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Wendenkirchhof von Perdöhl.

Von den mit Aufbrechen von Steinen für die Chaussee beauftragten Leuten erhielt ich die Nachricht, daß unmittelbar an der Höhe, auf welcher die schon untersuchten Kegelgräber (vgl. Jahresber. V, S. 48 flgd.) lägen, eine Menge Töpfe zwischen Steinen von ihnen gefunden sei; alle seien voller Knochen, jedoch so mürbe, daß sie beim Anfassen zerbrächen. Nachdem ich mich dahin begeben, fand ich, daß bis dahin eine nicht sehr große Fläche durchwühlt, gewiß aber eine gute Ausbeute zu hoffen sei, da auf diesem Raume schon gegen 60 Urnen hervorgebracht waren. Dieser wendische Begräbnißplatz liegt etwa 200 Schritte nördlich von dem zweiten aufgedeckten Kegelgrabe, am Abhange des Hügels. Die Oberfläche bietet keine Merkmale eines Kirchhofes und seines Umfanges dar, aber unter der Oberfläche in einer Tiefe von 1/2 bis 3 Fuß liegen Steine verschiedener Größe, manche kaum von 2 Menschen fortzuschaffen, fast regelmäßig in Reihen von Osten nach Westen, zwischen denen ebenfalls in Reihen die Urnen, bald mit kleinern Steinen umstellt, mit gespaltenen Steinen bedeckt und unterlegt, bald in den bloßen Sand gestellt, in verschiedenen Zwischenräumen von 2 bis 6' sich zeigen; auch stehen sie so tief, daß sie vom Pfluge nicht berührt sind, nämlich 2 bis 3 1/2' unter der Oberfläche.

Ich begann also für den Verein diesen Platz zu untersuchen, anfangend mit der Aufgrabung vom nördlichen Rande in einer Breite von 60 Fuß, obgleich sich nach beiden Seiten der Ort noch weiter erstreckt. Die meisten Urnen waren freilich schon geborsten und etwas zerdrückt; besonders aber war außerdem die Nässe des Bodens Schuld, daß nur wenige gerettet wurden, jedoch glücklicherweise Exemplare von allen Hauptformen. Vor dem Frühlinge wird der Platz nicht weiter durchgraben werden. Die ziemlich gut erhaltenen Urnen sind:

1) eine schwarze eingehenkelte Urne, 5 3/4" hoch, 2 7/8" in der Basis, 10 3/4" im Bauche und 8 1/2" in der Oeffnung haltend. Sie besteht aus einer dünnen, blättrigen Masse; der Bauch ist sehr scharf, fast im spitzen Winkel, gebogen.

2) eine schwarze eingehenkelte Urne, 6 1/2" hoch, 4" in der Basis, 11 3/4" in der Bauchweite und 9 1/4" in der Oeffnung haltend. Sie ist stärker als die vorige gebauet und

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mit senkrecht von der Bauchweite bis zur Basis hinablaufenden Linien verziert. Der Henkel ist so groß, daß man bequem mit dem Finger hindurch fassen kann.

3) eine schwarze Urne, 6 1/8" hoch, 3 1/4" in der Basis, 11 1/2" im Bauche und 10" in der Oeffnung haltend. Von der Bauchweite bis fast zur Basis gehen 2 parallele, unten fast einen rechten, oben einen spitzen Winkel bildende Zickzacklinien umher.

4) eine braune Urne, 7 3/8" hoch, 5 1/4" in der Basis, 11 1/2" im Bauche und 10 1/4" in der Oeffnung haltend.

5) eine braune Urne, 8 3/4" hoch, 5 1/4" in der Basis, 10" im Bauche und 9" in der Oeffnung haltend.

6) eine braune Urne, 8 1/2" hoch, 4 1/4 " in der Basis, 9 1/2" im Bauche und 7 1/4" in der Oeffnung haltend.

Es fanden sich bisher zwar kleinere und größere, schwarze und braune, gehenkelte und ungehenkelte, verzierte und unverzierte Urnen, aber alle in den eben angegebenen Verhältnissen gebildet. Durch die weite Oeffnung nähern sie sich den Urnen von Camin, aber nirgends zeigte sich jener glänzende, schwarze Ueberzug oder jene mit einem gezahnten Rade eingedrückten Punctlinien. In allen bisher an diesem Platze zu Tage geförderten Urnen fanden sich außer den Knochen nur folgende Gegenstände aus Eisen, alle stark gerostet:

a) ein Ring von 1 3/8" äußerem Durchmesser;

b) zwei Ringe von 1 1/8" äußerem Durchmesser;

c) eine Spange von gleicher Größe mit Zunge;

d) eine Spange von 7/8" äußerem Durchmesser mit einer um den Ring befestigten, im rechten Winkel abgebogenen und zerbrochenen, 1 1/2" langen Nadel oder Zunge;

e) ein viereckiger Spangenring, von etwa 2" Länge, 1/6" Breite und 1/8" Dicke;

f) eine kleine Sichel von 3 1/2" Länge in der Sehne, in drei Stücke gebrochen.

Wittenburg, im November 1840.

J. Ritter.