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Die Glocken der Kirche zu Doberan.

Die Glocken der Kirche zu Doberan haben Einfluß auf die Geschichte des Baues dieser merkwürdigen Kirche; in Jahrb. IX, S. 415 ist bei der Geschichte der Kirche die Glockeninschrift schon berührt, jedoch nicht nach eigener Ansicht mitgetheilt. Der doberaner Prediger Röper sagt in seiner Geschichte von Doberan, 1808, S. 89: "1301 den 1. December ward die erste Thurm=Glocke gegossen, mit der Aufschrift: En ego campana" u. s. w., und S. 91: "1390 ist die Stundenglocke der Kirche aufgestellt worden." Da ich dieser Nachricht nicht trauete, so bestieg ich im Frühling des J. 1846 selbst den Thurm, um die Inschriften neu aufzunehmen, und gebe hier die Resultate, mit Berücksichtigung der Nachrichten des doberaner Predigers M. Peter Eddelin (1625 - 1676). welche in Schröder Wismar. Erstlingen S. 402 flgd. gedruckt sind.

Im Thurme hängt nur Eine Glocke; diese hat weiter keine Verzierungen, als die Inschrift in zwei Zeilen:

Inschrift

d. i.

Inschriftskreuz Anno domini MCCCI fusa est haec campana kalendis Decembris
Inschriftskreuz sub domino Johanne abbate Melvingo
( Inschriftskreuz Im J. des Herrn 1301 ist diese Glocke gegossen am 1. December
Inschriftskreuz unter dem Herrn Abt Johann von Elbing).

Die Form Melvingo bedeutet ohne Zweifel: Elbing; auf Siegeln kommt die Form: Elvigge vor und auf Münzen die Form: Elvin. (vgl. Voßberg Münzen und Siegel der preuß. Städte S. 48 - 49). Das M vor Elbingo ist vielleicht aus der niederdeutschen Form: van dem Elbing entstanden. Die Lesart: de Melonigio, welche Schröder Wismar. Erst. S. 402 hat, ist also falsch, wie schon Jahrb. IX, S. 415 angedeutet ist, da nach Jahrb. IX, S. 438, Jo=

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hann von Elbing um 1301 eine kurze Zeit Abt des Klosters war, aber bald resignirte; denn in einer doberaner Urkunde vom J. 1336 heißt er: "Johannes de Elbingho monachus, quondam abbas."

Eine zweite Glocke auf dem Thurme, welche im J. 1638 (nach Schröder a. a. O. S. 403) von den Schweden heruntergeworfen und eingeschmolzen ward, hatte die Inschrift:

En ego campana nunquam denuncio vana.
Laudo deum verum, plebem voco, congrego clerum.

Röper hat also die Glocke nicht gesehen und die Inschriften beider Glocken zusammengeworfen.

Die Stundenglocke, welche am westlichen Kirchengiebel vor der Uhr hängt, hatte (nach Schröder a. a. O. S. 403) die Inschrift:

Anno domini MCCCXC in vigilia Simonis et Jude. Benedictus qui venit in nomine domini.

Diese Glocke ist unter dem Großherzoge Friederich Franz I. eingeschmolzen und unter demselben Fürsten noch ein Mal durch eine neue ersetzt worden.

G. C. F. Lisch.