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des
von
Wilhelm Gottlieb Beyer,
Dr. jur. und Archivsecretär,
als
zweiten Secretair des Vereins
In Commission der Stiller'schen Hofbuchhandlung in Rostock und Schwerin.
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Gedruckt in der Hofbuchdruckerei.
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S chon in dem letzten Jahresberichte hatte ich Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die vorherrschend politische Richtung der Zeit das Urtheil über die historischen Vereine Deutschlands mehrfach zu trüben beginne. Auch in unserm engeren Vaterlande war eine ungünstige Rückwirkung der wachsenden politischen Bewegung auf unsern Verein seit längerer Zeit unverkennbar; die Zahl seiner Gönner und Freunde begann in demselben Maaße abzunehmen, als die der öffentlichen Spötter und Verächter desselben zunahm. Eine wirkliche Besorgniß für die Zukunft des Vereines war indeß aus dieser Erscheinung nicht zu entnehmen. Da brach plötzlich mit dem jungen Lenze der furchtbare Gewittersturm über Europa herein, dessen gewaltige Wirkungen in diesem Augenblicke noch kein menschliches Auge zu überschauen vermag; nur das ist gewiß: er hat nicht bloß morsches und faules Holz niedergebrochen, auch mancher junge und kräftige Baum ist entwurzelt, auch viele gesunde, noch unreife Früchte, viele duftende Blüthen sind von den Zweigen geschüttelt! Auch in unserm stillen und friedlichen Garten der Wissenschaft hat schon der diesjährige Bericht mehr als eine Spur der welterschütternden Erscheinung nachzuweisen, und wir dürfen es uns nicht verhehlen, daß die Aussicht in unsere Zukunft vielfach getrübt ist.
Die Stellung der historischen Vereine ist in den bevorstehenden Tagen des Kampfes ohne Zweifel eine andre, als in der Zeit des entschwundenen Friedens! Das Ringen und Streben unseres Volkes nach der politischen Wiedergeburt des in seinem tiefsten Grunde erschütterten Vaterlandes nimmt für den Augenblick viele edle Kräfte in Anspruch, die noch vor Kurzem der Pflege der Künste und Wissenschaften gewidmet waren, und wo die Noth der Gegenwart, wo die wechselnde Furcht und Hoffnung vor der nächsten Zukunft die Seele der Menschen erfüllt, da bleibt nur wenigen die Ruhe des Geistes, den forschenden Blick rückwärts
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zu wenden und sich in das Anschauen einer fernen Vergangenheit zu versenken! Ja, die Richtung der Zeit ist in ihrem letzten Extreme unverkennbar aller Wissenschaft geradezu Feind, von welcher die Menge nicht die unmittelbare Befriedigung irgend eines praktischen Bedürfnisses des Augenblicks hoffen darf, und diese feindliche Tendenz trifft natürlich vor allen die historische Wissenschaft, deren Aufgabe die Erforschung der Vergangenheit ist, mit welcher diese Partei völlig gebrochen zu haben als ihren höchsten Ruhm verkündet! Die Herrschaft dieses Extrems würde consequent mit der bereits vorgeschlagenen Verbrennung aller Bibliotheken enden, und Europa von der Höhe der Civilisation plötzlich in die tiefste Barbarei zurückstürzen. Eben deßhalb aber ist von dorther nichts zu fürchten, denn niemals wird das besonnene deutsche Volk den ganzen Ertrag seiner mehr als tausendjährigen Arbeit im wahnsinnigen Schwindel von sich stoßen. Wenn der Sturm ausgeras't hat, und die Sonne des Friedens wieder freundlich leuchten wird über den verjüngten Fluren des Vaterlandes, dann werden solche Ideen wohl ihren Erfindern selbst nur wie der wüste Traum eines Trunkenen erscheinen! Aber auch eine andre minder ausschweifende Partei hat ihre Stimme gegen die Vorliebe erhoben, mit welcher die historische Wissenschaft in Deutschland in den letzten Jahren gepflegt ward, und ganz besonders gegen das Treiben der historischen Vereine, das man als unfruchtbare Alterthümelei verspottet, und als beschränkten Particularismus den praktisch=politischen Bestrebungen der Gegenwart hinderlich darzustellen Sucht; und diese Bemühungen sind nicht ohne Erfolg geblieben. Auch in Meklenburg haben sich von dieser Seite her öffentliche Stimmen gegen die Leistungen und Bestrebungen unsers Vereines erhoben, und wir dürfen die Prüfung der uns gemachten Vorwürfe nicht vornehm zurückweisen. Sie sind aber hauptsächlich darauf gerichtet, daß der Verein sich zu ausschließlich der Erforschung der ältern Zeiten hingebe, die, wie man meint, wichtigere Geschichte der jüngsten Vergangenheit dagegen zu sehr vernachlässige; ein Vorwurf, welchem das Verlangen zu Grunde liegt, daß bei Bearbeitung des historischen Stoffes mehr auf das praktische Bedürfniß Rücksicht genommen, daß die Geschichte benutzt werde zur Unterstützung der politischen Bestrebungen der Gegenwart.
Wenn diese Vorwürfe und Forderungen von der Ansicht ausgehen, daß der Werth der historischen Forschung abzumessen sei nach dem unmittelbar aus ihr zu schöpfenden Nutzen für das sogenannte praktische Leben, so muß man diese armselige Idee entschieden zurückweisen. Die Geschichte ist keine Magd der Politik, noch weniger ein Mittel zur Befriedigung materieller Be=
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dürfnisse; sie ist, wie die Wissenschaft überhaupt, sich selbst Zweck, ist um ihrer selbst willen Bedürfniß des gebildeten nach Wahrheit und Schönheit ringenden Geistes, und dient durch die Befriedigung dieses Bedürfnisses unmittelbar zur Veredlung und Verschönerung des höhern wahrhaft menschlichen Lebens. Wenn sie dabei dem gegenwärtigen Geschlechte zugleich die Möglichkeit gibt, in dem Spiegel der Vergangenheit sich selbst zu beschauen, so ist nicht zu vergessen, daß dieser Spiegel seine Bilder um so reiner und treuer zurückstrahlen wird, je weniger dabei eine bestimmte Wirkung beabsichtigt wird. Die Benutzung der historischen Wahrheiten zur Warnung und Mahnung ist die Aufgabe derer, welche berufen sind zur Belehrung und Erziehung des Volkes und seiner Jugend.
