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Alte Grabdenkmäler in der tarnowschen Forst.

Der große, herrliche Buchenwald in der Mitte zwischen Sternberg und Güstrow, nach dem Forsthofe zu Tarnow die tarnowsche Forst, sonst auch das Herrenholz genannt, bekannt wegen seiner schönen Jagden, ist mit seinen Umgebungen reich an den größten Denkmälern der Vorzeit und der classische Boden der Vorzeit Meklenburgs zu nennen. In dem nördlichen Theile desselben bei Boitin stehen die berühmten Opferstellen, Steintänze genannt (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 164 flgd. und Jahresber. IV, S.79 flgd.). Am nordwestlichen Rande stehen die gewaltigen Gräber von Katelbogen (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 163), von Labenz (vgl. Jahresber. III, S. 115), Görnow, Eickelberg und Eickhof (vgl. Jahresber. IV, S. 69), die größten im Lande und vielleicht in Norddeutschland, und sehr viele Kegelgräber, welche sich bis in die Stadthölzung von Warin erstrecken. Am südöstlichen Rande liegen das majestätische Kegelgrab von Ruchow (vgl. Frid. Franc. Erl. S. 43 flgd.) und die schönen Kegelgräber von Ruchow, Tieplitz, Brützen, welche sich über Upahl bis gegen Dobbertin hin ausbreiten.

Völlig unbekannt waren bisher die Grabdenkmäler in dem südlichen Theile der tarnowschen Forst. Da die neue Chaussee von Sternberg nach Güstrow die südlichste Ecke dieser Forst durchschneiden wird, so untersuchte ich am 16. Aug. 1840 die Strecke zwischen Witzin und Mühlengeetz antiquarisch, nachdem der Herr Föster Krüger zu Tarnow diesen Theil der Waldung vorläufig durchforscht hatte. Ich fand hier zu meinem Erstaunen eine so große Menge von Gräbern, als ich sie nirgends gesehen habe. Sie liegen fast alle in dem südlichsten Theile der Waldung zwischen dem tieplitzer Wege nach Boitin

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(Zernin und Rühn) und dem ruchower Wege nach Lübzin, links nicht sehr weit von der Landstraße von Sternberg nach Güstrow, den Feldern von Ruchow und Tieplitz gegenüber, zwischen dem tieplitzer Kruge, Grünenhagen und Witzin, in demjenigen Theile der Forst, der auf ältern Charten der Grünenhagen genannt wird.

Nimmt man die Richtung von Tarnow gegen Witzzin hin, d.h. von N.O. gegen S.W., in dem bezeichneten südlichen Theile des Waldes, so trifft man, immer links von einem Holzwege, zuerst auf 2 große Hünengräber, nach Art des Grabes von Katelbogen (vgl. Frid. Franc. Tab. XXXVI.) gebauet, und nahe dabei ein Kegelgrab. Am Ende einer Waldparthie liegt ein gewaltiger Granitblock, wie er wohl selten in dieser Größe in Meklenburg gefunden wird; bald darauf findet sich ein sehr versunkener Steinkreis, von der Form des Steintanzes bei Boitin. Nicht weit davon liegt eine sehr bedeutende Gruppe von Kegelgräbern erster Größe; diese werden dem großen ruchower Grabe von gleicher Bauart (vgl. Frid. Franc. Titel=Vignette), jenseit der güstrowschen Landstraße, ungefähr gegenüber liegen. Das größte dieser Gräber hat ungefähr 250 Fuß Umfang an der Basis und nach einer Schätzung nach Augenmaß ungefähr 25-30 Fuß Achsenhöhe. Weit hin liegen umher viele kleinere Kegelgräber und unzählige niedrige, sorgfältig gebauete Steinhaufen, von denen sehr viele einen geringen Umfang und runde Form, sehr viele aber Menschenlänge und viereckige Form haben.

Gewiß liegen nirgends im Lande so viele und so große Gräber beisammen. Die neue Chaussee wird dicht an diesen Gräbern vorbeiführen, ja ein größeres Kegelgrab und mehrere kleine Steingräber wahrscheinlich schneiden. Für die Erhaltung dieser Denkmale oder deren methodische Aufdeckung unter wissenschaftlicher Aussicht, wenn eine Abtragung nothwendig sein sollte, wird jedenfalls Sorge getragen werden.

G. C. F. Lisch.