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III. 3.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte und
Alterthumskunde.


Schwerin, den 2. April 1837.

Vignette

D Durch den Beitritt von 8 neuen und durch den Abgang von 4 älteren (gestorbenen) ordentlichen Mitgliedern ist die Zahl derselben auf 348 gebracht. Mit dem wetzlarschen Verein für Geschichte und Alterthumskunde ist, auf dessen Wunsch, der unsrige in Correspondenz und Schriftentausch getreten. -

I. Zu der Sammlung von Schriftwerken kamen neuerdings hinzu:
  A. an Büchern:

1) Wetzlarsche Beiträge für Geschichte etc. von P. Wigand. Heft I und II, 1837. Geschenk des wetzlarschen Vereins für Geschichte etc.
2) Zwölfter Jahresbericht des voigtländischen alterthumsforschenden Vereins, 1837. Geschenk des Vereins.
3) Meklenburgisches Wappenbuch, Heft I. Geschenk Sr. K. H. des Grossherzogs von Meklenburg-Schwerin.
4) Historisches Taschenbuch von Raumer, Band 8. Gesch. des Herrn Regierungsraths v. Oertzen zu Schwerin.
5) Die fürstliche Alterthümer-Sammlung zu Braunfels, dargestellt von J. C. Schaum, 1819. Geschenk Sr. Durchlaucht des Prinzen Bernhard von Solms-Braunfels durch des Grossherzogs von Meklenburg-Schwerin Königl. Hoheit.

  B. an Urkunden:

1) Abschrift einer Urkunde des Herzogs Albrecht von Meklenburg über die Verleihung des halben Dorfes Wesseve an Otto Groten vom J. 1359, mitgetheilt von dem Herrn Kammerjunker und Premier-Lieutenant Freiherrn Grote-Schauen zu Hannover.
2) Abschrift von 18 Urkunden aus dem 14. Jahrhundert, im königl. Provinzial-Archive zu Stettin, von denen 15 auf Bündnisse und Friedensverträge mit Pommern, 3 auf das Leibgedinge (Grevismühlen) der Gemahlin des Herzogs Magnus von Meklenburg, Elisabeth von Pommern, sich beziehen, im J. 1834 mit hoher Erlaubniss von den Originalen zu Stettin genommen und geschenkt vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin.

II. Die Sammlung von Bildwerken empfing:
  A. an Alterthümern:

a. Vorchristliches:

α. aus der Zeit der Hünengräber:

1) einen viereckigen Schmalmeissel aus hellgrauem Feuerstein, 6" lang, überall roh zugehauen, und nur an der

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schräg abgeschnittenen Schneide ungefähr 1" lang geschliffen, aus dem Hünengrabe von Hohen-Wieschendorf (Quartalber. III, 2), geschenkt vom Herrn Pastor Erfurth zu Hohenkirchen;
2) die Scherben von 5 Urnen, Knochenreste, zwei gewöhnliche Keile aus hellgrauem Feuerstein und ein Stück strahligen Schwefelkieses, gefunden in einem Hünengrabe auf dem Pfarracker zu Lübow und nebst einem Fundberichte eingesandt vom Herrn Pastor Albrand daselbst.

β. aus der Zeit der Kegelgräber:

eine Speerklinge aus Bronze, mit edlem Rost bedeckt, gefunden zu Conow bei Eldena, geschenkt vom Herrn Bau-Practicanten Mengebier zu Schwerin.

Von dem Herrn Kammerherrn von Bülow zu Gr. Helle ist dem Vereine ein Fund geschenkt, welcher zu den merkwürdigsten gehört, die je im Norden Deutschlands gemacht sind. Derselbe besteht nämlich:

a. aus einem Gefässe von Bronze mit einem Handgriffe, wie eine sogenannte Kasserolle;
b. aus Bruchstücken eines ähnlichen Gefässes;
c. aus drei Würfeln von Knochen;
d. aus fünf Knöpfen u. einer langen Nadel von Knochen;
e. aus einem griechisch-römischen Gefässe von Silber, in Gestalt des bronzenen Gefässes, 1 1/2 Pfund schwer, dessen Griff mit überaus schönen Darstellungen aus dem Ceresdienste in erhabener Arbeit geschmückt ist.