Aus dieser Ansicht über den Zweck der historischen Wissenschaft geht aber zugleich hervor, daß der unserm Verein gemachte Vorwurf an sich vollkommen berechtigt sein würde, wenn damit etwa gemeint sein sollte, daß die behauptete Einseitigkeit unsrer bisherigen Leistungen in einer Vorliebe für die Zustände und und Verhältnisse eines bestimmten Zeitabschnittes begründet sei, und daß der Verein namentlich durch die wiederholte Hinweisung auf diese vermeintlich glücklichere Zeit, eine den reformatorischen Bestrebungen der Gegenwart entgegengesetzte Richtung verfolge. Eine genauere Kenntniß und dadurch bedingte unparteiische Würdigung des Alten wird allerdings häufig genug den glücklichen Erfolg haben, von der eitlen Überschätzung des Neuen zurückzuhalten, und vor einer allzustürmischen Neuerungssucht zu warnen; aber durch die bewußte Verfolgung dieser oder einer ähnlichen, wenn auch an sich nicht verwerflichen Tendenz würde die historische Wissenschaft sich selbst untreu werden, und darum gerechten Tadel verdienen. Wodurch aber hätte unser Verein einen solchen gehässigen Argwohn, diese politische Verketzerung verdient? Die vorliegenden 13 Jahrbücher geben Rechenschaft über sein bisheriges Wirken, und sind ein öffentliches Zeugniß für ihn, auf das wir uns dreist berufen dürfen.
Eine flüchtige Durchmusterung der Vereinsschriften ergibt zunächst, daß die Geschichte im engeren Sinne, und die Alterthumskunde mit gleicher Liebe gepflegt sind. In ersterer Beziehung aber hat der Verein vor allen Diugen als seine Aufgabe betrachtet, dem künftigen Forscher neue Quellen zu eröffnen, und die bisher bekannten zugänglicher zu machen, zu diesem Zwecke hat derselbe nicht nur die demnächstige Herausgabe eines umfänglichen Regestenwerkes vorbereitet, sondern auch sofort in seinen Schriften, außer 11 größern und kleinern Fragmenten mittelalterlicher Gedichte, nicht weniger als 368 vollständige Urkunden des
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mannichfaltigsten Inhaltes, nebst 4 verschiedenen Sammlungen von Briefen einflußreicher Männer aus den Handschriften der Oeffentlichkeit übergeben, und endlich beschäftigen sich 14 selbständige Abhandlungen mit der kritischen Besprechung anderweitiger, zum Theil neuentdeckter historischer Quellen. Von den übrigen größern Abhandlungen, deren Zahl überhaupt sich etwa auf 100 beläuft, sind 9 der eigentlichen Regentengeschichte der älteren Zeit gewidmet, 2 betreffen die Verfassung und Verwaltung des Landes, 3 die Rechtsgeschichte, eben so viele die Geschichte des Städtewesens, 9 andre die des Handels und der Industrie, 2 die Kunstgeschichte, 14 haben die Geschichte des Kirchenwesens unsrer Heimath überhaupt oder einzelner geistlicher Stiftungen zum Gegenstande, darunter namentlich 4 die Geschichte der Reformation. Ferner finden wir 4 umfänglichere Biographien berühmter Staatsmänner und Gelehrten aus älterer und neuerer Zeit, 14 Abhandlungen zur Erläuterung der ältern Topographie unserer Heimath, 3 besprechen die Nationalität und andre Bevölkerungs=Verhältnisse des Landes zu verschiedenen Zeiten, 2 liefern Beiträge zur Sprachkunde, 4 beschäftigen sich mit der Münzkunde und Geschichte der heimischen Orden, 4 andre mit der Wappen= und Geschlechtskunde, 9 endlich liefern Schilderungen der Sitten und Gebräuche der Völker, oder Mittheilungen von Sagen und Mährchen, meistens zur Charakteristik der Gegenwart.
Es ist meine Absicht nicht, eine wissenschaftliche Kritik dieser Arbeiten zu liefern, aber die einfache Aufzählung derselben nach der Verschiedenheit ihres Inhalts wird hoffentlich genügen, den Verein gegen den Vorwurf der Einseitigkeit zu schützen.
Am häufigsten ist der zweite Theil seiner Arbeiten, die Alterthumsforschung, Gegenstand eines nüchternen Spottes gewesen; und allerdings, wer die Bedeutung dieser Wissenschaft etwa nach dem äußern Werthe den aufgefundenen Scherben und Geräthschaften beurtheilt, der kann nicht umhin, unbedingt den Stab darüber zu brechen. Er beweiset aber dadurch nur den gänzlichen Mangel an jener tiefem Gemüthlichkeit, welche den Deutschen zu allen Zeiten ausgezeichnet hat, und welche - um nur dies eine hervorzuheben - die letzte Quelle der wahren Vaterlandsliebe ist. Der gebildete Mann, bei welchem die warmen Schläge eines menschlich fühlenden Herzens nicht durch kalte Verstandesberechnung gedämpft sind, welcher herausgetreten aus der selbstsüchtigen Abgeschlossenheit des rohen Barbaren, sich seiner höhern Einheit mit seinem Volke, und durch dieses mit der Menschheit bewußt ist, er wird mit Lust und Liebe den dunkeln Spuren folgen, welche uns in die Kindheit unsers Geschlechtes, vor allem aber unsers Volkes zurückführen, wird mit frommer Pietät an
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den Gräbern einer längst entschlafenen Generation auf das stumme Zeugniß unscheinbarer Steine und Scherben lauschen, welche uns die einzige Kunde bringen aus einer ohne sie in ewigem Dunkel ruhenden Zeit. Das ist die Bedeutung unsrer Alterthumskunde; eine andre nimmt sie nicht in Anspruch!
Hoffen wir denn, daß es unserm Verein auch ferner nicht an Freunden und Gönnern fehlen werde, deren Theilnahme und thätige Hülfe seinen Fortbestand in den vielleicht noch bevorstehenden Tagen schwerer Prüfung sichern werden. Wenn unser Kreis auch enger werden sollte, gewiß wird immer noch eine hinreichende Zahl von Männern beisammen bleiben, die einen Genuß darin finden, sich dann und wann aus dem Gewirre der Gegenwart in das stille Heiligthum der Vergangenheit zurückzuziehen, nicht in feiger Flucht, sondern um in dem Anschauen der Leiden und Thaten der Väter den Muth zu stärken und neue Kräfte zu sammeln zu der Arbeit des Tages für den Aufbau der Zukunft, jeder nach feiner Kraft und seinem Berufe!
