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VII.

Ueber die Verbindungen

des

fürstlichen Hauses Werle

mit

dem herzoglichen Hause Braunschweig=Lüneburg,

von

G. C. F. Lisch .


Verdensche Chronik über die Grafschaft Lüchow
1315-1320.

D er Herr Landschafts=Director von Hodenberg zu Lüneburg hat eine höchst wichtige Urkunde unter dem Titel:

Andreae de Mandelslo († 31. Aug. 1585) Registrum Ecclesiae Verdensis

drucken lassen, in welchem sich S. 5-6 folgende interessante Nachricht, offenbar aus einer alten Chronik, findet:

Anno, die et mense, quo illustris princeps dominus Otto dux Luneburgensis bone memorie in ciuitate Ullesszen tradidit sororem suam nuptui comiti de Warningerode et filiam suam domino Nicolao de Warle domino Slauie, solempnitatibus nuptiarum fere consummatis comes de Luchauwe cum magna solemnitate recepit comitatum suum in pheodo a uenerabili in Christo patre domino Nicolao episcopo Verdensi pie memorie et in aperto factus fuit uasallus ecclesie in presentia multorum nobilium et

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aliorum fide dignorum fecit homagia iuramenta homagii cum magna deuotione et humilitate; eratque vir robustus, iustus et persequens impios usque ad sanguinem. Eo tempore bellum magnum inter marchionem Woldemarum et ducem Luneburgensem. Comes dimisit ducem et adhesit marchioni. Lite durante comes sine liberis moriebatur. Comitatus vacabat. In continenti marchio Woldemarus cepit castrum Luchouwe cum ciuitate et Snege cum potentia et manu forti. Facta pace marchio moriebatur et vacabat marchionatus. Tunc temporis surrexit Otto domicellus patre adhuc viuente ad regendum ducatum Luneborgensem et emit a quodam nobili de Thuringia comitatum Luchauwe cum omnibus suis attinentiis et fuit impheodatus per dominum Nicolaum antedictum et recepit partem Antique Marchie in pheodo, ea que fuerunt in districtu episcopatus Verdensis situata, videlicet theolonium in Schnakenborgh, Wisch et terram circa iacentem, in qua erexit plura castra, que tamen semicoactus (?) auunculo suo Ludowico Creato de Berge, qui fuit vasallus ecclesie sine heredibus, cuius comitatum rapuit dux in toto, licet possessionem nunquam uiuente comite esset adeptus.


Die Zeitbestimmung

dieser interessanten Chronik ist durchaus nöthig und wichtig. Die Chronik enthält freilich viele bestimmte Thatsachen; leider fehlen aber fast alle Urkunden darüber im königlichen Archive zu Hannover. Der Herr Archiv=Secretair Dr. Sudendorf hat den größten Fleiß darauf verwandt, noch mehr urkundliche Nachrichten zu entdecken, jedoch vergebens. Eben so wenig findet sich nach angestellten Forschungen des Hrn. Archivraths Dr. Schmidt in dem herzoglich braunschweigischen Archive zu Wolfenbüttel eine Urkunde, welche über die in dieser Chronik bezeichneten Begebenheiten und die folgenden Untersuchungen directen Aufschluß geben. Alles, was von Wichtigkeit sein könnte, ist bereits in Riedel Cod. dipl. Brand. II, 1, gedruckt.

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Der braunschweigische Herzog, von dem hier die Rede ist, ist der Herzog Otto der Strenge zu Lüneburg (1277 † 1330), der auch mit seiner Gemahlin Mechthild von der Pfalz zu Lüneburg in der Michaelis=Kloster=Kirche unter einer prächtigen Messingtafel 1 ) begraben lag, welche jedoch in neuern Zeiten vernichtet 2 ) und verschwunden ist.

Zwei Begebenheiten sind es besonders, welche einen sichern Anhaltspunct geben: die Uebertragung der Mitregentschaft des Landes Lüneburg durch den Herzog Otto den Strengen auf seinen Sohn Otto und ein Krieg des Herzogs Otto mit dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg. Beide Begebenheiten werden in einer zu Uelzen gegebenen Urkunde 3 ) vom 28. Nov. 1315 berührt. In dieser sagt der Herzog Otto der Strenge:

We bekennet ok, dat we vnseme sone Otten laten vnde beuolen hebben alle de slot, de we leddich hadden vnde vorseth hebben, ane Luneborch vnde Winsen vnde Tzelle, dath he de hebben vnde vorstan scal, dhe wile dat we leuen.

Ueber den Krieg mit dem Markgrafen und dessen Veranlassung giebt es weiter keine Nachrichten, als die in der vorstehenden Chronik und in der eben erwähnten Urkunde vom 28. Nov. 1315, in welcher der Herzog Otto sagt:

We hebbet ock vns vorbunden mit vnseme sone Otten, dat we an dem orleghe, dath we anghegrepen hebbet mit deme markgreuen, - - eme vullenkomeliken helpen willen.

Auf diesen Krieg beziehen sich ohne Zweifel noch 6 gleichlautende Urkunden 4 ) der lüneburgischen Ritter Johann Pusteke, Otto von Thun, Johann von Thun, Heinrich Ribe, Gottfried von Odem und Eckhart von Estorf vom 4. Nov. 1315, durch welche sie für ihren Herrn den Herzog Otto von Braunschweig und Lüneburg und dessen Sohn Otto dem Markgrafen Johann von Brandenburg für die Haltung der geschlossenen Verträge bürgen und geloben, daß die Herzoge niemals des Markgrafen Feinde werden sollen.


1) Vgl. Orig. Guelf. IV, ad p. 77.
2) Vgl. Wedekind Noten III, S. 248. - Die geschnitzte Einfassung des Grabes wird jedoch noch im Chore der Michaelis=Kirche aufbewahrt. G. C. F. Lisch.
3) Vgl. Riedel Cod. dipl. Brand. III, 1, S. 379, Nr. 464. - Das Original dieser Urkunde ist nach der Mittheilung des Hrn. Archiv=Secretairs Dr. Sudendorf zu Hannover jetzt im königl. Archive zu Hannover aufgefunden.
4) Vgl. Riedel a. a. O. II, 1, S. 378, Nr. 463.
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Der Krieg mit dem Markgrafen Waldemar und die lüneburgische Regierungsabtretung fällt also in den Nov. 1315.

Hiezu stimmen auch die übrigen in der Chronik erzählten Begebenheiten, in derselben Reihenfolge. Am 5. März 1317 gelobten 1 ) die "Freunde" (Verwandten) des Grafen Heinrich von Lüchow, daß dieser während seiner Lebenszeit dem Markgrafen Johann von Brandenburg das Schloß Lüchow öffnen und daß die Grafschaft Lüchow nach dem Tode des Grafen an den Markgrafen Johann fallen solle. Am 9. Julii 1319 bestätigte der Graf Günther von Kevernberg ("nobilis de Thuringia"), ein Verwandter ("Freund") des Grafen Heinrich von Lüchow 2 ), nach dem unbeerbten Ableben desselben, als Graf von Lüchow und Kevernberg der Grafschaft Lüchow alle Gerechtigkeiten 3 ), welche sie unter den Grafen von Lüchow gehabt hatte. Sogleich aber bemächtigte sich, nach der vorstehenden Chronik, der Markgraf Waldemar der Grafschaft Lüchow: schon am 17. Julii 1319 bestätigte er der Gräfin Mechthild von Kevernberg und Lüchow die Grafschaft Lüchow, welche ihr Gemahl, der Graf Günther, von ihm zu Lehn trage, zum Leibgedinge 4 ). Nach dem Tode des Markgrafen Waldemar (1319) verkaufte der Graf Günther von Kevernberg sogleich am 6. Jan. 1320 die Grafschaft Lüchow 5 ) an den Herzog Otto von Lüneburg und dessen Söhne Otto und Wilhelm.

