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XVIII. 3.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgische Geschichte
und Alterthumskunde.


Schwerin, den 4.April 1853.

Vignette

S eit dem Januar d. J. sind dem Gesammtvereine für deutsche Geschichte und Alterthumskunde abermals 11, im Ganzen also bis jetzt 15, einzelne Vereine beigetreten, und von andern sind wenigstens vorläufige Zusicherungen ihres Beitritts eingegangen, so dass das Bestehen des Vereines jetzt gesichert scheint. - Von dem Correspondenzblatte ist mit dem Monate März das 6. Blatt ausgegeben. Nr. 4 enthält die Statuten des Centralmuseums für Römische und Germanische Alterthümer zu Mainz. Der Zweck dieser Anstalt ist hiernach nicht etwa in das jeden Falls erfolglose Streben gesetzt, die in den verschiedenen Ländern Deutschlands gefundenen und aufbewahrten Originalwerke des Römischen und Germanischen Alterthums in Mainz zu concentriren, sondern nur in eine möglichst vollständige Vereinigung von Vergleichungsmitteln alterthümlicher Gegenstände jener Periode durch Zeichnung oder plastische Nachbildung. Dieser Zweck soll erreicht werden durch Austausch solcher Nachbildungen der interessantesten (Schätze der bekanntlich bereits in Mainz vorhandenen sehr reichen Sammlung mit den übrigen Sammlungen Deutschlands durch Vermittelung und Unterstützung der verbündeten Vereine. - Unter den selbstständigen antiquarischen Abhandlungen des Correspondenzblattes ist besonders der "über das Sondereigenthum der Germanen am Grund und Boden" hervorzuheben.

Auch die directe Verbindung unsers Vereines mit den verwandten Vereinen anderer Gegenden ist abermals erweitert, und namentlich mit dem Verein für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde zu Jena, und mit der Gesellschaft für Erhaltung und Aufsuchung geschichtlicher Denkmäler im Grossherzogthum Luxemburg, in bisher üblicher Weise angeknüpft.

Als ordentliches Mitglied ist dem Vereine beigetreten der hiesige Maler Herr Theodor Schlöpcke. Weitere Personal-Veränderungen sind dies Mal nicht zu melden.

Die neuen Erwerbungen für die Vereinssammlungen sind folgende, nämlich

A. Für die Alterthumssammlung;

I. Aus vorchristlicher Zeit.

1) Aus der Zeit der Hünengräber:

1 Keil aus grauem Thonstein, gefunden zu Penzin bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel zu Bützow. - 2 kleine Pfeilspitzen aus Feuerstein, gefunden auf dem Mahnkenberge bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel daselbst. - 1 Schmalmeissel aus Feuerstein, gefunden in der Gegend vonWismar, geschenkt von dem Herrn Dr. Gertz daselbst. - 1 Keil aus bräunlichem Feuerstein, gefunden zu Mittel-Wendorf bei Wismar, geschenkt von dem Herrn Haupt zu Tressow. - 1 Dolch aus grauem Feuerstein, 9 Zoll lang, gefunden in einer Mergelgrube zwischen Schwerin und Wismar, geschenkt von dem Herrn Seifensieder Brunnengräber zu Schwerin. - 1 Pfeilspitze aus hellgrauem Feuerstein, gefunden zu Miekenhagen bei Kröpelin, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow. - 2 Feuersteinsplitter, als Waffen benutzt, gefunden zu Kölpin bei Crivitz. - 1 Thürangel, oder ein Gefäss aus schwarzem Basalt, gefunden zu Satow bei Kröpelin, geschenkt von dem Herrn Pasttor Vortisch daselbst, (vielleicht aus dem Mittelalter).

