmittelbar an der Straße von Schwan über Kassow nach Bützow. Die beiden Wälle liegen hart an der Warnow, an den andern Seiten von Wiesen und Bruch=Mooren umgeben, welche bis gegen den Hof und die oben genannte Straße reichen; die Warnow aufwärts, an der Auffahrt von der Warnow, begrenzt den großen Wall ein tiefes Ellernbruch, genannt die Horst, in welchem noch Dämme liegen sollen.
= Der Damm nach dem kleinen Walle beginnt unmittelbar am Hofe und ist 1040' lang. Der kleine Wall hat 728' im Durchmesser und 1408' im Umfange. Von diesem führt ein kurzer Erddamm von 24' Breite auf den großen Wall, dessen ungefähre Maaße Jahrb. S. 92 angegeben sind.
Die Nachgrabungen wurden vorzüglich auf dem Erddamme von dem großen Walle bis zur Warnow und auf der Erhöhung in der Mitte des großen Walles nach der Warnow hin vorgenommen; man grub durchschnittlich bis gegen 9 Fuß tief.
Da wo der Erddamm von der Warnow den Wall berührt (also an der muthmaßlichen Wasserpforte) fanden sich Ueberreste von Knochen, berußten Steinen, Holzkohlen, Klumpen röthlich gebrannten Thons und ein Stück altes Eisen; die Feldsteine waren alle schwarz, wie von Rauch gefärbt; die größern Lehmkklumpen waren 1/2 - 3/4 Pfund schwer, trugen Stroheindrücke und schienen Ueberreste von geklehmtenWänden oder Lehmwänden zu sein. - Abwärts nach der Warnow hin fanden sich im Damme nur Knochen; zuerst fand sich gegen 2' tief urbar gemachte Erde, dann kam
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einige Fuß tief gelblicher Sand und darunter fanden sich vergangene Knochenstücke.
Auf der Erhöhung in der Mitte des Walles war die Ausbeute bedeutender. Hier fand sich viel Bauschutt und es schien sich eine Brandstätte über einen ziemlich großen Raum hinzuziehen, auf dem muthmaßlich die Hauptgebäude gestanden haben mögen. Auch hier fanden sich überall röthlich gebrannte Lehmstücke, schwarz beräucherte Feldsteine, unter denen manche mit Sorgfalt gewählte, wie ein viereckiges Stück grauen Basalts mit einigen glatten Flächen, Kohlen in großen Massen, darunter große Stücke von Eichen= und Tannenholz, ein großes Lager von Kohlen und ein Lager von schwarzer, fettiger Erde, wie von angebranntem und vermoderten Stroh, Lager von grauer Asche; an diesen Stellen lagen auch zahlreiche Scherben von Gefäßen aus der heidnischen Zeit mit Kiesgrus vermengt und mit den charakteristischen Wellenlinien verziert: jedoch fand sich keine einzige Scherbe aus den blaugrauen Töpfen des Mittelalters (wie sie hin und wieder auf dem Burgwalle von Meklenburg vorkommen). Herr Ladewig übergab eine Eisenschlacke, welche auf dem Walle ausgepflügt war. Alle diese Ueberreste fanden sich bis zu einer Tiefe von 9 Fuß, welche also auf von einstürzenden Gebäuden verschüttete Kellerräume deutet. An dem Rande des hohen Walles nach der Warnow hin gaben die Nachforschungen ein gleiches Resultat. Die Nachgrabungen auf dem niedrigern Theile des Walles nach den Wiesen hin, wo schon im J. 1840 Knochen und ein eisernes Messer gefunden waren, gaben nur Ueberreste von alten Knochen. Dagegen zeigten sich an den höhern Stellen zwischen dem kleinen Walle (also der Landpforte) und der größten Erhöhung Scherben und Kohlen.
Herr Ladewig, welcher den Nachgrabungen längere
Zeit beiwohnte, gab nachstehenden interessanten
Bericht. Vor etwa 40 bis 50 Jahren habe zu Wiek
ein Pächter Namens Susemihl gewohnt. Bis zu
dessen Zeit seien beide Wälle mit Holzbusch,
Haselsträuchen
fast undurchdringlich bewachsen
gewesen. Susemihl habe beide Wälle abräumen und
ausroden lassen; dabei seien sehr viele große
Scherben, Urnen und viele Steine gefunden und
weggeschafft, ohne daß man wisse, wohin. Daher
erkläre es sich, daß man jetzt nur noch wenig finde.
In der Nähe des Hofes, dicht am festen Lande, zum größern Theile von Wiesen umgeben, links am Anfange des Dammes vom Hofe nach dem Walle, liegt in der Wiese eine
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dritte, runde Erhöhung, 104' im Durchmesser und 320 Fuß im Umfange. Diese Erhöhung heißt der "Blocksberg". Vor Zeiten soll hier Gemäuer gestanden haben; es sollen auch menschliche Gebeine ausgegraben sein. Eine Nachgrabung war unthunlich, da der ganze Wall mit Elbweiden dicht bewachsen war.