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Bericht

über die

Feier der 50jährigen Wirksamkeit

des

Vereins für mecklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde

am 24. April 1885.

Von

Dr. A. Schildt,

zweitem Secretair des Vereins.

 

Vignette
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D ie schöne Jubelfeier des nunmehr 50 Jahre lang bestehenden Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde fand genau in der Weise statt, wie sie nach dem den Mitgliedern zugesandten Festprogramm geplant war.

Der vom Vereinsvorstand gewählte Festausschuß (s. Quartalbericht L, 2) hatte es an Sorgfalt nicht fehlen lassen, die vielfältigen Vorbereitungen rechtzeitig zu treffen, und daher hatte er auch die Freude zu sehen, daß das ganze Fest ohne irgend welche Störung verlief.

Zu der Begrüßungsversammlung am Abend des 23. April im Hôtel de Russie hatten sich neben den bereits angekommenen auswärtigen Freunden und Mitgliedern des Vereins der Vorstand fast vollzählig, daneben aber auch mehrere andre hiesige Vereinsmitglieder eingefunden. Wenn man nach einer Vorversammlung den Verlauf eines bevorstehenden Festes vorweg berechnen kann, so durfte man unserm Jubiläum schon am Vorabend einen günstigen Verlauf prophezeien. Hochangesehene Männer der Wissenschaft von nah und fern beehrten uns mit ihrer Gegenwart und gaben der Versammlung eine Anregung, die wahrhaft erhebend war und nicht so bald aus unserer Erinnerung schwinden wird.

Die Besichtigung der Vereinssammlungen am Festmorgen von 9 - 12 Uhr, sowie des Domes, welcher zu dem Zwecke von 9 bis 11 Uhr geöffnet war, zerstreute natürlich die Festgäste mehr oder weniger, aber doch bildeten sich öfters größere Gruppen, die in froher Feststimmung lebhafte Unterhaltung pflogen.

Der Glanzpunkt aber der Feier war die Generalversammlung in der festlich geschmückten Aula des Gymnasiums, welche um 12 Uhr Mittags begann. Hatte doch der Verein die hohe Ehre, dort Se. Hoheit den Herzog Johann Albrecht, der zu unserm Jubiläum eigens die Reise von Potsdam hierher gemacht hatte, als seinen

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hohen Beförderer begrüßen und unter dessen Ehrenpräsidium tagen zu dürfen. Neben dem Durchlauchtigsten Ehrenpräsidenten der Festversammlung saßen am Vorstandstische die beiden Vereinssekretäre, der Kassier, der Bilderwart und die vier Repräsentanten; die beiden Vereinspräsidenten, sowie der Bibliothekar waren leider behindert Theil zu nehmen. Den Saal füllte eine große, auserlesene Zahl von Vereinsfreunden und Vereinsmitgliedern, deren Namen wir Weiter unten nach der Präsensliste mittheilen werden. Se. Hoheit eröffnete die Versammlung in einer längeren, warmen Ansprache, in welcher Höchstderselbe besonders betonte, wie sehr die beiden Allerdurchlauchtigsten Protektoren, Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz von Meklenburg=Schwerin und Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Wilhelm von Meklenburg=Strelitz, die mit der größten Theilnahme die Bestrebungen des Vereins verfolgten, es bedauerten, daß Allerhöchstdieselben heute unserm Feste fern bleiben müßten. Darauf begrüßte der Herr Geh. Archivrath Dr. Wigger Namens des Vorstandes die Festtheilnehmer und ertheilte dann dem Berichterstatter das Wort zu folgendem Vortrag:

"Durchlauchtigster Herzog, hochgeehrte Herren! Am 24. April 1835 feierte Meklenburg eines seiner schönsten Feste, denn es war der Tag, an welchem die segensreiche Regierung des hochseligen Großherzogs Friedrich Franz I. 50 Jahre lang unser Vaterland beglückt hatte. Diesen wichtigen Tag in unsrer heimatlichen Geschichte erwählte der damals eben erst ins Leben gerufene Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde zu seinem Stiftungstage. Seitdem sind wiederum 50 Jahre verflossen, und wir dürfen heute die Feier der 50jährigen Wirksamkeit unsers Vereins begehen. Die erste Anregung zur Gründung des Vereins wurde gegen Ende des Jahres 1834 gegeben; der Gedanke, planmäßig mit vereinten Kräften unsre vaterländischen Geschichtsquellen zu erforschen und die Ergebnisse der Forschung weiteren Kreisen zugänglich zu machen, fand rasch soviel Beifall, daß die nöthigen Vorbereitungen bald überwunden wurden, und daß schon im April des nächsten Jahres, also etwa ein halbes Jahr später, unser Verein unter dem Protektorat der beiden Allerdurchlauchtigsten Großherzoge seine Thätigkeit beginnen konnte.

Der erste Jahresbericht, erstattet am 11. Juli 1836, und der Bericht am Jubiläumstage 24. April 1860 unterlassen nicht zu bemerken, daß der mecklenburgische Geschichtsverein im Vergleich vieler andrer ähnlicher wissenschaftlicher Verbindungen spät ins Leben trat. M. H.! Wir sind heute in der glücklichen Lage, behaupten zu können,

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daß es gerade die rechte Zeit zum Beginn der gemeinsamen patriotischen Arbeit war, denn wir wissen, daß unser Verein erst vor 50 Jahren in dem damaligen Archivar Lisch den Mann zum Stifter und Leiter gewinnen konnte, der mit seinem reichen Wissen und seiner riesigen Schaffenskraft seine Aufgaben in großartiger Weise löste. Jetzt umschließt die Gebeine unsers hochverehrten Stifters schon seit 1 1/2 Jahren das stille Grab; aber weit über sein Lebensende hinaus wird sein Ruhm erhalten bleiben für seine treue Arbeit, die er 45 fange Jahre als unser 1. Secretair im Dienst des Vaterlandes und der Wissenschaft vollbracht hat. An unserm heutigen Ehrentage aber wollen wir seiner vor allen in Dankbarkeit gedenken und unsern ersten und schönsten Gruß an den stillen Grabeshügel von Friedrich Lisch senden.

Wie in den regelmäßigen Jahresberichten, beginne ich auch in dem heutigen Jubiläumsbericht zunächst mit der Mittheilung über die Personalverhältnisse des Vereins. M. H.! Wir haben in den verflossenen 50 Jahren unsrer Wirksamkeit jeder Zeit den hohen Vorzug gehabt, daß beide regierende Großherzoge von Meklenburg geruhten als Protektoren sich an die Spitze des Vereins zu stellen. Wie sehr dessen Ansehen dadurch erhöht und wie freudig dadurch die thätigsten Mitglieder zu ernstem Streben angefeuert wurden, ist uns allen bekannt; unsern Allerdurchlauchtigsten Protektoren bringen wir daher in unentwegter Treue unsern allerunterthänigsten Dank für die reiche Förderung und huldvolle Aufnahme unsrer Arbeiten dar. Wie bei der Stiftung sämtliche übrige erwachsene Mitglieder des Großherzoglichen Hauses Meklenburg dem Verein die Ehre erwiesen, daß sie als hohe Beförderer demselben beitraten, so haben auch später fortwährend hohe fürstliche Personen unserm Verein in dieser Eigenschaft angehört; selbst zwei Könige von Preußen, unter diesen unsern ruhmreichen Kaiser Wilhelm, Majestät, die Könige von Sachsen und von Dänemark, sowie zwei Fürsten von Schaumburg=Lippe dursten wir als Angehörige unsers Vereins aufführen.

Ehrenmitglieder zählten wir seit 1835 nicht weniger als 24, zu ihnen gehören hohe Staatsbeamte und wissenschaftliche Größen innerhalb und außerhalb Meklenburgs. Der in der heute ausgegebenen Matrikel aufgeführte Fürst von Hohenlohe ist hier als verstorben zu melden.

In Schriftenaustausch und sonst in wissenschaftlichen Verkehr traten wir mit 149 Vereinen und Instituten, und von diesen stehen wir heute noch mit 140 in Verbindung.

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Groß war auch die Zahl hervorragender Gelehrter, die wir zu unsern correspondierenden Mitgliedern ernennen durften; die Matrikel führt 140 berühmte Namen auf, von welchen uns jetzt noch 44 angehören. Es muß hier berichtigend erwähnt werden, daß uns erst nach Abschluß der gedruckten Vereinsmatrikel das Ableben des Herrn Archivraths Frhrn. von Modem zu Homburg und des Herrn Eisenbahndirektors Dr. Behn zu Lübeck bekannt wurde.

Ordentliche Mitglieder zählte der Verein an seinem Stiftungstage schon 84; in der ersten Generalversammlung am 11. Juli 1835 hatte ihre Zahl sich bis auf 126 vermehrt, und nun wuchs sie in den nächsten Jahren rasch bis auf 402 heran. In den politisch aufgeregten Jahren von 1847 - 53 sank das Interesse für unsre Stillen wissenschaftlichen Bestrebungen, und mit ihm sank auch die Zahl unsrer Mitglieder bis auf 280 herab, und sie erreichte ihr Minimum im 42. Vereinsjahre mit 261 Mitgliedern. Seitdem zeigte sich wieder eine, wenn zunächst auch nur geringe Zunahme, bis auf eine schriftliche Aufforderung zum Beitritt in den Jahren 1882 und 83 sich 247 neue Mitglieder anmeldeten. Die am 12. v. M. abgeschlossene gedruckte Matrikel kann in Folge dessen 520 gegenwärtig ordentliche Mitglieder aufzählen und um eines größer ist die Zahl heute, da für die drei seitdem ausgeschiedenen Herren:

1) Gutsbesitzer von Arenstorff auf Oyle bei Nienburg a. d. Weser, Mitglied seit 1868, gest. 1885,
2) Gutsbes. Pogge auf Rölitz, Mitglied seit 1858, gest. 1885 und
3) Lieutenant von Monsey=Piccard zu Mölln, Mitglied seit 1879, ausgetreten April 1885,

wieder vier dem Verein beigetreten sind, nämlich die Herren:

1) Professor Dr. Stieda zu Rostock,
2) Gutsbesitzer von Uslar auf Wilhelmshof zu Schwerin,
3) Pastor Haack zu Schwerin und
4) Pastor Reitz zu Klüz.

Von den jetzigen 521 ordentlichen Vereinsmitgliedern gehören fünf, nämlich die Herren: Geheimer Oberkirchenrath Dr. Kliefoth, Geheimer Hofrath zur Nedden, Hofrath Dr. Wedemeier, Oberkirchenraths=Präsident Dr. Kaysel, Exc., und Vizedirektor a. D. Geheimer Justizrath Mencke, alle zu Schwerin wohnhaft, dem Verein seit 1835 an. Der Herr Rector Römer zu Grabow, welcher unserm Verein gleichfalls schon vor 50 Jahren beitrat, wurde 1879 zum Ehrenmitgliede ernannt, 1 )


1) Der in der Matrikel unter Nr. 95 versehentlich als jetziges ordentliches Mitglied aufgeführte Gutsbesitzer Herr von Frisch auf Klocksin ist bereits lange verstorben, dafür ist aber sein Nachfolger dem Verein wieder beigetreten.
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Es mag hier gestattet sein, auf die Besetzung der Vereinsämter einen kurzen Rückblick zu tun. Das Präsidium übernahmen: Herr Regierungs=Präsident und Minister von Lützow 1835 1850, Herr Minister=Präsident Graf von Bülow 1851 - 1858, Herr Minister=Präsident von Oertzen 1858 - 1869 und Herr Minister=Präsident Graf von Bassewitz, Excellenz, seit 1869. Vizepräsidenten waren die Herren: Regierungsrath von Oertzen 1835 - 51, Regierungsrath Dr. Knaudt 1851 - 56, dann wieder Regierungsrath von Oertzen 1856 - 60, Geh. Canzleirath Faull 1860 - 63, Revisionsrath Hase 1864 - 69 und Staatsrath Dr. Wetzell, Exc., seit 1869. Das Amt des 1. Secretairs verwalteten der Herr Geheime Archivrath Dr. Lisch von 1835 - 1880 und seitdem der Herr Geheime Archivrath Dr. Wigger. 2. Secretair waren nach einander die Herren Pastor Bartsch, Direktor Dr. Wer, die Archivräte Dr. Beyer und Dr. Wigger und seit 1880 der Berichterstatter. Unser Kassenwesen besorgten die Herren Geheimer Canzleirath Faull 1835 - 51 und seitdem Hofrath Dr. Wedemeier. Größer war die Zahl der Bibliothekare, da sieben Herren bis jetzt unsrer Büchersammlung vorstanden, nämlich Hofbuchdrucker Dr. Bärensprung, Archivregistrator Glöckler, Dr. Wigger, Kandidat Dolberg, die Oberlehrer Dr. Schiller und Dr. Latendorf und seit 1882 Rechnungsrath Wunderlich. Der 1. Antiquar war Herr Geschichtsmaler Schumacher, ihm folgten die Herren Dr. Lisch und Dr. Beltz. Ein eigentlicher Münzwart wurde erst 1844 in der Person des Herrn Pastors Masch zu Demern erwählt und nach dessen Tode 1878 übernahm sein Amt Herr Ministerialrath Burchard; seitdem letzterer gestorben ist, besorgt die Geschäfte des Münzwarts der 1. Vereins=Secretair mit, wie derselbe auch die dem Verein überlieferten Altertümer jetzt entgegennimmt. Einen Bilderwart besitzen wir seit 1846, und als solcher fungierten der Reihe nach die Herren Dr. Wedemeier, Registrator Glöckter, Architekt Stern, Senator Lisch und (seit 1881) Landgerichtsrath Schlettwein. Die Custodin Fräulein Buchheim hat ihre Kräfte dem Verein während der ganzen Zeit seines Bestehens gewidmet, indem sie zuerst als Gehülfin ihres Vaters, später an dessen Stelle selbst angestellt, mit großer .Hingabe für unsre Sammlungen sorgte. Zu Repräsentanten wurden von Anfang an immer 4 Mitglieder erwählt, die Namen derselben wechselten zunächst häufig, später wenig, im Ganzen bekleideten 30 Herren, die alle ihren Wohnsitz in Schwerin hatten, diese Würde.