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2) Aus der Zeit der Kegelgräber;

1 Urne mit gebrannten Kinderknochen und einem spiralförmigen Fingerringe aus Gold; 1 gewundener Kopfring; 1 gewundener und 1 glatter gravirter Halsring; 1 kleiner gewundener Armring; 3 vollgegossene und 2 Paar hohlgegossene Handringe; 1 gewundener Fingerring; 1 halbmondförmige Spange und 1 Spange von Drath; 1 Doppelknopf mit aufrecht stehender Stange; 1 Gefässdeckel, alles aus Bronze; ferner 1 Mühlstein aus Granit und viele Urnenscherben, gefunden in 6 Kegelgräbern auf einer Heide bei der Ziegelei bei Grabow. Endlich 5 Urnen mit gebrannten Knochenscherben, gefunden auf einer grossen germanischen Begräbnissstätte bei dem Grimoor bei Grabow, durch die Vermittelung der Herren Apotheker Schreiber, Zahnarzt Meinhof und Senator Weidemann zu Grabow und des Herrn Archivars Dr. Lisch für den Verein erworben. - 1 kleine Henkelurne mit gebrannten Knochen einer Kinderleiche und einem Finge aus Bronze, eine Schlange, welche sich in den Schwanz beisst, vorstellend, nebst einem mit Asche und Sand gefüllten Grabgefässe, gefunden in einem Kegelgrabe zu Sembzin bei Malchow, geschenkt durch Vermittelung des Herrn Advocaten Pörtner zu Röbel von dem Pächter Herrn Engel zu Sembzin. - 1 Armring aus Bronze, gefunden in einem Kegelgrabe zu Bossow bei Krakow, geschenkt von dem Herrn v. Jasmund auf Dobbin.

3) Aus der Zeit der Wendenkirchhöfe:

1 Lanzenspitze aus Eisen, gefunden neben Urnenscherben bei Grabow, geschenkt von dem Senator Herrn Weidemann daselbst. - 1 Urne, gefunden bei Tramm im A. Grevismühlen, geschenkt von dem Herrn Pensionär Haupt zu Tressow. - 10 Spindelsteine aus Thon, gefunden in der Gegend von Grevismühlen, geschenkt von demselben. - 1 Spindelstein, gefunden zu Satow, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch daselbst. - 1 Spindelstein, gefunden zu Kölpin bei Sternberg.

II. Aus der Zeit des christlichen Mittelalters:

1 kleines Thierbild aus Bronze, gefunden zu Tews-Woos im A. Dömitz, geschenkt von dem Herrn Geheim. Cabinetsrath Dr. Prosch hieselbst. - 1 Pfeilspitze aus Eisen, gefunden am Schlossberge zu Marlow, geschenkt von dem Herrn Dr. Hüen daselbst. - 1 Hufeisen, gefunden zu Miekenhagen, geschenkt von dem Herrn Pastor Vortisch zu Satow. - 1 grosser Schlüssel aus Eisen, gefunden auf dem ältesten Burgwalle bei Bützow, geschenkt von dem Herrn Fr. Seidel daselbst. - 1 kleine Ringschnalle, 1 kleiner glockenförmiger Beschlag, 1 Doppelknopf und 2 halbe Nägel aus Bronze, gefunden in einem Garten bei Bützow, geschenkt von demselben. - 1 siebenschildiges Meklenburgisches Wappen aus gebranntem Thon, gefunden auf dem Schlossberge bei Bützow, geschenkt von demselben. - 1 Siegelstempel aus Bronze, aus dem 13. Jahrhundert, gefunden zu Pastin bei Sternberg, geschenkt von dem Herrn Architecten Stern hieselbst.

B. Für die Münzsammlung:

1 Römischer Denar zu Ehren der Faustina Augusta, gefunden zu Roggendorf bei Gadebusch, geschenkt von dem Herrn Architecten Stern hieselbst.

1 silberne Medaille auf den König Carl XII. von Schweden, und 1 braunschweigischer halber Thaler von 1717, geschenkt von dem Forstjunker Herrn v. Wickede zu Ratzeburg.

1 Thaler der Grafschaft Geldern von 1585, und 1 Groschen der Stadt Riga von 1585, geschenkt von dem Herrn v. Kardorf auf Remlin zu Gnoien.

1 Lübscher Schilling von 1602, geschenkt von dem Herrn Gärtner Stubbinger zu Wismar.

C. Für die Bibliothek des Vereins:

1) Mémoires de le Société imperiale d'Archéologie de St. Pétersbourg. Publiés par B. de Koehne. XVII. (Vol. VL No. 1. 2.) St. Pétersbourg. 1852. 8. (Geschenk der Gesellschaft.)

2) Aktstykker til Nordens Historie i Grevefeidens Tid. Samlede og udgivne af Fyens Stifts literaere Selskab. Tredie Hefte. Odense. 1852. 8. (Geschenk der Gesellschaft.)