Wenn indeß der Verein zur Zeit auch keinen Grund hat, an seiner Zukunft zu verzweifeln, so sah sich der Ausschuß doch mit Hinblick auf die besprochenen Zeitverhältnisse zu der Frage veranlaßt, ob es möglich und zweckmäßig sei, durch eine Erweiterung unsrer bisherigen Thätigkeit zugleich auf irgend eine Weise den praktischen Bedürfnissen der Gegenwart Rechnung zu tragen, ohne doch dem eigentlichen und ursprünglichen Zwecke unsrer Vereinigung untreu zu werden. Es wurde deshalb in der jüngsten, leider sehr schwach besuchten General=Versammlung die schon oft angeregte Idee der Gründung einer eigenen statistischen Section, nach Vorgang des würtembergischen historisch=statistischen Vereins, wiederholt zur Sprache gebracht und nach allen Seiten erwogen.
Daß genauere und umfängliche statistische Forderungen, wie sie jetzt wohl in den meisten deutschen Ländern durch Privatvereine gefördert und von den Regierungen unterstützt werden, auch in Meklenburg wirkliches Bedürfniß sind, dürfte allgemein anerkannt sein. Auch das Bedenken, ob die Pflege beider Wissenschaften, der Geschichte und Statistik, durch einen und denselben Verein zulässig sei, scheint im Allgemeinen nicht begründet, da die Verwandtschaft beider nicht zu verkennen ist. Wenn man sich auch nicht darauf berufen darf, daß die Statistik durch Aufstellung und Darlegung der Verhältnisse und Zustände des Staatslebens in seinem gegenwärtigen Bestande zugleich ein unschätzbares Material für die künftige Geschichte unsrer Zeit liefert, daß die Publikation jeder statistischen Arbeit gleichsam ein Vermächtniß für den künftigen Historiker ist, - denn das dürfte in der That zu weit führen, - so wird es doch erlaubt sein, daran zu er=
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innern, daß eine klare Einsicht in die Verhältnisse der Gegenwart der richtigen Erkenntniß der Vergangenheit ohne Zweifel in hohem Grade förderlich ist, wie umgekehrt eine richtige Würdigung der Erscheinungen unsrer Zeit in den meisten Fällen nur durch die Kenntniß ihres Ursprunges und ihrer historischen Entwickelung erreichbar sein wird. Beide Disciplinen gehen also insoweit Hand in Hand, sich gegenseitig unterstützend und fördernd.
Andrer Seits liegt indeß die Besorgniß nahe, daß die Kräfte des Vereins durch die angeregte Erweiterung seiner Thätigkeit, allzusehr zersplittert werden dürften, wogegen die Hoffnung, daß der in Folge dieser Erweiterung allerdings zu erwartende Zuwachs an Kräften groß genug sein werde, um den Verein der neuen doppelten Aufgabe gewachsen zu machen, mindestens zu unsicher ist, um bestimmte Plane darauf bauen zu können.
Ueberdies ward von mehren Seiten darauf aufmerksam gemacht, daß die Gründung einer besondern statistischen Gesellschaft bereits in dem patriotischen Verein zur Sprache gekommen sei. Die Versammlung glaubte daher, die angeregte Idee zwar nicht sofort verwerfen, sich aber zur Zeit darauf beschränken zu müssen, daß sie dem Unterzeichneten den Auftrag ertheilte, zuvörderst nähere Erkundigungen darüber einzuziehen, ob die Ausführung dieses Plans durch den patriotischen Verein zu erwarten stehe, und darüber in der nächsten General=Versammlung zu berichten, inzwischen aber die gedachten Verhandlungen zur allseitigen Kenntniß der Mitglieder unsers Vereins zu bringen, um dieselben zu Aeußerungen ihrer Ansicht darüber zu veranlassen, und auf diese Weise den künftig zu fassenden definitiven Beschluß vorzubereiten. Dieses Auftrages glaub' ich mich hiemit entledigt zu haben, und wende mich nun vorläufig zu der Statistik unsers Vereinsstaates selbst.
Von den 391 ordentlichen Mitgliedern, welche das dem letzten Jahresberichte beigegebene Verzeichniß aufführt, verlor der Verein in dem abgelaufenen Jahre wiederum 7 alte treue Freunde durch den Tod, nämlich die
Herren Pastor Zander zu Roggendorf,
- Consistorial=Secretair Wulfleff zu Neu=Strelitz,
- Präpositus Krull zu Doberan,
- v. Behr=Negendank auf Passow,
- v. Schack auf Körchow zu Doberan,
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Herren Hofrath Wendt zu Schwerin,
- Ober=Appellations=Gerichtsrath v. Oertzen zu Rostock.
Außerdem haben nicht weniger als 31 Mitglieder, zum Theil mit ausdrücklicher Hinweisung auf die ungünstigen Zeitverhältnisse, ihren Rücktritt angezeigt, die meisten jedoch erst nach Einsendung ihres diesjährigen Beitrages. Der Verein hat also im Ganzen 38 Mitglieder verloren, wogegen ihm nur der Raub des Todes durch den Beitritt von 7 neuen Mitgliedern ersetzt ist, nämlich der
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder hat sich demnach um 31 vermindert, und beträgt gegenwärtig nur noch 360.Herren Bürgermeister Grischow zu Wesenberg,
- v. Lücken auf Zahrensdorf,
- v. Levetzow auf Hohen=Mistorf,
- Landrath v. Oertzen auf Jürgensdorf,
- Kammerherr von Oertzen auf Marin,
- Baurath Bartning zu Schwerin,
- Dr. Ebeling zu Schönberg.
Auch unter den hohen Beförderern des Vereines ist einer, dessen mehrmals bewiesene ganz besondere Theilnahme an unsern Bestrebungen durch die politischen Ereignisse mindestens zur Zeit gelähmt sein dürfte: ich meine Se. Maj. den König von Dänemark. Dagegen gereicht es mir zur innigsten Freude, die Mittheilung machen zu können, daß die "größte deutsche Frau", welche unser engeres Vaterland mit gerechtem Stolze die seinige nennt, mitten in den Stürmen, durch welche vor allen das Glück ihrer erhabenen Familie erschüttert ward, sich unsers Vereins freundlich erinnert hat. Ihre Kgl. Hoh. die Frau Herzogin v. Orleans hat specielle Fürsorge getroffen, daß die Zahlung ihres Beitrages keine Unterbrechung erleide.
