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11. Urnenfeld von Gamehl.

(Katalog=Nummer Br. 375 - 377.)

Jahrb. 58, S. 226 ist ein Skelettgräberfeld von Gamehl bei Wismar besprochen, dessen wendischer Ursprung vermuthet wurde. Ausgrabungen im October 1894 und April 1895, welche Verfasser Dank dem regen Interesse des Herrn A. von Stralendorff auf Gamehl vornehmen konnte, haben in der That wendische Grabstätten von größter Wichtigkeit zu Tage gefördert, über welche demnächst näher berichtet werden soll. Zugleich fiel aber auch Licht auf die a. a. O. erwähnten Urnenfunde. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß das wendische Grabfeld auf der Stätte eines bronzezeitlichen angelegt ist, daß also hier eine ähnliche Erscheinung vorliegt, wie sie das Bild des Grabfeldes von Bartelsdorf (s. Jahrb. 58, S. 218) in Verwirrung gebracht hat, nur mit dem Unterschiede, daß dort eine räumliche Trennung vorzuliegen scheint, während die beiden Gamehler Grabstätten ohne räumliche Scheidung auf demselben Terrain liegen. Unmittelbar neben einem wendischen Skelett fand sich nämlich dicht unter der Erdoberfläche eine kleine Steinsetzung, in der eine Urne stand. Sie ist leider zerdrückt, aber ihre Grundform unverkennbar: von einer schmalen Standfläche weitet sie sich in schräg ansteigender Wandung weit aus und zieht sich dann zusammen, um in einem niedrigen Halse zu endigen, also die Form der großen Urne von Loiz (s. oben S. 198).

In der Urne lagen zwischen zerbrannten Knochen:

1. Eine bronzene Pincette von feinster Arbeit, an den Rändern verziert mit einem schmalen Saume von Schrägstricheln, an der Endfläche mit drei im Dreieck gestellten Punkten, fast ganz gleich dem Jahrb. 51, II, 6 abgebildeten Exemplare (s. dort weitere Nachweise). Länge 4,25 cm.

2. Ein kleiner Pfriemen mit plattem Ende von 4 cm Länge.

Ist durch diese Urne einmal das Vorhandensein einer bronzezeitlichen Grabstätte erwiesen, so erklären sich zwanglos einige andere Vorkommnisse, die auf dem wendischen Grabfelde befremden mußten. Dahin gehören eine Anzahl Urnenscherben, die regellos sich in der

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bei der Oeffnung der Skelettgräber aufgeworfenen Erde fanden und die nunmehr als Reste des Urnenfeldes, welches durch die Anlegung des wendischen Grabfeldes zerstört wurde, aufzufassen sind; dahin gehört wohl auch die a. a. O. angeführte Urne, ferner eine große Steinsetzung von südwest= nordöstlicher Richtung, 1,70 m lang, 0,85 m breit, aus bedeutenden Granitblöcken aufgeschichtet, zwischen denen unter Aschenschichten Urnenscherben lagen, wahrscheinlich der Verbrennungsplatz. In geringer Entfernung davon lag eine andere Aschenschicht von etwa 15 cm Stärke und 2 m Ausdehnung, ebenfalls mit Scherben im bronzezeitlichen Charakter. Alle diese Funde lagen auf der Höhe der Ackerfläche unmittelbar unter dem Boden; wenn, wie als wahrscheinlich anzunehmen, noch mehr Urnen hier gestanden haben, so hat auch die Ackerkultur zu ihrer Zerstörung mitgewirkt.