3) Correspondenz-Blatt des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthums-Vereine. Herausgeg. von Dr. Löwe. Num. 1-5. (Geschenk S. K. H. des Grossherzogs.)

4) Die Haus- und Hofmarken. Von Prof. Homeyer. Programm, welches

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zur Mittheilung von betreffenden Forschungen auffordert. Berlin. 1858. 8. (Geschenk des Hrn. Verf.)

5) Geognostische Wanderungen im Gebiete der nordöstlichen Alpen, besonders in der Umgebung von Spital an Pyhrn etc., Gmunden und Linz. Ein specieller Beitrag zur Kenntniss Ober-Oesterreichs. Von Carl Ehrlich. Linz. 1852. (Geschenk des Museum Francisco-Carolinum zu Linz.)

6) Württemberg. Jahrbücher für Vaterland. Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Herausgeg. von dem königl. statistisch-topograph. Büreau. Jahrg. 1851. Stuttgart. 1852. 8. (Geschenk des Büreaus.)

7) Der Erzengel Michael. Von Martin Schongauer. Achte Veröffentlichung des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. Ulm. 1852. Gr. Fol. (Geschenk des Vereins.)

8) Ueber Albrecht den Jüngern, Markgrafen von Brandenburg-Culmbach, und seine Zeit. Von Dr. Zimmermann. Festprogramm zum 25jähr. Jubiläum des historischen Vereins von Oberfranken zu Bayreuth, am 5. Mai 1852. Bayreuth. 1852. 8. (Geschenk des Vereins.)

9) Oberbayerisches Archiv für vaterl. Geschichte, herausgeg. von dem histor. Vereine von und für Oberbayern. Bd. XIII. Heft 1. München. 1852. 8.

10) Vierzehnter Jahresbericht desselben Vereins. Für das J. 1851. Das. w. o. (No. 9 und 10 Geschenke des Vereins.)

11) Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Mit Abbildungen. Fünftes Heft. Frankfurt a. M. 1853. Gr. 8. (Geschenk des histor. Vereins das.)

12) Abbildungen von Mainzer Alterthümern. Mit Erklärungen herausgeg. von dem Verein zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer. IV. V. Mainz. 1852. 4. (Geschenk des Vereins.)

13) Neun und zwanzigster Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Kultur. Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im J. 1851, Breslau. 4. (Geschenk der Gesellschaft.)

14) Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde. Erstes Heft. Jena. 1852. 8.

15) Rechtsdenkmale aus Thüringen. Erste Lieferung. Namens des Vereins etc. herausgeg. von A. Michelsen. Jena. 1852. 8. (No. 14 und 15 Geschenke des Vereins.)

16) Monumenta Zollerana. Urkundenbuch zur Geschichte des Hauses Hohenzollern. Herausgeg. von v. Stillfried und Dr. Maerker. Erster Band. Urkundenbuch der Schwäbischen Linie. 1095 - 1418. Berlin. 1852. Gr. 4. (Geschenk S. M. des Königs von Preussen.)

17) Hamburgische Chroniken. Herausgeg. von Dr. Lappenberg. Erstes Heft. Hamburg. 1852. 8. (Geschenk des Vereins für Hamburg. Geschichte.)

18) Die Bedeutung des Lätaresonntags 1853 für die Marien-Kirche zu Wismar. Das. 4. (Geschenk des Hrn. Prof. Crain zu Wismar.)

19. 20. Diarium über die Verhandlungen zu Rostock, betr. die Umgestaltung der Steuer- und Zollverhältnisse in Mecklenburg. Vom 8. März 1852 u. flg. 4.
Erachtlicher Bericht über die Rechtsverhältnisse der zur römisch-katholischen Kirche sich bekennenden Landeseinwohner etc. 4. (Geschenk des Hrn. Landraths Baron v. Maltzan auf Rothenmoor.)

21. Joh. Lassenii Frucht-bringende Gespräch-Spiele-über bürgerliches Stadtleben, auch die andern Stände der Welt sampt Künsten und Gewerben. Rostock. 1666. 8. (Geschenk des Hrn. Regierungs-Secretair Grischow zu Neustrelitz.)

22. Mittheilungen des Königl. Sächsischen Vereins für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Alterthümer. Sechstes Heft. Dresden. 1852. 8. (Geschenk des Vereins.)