Zum Ehrenmitgliede unsers Vereines ward in der jüngsten General=Versammlung durch einstimmige Proclamation ernannt: der königl. preußische Geheimerath v. Olfers, ein Mann, der uns wiederholt durch Beweise seiner Theilnahme geehrt hat, und der durch seine Stellung als General=Director der königlichen Museen in Berlin zu einer höchst einflußreichen Wirksamkeit zur Förderung der historischen Studien in Deutschland berufen ist. Als eine höchst erfreuliche Erscheinung darf namentlich das neue Museum betrachtet werden, welches sich unter besonderer Pflege dieses berühmten Gelehrten seiner Vollendung nahet, um sodann die verschiedenen bisher zerstreuten Sammlungen des Mittelpunktes norddeutscher Wissenschaft in sich zu vereinigen, und in dessen höchst eigenthümlicher Construction und Dekoration zu=
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gleich eine Menge der interessantesten und wichtigsten Resultate antiquarischer Studien zur Anwendung gebracht sind.
Aus der Zahl der correspondirenden Mitglieder schied durch den Tod am 24. Decbr. 1847 Finn Magnusen zu Kopenhagen, Geheimer Archivar und erster Beamter des königl. dänischen Archivs, wirklicher Etatsrath und Vizepräsident der königl. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde, ein Mann, hochverdient und verehrt sowohl durch seine bekannten Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte und Alterthumskunde des Nordens, als durch seinen einfachen und liebenswürdigen Charakter, welcher die Bestrebungen unsers Vereines stets mit großer Theilnahme verfolgte und beförderte, und vor allen andern Gelehrten des Nordens seine Teilnahme durch häufige Mittheilungen bethätigte. Die durch ihn beförderte Erwerbung von Abschriften meklenburgischer Urkunden aus dem Kopenhagener Archive, welche so eben begonnen hatte, ist leider durch seinen Tod und darauf durch die politischen Ereignisse für's erste gehemmt. Dagegen sind im Laufe des Jahres zu correspondirenden Mitgliedern ernannt:
1. Dr. Eduard Melly zu Wien, ein bekannter österreichischer Geschichtschreiber und Forscher in der Siegelkunde, welcher die hiesigen Sammlungen mit einer Reihe ausgezeichneter Gypsabgüsse von Siegeln und mit mehren werthvollen sphragistischen Werken beschenkt hat.
2. Dr. Möhlmann zu Stade, Auditor bei der dortigen Landdrostei, ein gründlicher Forscher auf dem Gebiete der vaterländischen Rechts= und Geschichtskunde, durch dessen Vermittlung wir interessante Mittheilungen aus den überelbischen Archiven erwarten dürfen.
Wir besitzen daher jetzt 57 correspondirende Mitglieder.
Zu den auswärtigen Vereinen, mit welchen der unsrige in Correspondenz und Schriftwechsel steht, sind wiederum folgende 14 hinzugetreten:
1) der historische Verein für Inner=Oesterreich zu Gratz;
2) das Ferdinandeum zu Inspruck;
3) der historische Verein für Schwaben und Neuburg zu Augsburg;
4) der Alterthumsverein für das Großherzogthum Baden zu Baden=Baden;
5) der historisch=antiquarische Verein zu Saarbrücken;
6) die Gesellschaft für Frankfurts Geschichte und Kunst zu Frankfurt a. M.;
7) die Gesellschaft für friesische Geschichts=, Alterthums= und Sprachforschung zu Leuwarden;
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8) die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alterthümer zu Emden;
9) das Museum zu Hildesheim;
10) der königl. sächsische Verein für Erforschung und Erhaltung vaterländischer Geschichts= und Kunst=Denkmäler zu Dresden;
11) der Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens zu Breslau;
12) die Alterthums=Gesellschaft Prussia zu Königsberg i. Pr.;
13) die kaiserlich bestätigte archäologisch=numismatische Gesellschaft zu Petersburg;
14) der Verein für siebenbürgische Landeskunde zu Hermannstadt.
Wir stehen also jetzt mit 52 auswärtigen Vereinen in Verbindung, durch welche eine große Menge interessanter Druckschriften und sonstiger Mittheilungen in unsern Besitz gekommen ist, und anderer Seits unsre Jahrbücher eine gleichfalls in unsern Zwecken liegende größere Verbreitung gefunden haben. Unter den neu angeknüpften Verbindungen würde namentlich die mit dem an Sitten und Alterthümern so interessanten und reichen deutschen Lande Siebenbürgen von großer Wichtigkeit werden können, wenn die gesellschaftlichen Zustände Europa's freie Bewegung gestatteten. Aber hier vor Allem haben die politischen Ereignisse bereits mehrfach hemmend und störend auf die umsichtige und nicht dankbar genug anzuerkennende Wirksamkeit unsers ersten Secretairs eingewirkt, und einen großen Theil der Correspondenz aufgehoben.
Auch die Vereinigung der Bestrebungen in allen Provinzen unsers Vaterlandes für alle Fächer der historischen Forschung, welche nicht bloß durch die Germanisten=Versammlungen in Frankfurt und Lübeck, sondern auch noch von einer andern Seite her vorbereitet und angebahnt war, ist durch diese Ereignisse wohl auf lange Zeit, wenn nicht auf immer in den Hintergrund gedrängt.
Se. Exzellenz der Herr Geheime Rathspräsident, Minister von Lützow, und der Herr Regierungsdirector v. Oertzen haben sich auch dies Mal bereit erklärt, als Präsidenten des Vereins, der ihrer Fürsorge bereits unendlich viel verdankt, die obere Leitung desselben fernerhin zu übernehmen. Die übrigen Beamten sind sämmlich durch Acclamation wieder gewählt; von den vorigjährigen Repräsentanten aber sind statutenmäßig zwei, nämlich der Hr. Oberstallmeister v. Boddin und Hr. Regierungsrath Knaudt ausgetreten, deren Stelle durch die Wahl des Hrn. Pastors Bartsch und des Hrn. Prorectors Reitz ersetzt ist.
Ueber die finanziellen Verhältnisse gibt der sub A.
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angeschlossenen Rechnungs=Extract hinreichende Auskunft. Dieselben stellen sich hiernach für dies Jahr noch als fehr günstig dar, da die meisten der ausgetretenen Mitglieder den laufenden Beitrag noch bezahlt haben, und der dennoch stattfindende geringe Ausfall in der ordentlichen Einnahme durch den erhöhten Erlös aus dem Verkaufe der Jahrbücher, welcher dies Mal 51 . 7 . N2/3 betrug, gedeckt ward. Das Capital=Vermögen des Vereins ist im Laufe des Jahres von 1952 28 Cour. auf 2046 39 Cour.; also um 94 11 angewachsen.