Hiedurch sind alle Hauptbegebenheiten der vorstehenden Chronik in ihrem ganzen Verlaufe für die Zeit vom Nov. 1315 bis zum Jan. 1320 urkundlich fest bestimmt.



1) Vgl. Riedel Cod. dipl. Brand. II, 1, S. 398, Nr. 483.
2) Vgl. Riedel daselbst, Note.
3) Vgl. Riedel daselbst, S. 432, Nr. 524; vgl. Nr. 525.
4) Vgl. Riedel daselbst, S. 436, Nr. 528.
5) Vgl. Riedel daselbst, S. 450, Nr. 540.
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1.

Der Fürst Nicolaus II. von Werle

und dessen

Gemahlin Mechthild, Herzogin von Lüneburg.


Die vorstehende verdensche Chronik sagt:

"Zur Zeit des Krieges zwischen dem Markgrafen Waldemar von Brandenburg und dem Herzoge Otto dem Strengen von Lüneburg habe der Herzog Otto seine Schwester dem Grafen von Werningerode und seine Tochter dem Fürsten Nicolaus von Werle, Herrn von Wenden, in der Stadt Uelzen vermählt."

("Otto dux Luneburgensis in ciuitate Ulleszen tradidit sororem suam nuptui comiti de Warningerode et filiams uam domino Nicolao de Warle, domino Slauie. - - Eo tempore bellum magnum inter marchionem Woldemarum et ducem Luneburgensem.")

Diese Nachricht ist sehr zuversichtlich und bestimmt ausgedrückt und doch ist von der Begebenheit bisher noch nichts urkundlich bekannt gewesen. Damit stimmt jedoch die Angabe älterer Geschichtschreiber überein, daß des Herzogs Otto Schwester Elisabeth mit dem Grafen Conrad von Werningerode vermählt gewesen sei, wenn auch im hannoverschen Archive darüber keine Urkunde vorhanden ist.

Es hat sich jedoch im großherzogl. meklenburgischen Geh. und Haupt=Archive zu Schwerin eine Urkunde 1 ) gefunden, welche, weil sie in manchen Puncten unbestimmt zu sein scheint, bisher noch nicht benutzt ist, jedoch im Stande sein wird, die ganze Sache aufzuklären. Am 10. Julii 1314 zu Crivitz bekannten die Fürsten Nicolaus und Johann von Werle, daß sie ihren Oheim Nicolaus, Grafen von Schwerin=Wittenburg, von der Bürgschaft befreien wollten, welche er für sie dem Herzoge Otto von Lüneburg und dessen Sohne über das der Tochter des Herzogs, der Prinzessin Mechthild, ("filie


1) Vgl. Urkunden=Sammlung Nr. VII.
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ducis domine Mechtildis") zu bereitende und in ihren dem Herzoge übergebenen Urkunden verschriebene Leibgedinge geleistet habe. Es ist hier offenbar von einer Vermählung die Rede, welche zwischen einem Fürsten von Werle und einer Tochter des Herzogs Otto des Strengen von Lüneburg vorbereitet war und vollzogen werden sollte. Die Braut ist in der Urkunde Mechthild genannt. Es handelt sich nur noch um den Bräutigam. Ohne Zweifel war dies einer der beiden werleschen Fürsten, welche dem Grafen Nicolaus von Schwerin die Versicherungs=Urkunde ausstellten. Aber auch diese sind in der Urkunde nicht bestimmt bezeichnet, da in dem Fürstenhause Werle die Namen Nicolaus und Johann in jener Zeit häufig sind. Es ist jedoch zuverlässig, daß der die Urkunde mit ausstellende Fürst Johann von Werle: der Fürst Johann II. († 1337) war, da an der Urkunde sein bestimmt ausgeprägtes Siegel mit der Umschrift:

Umschrift

hängt. Dann ist der ihm vorangesetzte, also ältere Fürst Nicolaus von Werle kein anderer, als Johann's II. älterer Bruder Nicolaus II. (1284 † 12. Oct. 1316), obgleich die beiden Fürsten in der Urkunde sich nicht Brüder nennen 1 ). Nicolaus II. ist als solcher freilich durch sein Siegel nicht zu erkennen, da er ein im werleschen Fürstenhause in ältern Zeiten sonst gar nicht vorkommendes, rundes Siegel führt; aber es giebt im J. 1314 keinen andern Fürsten Nicolaus von Werle, als Nicolaus II. Da nun Johann II. bis 1332 mit des Herzogs Heinrich I. zu Braunschweig Tochter Mechthild vermählt war, so kann der hier zur Frage stehende Bräutigam nur der Fürst Nicolaus II. von Werle sein, von dem die Urkunde sagt, daß er sich im J. 1314 mit des Herzogs Otto des Strengen von Lüneburg Tochter Mechthild verlobte, und von dem die Chronik berichtet, daß er sich im J. 1315 während des Krieges zwischen Lüneburg und Brandenburg zu Uelzen mit derselben vermählte.

Der Fürst Nicolaus II. von Werle war schon früh mit der dänischen Königstochter Rixa vermählt 2 ) gewesen, welche aber schon früh (vor Oct. 1308) gestorben war. Darauf ward der Fürst siech. Nach dem alten Stammbaume 3 ) zu der Ge=


1) Die Brüder Nicolaus II. und Johann II. von Werle nennen sich öfter im Eingange der Urkunden nicht Brüder, wenn sie auch im Texte der Urkunden ausdrücklich als Brüder bezeichnet werden.
2) Vgl. Rudloff mekl. Gesch. II, S. 224.
3) Vgl. Jahrb. XI, zu S. 26.
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nealogie im parchimschen Stadtbuche hatte er den Aussatz, mittelhochdeutsch: die Miselsucht:

"Nicolaus leprosus factus, in Pustecowe obiit."

Er suchte Heilung bei den Aerzten in Montpellier. Doch, so erzählt Kirchberg in seiner meklenburgischen Reimchronik 1 ):

doch waz syn krangheyt zu der schicht,
daz man ir kunde virtrieben nicht;
Darum wart her zu der stund
gemachit gentzlich nicht gesund,
aber im wart doch dy genade,
nach der wysen meystere rade,
daz die suchêde sundir nyd
wart gestillet lange czyd.
Abir her inkunde sundir wan
dy lant so genczlich nicht virstan,
als her hatte getan vur ee,
auch virsuchte hers nicht me.

Die Krankheit ward zwar nicht geheilt, doch in ihrem Fortschreiten gestillt. Er begab sich aber der Regierung und starb schon am 12. Oct. 1316.

Es ist schon früher die Vermählung eines Fürsten Nicolaus von Werle mit einer Tochter des Herzogs Otto, wahrscheinlich nach der oben mitgetheilten verdenschen Chronik, behauptet, jedoch nicht allein diese Vermählung, sondern auch überhaupt die Existenz einer Tochter des Herzogs Otto des Strengen von Lüneburg immer bestritten worden 2 ); seitdem aber diese Chronik und die Urkunde über das Leibgedinge ans Licht gekommen sind, ist alles dies nicht mehr zu leugnen.

Der Fürst Nicolaus II. von Werle vermählte sich also im J. 1315 in zweiter Ehe mit des Herzogs Otto des Strengen von Lüneburg Tochter Mechthild. Von dem bald darauf erfolgten Wittwenstande der Fürstin haben wir keine Nachricht.

Der Graf Nicolaus I. von Schwerin wird in der Urkunde vom 10. Julii 1314 Oheim von mütterlicher Seite 3 )


1) Vgl. v. Westphalen Mon. ined. II, p. 832 (Cap. 175).
2) Vgl. Vaterländisches Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrgang 1842, S. 376.
3) Vgl. Jahrb. XVI, S. 171.
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("avunculus") der beiden Fürsten Nicolaus II. und Johann II. von Werle genannt, nach folgender Stammtafel:

Stammtafel

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2.

Der Fürst Johann II. von Werle

und dessen

Gemahlin Mechthild, Herzogin von Braunschweig.


