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II.

Meklenburgs deutsche Colonisation

im 12. und 13. Jahrhundert,

von

F. Boll
zu Neu=Brandenburg.


T hatsache ist es, daß, nachdem im Laufe des 12. Jahrhunderts in den slavischen Ostseeländern (Meklenburg und Pommern) das Heidenthum, theils durch freiwillige Bekehrung zum Christenthume, theils mit Gewalt war ausgerottet worden, in einem verhältnißmäßig kurzen Zeitraume das Slaventhum dem deutschen Wesen weichen mußte, so daß schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts diese Länder als völlig germanisirt zu betrachten waren; nur in kleineren Bezirken, wo eine isolirte Lage sie begünstigte, erhielten sich noch Jahrhunderte hindurch Slaven mit ihrer angestammten Sprache. Jener schnelle Uebergang vom Slaventhume zum Deutschthume ist allerdings eine sehr auffallende Erscheinung, wenn man erwägt, daß derselbe in Ländern statt hatte, wo nicht etwa, wie in den anstoßenden Marken, ein deutsches Fürstengeschlecht, von deutschen Dienstmannen umgeben, der bezwungenen slavischen Bevölkerung deutsche Sprache, Sitte und Recht einpflanzte, sondern wo Landesherren aus slavischem Stamme blieben und noch Jahrhunderte lang vorzugsweise den Titel "Fürsten der Slaven" führten. Man hat diese Erscheinung zum Theil durch sehr gewagte Hyothesen zu erklären versucht. Die vorliegende Abhandlung will diese nicht etwa widerlegen, sondern läßt sie gänzlich bei Seite gestellt; sie will nur dasjenige sammeln, was gleichzeitige Chronisten und gleichzeitige Urkunden zur Aufhellung dieser Thatsache an die Hand geben, und überläßt es dem Leser, zu beurtheilen, ob das Beigebrachte zur Aufklärung derselben genüge, oder ob man darüber hinaus zu anderweitigen Hypothesen seine Zuflucht nehmen müsse. Wenn sich aber diese Abhandlung zunächst auf Meklenburg beschränkt, so ist die

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Ursache davon diese, daß die pommerschen Geschichtsforscher, welche gegenwärtig die Actenstücke zu dieser Untersuchung im Codex Pomeraniae mit großer Sorgfalt sammeln, bis jetzt noch nicht zu dem eigentlich entscheidenden Zeitabschnitte vorgeschritten sind. Meklenburg dagegen entbehrt zwar leider einer solchen Urkunden=Sammlung, doch haben wir es dem unermüdlichen Eifer unseres Lisch zu danken, daß gegenwärtig gewiß nur wenige Urkunden, welche für Meklenburg in Bezug auf die vorliegende Untersuchung von wesentlichem Einflusse sein könnten, noch nicht veröffentlicht sind. Das Land Stargard habe ich für diese Untersuchung von Meklenburg ausgeschlossen, weil dasselbe während des entscheidenden Zeitabschnittes zur Mark Brandenburg gehörte und unstreitig von hier aus seine Germanisirung erfolgt ist; dagegen habe ich von Pommern das Land Tribsees oder das sogenannte Festland Rügen mit herangezogen, weil es einen Bestandtheil des schweriner Bisthums ausmachte, und grade dieses, wie der Verfolg zeigen wird, für die rasche Ausbreitung der Deutschen im Wendenlande von überwiegendem Einflusse gewesen ist. Eingehen in oft an und für sich unbedeutende Einzelnheiten wird sich übrigens nicht vermeiden lassen, weil nur auf diesem Wege allein die Aufklärung und Feststellung einer auch in allgemeinerer Beziehung wichtigen Thatsache sich gewinnen läßt.


Jahrhunderte lang schon währte der Kampf zwischen Wenden und Sachsen, ohne daß diese den ersteren mehr als eine höchst unsichere Zinspflichtigkeit hätten aufzwingen können; das ihnen zu wiederholten Malen aufgenöthigte Christenthum hatten die Wenden stets wieder abgeschüttelt. Erst das 12. Jahrhundert brachte die beiden Männer hervor, welche von der Vorsehung bestimmt waren, das Heidenthum bei den Slaven zwischen Elbe und Oder mit Gewalt auszutilgen, während bei den Pommern die durch den frommen Bischof Otto von Bamberg ausgestreute friedliche Saat, wenn auch nur langsam, ihre Früchte trug. Der letzte Sachsenherzog aus Hermann Billungs Stamm war im Jahre 1106 gestorben. Von seinen beiden Töchtern entsproßten die Bezwinger der Slaven: Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg, war sein Enkel, und Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen, sein Urenkel. Dieser war noch ein Knabe, als sein Vater starb, dem Conrad von Hohenstaufen in Gemeinschaft mit Albrecht dem Bären eben eines seiner beiden Herzogthümer (Baiern und Sachsen) entreißen wollte. Auf dem Reichstage zu Frankfurt, Pfingsten 1142, ward endlich der Streit geschlichtet: Heinrichs Mutter vermählte sich wieder mit dem Bruder des Königs, dem Markgrafen

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von Oestreich, und brachte diesem das Herzogthum Baiern zu, der junge Heinrich mußte sich mit Sachsen begnügen. Um diese Zeit begann das Eindringen deutscher Colonisten ins Wendenland. Helmold in seiner Slavenchronik ist ein gleichzeitiger und sehr genauer Berichterstatter über diese Vorgänge; folgen wir daher zunächst lediglich seinen Angaben.

Das jetzige Holstein und Lauenburg war damals schon dem größeren Theile nach von Deutschen besessen; nur die fruchtbaren östlichen Landschaften (Wagrien und Polabien) hatten noch Slaven inne. Heinrichs Mutter, als sie noch für ihren Sohn das Regiment führte, hatte Wagrien, weil sie dem Grafen Adolph von Holstein nicht wohl wollte, für Geld an Heinrich von Badewide überlassen; darüber war zwischen beiden ein erbitterter Kampf entbrannt. Nachdem aber Heinrich der Löwe die Verwaltung selbst übernommen, hatte er die Streitenden dahin verglichen, daß Wagrien an Adolph zurückkam, Heinrich von Badewide aber Polabien als Grafschaft abgetreten erhielt. Weil aber Wagrien durch den Krieg sehr entvölkert war, rief Adolph deutsche Colonisten ins Land: die Gegend von Segeberg und um die Trave ward mit Holsteinern, der darguner Gau mit Westphalen, der eutinische mit Holländern und die Gegend von Süsel mit Friesen besetzt; die Slaven aber behielten die Gegend von Oldenburg und Lütkenburg, so wie den Strich an der Meeresküste (Helmold I, 57). Seitdem schritt die deutsche Colonisation im Wendenlande allmälig immer weiter nach Osten vor.

Die nächsten Jahre stand Graf Adolph in gutem Vernehmen mit seinem Nachbarfürsten, dem Obotriten Niklot, und die deutschen Colonien in Wagrien, von den Slaven nicht beunruhigt, begannen aufzublühen. Als aber im Jahre 1147 die sächsischen Fürsten durch Bernhard von Clairvaux zu einem Kreuzzuge gegen die Wenden sich hatten bestimmen lassen, und nun Graf Adolph sich weigerte, dem Niklot gegen das heranziehende Heer der Kreuzfahrer Beistand zu leisten, ergrimmte Niklot, fiel in Wagrien ein und verwüstete die Colonien der Westphalen und Holländer gänzlich; die Holsteiner verschonte er, die Friesen widerstanden ihm tapfer. Die Anstrengungen des Kreuzheeres, das nunmehr ins Wendenland eindrang, hatten übrigens bekanntermaßen keinen großen Erfolg. Man begnügte sich damit, daß die Slaven sich die Taufe gefallen ließen; als das Kreuzheer ihr Land wieder verlassen hatte, kehrten sie alsbald zum alten Heidenthume zurück, Niklot aber söhnte sich mit dem Grafen Adolph wieder aus. Erzbischof Hartwig von Hamburg faßte indeß jetzt den Plan, im Slavenlande drei ihm untergebene Bisthümer, zu Oldenburg, zu Ratzeburg und zu Meklenburg, einzurichten.