Die Sammlungen des Vereins haben wieder einen sehr bedeutenden Zuwachs erhalten, und zwar fast ausschließlich durch Geschenke, worunter sich mehre sehr werthvolle befinden. Rücksichtlich der Alterthums= und Münzsammlung, so wie der Bibliothek gegen die sub B., C. und D. angeschlossenen Specialberichte der betreffenden Beamten genauere Nachweisungen.
An Urkunden erwarb der Verein:
1) Original=Urkunden der Herzogin Sophie von Meklenburg über den Verkauf eines Hauses zu Rehna an Hartwich v. Bülow auf Wedendorf, d. d. Rhena, 30. Aug. 1633.
2) Hochdeutsche Uebersetzung einer Urkunde über den Verkauf eines Hauses an den Ritter=Kaland zu Sternberg, d. d. 7. Januar 1399.
3) Abschrift der Privilegien=Bestätigung für die Wollenweber zu Röbel, d. d. 6. Jan. 1291.
4) Abschrift der Zunftrolle des Wollenweber=Amtes zu Neu=Röbel, d. d. 30. Jan. 1463.
5) Abschrift der Dotations=Urkunde des Hl. Geist=Hospitals zu Röbel, d. d. 19. Febr. 1298.
Außerdem ist durch die Vermittlung unsers ersten Secretairs und die dankenswerthe Gefälligkeit des Hrn. Geheimen Archiv=Raths Riedel zu Berlin eine Abschrift des Diplomatoriums des Klosters Himmelpforten, worin sich über 60 mecklenburgische Urkunden befinden, für das großherzogliche Geheime und Haupt=Archiv erworben und daselbst niedergelegt. Durch die mit dem Hrn. Auditor Möhlmann zu Stade augeknüpfte Verbindung ist uns ferner Hoffnung geworden, Mittheilungen aus dem hannöverschen Landdrostei=Archiv zu erhalten. Durch die Bemühungen dieses neuen Freundes sind schon einige für Meklenburg höchst interessante Urkunden ans Licht gebracht, und zugleich die Erlaubniß zur Benutzung des Archivs zu Stade für unsern ersten Secretair erwirkt. - Auch ist der Verein auf den handschriftlichen Nachlaß des Pastors Cleemann zu Parchim aufmerksam geworden,
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welcher sich in der dortigen Raths=Registratur befindet, und vollständige Abschriften der parchimschen Stadturkunden, namentlich des sehr interessanten und wichtigen alten Stadtpfandbuches, so wie das Manuscript des nur theilweise im Druck erschienenen Archiv=Lexicons des Verstorbenen enthält. - Der handschriftliche Nachlaß unsers berühmten Landsmannes, Professors Engel zu Berlin, wird nach einer Mittheilung des Hrn. Archivar Lisch von der Academie der Wissenschaften daselbst aufbewahrt, und außerdem ist der Hr. Bibliothekar Dr. Friedländer daselbst im Besitze eines umfänglichen Briefwechsels des Verstorbenen.
Die Siegelsammluug ist durch das bereits angeführte, sehr werthvolle Geschenk des Hrn. Dr. Melly in Wien, bereichert, und außerdem sind für dieselbe ein alter Abdruck des Stadtsiegels zu Malchin in Wachs, und ein Abdruck des großen Siegels der Königin Sophie Louise von Preußen, einer gebornen Prinzessin von Meklenburg, sowie zwei Originalpetschafte erworben, nämlich ein altes, unbekanntes, mit einer heraldischen Lilie im ungetheilten Felde und der Umschrift: , und das Originalpetschaft des ehemaligen französischen Ober=Post=Amtes zu Hamburg, mit der Umschrift: Postes du grand-duché de Berg: direct. du chef-bur. à Hambourg.
Endlich ist hier noch eines schönen Kupferstichs von J. J. Freidorf, das Portrait J. J. Engels darstellend, so wie des Portraits des Professors Dahlmann in Steindruck von P. Rohrbach, als Erwerbungen für unsre Bildersammlung zu erwähnen.
Ueber die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereins gibt der mit diesem Berichte zugleich ausgegebene 13te Band unsrer Jahrbücher Zeugniß. Den Preis hat, wie immer, so auch dies Mal, der Archivar Lisch, die Seele des ganzen Vereines, davon getragen. Sein "Leben des Kammerpräsidenten Luben von Wulffen", eine Arbeit, welche durch Entdeckung handschriftlicher Memoiren aus jener Zeit wesentlich befördert ward, so daß es möglich geworden, mit größerer Schärfe in die jüngsten Untersuchungen Ranke's in seinen "neun Büchern preußischer Geschichte" einzudringen, liefert zugleich aufs Neue einen gewiß sehr dankenswerthen Beitrag zu der Geschichte des Herzogs Karl Leopold, deren gründliche Bearbeitung von allen Seiten her dringend gewünscht wird, und gewiß nicht besser befördert werden kann, als durch solche Biographien einzelner bedeutender Männer jener Zeit aus der nächsten Umgebung des Herzogs, wie Liscow und v. Wulffen. Uebrigens dürfte diese Abhandlung auch für den Kameralisten nicht ohne Interesse, ja für die wichtige Frage über die Erbverpachtung der Bauerhöfe selbst nicht ohne praktische Bedeutung sein. -
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Die Untersuchungen über die Besitzungen und die Wirksamkeit der auswärtigen Stiftungen in Meklenburg sind wohl vorzugsweise für die Topographie unsrer Heimath von Wichtigkeit, ein Feld, auf welchem noch gar vieles zu thun ist. Auch der Unterzeichnete hat sich seit längerer Zeit mit Vorliebe diesen Untersuchungen hingegeben, und hatte noch vor Kurzem die Hoffnung, durch Unterstützung unsers erhabenen Protectors, welcher jede Gelegenheit zur Förderung der Wissenschaften und Künste bereitwillig ergreift, eine bereits vorbereitete umfassende topographische Beschreibung Meklenburgs, zunächst für das allgemeine topographische Lexicon, vollenden zu können. Die inzwischen eingetretenen politischen Ereignisse haben einstweilen auch diesen Plan in den Hintergrund gedrängt. - Die Geschichte der Heiligen=Bluts= Kapelle im Dom zu Schwerin, oder vielmehr dieses Domes selbst, ward zunächst durch das am 15. Januar d. J. gefeierte 600 jährige Jubiläum dieses ehrwürdigen Baues, der durch seine edlen Verhältnisse einen hohen Rang unter den Bauwerken Deutschlands einnimmt, hervorgerufen. Forschungen dieser Art beleben nicht nur den historischen Sinn, sondern sind auch für die Bewahrung der unsterblichen Kunstwerke des Alterthums gewiß von der größten Wichtigkeit. Der Verein hat daher seine Untersuchungen über alte Kirchenbauten überhaupt und ihre Einzelheiten mit aller Gewissenhaftigkeit fortgesetzt, und hofft dadurch nicht nur die großen Restaurationen, z. B. der Kirchen zu Doberan und Alt=Röbel, welche in diesem Augenblick lebhaft betrieben werden, wesentlich zu fördern, sondern setzt auch ein besonderes Verdienst darin, theilweise selbst die erste Anregung zu diesen Unternehmungen gegeben zu haben. Leider sind an einem andern Orte unsre Bemühungen für die Erhaltung eines seltenen Denkmals mittelalterlicher Baukunst, des schönen Kreuzthores zu Parchim, an dem Mangel an Kunstsinn und wahrer Pietät für die Werke unsrer Väter bei den dortigen Behörden, gescheitert. Eine in unsern Sammlungen aufbewahrte Zeichnung dieses nun zerstörten Thores wird unsern Enkeln Gelegenheit geben zur Vergleichung jener Werke mit denen unsrer ruhmredigen Zeit. Möge dieselbe nicht allzusehr zu unsrer Beschämung ausfallen! Fast aber scheint es, als wolle Parchim einen thatsächlichen Beweis für die Wahrheit der Beschuldigung geben, die uns so oft gemacht wird: daß wir wohl niederzureißen, aber nicht aufzubauen verständen.