Unzweifeihaft sicher hatte der Bruder des Fürsten Nicolaus II. von Werle, der Fürst Johann, eine braunschweigische Prinzessin Mechthild, eine Tochter des Herzogs Heinrich des Wunderlichen zu Braunschweig (eines Vaterbrudersohnes des Herzogs Otto des Strengen), zur Gemahlin.

Am 23. Oct. 1311 bestätigte 1 ) die Herzogin Agnes von Braunschweig, Gemahlin des Herzogs Heinrich des Wunderlichen, die Verlobung ihrer Tochter Mechthild mit dem Fürsten Johann II. von Werle, welche durch ihren Bruder, den Markgrafen Friederich von Meißen, zu Eisenach vermittelt war und zu welcher der Fürst einen erfahrenen und bedeutenden Ritter und frühern Marschall Thesmar von Rehberg abgesandt hatte.

Die Fürstin hatte ohne Zweifel Schloß, Stadt und Vogtei Plau zum Leibgedinge verschrieben erhalten. Bei der großen Wichtigkeit der Lage dieser Stadt, namentlich für die frühern Zeiten, entsagte sie bei drohenden Zeitumständen der ihr geleisteten Huldigung und ließ 2 ) am 22. Mai 1318 die Stadt ihrem Gemahle Johann II. von Werle wieder auf.

Mechthild starb vor ihrem Gemahle im J. 1332 3 ) und ward zu Röbel begraben 4 ):

Darnach dy edele furstynne myld
hern Johannis wib frow Mechthild
starb dyses lebens kortzir vard,
zu Robele dy begraben ward
by hern Johannis mutir gar
und by syne brudere beyde virwar.

Ihr Gemahl, welcher am 27. Aug. 1337 starb, ward zu Doberan begraben.

Ueber diese Mechthild ward im vorigen Jahrhundert ein wissenschaftlicher Streit 5 ) geführt. In einer von dem Herzoge


1) Vgl. Urk. Sammlung Nr. VI.
2) Vgl. Urk. Samml. Nr. VIII.
3) Vgl. Rudloff mekl. Gesch. II, S. 282.
4) Nach Kirchberg mekl. Chron. a. a. O. cap. 178, p. 836.
5) Nach Mittheilungen des Herrn Archivraths Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel.
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Heinrich dem Wunderlichen am 21. Sept. 1309 ausgestellten Urkunde, durch welche er dem Kloster Marienthal das Eigenthum eines Hofes in dem Hagen zu Braunschweig schenkt (gedruckt in Scheidt's Anmerk. und Zusätzen zu Moser's braunschw. lüneb. Staatsrechte, Cod. dipl. Vorrede p. XCVIII), werden als zustimmende Töchter desselben nur Alsine, Adelheid und Facie aufgeführt. Hieraus folgerte H. A. Koch in seinem Supplem. vitae Ottonis Tarentini, mit Beziehung auf eine daselbst p. 1 abgedruckte Urkunde vom J. 1322, daß Agnes, Rixe und Mechthild nicht des Herzogs Heinrich d. W. Töchter gewesen seien. Scheidt blieb bei seiner Meinung. Koch konnte sich aber nicht überzeugen, sondern beharrte in seiner pragmat. Geschichte des Hauses Braunschweig und Lüneburg, 1764, S. 128 bei seiner Ansicht.

In Berücksichtigung der Urkunde vom 23. Oct. 1311 und des Siegels der Fürstin Mechthild an der Urkunde vom 22. Mai 1318, so wie der Vermählung der übrigen Mechthilden, möchte sich aber gegen die oben gegebene Darstellung kaum etwas sagen lassen.


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3.

Der Fürst Heinrich I. von Werle

und dessen

Gemahlin Mechtild, Herzogin von Lüneburg.


Es giebt in dem werleschen Fürstenhause noch eine dritte Mechthild aus dem herzoglichen Hause Braunschweig=Lüneburg. Der Fürst Heinrich I. von Werle=Güstrow (1277 † 1291) war zuerst mit der schwedischen Königstochter Rixe 1 ) vermählt, welche vor dem 13. Dec. 1282 starb. Der alternde Fürst vermählte sich darauf wieder mit der Prinzessin Mechthild von Lüneburg, einer Tochter des Herzogs Johann und Schwester des Herzogs Otto des Strengen. Noch am 16. Dec. 1283 schloß der Herzog Otto der Strenge mit dem Bischofe von Hildesheim einen Vertrag 2 ), durch welchen der Herzog und seine drei Schwestern: Mechthild, Elisabeth und Helena, dem Bischofe die Burg Lauenrode und die Stadt Hannover mit allen dazu gehörenden Gütern zu Lehn auftragen, und verbürgte sich durch eine zweite Urkunde von demselben Datum dafür, daß seine Schwester Mechthild ihr Eigenthum an den genannten Gütern bis zum Sonntage Invocavit übertragen und seine Mutter Luitgard ihre Zustimmung zu dem ganzen Lehnsauftrage ertheilen werde (vgl. Scheidt's Anmerk. u. Zusätze zu Moser's braunschw. lüneb. Staatsrecht, Cod. dipl. p. 752 und 757 und Vorrede p. XCII).

Ueber die Vermählung des Fürsten Heinrich von Werle wurden dessen unnatürliche Söhne so entrüstet, daß sie ihm am 8. Oct. 1291 auf der Jagd das Leben nahmen 3 ) und damit eine Greuelthat verübten, welche die Länder lange Zeit in die größte Verwirrung und Noth versetzte.

Diese Vermählung ist durch mehrere Urkunden ebenfalls sicher verbürgt.

Am 14. Aug. 1295 versprach der Markgraf Otto von Brandenburg dem Herzoge Otto dem Strengen von Lüneburg, mit den Fürsten von Wenden oder Werle nicht eher Frieden zu


1) Am 13. Dec. 1282 sagen ihre Söhne Nicolaus und Heinrich von Werle:
"memoria pie recordationis matris Rickeze domine de Werle
quondam regine Suecie".Vgl. Schröder P. M. I, p. 770.
2) Nach Mittheilungen des Herrn Archivraths Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel.
3) Vgl. Rudloff mekl. Gesch. II, S. 84.
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schließen, als bis seine Nichte, die "Schwester des Herzogs Otto von Lüneburg, die Wittwe des Fürsten Heinrich von Werle" ("soror ipsius [domini Ottonis ducis de Lunenborch], relicta domini H. de Werle") wegen ihres Heirathsgutes befriedigt sei 1 ).

Wahrscheinlich ist diese dieselbe Fürstin, welche am 27. April 1294 in einer Urkunde "Frau Mechthild von Malchin" ("domina Mechthildis de Malchin") genannt 2 ) wird, wahrscheinlich weil sie ihren Wittwensitz in der Stadt Malchin hatte. Der Fürst Nicolaus von Werle verlieh an diesem Tage dem Dom=Collegiat=Stifte Güstrow in der Anwartschaft ("in exspectatione, que vulgariter anwarde dicitur") dieser Herrin 6 Hufen des Dorfes Misdorf; hieraus ließe sich denn auch die eben erwähnte Urkunde vom 14. Aug. 1295 erklären, indem damals der Fürstin ihr Leibgedinge noch nicht eingeräumt war.

Die Fürstin war aber noch im J. 1301 wegen ihrer Ansprüche nicht befriedigt. Am 11. Mai 1301 trat der sorglich und kräftig waltende Graf Nicolaus I. von Schwerin=Wittenburg ins Mittel und verbürgte sich, unter Verwillkührung des Einlagers mit 5 Rittern, gegen den Herzog Otto den Strengen von Lüneburg und dessen Schwester Mechthild, Wittwe des Fürsten Heinrich von Werle, für den Fürsten Nicolaus II. von Werle, daß dieser dem Herzoge und seiner Schwester 1500 Mark reinen Silber in zwei Terminen, Heil. Drei=Königen 1302 und 1303, zahlen solle, wobei ausgemacht ward, daß der Graf von Schwerin nur dann von der Bürgschaft befreiet sein solle, wenn bis zum nächsten Johannistage einer der Grafen von Ruppin mit 5 Rittern unter Verwillkührung des Einlagers für ihn als Bürge eintreten wolle 3 ). Die Grafen von Ruppin waren mit dem Hause Werle nahe verwandt, indem die Mutter des Fürsten Nicolaus II. von Werle, welcher damals der einzige Regent des Landes war, die verwittwete Fürstin Sophie zu Röbel, eine Tochter des Grafen Günther von Ruppin war.