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Inzwischen starb Conrad von Hohenstaufen, im Jahre 1152, und sein Brudersohn, Friedrich Rothbart, folgte ihm auf dem deutschen Königsthrone. Mit diesem stand Herzog Heinrich auf dem besten Fuße, seitdem er in Italien Friedrich wesentliche Dienste geleistet hatte: Friedrich gab ihm nicht nur das Herzogthum Baiern zurück, sondern - ein ganz ungewöhnlicher Fall - verlieh ihm auch das Ehrenrecht der Investitur über die drei slavischen Bisthümer. Zu Oldenburg in Wagrien war bereits das seit 84 Jahren durch die Slaven verwüstete Bisthum wieder hergestellt; im Polabenlande ward jetzt zu Ratzeburg Evermod als Bischof eingesetzt. Bischof Gerold von Oldenburg aber erhielt um diese Zeit (1156) vom Grafen Adolph die Erlaubniß, zu Oldenburg eine sächsische Colonie einzuführen, "und die Slaven wichen zurück, die in den umliegenden Ortschaften wohnten, und Sachsen kamen und wohnten daselbst, und der Slaven wurden allmälig wenige im Lande 1 )."

Herzog Heinrich folgte dem Kaiser im Jahre 1159 abermals nach Italien, nachdem er den Slaven zuvor geboten, Frieden mit den Dänen zu halten und keinen Seeraub gegen ihre Inseln zu üben. Das hatten die Slaven nicht gehalten. Als nun der Herzog im Jahre 1160 aus Italien heimgekehrt war, zog er um die Erntezeit in ihr Land, um ihren Ungehorsam zu züchtigen. Niklot fiel, seine Söhne flohen, der Herzog verheerte das ganze Land. Zuletzt, als Niklots Söhne, Wartislav und Pribislav, des Herzogs Gnade suchten, gab er ihnen zwar den östlichen Theil (Kyssin und Werle) zurück, das Obotritenland aber vertheilte er an seine Hauptleute. Zu Kuscin (Parchim) setzte er den Vogt von Braunschweig, Ludolf, ein; Malchow gab er an Ludolf von Peina, Schwerin und Ilow an Günzel von Hagen; in Meklenburg bestellte er Heinrich von Schaten, der alsbald das Land mit Colonisten aus Flandern besetzte. Zum Bischofe des Obotritenlandes bestimmte er den Berno. "Der Herzog aber befahl den Slaven, die im Lande der Wagrier, der Polaben, der Obotriten und Kyssiner zurückgeblieben waren, daß sie die bischöflichen Abgaben leisten sollten, die bei den Polen und Pommern bezahlt werden, das ist vom Pfluge drei Scheffel Roggen und zwölf Pfennige der gangbaren Münze. Der Scheffel der Slaven aber wird in ihrer Sprache Kuritze genannt, und zu einem slavischen Pfluge gehören zwei Ochsen und eben so viel Pferde. Die Zehnten aber mehrten sich im Lande der Slaven, weil dorthin aus ihren Ländern deutsche Leute zusammenströmten, um das geräumige Land zu bauen, das fruchtbar an Getreide


1) Helmold I, 83: defeceruntque Slavi paulatim in terra.
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ist, bequem durch Reichthum an Weiden, und Ueberfluß an Fischen, Fleisch und allerlei Gütern hat" (Helmold I, 87). Bald darauf berichtet Helmold weiter: "In jenen Tagen war Friede durch ganz Slavien, und die Festen, welche der Herzog durch Kriegsrecht im Obotritenlande in Besitz genommen hatte, begannen von den Völkern der Ankömmlinge bewohnt zu werden, die in das Land gezogen waren, um es zu besitzen; der Vorgesetzte dieses Landes war Günzel, ein tapferer Mann und Freund des Herzogs. Aber Graf Heinrich von Ratzeburg, welches im Polabenlande liegt, führte eine Menge Volks aus Westphalen herbei, damit sie das Land der Polaben anbauten, und theilte ihnen das Land mit dem Meßseile zu; und sie bauten Kirchen und leisteten den Zehnten von ihren Früchten zum Dienste des Hauses Gottes. Und das Werk Gottes ward zu den Zeiten Heinrichs im Lande der Polaben gepflanzt, aber zu den Zeiten seines Sohnes Bernhard ward es völliger ausgeführt" (Helmold I, 91).

Allein die Ruhe war nicht von langer Dauer. Die Söhne Niklots, nicht zufrieden mit dem Lande der Kissiner und Circipaner, trachteten das Obotritenland wieder zu gewinnen. Günzel von Schwerin setzte den Herzog von ihren Plänen in Kenntniß, und dieser kam zu Anfange des Jahres 1163 mit starker Heeresmacht in ihr Land, belagerte Werle und zwang Wartislav, der es vertheidigte, mit vielen edlen Slaven sich zu ergeben. In Werle setzte der Herzog den betagten Bruder Niklots, Lubemar, ein, und führte Wartislav gefangen mit nach Braunschweig; Pribislav aber suchte durch Unterhandlungen den Herzog wieder zu versöhnen.

Da ließ der gefangene Wartislav durch heimliche Botschaft den Bruder zu den Waffen mahnen. Wie sie einst, als ihr Vater zu Lüneburg gefangen saß und Bitten und Gelderbietungen vergebens gewesen, ihn dadurch befreit hätten, daß sie zu den Waffen griffen: so solle er jetzt für ihn thun. Pribislav, als er das vernommen, sammelte heimlich seine Schaaren, erschien vor Meklenburg, dessen Befehlhaber grade abwesend war, erstürmte die Feste, erschlug die flamländischen Männer, die sie inne hatten, und führte Weiber und Kinder gefangen fort. Das geschah am 16. Febr. des Jahres 1164. Dann zogen die Slaven vor Ilow, aber Graf Günzel wies ihren Angriff tapfer zurück. Glücklicher war Pribislav vor Malchow, dessen Mannschaft für freien Abzug die Feste übergab.

Der Herzog entbrannte in Zorn. Bei Malchow - hier ward Wartislav gehenkt - vereinigte er sich mit dem Markgrafen Albrecht; auch König Waldemar war übers Meer zur Bestrafung der Slaven entboten. Voraus hatte der Herzog den

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Grafen Adolph von Holstein, den Grafen Günzel, den Grafen Reinhold von Diethmarsen und den Grafen Christian von Oldenburg gesandt. Diese lagerten bei Verchen am Kummerower See, als die Slaven unter Pribislav und den Pommernherzogen Boguslav und Kasimir beim Grauen des Tages das Lager überfielen. Graf Adolph und Graf Reinhold wurden mit vielen Tapfern erschlagen; aber Günzel und Heinrich sammelten ihre Schaaren, stritten männlich und gewannen das Lager wieder; 2500 Slaven wurden erschlagen, die übrigen flohen. Demmin zündeten sie selbst an und entwichen tiefer in Pommern. Der Herzog folgte ihnen; auch König Waldemar vereinigte jetzt seine Krieger mit ihnen; bis zum Kloster Stolp an der Pene drangen sie vor. Da kamen Boten, daß eine Gesandtschaft des griechischen Kaisers in Braunschweig angelangt sei, und der Herzog kehrte heim. "Sonst würde er wegen des unglücklichen Todes des Grafen (Adolph) seine Kriegsmacht zusammengerufen und die ganze Kraft der Slaven bis zum Ende vertilgt haben, und dem Lande der Pommern gethan, wie er dem Obotritenlande gethan hatte. Das ganze Land der Obotriten und die benachbarten Gegenden, die zum Reiche der Obotriten gehören, waren durch die beständigen Kriege, zumeist aber durch diesen letzten, gänzlich zu einer Einöde gemacht, indem Gott Gnade gab und die Rechte des frommen Herzogs stärkte. Wenn einige letzte Reste von Slaven noch übrig geblieben waren, so wurden sie wegen Mangel an Getreide und Verwüstung der Aecker von so großer Hungersnoth geplagt, daß sie sich gezwungen sahen, schaarenweise zu den Pommern und zu den Dänen zu flüchten, die sich ihrer nicht erbarmten, sondern sie an die Polen, Sorben und Böhmen verkauften 1 )."