Die gründliche Abhandlung des Hrn. Pastors Boll über Meklenburgs deutsche Colonisation, hat diese oft besprochene und sehr verschieden beantwortete Frage endlich erledigt, und wird hoffentlich die deutsche Abstammung der Hauptmasse der Bevöl=
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kerung Meklenburgs zu allgemeiner Anerkennung bringen. Ich habe mich gleichfalls viel mit dieser Untersuchung beschäftigt und bin durchaus zu demselben Resultate gelangt; zur Mittheilung einiger bestätigender und ergänzender Bemerkungen aus meinen Collectaneen findet sich wohl einmal eine passende Gelegenheit.
Auf das Urtheil über meine in der ersten Abhandlung dieses Bandes niedergelegten Entdeckungen über die Abstammung unsers Fürstenhauses bin ich in hohem Grade gespannt. Die Zustimmung der Kenner unsrer wendischen Geschichte würde mich sehr erfreuen.
Die in dem letzten Quartal=Berichte angekündigte Abhandlung über meklenburgische Volksgerichte, ein Beitrag zur Geschichte der ältern Gerichtsverfassung Meklenburgs, konnte wegen Mangel an Raum nicht mehr mitgetheilt werden. Sie wird nun etwas erweitert in dem nächsten Bande erscheinen, in welchem auch mein College, Hr. Archiv=Registrator Glöckler, eine neue Mittheilung aus dem reichen Schatze seiner rechtshistorischen Studien machen wird. Auch diese bisher über die Gebühr vernachlässigten Untersuchungen werden dazu beitragen, Meklenburg in jeder Beziehung als ein rein deutsches Land erkennen zu lassen.
An dem oft besprochenen großen Regestenwerke wird jetzt, nachdem dasselbe einige Zeit hindurch wegen anderweitiger literarischer Arbeiten des Hauptredacteurs, Hrn. Pastors Masch zu Demern, fast ins Stocken gerathen war, wieder thätig gearbeitet. Hoffentlich wird die Vollendung dieses wichtigen Unternehmens nicht mehr allzu ferne sein.
Auf dem Gebiete der Alterthumskunde im engern Sinne ist der Verein auf dem gleich anfangs als allein richtig anerkannten Wege, unter der bewährten Führung unsers Lisch und Ritter, auch in diesem Jahre rüstig vorwärts geschritten, wie der zweite Theil dieses Bandes näher nachweiset, wobei es an wiederholter aufmunternder Anerkennung unsrer Leistungen im Auslande auch dies Mal nicht gefehlt hat.
Außer den im Vorstehenden genannten Mitarbeitern haben uns auch in diesem Jahre eine große Schaar von Männern in und außer dem Vereine durch zum Theil sehr werthvolle Geschenke, oder Mittheilungen und Nachweisungen aller Art, ihre besondere Theilnahme bewiesen. Die Namen dieser Herren sind folgende: Lterat Assur hieselbst, Landrath von Barner auf Bülow, Inspector Behnke zu Pampow, Dr. Beste auf Blengow, Apotheker Block zu Krakow, Bürgermeister Bölte zu Hagenow, Klosterhauptmann v. Borck zu Malchow, v. Bülow auf Wahmkow, Dabel zu Hof Retzow, Bürgermeister Daniel zu Rhena, Lehrer Dethlof hieselbst, Dr. v. Duwe zu Ratzeburg, Klosterhaupt=
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mann Baron Le Fort zu Dobbertin, Dr. Friedländer zu Berlin, Gensd'arme Groterjan zu Grabow, Glasmaler Gillmeister zu Schwerin, Erb=Landmarschall Graf v. Hahn auf Basedow, Pastor Hast zu Hagenow, Gutsbesitzer Kähler auf Klinck, v. Kardorf auf Remlin, Kretschmar zu Berlin, v. Ledebur daselbst, Advocat Lemke auf Retzow, Landrath Reichs=Freiherr v. Maltzan auf Rothenmoor, die Reichs=Freiherren v. Maltzan auf Groß= und Kl.=Lukow, Peutsch und Duchow in Polen, Gutsbesitzer Maneke auf Vogelsang, die Familie v. Oertzen, Landrath v. Oertzen auf Lübberstorf, v. Oertzeu auf Woltow, Justizrath v. Päpke auf Lütgenhof, v. Pentz zu Güstrow, Stadtbuchhalter Scheel zu Güstrow, Bibliothekar Schönemann zu Wolfenbüttel, Candidat Segnitz hieselbst, Fr. Seidel zu Bützow, Pastor Simonis zu Gorlosen, Oberinspector v. Sprewitz zu Güstrow, Pastor Vortisch zu Satow, Friedericianer Weir hieselbst, Fabrikant Westermann zu Bielefeld, Candidat Wilbrand zu Grüssow und Willebrandt zu Granzin.
Das sehr genau und sorgfältig ausgearbeitete zweite Register zu unsern Jahrbüchern, Band 5 - 10, wird hoffentlich allen Mitgliedern eine sehr willkommene Zugabe sein.
Schwerin, im Julius 1848.