Die Zahl der Mitarbeiter an der Aufgabe des Vereins ist grade niemals eine große gewesen, es liegt das in der Natur der

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Sache, da einestheils diese wissenschaftlichen Forschungen häufig spezielle Vorkenntnisse erfordern, und anderntheils das Quellenmaterial früher nur wenigen zugänglich war; aber doch lieferten gegen hundert Verfasser Beiträge für unsre Jahrbücher. Da ich es mir versagen muß, die Namen aller hier zu nennen, und ich die Auswahl der thätigsten Mitarbeiter nicht für so ganz unbedenklich halte. So beschränke ich mich darauf, nur allgemein anzudeuten, daß neben der natürlich überwiegend größeren Zahl von Meklenburgern doch auch nicht wenige Gelehrte aus dem übrigen Deutschland, ja sogar einzelne Ausländer Abhandlungen für unsern Verein schrieben. Nun steht es aber zu erwarten, jedenfalls ist es sehr zu wünschen, daß von jetzt an der Kreis unsrer Mitarbeiter in Meklenburg selbst sich wesentlich erweitert. Denn nachdem überall in unserm Heimathslande das überaus reiche Quellenmaterial in unserm Urkundenbuch zum bequemen Gebrauch vorhanden ist, sollten diejenigen Männer, denen das Geschick verliehen ist, und denen es an der nöthigen Zeit nicht fehlt - und sicher sind deren nicht wenige - es nicht unterlassen, einzelne Partien unsrer mittelalterlichen Geschichte zu erforschen. Schwer ist die Arbeit nicht, und lohnend ist sie für den Vaterlands= und Geschichtsfreund gewiß. Ich darf hier die Erklärung abgeben, daß von Seiten des Vorstandes allen, die solche Arbeiten unternehmen wollen, auf Wunsch gern mit Rath an die Hand gegangen wird.

Wenn ich mich nun zu der Beantwortung der Frage wende, in welcher Weise und in welchem Umfange der Verein bisher seine Aufgaben zu lösen suchte, so darf ich wohl Vorweg bemerken, daß ich in der glücklichen Lage bin, meiner Hochachtung vor den Leistungen um so freier Ausdruck geben zu können, als meine geringen eigenen Bemühungen, die auch ohnehin erst aus neuester Zeit stammen, von gar keinem Belang sind, und mein unverhalten anerkennendes Wort daher nicht den Beigeschmack von Eigenlob haben kann.

In den unterm 14. März 1835 Allerhöchst bestätigten Vereinsstatuten lautete §. 3: "Der besondere Zweck des Vereins ist, durch Sammlung und Bearbeitung der historischen Denkmäler Meklenburgs die Geschichte dieses Landes in allen seinen früheren und gegenwärtigen Bestandtheilen nach allen Seiten hin zu erforschen, zu erweitern und in Monographien und Uebersichten darzustellen."

Die Schriftlichen Darstellungen in Monographien und Uebersichten sind mitgetheilt in unsern Jahrbüchern, deren stattliche Reihe heute Wiederum wie alljährlich um eines, um das 50., vermehrt ist. Ein Blick auf die Vorgedruckten Inhaltsangaben derselben wird uns sofort erkennen lassen, daß man jeder Zeit der selbstgestellten Auf=

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gabe: "nach allen Seiten hin" zu erforschen, eingedenk war. Wir finden geschichtliche Beitrage der mannigfaltigsten Art, von denen ich hier zum Beweise meiner Behauptung nur einzelne anführen werde, um nicht durch lange trockne Aufzählung die hochansehnliche Versammlung zu ermüden. Abhandlungen aus der Völkerkunde belehren uns über das frühere Slawenthum der Ostseeländer und über die deutsche Kolonisation. Aus dem Gebiete der historischen Geographie sind uns Forschungen über die Länder Ture, Kutsin, Bisdede, Tribeden, Röbel. Drenow, über den Gau Chotibanz, die Liepz vor Wismar, die Pfarre Klüz, die übereibischen Besitzungen der Grafen von Schwerin, die Landwehren der Redarier u. a. m. geboten. Das statistische Gebiet behandelt ein Aufsatz über die Bevölkerung Meklenburgs vor und nach dem 30jährigen Kriege. Ueber die Landesregierung geben Ausschluß die Artikel: die Hauptlandestheilung 1229, der Landtag von 1448, die Fürsten= und Landesversammlung an der Sagstorfer Brücke und auf dem Judenberge, diejenigen über Wallensteins Regiment. Eine ganze Reihe größerer Abhandlungen belehrt uns über die früheren geistlichen Gebiete, von denen nur genannt werden mögen: das Bisthum Schwerin, die Klöster Broda, Doberan, Rühn, Neukloster, Zarrentin, Tempzin, die Komthureien Kraak, Mirow, Nemerow, die Priorei Eixen und die Besitzungen auswärtiger Klöster und Ritterorden in Meklenburg. Ebenso viele Arbeiten besitzen wir über das Kirchenregiment und das kirchliche Leben. Die ersten Anfänge des Christenthums behandelt die große Forschung über Berno, den 1. Bischof von Schwerin, der Zeit nach folgen die Pilgerfahrten mecklenburgischer Regenten, die Beghinen= und Begharden=Häuser zu Rostock, die letzten Prälaten in Meklenburg, die Berichte über Kirchenvisitationen, die zahlreichen Abhandlungen über die Reformation, die calvinistischen Bilderstürmer zur Zeit Herzogs Johann Albrecht von Güstrow, Wallenstein's Kirchen= und Schulregiment, Karl Leopold und die Geistlichkeit, Augusta von Meklenburg=Güstrow und die Dargun'schen Pietisten. Kriegsgeschichtliche Darrstellungen liefern: die Schlachten bei Gransee und bei Neuensund, die Erstürmung der Ehrenberger Klause, die Festung Pöl und das Treffen bei Walsmühlen. Die Geschichte unsrer Städte ist mit Ausnahme derjenigen von Plan, welche ein ganzes Jahrbuch füllt, bisher Verhältnismäßig wenig bedacht. Wohl sind auch manche Stücke, wie das Rostocker Patriziat, das Patriziat in den mecklenburgischen Städten, die älteste Geschichte von Sternberg, das Siegel, die Gründung und das Stadtrecht von Brüel, die Urgeschichte des Ortes Malchow, die Stadt Woldegk, die Stadt

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Schwerin bis 1358, Beiträge zur Geschichte von Wismar, erschienen, aber auf diesem Gebiete ist doch noch sehr viel zu erforschen übrig. Wir hoffen, daß es bald gelingt, in den einzelnen Städten geeignete Männer zu finden, die, mit den lokalen und ändern Verhältnissen vertraut, die Geschichte ihres Wohnortes schreiben. Ebenso behandeln das interessante Gebiet des Volkslebens im Ganzen doch nur wenige längere Aufsätze, wie: mittelalterliches Vogelschießen, Papageien=Schießen, mecklenburgische Volksmärchen und Volkssagen, Aberglaube in Meklenburg, Sympathien, die niedern Stände auf dem flachen Lande, der Bauer im Fürstenthum Ratzeburg. Auch die Rechtskunde ist nur in wenigen Forschungen vertreten, von denen das wendische Recht im Mittelalter, die Volksgerichte, die rechtliche Stellung der Bauern im Mittelalter, die Zeit der Mündigkeit der Vasallen, der Erbstreit über das Gut Pastow 1386, die Polizei=Ordnung von 1542, das Kompositionen=System und das Strafrechtsverfahren im 16. und 17. Jahrhundert und die ausführliche Geschichte der Justiz=Canzlei zu Schwerin genannt werden mögen. Die genealogischen Forschungen beschäftigen sich, wie das erklärlich und berechtigt ist, vorzugsweise mit den fürstlichen Familien, und durch sie sind die alten Märchen, die Marschalk Thurius u. a. uns aufbinden wollten, für immer beseitigt. Die Forschungen über das herzogliche Haus Meklenburg sind nach meiner Ansicht mit der als Festschrift heute erschienenen Genealogie des Hauses Meklenburg von Wigger zunächst erledigt. Um aus diesem Gebiet noch Einzelnes zu nennen, führe ich die Stammtafel der alten Grafen von Schwerin, die Genealogie der Grafen von Dannenberg, die Familien von Platen und von Bevernest, und die Stammesverwandtschaft der Familien von Bülow und von Britzkow an. Die Geschichte einiger adeliger Familien ist in neuester Zeit außerhalb unseres Vereins in ausführlicher Weise bearbeitet worden, wie überhaupt genealogische Forschungen jetzt sich besonderer Theilnahme erfreuen. Biographien bringen die Jahrbücher in sehr großer Zahl; ich habe von biographischen Arbeiten nach dem Inhaltsverzeichniß mir 56 Nummern notiert. Vorzüglich behandeln auch diese Artikel das Leben fürstlicher Personen von den ältesten Zeiten an, wie: Obotritenfürst Mistewoi (F. Boll), bis Ende des vorigen Jahrhunderts: Friedrich der Fromme von Meklenburg (Wigger), und in erfreulicher Weise sind hier auch die weiblichen Mitglieder unserer Fürstenhäuser berücksichtigt. Daneben finden sich manche Berichte über hervorragende Beamte und Gelehrte. Die Heraldik und. Ordenskunde kommen in dem ersten Theil der Jahrbücher ziemlich schlecht weg, da sich nur wenige Stücke selbständig mit

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ihnen beschäftigen, aber in der früher den Jahrbüchern als zweiter Theil angehängten Alterthumskunde wird diesem Mangel durch zahlreiche kleinere Notizen abgeholfen. Die Arbeiten über Kunstgeschichte beschäftigen sich in überwiegendem Maße mit der Architektur aller Zeiten; Kirchen und Burgen sind in großer Zahl behandelt, aber auch die Malerei, die Buchdruckerkunst u. a. find nicht vergessen. Klassische Forschungen besitzen wir auf diesem Gebiete neben den vielen Beiträgen von Lisch von dem Dr. Crull zu Wismar. Nicht vergessen soll hier werden die Geschichte des ältesten Theaters, welche 50 Seiten der Jahrbücher füllt. Die Mythologie, ein Gebiet, das Beyer anscheinend gern behandelte, weist neben vielen kleineren Notizen nur wenige längere Abhandlungen auf, von welchen: die wendischen Götzen, Erinnerungen an die nordische Mythologie in Volkssagen und Aberglauben, Goderack von Kessin und die wendischen Gottheiten (Beyer und Frhr. von Hammerstein) mögen genannt werden. Die Sprachkunde ist vertreten in Artikeln, wie: die Sprache der alten Wenden, die Volkssprache der nordwestlichen Salven, die Slawischen Ortsnamen Meklenburgs (von Kühnel=Neubrandenburg; 166 Seiten), über alte niederdeutsche Andachtsbücher, über das plattdeutsche Wörterbuch von Chyträus, plattdeutsche Sprichwörter u. a. Unsern alten historischen Schriften ist von Anfang an die Aufmerksamkeit der Forscher zugewandt gewesen, Lisch, Crain, Crull, Wigger u. a. haben sich mit ihnen öfters beschäftigt, der Zukunft wird aber noch die Aufgabe zufallen, die vorzüglichsten alten Historiker durch den Druck zu veröffentlichen. Sehr wünschenswerth wäre wenigstens die Herausgabe von Kirchberg's Reimchronik, Wenn ich nun noch einzelne besondere Arbeiten erwähne, wie: die Eisengewinnung aus inländischem Rasenerz (Lisch; 102 Seiten), über die Salinen in Meklenburg, über mittelalterliche Luftheizung, die Artikel über Naturkunde in mannigfaltiger Art, und, um mit einer bedeutenden Arbeit zu schließen, die mecklenburgischen Studenten auf ausländischen Universitäten (Balck), so glaube ich in aller Kürze eine Uebersicht von der Vielseitigkeit unsrer Abhandlungen gegeben zu haben.

Schon bei einer flüchtigen Durchsicht unsrer Jahrbücher wird es auffallen, daß in der ersten Zeit, freilich neben größeren Abhandlungen, eine Vorliebe zu einzelnen kurzen Berichten sich geltend machte, und daß im Gegensatz dazu später fast ausschließlich größere historische Partien behandelt wurden. Ich halte diesen Wechsel für einen Fortschritt, wenn ich auch nicht verkenne, daß die kurzen historischen Notizen des Unterhaltenden vielleicht mehr bieten. Bei dieser Gelegenheit kann ich aber nicht den Wunsch unterdrücken, daß

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nunmehr zum Nutzen künftiger Forscher ein nach Materien geordnetes, genaues und vollständiges Inhaltsverzeichniß unsrer Jahrbücher bald erscheinen möge.

Neben der Herausgabe der Jahrbücher beschäftigte der Verein sich seit den letzten 25 Jahren mit der Veröffentlichung unsrer ältesten Schriftlichen Geschichtsquellen. M. H., es ist zu diesem Zwecke ungemein thätig gearbeitet, und nur dadurch ist es gelungen, daß wir heute unser Urkunden buch mit seinen musterhaften Registern in 13 starken Quartbänden bis zum Jahre 1355 im Drucke fertig haben, während alles Material von da ab bis 1400 ebenfalls gesammelt und bearbeitet ist, so daß der Druck ununterbrochen fortgesetzt werden kann. Ich halte diesen Erfolg für den größten unsrer Vereinsbestrebungen, und sie alle wissen, wie von Kennern des In= und Auslandes unserm Urkundenwerk der ungetheilteste Beifall gezollt wurde. Welche Fülle des historischen Materials liegt in demselben aufgespeichert! Unser Mittelalter spiegelt sich in demselben in einer Vollständigkeit und Genauigkeit, die immer mehr unsre Bewunderung erregen wird, je öfter wir uns mit dem Werk beschäftigen.