Pribislav, aus dem väterlichen Erbe gänzlich vertrieben, baute zwar, in Gemeinschaft mit Boguslav und Kasimar die Feste Demmin wieder, und that von dort häufige Streifen ins Obotritenland. Aber Günzel von Schwerin und Bernhard von Ratzeburg waren auf ihrer Hut; in den häufigen Kämpfen verlor Pribislav so viel an Kriegern und Pferden, daß er endlich nichts mehr unternehmen konnte. Auch wurden die Pommernherzoge der Sache überdrüssig, und so mußte denn Pribislav alle Hoffnung aufgeben, jemals von seinem väterlichen Erbtheile etwas wieder zu gewinnen. Da änderte sich plötzlich die Lage der Dinge


1) Helmold II, 5: Si quae Slavorum extremae remanserant reliquiae, propter annonae penuriam et agrorum desolationes tanta inedia confecti sunt, ut congregatim ad Pomeranos sive ad Danos confugere cogerentur, quos illi nihil miserantes Polonis, Sorabis atque Boemis vendiderunt.
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zu seinen Gunsten. Viele sächsische Fürsten, der Erzbischof von Magdeburg und der Bischof von Hildesheim an ihrer Spitze, hatten sich gegen Heinrich den Löwen verbunden; ihm drohete ein heißer Kampf. "Da nahm der Herzog, nachdem er mit seinen Getreuen deshalb Rath gepflogen (wahrscheinlich im Frühjahre 1167), den Fürsten der Slaven, Pribislav, den er, wie oben berichtet, durch viele Kämpfe aus dem Lande vertrieben, wieder zu Gnaden an und gab ihm das ganze Erbe seines Vaters zurück, nämlich das Land der Obotriten, außer Schwerin und dem, was dazu gehört" (Helmold II, 7).

Pribislav leistete Bürgschaft für seine Treue und legte auch im folgenden Jahre schon einen Beweis seines Gehorsams gegen die Befehle des Herzogs dadurch ab, daß er auf sein Geheiß mit Boguslav und Kasimar in Gemeinschaft den Bischof Berno nach Rügen begleitete, um König Waldemar und Bischof Absalon bei der Unterwerfung und Bekehrung der Insel zu unterstützen. Endlich zum Schluß berichtet Helmold: "Das ganze Land der Slaven, das von der Eider anhebt (welche die Grenze des Dänenreichs ist) und zwischen dem baltischen Meere und der Elbe sich erstreckt, in weiter Ausdehnung bis nach Schwerin, einst durch Hinterhalte furchtbar und fast verödet, ist jetzt durch Gottes Hülfe gleichsam in eine einzige Colonie der Sachsen verwandelt; es werden dort Städte und Ortschaften aufgebaut und es mehren sich die Kirchen und die Zahl der Diener Christi. Auch Pribislav hat seine hartnäckige Empörungssucht abgelegt, weil er weiß, daß es ihm nichts fruchtet, wider den Stachel zu lecken; er sitzt ruhig und zufrieden mit dem ihm überlassenen Theile der Herrschaft, und hat die Schlösser Meklenburg, Ilow und Rostock aufgebaut und in ihren Grenzen die Völker der Slaven eingesetzt. Und weil Räuber unter den Slaven die Deutschen beunruhigten, welche Schwerin und seine Grenzen bewohnen, hat Günzel, der Befehlhaber des Schlosses, ein tapferer Mann und Dienstmann des Herzogs, den Seinigen befohlen, daß, wenn sie Slaven finden, die auf Abwegen umherstreifen, wofür der Anlaß nicht einleuchtend ist, man sie fangen und sofort aufhängen soll: so sind den Slaven ihre Diebereien und Räubereien gelegt."

Hiemit schließt im Jahre 1170 oder 1171 - das Jahr ist nicht entschieden - Helmolds treffliche Slavenchronik. Sie zeigt uns, wie von den slavischen Landen der westliche Theil, Wagrien, Polabien (Ratzeburg), und vom Obotritenlande die Grafschaft Schwerin in durch deutsche Colonisten angebauete Länder übergegangen waren. Für das übrige Obotritenland und die ostwärts anstoßenden Landschaften dagegen weiset sie dieses kei=

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neswegs nach, vielmehr erscheinen diese beim Schlusse seines Werks noch im ausschließlichen Besitze slavischer Herren und einer slavischen Bevölkerung. Wir haben zwar eine ziemlich umfangreiche Fortsetzung seiner Slavenchronik durch Arnold von Lübeck bis zum Jahre 1209. Wie aber dieser seinen Vorgänger überhaupt nicht erreicht, so hat er insbesondere dem wichtigen Gegenstande, um den es sich hier handelt, der fortschreitenden deutschen Colonisation des Wendenlandes, gar keine Aufmerksamkeit geschenkt; er gedenkt ihrer auch nicht mit einem Worte. Wir sind daher von jetzt an lediglich auf die in Urkunden sich darbietenden Spuren derselben gewiesen.

Aus Helmolds voraufgeschickter Darstellung geht als nicht zu bezweifelnde Thatsache hervor, daß auch derjenige Theil des Wendenlandes, der noch im Besitze seiner slavischen Herren und ihrer slavischen Vasallen verblieben war, nur eine sehr spärliche Bevölkerung besaß: Krieg, und zwar Vertilgungskrieg, Hunger und Seuchen hatten furchtbar unter der unterlegenen Nation aufgeräumt. Nicht allein Helmold schildert das Slavenland als durchaus verwüstet und menschenleer, sondern auch Herzog Heinrich selbst, der wohl genau wissen konnte, wie es in diesem Lande, das, wie er es ausdrückt, er mit Schwert und Bogen erobert hatte (quam gladio et arcu nostro conquisivimus), aussah, nennt es in der Bewidmungsurkunde des schweriner Bisthums vom Jahre 1171 einen Ort des Schreckens und wüster Einöde (in loco horroris et vaste solitudinis), eine Bezeichnung, die noch im Jahre 1219 Bischof Brunward von Schwerin ausdrücklich wiederholt (hec terra horroris et vaste solitudinis). Die mangelnde Bevölkerung durch herbeigerufene Colonisten wieder zu ersetzen, war also eine sehr nahe liegende Maaßregel, zumal da die westwärts anstoßenden Landschaften, die Grafschaften von Ratzeburg und von Schwerin, durch deutsche Anbauer theils schon wieder bevölkert, theils noch in Colonisation begriffen waren. Denn allerdings waren auch in diesen Landestheilen noch mancher Orten Slaven unter den deutschen Einwanderern sitzen geblieben, und keineswegs ist es wohl ausschließlich zu verstehen, was Helmold von der Einwanderung der Deutschen in diese Gegenden berichtet.