In der Nähe dieses Fundes entdeckte man noch

f. eine Scheere und
g. ein Messer, beide Stücke aus vergoldeter Bronze.

Herr Doctor Beyer zu Parchim hat über die von ihm und dem Herrn Advocaten Mencke ebendaselbst unternommene Aufdeckung eines Kegelgrabes bei Kiekindemark einen ausführlichen Bericht eingesandt; die darin gefundenen Urnenscherben etc. werden demnächst in den Besitz des Vereins gelangen.
Zu dem Hornbeschlag von Wismar (Jahresber. II, S. 48 u. 49), von welchem der dritte Jahresber. eine Abbildung bringen wird, hat Herr Archivar Lisch eine erläuternde Beschreibung geliefert.

b. aus unbestimmter, neuerer Zeit:

eine runde Messingplatte, 2" im Durchmesser, mit dem Bilde eines Pferdes en rélief, in dem carwitzer See bei Feldberg gefunden, eingesandt vom Herrn Candidaten Kortüm zu Feldberg.

c. aus dem Mittelalter:

1) einen Altarleuchter von Bronze, offenbar von hohem Alter, gefunden im J. 1817 auf der Feldmark Valluhn, Amts Zarrentin, in einer Wiese beim Aufwerfen eines sechsfüssigen Abzugsgrabens, geschenkt vom Herrn Oberforstmeister v. Rantzau in Wittenburg;
2) eine gläserne Reliquienurne (vgl. Jahresber. II, S. 122), bisher im Besitze der Schiffer-Compagnie zu Wismar, jetzt von dem Vereine angekauft.

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d. aus der neueren Zeit:

acht Glasgemälde von ovaler Gestalt und ungefähr einem halben Fuss Längendurchmesser, mit Wappenbildern, aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, Geschenk des Herrn Conrectors Römer zu Grabow.

Ausserdem haben Nachricht gegeben: von Hünengräbern zu Wieschendorf bei Dassow und von einem ebendaselbst befindlichen Burgwall der Herr Rector Masch zu Schönberg; von einem Hünengrabe auf der Feldmark von Gr. Lalenz, welches nach der Angabe des Berichterstatters zu den allergrössten des Landes gehört und nur dem von Katelbogen nachstehen dürfte, der Herr Amtmann Piper zu Warin; von dem sehr häufigen Vorkommen "der fingerlangen und etwa 1/2 Zoll breiten prismatischen Feuersteine" an dem Verbindungsflusse zwischen Müritz- und Kölpin-See der Herr Candidat Kortüm zu Feldberg; von einem Wendenkirchhof bei Grevismühlen der Herr Kaufmann Pelzer daselbst, von Baudenkmälern in der Gegend von Feldberg der Herr Candidat Kortüm daselbst; von einem ganz in der Nähe des Hünengrabes bei Lübow (s. oben) gefundenen versteinerten Eichenstamm der Herr Pastor Albrand daselbst.

  B. an Zeichnungen:

1) vom Herrn Rector Dr. Crain zu Wismar eine Zeichnung des zweiten wismarschen Stadtsiegels;
2) vom Herrn Studiosus juris von Wrisberg aus Gadebusch einen Plan der Schlacht bei Gadebusch am 20. December 1712 in gleichzeitiger Handzeichnung, und einen Plan derselben Schlacht in Kupferstich;
3) vom Herrn Canzleicopiisten Lisch zu Güstrow vier Pläne in Kupferstich, nämlich der Belagerung von Demmin im October 1659, der Blockade von Stralsund 1711-1712, der Schlacht von Gadebusch am 20. December 1712, und der Affaire bei Treptow am 25. October 1761.