Das 2te Hauptstück unsrer Vereinsaufgaben besteht in der Sorge für unsre Sammlungen, von denen an erster Stelle unser Antiquarium, das seit einigen Jahren mit den Großherzoglichen Sammlungen im neuen Museum vereint ist, genannt werden muß. Ueber die wissenschaftlichen Resultate dieser Vereinsthätigkeit berichtet der Vorstand des Großherzoglichen Antiquariums Herr Dr. Beltz in folgender Weise:

"Schon vor fünfundzwanzig Jahren konnte das allgemeine Bild der vorgeschichtlichen Zustände in Meklenburg in seinen Grundzügen als abgeschlossen gelten; die Gliederung in drei große Perioden der Stein=, Bronze= und Eisenzeit, welche Lisch schon bei Gründung der Vereinssammlung als maßgebend aufgestellt hatte, hatte sich in entscheidendster Weise bewährt, zwanglos hatten sich die zahlreichen Einzel= und Gesamtfunde in diesen Rahmen einordnen lassen. Meklenburg war das einzige deutsche Land, welches mit hinreichender Genauigkeit archäologisch durchforscht war und sich dadurch an die skandinavischen Reiche mit ihren musterhaften ebenso wissenschaftlich gründlichen, wie allgemein in der Bevölkerung gepflegten prähistorischen Studien anschloß. Und dieser Anschluß war nicht nur ein Anschluß in der Methode, sondern auch im Forschungsmaterial zeigten sich die schlagendsten Aehnlichkeiten, so daß die vorgeschichtliche Physiognomie Meklenburgs jener der nordischen Länder äußerst ähnlich sich gestaltete. Es ist begreiflich, wenn das Auge von Lisch mit besonderer Freude auf diesen gleichen Zügen verweilt

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hat, und es sein Bestreben gewesen ist, das neue zuströmende Material im Sinne der nordischen Archäologie zu gruppieren. Darin ist nun in den letzten Jahrzehnten eine Verschiebung eingetreten; die Beschäftigung mit der einheimischen Vorgeschichte in Deutschland ist überall eine außerordentlich rege geworden und hat besonders auf dem Gebiete der Lokalforschung die reichsten Früchte gezeitigt seit der Gründung der deutschen anthropologischen Gesellschaft im Jahre 1869 mit ihren großen jährlichen Versammlungen haben diese Bestrebungen einen Mittelpunkt gefunden, so daß sie mehr und mehr der Feststellung des Gesamtbildes deutscher Vorgeschichte gedient haben. Da ist es nun Anfangs nicht ohne Irrungen abgegangen. Die Dreiperiodeneintheilung, die für den Norden sich bewährt hatte, suchte man überall anzuwenden, und als das einheimische Material sich derselben nicht fügen wollte, glaubte man ein Recht zu haben, sie überhaupt als unberechtigt bei Seite zu werfen. Von dieser irrtümlichen Auffassung, welche in dem Aufeinanderfolgen von Stein, Bronze und Eisen eine Art Naturnothwendigkeit menschlicher Kulturentwickelung und nicht nur eine für bestimmte Landstriche konstatierte geschichtliche Thatsache sah, gehen die meisten oft leidenschaftlichen Angriffe auf die drei Perioden aus, Angriffe, durch welche die nordischen Archäologen so wenig wie wir hier in Meklenburg uns an dem altbewährten System haben irre machen lassen, welche aber nicht wenig zur Klärung und Vertiefung beigetragen haben. Denn nun erhob sich die Aufgabe, zu zeigen, wie denn die einzelnen Perioden sich nach oder aus der früheren entwickelt hatten, welche originalen Fortschritte oder welche fremden Kultureinflüsse das Neue herbeigeführt hatten: es galt die Starrheit des alten Systems in das Leben einer Kulturentwickelung aufzulösen. Und das ist die Aufgabe, in der wir heute stehen und an welcher in der Forschungsperiode, von der wir hier handeln, gearbeitet worden ist. Mehr noch als in den ersten 25 Jahren ist es die Persönlichkeit von Lisch, an dessen Namen sich alle Fortschritte in der Erkenntniß der Vorgeschichte knüpfen, in dessen Hand alle Fäden zusammengelaufen sind, der einer jeden Einzelerscheinung ihren Platz angewiesen und unermüdlich neues Material herbeizuschaffen gewußt hat. Was den Arbeiten von Lisch ihren bleibenden Werth sichert, das ist die starke Betonung des Lokalen, das Bemühen, zunächst aus einheimischen Verhältnissen die Funde zu erklären, und es ist bezeichnend für seine Auffassung, daß er bei seinen Erörterungen in den Jahrbüchern stets von der Beschreibung und Erklärung bestimmter vorliegender Objekte ausging und sich nur ungern zur Bearbeitung größerer Partien entschloß. Wie aufmerksam er

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dabei die auswärtigen Verhältnisse verfolgt hat, geht aus der Art hervor, wie er z. B.= die Entdeckungen von Boucher de Perthes über eine ältere Steinzeit in der Picardie, die Schweizer Pfahlbauten, die großen dänischen Moorfunde und die Fundplätze römischer Objekte für unsre Verhältnisse zu verwerthen gewußt hat. Unter solchen Anregungen hat sich denn das Gesamtbild unsrer Vorgeschichte etwas verändert, man ist vor Allem vorsichtiger geworden in der ethnologischen Deutung der Funde, man hat verzichtet ein Volk der Steinzeit als ethnisches Ganzes zu behandeln und hat die bequeme Gleichung "Wendenkirchhöfe" - slavische Begräbnisplätze gänzlich aufgeben müssen und fast die gesamte Eisenzeit als vor der wendischen Einwanderung liegend anerkannt; auch die Deutung der Gräber mit römischen Fundstücken als Gräber römischer Händler läßt sich nicht mehr hatten. Man legt andrerseits ein besonderes Gewicht auf die Nachweise der Uebergänge der einzelnen vorgeschichtlichen Perioden; können wir z. B. nicht mehr wie früher die Eisenzeit mit ihrem von den Formen der entwickelten Bronzezeit (Grabhügel meist mit Bestattung) völlig abweichenden Begräbniß (Urnenfelder mit Leichenbrand) durch Einwanderung eines neuen Stammes erklären, so müssen wir auf die allmähliche Veränderung der Grabformen und Beigaben achten und hoffen, hier die Bindeglieder nachweisen zu können. Nach dieser Richtung hin giebt es noch viel zu tun und ist der Forschung der Gegenwart der weg gewiesen.

Gehen wir nach diesen allgemeinen Bemerkungen zu einer Betrachtung dessen über, was in dem zu besprechenden Zeiträume wirklich geleistet ist so werden wir gut tun die Resultate nach unsern drei Perioden zu gruppieren.

1) Innerhalb der Steinzeit ist es gelungen eine schärfere Scheidung zwischen einer älteren und jüngeren Periode herzustellen; die erstere kennt nur ungeschliffene, roh zugehauene Feuersteingeräte und Knochengegenstände; ihr klassischer Boden ist das nordwestliche Frankreich. Bei uns gehört die überwiegende Mehrzahl der Steinfunde der neolithischen Zeit an, und nur einige größere Funde lassen sich der älteren Periode zuschreiben; es sind das eine große Anzahl ganz roh zugehauener Steine aus Neukloster (Jahrb. 39), der interessante Fund von Knochenmeißeln, Feuersteinkeilen und dgl. von Groß=Woltersdorf (Jahrb. 34) und einige Knochengeräte von Dobbertin (Jahrb. 34). Auch in den Begräbnißtätten ist ein zeitlicher Unterschied wahrnehmbar, ohne daß aber derselbe sich mit der Eintheilung in paläolithische und neolithische Zeit deckt. Die freistehenden Steinkammern scheinen nämlich älteren Gebrauches zu

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sein als die lang gestreckten Hünenbetten; nur wenige der ersteren sind systematisch ausgegraben, die große Mehrzahl schon längst ihres Inhaltes beraubt. Ein besonders hohes Alter wird den unter der Erde befindlichen zuzuschreiben sein, wie sie in Nesow (I. 30), Blengow (I. 37) und Tankenhagen (I. 37) untersucht sind; ob auch die Lage im Sumpfe, welche im Gegensätze zu allen übrigen das Grab von Kronskamp (I. 39) zeigte, ein Zeichen höheren Alters ist, bleibe dahingestellt. Freistehende Steinkammern auf festem Boden sind untersucht bei Alt=Sammit (I. 26) und Wozinkel (I. 33); ein zweites Grab von Tankenhagen (I. 37) enthielt, das einzige in seiner Art, den Rest eines "Ganggrabes", wie sie aus dem Norden bekannt sind. von besonderer Wichtigkeit sind nun aber die Beobachtungen über die Wohnplätze der Bevölkerung der Steinzeit geworden, es ist gelungen Höhlen= (besser wohl Gruben=) Wohnungen nachzuweisen, welche durch die charakteristischen Geräte deutlich als der Steinzeit angehörend bestimmt wurden, und zwar in Bresen, Alt=Sammit (I. 26), Dreweskirchen (I. 30), Roggow (I. 31 und 39), Rölitz (I. 34), Schwerin (I. 39); der hochinteressante Fund von der Ostorfer Seeinsel mit seinen alten Schädeln, Stein= und Knochengeräten und Urnen (I. 43 und 44) mag in diesem Zusammenhange wenigstens erwähnt werden, da eine bessere Deutung desselben noch nicht gefunden ist. Ein ganz besonderes, auch weitere Kreise ergreifendes Interesse hat nun die Entdeckung der Wohnplätze auf früheren Wasserflächen, "der Pfahlbauten", hervorgerufen. war es doch das erste Mal, daß außerhalb der Schweiz ein Pfahlbau der Steinzeit sicher constatirt wurde, und bildeten doch die Fundstücke quantitativ wie qualitativ eine so wesentliche Bereicherung unsrer Kenntniß der ganzen Lebensweise jenes Urvolkes und eine Ergänzung und Erklärung der Funde aus den Hünengräbern, wie man sie vorher nicht einmal hatte hoffen können. Kein Wunder, daß die erste Vermuthung eines Pfahlbaues in Meklenburg (1862; I. 27) und die sichere Entdeckung (in Gägelow und Wismar I. 29 und 30, dann 38) den ganzen Forschereifer von Lisch entflammte und hier zu weit geführt hat; es ist in der Folge manches als Pfahlbau erklärt, was wir heute bescheidener als Moorfund bezeichnen. Eine schmerzliche Enttäuschung mußte die Entdeckerfreude erfahren, als sich herausstellte (I. 32, 1867), daß der Vertrauensmann Büsch in Wismar eine Anzahl Fundstücke gefälscht hatte, ein Umstand, der in weiteren Kreisen ein ganz unberechtigtes Mißtrauen gegen die Gesamtheit der Pfahlbaufunde hervorrief. - Neben diesen allgemeinen Untersuchungen sind solche über das Detail der Funde einhergegangen,

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über Bestimmung, Bearbeitung u. s. w. der Fundstücke. Man stieß auf Plätze, wo zahllose Splitter, verworfene, halbfertige, zerbrochene Exemplare eine "Manufakturstätte" verrieten, so in Damerow, Nossentin, Plan (I. 33), Eidenburg (I. 41 und 42); besonders wichtig war die Bohrung der Steinäxte, deren Detail sich an den unfertigen Exemplaren von Zippendorf (I. 36), Eidenburg (I. 38), Blüssen, Zarrentin (II. 39), Bastors (I. 44) verfolgen ließ. Auf diese Einzelheiten, wie auf die Frage der Schaffung u. s. w. einzugehen, ist hier begreiflicherweise nicht der Platz.

2) Auch in der Bronzezeit ist man zu einer schärferen Scheidung der Perioden und Andeutung wenigstens der Kultureinflüsse gelangt, welche bestimmend auf dieselben eingewirkt haben. Neues Material für die alte Bronzezeit, die glänzendste Zeit der mecklenburgischen Vorgeschichte, mit ihren großen Hügelgräbern voll nordischer Bronzegeräte, Gold=, Bernstein= und Glasschmuck, gelegentlich auch noch Feuersteingeräten, boten die Ausgrabungen von Slate (I. 33), Rölitz (I. 34), aus der Sternberger Gegend (I. 38), Friedrichsruhe (I. 47) und andre kleinere, welche nicht nur zur Ergänzung des Hauptbildes dienten, sondern auch die wichtige Frage, in welcher Weise die vorgeschichtlichen Funde über das Land vertheilt sind, ihrer Lösung näher geführt haben. Wie die stolzen Kegelgräber allmählich verschwinden und niedrigeren Hügeln mit kümmerlicherer Ausstattung Platz machen, um endlich in Urnenfelder überzugehen, ist im Einzelnen noch nicht verfolgt, aber zur Erkenntniß dieser jüngeren Bronzezeit ist wenigstens das Material durch die Ausgrabungen von Karstadt (I. 26), Bandow (I. 29), Zachow (I. 33), Jörnstorf (I. 41) u. f. herbeigeschafft. Besonders stattlich nun repräsentieren sich die Funde der Bronzezeit, welche den Mooren entnommen sind. Es ist eine eigentümliche Beobachtung, daß diese Moorfunde mit den Grabfunden wenig Uebereinstimmung, dagegen eine Verwandtschaft mit südlichen Objekten zeigen. Auch hier liegt noch ein weites, wenig angebautes Feld der Forschung und Beobachtung vor. Den Mooren ist zunächst die Erhaltung der Gießerfunde zu danken, zerbrochener und reparierter Gegenstände, Gußformen und Gußzapfen, welche zum ersten Male unwiderleglich bewiesen, daß in der That im Norden Bronzegeräte hergestellt sind, allerdings merkwürdiger Weise solche, die nicht zu den häufigsten Fundstücken gehören. Der erste derartige Fund war der von Holzendorf (I. 34), ihm schlossen sich bald die von Ruthen (I. 39), Hinzenhagen (I. 40) und Hohen=Pritz (I. 43) an, und auch der Karbower (I. 46) ist vielleicht hierher zu rechnen. Moorfunde sind ferner die herrlichen Hänge=

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urnen und Schmuckdosen von Klues (I. 33), Kritzemow, Düssin (I. 37) und Barnekow (I. 46), die getriebenen Gefäße, deren Herkunft sich Schritt für Schritt bis Ober=Italien verfolgen läßt, von Basedow, Dahmen, waren (I. 36) und Granzin (I. 47). Auch die langen Schwerter der Moorsunde wiederholen sich in den Schweizer Pfahlbauten, ebenso wie die Hals= und Armringe von Stubbendorf, Neu=Bauhof und Turloff (I. 26). - Die schwierige und wichtige Frage der Herstellung der Bronzegeräte ist mehrfach angerührt, wenn auch hier so wenig wie sonst irgendwo zur vollen Beantwortung gebracht. Reines Kupfer ist in Kirch=Jesar gefunden (I. 30), die Zusammensetzung der Bronze ist durch Fellenbergs Analysen (I. 29) klar gelegt, die Emaillierung der Schwertgriffe und Hängeurnen nach einer Beobachtung von Fräulein Amalie Buchheim genauer verfolgt (I. 30).