Vorzüglich aber war es in diesen Landen die Geistlichkeit, welche doppelt Ursache hatte, die Einwanderung deutscher Colonisten und die Verdrängung der Slaven durch dieselben in jeder Weise zu begünstigen und zu betreiben. Schon ihre eigene Sicherheit erforderte es, in einem Lande, dessen alte Bewohner so lange und so hartnäckig der Einführung des Christenthums Widerstand geleistet hatten, eine deutsche Bevölkerung herbei zu ziehen,

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um dadurch der jungen Kirche und sich selbst Schutz und Halt zu geben. Aber auch der weltliche Vortheil kam dabei in nicht mindere Berücksichtigung. Die deutschen Einwanderer leisteten der Kirche den Zehnten; für die Slaven aber hatte Herzog Heinrich nur den bei den Polen und Pommern üblichen Bischofszins festgesetzt, nämlich vom slavischen Haken 3 Scheffel Roggen und 12 Pfennige gangbarer Münze. Der Zehnte der Deutschen übertraf, die slavische Hufe zu 45 Scheffel Aussaat gerechnet, den Bischofszins der Slaven wenigstens um das Doppelte des Werthes. Dieser große Gewinn, welchen die deutsche Bevölkerung bot, bewog die Geistlichkeit gewiß nicht weniger, als jene erste Rücksicht, die Einführung deutscher Colonisten möglichst zu betreiben, ja die slavische Bevölkerung theilweise mit Gewalt auszutreiben und durch deutsche Einwanderer zu ersetzen, und die weltlichen Herren, welche zum Theil die Zehntenhebung, um der Kirche Schutz zu gewähren, von ihr zu Lehn empfingen, boten ihr bereitwillig dazu die Hand.

Zunächst wollen wir nach Urkunden untersuchen, wie diese Verhältnisse im ratzeburger Kirchensprengel sich gestalteten. Dieser begriff das jetzige Sachsen=Lauenburg mit den Vierlanden, von Meklenburg den Klützer Ort, einen großen Theil der Herrschaft Wismar und die Aemter Grevismühlen, Rehna, Gadebusch, Zarrentin, Wittenburg, Boitzenburg, Hagenow, Toddin, einen Theil von Grabow. Eldena und Dömitz, nebst dem hannöverschen Amte Neuhaus: er stand unter der weltlichen Herrschaft des Sachsenherzogs, des ratzeburger Grafen, des Obotritenfürsten, des Grafen von Schwerin und des Grafen von Danneberg über der Elbe.

Wir würden für die gewaltsame Austreibung der Slaven in diesem Sprengel ein sehr frühes Zeugniß haben, wenn die sogenannte Stiftungsurkunde dieses Bisthumes durch Herzog Heinrich vom Jahre 1158 (Diplomat. Ratzeb. Nr. 5, in Westphalen monum. inedit. T. II) ächt wäre, denn schon hier wird der Fall gesetzt: "Nachdem aber durch Austreibung der Slaven das Land wird zehntenpflichtig gemacht sein, soll der gesammte Zehnte dem Bischofe zustehen". Allein diese Urkunde ist eben so wohl ein Werk des Betruges, als das zweite Exemplar der Bewidmungsurkunde des schweriner Bisthumes vom Jahre 1171, und es nimmt mich Wunder, daß dieses nicht schon längst entschieden anerkannt worden ist. Die Verfälschung ist trotz des Siegels, das sie trägt, nur zu handgreiflich: unter den Zeugen erscheinen Gerold, Bischof von Lübeck, und Berno, Bischof von Schwerin, und doch ward erst etwa zwei Jahre später das oldenburger Bisthum nach Lübeck,

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und beinahe zehn Jahre später das meklenburger nach Schwerin verlegt 1 ). Auch der Inhalt selbst verräth die Fälschung deutlich; es heißt darin: "der Zins der Slaven durch alle Grenzen dieser drei Bisthümer (und doch ist nirgends vorher von diesen drei Bisthümern die Rede gewesen!) soll vom Haken sein 3 Maaß Roggen, das Kuritz genannt wird, 1 Schilling, 1 Topp Flachs und 1 Huhn". Allein der anfängliche Slavenzins war nur 3 Maaß Roggen und 1 Schilling oder 12 Pfennige vom Haken; 1 Topp Flachs und 1 Huhn sind erst später hinzugekommen Noch in der Urkunde des Herzogs vom Jahre 1169 (Dipomat. Ratzeb. Nr. 12) wird der Slavenzins vom Haken auf 3 Maaß Roggen und 1 Schilling festgesetzt; erst in der Urkunde von 1174 (Diplomat. Ratzeb. Nr. 15) sagt der Herzog mit denselbigen Worten, wie in der unächten Urkunde von 1158 2 ): "der Zins der Slaven durch alle Grenzen dieser drei Bisthümer (hier ist allerdings von den drei Bisthümern zu Ratzeburg, Lübeck und Schwerin vorher die Rede gewesen) soll vom Haken sein 3 Maaß Roggen, das Kuritz genannt wird, 1 Schilling, 1 Topp Flachs und 1 Huhn." Scheint es nicht, als wenn aus dieser Urkunde die fragliche Stelle in jene unächte sei hinübergenommen?

Aber auch diese unächte Urkunde muß als ein Zeugniß für die gewaltsame Austreibung der Slaven im ratzeburger Sprengel gelten, denn der Fälscher würde derselben nicht erwähnt haben, wenn sie nicht wirklich stattgefunden hätte. Wir haben aber auch anderweitige Zeugnisse dafür aus völlig unverdächtigen Ur=


1) Papst Victor in der Confirmation der 3 slavischen Bisthümer an Erzbischof Hartwig vom Jahre 1160 (Diplomat. Ratzeb. Nr. 7) nennt sie Altenburc, Michelenburc et Raceburc; es muß daher eine Verfälschung der Leseart sein, wenn der Erzbischof selbst (ibid. Nr. 6) vom Lübecker, Ratzeburger und Schweriner Bisthume spricht. In Herzog Heinrichs Urkunde von 1162 (ibid. Nr. 8) zeugen Gerold Bischof von Aldenburg und Berno Bischof von Meklenburg: eben so in der Urkunde des Erzbischofs Hartwig von demselben Jahre (ibid. Nr. 9). Erst des Herzogs Heinrich Urkunde von 1167 (ibid. Nr. 11) handelt von der Verlegungg des meklenburger Bisthums nach Schwerin, und es treten unter den Zeugen Conradus Lubecensis episcopus und Berno Zwerinensis episcopus auf.
2) Der Fälscher der Urkunde ist es sich offenbar bewußt, daß er den schon erhöheten Slavenzins statt des ursprünglichen unterschiebe, denn er läßt den Herzog in der Einleitung der Urkunde sagen: Gentes enim paganas nostro ducatui in Saxonia contiguas, Winedos dictas, a priscis temporibus magni Caroli Deo semper et sanctae ecclesiae rebelles et infestas, postquam tandem magno labore fidei Christianae cervices durissimas submiserunt, saepius ad vomitum idololatriae relapsas hereditario jure hucusque a progentoribus nostris in tributum redactas accepimus, ita tamen ut perfidorum servilia colla etiam nostris temporibus ferro conterere crebrius non destiterimus (auch dieses konnte der Herzog im Jahre 1158 noch nicht mit Recht sagen) ac tributum ob ipsorum nequitiam multo super priora adauximus etc.
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kunden. Wahrscheinlich zu Ende der achtziger oder zu Anfang der neunziger Jahre dieses Jahrhunderts 1 ) stellte der ratzeburger Bischof Isfried zu Hagenow eine Urkunde aus: Graf Heinrich von Danneberg habe ihn öfter darum angesprochen, daß er nichts von der ratzeburger Kirche zu Lehn trage, und gebeten, daß ihm von Allem, was im Lande Jabel und Weningen (die Gegend von der Sude abwärts bis zur Elde und Elbe bei Dömitz) angebaut und bewohnt werde, der Zehnte möge gänzlich überlassen werden. "Nun sind wir dahin übereingekommen, daß wir dem Grafen den gesammten Zehnten, mit Ausnahme des Dorfes Malke und seiner Grenzen, im Lande zwischen der Walerow (später: Rögnitz), Elbe und Elde (also dem Lande Weningen) zu Lehn frei zu besitzen verliehen, und zwar solcher Gestalt, daß, so lange die Slaven dieses Land baueten, der ratzeburger Bischof unverkürzt über alle Slaven seines slavischen Rechtes genieße, wie es in den Privilegien Herrn Heinrichs Herzoges von Sachsen durch das ganze Bisthum über die Slaven ausgesprochen gefunden wird; wenn aber in dieses Land deutsche Colonisten einzögen und den Zehnten gäben, so solle der genannte Graf seines Lehnes genießen und den Zehnten empfangen. Ueber das Land aber, welches zwischen Sude und Walerow liegt (also das Land Jabel), ist also verordnet, daß der genannte Graf binnen zehn Jahren es zehntpflichtig machen soll; wenn er dieses thut, soll er den halben Zehnten desselben Landes zu Lehn haben, die andere Hälfte aber behalten wir uns und unserer Kirche vor, was derselbe Graf Heinrich bereitwillig angenommen und getreulich zu erfüllen versprochen hat." Auf diese Weise war denn der Landesherr selbst dabei betheiligt, die fraglichen Landschaften möglichst bald zehntpflichtig zu machen, d. h. die slavischen Einwohner auszutreiben und deutsche Colonisten, welche den Zehnten gaben, dafür einzuführen.