Diese Mechthild ist es, welche einige Male in den Todtenbüchern der Klöster der braunschweig=lüneburgischen Lande als eine besondere Wohlthäterin genannt wird.


1) Vgl. Urk. Samml. Nr. II.
2) Vgl. Lisch Geschichte des Geschlechts Hahn, I, B, S. 170, Urk. Nr. 81.
3) Vgl. Urk. Samml. Nr. III. Ich verdanke diese Urkunde der Güte des Herrn Archiv=Secretairs Dr. Sudendorf zu Hannover.
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So heißt es in dem Nekrologium des Benedictiner=Klosters zu S. Michaelis in Hildesheim 1 ) zum 8. Januar:

"Illustris domina Mechthildis, soror incliti ducis ducis Ottonis de Luneborgh et uxor nobilis viri de Slavia nomine Hinrici, quae multa beneficia contulit ecclesiae nostrae, pro qua dantur X solidi annuatim de uno manso litonico in Huddense et X solidi pauperibus de duobis mansis in Honeghessen."

Wahrscheinlich ist es ihr Gemahl, dessen Gedächtniß am 9. Oct. aufgezeichnet 2 ) ist:

"Hinricus miles de Slavia, pro quo dantur XII solidi annuatim de uno manso litonico in Huddessen",

wenn auch die Bezeichnung mit Heinrich von Wenden Ritter (Hinricus miles de Slavia) etwas ungewöhnlich ist; jedoch sind solche Ausdrücke nicht ganz unerhört und können in einem fernen Kloster wohl gebraucht sein. Der Gedächtnißtag stimmt fast genau: der Fürst Heinrich starb nach meklenburgischen Nachrichten 3 ) am 8. Oct. 1291, und zu Hildesheim ist der Gedächtnißtag unterm 9. Oct. eingezeichnet.

Diese Mechthild ist ohne Zweifel dieselbe, welche auch in dem Todtenbuche des Michaelisklosters zu Lüneburg ebenfalls unterm 8. Jan. (Vl Idus Januarii) eingetragen 4 ) ist:

"VI Idus Januarii obiit domina Methildis de Slavia, que dedit III partes in decima in Orle .... et casulam illam cum margaritis."



1) Vgl. E. F. Mooyer das Nekrologium des hildesheimischen Michaelisklosters Benedictiner=Ordens, im Vaterländischen Archive des historischen Vereins für Niedersachsen zu Hannover, Jahrgang 1842, S. 375, und in einem besondern Abdrucke, S. 15. Vgl. auch Nekr. Hildesh. Leibn. II, 103.
2) Vgl. Mooyer a. a. O. S. 163.
3) Der Fürst Heinrich starb "octavo idus Octobris anno domini MCCXCI", d. i. am 8. Oct. 1291. Vgl. den alten fürstlichen Stammbaum im doberaner Kreuzgangsfenster in Jahrb. I, zu S. 136, und Rudloff meklenb. Geschichte II, S. 85.
4) Vgl. Wedekind Noten zu einigen Geschichtschreibern des deutschen Mittelalters II, S. 398, und III, S. 2.
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4.

Der Herzog Otto III. der jüngere von Lüneburg

und dessen

Gemahlin Mechthild von Meklenburg.


Nicht allein in dem fürstlichen Hause Werle, sondern auch in dem älteren Hause Meklenburg begegnen wir im Anfange des 14. Jahrh. einer Mechthild, welche die Verbindung mit dem Hause Braunschweig=Lüneburg noch enger knüpfte. Im J. 1310, wahrscheinlich im März, vermählte der Fürst Heinrich der Löwe von Meklenburg seine älteste Tochter Mechthild mit dem Herzoge Otto III. von Lüneburg, dem ältern Sohne des Herzogs Otto II. des Strengen, - wie einst fünf Generationen früher der braunschweigische Herzog Heinrich der Löwe seine Tochter Mechthild dem Fürsten Borwin I. von Meklenburg gegeben hatte. Die Verlobung ward schon am 11. August ("Mitternacht") 1307 zu Artlenburg zwischen den beiden Vätern geschlossen 1 ); es ward dabei der Fürstin das so eben nach dem Aussterben der Grafen von Danneberg heimgefallene Land Danneberg zum Leibgedinge verschrieben und vielleicht war diese Verlobung selbst eine Folge der Theilung der herrenlos gewordenen Grafschaft. Ferner ward bestimmt, daß innerhalb der nächsten zwei Jahre die Dispensation des Papstes eingeholt und in dem ersten Monate nach dem Eingange derselben die Vermählung gefeiert werden solle. Die beiden Fürstenhäuser waren mehrfach verwandt: theils schon von den Stammvätern her, theils mehrfach durch das Haus Werle; jedoch waren diese Verwandtschaften schon zu entfernt, als daß die Einholung einer Dispensation nöthig gewesen wäre. Dagegen war eine Verwandtschaft, welche erst vor kurzem entdeckt ist, allerdings ein Ehehinderniß: Mechthild stammte im dritten Geschlechte von einem Sohne und Otto im vierten Geschlechte von einer Tochter des Fürsten Johann I. des Theologen von Meklenburg: Otto's Großmutter Luitgard 2 ) von Holstein war eine Vatersschwestertochter von Mechthilds Vater. Auch über Brandenburg waren die beiden Verlobten verwandt: Mechthild's Mutter war eine Nichte von Otto's Großvater.


1) Vgl. Urk. Samml. Nr. IV und V.
2) Die Entdeckung dieser Tochter, Luitgard, des Fürsten Johann I. von Meklenburg, ist in Jahrbüchern XVI, S. 168, mitgetheilt. - Durch die hier entdeckte Dispensation wird die dort mitgetheilte Entdeckung noch mehr bestärkt, wenn auch umgekehrt die hier besprochene Dispensation aus jener Entdeckung Erläuterung findet.
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Die Verwandtschaftsverhältnisse sind aus der folgenden Stammtafel zu ersehen.

Stammtafel
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Diese Vermählung ist sehr berühmt geworden, weil sie die Veranlassung zu dem Ausbruche der ersten großen demokratischen Revolutionen war, welche bis zum J. 1312 in mehreren Hansestädten wütheten. Der Fürst Heinrich wollte die Vermählung seiner Tochter in seiner Residenz zu Wismar feiern; die trotzige Stadt, deren Uebermuth schon einige Jahrzehnte hindurch im Wachsen begriffen war verschloß ihm aber die Thore. Der Fürst verlegte daher sogleich seine Residenz in die Stadt Sternberg 1 ), wo er die Vermählung mit großer Pracht feierte. Die rostockische Chronik 2 ) erzählt hierüber Folgendes sehr bestimmt:

It gescach in deme iare vnses heren 1310 dat Hinrick here van Mekelenborch, den men den louwen edder mit der platen plach tho nomende, sine dochter Mechilde betruwede, hartich Otten van Lunenborch vnnd begerde van dem rade siner stadt Wismer, den hoff der hochtidt des byslapendes dersuluen siner dochter in der stadt Wismer tho holdende; des ehm de stadt weigerde vmme vare willen intholatende des velen volkes, dat nha wanlickheit den hoff wart sokende. Welck weiernt Hinrick van Mekelenborch swarliken tho sick nam, alleine dat he den inwendigen vnwillen mit manlicheit vnnd grodtmodichen vtwendichliken thor tidt bedeckede vnnd lade den hoff der vorbenhomeden hochtidt tho dem Sterneberge, dar he grotliken geholden warth van forsten vnd van heren vnd van wollgebaren heren vnd luden, de Hinrick van Meckelenborch in dem ende des haues tho samende nam.

