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3.

Alterthümer von Sülten bei Stavenhagen.

Von Ludwig Krause in Rostock.

Das Rostocker Alterthumsmuseum bewahrt in seiner prähistorischen Sammlung auch eine Anzahl im Jahre 1889 erworbener Alterthümer von Sülten bei Stavenhagen. Nach dem Fundberichte wurden dieselben früher auf obiger Feldmark beim Ausbrechen von Steinen in zwei Hünengräbern 1 ) gefunden. Wie gewöhnlich, hatten die Arbeiter die von ihnen aufgedeckten Urnen bezw. Urnenreste einfach bei Seite geworfen, und wir verdanken die Erhaltung der hier zu beschreibenden Stücke nur dem Umstande, daß der später hinzukommende Verwalter Alles, was noch zu finden war, aufsammelte. Die so geretteten Gegenstände sind:

1. Die vordere Hälfte eines schön polirten, auf der einen Seite hohlmeißelartig ausgeschliffenen Keiles aus gelbem Feuerstein, 68 mm lang und bis zu 44 mm breit. Die flach concave Ausschleifung nimmt vorne an der Schneide die volle Breite des Keiles ein, verschmälert sich aber nach hinten allmählich, so daß sie an der Bruchstelle nur noch 28 mm breit ist und an beiden Seiten von einem 8 mm breiten erhöhten Rande begrenzt wird. Beide Schmalseiten des Keiles sind abgerundet, bilden also mit den beiden breiten Seitenflächen keine Kanten. Die Ausschleifung ist 1 1/2 - 2 mm tief.

2. Ein Instrument unbekannter Bestimmung aus bräunlichem Gestein. Von der Seite gesehen von fast dreieckiger Form, ist der Stein ringsherum mit einer 21 - 26 mm breiten und 8 - 19 mm tiefen Rinne versehen und hat vielleicht einst als Webergewicht oder dergl. gedient.

3. Ein auf einer Seite etwas abgeplatteter, im Uebrigen runder durchlöcherter Feuerstein von blaugrauer Farbe und 2 - 2 1/2 cm Durchmesser. Da von den beiden Oeffnungen der durch den Stein gehenden Höhlung die kleinere an ihrem Rande mehrfach kleine Bruchflächen aufweist, so ist die Vermuthung nicht ausgeschlossen, daß dies jetzt ziemlich runde Loch einst vielleicht durch vorsichtiges Abschlagen kleiner Splitterchen künstlich etwas erweitert wurde, um den Stein dann als Zierrath, Netzsenker, Spindelstein oder dergl. auf


1) Um "Hünengräber" im eigentlichen Sinne, d. h. megalithische Denkmäler aus der Steinzeit, handelt es sich im vorliegenden Falle schwerlich. Die Scherben weisen nach Technik, Form und Verzierung in eine weit jüngere Zeit; ob der Hohlkeil (Nr. 1), das einzige auf die Steinzeit weisende Stück, wirklich zu den Urnen gehört, wird sich leider nicht mehr sicher bestimmen lassen.
     Beltz.
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eine Schnur ziehen bezw. auf einen Stock stecken zu können. Das an der entgegengesetzten platten Seite befindliche Loch ist länglich. Im Innern zeigt der Stein, der sonst jedenfalls keinerlei Bearbeitung aufweist, einen natürlichen Hohlraum mit unregelmäßigen, mit Kreide überzogenen Wänden, wie man dergl. Hohlräume in Feuersteinen (vergl. z. B. die sog. Klötersteine) ja so häufig findet. 1 )

4. Ein Spinnwirtel aus hart gebranntem, graubraunem, stellenweise röthlichem Thon von doppelkonischer Form, jedoch mit fast völlig abgerundeter Kante in der Mitte, etwas bestoßen, unverziert, 2 cm hoch, oben und unten 22 mm und in der Mitte 32 mm Durchmesser. Das durch die Mitte gehende Loch ist rund und überall gleich weit. Es hält 14 mm Durchmesser im Lichten und hat ringsum glatte Wände.

5. Eine verzierte und elf unverzierte Urnenscherben, darunter drei Randstücke. Dieselben bestehen sämmtlich aus mit Steingrus vermengtem, gebranntem Thon und stammen den verschiedenen Randformen nach von mindestens drei Urnen, über welche sich hiernach noch Folgendes feststellen läßt:

a. Die eine Urne war hart gebrannt, außen und innen theils gut, theils nur mäßig geglättet, 5 - 6 mm dick und von grauer bis röthlichbrauner Farbe. Der auf der Innenseite mit einer Kante absetzende Rand ist nach außen hin abgerundet. Hierher gehören ein Randstück und drei andere Scherben.

b. Die zweite Urne war schlecht gebrannt und roh gearbeitet, innen geglättet, außen zum Theil geglättet, zum Theil rauh. Infolge des schlechten Brennens haben die 5 - 9 mm dicken Scherben stellenweise durch Verwittern gelitten. Der sich etwas verengende Hals schließt oben mit einem abgeplatteten, etwas nach außen hinüberstehenden Rande ab. Farbe: außen röthlich, im Uebrigen grau. Vorhanden sind ein Randstück und vier andere Scherben.

c. Die Reste der dritten Urne zeigen den härtesten Brand und den meisten, zum Theil ziemlich groben Steingruszusatz. Die Urne war innen geglättet, außen theils geglättet, theils künstlich rau gemacht und unter dem aufrechten, 1 cm hohen, etwas verdickten Halse mit 1 - 1 1/2 mm tiefen Horizontalrillen verziert. Vorhanden: ein Randstück und zwei andere Scherben, graubraun, 5 - 8 mm dick.



1) Eine ähnliche durchlöcherte natürliche Feuersteinkugel, die aber an einem Ende durch Abschlagen kleiner Splitter künstlich etwas zugespitzt war, sowie 3 Feuersteinspähne - sämmtlich ebenfalls bei Sülten gesammelt - gelangten leider nicht in das Museum. Vergl. übrigens zu diesen Steinkugeln Jahrb. XIII, S. 361.