W. G. Beyer Dr.
als zweiter Secretair des Vereine.
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Beil. A.
Extract
aus der Rechnung der Vereins=Casse vom 1. Julius 1847 bis zum 1. Julius 1848.
Wegen der im Laufe des Rechnungsjahres am 1. Mai d. J. stattgehabten Umwandlung des bisher gesetzlich bestandenen Zwölf=Thalerfußes in den Vierzehn=Thalerfuß zerfällt die Rechnung in zwei Abschnitte, vom 1. Juli 1847 bis zum 1. Mai 1848, und von da bis zum 1. Juli 1848.
Erster Abschnitt.
Vom 1. Juli 1847 bis zum 1. Mai 1848.
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Zweiter Abschnitt.
Vom 1. Mai bis zum 1. Juli 1848.
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Schwerin, den 1. Juli 1848.
P. F. R Faull, Geh. Canzleirath,
p. t. Cassenberechner.
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Beil. B.
Verzeichniß
der in dem Zeitraum von Ostern 1847 bis dahin 1848 für die Vereins=Sammlung erworbenen Alterthümer.
I. Alterthümer aus der vorchristlichen Zeit.
A. Aus der Zeit der Hünengräber.
I. Aus Gräbern.
1) Aus zwei Gräbern bei Stuer: 1 Urne und mehre Urnenscherben, 1 durchborte Streitaxt aus Hornblende, 3 Pfeilspitzen und 1 schön geschliffener Keil aus Feuerstein.
2) Aus einem Grabe bei Vietlübbe bei Plau: 1 hohlgeschliffener Keil aus Feuerstein.
3) Aus einem Graben bei Klink: 1 Streitaxt aus Hornblende, 1 kleiner Keil aus Feuerstein und Scherben einer Urne.
II. Einzeln gefundene Alterthümer.
5 Streitäxte aus Hornblende, worunter 1
unvollendet.
3 Keile aus Hornblende, 5
dergleichen aus Feuerstein und 1 aus Grünstein.
5 halbmondförmige Messer aus Feuerstein.
4
Dolche aus Feuerstein, worunter 1 unvollendet.
1 Schmalmeißel aus Feuerstein.
3 Lanzen spitzen
aus Feuerstein.
2 Pfeilspitzen aus
Feuerstein.
2 Späne aus Feuerstein.
1
Schleuderstein aus Kalkstein und 1 dergleichen aus
röthlichem Hornstein.
1 Schleifstein aus rothem
Sandstein, 1 dergleichen aus Thonschiefer, und 1
griffelförmiger aus gleicher Masse.
Mehre Urnenscherben.
B. Aus der Zeit der Kegelgräber.
I. Aus Gräbern.
1) Aus mehren Gräbern bei Sukow: 2 Sicheln, 1 Säge, 3 Messer, 1 Pfeilspitze mit Schaftzunge, 5 Nadeln, 1 Nähnadel, 1 Pincette, 2 Handringe, 3 Fingeringe, 1 offener Drahtring, 1 Doppelknopf, und Bruchstücke
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eines Halsringes, eines Handringes, einer Heftel und eines Messers, alles aus Bronze, und mehre Thongefäße, zum Theil von eigenthümlicher Form.
2) Aus einem Grabe bei Vietlübbe: 1 Scheermesser und 1 Pfriemen aus Bronze, letzterer mit knöchernem Griffe, und mehre Urnen.
3) Aus einem Grabe bei Damerow: 2 Urnen.
4) Aus einem Grabe bei Mamerow: 1 Urne mit Knochen, mehre Bronzestreifen und 1 Beschlag aus Silber. (Vielleicht aus späterer Zeit.)
5) Aus einem Grabe bei Badegow: 1 Urne mit Knochen.
6) Aus mehren Gräbern zwischen Röbel und Waren: 1 Scheermesser, 1 Pincette und 1 Nadel aus Bronze, 1 größere und 1 kleinere Urne mit Knochenresten.
II. Einzeln gefundene Alterthümer.
1 Hifthorn aus Bronze.
3 Schaale n aus
Bronzeblech.
1 Halsring und 1 gravirter Armring
aus Bronze.
1 Hutförmiger Buckel aus
Bronze.
1 Henkelurne, und Scherben einer großen
Urne, nebst einem Mühlstein, welcher als Deckstein
der Urne diente.
2 Menschenschädel (im Moore
gefunden).
Endlich eine Nachbildung eines im
Besitze des Herrn Otto auf Warbelow befindlichen
großen Schwertes aus Bronze.
III. Im Auslande gefundene Altethümer.
1 Urne aus Nehmten am Plöner=See in Holstein.
1 zerbrochenes Schwert mit verziertem Griff, Bruchstücke der Klinge und der Knopf eines Schwertes, 1 Sporn, 1 Hütchen, 2 kleine Doppelknöpfe, 1 großer Doppelknopf, 1 kleines Messer, alles aus Bronze, und 3 kleine Glasperlen, wahrscheinlich römischen Ursprungs, aus zwei Kegelgräbern bei Kellinghusen in Holstein.
Auch hat uns der Herr Geheimrath v. Olfers zu Berlin mit Gypsabgüssen von einigen seltenen Alterthümern, namentlich einer bei Aschersleben gefundenen Urne in Form eines Hauses mit hohem Strohdache erfreuet.
C. Aus der Zeit der Wendenkirchhöfe.
1 Messer aus Eisen.
1 Schnalle aus Bronze und 1
aus Eisen.
1 Beschlag mit Nieten, und ein
rundgerolltes Blech aus Bronze.
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2 Heftel aus Bronze.
1 Hackenfibel aus
Eisen.
15 Spindelsteine aus Thon, und 5 aus
Sandstein.
9 vollständige Urnen verschiedener
Größe und mehre Urnenscherben mit Verzierungen.
II. Aus dem Mittelalter.
1 Streitbeil aus Eisen, mit Spuren von
Reliefverzierungen und Vergoldung.
1 kurzes
breites Schwert, eine lange Schwertklinge und der
Griff mit einem Theile der Klinge des Schwertes aus
Eisen.
1 eisernes, mit einer pechartigen Masse
überzogenes beilförmiges Instrument mit einem
eisernen Stiel aus einem Stücke.
1 Dolch mit
hölzernem Griff.
1 Armbrust mit gravirtem
Elfenbein ausgelegt.
3 zum Theil zerbrochene
Lanzenspitzen.
7 Pfeilspitzen.
1
Dolchmesser mit hölzernem Griffe.
1 gerades
Jagdmesser.
