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Bunte gewebte Leinwand=Laken.

Herr Lieutenant Cordes zu Schwerin schenkte aus dem Nachlaß seiner Urgroßältern dem Verein zwei kunstvoll gewebte gleich gemusterte Leinwand=Laken, welche zu Bettüberzügen (Deckbett und Kopfkissen) zusammengenäht waren, jetzt aber aufgetrennt sind und Laken von zusammen 11 Ellen Länge bilden.

Die Laken bestehen aus starker Leinwand und sind auf blauem Grunde mit gewebten figürlichen Darstellungen oder gewebten Bildern von weißer Farbe geschmückt. Diese figürlichen Zeichnungen, welche sich oft wiederholen, stellen die Hochzeit zu Canaan, nach Evangelium Johannis, Cap. 2, V. l bis 11, dar.

Die Darstellungen enthalten in zwei Reihen oder Columnen neben einander wiederholt vier Gruppen oder Bilder unter einander, ohne Theilungs= und Einrahmungslinien, welche alle gleich sind, eine Reihe jedoch verkehrt gewebt.

Die vier immer gleichen Gruppen sind folgende, von oben nach unten:

1) Oben ein Ziehbrunnen mit einer Wasser schöpfenden Magd, daneben fünf Krüge, hinter denen ein Diener steht.

2) Darunter am gedeckten Tische der Speisemeister, dem ein Diener einen Becher reicht.

Darunter, in der Mitte, mit großen Buchstaben die Inschrift:

Die Hochzeit zu
CANA

3) Darunter die Stadt Canaan mit Häusern, Thürmen und Thoren, vor dem Thore Bäume und Sträucher.

4) Das Hochzeitsmahl. Am gedeckten Tische sitzen fünf Personen: Das Brautpaar, ein Aelternpaar, am Ende Jesus mit einer Strahlenkrone um das Haupt. Auf dem Tische steht auch ein (der sechste) Krug.

Eingefaßt sind die Decken an den Rändern umher mit Blumenranken.

Dieses Werk, ohne Zweifel ein kostbares Aussteuerstück oder Hochzeitsgeschenk, ein seltenes Kunstwerk seinerzeit und Art, wird, nach Styl und Schrift, aus dem Anfange des 18. oder Ende des 17. Jahrhunderts stammen. Aelter wird es wohl nicht sein.

Dr. G. C. F. Lisch.