Etwa die Dauer eines Menschenalters hindurch lassen uns nun die Urkunden über das Schicksal der ursprünglichen slavischen Bevölkerung im Bisthum Ratzeburg gänzlich im Dunkeln, bis das im J. 1230 verfaßte Zehntenregister desselben 2 ) grade hier


1) Die Urkunde hat keine Jahreszahl; Westphalen giebt sie im ratzeburger Diplomatar zwei Male, unter den Jahren 1183 und 1201. Da der Bischof in der Urkunde erwähnt, daß der danneberger Graf coram domino Henrico Saxonum duce sich dem Bischofe wohlgesinnt bewiesen habe, so gehört sie wahrscheinlich in die Zeit, wo Herzog Heinrich, als der Kaiser ins Morgenland gezogen war, aus seiner zweiten Verbannung zurückkehrte (1189) und mit gewaffneter Hand seine verlornen Länder theilweise wieder eroberte.
2) Arndt im Programme der wailand ratzeburger Domschule von 1833 hat einen diplomatisch getreuen Abdruck gegeben.
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uns ein helleres Licht darüber verbreitet, als in irgend einem der anderen ehemaligen slavischen Ostseeländer über diese Verhältnisse sich uns darbietet. Dieses Zehntenregister zählt die verschiedenen Dorfschaften der Länder Ratzeburg, Wittenburg, Gadebusch, Dartsow, Bresen (die Gegend von Grevismühlen bis Wismar), des Klützer=Orts, der Länder Jabel und Wehningen und des Landes Sadelband (die Aemter Schwarzenbeck und Lauenburg) auf und bemerkt bei jeder Ortschaft, wie viel der Bischof daselbst vom Zehnten zu Lehn ausgethan und wie viel er sich offen (frei) behalten habe. Verhältnißmäßig aber nur von sehr wenigen Dorfschaften wird bemerkt, daß sie von Slaven bewohnt würden und hier kein Lehn sei, weil die Slaven nicht den Zehnten, sondern den sogenannten Bischofszins gaben. Unter 125 Ortschaften des Landes Ratzeburg werden nur vier als von Slaven bewohnte aufgeführt, in denen der Bischof kein Lehn zu vergeben habe 1 ). Zwar werden außerdem noch einige Dörfer durch die Benennung "slavisch" von den gleichnamigen deutschen Dörfern unterschieden; da sie aber dennoch als zehntpflichtig aufgeführt werden, so müssen auch sie bereits in den Besitz der deutschen Anbauer übergegangen sein. Den Beinamen "slavisch" hatten diese Dorfschaften behalten, weil beim Beginnen der deutschen Einwanderung die Slaven, ehe sie gänzlich den Deutschen weichen mußten, in diese Ortschaften sich zurückgezogen hatten, die zur Unterscheidung von dem gleichnamigen deutschen Dorfe diesen Beinamen auch noch behielten, nachdem sie längst von den Slaven gänzlich geräumt waren 2 ). Denn bei denjenigen "slavischen" Dörfern, die zur Zeit der Abfassung des Registers noch wirklich von den Slaven bewohnt wurden, bemerkt es das Register auch ausdrücklich, wie die beiden letzten in Note I. aufgeführten Ortschaften beweisen: "zu Slavisch Parketin sind Slaven" und "zu Slavisch Pogatse sind Slaven." - Von den 93 Ortschaften des Landes Wittenburg werden ebenfalls nur noch vier als von Slaven bewohnte angegeben; aber im Lande Gadebusch kommt kein einziges von Slaven bewohntes Dorf mehr vor. Dagegen im Lande Dartsow heißt es noch wieder: "zu Slavisch Erkense sind Slaven, hier ist kein Lehn," und bei Reinwardsdorf wird bemerkt: "auf denselben Feldern ist ein slavisches Dorf, hier ist kein Lehn." Wieder


1) Villa Elisabet tota sclavica est, nullum beneficium est.
Sciphorst Sclavi sunt, nullum beneficium est.
Ad Slavicum Parketin Sclavi sunt, nullum beneficium est.
Ad Sclavicum Pagatse Sclavi sunt, nullum beneficium est.
2) So unterscheidet man noch heutiges Tages Weningen und Wendisch=Weningen, Priborn und Wendisch=Priborn u. a. m.
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häufiger ist die Erwähnung von Slaven bewohnter Dörfer im Lande Bresen mit 74 Ortschaften; von dem ersten derselben heißt es: "Marmotse ist ein Slavisches Dorf; wann Deutsche werden eingezogen sein, soll Wartus 2 Hufen haben, außer denen der halbe Zehnte dem Bischofe offen ist;" von Barnekow, von Slavisch Krankow, von Moritzdorf, von Clitse, von Zscarbuz, von Hermannsdorf, von Konradsdorf, von Vulnusdorf, von Gozwinsdorf und von Kl.=Warnow wird bemerkt, daß in ihnen Slaven und dort kein Lehn sei. In dem fruchtbaren Klützer=Ort aber kommt kein von Slaven bewohntes Dorf mehr vor. Dann werden die Lehen aufgeführt, welche die danneberger Grafen Heinrich und Bernhard vom Bischofe in Besitz hatten: "In dem Lande, genannt Jabel, das zwischen der Sude und Walerow liegt, wann dieses von Deutschen wird angebaut sein, sollen die Grafen von Danneberg die Hälfte des Zehnten vom ratzeburger Bischofe haben, die andere Hälfte soll dem Bischofe offen bleiben; mittler Zeit aber, während die Slaven noch dort sind, soll der Bischof allein durch dieses ganze Land des slavischen Rechtes genießen, denn die Slaven sollen vom Haken 3 Maaß Roggen, das Kuritz heißt, 1 Topp Flachs, 1 Huhn und 1 Schilling geben; von diesen soll der Pfarrpriester den dritten Scheffel und 2 Pfennige haben 1 ). Im Lande Weningen aber, welches zwischen der Walerow, Elbe und Elde liegt, sollen dieselben Grafen den ganzen Zehnten vom Bischofe haben." Endlich war auch das angrenzende Land Dirtzinke (der Darsing, das jetzige hannöversche Amt Neuhaus) noch von Slaven bewohnt, "wo der ratzeburger Bischof seines slavischen Rechtes genießen soll, wie es oben beschrieben ist."

