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5.
Anna, Gemahlin Herzogs Albrecht des Schönen, und ihre Schwester Elisabeth.

M it dem Beginn des zweiten Viertheils des 16. Jahrhunderts erblicken wir die herzoglichen Höfe zu Schwerin und Münden mehrere Jahre hindurch in den freundlichsten Beziehungen zu einander. Zwei edle Fürstinnen, Anna und Elisabeth, jene mit dem Herzoge Albrecht von Meklenburg, diese mit dem Herzoge Erich dem Aelteren von Braunschweig und Lüneburg vermählt, boten hierzu die Veranlassung. Beide waren Schwestern, die Töchter Joachims I., Kurfürsten von Brandenburg, jenes harten, starren Feindes der Reformation, dem die Treue am alten Glauben höher galt, als das stille Glück seines Hauses, also daß seine mit der Lehre Luthers befreundete Gemahlin Elisabeth, Tochter König Johanns von Dänemark, nur durch Flucht von der Seite ihres Gemahls einem martervollen Tode sich entziehen konnte. Joachim I. galt für den gelehrtesten Fürsten im Reiche; mit Sorgfalt wachte er über die von ihm gegründete Hochschule zu Frankfurt an der Oder; seit er als Knabe unter Dietrich von Bülow, Bischof von Lebus, sich mit den Wissenschaften befreundet hatte, pflegte er sie bis zum Tode. An seinem Hofe zu Stendal und Berlin sah man Künstler und Gelehrte gern verweilen. Dieser Sinn für die Wissenschaft theilte sich seiner näheren und ferneren Umgebung mit; wir finden ihn bei seinen Söhnen,

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dem mit Innigkeit dem protestantischen Glauben sich hingebenden Kurfürsten Joachim II und dem edlen Markgrafen Hans von Cüstrin - ihn nannte seine Zeit den Weisen — eben so entschieden wieder, wie bei seinen obengenannten Töchtern. Fünfzehn Jahre zählte Elisabeth, als sie sich 1525 mit dem fünf und fünfzigjährigen Erich II., dem Herrn der Lande Calenberg und Göttingen, vermählte. Seitdem sehen wir sie mit treuer Sorge um das Land und den fürstlichen Gemahl beschäftigt; durch unausgesetzten Briefwechsel blieb sie der alternden Mutter und den Geschwistern nahe. Keines unter den letzteren scheint ihrem Herzen so nahe gestanden zu haben, wie die um 3 Jahre ältere, aber um ein Jahr später verheirathete Anna. Albrechts und der Anna Sohn, jener schöne, ritterlich kühne Georg, wuchs, ein fröhlicher Gespiele des jungen Erich II., auf dem Fürstenhofe an der Werra auf; zugleich mit seinem Freunde ließ er sich 1546 verleiten, den Fahnen des Kaisers zu folgen. Mit welcher Innigkeit aber der briefliche Verkehr zwischen den beiden Schwestern gepflogen wurde, wie man jedes fröhliche Ereigniß, welches das fürstliche Haus traf, nur gemeinschaftlich feiern zu können glaubte, wie Elisabeth, die ihre Gedchäftdführer und Aufkäufer in Antwerpen, Frankfurt am Main, Augsburg und Berlin unterhielt, feingearbeitetes Silbergeräth auch aus Schwerin beziehen zu müssen glaubte, werden die angehängten Briefe 1 ) erörtern.

Ilfeld, Februar 1838.

Wilh. Havemann.



1) Vgl. Briefsammlung Nr. 10, II, 12 und 13. — Diese Briefe sind auch für die Genealogie des meklenburgischen Fürstenhauses von Interesse. —D. Red.