1 großes Messer, gleichfalls mit
hölzernem Griffe.
1 Axt.
1 Geräth, den
alten Frameen mit Schaftloch ähnlich.
1 großes
gabelförmiges Werkzeug.
1 gekrümmtes
sägenartiges Werkzeug.
1 vergoldeter Sporn aus
Messing mit Reliefverzierungen.
3 Hufeisen von
verschiedener Größe.
3 Schlüssel.
1
Schnalle aus Zinn mit eiserner Zunge.
1 Gußform
zu einem Gürtelbuckel.
1 bronzener Grapen.
1 ein Henkelkrug aus blaugrauem Thon, und mehre
Bruchstücke von ähnlichen Krügen und Töpfen.
2
Ofenkacheln mit Reliefbildern und Inschrift.
Bruchstücke von Ziegeln.
1 Kamm aus
Knochen.
Zu der Sammlung von Waffen und
Geräthschaften außer=europäischer Völker zum Zwecke
der Vergleichung mit unsern einheimischen
Alterthümern ward in diesem Jahre ein kleines Beil
aus Nephat, in Knochen eingelassen und mit
knöchernem Stiel, von den Sandwichinseln erworben.
Schwerin, den 1. Juli 1848.
W. G. Beyer, Dr. Archiv=Secretair.
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Beil. C.
Bericht über die Münz=Sammlung.
In dem verflossenen Jahre sind der Münz=Sammlung 119 Stücke zugekommen; ihr wurden bis jetzt 578 Bracteaten, 28 goldne, 3373 silberne, 909 kupferne zweiseitige Münzen und 184 Medaillen und Schaumünzen zu Theil, im Ganzen, die zahlreich vorgekommenen Dubletten, von denen mehrere zum Austausch verwandt sind, mit eingerechnet, 5072 Stücke. - Angekauft wurden in diesem Jahre außer den neuesten Meklenburger Münzen nur wenige; unter ihnen war ein schöner Sachsen=Gothaischer halber Thaler der Herzoge Johann Casimir und Johann Ernst von 1610, dem ganzen Thaler bei v. Madai II. p. 3949 entsprechend.
Als Geschenke empfing die Sammlung 102 Stücke. Herr Bibliothekar Dr. Schönemann in Wolfenbüttel sandte zu den von ihm früher schon geschenkten Bracteaten der ältesten Anhalt'schen Fürsten noch 15 theils ganze, theils durchschnittene Exemplare und außerdem mehrere neue Silber= und Kupfermünzen. Einzelne Münzen wurden von den Herren Klosterhauptmann v. Bork und Felix v. Bork in Malchow, Pastor Simonis zu Gorlosen, Beneke in Hamburg, Manecke auf Vogelsang (Seeländische Thaler von 1621. v. Madai II. p. 4733), Pastor Vortisch in Satow (Französische 15 Sols von 1793, Appel II., 617, n. 10.), Klosterhauptmann B. Lefort in Dobbertin, Stadtbuchhalter Scheel in Güstrow geschenkt. Die Herren Seidel in Bützow, Dabel zu Hof Retzow, Advocat Hobein zu Schwerin übersandten im Lande gefundene Münzen, größtentheils aus dem 17. Jahrhundert. Hr. Hofrath Engel in Röbel theilt dem Verein zwei im Fundamente des Dominikanerklosters gefundene silberne Scherfe mit, die dem 14. Jahrhunderte angehören und von denen die meklenburgischen verhältnißmäßig am seltensten sind; 2 alte deutsche Denare mit Sancta Colonia, bei Vietlübbe gefunden, sandte Herr Pastor Ritter. Herr Westermann in Bielefeld schenkte ein von Wallenstein geschlagenes 3 Kreuzerstück von 1630 (Evers II. p. 123) und einen seltenen Wismar'schen Viertelpfennig aus dem 14. Jahrhundert, (Evers 487.). Herr Baron Maltzan=Peutsch vermehrte die Sammlung mit mehreren neueren Mecklenburgischen Münzen und mit 16 Römermünzen der Kaiser des 3. und 4. Jahrhunderts (Claudius, Gallienus, Victorinus, Constantinus, Constantius, Valentinianus), welche, wenn auch nicht in Meklenburg, doch in Deutschland gefunden sind.
Demern, den 10. Juli 1848.
G. M. C. Masch.
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Verzeichniß
der in dem Vereinsjahre 1847/48 erworbenen Bücher, wissenschaftlich geordnet.
I. Allgemeine und classische Alterthumskunde.
(Vergl. unten: die Niederlande.)
Nr.
II. Münz= und Wappenkunde.
III. Sprachkunde.
IV. Kunst= und Literaturgeschichte.
(Vergl. unten: die Schweiz, Baden und
Würtemberg u. a. m.)
Seite 26 |
von Fürsten und Gelehrten aus der Reformations=Geschichte. Herausgeg. von Ch. v. Mechel. Berlin 1814. Gr. pol.
V. Sammelwerke; allgemeine Geschichte und Biographie.
Seite 27 |
VI. Russische Ostseeländer. Dänemark.
VII. Die Schweiz, Tyrol und Krain.
VIII. Die Niederlande.
Seite 28 |
Frisiaca. Leowardiae 1847. 8. (Nr. 38 -46 herausgeg. und geschenkt von der Gesellschaft für friesische Geschichts=, Alterthums= und Sprachkunde zu Leuwarden.)
IX. Allgemeine deutsche Geschichte und Alterthumskunde.
X. Baden und Würtemberg.
Seite 29 |
XI. Baiern.
Seite 30 |
Aschaffenburg. Bd. IX. Heft 3. Nebst dem 17ten Jahresberichte des Vereins. Würzburg 1847, 48. 8.
XII. Hessen und der Mittelrhein.
XIII. Schlesien, Sachsen und Thüringen.
Seite 31 |
Gesellschaft für vaterländische Cultur im J. 1846. Breslau 1847. 4. (Geschenk der Gesellschaft.)
XIV. Westphalen und Niedersachsen.
Seite 32 |
Braunschweig 1831. 8. (Nr. 97-99 Geschenke des Hrn. Bibliothekars Dr. Schönemann zu Wolfenbüttel.)
XV. Preußen und Pommern.
Seite 33 |
XVI. Hamburg und Lübeck; Schleswig=Holstein.
XVII. Meklenburgica.
Seite 34 |
Assur. Jahrg. I. Schwerin 1847. 8. (Geschenk des Hrn. Herausgebers.)
Schwerin, den 1. Juli 1848.
A. F. W. Glöckler,
als Bibliothekar.