23. Der Dom zu Drontheim und die mittelalterliche christliche Baukunst der skandinavischen Normannen. Von A. v. Minutoli. Mit 12 Tafeln Abbildungen. Berlin. 1853. Imper. Fol. (Geschenk des Hrn. Verfassers.)

D. Für die Bildersammlung:

Portrait des herzogl. Meklenburg-Strelitzschen Hofraths und Districts-Physicus Dr. C. F. L. Wildberg. (Geschenk des Hrn. Directors Dr. Wex hieselbst.)

Unter den erworbenen Büchern ist schon hier, wenn auch noch so flüchtig, des für die Geschichte der Baukunst überaus wichtigen Prachtwerks über den Dom zu Drontheim (Nr. 23 des Verzeichnisses) zu gedenken, welches der berühmte Herr Verfasser dem Vereine mittelst eines höchst schmeichelhaften Schreibens geschenkt hat. Die staunende Kunstwelt lernt darin ein neues, bisher wenigstens nur in sehr engen Kreisen bekanntes, Wunderwerk germanischer Baukunst kennen, eine Erscheinung, durch welche zugleich, wenn sich die Forschungen

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des Herrn Verfassers ganz bewähren sollten, die ganze (Schichte der nordeuropäischen Baukunst umgestaltet wird. Es wird hier nämlich nachgewiesen, dass dieser durchweg aus grossen Marmor-Quadern aufgeführte Tempel, - bei weitem der grösste und schönste des gesammten europäischen Nordens - zwar erst in der zweiten Hälfte des 12. bis Ende des 13. Jahrhunderts in seinem jetzigen Umfange hergestellt ist, aber mit Benutzung wesentlicher Theile dreier älterer Kirchen aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, namentlich der St. Clemens-Kirche unter Olaf dem Heiligen, und der Marien-Kirche unter Harald Haarderade. Diese ältern Kirchen waren im byzantinischen Rundbogenstyl, der Dom selbst aber im Spitzbogenstyl erbauet; beide Theile dieses merkwürdigen Bauwerkes aber haben allen ähnlichen normannischen Bauten, sowol in der Normandie, als in England zum Vorbilde gedient, so dass die normannische Baukunst, in Widerspruch mit allen bisherigen Ansichten, sich unmittelbar nach byzantinischen Mustern in der eigentlichen Heimath des tapfern Nordlandvolkes entwickelt hat, und von dort in die südlichen Colonien desselben verpflanzt ist.

Zugleich weiset der Verfasser den grossen Einfluss des normannischen Baustyls auf die ältere Baukunst im Norden Deutschlands nach, theils über Bremen, theils, wie der Verf. meint, über Dänemark und Schweden, wobei den Baudenkmälern Meklenburgs im Rundbogen- und Uebergangs- oder gothischen Frühstyl am Schlüsse ein besonderer Abschnitt gewidmet wird, natürlich an der Hand unserer Jahrbücher, deren höchst verdienstliche Forschungen wiederholt anerkannt werden, und welche nun auch auf diesem Gebiete als vollkommen gerechtfertigt und bewährt dastehen. Die hohe Bedeutung für die Geschichte, welche die ältere meklenburgische Baukunst auf diese Weise unvermuthet gefunden hat, ist aber inzwischen durch eine neue, eben so interessante als überraschende Entdeckung, welche mein College, Herr Archivar Dr. Lisch, ohne eine Ahnung von den Resultaten der Forschungen des Freiherrn v. Minutoli zu haben, etwa vor einem Jahre machte, und in der Quartalversammlung vorläufig mittheilte, noch bedeutend gesteigert. Hiernach war nämlich die älteste bedeutendere christliche Kirche Mecklenburgs, die Doberaner Klosterkirche zu Althof, unter unmittelbarem norwegischen Einflusse, vielleicht gar von norwegischen Baumeistern und zwar nach dem Muster der Klosterkirche zu Hovedoe, bei Christiania, erbauet worden.

Der historische Werth unserer altern Kirchenbauten steigt hiedurch so bedeutend, dass derAusschuss bereits daran gedacht hat, die wichtigsten derselben in einer noch näher zu bestimmenden Weise nach und nach durch gute Abbildungen allgemeiner bekannt zu machen,

W. G. Beyer , Dr., Archiv-Secr.,     
als zweiter Secretair des Vereins.      

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