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Jaspar v. Prollius
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LXXXXVIII.                                    Schwerin, 1. Juli 1934.

Jahresbericht

über das Vereinsjahr

vom 1. Juli 1933 bis 30. Juni 1934.

Am Tage vor Heiligabend 1933 starb zu Schwerin im fünfundsiebzigsten Lebensjahre unser Ehrenmitglied, der Ministerialdirektor i. R. Jaspar v. Prollius. Er hat dem Verein seit 1882, über 50 Jahre, angehört. Seine oft bewiesene rege Teilnahme an den Dingen der heimatlichen Geschichtsforschung veranlaßte den Verein, ihn 1898 zum Repräsentanten zu ernennen. 1920 wurde er Vizepräsident. Seit 1905 war er auch Mitglied der Urkundenbuchskommission, in der er von 1920 bis 1931 den Vorsitz führte. Er verwaltete seine Vereinsämter mit großer Gewissenhaftigkeit und Treue, bis körperliches Gebrechen ihm den Besuch der Ausschußsitzungen zu sehr erschwerte. 1931 trat er zurück und wurde zum Dank für seine dem Verein gewidmete Arbeit zum Ehrenmitglied ernannt. Er war das Muster eines Staatsbeamten, der sich durch seine Berufstätigkeit und durch die Verwaltung vieler Ehrenämter um das Mecklenburger Land verdient gemacht hat. Feine geistige Interessen, die sich in seiner reichen, gepflegten Privatbibliothek widerspiegelten, zeichneten ihn aus. Sein vornehmes, schlichtes Wesen erwarb ihm die allgemeine Achtung und eine große Zahl aufrichtiger Freunde. Unser Verein wird ihm ein dankbares Gedenken über das Grab hinaus bewahren.

Wir verloren ferner durch den Tod eines unserer korrespondierenden Mitglieder, den Geheimen Hofrat Professor Dr. Wilhelm Stieda, der am 21. Oktober 1933 hochbetagt in Leipzig starb, wo er lange Jahre als Dozent der Volkswirtschaft an der Universität gewirkt hatte. Er war 1885 als Rostocker Professor dem Verein beigetreten und hatte ihm seit-

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dem die Treue gehalten, wie auch die vielen wissenschaftlichen Arbeiten beweisen, die er in unseren Jahrbüchern veröffentlicht hat.

Von den ordentlichen Mitgliedern sind im Berichtsjahre elf verstorben, von denen fünf dem Verein länger als dreißig Jahre angehört hatten. Es sind dies der Hof- und Justizrat Otto Faull (Schwerin), der Oberbibliothekar Professor Dr. Gustav Kohfeldt (Rostock), der Ministerialdirektor i. R. Gustav Kleffel, der Ministerialdirektor i. R. Adolf Heuck und der Oberst a. D. Ludwig v. Schack (Schwerin). Eingetreten sind 29 Mitglieder, ausgetreten 22. Der Verein zählt am Schlusse des Berichtsjahres 3 Ehrenmitglieder, 6 korrespondierende Mitglieder, 7 Beförderer und 448 ordentliche Mitglieder. Vgl. Anlage A.

Zur besonderen Freude und Ehre gereicht es uns, daß S. K. H. der Großherzog das Protektorat über den Verein, das seit 1919 geruht hatte, auf Antrag des Vereinsausschusses durch Schreiben vom 10. Juli 1933 wieder übernommen hat.

Am Nachtragsbande zum Mecklenburgischen Urkundenbuche hat unser erster Sekretär rüstig weitergearbeitet. Es sind bisher über 85 Bogen gedruckt. Mit geziemendem Dank sei hervorgehoben, daß die Landesregierung uns im Staatsrechnungsjahre 1934 3310 RM für das Urkundenbuch und 250 RM für das Jahrbuch zur Verfügung stellte.

Zu den Vereinen, mit denen wir einen Schriftenaustausch unterhalten, ist hinzugekommen der Geschichts- und Altertumsverein in Kamenz, der uns in Zukunft seine Jahrbücher und Geschichtshefte liefert.

Der auf der Hauptversammlung von 1933 beschlossene historische Ausflug nach Mestlin, Dobbertin und Sternberg ward am 5. Juli 1933 unter Beteiligung von 46 Mitgliedern und Gästen in zwei großen Kraftwagen unternommen und vom ersten Sekretär geführt. Man besichtigte die Mestliner Kirche, deren ältester und niedrigster Teil, der romanische Chor, im 13. Jahrhundert aus Granitsteinen erbaut ist, ferner die Klosterkirche in Dobbertin, deren Fassade und Doppelturm Demmler 1828-37 auf Grund eines Schinkelschen Entwurfs neu errichtet hat, den an der Kirche sich anlehnenden, 1857-58 erneuerten Kreuzgang nebst dem benachbarten, zur Wohnung durchgebauten Refektorium, schließlich in Sternberg die Kirche

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mit der Heiligenbluts-Kapelle, das schöne neue Kriegerdenkmal, das in Gestalt eines mächtigen ausgerichteten Schwertes vor der Kirche steht, das Rathaus mit dem Sitzungssaale des alten Ständelandtages und die zum Teile gut erhaltene alte Stadtbefestigung neben dem Mühlentor.

