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12.
Nachträge
zur
Geschichte der Buchdruckerkunst in
Meklenburg.
A.
Vom Professor Dr. Kosegarten zu Greifswald.
Die Bibliothek der St. Nicolaikirche zu Greifswald besitzt unter vielen alten Drucken auch folgende zu Rostock gedruckte Werke.
1.
1467.
Sermones discipuli de
tempore et de sanctis, et promptuarium
discipuli de miraculis Marie.
(Zu Jahrb. IV, S. 45.)
Es ist ein mächtiger Foliant, trefflich von Papier und Druck, unversehrt, als wenn er eben aus der Presse gekommen wäre, mit breitem Rande, in starkes, rothes Leder gebunden. Jede Seite hat 2 Columnen, 62 Zeilen, keine Seitenzahlen. Die großen Anfangsbuchstaben der Paragraphen sind ausgelassen, um gemalt zu werden, welches letztere jedoch nur auf der ersten Seite ausgeführt ist. Das Wasserzeichen des Papiers im Anfange, wie es scheint, ein Ochsenkopf, doch ist es sehr undeutlich und fällt immer in die gedruckte Columne zur Linken; weiterhin erscheint ein anderes deutliches Wasserzeichen, welches immer zwischen die beiden Columnen fällt, nämlich eine hohe
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Krone. Die Lettern sind wie die zu der schweriner Agende von 1521 (Lithogr. zu Jahrb. IV, I, 5) jedoch zierlicher und regelmäßiger.
1) Anfang:
Dann folgen auf 196 Blättern 164 Sermones.
Auf der Kehrseite des 196. Blattes:
Darunter das kleinere Druckerzeichen der Michaelisbrüder. (Lithogr. zu Jahrb. IV, I, 7.)
2) Darauf folgen 54 Blätter desselben Druckes und mit dem Wasserzeichen der Krone; sie beginnen:
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In der Unterschrift ist kein Druckort genannt.
3) Dann folgen 66 Blätter desselben Drucks und mit dem Wasserzeichen der Krone. Sie beginnen:
Der Anfangsbuchstabe des Textes ist ein gedrucktes, sehr verziertes V, welches in seiner Mitte das kleinste Druckerzeichen der Michaelisbrüder, die Kugel mit dem Kranze (Lithogr. Jahrb. IV, I, 7), in der halben Größe des bekannten enthält; dieses Zeichen war bisher noch nicht bekannt. In der Unterschrift ist kein Druckort genannt.
4) Dann folgen 32 Blätter desselben Drucks und mit dem Wasserzeichen der Krone. Sie beginnen:
mit einem gedruckten, sehr großen und geschnörkelten Initial I.
Schluß des Ganzen:
Außerdem befinden sich in der Bibliothek der St. Nicolaikirche zu Greifswald noch:
2.
1481.
Homiliae super
canticum canticorum.
(vgl. Jahrb. V, S. 51.)
3.
1517.
Cornelii de Snekis
Rosarium.
Rostoch. 1517. aed. Thur.
(vgl. Jahrb. IV, S. 119.)
Das Buch ist in rothes Leder gebunden und wohl erhalten. Auf dem Titelblatte stehen mit rother Schrift die in Jahrb. S. 119 angeführten Worte:
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aber außerdem noch folgende, welche, ohne die Zeile abzubrechen, jenen hinzugefügt sind:
Sermones duo eiusdem contra
ebrietatem. Sermones latini
synodales eiusdem diuino sale
multaque eruditione conditi.
Unter diesen Worten steht das fünfschildige meklenburgische Wappen. Im Uebrigen stimmt alles mit der Beschreibung in Jahrb. a.a.O. überein.
Greifswald.
Dr. J. G. C. Kosegarten.
B.
Vom Bibliothekar Dr. Schönemann zu Wolfenbüttel.
1.
(Zu Jahrb. IV, S. 59.)
Das lateinische Original der kleinen Reimchronik
Van der mishandelinghe des werden sacramentes tom Sterneberge,
welches beginnt: "Convolat in monte stellae", ist auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel aufgefunden: ein Manuscript, welches einem alten, gedruckten theologischen Werke (Francisci Maronis sormones de sanctis) angebunden ist. Dieses Manuscript enthält zuerst:
a) eine Rede des M. Heinrich Bogher über die sternberger Judenhändel:
Venerabilis domini Hinrici Bogher, artium ac philosophie magistri diuinarumque litterarum interpretis eximii, achademie Erfurdensis alumpni, in degradatione domini Petri Denen sacrilegi maximi ad clerum fieri destinata, sed ex causa ad populum Rostochii deducta oratio incipit:
"Orationem hodie habiturus coram vobis, patres etc."
Die Rede geht endlich in einem Dialog zwischen Antipisticus und Ortosebius über, von denen der letztere natürlich das letzte Wort behält.
