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VII.

Zur Geschichte der Judenverbrennung in Sternberg.

Nachtrag zu Jahrbüchern XII, S. 211 flgd. und 259.


Die Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Neue Folge Band III, Heft 4, 1875, S. 461 flgd., enthält einen Aufsatz: Zur "ältesten Geschichte der Juden in Hamburg, von Dr. M. Isler", und weiter S. 480: den hier folgenden, auch für Meklenburg werthvollen

"Nachtrag zu dem Aufsatze:
Zur ältesten Geschichte der Juden in Hamburg."

"Nachdem obiger Aufsatz schon gedruckt war, fiel mir zufällig ein Sammelband der Hamburger Stadtbibliothek (bezeichnet AC. IX. 96) in die Hände, in welchem mit mehreren alten, meist Straßburger Drucken aus dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts eine kleine Schrift in niederdeutschem Dialekt sich befindet, mit der Aufschrift auf dem ersten Blatte:

"Van der mysehandelinge des hilligen Sacramentes, der bößen iöden to de Sterneberge."

Darunter ist ein Holzschnitt, auf welchem ein Mann, eine Frau und ein Knabe an einem gedeckten Tische eine Hostie mit Messern stechen, daß das Blut herausspritzt, seitwärts abgewendet sieht man eine junge Frau, welche etwas in der Hand trägt. Die Schrift nimmt mit dem Titelblatt sechs Blätter ein, und enthält die Beschreibung des Vorganges bei Durchstechung der Hostie, das peinliche Verhör und das Urtheil.

Allem Anscheine nach ist dies eine der Ausgaben von Hermann Barckhusen in Rostock, über welche Lisch (Geschichte

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der Buchdruckerkunst in Meklenburg bis zum Jahre 1540, Schwerin 1839. 8. S. 86 ff.) spricht, jedoch kein Exemplar derselben auftreiben konnte. Die Typen entsprechen den Proben auf der Schriftentafel II. Nr. 2 a und 2 b, auch III. Nr. 4 von Nicolaus Marschalk, welcher nach Lisch S. 88 zuerst mit Barckhusen's Schriften druckte; sie sind jedoch ausgebildeter und schärfer geschnitten, wenn man anders annehmen darf, daß die Lithographie der Tafel ganz treu ist. Jene beiden, II. a und II. b, beziehen sich ebenfalls auf die Sternberger Verfolgung, was für die Verwandtschaft mit unserer Ausgabe spricht. Der Druck fällt demzufolge in eines der Jahre 1510 oder 1512, also achtzehn oder zwanzig Jahre nach dem Ereigniß. Die Autorität dieser Flugschrift, die in der Art der "Neuen Zeitungen" jener Art erzählt, ist allem Ansehen nach größer als die aller bisher bekannten Erzählungen, da die Begebenheit in ihr ausführlicher und genauer dargestellt wird, die Abschrift im Schweriner Archiv nicht ausgenommen. Daselbst heißt es nun bei dem Bericht über die peinliche Frage:

"Item Eleazarß wyff heft bekant, dat öhr man, myt hulpe vn rade der anderen iöden heft gekofft vn by sick gekregen vier gebenedyede Ostien. Der den twe kort vorgangen vor Jacobi op eynen frydach, des morgens fro to achten, Alße Eleazarß dochter byslep bynnen dem Sterneberge in Eleazarß huß, Orer vyue hebben mit natelen gesteken, dat dar blöt vth geflöten iß Alße nemenliken, de sulfte Eleazar öre man. Michol Aronß sone van bradenborch. Schüneman van Fredelant. Symon de brütmeker örer dochter man. Sloman to Teterow. Vn de sulftige Symon örer dochterman heft ock bekent vn geuolbördet myt Eleazarß wyue in sampt vn eyn ytzlick besundern, dat sulckes alßo vor wäre geschen yß.

Ferner etwas weiterhin:

Item se bekent ok, dat to örer dochter kost gewest syn bouen de vorgemelden vyue: Alße mit namen Syran. katheryge. Drie Franken Dauid to Parchem. Meyer Lüppe Israhel vn kümprecht.

Wir sehen daraus, daß in den anderen Erzählungen die Namen der betheiligten Juden mehrfach verschrieben sind, uns interessirt hier nur der für Hamborch erscheinende Kümprecht (Gumprecht), ein Name, der noch heute bei

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Juden nicht ungebräuchlich ist. Damit fällt die Verbindung: Israhel uth Hamborch, vnde erweist sich als richtig, und wir gewinnen einen unzweifelhaft correcten Namen. Die Anwesenheit von Juden in Hamburg am Schlusse des funfzehnten Jahrhunderts entbehrt nunmehr auch des schwachen Anhalts, den wir dafür gefunden zu haben glaubten."

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