An Vortragsabenden haben wir im Herbst und Winter des Berichtsjahres drei in Schwerin und einen in Parchim veranstaltet, wo uns dankenswerterweise die Aula des Gymnasiums zu diesem Zweck überlassen wurde. Es sprachen: Staatsarchivrat Dr. Steinmann am 17. Okt. in Schwerin und am 23. Nov. in Parchim über das Thema: Der 22. Oktober 1914. Mecklenburgs und Niedersachsens Söhne vor Langemarck; ferner (im Schweriner Archivsaal) am 7. Dez. Univ.-Prof. Dr. Schüßler aus Rostock über: Bismarck als Prophet. Vom zweiten zum dritten Reich, und am 23. Jan. Museumsdirektor Univ.-Prof. Dr. Lauffer aus Hamburg über niederdeutschen Eigenbesitz im Kreise der kirchlichen Altertümer (Lichtbildervortrag).

Am 26. April 1934 fand im Schweriner Archivsaal die 99. Hauptversammlung statt, auf der wir S. K. H. den Großherzog wiederum als Protektor des Vereins begrüßen konnten. An Stelle des durch eine Kur verhinderten Vereinsleiters, Exz. Langfeld, führte sein Vertreter, Ministerialdirektor i. R. Dr. Krause, den Vorsitz über die Versammlung. Den Vortrag des Abends hatte Univ.-Prof. Dr. Seraphim aus Rostock übernommen; er behandelte ein gegenwärtig vielerörtertes Thema: Die innere Kolonisation in Mecklenburg seitdem 18. Jahrhundert, beleuchtet unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Alsdann machte der erste Sekretär, Staatsarchivdirektor i. R. Dr. Stuhr, die folgende Mitteilung organisatorischer Art: Die Leitung des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertums-Vereine sei auf der Königsberger Tagung am 6. Sept. 1933 auf den Berliner Univ.-Prof. Dr. Hoppe übergegangen. Damit habe der Gesamtverein sich nationalsozialistischer Führung unterstellt. Unser Geschichtsverein, der dem Gesamtverein als korporatives Mitglied angehöre, ordne sich dieser Entwicklung ein. Professor Hoppe habe am 19. Okt. 1933 unsern Vorstand genehmigt. Künftig werde unser Vereinspräsident, Exz. Langfeld, unter einstimmiger Billigung des Ausschusses als Leiter des Vereins walten, wobei ihm die übrigen Vorstandsmitglieder als engerer und der Ausschuß als weiterer Beirat zur Seite ständen. Exz. Lang-

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feld habe seinen Vertreter, die Beamten und den Ausschuß des Vereins in ihren Ämtern bestätigt und Auftrag gegeben, dies der Hauptversammlung bekannt zu machen. Die Vereinsarbeiten würden in alter Weise weitergehen.Wie bisher, so schloß Dr. Stuhr, werde der Verein auch künftig eines besonders beachten: daß neben der für einen Historiker selbstverständlichen Pflicht gründlicher Erforschung der Vergangenheit die weitere Pflicht stehe, Geschichte und Gegenwart in Beziehung zueinander zu bringen und die historische Forschung für das deutsche Volk nutzbar zu machen. - Den Geschäftsbericht über den abgelaufenen Teil des Vereinsjahres 1933/34 erstattete der Unterzeichnete, den Kassenbericht über das Jahr 1932/33 der Rechnungsführer (vgl. Anl. B). Als Ziele des historischen Ausfluges für 1934 wählt man Lübow, Neuburg und Alt-Gaarz, um vor allem die höchst sehenswerten Kirchen dieser drei Ortschaften zu besuchen.

Vereinsleitung und Beirat für das Jahr 1934/35.

Vereinsleiter: Staatsminister i. R. D Dr. Langfeld, Exz.
Stellvertreter: Ministerialdirektor i. R. Dr. Krause.
Erster Sekretär: Staatsarchivdirektor i. R. Dr. Stuhr.
Zweiter Sekretär: Staatsarchivdirektor Dr. Strecker.
Rechnungsführer: Rechnungsrat Sommer.
Bücherwart: Landesbibliotheksdirektor Dr. Crain.
Bilderwart: Pastor emer. Bachmann.
Repräsentanten: Generalleutnant a. D. v. Woyna, Exz.,
                          Rechtsanwalt Dr. Wunderlich,
                          Ministerialdirektor Schwaar.