3) Noch folgenreicher sind die Entdeckungen auf dem Gebiete des Eisenzeitalters gewesen. schon im Jahre 1861 sah sich Lisch bei Gelegenheit der Aufdeckung des Grabfeldes von Wotenitz durch das Auftreten von Gegenständen römischer Provenienz veranlaßt, die Eisenzeit "weiter zurückzuführen" bis in das erste nachchristliche Jahrhundert. Damit mußte natürlich die Deutung der Urnenfelder als "Wendenkirchhöfe" fallen; doch sind die Konsequenzen erst später gezogen. Leider ist es bisher nicht gelungen, den Uebergang der Bronzezeit zur Eisenzeit an größeren Funden nachzuweisen. Die vorrömische Eisenzeit, charakterisiert durch die "Hallstadt=" und "la Tène "=Sachen, erscheint in unsern Nachbarländern reich entwickelt, während bei uns nur Spuren angetroffen sind, welche nicht gleich richtig gedeutet sind, so die Urnen von Pogreß und Rankendorf (I. 41). Eine voll entwickelte Eisenzeit tritt gleichzeitig mit römischen Gegenständen, meist Erzeugnissen der Provinzialindustrie, ans; die Begräbnisart ist Leichenbrand und Aufbewahrung der Gebeine in Urnen, welche in den Boden eingegraben werden. Die wichtigeren dieser Urnenfelder sind bereits früher bekannt geworden; wir haben hier noch die Funde von Wotenitz, Bützow (I. 27) und Neu=Stieten (I. 33) nachzutragen. Hier finden sich auch die eigentümlichen schwarzen Urnen mit Mäanderverzierung, deren Verbreitungsgebiet festgestellt ist und auf italischen Einfluß hinweist (Näheres I. 37), die östliche Grenze desselben liegt im westlichen Meklenburg, vereinzelt ist eine solche Urne noch im Strelitzischen gefunden (I. 42). - An der Hand der römischen Fundstücke lassen sich diese Urnenfelder mit ziemlicher Sicherheit chronologisch bestimmen, und es erhellt, daß die jüngsten dem vierten Jahrhundert angehören (I. 49), wir sie also sämtlich einer

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germanischen Bevölkerung zuzuschreiben haben. Besondere Aufmerksamkeit haben nun einige Gräber erregt, die durch Ausstattung und Anlage von den erwähnten gänzlich abwichen und deren Fundstücke zu den glänzendsten der Schweriner Sammlung gehören: Skelettgräber mit römischen Gefäßen, Krateren, Schöpfkellen, Schmuckgegenständen, Perlen u. s. w. Das völlig Abweichende derselben veranlaßte Lisch zu der Deutung auf den "Begräbnisplatz einer römischen Handelsniederlassung" (Römergräber von Häven I. 35); durch eine Vergleichung mit den analogen Verhältnissen von Heddernheim am Taunus gelang es ihm den Anfang des dritten Jahrhunderts als Zeitbestimmung zu finden,; und damit war andrerseits eine Bestimmung für das einheimische Urnenfeld von Pritzier gegeben. Er hat dann diesen Gedanken weiter fortgeführt, an Einzelfunden die Stärke des römischen Kultureinflusses in Meklenburg nachgewiesen, in Kittendorf, Börzow, Groß=Kelle, Hagenow neue Römergräber gefunden und ihre Verbreitung nach Norden (Dänemark, Ostpreußen) sorgsamst verfolgt (I. 37, 38, 43). Der Werth dieser Untersuchungen wird dadurch nicht beeinträchtigt, daß wir, zum Theil grade durch diese weite Verbreitung veranlaßt, die Erklärung als Gräber wirklicher Römer heute allgemein ausgegeben haben. - Es ist oben gesagt, daß man in den "Wendenkirchhöfen" nichts Wendisches mehr sieht; damit erhebt sich aber die Aufgabe, nachzuweisen, was denn eigentlich wendisch sei. Nach drei Seiten ist es gelungen, Anhaltspunkte zu finden: wir haben eine eigentümliche Ringform, welche sich mit dem Vorkommen wendischer Bevölkerung deckt; schon 1871 (I. 36) hat Lisch darauf hingewiesen, und später sind diese "wendischen Schläfenringe" als Charakteristikum constatirt, wir haben ferner Skelettgräber wendischen Ursprungs, dem zwölften Jahrhundert angehörig, in Bartelsdorf (I. 28 und 29), und wir haben zuletzt in den zahlreichen, zum Theil auch noch historisch bezeugten Burgwällen sicher wendische Ueberreste, deren Untersuchung z. B. zur Constatirung eines wendischen Ornamentes, der Wellenlinie, geführt: hat (s. u. A. J. 27 und 38). An einer Stelle wenigstens ist es auch gelungen, eine Grubenwohnung nachzuweisen, welche Scherben mit dieser charakterisierenden Linie enthielt (I. 34).

Diese Uebersicht wird eins zeigen: daß die Jahre zwischen unsrer letzten Jubelfeier und der heutigen nicht fruchtlos für die Erkenntniß unsrer Vorgeschichte gewesen sind, sondern im Gegentheil die allerentscheidendsten Resultate gezeitigt haben. Sie zeigt aber auch, wie viel noch zu tun ist. Je ernster und wissenschaftlicher die Beschäftigung mit der heimischen Vorgeschichte geworden ist, desto

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schärfer spitzen sich die Probleme zu, desto mehr Fragen drängen sich zu ihrer Beantwortung heran. Unsre Vorgeschichte kann nicht mehr ein heimisches Stillleben führen, sondern muß sich als Glied der Kulturbewegung Europas empfinden. Da fühlt der Einzelne seine Ohnmacht; wenn irgendwo, so muß hier das gemeinsame Arbeiten eingreifen. Das archäologische Material aber ist weit zerstreut und schwindet täglich mehr; da gilt es zu Sammeln und zu beobachten; jeder einzelne Gegenstand, jede Mittheilung über archäologische Erscheinungen ist als Baustein verwendbar. Und so kann Jeder, der in seinem Kreise sein Auge offen hält für solche Dinge, unschätzbare Dienste tun und dazu beitragen, den alten Ruhm Meklenburgs auf dem Gebiete der Vorgeschichte zu wahren und zu fördern."

Selbstverständlich liefert keine der übrigen Vereinssammlungen eine so reiche historische Ausbeute, wie unser Antiquarium, gleichwohl aber sind sie von nicht geringem Werth. Die Münzen flossen in den ersten Jahren dem Verein in ansehnlicher Zahl zu, schon 1843 zählte Masch 3859 Exemplare, 12 Jahre später (1855) waren 6002 Stücke vorhanden. Wenn nun seitdem auch diese Sammlung stetig vermehrt wurde, so klagte der Münzwart doch bald, daß man ihr nicht so viel Interesse zuwende, wie den übrigen Sammlungen. In den letzten Jahren wurden indessen die neuen Erwerbungen wieder bedeutender. Die Gesamtzahl unsrer Münzen darf man auf fast 10000 veranschlagen. Sie werden jetzt im Großherzoglichen Museum aufbewahrt.

Ueber die Art und die Anordnung unsrer Bildersammlung liefert Glöckler im Jahrbuch 19 einen ausführlichen Bericht, auf welchen ich hier verweisen muß, um zum Schluß zu kommen. Ich darf aber nicht unterlassen zu erwähnen, daß der Herr Senator F. W. Lisch einen Katalog anfertigte, den der jetzige Bilderwart Herr Landgerichtsrath Schlettwein fortsetzt. Zur Zeit besteht die Bildersammlung aus etwa 1300 Blättern, von denen 720 Portraits von Mitgliedern der mecklenburgischen Fürstenhäuser und von sonstigen bedeutenderen Meklenburgern aus älterer und neuerer Zeit, 500 Ansichten von mecklenburgischen Ortschaften, namentlich Städten, Darstellungen einzelner Bauwerke, geschichtlicher Begebenheiten und Trachten und 30 Portraits von Nichtmecklenburgern enthalten. Im Uebrigen finden sich noch Karten, Situationspläne, Siegel und andre Abbildungen. Diese Sammlung wird zur Zeit in den Räumen der Vereinsbibliothek in 9 Mappen aufbewahrt.

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Ueber unsre Bibliothek berichtet der Bibliothekar, Herr Rechnungsrath Wunderlich:

"Die Bibliothek besteht aus etwa 9 - 10000 Bänden. Da Mittel zum Ankauf von Werken nicht vorhanden gewesen, so ist dieselbe durch Schriftenaustausch mit den correspondierenden Vereinen und durch Geschenke entstanden. Daher bezieht sich der Inhalt der vorhandenen Werke zum weitaus größeren Theile auf Geschichts= und Alterthumsforschung, und besteht der werthvollste Theil derselben neben den verschiedenen Urkundenbüchern aus den fortlaufenden Publikationen der correspondierenden Vereine. Numerisch am stärksten vertreten sind neben den deutschen Staaten Oesterreich=Ungarn, Dänemark, Schweden und die Niederlande. An prähistorischen Werken ist eine nicht unbeträchtliche Anzahl vorhanden, die theilweise noch in das Vorige Jahrhundert zurückgehen. Von Meclenburgicis sind neben den Publikationen der Vereine namentlich gut vertreten die Familien= und Ortsgeschichten, sowie die Staatsrechtlichen Streitschriften des Vorigen Jahrhunderts. Zu beklagen ist dabei, daß nur wenige mecklenburgische Autoren der Bibliothek Exemplare ihrer Schriften geschenkt haben, woher namentlich die neuere Literatur nur gering vertreten ist. An alten Drucken und Handschriften besitzt die Bibliothek einige fünfzig Stücke, darunter z. B.:

Bogeri heterologium. Rostochii 1506.
Plattdeutsches neues Testament. Greifswald 1625.
Katholisches Gebetbuch, auf Pergament geschrieben mit Initialen und Randleisten, aus dem 15. Jahrhundert.
Eine Postille mit Glossen. Basel 1516.
David Chytraeus: Der Fürnembsten Haubtstück christlicher Lehre nützliche und kurtze Erklärung. Rostock 1575.
Deflorationes antiquitatum ab origine mundi. Rostochii, in aedibus Thuriis 1522.
Annalium Herulorum ac Vandalorum libri septem Rostochii, in aedibus Thuriis 1521,
Vergiliocentonae elegantissimae veteris ac novi testamenti Probae Falconiae mulieris clarissimae. Rostochii, in aedibus Thuriis 1516. (Vgl. Jahrb. 4, S. 116).
Des heil. röm. Reichs Binenkorb. Ehristlingen 1586.
Novum testamentum per Desiderium Erasmum Roterodanum novissime recognitum. Rostochii, in aedibus Ludovici Dietz 1530.
Sermones egregii abbatis Bernhardi Clarevallensis. Rostochii, per fratres communis vite ad sanctum Michaelem 1481.

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Lactancii Firmiani de divinis institutionibus etc. Rostochii, per fratres communis vite ad sanctum Michaelem 1476.
Stammbuch des Dr. Paulus Prucknerus (1579 - 1609 Rathssyndicus zu Schweinfurt).
Außerdem noch mehrere Leidener und Baseler Drucke und das Chronicum picturatum Bothonis, gedruckt von Peter Schöffer zu Mainz 1492, gebunden in weißes Leder, auf welches vorne Luthers, hinten Melanchton's Bild eingepreßt ist. Nach einer handschriftlichen Notiz am Schlusse ist das Buch 1581 Eigenthum eines Krügers und Gastgebers in Scharnebek gewesen.

Bisher ist über den Bestand der Bibliothek nur ein Zettel=Katalog angelegt, der in letzter Zeit vervollständigt und jetzt fast abgeschlossen ist. Die einzelnen Zugänge sind seit mehreren Jahren in den Quartalberichten bekannt gemacht."

Ich darf diesem Bericht hinzufügen, daß der Zuwachs unsrer Bibliothek, zumeist durch die Publikationen der zahlreichen Vereine, die mit uns in Schriftenaustausch stehen, in den letzten Jahren erheblich größer geworden ist als früher, so daß wir unter künftig zu verhoffenden gleichen Bedingungen erwarten dürfen, in nicht langer Zeit eine in ihrer Art seltene, umfangreiche Büchersammlung zu besitzen.

M. H.! Wir sehen also, daß nach beiden Richtungen hin, im Sammeln und Forschen, die Kraft des bereits alt gewordenen Vereins nicht gealtert hat. Noch heute sind wie in den ersten Jahren seines Bestehens reichlich Hände da, die arbeiten können und freudig arbeiten wollen, und grade heute beweist die große Zahl der Mitglieder, daß die Vereinsbestrebungen im ganzen Vaterlande eine Theilnahme finden, wie nie zuvor. Diese Theilnahme ist der beste Lohn für alle Mühe und Sorge, die der Vereinsleitung nicht erspart werden kann; aber sie soll uns auch ein Sporn sein, daß wir auf dem eingeschlagenen Wege rüstig weiter schreiten und so dem freilich weit gesteckten Ziel immer näher kommen. 50 Jahre sind im Dienst des Vaterlandes und der Wissenschaft ehrlich und treu und selbstlos vollbracht; in Gottes Namen treten wir hoffnungsvoll hinein in den zweiten Abschnitt des Jahrhunderts. Was auch die Zukunft uns bringen mag, wir sind getrosten Muthes, denn wir wissen, daß die Quelle, welcher der Verein seine Entstehung verdankte und aus welcher er bisher seine Lebenskraft schöpfte, die Liebe zu Fürst und Vaterland, nicht versiegen wird,"

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Während der Verlesung dieses Berichts war von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge Friedrich Franz III. ein Telegramm angekommen, welches von Sr. Hoheit dem Herzoge Johann Albrecht mitgetheilt und von der Versammlung stehend angehört wurde. Es lautet:

"Zu seinem 50jährigen Jubiläum sende ich dem Verein mit meinen wärmsten Glückwünschen den Ausdruck meiner aufrichtigen Anerkennung für die vielseitigen Verdienste, welche sich derselbe um mein Land erworben hat, und wünsche dem Verein ein stetig fortschreitendes Blühen und Gedeihen. Friedrich Franz."