Aehnliche Berichte giebt auch Ernst von Kirchberg 3 ) in seiner meklenburgischen Reimchronik:

Syn hochczid wart zu Sterrenberg.
Da quamen zu dem hove gar
von manchin landen lude dar,
fursten, greuen, frowen schon,
rittere, knechte, edele baron,
dy her tugintlich intphing:
furstenlich der hof irging.
Syn tochtir da zu wybe wart
herczogin Otten uf der vart.


1) Vgl. Jahrb. XII, S. 193 flgd.
2) Vgl. Schröter Beiträge zur meklenburg. Geschichtskunde, S. 1 flgd.
3) Vgl. v. Westphalen Mon. ind. IV, p. 789, cap. CXLII.
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Bald nach dem Tode des Fürsten Heinrich des Löwen von Meklenburg († 1329), und kurz vor dem Tode des Herzogs Otto des Strengen von Lüneburg († 1330) belehnten dessen Söhne Otto und Wilhelm am 25. Febr. 1330 des ersteren Gemahlin Mechthild zu ihrem Leibgedinge mit dem Salzzoll in Lüneburg und dem Stadtzoll in Uelzen 1 ).

Die Herzogin Mechthild dagegen entsagte am 27. Februar 1334, nicht lange vor dem Ende der Unmündigkeit ihres älteren Bruders Albrecht, allen Ansprüchen 2 ) an ihr väterliches und mütterliches Erbe zu Gunsten ihrer Brüder Albrecht und Johann, wogegen sich ihr Bruder Albrecht verpflichtete, ihrem Gemahle, dem Herzoge Otto von Lüneburg, dafür mit 100 Ritterpferden zu dienen. Ihr Vater, Heinrich der Pilger, war im J. 1329 gestorben und hatte seine beiden Söhne in Unmündigkeit unter Vormundschaft hinterlassen. Der ältere Sohn Albrecht ward erst um Ostern 1336 volljährig. Der Verzicht der Herzogin war also durch die Vormundschaft vermittelt.

Der Herzog Otto starb im J. 1352. Seine Gemahlin Mechthild lebte noch am 20. April 1358 3 ) und starb an einem 3. Junii 4 ) darnach.



1) Vgl. Urk. Samml. Nr. IX.
2) Vgl. Urk. Samml. Nr. X.
3) Vgl. Wedekind Noten zu einigen Geschichtschreibern, II, S. 398.
4) Vgl. daselbst und III, S. 42 (Nekrol. monast. S. Mich.).
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Die vielfachen Verwandtschaftsverhältnisse gestalten sich nun also (vgl. oben die Stammtafel bei Heinrich's I. von Werle Gemahlin Mechthild):

Stammtafel
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Es lebten also im ersten Viertheil des 14. Jahrh. drei Mechthilden von Braunschweig, welche in das Fürstenhaus Werle vermählt waren, wie folgende Uebersicht ergiebt. Außerdem war wieder eine werlesche Prinzessin Rixe in das braunschweigische Herzogshaus vermählt:

Stammtafel
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5.

Der Herzog Albrecht der Fette von Braunschweig und dessen

Gemahlin Rixe von Werle.


Dagegen war zu jener Zeit wieder eine werlesche Fürstentochter in das Haus Braunschweig vermählt. Der Fürst Heinrich I. von Werle, dem seine Söhne wegen seiner Vermählung mit der lüneburgischen Prinzessin Mechthild im J. 1291 das Leben nahmen, hatte von seiner ersten Gemahlin Rixe, einer Tochter des Königs Magnus I. von Schweden, eine einzige Tochter Rixe, wahrscheinlich nach ihrer Mutter also genannt. Diese ward im J. 1284 an den Herzog Albrecht den Fetten vermählt und ist dadurch von Bedeutung, daß sie die Stammmutter des ganzen braunschweig=lüneburgischen Fürstenhauses bis auf den heutigen Tag geworden ist. Rudloff II, S. 84, will diese Vermählung dadurch beweisen, daß er nach Chemnitz handschriftlicher Chronik von Meklenburg eine Urkunde vom 10. Jan. 1284 anführt, in welcher von dem Brautschatze dieser Prinzessin Rixe die Rede sein soll. In der Original=Urkunde 1 ) steht aber hievon ausdrücklich nichts, wenn auch die Urkunde ohne Zweifel über diese Vermählung handelt, wieder ein Beweis, wie waglich es oft von Rudloff war, sich auf die Urkundenauszüge von Chemnitz zu verlassen, statt auf die Originale zurückzugehen. Am 10. Jan. 1284 versprach der Fürst Heinrich I. von Werle seinen Vettern, Helmold II. und Nicolaus I. Grafen von Schwerin, sie wegen des Gelübdes schadlos zu halten, das sie für ihn den Herzogen von Braunschweig und Lüneburg und dem Rathe der Stadt Lübeck geleistet hätten 2 ). Weiter steht in der Urkunde nichts. Sie hat aber wohl sicher ihre Beziehung auf die Mitgift der Prinzessin Rixe. Denn am 18. März verkaufte der Fürst Heinrich I. von Werle dem Heil. Geist=Hospitale zu Lübeck die landesherrlichen Gerechtsame an 22 Hufen der Feldmark der Stadt Teterow und an dem Dorfe Strisenow für 1278 Mark lüb. Pf. 3 ), welche zur Zahlung der Mitgift für seine an den Herzog Albrecht von Braunschweig vermählte Tochter verwandt wurden:


1) Vgl. Urkunden=Sammlung Nr. I.
2) Vgl. daselbst.
3) Diese Urkunde ist nach dem Originale gedruckt im Jahrb. VIII., S. 254, Nr. IV.
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"conuersas integraliter in solucionem dotis dilecte filie nostre, inclito Alberto duci de Brunswic matrimonialiter copulate".

Ohne Zweifel hatten sich also die Grafen von Schwerin am 10. Jan. 1284 für die Bereitung der Mitgift, welche erst im J. 1285 gezahlt ward, verbürgt, wie sich der Graf Nicolaus I. am 11. Mai 1301 und am 10. Julii 1314 in den Heirathsangelegenheiten zwischen den Häusern Braunschweig=Lüneburg und Werle hatte verbürgen müssen, und die Urkunde vom 10. Jan. 1284 bezieht sich ohne Zweifel auf die in Frage stehende Vermählung, wenn auch in derselben davon nicht die Rede ist. Die Vermählung war wahrscheinlich in Folge des ersten großen norddeutschen Landfriedens von Rostock vom 13. Junii 1283 und der darauf folgenden fürstlichen Verhandlungen eingeleitet.

Ueber diese Rixa existiren im herzoglichen Archive zu Braunschweig 4 Urkunden 1 ), von denen zwei noch nicht gedruckt sind:

1) D. d. 1303. in die b. Marie Magd.

Der Herzog Albert von Braunschweig bekennt, daß mit Zustimmung seiner Erben der Abt und Convent des Klosters in Nordheim die Vogtei über 14 Hufen im Dorfe und Felde Medeheym und über 3 1/2 Hufen im sogenannten Medeheymerhagen für 30 Mark und eine Wagenlast Bier von ihm gekauft haben. Die Herzogin Rixa ("Ryckza ducissa in Brunswich"), des Herzogs Gemahlin, erklärt, daß sie zu dem Verkaufe der bezeichneten Vogtei, unter Anhängung ihres Siegels ihre Zustimmung giebt und den an der letztern ihr etwa zustehenden Rechten entsagt habe. Das etwa 3 " im Durchmesser haltende Siegel der Herzogin Rixa, welches an einer aus weißen und rothen losen Fäden bestehenden dicken Schnur hängt, stellt die Herzogin dar, wie sie auf einem mit Hundsköpfen an den Seitenlehnen verzierten Sessel sitzt und mit jeder Hand die Vordertatze eines an jeder Seite aufrecht sitzenden Löwen und zugleich eine Fahne hält, von welchen die in der rechten Hand einen Greifen(?), die in der linken Hand einen Ochsenkopf als Wappenzeichen führt. Die Umschrift lautet Sigillum Rickize ducisse in Brunswic.