Darauf folgt:
b) In facinorosos judeos Sternebergenses, supradicti sacrilegii principales auctores, eiusdem magistri Henrici acris inuectiua:
"Conuolat in montem stelle maledictus apella etc."
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Die Invectiva schließt nach etwa 50 Distichen mit einem: "Vivat Meklenburg!" also:
Viuat Magnopolis titulis memoranda choruscis,
Cuius pellucet sub dicione rigor
Et Suerinensis Conrado praesule sedis
Censuram patitur culpa nephanda suam;
Si uacet: O Mangne dux alte et Baltazar alte
Reddantur numero grammata certa suo etc.
Geschrieben ist also diese Invectia vor dem Tode des Herzogs Magnus und des Bischofs Conrad Loste, welche beide am Ende des J. 1503 starben; wahrscheinlich ist sie daher eine gleichzeitige Production.
Hierauf folgt:
c) ein Loblied auf das Heilige Blut im Dom zu Schwerin (28 Distichen):
In laudem rosee gutte sanguinis Christi in eclesia Suerinensi recondita idem ista cecinit:
"Salue fructiferi persplendida stilla cruoris etc."
Endlich
d) die Ditmarsenschlacht (66 Distichen):
Eiusdem Henrici Bogerii theologi super strage in Theomarcia elegia praecipitata:
"Perculso grauitate rei vox faucibus haeret etc.,"
das Original der kleinen Reimchronik:
Van der slachtinge in deme lande to Dethmerschen.
Sie schließt mit dem Chronodistichon (grammata numeri in h. dist. dant an. 1500):
Hostiles exosa vices Theomarcia valde
Ulta suos: flexit obuia tela deo.
2.
Zu Jahrb. IV, S. 107.
Orthographia Nicolai Marschalci Thurii befindet sich ebenfalls auf der Bibliothek zu Wolfenbüttel: im kleinsten Folio=Format, in Lagen von Ternionen, ohne Seitenzahlen, Custoden und Columnentiteln, nur mit Signaturen a - l (l nur in 4 Bl.). Der Titel des Buches, welches eine Anweisung zur Orthographie der lateinischen und griechischen Sprache enthält, hat Titel, Dedication und Inhaltsverzeichniß:
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Orthographia N. M. T.
Maternus pistoriensis ad pubem
Erphordiensem.
Barbaries tibi multa
fuit studiosa iuuentus
Hactenus et
verbis litterulisque simul.
Pellere si
libet hanc Thuri peramato libellos
Isthunc in primis: ianua qui rudibus.
M. Pisto. ad Marscalcum Secretarium
Senatus Erphordien insignum.
Te duce:
laus superis: fit barbara terra latina
Te sine barbariem lingua latina sapit.
Nestora viue igitur Cumeaque secla
precamur
Et sis Materni tempus in omne memor.
De litteris latinis
De litteris graecis
De diuisione litterarum latinarum
De diuisione litterarum graecarum etc.
So setzt sich das Inhaltsverzeichniß bis auf die Rückseite des Titelblattes fort.
Das zweite Blatt nimmt die Dedication ein:
Nicolaus Marscalcus thurius Joanni de Hermansgrun ex lupis equestris ordinis viro strenuo eruditissimoque S.d.p.
Marschalk sagt in dieser Dedication auf der zweiten Seite:
Itaque orthographiolam nostram, quam iuuentuti a litteris non penitus rettoride humanioribus ex authoribus nuper diuersis, quamuis polypragmon sim fere in consulatu et semper negociosus, tamen horis elucubrauimus succisiuis, tibi pignus amoris nostri quantulumcunque dicaui: ut quemadmodum sub Aiacis clypeo tutus Vlysses, ita profugio tuo tuta sub te polyhistore rabiosulos effugiat etc. - - - - - - - - Vale foeliciter nobilitatis omnis ingenue decus. Vale Erphordiae XVIII calendas octobres, Anno a natali christiano milesimo quingentesimo.
Nach allen diesen Nachrichten ist es ohne Zweifel, daß Marschalk im J. 1500 Raths=Secretair zu Erfurt war; er scheint sowohl hiernach, als nach seiner Immatriculirung zu Wittenberg (Jahrb. IV, 94), daß er auch zu Erfurt geboren war. Die erfurter Stadt=Acten werden also wohl noch mehr Aufschluß über sein Leben geben können.
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Auf der fünften Seite beginnt der Text:
Orthographia Nicolai Marscalci thurii.
De litteris latinis etc.
Die vorletzte Seite endigt mit:
Impressum Erphordie per Wolfgangum Schenk anno a natali christiano milesimo quingentesimo primo.
Darunter das Druckerzeichen: auf einem Schilde unter einer gebogenen und einer graden Linie 3 kleine leere Schilde im Dreieck und die Buchstaben W. S.
Wolfenbüttel.
Dr. Schönemann.