Darauf wurde vom Vereinskassier Herrn Hofrath Dr. Wedemeier der Kassenbericht verlesen, welcher dieser Mittheilung unter Anlage A. angeschlossen ist.

Dann nahm der Herr Geh. Archivrath Dr. Wigger das Wort zu folgender Rede:

"Durchlauchtigster Herzog!
Hochgeehrte Versammlung!

Der heutige Tag hat nicht allein für unsern Verein seine hohe Bedeutung, sondern er gehört auch zu den hervorragendsten Gedenktagen unsers Fürstenhauses und unsrer Landesgeschichte. Heute vor 100 Jahren beschloß einer der merkwürdigsten Regenten Meklenburgs. der fromme Herzog Friedrich, sein thätiges Leben, und heute vor 50 Jahren beging unser Volk einen der frohesten Jubeltage, das 50jährige Jubiläum des Großherzogs Friedrich Franz I., - eben das Fest, an welches sich die Stiftung unsers Vereins knüpfte.

Der Stiftungstag war sinnig gewollt; denn die vornehmste Aufgabe unsers Vereins sollte eben die Erforschung der Geschichte unsers erhabenen Fürstenhauses und der Landesgeschichte sein, welche sich enger als in manchen ändern Ländern seit sieben Jahrhunderten um die Geschichte des Regentenhauses schlingt. Zum Zeichen dessen bat unser Verein die Landesherren um die Gnade, als unsre erhabenen Protektoren an unsre Spitze zu treten; und der Verein hat sich in der That stets in reichem Maße der landesväterlichen Huld erfreut.

Insonderheit gilt dies auch von unserm hochseligen Großherzog Friedrich Franz II., der während seiner segensreichen 41jährigen Regierung unsre Bestrebungen unablässig mit wärmstem Antheil begleitete und durch Rath und Aufmunterungen förderte, ja, uns einen wichtigen Zweig unsrer Thätigkeit durch glänzende Spenden

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erst ermöglichte. Ihm verdanken wir ja nicht allein die alten und die neuen Räume, in denen unsre Sammlungen mit den seinigen vereint eine würdige Ausstellung finden konnten; sondern, daß wir das mecklenburgische Urkundenbuch, dessen Entstehung sich an die Feier unsrer 25jährigen Wirksamkeit anschloß, überall unternehmen, und daß wir es bis jetzt fortsetzen konnten, das verdanken wir lediglich seiner wahrhaft fürstlichen Munificenz und der durch diese angeregten Liberalität unsrer Landstände, die, wo es sich um nützliche Unternehmungen für Meklenburg handelte, allzeit dem Beispiele unsrer Landesherren gefolgt sind und nie die Landesmittel versagt haben.

Wir würden uns also nicht ohne Grund dem Vorwurf der Undankbarkeit aussetzen, wollten wir heute nicht, dem Drange unsers Herzens gehorchend, dieses unsers erhabenen Protektors preisend gedenken.

Aber wie erklären wir uns diese hohe landesherrliche Gunst, deren wir uns rühmen dürfen? Hatte sie ihren Ursprung allein in den Leistungen des Vereins? Beruhte sie auf dem glücklichen Umstande, daß die Geschichte auch des hochseligen Herrn Lieblingswissenschaft war und er derselben ein eindringendes Studium vom Standpunkte des Staatsmannes zuwandte? Gefiel es dem Großherzog bei seiner Liebe zur Kunst, daß auch der Verein die Altertümer Meklenburgs nach allen Richtungen zu sammeln und die einheimischen Kunstdenkmäler historisch zu erforschen unternahm? =Wer aus diesen Gründen allein sich die Zuneigung des Landesherrn erklären wollte, würde doch noch kein genügendes Verständniß für das Wesen des hochseligen Herrn verrathen. Denn alle seine eigenen Neigungen ordnete der Großherzog mit einer seltenen Selbstbeherrschung dem einen Gedanken unter, daß es seine von Gott ihm gestellte Ausgabe sei, väterlich für die geistliche und weltliche, für die geistige und materielle Wohlfahrt seines Landes und Volkes nach jeder Richtung zu sorgen; und dieser praktische Gesichtspunkt ward mit einer Konsequenz beobachtet, welche nur aus dem allertiefsten Pflichtgefühl hervorgehen konnte. Aber Theorien verschlugen ihm wenig; sein ganzes Wesen war historisch gerichtet, fast überall können wir für seine Unternehmungen und Neuerungen die geschichtlichen Anknüpfungspunkte klarlegen; er hatte Sinn für Meklenburger Art und Eigentümlichkeit, und legte darum ein so bedeutendes Gewicht auf die mecklenburgische Geschichte, auf die Aufklärung der Vergangenheit seines ihm über Alles teuren Landes. Und weil er die Mitwirkung dazu von unserm Verein erwartete, eben darum wandte er unsrer Thätigkeit eine, man kann sagen: liebevolle Theil=

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nahme zu. Damit aber stellte er uns zugleich auch eine hohe Aufgabe. so lange der Verein jenes Gesichtspunktes eingedenk bleibt, wird er mit wissenschaftlichem Ernst arbeiten und sich in acht nehmen, daß seine Jahrbücher sich nicht mit Sammlungen von Kuriositäten und historischen Anekdoten und Notizen ohne einen zusammenhaltenden höheren Gedanken füllen. -

Des hochseligen Großherzogs vielseitige, umfassende Thätigkeit gehört nunmehr selbst der Geschichte an, und sein Walten zu schildern wird eine der dankbarsten Aufgaben unsrer einheimischen Historiker sein. Hier heute auch nur eine Skizze davon zu entwerfen, reichen die wenigen Minuten, welche uns zu Gebote stehen, nicht aus. Aber,, hochverehrte Anwesende! wenn wir auch absehen müssen von Friedrich Franz II. unvergänglichen Verdiensten um das ganze deutsche Vaterland, und von allen seinen segensreichen Förderungen der materiellen Wohlfahrt seines Volkes, mag es mir doch in dieser Versammlung eines Vereins, dessen Thätigkeit auf ein wissenschaftliches Ziel gerichtet ist, vergönnt sein, mit kurzen Worten daran zu erinnern, in welcher Art und mit welchem Erfolg unser hochseliger Protektor für die geistigen Interessen seines Volkes, für Bildung, Kunst und Wissenschaft, gesorgt und gestrebt hat.

Aber freilich erscheint es fast unangemessen, an dieser Stätte noch an die Verdienste des Großherzogs um die Kunst erinnern zu wollen. Denn Schwerin ist ja angefüllt mit Kunstbauten, mit welchen er seine Residenz geschmückt hat. Und ist das Schloß nicht weit über Deutschlands Grenzen hinaus berühmt? Wie viel Fürstensitze giebt es, die sich gleicher Vorzüge der Lage und der seinen Berücksichtigung der Umgebungen, des gefälligen Stils, der schönen Harmonie in einer wunderbaren Mannigfaltigkeit, der prunklosen Pracht im Innern rühmen könnten? Aber freilich uns Meklenburgern ist dieser Bau doch noch mehr als ein schönes Schloß; denn seine Stätte trug die Burgen unsrer Landesherren seit fast neun Jahrhunderten. Und auch daraus leuchtet wieder der historische und pietätvolle Sinn des hohen Bauherrn hervor, daß von den früheren Bauten auf der Schloßinsel, was sich erhalten ließ, wiederhergestellt und in seiner Eigentümlichkeit in den Neubau hineingezogen wurde, sowie, daß die geschichtlichen Beziehungen auch sonst ihren treuen Ausdruck gefunden haben. Schauet nicht Niklot, des Fürstenhauses Ahnherr, aus seiner Halle hernieder? Empfängt nicht Graf Gunzel von Schwerin die Eintretenden? Schmücken nicht den Schloßhof die Standbilder der früheren Bauherren, der Herzoge Heinrich V., Johann Albrecht I., Adolf Friedrich I., die alle schon

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den geschlossenen Bau erstrebten, den zu vollenden Friedrich Franz vergönnt war? Zeigt uns nicht der Thronsaal in seinem reichen Wappenschmuck neben den Städten auch die alten Landestheile, deren Geschichte in die Landesgeschichte aufgenommen ist? Und welcher Meklenburger durchwandert die Ahnengalerie, ohne sinnend vor den einzelnen Gestalten stehen zu bleiben und sich zu vergegenwärtigen, wie jede in ihrer Art auf die Schicksale unsers engeren Vaterlandes eingewirkt hat?

Das ist die historische Bedeutung des Schlosses. Nicht geringer aber ist die Stellung dieses Baues in der mecklenburgischen Kunstgeschichte. Denn vornehmlich beim Schloßbau hat sich der Geschmack und die Tüchtigkeit unsrer Baukünstler bewährt und weiter entwickelt, von denen so viele spätere Bauten Zeugniß geben; und wenn neuerdings eine Landesgewerbeausstellung das Kunsthandwerk bei uns auf einer beachtenswerthen Höhe zeigte, so ist der Grund zu dieser gedeihlichen Entwicklung durch den Schloßbau gelegt.

Ich übergehe hier die ändern öffentlichen Gebäude Schwerins; die Bauthätigkeit des Großherzogs Friedrich Franz II. beschränkte sich keineswegs auf seine Residenz, sie erstreckte sich auf das ganze Land. Nur im Vorbeigehen berühre ich die hervorragenden Universitätsbauten zu Rostock, das großartige Seminargebäude zu Neukloster, die umfassende bauliche Erweiterung der Heilanstalt Sachsenberg, einige höchst geschmackvolle Bauwerke, welche durch die Gerichtsreform hervorgerufen sind, unter welchen wir uns nicht versagen können, wenigstens die Rostocker Gerichtsgebäude und die Restauration des alten Fürstenhofes in Wismar zu nennen. Kein anderer unter unsern Fürsten hat auch nur annähernd eine solche Fülle von Profanbauten aufzuweisen wie Friedrich Franz II., und aus allen diesen, zu welchem Zwecke sie auch bestimmt sind, tritt uns des Bauherrn hoher Sinn für Ordnung, Solidität, Geschmack und Würde entgegen. Eine besondere Erwähnung aber verdient noch eine lange Reihe von Bauwerken, in welchen sich neben dem Sinn für Würde und Stil auch des Großherzogs Frömmigkeit und sein strenges oberbischöfliches Pflichtgefühl glänzend kundgiebt. Wir Aelteren erinnern uns noch, welchen Anblick vor 50 Jahren die meisten Kirchen unsers Landes darboten; wie ruinenhaft erschienen manche, wie wüst und unsauber im Innern die Mehrzahl! Und jetzt? Wie viel Kirchen fürstlichen Patronats von den altehrwürdigen Domen zu Schwerin und Güstrow hinunter bis zu den kleinsten Dorfkirchen sind noch übrig geblieben, die unser hochseliger Landesherr nicht entweder ganz oder doch in ihrem Innern erneut oder mit einer Orgel, einer Kanzel, einem Altarbilde geschmückt oder mit

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würdigen Sakramentsgeräten beschenkt hat? Und wie manche andere Patrone hat sein hohes Beispiel zur Nacheiferung ermuntert!

Auf dem Gebiete der Baukunst liegt ohne Zweifel das Hauptverdienst des Großherzogs um die Kunst in Meklenburg; allein auch die ändern Zweige derselben waren von seiner Fürsorge keineswegs ausgeschlossen; für alle den Sinn zu wecken und zu heben war er stets beflissen. Die zahlreichen Gemälde, welche sein Ahnherr Christian Ludwig gesammelt hatte, und welche er selbst durch Werke einheimischer Maler ansehnlich vermehrte, stellte er in einem größtentheils aus eigenen Mitteln erbauten Museum öffentlich aus; von den bedeutendsten plastischen Werken des Alterthums erwarb er nach und nach eine reiche Sammlung von Abgüssen, um auch für diese Bildwerke das Verständniß seiner Untertanen auszubilden. Die Musik, in welcher er selbst so oft Erquickung suchte und fand, förderte er in wahrhaft großartigem Maße. Die Feier des Gottesdienstes erhöhte er durch einen Schloßchor: er schuf eine Capelle, welche nicht nur den bedeutendsten Meisterwerken weltlicher Musik gewachsen ist, sondern auch die vollendetsten Werke unsrer geistlichen Tondichter in würdigster Weise aufzuführen Vermag. Das Hoftheater hatte unter der warmen Pflege seines Vorgängers eine hohe Stufe erreicht; auf dieser es zu erhalten, war sein pietätvolles Bestreben.

Und doch kann man bei alledem nicht sagen, der hochselige Großherzog habe die Kunst einseitig bevorzugt: was ihn auszeichnete, war eben, daß er an alten Blüten des geistigen Lebens seine Freude fand, daß er als Landesherr sich verpflichtet fühlte alle Gebiete desselben gleichmäßig zu fördern. Wenn unser jetziger Allergnädigster Großherzog verordnet hat, daß die Universität Rostock für und für seines hochseligen Vaters Geburtstag als einen Gedächtnistag begehe, wie sonst wohl eine Anstalt den Gedächtnistag ihres Stifters dauernd zu feiern pflegt: so erblicken wir hierin eine Aeußerung preiswürdigster Pietät, aber zugleich auch eine verdiente Auszeichnung seines erhabenen Vorgängers. Denn in Wirklichkeit ist der Großherzog Friedrich Franz II. als zweiter Stifter der Landesuniversität anzusehen. Bei seinem Regierungsantritt glich die Akademie auch in ihrem Innern dem veralteten, morschen, ganz unzureichenden Gebäude, in welchem sie ihren Sitz hatte. Wohl war seit der Wiedervereinigung derselben mit der Akademie zu Bützow Manches für ihre Hebung geschehen; aber sollte sie dem Lande dauernd eine Leuchte der Wissenschaft bleiben, so mußte sie mit großen Opfern nach allen Seiten hin ausgebaut und erweitert werden, um mit den Fortschritten der Wissenschaft gleichen Schritt zu halten. Man begreift es, wenn

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damals gewichtige und einflußreiche Stimmen laut wurden, die im Hinblick ans die großartigen Mittel, welche dazu erforderlich schienen, lieber die Aufhebung der Universität empfahlen. Eine universitas litterarum war sie in der That kaum noch zu nennen; die Regierung war nur noch darauf bedacht, unter Strenger Beobachtung des Etats, diejenigen Professuren aufrecht zu hatten, deren Collegien die künftigen Geistlichen, Juristen und Mediziner nothwendig gehört haben mußten, um den Staatsprüfungen, die keine hohen Ansprüche machten, zu genügen. Aber der Lehrstuhl für Nationalökonomie war seit 1837, die ordentliche Professur für Philosophie seit 1840 unbesetzt. Man griff zu dem Nothbehelf kümmerlich besoldeter außerordentlicher Professoren und Privatdozenten; neben dem einzigen Professor der Philologie standen aushelfend zwei Schulmänner. schon in den 30er Jahren hörte man zahlreiche Klagen darüber, wie wenig Anregung die Studenten von den großentheils altersschwachen Professoren empfingen; neben diesen wirkten freilich auch einzelne frische und sehr tüchtige Männer, aber der Umfang der ihnen zugewiesenen Fächer zersplitterte und überstieg ihre Kräfte. Die Bibliothek, die Sammlungen waren höchst dürftig; man überließ es den Professoren sich auf eigene Hand zu helfen, so gut es eben ging. Wer nicht in Folge der bestehenden Verordnungen oder in Rücksicht auf die Examina nach Rostock ziehen mußte, suchte lieber auf ändern Universitäten seine akademische Ausbildung; und Studenten, welche sich dem Lehrerberufe widmen wollten, wurden geradezu ins Ausland getrieben, da es keine Prüfungs=Commission in Meklenburg gab, bei welcher sie ein Zeugniß über ihre Befähigung hätten erwirken können.

