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Eiserne Axt von Krassow,

rittersch. Amts Güstrow, Parochie Warnkenhagen, gefunden unter einem Lehmlager von 7 bis 8 Fuß Mächtigkeit beim Hervorbrechen einer starken Quelle. Die sehr gut construirte Axt, welche wenig von Rost gelitten hat, ist 8" hoch, ungefähr 7" in der Schneide. Von dem hölzernen Stiel derselben, welcher gegen 2" im Durchmesser hat, ist noch ein Ende von ungefähr 2½ Fuß vorhanden; es ist nur das Lochende verloren gegangen. Die Beschaffenheit dieses Stiels ist sehr merkwürdig dadurch, daß er, außer einigen Längenrissen, in Entfernungen von 1" bis 1½" durchgehend rundumher ziemlich tiefe Querrisse hat, welche durch Eintrocknung entstanden sein mögen; der Stiel hat ganz das Ansehen, wie eine getrocknete und gerissene Lehmfläche.

Ueber die höchst interessante Auffindung dieser Antiquität ertheilt der Geber, der Herr Gutsbesitzer Pogge auf Roggow, folgende ausführlichere Nachricht:

"Diese Axt ist vor einigen Wochen ans Tageslicht gebracht durch die Macht einer Quelle, welche in der Wiese am Rande eines Lehmberges, worauf das zu Roggow gehörende Dorf Krassow liegt, im Mai 1836 aufgegraben wurde. Die Quelle kommt aus der Höhe des Berges, und läuft immer stärker, je mehr man in den Berg eindringt und ihren Lauf öffnet. Ueber der Axt befand sich ein Thonlager, unten blau, oben gelblich von Farbe, 7 bis 8 Fuß mächtig. Ueber 100 Jahre reicht die mündliche Tradition im Dorfe: in

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dieser Zeit ist dort keine Spur vom Wasser bemerkt, im Gegentheil der Boden, unter welchem die Axt lag, bestellt zu Feld= und Gartenfrüchten".
"Vor wenig Tagen wurde der Quelle noch weiter in den Berg hinein gefolgt. Sie giebt gegenwärtig in mehreren Strömen reichlich doppelt so viel Wasser als früher. Der Hauptarm, welcher aus der Höhe mit Geräusch hervorkommt, ist sehr trübe, und haben sich hinter ihm im Berge mehrere Erdfälle, eine 7 bis 8 Fuß im Durchmesser, gebildet, auch eine Erdsenkung 3 Ruthen im Durchmesser."
"Die Quelle, wovon früher nichts sichtbar, liegt unterhalb einer oberschlächtigen Wassermühle. Wahrscheinlich ist es, daß diese Quelle jetzt schon eine solche Höhe erreicht, daß man sie wird auf die Mühlräder leiten können, und ist sie stark genug zum Treiben der Mühle. im Berge unter dem Thonlager, wo eine Ader aus dem Sande hervorquillt, bemerkte ich vorgestern einen eichenen, oben abgerundeten Pfahl. Die Axt und dieser Pfahl beweisen, daß in der Vorzeit die Quelle offen war, und erst später das Thonlager sich über dieselbe hinzog. Wie viel Zeit mag aber dazu gehört haben, und auf welche Weise ist diese Verschüttung der Quelle entstanden?"
"Die Quellen bringen im Allgemeinen große Veränderungen in dem äußern Zustande unserer Erdoberfläche hervor. Viele Quadratmeilen sind durch sie in Meklenburg unfruchtbar gemacht und der Cultur entzogen. Fast alle hochgelegene, weiche, mit Moos stark bewachsene Wiesen, Weiden und Moore haben zum Grund ihrer Formation und Unfruchtbarkeit Quellen. Werden diese Quellen gehörig geöffnet, welches bei einiger Routine nicht sehr schwierig ist, so wird nicht allein die Gegend umher fruchtbar gemacht, sondern man kann das Wasser der Quellen auch auf verschiedene Weise nutzen, z. B. zum Berieseln, zum Treiben von Mühlen u. s. w."
"Manche Wassermühle, welche jetzt große Flächen aufstauet, wird beibehalten und doch unschädlich gemacht werden können, wenn man Quellen zu ihrer Treibung auffindet und anwendet und das bisher durch die Mühle überstuete Terrain abgräbt."
"Ein großer Schatz kann durch Ausgrabung von Quellen und ihre Nutzanwendung in Meklenburg ge=

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hoben werden. Im privaten Eigenthum ist man fleißig dabei; im Gemeindelande wird vielleicht der Staat einschreiten müssen. Die Städte, welche 1/10 der ganzen Fläache Meklenburgs inne haben sollen, werden sonst noch lange keinen Nutzen davon haben, und gerade sie sind reichlich begabt mit Quellland. Z. B. besitzt die Stadt Sternberg große Flächen dieser Art, welche zum Theil deutlich ins Auge fallen, wenn man den Gipfel des Judenberges erreicht hat. Diese unfruchtbare Moorweide, diese Heide= und Moosdecke des Judenberges und dgl. m. sind Beweise der Uncultur, und gewähren einen üblen Eindruck."