2) D. d. 1307. non Aug.

Die Herzoge Heinrich und Albert von Braunschweig schenken zu ihrem und ihrer Gemahlinnen Agnes und Rixa Seelenheil dem Orden der Predigermönche der Provinz Sachsen das Eigen=


1) Nach Mittheilungen des Herrn Archivraths Dr. Schmidt zu Wolfenbüttel.
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thum an einem in Braunschweig gelegenen Hofplatze des Truchseß Jordan. (Gedruckt in Rehtmeyer braunschw. Kirchen=Historie. Beil. 1.)

3) D. d. 1317. in crast. b. Kathar. v.

Der Herzog Otto, Sohn des Herzogs Albert von Braunschweig, schenkt, mit Zustimmung seines Vaters, zum Seelenheil seiner Mutter Rixa seiner Gemahlin Jutta dem Kloster Wibrechtshausen (bei Nordheim) einige Güter in Holzhausen. (Gedruckt in den braunschweig. Anzeigen vom J. 1752.)

4) D. d. 1340. feria VI ante domin. (?)

Das Capitel des Stiftes S. Blasii zu Braunschweig gestattet dem Pfarrer der S. Katharinenkirche daselbst, einen dem H. Matthäus zu weihenden Altar an der Südseite ihrer Stiftskirche bei der Säule zu gründen, neben welcher die Herzoge Heinrich und Albert und die Herzogin Rixa, die Mutter des Herzogs Otto und dessen verstorbene Gemahlinnen Jutta und Agnes begraben sind.

Vignette
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Urkunden=Sammlung.


Nr. I.

Der Fürst Heinrich I. von Werle verspricht den Grafen Helmold II. und Nicolaus I. von Schwerin, sie wegen der Bürgschaft, welche sie für ihn den Herzogen von Braunschweig und Lüneburg und dem Rathe der Stadt Lübeck geleistet haben, schadlos zu halten.

D. d. Lübeck. 1284. Jan. 10.

Nach dem Originale im grossherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nos Hinricus dei gracia dominus de Werle omnibus presentes litteras audituris cupimus esse notum, quod nobiles viros H. [elmoldum] et N.[icolaum] comites Zwerinenses, awnculos nostros dilectos, ab omni promisso manuali ac debito, quod pro nobis illustribus principibus ducibus Brunswicensibus ac de Lunenborch, necnon consulibus Lubicensibus promiserunt, absoluemus indempnes, quod eisdem una cum militibus nostris infra scriptis promisimus data fide; nomina uero militum sunt hec: G. Luch, H. de Vlotow, G. de Cropelin, T. de Buren, H. de Demin, H. de Wolde, M. de Ketelhut et [Lücke] de Goldebo. Super hiis firmiter obseruandis litteras presentes sigilli nostri munimine

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iussimus roborari. Datum Lubeke, anno domini M°CC°LXXX IIII, quarto ydus Januarii.

Nach dem Originale, auf Pergament, in einer sehr flüchtigen, unschönen Minuskel. An einem aus der Charte geschnittenen Pergamentstreifen hängt von des Fürsten Heinrich von Werle schildförmigem Siegel noch der innere Theil mit dem werleschen Stierkopfe; der Rand ist abgebrochen.


Nr. II.

Der Markgraf Otto von Brandenburg verpflichtet sich gegen den Herzog Otto von Lüneburg, mit den Fürsten von Werle eher keinen Frieden zu schliessen, als bis die Wittwe des Fürsten Heinrich von Werle wegen ihres Heirathsgutes befriedigt worden sei.

D. d. Salzwedel. 1295. Aug. 14.

Original im königlichen Archive zu Hannover.


Nos Otto dei gratia marchio Brandenburgensis presentis scripti tenore protestamur, quod cum dilecto auunculo nostro domino Ottone, iliustri duce de Lunenborch, placitauimus in hunc modum, qucd cum dominis Slauie nullam debeamus facere compositionem siuc sonam, nisi nepte nostre, sorori ipSius, relicte aornini II. de Werle, fuerit de dote sua secundurn consilium amicorum suorurn satisfactum In cuius rei testimonium presentes litteras iussimus appensione sigilli nostri confirmari. Datum Saltwedci, anno domini M°CC°LXXXXV°, in vigilia assumpcionis beate Marje virginis.

Nach dem im königl. hannoverschen Archive befindlichen Originale gedruckt in Riedel Cod. dipl. Brandenb. II. 1, S. 214, Nr. 277.


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Nr. III.

Der Graf Nicolaus I. von Schwerin übernimmt gegen den Herzog Otto den Strengen von Lüneburg und dessen Schwester Mechthild, der Wittwe des Fürsten Heinrich von Werle, für den Fürsten Nicolaus II. von Werle unter Verwillkührung des Einlagers, die Bürgschaft zur Zahlung von 1500 Mark reinen Silbers.

D. d. 1301. Mai 11.

Nach dem Originale im königlichen Archive zu Hannover.


Nos Nicholaus dei gratia comes Zuerinensis vniuersis presentia uisuris recognoscimus per presentes, illustri principi domino Ottoni duci de Bruneswic et Luneburg ac inclite domine Meichtildi sorori sue karissime, quondam relicte nobilis uiri domini Hinrici de Werle pie memorie, ac veris eorum heredibus pro nobili uiro domino Nicholao de Werle mille marcas et quingentas marcas puri argenti cum quinque militibus infra seriptis: Bor[chardo] de Jesow, Johanne de Luzow, Hermanno et Wiperto fratribus de Bluchere, necnon Wernero de Marsow, nobis dilectis, nos in solidum promisisse, quarum dimidietatem in festo Epiphanie proximo nunc futuro et abinde ad unius anni spacium, videlicet in eodem festo, reliquam dimidietatem dabit aut persoluet, que si non attenderit, quod absit, post quemlibet terminorum predictorum in crastino cum militibus memoratis intrabimus oppidum nostrum Wittenburg ad intus iucendum, inde non exituri, nisi dicto domino duci aut sorori sue de prehabita pecunia fuerit satisfactum. Preterea adiectum est, si vnus comitum de Reppin cum quinque militibus domino duci, sorori sue seu suis militibus, quos ad

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boc destinauerit, se dederit Adeiussorem pro pecunia nominata cum condicionibus supra scriptis infra hinc et festum Johannis baptiste proximo nunc futurum, ab omni obligatione seu, fideiussoria caucione prescripta erimus liberi penitus et soluti, quod si infra hinc et prefatum terminum neglectum fuerit siue, caucio fideiussoria ab uno comituin de Reppin facta non fuerit, tenebimur. ad omnia supra dicta. Et cum pecunia fuerit persoluta, ipsam de Wismaria Dannenberich uel Thunis conducemus pre omnibus, qui quicquam faciendum duxerint nostri causa. Quod sigilli nostri munimine roboramus. Datum anno domini millesimo CCC° primo, die ascensionis domini.

Nach dem Originale, auf Pergament, im königlichen Archive zu Hannover. An einem Pergamentstreifen hängt ein beschädigtes schildförmiges Siegel mit zwei Lindwürmern an einem Baume und der Umschrift:

Umschrift

Nr. IV.

Der Herzog Otto von Braunschweig und Lüneburg verlobt seinen Sohn Otto mit des Fürsten Heinrich von Meklenburg Tochter Mechthild.

D. d. Artlenburg. 1307. Aug. 11.

Nach dem Originale im königlichen Archive zu Hannover.