Alle diese Schwierigkeiten standen dem jungen Regenten lebhaft vor Augen; die finanziellen sind ihm oft genug vorgetragen. Indessen, wenn er auch, wie die vorzügliche Finanzlage, in welcher er sein Land hinterlassen, beweist, ein guter Nationalökonom war, so hat er doch finanzielle Rücksichten nie für die höchsten angesehen, und sie verschlugen ihm auch in diesem Puncte nichts. Nimmer hätte er sich dazu verstanden, eine der schönsten Stiftungen seiner Ahnen, die über 400 Jahre das Licht der Wissenschaft über Meklenburg, ja in ihren ersten Jahrhunderten auch über den ganzen Norden Europas verbreitet und unter der treuen Pflege seiner großen Vorgänger Johann Albrecht und Ulrich einen weitgreifenden Einfluß auf den Protestantismus gewonnen, an der auch später ein Heinrich Müller, ein Krackewitz und andre hervorragende Theologen und vorzügliche Juristen gewirkt hatten, zu zerstören. Er, der die geistige Förderung seines Volkes zu seinen höchsten Pflichten

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rechnete, sollte seine geistlichen und weltlichen Beamten ans Ausland verweisen, damit sie von dort her ihre Bildung holten? Er, der Oberbischof der lutherischen Landeskirche, sollte die Anstalt aufheben, wo die künftigen Diener derselben die lutherische Theologie in ihrer Reinheit und Folgerichtigkeit kennen lernten, sollte sie dem auf den meisten auswärtigen Universitäten herrschenden Rationalismus und Unionismus preisgeben? - Nichts lag ihm ferner.

Vielmehr stand bei ihm fest, die Universität allmählich, sowie es die Finanzlage gestatten würde, auf die Höhe der heutigen wissenschaftlichen Ansprüche zu erheben. Dies mußte aber nach drei Richtungen hin geschehen. Es galt zunächst, die bestehenden Professuren bei eintretenden Vakanzen mit gelehrten Männern zu besetzen, die noch in frischer Kraft stehend selbständig weiter forschen mochten und dadurch auch ihre Zuhörer lebhaft anregen konnten, sodann entsprechend der Arbeitstheilung, welche der gegenwärtige stand der Wissenschaft fordert, die Lehrstühle zu vermehren, endlich aber auch die kostbaren Bauten zu schaffen, welche die Erweiterung der Universität und ihre Institute verlangten. Und wie Alles, was der hochselige Herr unternahm, von segensreichen Erfolgen begleitet war, weil er edle Absichten verfolgte und auch die geeigneten Organe zu finden verstand, so ist er auch in allen diesen Richtungen glücklich gewesen. Es wurden zahlreiche Kräfte gewonnen, welche theils schon in Rostock selbst, theils später an ändern Universitäten hohen Ruhm erlangten; wenn man, einseitig genug, einen Berns der kleinen Universitäten darin gesehen hat, die Schule für die Lehrer der großen Universitäten zu sein, so hat Rostock diesen in reichem Maße erfüllt.

Der Großherzog hat sein 25jähriges Regierungs=Jubiläum nicht durch eine öffentliche Feier begangen, aber er hat das Jahr 1867 dadurch ausgezeichnet, daß er, nur fünf Tage nach dem Jubiläumstage, am 12. März, den Grundstein zum großen Universitäts=Gebäude legte, mit den denkwürdigen Worten: "Möge die Stätte, wie seit Jahrhunderten, so noch für Jahrhunderte der deutschen Wissenschaft gewidmet bleiben, und möge reicher Segen daraus für unser Meklenburg wie für unser deutsches Vaterland hervorgehen!"

Und kaum war dieses Haus bezogen, als sich der Landesherr durch eigene Anschauung davon überzeugte, wie unzureichend die Räumlichkeiten waren, die bis dahin den medizinischen und naturwissenschaftlichen Instituten dienten. Aus freien Stücken versprach er Abhülfe, und bald sahen wir einen großen Bau für diese Zwecke

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sich erheben. Aber auch dieser reichte bald nicht mehr aus; schon ist ein andres Gebäude eingeräumt, und neue Bauten werden vorbereitet.

Kein Wunder. Denn die medizinische Facultät, welche früher nur fünf ordentliche Professoren zählte, ist um nicht weniger als drei neue Lehrstühle, die der pathologischen Anatomie, der pathologischen Chemie und der Augenheilkunde, erweitert, und die Naturwissenschaften haben erst jetzt eine zeitgemäße Vertretung in der philosophischen Facultät gefunden. War früher der Botaniker genöthigt auch die Zoologie mit zu lehren, mußte der Mathematiker neben seiner Fachwissenschaft und der Astronomie auch noch die Geologie und die Mineralogie übernehmen und sich mit dem Chemiker in die Physik theilen, so finden wir jetzt an der Landesuniversität einen Mathematiker, einen Physiker, einen Chemiker, einen Geologen und Mineralogen, einen Botaniker und einen Professor der Zoologie und der vergleichenden Anatomie.

Doch sind darüber auch die ändern Fächer der philosophischen Facultät nicht verabsäumt. Die Professur der Philosophie und Pädagogik ist neu aufgerichtet. Dem einzigen Professor der klassischen Philologie sind zwei Collegen zur Seite gestellt. Die Professur für die Orientalia ist wieder ins Leben gerufen. An die Stelle der ästhetisch=literarischen Professur ist die germanistische getreten; neben dem klassisch=philologischen Seminar blühen jetzt das germanistische und das historische; die Professur für Staatswissenschaften ist längst wiederhergestellt; die landwirtschaftliche Versuchsstation ist in eine wissenschaftliche Verbindung mit der Universität gesetzt.

Man versteht es, wenn der Reorganisator der Landesuniversität in ihr seinen Stolz fand, wenn er eine Freude darin Suchte, sich persönlich von ihrem Gedeihen zu überzeugen, wenn er in dem regen wissenschaftlichen Leben derselben und in der mehr als verdoppelten Frequenz den Lohn für seine Fürsorge sah. Er erwies der Landesuniversität die Ehre, ihr seinen eigenen Sohn und Thronfolger anzuvertrauen.

Doch bei aller Hochachtung für die reine Wissenschaft erwartete der Landesherr von seiner Universität auch praktische Segnungen für Meklenburg. Wie sie seinem Lande bisher die weltlichen Beamten und die Diener der Landeskirche erzogen hatte, so sollten dort fortan auch die Lehrer für die gelehrten Schulen ihre Ausbildung finden können. Die Wechselwirkung zwischen der Schule und der Universität stand ihm klar vor Augen. Als ihm die Reichsgesetzgebung durch die Bestimmung, daß die städtischen

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Gymnasien und Realschulen nur dann Qualifikationszeugnisse zum freiwilligen Dienst ertheilen dürsten. Wenn ihre Lehrer eine wissenschaftliche Staatsprüfung bestanden hätten, kräftig in seiner Absicht unterstützte, richtete er, die namhaften erforderlichen Mittel nicht achtend, die Prüfungs=Commission für die Kandidaten des höheren Schulamtes ein und gewann dadurch die nöthigen Lehrkräfte, welche das sehr gesteigerte Bildungsbedürfniß erforderte. Der Großherzog Friedrich Franz I. hatte durch die Reorganisation der landesherrlichen Gymnasien sich verdienten Ruhm erworben, auch die Anfänge zu Realschulen fand sein Urenkel bei seinem Regierungsantritt schon vor; aber welchen Umfang haben unter der sorgsamen Pflege des Letzteren die höheren Lehranstalten beider Richtungen gewonnen! Zu den drei fürstlichen Gymnasien ist zu Doberan ein viertes hinzugekommen; die höhere Bürgerschule zu Schwerin und die realistische Abtheilung des Gymnasiums zu Parchim haben sich zum Range der Realgymnasien erhoben; Ludwigslust verdankt dem Großherzog Friedrich Franz II. ein neues Realgymnasium. Und es ist ein erhebender Anblick, zu sehen, mit welch regem Eifer die Landstädte der edlen Anregung ihres Landesherrn nachgefolgt sind. Waren hat sich ein neues Gymnasium gegründet, welches sich dauernder landesherrlicher Unterstützung erfreut, Bützow und Malchin haben nicht die Opfer gescheut, welche die Stiftung von Realgymnasien erforderte, Ribnitz und Grabow besitzen jetzt eine höhere Bürgerschule, in anderen Städten sind wenigstens schon die Anfänge zu solchen vorhanden, und die Seestädte haben ihre alten höheren Schulen nach den Anforderungen der Neuzeit umgestaltet und ungemein erweitert. Die Lehrkräfte an den sämtlichen landesherrlichen und städtischen höheren Lehranstalten bestanden 1842 in 50 Gymnasiallehrern und den 13 Lehrern an den höheren Bürgerschulen zu Schwerin und Güstrow; ihre Zahl hat sich aber während der gesegneten Regierungszeit des Großherzogs Friedrich Franz II. mindestens verdreifacht. Ein Sachkundiger berechnete, daß 1879 die sechs Meklenburg=Schwerinschen Gymnasien, zu denen seitdem nun noch das Doberaner hinzukommen ist, 1533 Schüler in 52 Classen, die Realschulen I, D. 1375 Schüler in 47 Classen, und sämtliche höhere Schulen in 130 Classen 3693 Schüler unterrichteten, so daß auf 150 Einwohner ein Schüler einer höheren Lehranstalt kam, abgesehen von den Vorschulen, welche in 24 Classen auch noch 845 Schüler unterwiesen. An allen diesen Anstalten unterrichteten 1879 schon 162 akademisch gebildete und 46 theils technische, theils Elementarlehrer mit Seminarbildung. Und die einheitliche Leitung und Oberaufsicht des Unterrichts= Ministeriums, welcher jetzt die

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sämtlichen höheren Schulen unterstellt sind, verbürgt die gleichmäßige Entwicklung und Leistungsfähigkeit aller dieser Anstalten.

Die Kürze der Zeit verbietet mir auch noch einen Blick zu werfen auf die hohen Verdienste, welche sich unser hochseliger Landesherr um das Gedeihen und die Fortentwickelung des Volksschulwesens erworben hat. Wenn unsre Volksschullehrer ihm dafür ihre Dankbarkeit zu bezeugen sich gedrungen fühlen, so konnten sie zu einem Denkmal allerdings keine geeignetere Stätte wählen als seine Lieblingsschöpfung, das große Seminar zu Neukloster. Aber seine treue landesväterliche Fürsorge hat sich nicht ans die landesherrlichen Volksschulen beschränkt; das Seminar zu Lübtheen und die bei demselben niedergesetzte Prüfungs=Commission für die ritterschaftlichen und städtischen Landschulen sind dafür unvergängliche Zeugnisse, und die großartige Unterstützung, welche die Städte zur Hebung ihres Schulwesens aus dem mecklenburgischen Antheil der französischen Kriegsentschädigung empfangen haben, ist bei Allen in dankbarer Erinnerung. - Ein Taubstummen=Institut fand Friedrich Franz II. schon vor; er hat demselben treue Pflege angedeihen lassen. Er hat aber auch den blinden Kindern seine landesväterliche Fürsorge zugewandt, ihnen eine herrliche Erziehungs=Anstalt gegründet, und von seiner christlichen Barmherzigkeit zeugt das Blödenhaus beim Sachsenberge.

Es ist ein charakteristischer Zug und ein erhabener Beweis von seiner unermüdlichen Fürsorge für die geistigen Interessen seines Volkes, daß unser hochseliger Großherzog nach der glücklichen Beendigung des französischen Krieges, für welche er selbst und seine Söhne ihr Leben eingesetzt hatten, von den 10 Millionen, welche von der Kriegsentschädigung auf Meklenburg entfielen, vier zur Durchführung der Gerichtsreform und nicht weniger als sechs Millionen für die Kirche und Schule, für Wissenschaft und Kunst und für Stätten der Barmherzigkeit bestimmte. Und in der Geschichte unsers Ständewesens wird es eins der schönsten Blätter sein, welches die Bereitwilligkeit unsrer Ritter= und Landschaft zum Eingehen auf diese selbstlose, edle Intention des Großherzogs erzählt.

Daß unser jetziger Allergnädigster Landesherr und Protektor in den Wegen seines erhabenen Vaters wandelt, giebt uns eine feste Bürgschaft für das fernere Gedeihen und die weitere Entwickelung dessen, was sein Vorgänger geschaffen hat. Gott wolle ihn uns lange erhalten und ihm ebenso großartige und segensreiche Erfolge schenken wie seinem unvergeßlichen Vater!"