Der zweite Vereinssekretär:
W. Strecker.       

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Anlage A.

Veränderungen des Mitgliederstandes

im Vereinsjahr 1933-1934.

Ehrenmitglieder.

Gestorben: Ministerialdirektor i. R. Jaspar v. Prollius, Schwerin, am 23. Dez. 1933. Mitglied seit 12. Jan. 1882, Repräsentant 26. April 1898 - 30. April 1920, Vizepräsident 30. April 1920 - 6. Mai 1931, Mitglied der Urkundenbuchs-Kommission seit 1905, deren Vorsitzender 1920-31.

Korrespondierende Mitglieder.

Gestorben: Geheimer Hofrat Univ.-Prof. Dr. phil., Dr. oec. publ., Dr. jur. h. c. Wilhelm Stieda, Leipzig, am 21. Okt. 1933. Mitglied seit 7. April 1885, korresp. Mitglied seit 1. April 1912.

Ordentliche Mitglieder.

Eingetreten: 1. Fräulein Brigitte v. Görne, Schwerin. 2. Fräulein Antonie v. Wittgenstein, Schwerin. 3. Frau Amtsgerichtsrat Annie Mehlhardt, Schwerin. 4. Reg.-Baurat Hermann Schwenk, Schwerin. 5. Lehrer Willi Kadow, Neu-Stieten. 6. Kammervirtuos Franz Georg Lauschmann, Schwerin. 7. Dr. Eduard Salow, Kassel. 8. Oberpostrat i. R. Wilhelm Kölzow, Berlin-Wilmersdorf. 9. Landwirt Heinrich Schulz, Groß-Welzin. 10. Domschule zu Güstrow. 11. Frau v. Schultz, Balow. 12. Kaufmann Paul Friedrich Förster, Schwerin. 13. Mittelschullehrer P. Levknecht, Parchim. 15. Frl. Studienassessor Dr. E. Wilke, Parchim. 15. Kaufmann Karl Busch, Schwerin. 16. Frl. Studienrat Dr. Irmgard Schleker, Schwerin. 17. Studienrat Dr. Adolf Böhmer, Ludwigslust. 18. Rechtsanwalt Dr. Friedrich Franz Eggers, Schwerin. 19. Ministerialrat Joh. Brumberg, Schwerin.

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20. Pastor Walter Lewerenz, Kirchdorf. 21. Hofbuchdruckereibesitzer Dr. Carl Julius Francke, Schwerin. 22. Referendar Dr. iur. W. Schlie, Schwerin. 23. Gerichtsassessor Gerhard Voß, Schwerin. 24. Landesbischof Walther Schultz, Schwerin. 25. Oberpostdirektionspräsident i. R. Otto Eggers, Schwerin. 26. Oberregierungs- und Baurat Arthur Pries, Schwerin. 27. Regierungsrat Dr. Fritz Sager, Schwerin. 28. Büroinspektor i. R. Theodor Müller, Schwerin. 29. Veterinärrat Karl Evers, Waren.

Gestorben: 1. Hof- und Justizrat Otto Faull, Schwerin, am 26. August 1933. 2. Landgerichtsdirektor i. R. Hermann Heuck, Schwerin, am 26. Okt. 1933. 3. Freifrau Anna von Langermann und Erlencamp, verw. Generalin, Schwerin, am 2. Nov. 1933. 4. Sophie Freifrau v. Werthern, geb. v. Bessel, Schwerin, am 18. Dez. 1933. 5. Oberbibliothekar Prof. Dr. Gustav Kohfeldt, Rostock, Jan. 1934. 6. Oberst a. D. Ludwig v. Schack, Schwerin, am 6. Februar 1934. 7. Ministerialdirektor i. R. Gustav Kleffel, Schwerin, am 25. März 1934. 8. Graf Alfred Bothmer-Bothmer, am 5. April 1934. 9. Ministerialdirektor i. R. Adolf Heuck, Schwerin, am 9. April 1934. 10. Konsul Dr. Plagemann, Berlin. 11. Fabrikbesitzer Adolf F. Bicker, Haag.

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Anlage B.

Auszug aus der Vereinsrechnung

für den Jahrgang 1. Juli 1932-1933.

Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1932-1933.
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Auszug aus der Vereinsrechnung für den Jahrgang 1. Juli 1932-1933.

Der Rechnungsführer.
Sommer.