Auch unter den Enkeln jenes Grafen Heinrich von Danneberg, der sich einst gegen Bischof Isfried verpflichtet hatte, diese Gegend durch Einführung deutscher Colonisten zehntpflichtig zu machen, war es also noch nicht zur Ausführung dieser Maaßregel gekommen. Die Ursache davon ist nicht schwer zu errathen. Der fragliche Landstrich von der Sude herab bis Dömitz ist eine so traurige Sandwüste, daß deutsche Colonisten sich nicht zur Anbauung desselben entschließen konnten. So blieben denn in diesem sandigen Winkel unseres Landes, durch die Unfruchtbarkeit des Bodens geschützt 2 ), die Slaven unangetastet, und erhielten


1) Diese Bestimmung hatte schon Herzog Heinrich in der Urkunde von 1174 getroffen, wo es nach Angabe des Slaven=Zinses weiter heißt: Ex his habebit sacerdos parochialis duos nummos et tertium modium, und gleichlautend in der unächten Urkunde von 1158.
2) Ganz dieselbe Erscheinung bietet der sandigste Theil der Lausitz und Hinterpommerns (Cassubien) dar.
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sich hier einzig und allein in Meklenburg noch Jahrhunderte lang in ihrer Volksthümlichkeit. Noch Marschalk bezeugt im J. 1521 (Annal. Herulor. et Vandalor. I, 4, bei Westphalen I, 175), daß die Bewohner der Jabelhaide 1 ) - so hieß bis zu Ende des 17. Jahrhunderts der Landstrich zwischen Sude und Rögnitz (Meklenb. Jahrb. I, 7) - noch zu seinen Zeiten ihre wendische Sprache und meist auch wendische Gebräuche beibehalten hätten 2 ). Mit ihnen benachbart erhielten sich durch gleich ungünstige Bodenverhältnisse geschützt, am linken Elbufer in den lüneburgischen Aemtern Danneberg und Lüchow, am längsten die Wenden mitten unter den Deutschen: noch im vorigen Jahrhunderte sprachen sie ein verderbtes Wendisch, und Reste dieser Sprache sollen dort noch jetzt vorhanden sein 3 ).

Wenden wir nun unsere Betrachtung zu dem eigentlichen Slavenlande, demjenigen Theile Meklenburgs, der durch Herzog Heinrichs von den Umständen gebotenen Entschluß unter die Herrschaft seines angestammten Fürsten zurückgekehrt war: so war zwar mit Pribislav der nach so langen blutigen Kämpfen noch übrige Rest der alten slavischen Bevölkerung in seine frühere Heimath zurückgekehrt; aber eben die so sehr geschmolzene Zahl des slavischen Volksstammes führte hier, wenn auch allmähliger, zu denselben Resultaten, wie sie der westliche Theil des alten Wendenlandes uns bereits gezeigt hat. Die Bevölkerung Slaviens war auch wohl schon früher, ehe die letzte traurige Katastrophe über dasselbe hereinbrach, keineswegs besonders stark gewesen. Dies lag schon in der Lebensweise der alten Slaven. Der Ackerbau hatte bei ihnen nicht den Vorzug vor den übrigen Nahrungszweigen, sondern sie trieben ihn wohl nur grade so viel, als unumgänglich nothwendig war. Viehzucht und Jagd in den großen Wäldern und Brüchen, die das Land bedeckten, Fischerei in den zahlreichen Gewässern des Landes sagte ihnen mehr zu; wo sie die Seeküste nahe hatten, war Seeraub ihr Lieblingsgewerbe; Ackerbau ward wohl nur auf den kleineren, vom Walde freien Landstrecken betrieben: ihr Ackergeräth (der Haken) war leichter, als der deutsche Pflug und eignete sich nur zur Bearbeitung des leichteren Bodens, ihr Hufenmaaß (15 Morgen) nur halb so groß, als das deutsche, und nur den vierten Theil so groß, als das der Flamländer. Daher konnte ihnen statt des deutschen Zehnten nur


1) Die Benennung Jabelhaide kommt schon im J. 1318 vor, wo Herzog Rudolph von Sachsen den von der Schulenburg die Güter bestätigt, welche sie hier gekauft hatten. Riedel, Codex A. V, 290.
2) Von ihren wendischen Gebräuchen berichtet Marschalk I. c. I, 9 bei Westphalen I, 195. und verständlicher in der Reimchronik I, 14, bei Westphalen I, 574.
3) Meklenb. Jahrb. VI, 64 flgd.; I, 8 und II, 178.
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ein weit geringerer Bischofszins aufgelegt werden, der ihnen zu entrichten aber dennoch schwerer fallen mochte, als dem deutschen Bauern der Zehnte. Die verheerenden Kriege Herzogs Heinrich hatten vollends den Ackerbau der Slaven ruinirt: ihre Dörfer waren niedergebrannt, ihre Erndten vernichtet worden. Wie es in dem verheerten Lande aussah, bezeichnet der Herzog selbst sehr deutlich, wenn er es, wie oben bemerkt, einen Ort des Schreckens und wüster Einöde nennt. Die Reste der Slaven, welche in ihrer alten Heimath saßen, zogen sich ganz in die Wälder zurück, und trieben das, was wir in Urkunden mit dem Ausdrucke Wald=Bau (cultura silvestris) bezeichnet finden, d. i. Viehzucht, Jagd und Fischerei.

Daß die slavische Nation allmählig selbst wieder erstarke, konnte nicht abgewartet werden, denn wer sollte das Land schützen? Slavien würde ein Spiel seiner Feinde geblieben und seine Bevölkerung vielleicht gänzlich ausgerottet sein. Sollte das Land dem Anbau wiedergegeben werden, sollte es zugleich im Stande sein, mit Erfolg gegen seine Anwohner sich zu vertheidigen, so war nur ein Mittel übrig, eben das, welches die westlichen Landestheile bereits wieder bevölkert hatte: fremde Anbauer mußten ins Land gezogen werden. Und wer konnten diese anders sein, als Deutsche, namentlich Sachsen? Aus den benachbarten slavischen Ländern die mangelnde Bevölkerung wieder durch Slaven zu ergänzen, war nicht ausführbar. Die südwärts anstoßenden Marken waren ebenfalls durch Krieg und die ihn begleitenden Uebel zu einer unzureichenden Bevölkerung herabgesunken; Pommern war einerseits durch die Polen und andererseits durch die Dänen furchtbar mitgenommen, und seufzte noch fortwährend unter König Waldemars Geißel. Die Dänen waren die alten Erbfeinde der Slaven zur See. Slavien war nun einmal ein dem Sachsenherzoge unterthäniges Land geworden: also durch Sachsen, die schon bis Schwerin vorgedrungen waren, die mangelnde Bevölkerung zu ersetzen, war die Maaßregel, die am nächsten lag und von den Umständen selbst geboten ward. Wir dürfen deshalb unsere slavischen Fürsten nicht anklagen, daß sie der Macht der Verhältnisse gewichen sind und durch eifrige Betreibung (sedula promotione, so nennen sie es selbst in den Urkunden) deutsche Einwanderer, nach dem Zeugnisse der Urkunden sowohl Geistliche, als Kriegsleute (milites, später: der Adel), sowohl Bauern als Handwerker, ins Land gerufen und dadurch ihre eigene Nation allmählig verwischt haben. Sie konnten nicht anders handeln, als sie gehandelt haben.

Daß die zusammengeschmolzene slavische Bevölkerung nicht im Stande sei, das Land gehörig wieder anzubauen, wird in

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Urkunden ausdrücklich als die Ursache dieser Maaßregel angegeben. Sie hätten Colonisten von nah und fern herbei gerufen, um das wüste und unwegsame Land dem Anbau wieder zu geben, erklären die Fürsten gradezu in einer Zeit, wo sie noch größtentheils nur von Edlen ihres Volkes umgeben waren. Nothwendig muß also diese Maaßregel, wohl gewesen sein. Woher sie diese neuen Anbauer des Landes herbei gerufen haben, sagen uns die Urkunden freilich nicht, in denen sie nur überhaupt als Deutsche bezeichnet werden. Aber die Sprache sagt es uns deutlich genug, welche bald durch sie im Wendenlande die herrschende ward: es ist die niedersassische Mundart, welche damals von der Elbe an bis zu den westlichen Gränzen Westphalens hin allgemein gesprochen ward. Aus diesen Ländern haben im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte die Länder längs der südlichen Küste der Ostsee bis nach Preußen hin zum großen Theile eine neue Bevölkerung erhalten: bis in die neu erbaueten Städte Preußens ist das Stadtrecht von Soest und Magdeburg vorgedrungen. Sachsen und besonders Westphalen hatten in jenen Jahrhunderten verhältnißmäßig nur wenig von verheerenden Kriegen gelitten: so war denn ihre Bevölkerung so angewachsen, daß sie den verödeten, jetzt dem Christenthume eroberten Slavenländern eine neue Bevölkerung geben konnten.