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Nunmehr hielt der Herr Oberlehrer Dr. Hölscher aus Bützow einen Vortrag "über die Entwickelung der Geschichtswissenschaft in den letzten fünfzig Jahren", den wir, um unsern ohnehin langen Bericht nicht über die Maßen auszudehnen, leider nicht mittheilen können. Wir müssen deshalb auf das ausführliche Referat über die Rede in Nr. 95 der "Mekl. Anzeigen" verweisen. Der Vereinsvorstand will aber nicht unterlassen, dem Redner an dieser Stelle seinen verbindlichsten Dank auszusprechen.

Nach den Vorträgen brachten zunächst die Deputirten befreundeter Vereine und Institute ihre Glückwünsche dar. Die herzlichen Worte, welche sie Sprachen, dürfen uns ein sicherer Beweis sein für die liebevolle Aufnahme, welche unsre Vereinsarbeiten gefunden haben, und sie sollen uns ein Sporn sein, so weit es uns möglich sein wird, die wohlwollende Anerkennung, welche uns gezollt wurde, zu verdienen. Bedauerlichst müssen wir uns auch versagen, die Ansprachen der Deputationen hier mitzutheilen, aber wir wollen nicht unterlassen, die Namen der freundlichen Ueberbringer der Gratulationen unsern Mitgliedern bekannt zu machen. Es gratulierten:

Herr Staatsarchivar Dr. Wehrmann aus Lübeck im Namen des lübischen Geschichtsvereins,

Herr Archivrath Dr. von Bülow aus Stettin i. N. der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde,

Herr Senator Dr. Brehmer aus Lübeck i. N. des hansischen Geschichtsvereins,

Herr Pastor emer. Ragotzty aus Potsdam i. N. des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg und des Vereins Herold zu Berlin,

Herr Dr. Berin guter aus Berlin i. N. des Vereins für die Geschichte der Stadt Berlin und des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine,

Herr Dr. Voigt aus Hamburg i. N. des Vereins für hamburgische Geschichte und Alterthumskunde.

Herr Dr. Krause aus Hamburg i. N. der anthropologischen Gesellschaft daselbst,

Herr Professor Dr. Schirrmacher aus Rostock i. N. der Landesuniversität und Herr Direktor Dr. Adam von hier i. N. des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg, indem er zugleich unserm 1. Vereinssekretär das Diplom eines Ehrenmitgliedes seines Vereins überreichte.

Der Herr Geh. Archivrath Dr. Wigger sagte den Deputirten herzlichen Dank und theilte dann die eingegangenen schriftlichen

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Gratulationen mit, von denen wir die beiden aus Neustrelitz empfangenen in ihrem Wortlaut wiedergeben:

"Se. Königliche Hoheit der Großherzog haben mit Interesse Kenntniß davon genommen, daß der Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde am 24. d. M. das Fest seines 50jährigen Bestehens begehen wird. Mit dem Wunsche, den Verein auch fernerhin für sein patriotisches Unternehmen gedeihlich wirken zu sehen, lassen Allerchöchstdieselben Ew. Excellenz zur Verwendung für die Zwecke des Vereins ein einmaliges Geschenk von 300  hiemit gnädigst überweisen, welches die Großherzogliche Rentei hieselbst angewiesen ist, gegen die Quittung des Secretairs des Vereins, Archivars Dr. Schildt, auszuzahlen.

Neustrelitz, den 21. April 1885.

Großherzoglich mecklenburgische Landesregierung.

     An
den Präsidenten des Vereins für meckl.
Geschichte und Alterthumskunde, Herrn
Staatsmitnister Grafen von Bassewitz,
     Excellenz, in Schwerin."

     "Herrn
Geh. Archivrath Dr. Wigger,
          Hochwohlgeboren,
                     Schwerin.

Ew. Hochwohlgeboren habe ich die Ehre auf Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs von Meklenburg=Strelitz für die freundliche Uebersendung der Festschrift und des Programms der Jubelfeier Höchstdessen herzlichsten Dank auszusprechen.

Se. Königliche Hoheit nehmen besonderes Interesse an den Theil der Festschrift, welcher die Geschichte Höchstseines Hauses betrifft. Ohne noch eingehende Kenntniß von diesem Theil genommen zu haben, versprechen Se. Königliche Hoheit Höchstsich viel Anregung und Freude davon. Indem ich noch dem Auftrage nach komme, dem Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde die Glückwünsche Sr. Königlichen Hoheit zu der Jubelfeier und Wünsche für ein ferneres Gedeihen auszusprechen, habe ich die Ehre zu sein.

Ew. Hochwohlgeboren                     
ganz ergebenster                
Bruun von Neergard,     
Sec.=Lieutenant im Großh. meckl. Grenad.=Reg. Nr. 89
und Ordonnanz =Officier Sr. königlichen Hoheit des
Erbgroßherzogs von Meklenburg=Strelitz."       

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Der 1. Vereinssekretär brachte nun ein dreimaliges Hoch auf die beiden Großherzoge von Meklenburg aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.

Von der rügisch=pommerschen Abtheilung der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde, welche zur Weihe des Tages Ehren= und correspondierende Mitglieder ernannt hatte, unter diesen die Herren Dr. Crull zu Wismar (E.=M.), Geh. Finanzrath Balck zu Schwerin, Gymnasiallehrer Kühnel zu Neubrandenburg und den Berichterstatter, erhielt der Verein als Dedication: "Pyl, Vom Ursprung der Stadt Greifswald und Beitrage zur älteren städtischen Geschichte." Ebenfalls widmeten unserm Verein Herr Archivrath Dr. von Bülow zu Stettin "Die Klosterordnung von Rühn vom Jahre 1581" und Herr Archivar Dr. Prümers zu Stettin "Die angebliche Verpfändung des Landes Stavenhagen durch Herzog Bogislav IV. von Pommern an den Fürsten Nicolaus von Werle im Jahre 1282."

Als Geschenke überreichten ferner:

Herr Professor Dr. Schirrmacher 511 Rostock sein eben erschienenes Werk: "Johann Albrecht I., Herzog von Meklenburg" (2 Bde.), welches "dem Andenken des Hochseligen Großherzogs Friedrich Franz II. von Meklenburg=Schwerin" gewidmet ist,

Herr Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Virchow zu Berlin: "Ueber alte Schädel von Assos und Cypern. Berlin 1884."

Die antiquarische Gesellschaft in Zürich: "Denkschrift zur 50jährigen Stiftungsfeier der antiquarischen Gesellschaft in Zürich 1882" und

der Coppernicus=Verein in Thorn: "Die vierte Säcularfeier der Geburt von Nicolaus Coppernicus zu Thorn am 18. und 19. Februar 1873."

Kunstvoll ausgestattete Votivtafeln empfingen wir von der Landesuniversität Rostock, vom Verein für die Geschichte Berlins (zugleich Namens des Gesammtvereins der deutschen Geschichts= und Alterthumsvereine), von der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, vom Verein für hamburgische Geschichte, vom westpreußischen Geschichts= und Alterthumsverein zu Danzig und von der Gesellschaft für Geschichts= und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen zu Riga.

Schriftliche Gratulationen sandten:

die rügisch=pommersche Abtheilung der Gesellschaft für pommerscbe Geschichte und Alterthumskunde in Stralsund und Greifswald,

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das märkische Provinzial=Museum zu Berlin,
der Münchener Alterthumsverein,
der historische Verein von Oberbayern zu München,
das germanische Nationalmuseum zu Nürnberg,
das statistisch=topographische Bureau zu Stuttgart,
der Verein für siebenbürgische Landeskunde zu Hermannstadt,
der oberhessische Verein für Lokalgeschichte zu Gießen,
der Verein für Geschichte und Alterthumskunde Schlesiens zu Breslau,
der historische Verein für den Niederrhein zu Bonn,
die naturforscheude Gesellschaft zu Danzig
die Gesellschaft für Schleswig=holstein=lauenburgische Geschichte zu Kiel,
der Verein für anhaltische Geschichte und Alterthumskunde zu Dessau,
der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde zu Kassel,
die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur zu Breslau,
der Königl. Sächsische Alterthumsverein zu Dresden,
der Verein von Alterthumsfreunden im Rheinlande zu Bonn,
der Verein für thüringische Geschichte und Alterthumskunde zu Jena,
die Gesellschaft für bildende Kunst und Vaterländische Altertümer zu Emden,
Kongl. Vitterhets, Historie och Antiquitets Akademien zu Stockholm,
der Geschichts= und Alterthumsverein zu Leisnig,
der Verein Herold zu Berlin und
der Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg zu Berlin.

Privatim sandten ihre Glückwünsche die Herren: Geh. Hofrath Prof. Dr. Bartsch zu Heidelberg, Reichsantiquar Dr. H. Hildenbrand zu Stockholm, Professor Dr. Hasse zu Kiel, Professor Dr. Pellegrino Strebet und Direktor Giovanni Marotti zu Parma, Archivar Dr. Beneke zu Hamburg, Archivrath Dr. Jacobs zu Wernigerode, Landesarchivar Professor Dr. Gindely zu Prag, Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Waitz zu Berlin und Professor Dr. Schäfer zu Breslau.

Telegramme empfingen wir von den Herren Geh. Arichivrath Dr. von Mülverstedt zu Magdeburg, Professor Dr. Frhrn. von der Ropp zu Gießen, Major von der Lühe zu Berlin, von der gelehrten estnischen Gesellschaft zu Dorpat, dem Oldenburger Landesverein für Alterthumskunde zu Oldenburg und der König!. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde zu Kopenhagen.

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In der Generalversammlung wurden promoviert:

1) zum Ehrensenior Herr Rector Römer zu Grabow,

2) zu Ehrenmitgliedern die Herren:

Oberkirchenraths=Präsident Dr. Kaysel, Exc., zu Schwerin,
Geh. Oberkirchenrath Dr. Kliefot zu Schwerin,
Geh. Justizrath Mencke zu Schwerin,
Hofrath Dr. Wedemeier zu Schwerin,
Geheimer Hofrath zur Nedden zu Schwerin,
Landrath Graf von Bernstorff auf Wedendorf,
Kammerpräsident Oberjägermeister von Voß, Exc., zu Neustrelitz,
Oberlandesgerichtsrath Dr. Mann zu Rostock,
Pastor emer. Ragotzky zu Potsdam,
Geh. Archivrath Dr.von Mülverstedt zu Magdeburg,
Staatsarchivar Dr. Wehrmann zu Lübeck,
Professor Dr. Pyl zu Greifswald,
Reichsantiquar Dr. H. Hildebrand zu Stockholm,
Museumsdirektor Dr. Worsaae, Exc., zu Kopenhagen und
Geh. Archivar Konferenzrath Dr. Wegener zu Kopenhagen,

3) zu correspondierenden Mitgliedern die Herren:

Archivrath Dr. Jacobs zu Wernigerode,
Oberregierungsrath von Hirschfeld zu Merseburg,
Geh. Archivrath Dr. Gollmert zu Berlin,
Senator Dr. Brehmer zu Lübeck,
Ministerialrath Römer zu Oldenburg,
Archivar Dr. Prümers zu Stettin und
Professor Dr. Hasse zu Kiel.

Nachdem diese Ernennungen geschehen waren, erklärte der 1. Vereinssekretär das 50. Vereinsjahr für geschlossen mit dem Wunsche, daß Gott im 51. und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts seinen Segen verleihen möge, wie er es in der ersten Hälfte getan.

Endlich wählte man als Ort der nächsten Generalversammlung, welche am 12. Juli 1886 stattfinden wird, auf Vorschlag des Herrn Professors Dr. Schirrmacher Rostock und schloß dann nach der Wiederwahl der Beamten und Repräsentanten des Vereins die Verhandlungen um 3 Uhr. Den Vereinsausschuß bilden daher auch im nächsten Jahr die Herren:

Präsident: Ministerpräsident Graf von Bassewitz, Exc.,
Vizepräsident: Staatsrath Dr. Wetzelt, Exc.,

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Erster Secretair: Geh. Archivrath Dr. Wigger,
Zweiter Secretair: der Berichterstatter,
Kassenführer: Hofrath Dr. Wedemeier,
Bibliothekar: Rechnungsrath Wunderlich,
Bilderwart: Landgerichtsrath Schlettwein,
Repräsentanten: Geh. Finanzrath Balck,
                    Major von Wettzien,
                    Amtsverwalter von Dertzen,
                    Hofrath Dr. Piper.

Das Festmahl fand bei einer Betheiligung von mehr als 80 Personen um 4 Uhr in Stern's Hôtel statt, dessen großer Saal zu dem Zwecke mit den Portraits des hochseligen Großherzogs Friedrich Franz I., des ersten hohen Protektors, und des verewigten Geh. Archivraths Lisch, des Stifters des Vereins, sowie mit den neun Wappen der Landestheile Meklenburgs (Meklenburg, Werle, Rostock, Stargard, Grafschaft Schwerin, Bistümer Schwerin und Ratzeburg und Grafschaft Dannenberg) geschmückt war. Der Tafel präsidierte Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht. Toaste wurden u. a. ausgebracht auf die beiden Allerdurchlauchtigsten Protektoren (von Herrn Staatsrath von Bülow, Exc.), Se. Majestät den deutschen Kaiser und Ihre Kgl. Hoheit die Frau Großherzogin Alexandrine (von Herrn Oberkirchenrathspräsidenten Dr. Kaysel. Exc.), auf den Verein (von Sr. Hoheit dem Herzog Johann Albrecht), auf Se. Hoheit den Herzog Johann Albrecht (von Herrn Major von Weltzien), auf die Ehrenmitglieder (von Herrn Geh. Archivrath Dr. Wigger), auf die Deputirten der correspondierenden Vereine u. s. w. (von dem Berichterstatter) und auf die Custodin Frl. Buchheim (von Herrn Archivrath Dr. von Bülow aus Stettin). Namens der Gäste erwiderte Herr Senator Dr. Brehmer aus Lübeck den Toast. Die während des Festmahls an die Allerdurchlauchtigsten Großherzoge beider Meklenburg abgesandten Telegramme: "Der beim Festmahl versammelte Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde bringt soeben seinem hohen Protektor ein begeistertes Hoch!" wurden ans das huldvollste telegraphisch beantwortet.

Nach dem Mahl fand noch eine Zusammenkunft im Hôtel de Russie statt, wo bei vorzüglichem Bier in fröhlicher Feststimmung die schöne Feier beschlossen wurde.