We van godes gnâdhen hertheg Otte van Bruneswic vnde van Luneborch dôd to wêtende al dhe ghênen, dhe dessen brêf h ov ret vnde sêt, dat we dhem edelen manne her Hinriche von Mekelenburg vnde von Stargarde hebbet gel ov uet, dat we vsen sône Otten scolen geven sîner dochter Mechtilde to êneme echten vnd to êneme rechten manne. We hebbet dhe medegift sîner dochter to eme lâten, dat he ere mede geve als he se lêt hebbe, We scolet ôch sîner

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dochter, vnses s ov nes wîve, v f dat got insên hevet, daz se sich nemet, mâken to lîfghedinghe hûsz vnde stat to Dannenberghe vnde dat lant dâr to mit alleme rechte, alse we it hebbet, vnde de riddere, man vnde borgere scolen ere huldeghen. To dheme slote scole we ere mâken vifteynhundert mark geldes Luneborgere penninghe. Were dat dhe gulde in dheme slote unde in dheme lande al nicht enwere, so scal man ere dhe vul mâken, vppet neiste dâr it ere legelec is. Were dat also dat vses sônes to kort wurde, des got nicht newille, swen se sîn wîf is, so scal dat slot vs vnde vsen rechten erven ôpen wesen to al vsen n ov den. Och hebbe we gelôuet dor de mâchscop, de vnder den kinderen is, dat we vnder vser beider kost irweruen scolen dat ôrlôf van dem pâvese binnen twên iâren, de nu anstânde sîn, daz se sich echtliken hebben môghen; swenne we âuer dat ôrl ov f irworuet hebbet vnde de brêve, dâr na scal man se to sâmene geuen binnen dem êrsten mânedhe. Vppe dat desse redhe vast vnde stede blîue, dat hebbe we gelôuet vnde swôren vppen hilgen, vnde desse riddere hebbet mit vs gelôuet: her Werner von Medinghe, her Werner van Bodendike, her Conrat von Estorpe, her Jordan von Hidsackere, her Zegebant von dem Berghe. Hîr to scole we noeh setten drê vnde twintich riddere. Vppe dat dat vast unde vngebrôken blîue, so hebbe we mit vsem inghesegele besegelt desse brêue. Desse brêf is gegeven to Erteneborch na godes bôrt dûsent drêhundert vnde in deme seuenden iâre, des nêgesten dâges sunte Laurencius to midernacht.

Nach dem Originale, auf Pergament. An einem Pergamentstreifen hängt ein stark beschädigtes rundes Siegel mit einem schreitenden Löwen. Von der Umschrift ist nur noch übrig geblieben:

Umschrift

 


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Nr. V.

Der Fürst Heinrich von Meklenburg verlobt seine Tochter Mechthild mit des Herzogs Otto von Braunschweig und Lüneburg Sohn Otto.

D. d. Artlenburg. 1307. Aug. 11.

Nach dem Originale im königlichen Archive zu Hannover.


[Wi van godes gnâdhen her Hinrich van Mek]elenburgh vnde van Stargarden dôth to wêthende al den ghênen, de [dessen brêf hôret vnde sêt, dat we dhem edelen f]orsten hertoghen Otten van Bruneswik vnde van Lunenburgh hebben ghe[l ov uet, dat we vse lêue dochter Mechtild scolen ge]uen sîneme sône Otten to êneme echten vnde to eneme rechten wîue. Wie [willen ôck vser lêuen dochter dhe medegift mede geven,] so alse wie se lêf hebben. Dat hefd hertoghe Otte to vs ghelâten vnde [scal vser lêuen dochter Mechtild, sines sones wî]ue, vft id ghod insên hefd, dad se sik nemet, mâken to lîfghedinghe hûs [vnde stat to Dannenberghe vnde dat lant dâr] to mit alleme rechte, alse he id hebbet, vnde de riddere, man vnde [borgere scolen ere huldeghen. To dheme slo]the schal men er mâken viftenghundert mark gheldes Lunenburgher [penninghe. Were dat dhe gulde in deme slo] the vnde in deme lande al nicht ene were, so schal men ere de wl mâken, [vppet neiste, dâr it ere legelec is.] Wered dat hertoghen Otten sônes to kord worde, swen se sîn wîf is, des ghot [nicht newille, so scal dat slot hertoghen Otten vnde] sînen eruen ôpen wesen to alle eren nôden. Wie hebbet ok ghelôuet dor [de mâchscop, de vnder den kinderen is da]t wie vnder vser beyder kost erweruen scholen dad ôrlôf van dem pâuese bin[nen twên iaren, de nu anstânde sîn, d]at se sik eghtliken hebben môghen; swenne wi âuer dat

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ôrlôf vnde de brêue vor[weruet hebben, dâr na scal men se to] sâmen gheuen binnen dem êrsten mânede. Vppe dat desse rede vast vnde stede [blîue, dat hebbe wi gelôuet vnde s]wôren vppe den hilghen, vnde desse riddere hebbet mit vs ghelôuet: her Johan van Cernin, [her . . . . . . . . . . . . ., her . . . . . . . . . . . .] her Marquard van deme Lo, her Cunrad van Cremon, her Vrederik Moltzan, her Bertold [Moltzan, her . . . . . . . . ., her Johan Rosend]al van Plesse vnde her Herman van Ordzce. Hîr to schole wie setten twinttigh riddere. [Uppe dat desse dinc vast vnde vn]ghebrôken blîuen, so hebbe we mit vseme ingheseghele beseghelet desse brêue. Desse [brêf is gegeuen to] Erteneburgh na ghodes bôrd dûsend drêhundert vnde in deme sêueden iâre, des [nêgesten dâges sunte] Laurencius to middernaght.

Nach dem Originale, auf Pergament, von dem links ein Stück abgerissen ist, dessen Inhalt nach der Urkunde des Herzogs Otto von demselben Tage in [ ] ergänzt worden ist. An einem Pergamentstreifen hängt das Siegel des Fürsten Heinrich, dessen Oberfläche aber ganz abgebröckelt ist.


Nr. VI.

Die Herzogin Agnes von Braunschweig, Gemahlin des Herzogs Heinrich, genehmigt für sich und ihren Gemahl die durch ihren Bruder den Markgrafen Friedrich von Meissen vermittelte Verlobung ihrer Tochter Mechthild mit dem Fürsten Johann II. von Werle.

D. d. Eisenach. 1311. Oct. 23.


Dei gracia nos Agnes ducissa de Brunswic profitemur presentibus et testamur, quod, ex iussu et

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rogatu uostro speciali liberoque consensu, illustris princeps Fridericus, marchio Misnensis, frater noster dilectus, amiciciam effecit et contractum legitimum ordinavit cum inclito Johanne domino de Werle atque Slavie, filiam nostram Mechtildam dilectam eidem promittens legitime desponsandam, cui quidem facto etiam pro illustri domino Heinrico duce, conthorali nostro, presentibus libere consentimus, gratum et ratum obseruare volentes et effectui mancipare, quicquid de premissis per fratrem nostrum Fridericum marchionem prefatum placitatum existit et promissum. Testes vero sunt: Fridericus filius noster dilectus, Eckehardus de Wallenhusen, Siffridus de Sleze, milites, et Thidericus de Dorstat, noster notarius, qui nostri de parte interfuerunt; item Hartmodus de Wylewitz, Heinricus de Myla, Hermannus dictus Goltacker, milites fratris nostri sepedicti, et Nicolaus, notarius eiusdem; item Thesmarus de Reberge, miles, et Statius de Trabecin, domini Johannis de Werle procuratores in hac causa. Nosque in testimonium premissorum sigillo nostro presentes fecimus communiri. Datum Isenaco, anno domini MCCC undecimo, X kalendas Novembris.

Nach dem Abdruck in Tentzelii vita et fata Friderici admorsi, Sectio IV, in Menckenii scriptores rerum Germanicarum, Tom. II. p. 962.

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Nr. VII.

Die Fürsten Nicolaus II. und Johann II. von Werle versprechen ihrem Oheim, dem Grafen Nicolaus I. von Schwerin=Wittenburg, ihn von der Bürgschaft zu befreien, welche dieser für sie dem Herzoge Otto dem Strengen von Lüneburg wegen des der Tochter desselben, Mechthild, zu bereitenden Leibgedinges geleistet hat.