  C. an Münzen:

1) eine griechische Silbermünze, geschenkt vom Herrn Oberzahlmeister Hencke zu Schwerin;
2) 6 meklenburgische Kupfermünzen, geschenkt vom Herrn Archivar Lisch zu Schwerin;
3) eine römische Silbermünze von J. Caesar, geschenkt vom Herrn Pastor Zarncke zu Zahrenstorff;
4) 100 Silbermünzen, zum grossen Theile Groschen der Städte Rostock, Wismar und Lübeck aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, in einem Topfe gefunden zu Hohen Wangelin beim Ackern, geschenkt von den Herren Vorstehern des Klosters Malchow;
5) 23 meklenburgische Silbermünzen, unter denen 3 Medaillen aus dem vorigen Jahrhundert und seltene Thaler und Markstücke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, geschenkt vom Herrn Studiosus juris von Wrisberg aus Gadebusch;
6) einen wismarschen Schilling von 1692, geschenkt vom Herrn Gymnasiasten Crull zu Wismar (von welchem auch die 17 Münzen "von unbekannter Hand" im Quartalbericht III, 2 stammen);
7) ein Achtgroschenstück des Herz. Christian Ludwig von 1754, und ein Viergroschenstück des Herz. Adolph Friederich von 1754, geschenkt

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vom Herrn Amtsrath Koch zu Sülz (von welchem ausserdem als Theil seines Jahresbeitrags 2 alte Gulden eingesandt sind);
8) acht verschiedene meklenburgische Münzen, geschenkt vom Herrn Dr. Beyer zu Parchim;
9) 2 Kupfermünzen, geschenkt vom Herrn Candidaten Schröder zu Goldberg;
10) ein rostocker Dütchen ohne Jahreszahl, geschenkt vom Herrn Bürgermeister Daniel zu Rehna;
11) einen alten bischöflich köllnischen Solidus, gefunden bei Proseken, geschenkt, vom Herrn Senator Demmler zu Rehna.
Ueber einen im J. 1837 zu Zinow bei Neu-Strelitz von der Frau eines dortigen Arbeitsmannes gemachten Fund von 405 Münzen hat. der Verein einen ausführlichen Bericht des Herrn Rectors Masch zu Schönberg erhalten, dem die grossherzogliche Landesregierung zu Neu-Strelitz diesen Münzfund zur Untersuchung zugesandt und zugleich die Mittheilung einer Nachricht über denselben an unsern Verein gestattet hatte.

III. An wissenschaftlichen Arbeiten ist eingegangen:

1) Sympathieen, in Meklenburg gesammelt vom Herrn Pastor Mussäus zu Hansdorf.
2) Meklenburgische Volksmährchen, von demselben.
3) Meklenburgische Sprüchworter, von demselben.
4) Wismarsche Rathsprotocolle über die Verbindung der Ostsee mit dem Schweriner See durch die sogenannte Viechelsche-Fahrt, vom Herrn Dr. Burmeister zu Wismar.
5) Beiträge und Briefe zur Geschichte der Herzogin Anna, Gemahlin des Herz. Albrecht des Schönen von Meklenburg, und deren Schwester Elisabeth, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, vom Herrn Dr. Havemann, Lehrer am königl. Pädagogium zu Ilefeld.
6) Ueber den Todestag des Bischofs Johann I. von Ratzeburg, vom Herrn Rector Masch zu Schönberg.
7) Alphabetisches Verzeichnis der meklenburgischen Vögel in der niederdeutschen Volkssprache, vom Herrn Candidat. theol. Burmeister zu Wismar.

Dem Herrn Senator und Archivar Dr. Crumbiegel zu Rostock verdankt der Verein Mittheilungen über alte rostocker Drucke, aus dem dortigen Rathsarchive. - Von dem meklenburgischen Wappenbuch, herausgegeben von Tiedemann, bearbeitet von Masch, ist das 1. Heft herausgekommen, und es lässt sich dieses Werk, auf welches ein früherer Quartalbericht vorläufig die Aufmerksamkeit der Vereinsgenossen lenkte, jetzt als eine ausgezeichnete Erscheinung empfehlen. - Zur Geschichte des im J. 1398 erloschenen Dynastengeschlechts der Edlen Herren vom Berge, aus welchem eine der letzten Gräfinnen von Schwerin, Lyse Gemahlin des Grafen Nicolaus IV., stammte, sind den Herausgebern dieser Geschichte, dem Herrn Drosten von Hodenberg zu Lilienthal und dem Herrn Mooyer zu Pr. Minden, mit, Erlaubniss der hohen Landesregierung Regesten aus den im grossherzoglichen Archive zu Schwerin befindlichen Urkunden mitgetheilt, deren Rudloff M. G. II, S. 309 erwähnt. Für die letzten Zeiten der Geschichte der Grafen von Schwerin wird das erwähnte Werk gewisse Beiträge liefern.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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