Die Präsenzliste der Festtheilnehmer enthält folgende Namen:

1) Johann Albrecht, Herzog zu Meklenburg.
2) Realgymnasialdirektor Dr. Adam, 3) Landsyndicus Rath

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Ahlers=Neubrandenburg, 4) Ministeralrath Ahmsetter, 5) Rector Bachmann=Warin, 6) Bürgermeister Geh. Hofrath Bade, 7) Hauptmann von Bärenfels=Warnow, 8) Geh. Finanzrath Balck, 9) von Barner=Trebbow, 10) Pastor Bartholdi=Zarrentin, 11) von Behr=Hindenberg, 12) Gymnasiallehrer Dr. Beltz, 13) Dr. Béringuier=Berlin, 14) Landrath Graf von Bernstorff=Wedendorf, 15) Redacteur Beseke, 16) Amtsverwalter von Blücher=Warin, 17) Senator Dr. Brehmer=Lübeck, 18) Archivar Dr. von Buchwald=Neustrelitz, 19) Staatrath von Bülow, Exc, 20) Oberamtmann von Bülow=Stavenhagen, 21) von Bülow=Dessin, 22) Archivrath Dr. von Bülow=Stettin, 23) Hofrath Büsing, 24) Dr. Crull=Wismar, 25) Gerichtsassessor Crull, 26) Kirchenrath Danneel=Ludwigslust, 27) Amtsassessor Drechsler, 28) Archivschreiber Groth, 29) Baumeister Hamann, 30) Freiherr von Hammerstein, 31) Bürgermeister Freiherr von Hammerstein=Gnoien, 32) Hauptmann Freiherr von Hanstein, 33) Schulrath Dr. Hartwig, 34) Divisionsauditeur Hencke, 35) Bürgermeister Hofrath Hermes=Röbel, 36) Hausmarschall von Hirschfeld, 37) Dr. Hofmeister=Rostock, 38) Oberlehrer Dr. Hölscher=Bützow, 39) Redacteur Homann, 40) Archivregistrator Jahr, 41) Hofbuchhändler Kahl=Rostock, 42) Bürgermeister Kahle=Brüel, 43) Oberkirchenraths=Präsident Dr. Kaysel, Exc., 44) Geh. Oberkirchenrath Dr. Kliefot, 45) Stadtarchivar Dr. Koppmann=Rostock, 46) Dr. Krause=Hamburg, 47) Baurath Krüger, 48) Dr. med. Krüger, 49) Oberlehrer Dr. Latendorf, 50) Senator Dr. Lisch, 51) Eisenbahnbaumeister Loycke, 52) Rentier von der Lühe, 53) Geh. Justizrath Mencke, 54) von Meyenn, 55) Bürgermeister Hofrath Meyer=Goldberg, 56) Ministerialassessor Mühlenbruch, 57) Geh. Hofrath zur Nedden, 58) Kammerdirektor Freiherr von Nettelbladt, 59) Ministerialrath von Oertzen, 60) Geh. Legationsrath a. D. von Oertzen=Leppin, 61) Amtsverwalter von Oertzen, 62) Drost Pauly=Grabow, 63) Kammersekretär Peitzner, 64) Peitzner=Pogreß, 65) Hofrath Dr. Piper, 66) Landdrost von Pressentin=Dargun, 67) Bürgermeister Dr. Pries=Schwan, 68) Putzky=Alexandrinenhöhe, 69) Pastor emer. Ragotzky=Potsdam, 70) Hofbuchhändler Ritter, 71) Pastor Rhotert, 72) Rector a. D. Römer=Grabow, 73) Oberbetriebsinspector Ruge, 74) Archivsekretär Dr. Saß, 75) von Schack=Brüsewitz, 76) Premierlieutenant a. D. von Schack=Elbing, 77) Archivar Dr. Schildt, 78) Professor Dr. Schirrmacher=Rostock, 79) Landgerichtsrath Schlettwein, 80) Museumsdirektor Hofrath Dr. Schlie, 81) Geh. Ministerialrath Schmidt, 82) von Schuckmann=Gottesgabe, 83) Oberst von Schule 84) Arichivregistrator Schultz, 85) Hofrath Schweden, 86) Oberkirchenrath Sohm, 87) Hofrath Steiner, 88)

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Oberst und Stadtkommandant Frhr. von Stenglin, 89) Professor Dr. Stieda=Rostock, 90) Bürgermeister Tiedemann=Tessin, 91) Hofmarschall Oberst von Vietinghoff, 92) Dr. Voigt=Hamburg, 93) Rostbaurath a. D. Wachenhusen, 94) Hofrath Dr. Wedemeier, 95) Staatsarchivar Dr. Wehrmann=Lübeck, 96) Major von Weltzien, 97) Oberamtsrichter Hofrath Westphal, 98) Geh. Rath von Wickede, Exc., 99) Geh. Archivrath Dr. Wigger, 100) Lieutenant Wigger=Detmold, 101) Pastor Willebrand=Zapel, 102) Kanzlist Wittstock, 103) Rechnungsrath Wunderlich.

Zum Schluß dieses Berichtes will ich nicht unterlassen mitzutheilen, daß der Custodin Frl. Buchheim, welche seit der Stiftung des Vereins für unsre Sammlungen Sorge trug, zur Auszeichnung für ihre Verdienste eine Tafeluhr aus cuivre poli durch die Herren Major von Weltzien und Amtsverwalter von Oertzen, als Repräsentanten des Vereins, überreicht wurde.


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Anlage A.
horizontale Klammer

Auszug

aus der Berechnung der Vereinskasse vom 1. Juli 1884
bis zum 15. April 1885.


Berechnung der Vereinskasse
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Berechnung der Vereinskasse

Schwerin, den 15. April 1885.

Hofrath Dr. Wedemeier.      


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Anlage B.
horizontale Klammer

Zur Vereinssammlung von Altertümern

sind im 1. Quartal 1885 eingegangen:

1) vom Herrn Pastor Dr. Krüger zu Lübz geschenkt:

1 kleiner, stark benutzter Schleifstein, gefunden auf dem Burgwall von Nieköhr,
1 Steinperle, gefunden in der Gegend von Schwan,

2) als Geschenk des Herrn Försters Keding zu Torfbrügge, vom Herrn Stud. phil. Giesenhagen eingesandt:

1 Bruchstück von einem Elengeweih, welches im December 1883 in der Nähe von Graal von der See freigespült ist.

Wigger.      


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Anlage C.
horizontale Klammer

Für die Münzsammlung

des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde gingen im Quartale vom 1. Januar bis Ende März 1885 ein:

1) vier kleine silberne Münzen, anscheinend gleichen, aber unbestimmbaren Gepräges (doppelseitig), gefunden auf dem Großen Moor in Schwerin, je 0,8 gr schwer (Geschenk des Herrn Bürgermeisters Tackert zu Schwerin),

2) eine kupferne Medaille, 25,2 gr schwer, gefunden in Lankow:

Av.:   Kopf mit der Umschrist: Guilelmus Pitt.
Rev.: The man who having saved the parents pleaded with succeß for her children.
       (Wellenheim, No. 14521.)

(Geschenk des Herrn Kaufmanns Carl Saul in Schwerin.)

Schwerin, den 27. März 1885.

Wunderlich.      


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Anlage D.
horizontale Klammer

Im Quartale vom 1. Januar bis 31. März 1885 gingen für die Bibliothek des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde ein:

I. Russische Ostseeprovinzen.

1) Archiv für die Geschichte Liv=, Est= und Curlands. Neue Folge, Bd. X. Reval 1884.

2) Mittheilungen aus der livländischen Geschichte. Bd. III, Heft 3. Riga 1884.

3) Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands. 1882, 1883. Riga 1884.

4) Rigaische Stadtblätter Nr. 49. 1884.

5) Jahresbericht der Felliner literarischen Gesellschaft für 1882 bis 1884. Fellin 1883 und 1884.

II. Belgien.

6) Bulletin de rinstitut archeologique Liégeois, tom. XVII, liv. 3. Liége 1884. tom. XVIII, livr. 1. Liege 1885.

III. Niederlande.

7) Vereeniging tot beoefening van overijsselsch regt en geschiedenis. Verslag van de handlingen der 54. vergadering, gehouden te Zwolle den 25. October 1884. Zwolle 1885.

IV. Dänemark.

8) Aarb/oslash;ger. 1884, Heft 3 und 4. Kjøbenhavn.

9) A. D. Jergensen: Udsigt over de danske rigsarkivers historie. Kjøbenhavn 1884.

V. Schweden und Norwegen.

10) Foreningen til Norske fortidsmindesmerkers bevariug. Aarsberetning for 1883. Kristiania 1884.

11) Kunst og haandverk fra Norges fortid, Heft 4. Kristiania 1884.

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VI. Oesterreich=Ungarn.

12) Mittheilungen des nordböhmischen Excursions=Clubs. Jahrgang II - VII. Böhmisch=Leipa 1879 - 1884.

13) Viestnik hrvatskoga arkeologickoga druztva. God. VII, br. 1. ü Zagebru 1885.

14) Mittheilungen der k. k. Central=Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst= und historischen Denkmale. Bb. X, Heft 4. Bd. XI, Heft 1. Wien 1884, 1885.

15) Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie. Herausgegeben von dem Geschichtsverein zu Kärnten. Jahrgang 15. Klagenfurt 1885.

16) Carinthia. Jahrgang 74. Klagenfurt 1884.

17) Max, Ritter von Miro: Der Fürstenstein in Karnburg und der Herzogsstuhl am Zellfelde in Kärnten. Wien 1884.

18) Památky archaeologické a mistopisné. Dilu XII, sesit 9 - 12. Prag 1884.

19) Archiv des Vereins für sieben bürgische Landeskunde. Neue Folge, Bd. 19, Heft 3. Hermannstadt 1884.

VII. Allgemeine deutsche Sprach=, Geschichte und Alterthumskunde.

20) Monumenta Germaniae historica. Scriptores, tom. XXVII. (Aus dem hohen Großherzogt. Ministerium des Innern.)

21) Gustav A. Seyler: Moderne Wappenkunst. Frankfurt a./M. 1885.

22) Freih. L. von Borch: Hinricus II., Romanorum invictissimus rex. Eine Untersuchung über diesen Titel. Innsbruck 1885.

23) Literarischer Handweiser. Zunächst für das katholische Deutschland. Jahrg. 23, Nr. 22 - 24. Jahrg. 24, Nr. 1 - 3.

24) Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. Jahrg. 12, Heft 2 - 4. Berlin 1884.

25) Der deutsche Herold. Jahrg. 15, Nr. 1 - 12.

26) Correspondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. 1884, Heft IX, Nr. 4.

27) Treichel ans Hoch=Palleschken: Drei Vorträge.

28) Anzeiger des germanischen Nationalmuseums. Jahrgang 1884, Bd. I, Heft A.

29) Mittheilungen aus dem germanischen Museum. Jahrg. 1884, Bd. I, Heft 1.

30) Katalog der im germanischen Museum befindlichen Glasgemälde aus älterer Zeit. Mit Abbildungen. Nürnberg 1884.

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VIII. Bayern.

31) Sitzungsberichte der philos.=philol. und historischen Classe der k.= b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1884, Heft 4.

32) Die Wartburg. Jahrg. 17, Nr. 1 und 2. München 1885.

33) Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg. Bd. XXXVIII. Stadtamhof 1884.

34) Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken. Bd. XVI, Heft 1. Bayreuth 1884.

IX. Sachsen.

35) Jahresbericht des Kgl. Sächsischen Alterthums=Vereins über das Vereinsjahr 1883/4. Dresden 1884.

36) Mittheilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Meißen. Bd. I, Heft 3. Meißen 1884.

37) Mittheilungen aus dem anthropologischen Vereine Coburg. Coburg 1885.

X. Hessen.

38) Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte. Neue Folge, Suppl. X. Festschrift zur Feier des 50. Stiftungstages am 16. August 1884 von Dr. Alb. Duncker. Kassel 1884.

39) Quartalblätter des historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen. 1883, Nr. 3 und 4. 1884, Nr. 1 bis 4. Darmstadt 1884/5.

40) Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde. Bd. XV, Heft 3. Darmstadt 1884.

XI. Anhalt.

41) Mittheilungen des Vereins für anhaltische Geschichte und Alterthumskunde. Bd. IV, Heft 3. Dessau 1884.

XII. Württemberg.

42) Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. Jahrg. 1884, Bd. I und II. Stuttgart 1884/5.

XIII. Hamburg.

43) Mittheilungen des Vereins für hamburgische Geschichte. Jahrgang 7. Hamburg 1885.

XIV. Lübeck.

44) Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Theil 7, Lief. 7 bis 12. Lübeck 1883/5.

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45) Mittheilungen des Vereins für lübeckische Geschichte und Alterthumskunde. Heft 1, Nr. 10 bis 12. Lübeck 1884.

46) Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte und Alterthumskunde. Bd. IV, Heft 3. Lübeck 1884.

47) Bericht des Vereins für lübeckische Geschichte und Alterthumskunde. 1883.

XV. Bremen.

48) Bremisches Jahrbuch. Ser II, Bd. 1. Bremen 1885.

XVI. Preußen.

49) Rhenus: Beiträge zur Geschichte des Mittelrheins. Jahrgang 2, Nr. 10 bis 12.

50) Mittheilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. Jahrgang 2, Nr. 1 bis 3.

51) Neues lausitzisches Magazin. Bd. 60, Heft 2.

52) Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen. Jahrgang 1884.

53) Neues preußisches Urkundenbuch. Westpreußischer Theil, Abth. II. Band l: Urkundenbuch des Bisthums Culm. Danzig 1885.

54) Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der Provinz Posen. Bd. III, Heft 2 und 3. Rosen 1884.

55) Dritter Nachtrag zum Verzeichnisse der Bibliothek 20. des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. Osnabrück 1885.

56) 13. bis 16. Jahresbericht über den historischen Verein zu Brandenburg a. d. Havel. Brandenburg 1884.

57) Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde. Jahrg. 17. Wernigerode 1885.

XVII. Meklenburg.

58) Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg. Jahrg. 38. Güstrow 1884.

59) Zur Erinnerung an Dr. Erich Martini. Schwerin 1885.

60) Programm des Realgymnasiums zu Malchin auf Ostern 1885.

61) Programm des Realgymnasiums zu Schwerin auf Ostern 1885.

Schwerin, den 28. März 1885.

E. Wunderlich, d. Z. Bibliothekar.     

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