D. d. Crivitz. 1314. Julii 10.

Nach dem Originale im grossherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin.


Nos Nycolaus et Johannes dei gratia domini de Werle tenore presenti liquide constare cupimus vniuersis, nos promisisse fide prestita nostro awunculo comiti Zwerinensi domino Nycolao super eo, quod ipsum absoluere debebimus et sibi precauere de promisso prestito pro nobis duci Luneborgensi domino Ottoni illustri et filio eiusdem super dotalicio filie ducis eiusdem domine Mechtildi ostendendo et ordinando per modum et formam, que in nostris litteris euidentibus duci predicto super hoc a nobis traditis plenius continetur. Pro cuius confirmatione sigilla nostra presentibus sunt appensa. Datum Criwitze, anno domini M°CCC° XIIII°, in die septem fratrum martirum.

Nach dem Originale, auf einem kleinen Pergament, in einer kleinen, scharfen Minuskel. An Pergamentstreifen hangen zwei Siegel aus ungeläutertem Wachs:

1) ein bisher nicht bekannt gewesenes Siegel des Fürsten Nicolaus II. von Werle, von runder Form, mit dem werleschen Stierkopfe und der Umschrift:

Umschrift

2) das bekannte, schildförmige Siegel des Fürsten Johann II. von Werle, mit dem werleschen Stierkopfe und der Umschrift:

Umschrift

 


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Nr. VIII.

Die Fürstin Mechthild von Werle entsagt der ihr geleisteten Huldigung der Stadt Plau zu Gunsten ihres Gemahls, des Fürsten Johann II. von Werle.

D. d. Güstrow. 1318. Mai 22.

Nach dem Originale im Archive der Stadt Plau.


Megtildis dei gracia domina de Werle fidelibus suis consulibus in Plawe constitutis graciam suam et omne bonum. Recognoscimus tenore presencium, quod omagium ciuitatis vestre nobis per vos ore et manu prestitum ad manus domini Johannis de Werle, mariti nostri karissimi, maturo consilio prehabito duximus libere resignandum et presentibus resignamus, ita videlicet quod de eodem disponere valeat pro suo comodo, arbitrio et omnimoda voluntate, vnde rogamus vestram fidelitatem volentes modis omnibus, quatenus eidem nostro marito aut alteri, cuius fidelitate et adiutorio fiduciam adhibuerit, eiusdem omagii fidelitatem prestetis et exhibeatis, cum ab eo fueritis requisiti. In cuius resignationis euidens [testimonium] sigillum nostrum presentibus est appensum. Datum Gustrowe, anno domini M.CCC.XVIII, feria secunda ante Vrbani martyris.

Nach dem Originale, auf einem kleinen Pergament, in einer flüchtigen, gedrängten Minuskel. An einem Pergamentstreifen hangen noch Reste eines grossen, runden Siegels, mit einer stehenden weiblichen Figur, welche mit jeder Hand einen neben ihr stehenden Schild hält: auf dem linken Schilde sind noch die braunschweigischen Löwen, über dem rechten Schilde ist noch der werlesche Helm mit zwei ins Kreuz gestellten Pfauenfedern erkennbar. - Auch gedruckt durch Schröter in Wöchentl. Rostock. Nachr. 1824, S. 171.


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Nr. IX.

Die Herzoge Otto und Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg belehnen des ersteren Gemahlin Mechthild, des Fürsten Heinrich von Meklenburg Tochter, zu ihrem Leibgedinge mit dem Salzzolle zu Lüneburg und mit dem Stadtzolle zu Uelzen.

D. d. 1330. Febr. 25.

Nach dem Originale im königlichen Archive zu Hannover.


Dei gratia nos Otto et Wilhelmus domicelli de Brunswik et Luneborch omnibus presencia visuris seu audituris desideranter cupimus esse notum, quod illustrem Mechtild em, filiam nobilis Hinrici domini quondam de Meklenborch, collateralem dilectam nostri Ottonis predicti, racione seu nomine dotalicii matrimonialis amice et liberaliter inpheodamus cum theloneo saline in Luneborch ac cum theloneo ciuitatis Vlsen, ita quod eadem Mechtildis ducissa prenominata dicta duo thelonea cum omni iure ac prouentibus vniuersis debet vite sue temporibus optinere. Nos quoque Otto et Wilhelmus fratres pretacti cupimus hec premissa ab heredibus et successoribus nostris quibuscunque eidem Mechtildi ducisse predicte inuiolabiliter obseruari. In quorum testimonium sigilla nostra presentibus sunt appensa. Datum anno domini M°  C C° C X X° X, in die Walburgis virginis.

Nach dem Originale, auf Pergament. Angehängt sind zwei Pergamentstreifen. Von dem ersten Pergamentstreifen ist das Siegel abgefallen. An dem zweiten Pergamentstreifen hängt ein kleines rundes Siegel, mit einem Helm mit Helmschmuck; von der Umschrift ist noch erhalten:

Umschrift

 


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Nr. X.

Die Herzogin Mechthild, Gemahlin des Herzogs Otto von Lüneburg, Tochter des Fürsten Heinrich des Löwen von Meklenburg entsagt allen Ansprüchen an ihr väterliches und mütterliches Erbe, nachdem ihr Bruder, der Fürst Albrecht von Meklenburg versprochen, ihrem Gemahle dafür mit hundert Ritterpferden zu dienen.

D. d. Lüneburg. 1334. Febr. 27.

Nach dem Originale im grossherzogl. meklenb. Geh. u. Haupt=Archive zu Schwerin .


Wie Mechtild von der gnâde goddes vrowe to Brunswich vnde to Lunenborch bekennen vnde bethûghen in disme brêue ôpenbâre, dat we mid râde vnde volbôrd vnses lîuen mannes hertoghen Otten vnde sînes brôderes hertoghen Wilhelmes herren von Brunswich vnde van Lunenborch vortîgen vnde aflâten von aller anwardinghe, de we vnde vnse eruen hebben môghen vp erue vnde lêngûd, dat vns von vnsme lîuen vâdere vnde môdere, den god gnedich sî, anvallen mochte, also dat we vnde vse eruen dâr nêne ansprâke vnde vorderinghe mêr vp hebben willen iêgen vnse lîue brôdere Albrechte vnde Johanne herren to Mekelenborch vnde ere eruen. Hîr vmme schal vnse vôrscreuene brôder Albrecht vnsme lîuen manne hertogen Otten dênen mid hundert mannen vp orsen, als sîne brêue spreken, de he dâr heft vp gegeuen. Dat disse dingh stede vnde vast blîuen, so hebbe we disse brêue besegelt tu êner bethûginghe mid vnsme ingesegele vnde is geschên to Lunenborch na goddes bôrd dûsent iâr drê hundert iâr in deme vêr vnde drittigestem iâre, des sondâghes vôr midvasten.

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Nach dem Originale, auf Pergament, in einer festen, dicken Minuskel, im grossherzogl. meklenburg. Geh. u. H. Archive zu Schwerin. An einem Pergamentstreifen hängt das runde Siegel der Herzogin Mechthild: im leeren Siegelfelde steht eine gekrönte weibliche Figur, in langem Gewande; rechts neben ihr steht ein Schild mit einem links gekehrten, aufsteigenden Löwen, über welchem sie mit der rechten Hand einen vorwärts gekehrten Helm mit zwei befiederten Hörnern hält; links neben ihr steht ein Schild mit dem vorwärts gekehrten meklenburgischen Büffelskopfe mit abgerissenem Halsfell, über welchem sie mit der linken Hand den rechts gekehrten Helm der Fürsten von Meklenburg hält, mit einem vollen Pfauenwedel, vor welchem der halbe meklenburgische Schild liegt. Von der Umschrift ist noch vorhanden:

Umschrift

 

Vignette