Uebrigens ist diese sächsische Einwanderung in Meklenburg nicht rasch erfolgt, wenn sie auch schon früh, unter Pribislav, begonnen hat, wenigstens lange nicht mit der Schnelligkeit, mit welcher Helmold das Land von der Eider bis nach Schwerin in eine sächsische Colonie sich verwandeln sah. Auch waren die Umstände nicht der Art, daß diese Einwanderung schnell hätte vor sich gehen können. Das Sachsenland ward bald selbst durch Herzog Heinrichs Uebermuth mit Verwirrung und Krieg erfüllt. Zwar machte im J. 1181 seine Verbannung dem ein Ende; aber Heinrich kam wieder und der Kampf entbrannte aufs neue. Inzwischen hatte sich auch im Slavenlande zwischen Pribislavs Sohne Borwin und seinem Brudersohne Niklot Krieg entzündet: er führte die Unterwerfung des Slavenlandes unter Waldemars Sohn Kanut herbei. Mit dem Ende des Jahrhunderts entbrannte der Kampf um die deutsche Krone zwischen Herzog Heinrichs Sohn Otto von Braunschweig und dem Hohenstaufen Philipp, zwischen dem Markgrafen von Brandenburg und dem Dänenkönige um die Oberherrschaft Pommerns. König Waldemar von Dänemark trat später gegen Kaiser Otto auf die Seite des jungen Friederich von Hohenstaufen, der ihm dafür das Slavenland förmlich überließ. Seine Macht schien hier für immer befestigt, als nach wenigen Jahrren die kühne That des Grafen Heinrich von Schwerin ihm

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ein Ziel setzte, und der Tag von Bornhövd der dänischen Herrschaft im Slavenlande für immer ein Ende machte.

Erst in den späteren Jahren Heinrich Borwins, des Vaters, scheint die sächsische Einwanderung ins Wendenland recht in den Zug gekommen zu sein, wenigstens sprechen aus diesen Zeiten urkundliche Belege dafür. Natürlich kamen die Einwanderer nicht auf einmal zu Tausenden herbei, sondern fast noch ein ganzes Menschenalter hindurch, bis gegen die Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, dauerte der Zuzug. Urkunden bezeichnen diese Zeit als "die neue Anpflanzung" (novella plantatio) des Wendenlandes, spätere sprechen von der "ersten" oder "anfänglichen Anpflanzung und Ausradung" (prima oder primaeva plantatio et radicatio) 1 ). Ohne Härte gegen die Reste der slavischen Bevölkerung ging es dabei nicht ab. Die Deutschen verachteten die besiegten Slaven und mochten mit ihnen nicht beisammen wohnen. Die Slaven mußten weichen, oder wurden mit Gewalt ausgetrieben: so entstanden die gleichnamigen Dorfschaften Deutsch N. und Slavisch N., wofür später, als die slavische Bevölkerung sich völlig in die deutsche aufgelös't hatte, zum Theil die Bezeichnung Groß und Klein N. gebräuchlich ward. Begünstigung der deutschen Einwanderer vor den Slaven machte sich wohl wie von selbst, da die deutsche Bauernwirthschaft den Waldbau der Slaven so offenbar übertraf. Eine gewaltsame Auflehnung der Slaven gegen die deutschen Eindringlinge kommt nur ein Mal vor, und zwar gleich Anfangs, als das Heidenthum bei den Slaven noch nicht überwunden war, und auch von dieser Seite ihr Haß gegen die christlichen Einwanderer genährt ward.

Was aber den Deutschen bald durchaus das Uebergewicht über die Slaven sicherte, war die Erbauung deutscher Städte. Zwar hatte Pribislav die alten wendischen Burgen Meklenburg, Ilow und Rostock wieder hergestellt; auch pflegte sich unter dem Schutze solcher befestigten Plätze eine zahlreichere Bevölkerung des Handels und Verkehrs wegen anzusiedeln 2 ). Aber größere befestigte Städte kannten die Slaven wohl eigentlich nicht; diese


1) Urk. Heinrichs und Johanns von Werle vom 12. Nov. 1276 in Lisch Meklenb. Urk. I, 155: sicuti [vasalli nostri] a nobis a novella plantatione (bona ipsorum) sub feodo - susceperunt. - Urk. des Nicolaus von Werle vom J. 1285 in den Hahnschen Urk. I, 113: vasalli nostri omni jure, quo patres et progenitores eorum a novella plantatione usi fuerunt, - fruantur. Ungedruckte Brodasche Urk. vom J. 1342, N. 1: ea integritate et libertate qua sepedicti famuli ipsorumque parentes et progenitores prenominata bona a primeva plantacione et radicacione - in verum pheudum possiderunt. - Ungedruckte Brodasche Urk. vom J. 1500, N. 39: jus patronatus quod habuimus (fratres condicti Camptzen) antea a prima plantacione usque in presentem diem.
2) Die sogenannten slavischen suburbia.
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sind im Wendenlande erst von den deutschen Einwanderern erbauet worden. Zum Theil machte sich wohl die Sache wie von selbst. Die Häfen von Rostock und Wismar zogen der Schifffahrt und des Handels wegen Ansiedler herbei: so hatte Rostock schon eine deutsche Bürgerschaft, als Heinrich Borwin ihr im J. 1218 das lübische Recht verlieh, und so wird Wismar schon früher (1211) als Hafenplatz erwähnt, ehe von einer Stadt dort die Rede ist. Dagegen, um in einer weniger durch ihre Lage und natürliche Beschaffenheit sich empfehlenden Gegend Städte anzulegen, mußten von fern und nahe ausdrücklich Einwanderer dazu berufen werden: das sagen uns die Stiftungsbriefe (oder deren Bestätigungen) dieser Städte, von Parchim, Plau, Goldberg und Grabow. Wenn man erwägt, welchen Einfluß überhaupt die Städte auf die Bevölkerung des sie umgebenden platten Landes üben, so wird man nicht bezweifeln, daß grade diese deutschen Städte im Wendenlande der deutschen Nationalität in Sprache und Sitten bald ein entschiedenes Uebergewicht über die Reste der slavischen Bevölkerung geben mußten. Ein eigentlicher Handwerkerstand war wohl unsern Wenden eben so fremd, als er noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts unter den rein slavischen Nationen war, denen er zum Theil mit Gewalt mußte aufgedrungen werden. Dieser ward mit seinem Innungswesen jetzt durch die Deutschen im Wendenlande eingeführt. Sie, die sich als die Sieger und Herren betrachteten, duldeten keine Slaven unter sich; noch zu Anfange des vorigen Jahrhunderts mußte, wer in eine Handwerkszunft wollte eingeschrieben sein, durch Zeugnisse erhärten, daß er nicht "wendischer Art" 1 ) sei. So kam das slavische Wesen völlig in Verachtung und Unterdrückung.

