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Schwert von Friedrichsdorf.
Zu Friedrichsdorf bei Neu=Bukow ward im Frühling 1866 in einem Kiesberge nahe beim Hofe 4 Fuß tief ein menschliches Gerippe gefunden, neben welchem ein eisernes Schwert lag. Das Gerippe ist zum größten Theile vorhanden, der Schädel aber leider beim Ausgraben vielfach zerbrochen. Nach den Untersuchungen der Herren Dr. Crull und Dr. Techen zu Wismar zeigt das Gerippe einen zarten Bau, jedoch kräftige Muskelansätze; die Schädelknochen sind sehr verdickt, die Zähne, so viel deren gerettet sind, sind alle gesund, jedoch schon ziemlich stark abgeschliffen. Das Schwert hat eine dünne, breite (durchschnittlich 2"), wenig zugespitzte Klinge, welche ungefähr 2 3/4' oder ungefähr 34" lang gewesen sein mag, mit breiter Blutrinne; die Spitze ist leider abgebrochen und verloren gegangen, so daß der vorhandene Rest nur noch 28" lang ist; der Griff ist sehr kurz 1 ), nur höchstens 3 1/4" lang; der Knopf ist stark und hat eine "mandelartige" oder die Form eines nach oben abgeschrägten Drittelkreisausschnittes mit der dickem Rundung nach unten gekehrt; die einfache, viereckige Parierstange ist 9 1/4" lang. Nach der Beschaffenheit der Klinge und der Kürze des Griffes möchte man das Schwert noch der heidnischen Zeit zuschreiben können; aber die Länge der Klinge und die lange Parierstange, auch die Beschaffenheit des Knopfes reden für eine etwas jüngere Zeit. Nach Allem muß man das Schwert wohl in die erste Zeit des Christenthums in Meklenburg, in die Zeit der Züge der Dänen nach Wenden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts setzen, und aus dieser Zeit sind bisher Waffen nur sehr selten gefunden. Der Gutsbesitzer Herr Ihlefeld auf Friedrichsdorf hat das Schwert und das Gerippe mit aufmerksamer Theilnahme gerettet und beides dem Vereine geschenkt.
Das Schwert gleicht in jeder Hinsicht dem im Vorhergehenden beschriebenen Schwerte von Neu=Kalen und ist ohne Zweifel zu derselben Zeit gefertigt; nur ist an dem
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Neu=Kalenschen Schwerte der Griff und die Parierstange ein wenig länger und der Knopf ein wenig kleiner, jedoch in derselben Weise geformt.
Möglich ist es, daß die unten beschriebene angelsächsische Münze des Königs Ethelred mit zu diesem Begräbniß gehört. Sie ist nämlich in der Dorfstraße auf dem Wege gefunden, auf welchem Kies aus dem Kiesberge nach dem herrschaftlichen Garten gefahren ward.
G. C. F. Lisch.