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In dem Archive des hennebergischen
alterthumsforschenden Vereins, Lief. 2, 1837,
sind die Forschungen über die rätselhaften
Taufbecken fortgesetzt, und Nachrichten von
mehrern Taufbecken geliefert, welche dem von Rey
gleich sind. Ueber diese viel besprochenen
Kunstwerke sagt nun ein Referent in Gersdorf's
Repertorium
. Bd. XV, H. 2, Jan. 1838, S. 186:
"Man ist wohl jetzt zu der Ueberzeugung
gelangt, daß die meisten der bekannten
Taufbecken nicht das hohe Alter haben, als man
früher vermuthet hat, und daß die Entzifferung
der räthselhaften Umschriften sich kaum der Mühe
verlohne. Die größere Anzahl derselben scheint
gegen Ende des 15. und im Anfange des 16.
Jahrhunderts gefertigt zu sein. (Ein) Becken
stellt den Sündenfall vor; die um den Baum sich
windende Schlange zeigt einen dreifach gekrönten
Menschenkopf. Wer erkennt hierin nicht eine in
der Reformationszeit sich oft wiederholende
Satire auf den Papst. — — Daß zu
Nürnberg dergleichen Becken verfertigt wurden,
ist wohl ausgemacht, die plattdeutsche
Umschriften (mancher) Becken deuten doch auf
einen andern Ort. Wir rathen auf Braunschweig,
wo die Gilde der Beckenschläger schon im 15.
Jahrh. sehr ansehnlich war".
Es läßt sich noch folgender bemerkenswerthe Umstand zur Bestärkung dieser Ansicht hinzufügen. Viele der besprochenen Becken haben außer der räthselhaften Inschrift noch eine zweite; diese zweite Inschrift ist wohl immer, nach Sprache und
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Schrift, aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, gewöhnlich in plattdeutscher Sprache abgefaßt. Da sich dieso Erscheinung beständig wiederholt, so ist wohl sicher anzunehmen, daß die Inschriften auf Bestellung zugleich mit dem Becken verfertigt wurden. Auch Metall, Form und Bearbeitung der Becken deuten auf eine jüngere Zeit.
Ueber denselben Gegenstand bemerkt v. Strombeck im Vaterländ. Archiv für hannov. und braunschw. Geschichte von Spilker und Brönnenberg, Jahrgang 1833, Lüneburg 1834, S. 549 flgd., daß die Mittelschilde der Becken vorbildlich nach den Holzschnitten der Biblia pauperum in der ersten deutschen Uebersetzung derselben von 1470 und ähnlichen Werken gearbeitet und die Becken wahrscheinlich Meisterstücke angehender Meister seien, die nach einer vorgelegten Zeichnung arbeiten mußten; daher der Ursprung der Becken nicht über das funfzehnte Jahrhundert, als sich die Gilde der Messingarbeiter "Beckenschläger" nannte, hinausreiche.
Ferner finden sich noch Nachrichten, Abbildungen und Untersuchungen in Spiel=Spangenberg Neuem vaterl. Archiv für Hannover, 1824, Bd. I. S. 67 flgd. — Fortgesetzt sind die Beobachtungen in dem Vaterländ. Archiv des histor. Vereins für Niedersachsen, 1835, Heft III, S. 310 flgd., wo auch eines Beckens mit einer Dedications=Inschrift vom J. 1627 erwähnt ist.
Besondere Aufmerksamkeit hat diesen Becken der historische Verein des Rezatkreises in Baiern gewidmet, welcher in seinem fünften Jahresberichte für 1834, Nürnberg 1835, S. 34 flgd., abgedruckt im Vaterländ. Archiv des histor. Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1836, Heft IV, S. 480, eine ziemlich reiche Litteratur darüber zusammengebracht hat. Eine höchst interessante Thatsache war es, daß man "im Sonnner des J. 1833 in der Stadt Nürnberg an einem Tage mehr als ein Dutzend solcher alter Taufbecken fand, welche dort von den Blechhändlern als Auslagen oder Schilde ihres Gewerbes gebraucht werden". — "Es wurde dadurch klar, daß diese Taufbecken von Nürnberg stammen, wo die Beckenschläger ehemals eine bedeutende Zunft bildeten." — Alle weiteren Bemühungen nach urkundlichen Unterstützungen sind jedoch erfolglos geblieben.
Man vergleiche noch Variscia oder Mittheilungen des voigtländ. alterthumsforschenden Vereins Heft I, S. 61, mit Abbildung, und Heft IV, S. 122. - Eines Beckens mit einer Dedications=Inschrift vom J. 1689 wird noch in den Neuen Mitth. des thür.=sächs. Vereins I. 1, S. XIX erwähnt.
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— Die Inschrift dieser Taufbecken erklärt Wilhelmi (s. Vierter Jahresber. der sinsheimer Gesellschaft, S. 55): M. X. BE. NE. D. I. d. h. Mater Christi, benedicta!