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Zur Siegel= und Wappenkunde.

Herr Schlossermeister Weber zu Schwerin schenkte dem Verein zwei alte eiserne Wappenstempel, welche er mit anderem alten Eisen erworben gehabt hat.

1) Siegelstempel, sechs Zoll hoch, eine achteckige, massive Stange zum Schlagen oder Klopfen von Wachs= oder Oblaten=Siegeln, an einem Ende mit dem ovalen bekannten Wappen der meklenburgischen adeligen Familie von der Lühe, mit Schild und Helm.

2) Eisernes Petschaft, mit eisernem Griff, von moderner Form, Wappenplatte und runder Griff aus einem Stück, drei Zoll hoch, mit einem Wappen, welches noch nicht hat bestimmt werden können. 1 ) Einer meklenburgischen Familie gehört es bestimmt nicht an. Das Wappen ist ein fremdes und das Petschaft vielleicht in Kriegszeiten in Meklenburg verloren gegangen. Ein Versuch zur Deutung des Wappens folgt hier.

Das Wappen ist zum Theil etwas undeutlich, enthält aber ungefähr folgende Darstellung: Schild mit einem Schildeshaupte, in welchem zwei Rosen, wie es scheint, stehen, im Schilde zwei an einem Baume mit kleinen runden Früchten (Nüssen) aufgerichtete Löwen, auf dem Helme zwei gegen einander gerichtete sitzende Eichhörnchen (ein seltenes Wappenbild). Dieses Wappen, welches anscheinend im 18. Jahrhundert gestochen ist, gehört wahrscheinlich in die Gruppe der dänischen Familien Friis , von denen mehrere die Wappenzeichen unseres Siegels führen. In dem "Lexicon over adelige Familier i Danmark" etc . Bd. I, 1787, sind S. 159-162 die Familien Friis aufgeführt und dazu Tab. XXVIII und XXIX, Nr. 72 - 87, 16 Wappen dieser Familien abgebildet. Von diesen Wappen haben: Nr. 72 im Schilde drei sitzende Eichhörnchen, welche Nüsse knacken, auf dem Helme zwei entgegengekehrte Eichhörnchen zu beiden Seiten eines Baumes; Nr. 74 im Schilde einen Querbalken, auf welchem ein Eichhörnchen sitzt, auf dem Helme zwei Hörner; Nr. 75 im Schilde drei Rosen, auf dem Helme zwölf Fahnen; Nr. 76 im Schilde ein gekröpfter Baumstamm mit einem Zweige mit Blättern, auf dem Helme eine Lilie; Nr. 78 im


1) Das Wappen ist mehreren erfahrenen, mir befreundeten Heraldikern nicht bekannt. Auch durch den heraldischen Verein "Herold" zu Berlin hat bei "Heraldikern von Fach" das Wappen keine Deutung finden können.
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Schilde ein Eichhörnchen, Helm leer; Nr. 80 einen Baumzweig mit Blättern.

Diese Wappen der dänischen Familien Friis enthalten also alle Bestandtheile des Wappens auf unserm eisernen Petschaft.

Das Eichhörnchen allein kommt sonst noch öfter als Wappenthier bei andern Familien in Dänemark vor. Vgl. Lexicon.

Für Meklenburg ist das Wappen=Eichhörnchen nur ein Mal beobachtet. Der dänische Graf Friedrich von Oertzen, aus dem Hause Helpte, 1733, † 1779, führte im viergetheilten Hauptschilde an 1. und 4. Stelle ein sitzendes Eichhörnchen, da seine Mutter eine geborne Gräfin Friis und seine Gemahlin eine Wittwe Friis war. Vgl. Lisch Geschichte des Geschlechts von Oertzen I., 1847, S. 26, und Wappen=Abbildung, Taf. II.

Schwerin 1878.

Dr. G. C. F. Lisch.

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