Bei Besetzung des platten Landes mit deutschen Colonisten und bei der damit verbundenen Unterdrückung der slavischen Bevölkerung und ihrer allmähligen gänzlichen Verschmelzung mit den Deutschen hat die einwandernde deutsche Geistlichkeit, besonders die von ihr gegründeten Klöster, große Thätigkeit entwickelt. Namentlich war es der in der schweriner Diöcese vorherrschende


1) Westphalen I, praef. p. 120: Pertinet huc (zu den Beweisen, zu welcher Schwäche und Verachtung die slavische Nation bei uns herabgesunken) formula hodieque in litteris natalitiis tyronum opificiariorum requisita, quod non sint Slavicae, sed, ingenuae et Teutonicae nationes. - Franck III S. 86: "Es wollten auch die Deutschen keine Wenden zu ihren Hanwerken und Zünften lassen, wie aus alten Geburtsbriefen zu ersehen, darinnen es noch immer heißt, daß der aufgedungene Lehr - Pursch nicht wendischer Art sei, welche Weise zu schreiben in Holstein noch beibehalten wird. Die aber dennoch von den Wenden ein Handwerk trieben, wurden durch das Beiwort Wend von den Zunftmäßigen unterschieden, daher es noch jetzo zu Barth in Pommern welche giebt, die man Wend=Schlächter nennt, so in Lübeck Quinckers heißen." Solche Wendschlächter kommen auch in den Statuten des rostocker Rechts zum Jahre 1330 vor (Vgl. Vom Ursprung der Stadt Rostock S. XLVI).
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Cistercienser=Orden, der durch seine besondere Einrichtung in dieser Hinsicht eine bedeutende Rolle gespielt hat.

Der eigentliche Verkündiger und Begründer der christlichen Religion in den meklenburger Landen war Berno, der erste schweriner Bischof. Kaiser Friederich in der am 1. Januar 1170 zu Frankfurt erlassenen Bestätigung des schweriner Bisthums (Lisch, Meklenb. Urk. III, 19) rühmt, wie "ein geistlich armer Mönch, Namens Berno, allein mit dem Glauben Christi gewaffnet, und durch die Vollmacht und den Segen des Papstes Adrian gekräftigt, zu dem Heidenvolke jenseit der Elbe, das unter dem Fürsten der Finsterniß in der Finsterniß des Unglaubens und des Götzendienstes beschlossen war, als der erste Prediger zu unsern Zeiten gegangen sei." Die dem Berno dazu vom Papste Adrian IV. (von 1154 - 1159) ertheilte Vollmacht bestimmt ungefähr die Zeit, wann er sein Werk begonnen. Seit 1162 erscheint er in Urkunden als Bischof von Meklenburg, im J. 1167 war bereits durch Herzog Heinrich sein Bischofssitz von Meklenburg nach Schwerin verlegt. Berno war vordem Mönch im Cistercienser=Kloster Amelungsborn an der Weser gewesen 1 ): diesem Kloster und dessen Mutterkloster Campen am Rhein, so wie überhaupt dem Orden von Cistertium, ward durch Bischof Berno und seinen Nachfolger Brunward die Hauptrolle bei der Pflanzung und Befestigung des Christenthums in den meklenburger Landen, und damit zugleich auch bei Beförderung der deutschen Einwanderung zugetheilt 2 ). Ein Blick auf die besondere Einrichtung dieses Ordens wird uns dies Verhältniß sogleich klar machen.

Der heilige Robert hatte im Jahre 1098 die Regel von Cistertium (Citeaux, in der Diöcese von Chalons, 5 Stunden von Dijon) gegründet, und Papst Paschalis im Jahre 1100 sie bestätigt. Diese Regel war so ungemein strenge und nahm die Mönche so ausschließlich in Anspruch, daß man, um den Klöstern, welche sie befolgten, ihren Unterhalt zu sichern, auf eine anderweitige Auskunft bedacht sein mußte. Deshalb ward im Jahre 1114 zu Cistertium beschlossen, "daß die Mönche mit Erlaubniß ihres Bischofes weltliche Conversenbrüder (auch Laienbrüder genannt) annehmen sollten, die wie sie gehalten und als Diener besoldet werden sollten, weil sie nicht wußten, wie sie ohne diese Hülfe Alles nach der Vorschrift der Regel würden genau beobachten können. Sie faßten überdies noch den Entschluß, von


1) Kirchberg c. 102: "Berno der bischof - der dar vorne - zu Amelungisborn eyn monich waz". Auch Leuckfeld in praef. Chronol. abbatum Amelunxborn. giebt an, daß Berno ein professus in diesem Kloster gewesen sei (Schröder Wismar. Erstlinge, S. 56).
2) Man vgl. die folgende Abhandlung über die Besitzungen des Klosters Amelungsborn in Meklenburg. - D. Red.
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der Wohnung der Menschen weit entlegene Ländereien, Weinberge, Wiesen, Holzungen, Gewässer zur Anlegung von Mühlen und des Fischfanges wegen, Pferde und andere zur Nothdurft des Lebens nöthige Thiere anzunehmen, und wenn sie wegen des Ackerbaues Vorwerke anlegen würden, so sollten die Conversenbrüder, und nicht die Mönche, die Aufsicht über selbige haben, weil die Mönche nach der Regel nur in ihrem Kloster wohnen dürfen. Sie wollten dem heiligen Benedikt nachahmen, der seine Klöster weder in Städten, noch in Dörfern, sondern an abgelegenen Oertern erbauet hatte, und, wie er, nur 12 Mönche mit dem Abte in jedem Kloster haben 1 )." Diese Einrichtung, und besonders der Eifer, mit dem der Orden die Anbauung wüste liegender Ländereien betrieb, Mühlen, Kalk= und Ziegelbrennereien, Gerbereien und dergleichen anlegte, verschafften ihm eine ungemein rasche Ausbreitung, so daß er in den ersten funfzig Jahren seines Bestehens bereits an 500 Abteien zählte. Ein besonderes Vorrecht ertheilte Papst Innocentius im Jahre 1132 dem heiligen Bernhard, der diesem Orden angehörte, noch dahin, daß er die Cistercienser für die Aecker, namentlich die novalia oder Radeländer, welche sie mit eigener Hand oder auf ihre Kosten baueten, von aller Zehntenleistung gänzlich befreit sein sollten 2 ).

Von Chistertium aus waren zunächst vier Tochterklöster gegründet, die mit der Mutter die Leitung des gesammten Ordens theilten, nämlich La Ferté, Pontigni, Clairvaux und Morimond. Das letztere, im Jahre 1115 in der Champagne an der Grenze von Lothringen gestiftet, gründete nach wenigen Jahren (1121) das berühmte Kloster Campen am Rhein (im cölnischen Amte Rheinberg, zwischen den Herzogthümern Cleve und Meurs und


1) Fleurys Kirchengeschichte nach der deutschen Uebersetzung IX, 512.
2) Der Cistercienser Orden beschränkte späterhin selbst auf einem General=Convente, um bei der großen Ausbreitung des Ordens durch seine Zehntenbefreiung die Pfarrkirchen nicht zu sehr zu beeinträchtigen, dieses Privilegium dahin, "daß künftighin von den Brüdern dieses Ordens keine Besitzungen gekauft werden sollen, von welchen den Kirchen die Zehnten gebühren, wenn nicht etwa für neu zu gründende Klöster. Und wenn ihnen solche Besitzungen sollten durch den frommen Eifer der Gläubigen übermacht oder für neu zu gründende Klöster angekauft werden, so sollen sie andern zu bauen überlassen werden, von welchen den Kirchen die Zehnten geleistet werden sollen." Diese Bestimmungen bestätigte Papst Innocenz im Jahre 1215 (Decret. Gregor. Lib. III. Tit. XXX, c. 34. Als man aber diese Bestimmungen Nachtheil des Ordens auch auf die novalia anwenden wollte, erklärte im Jahre 1219 Papst Honorius, daß die seit der Zeit des Concils angebaueten oder noch anzubauenden novalia des Ordens mit der Zehntenleistung durchaus nicht zu belasten seien (Urk. im nov. Cod. Dipl. Pomeran. I, 278). Est autem novale, erklären die Institutionen des canon. Rechts Lib. II. Tit. XXVI, sehr genau, ager nunc primum proscissus et nuper ad culturam redactus, de quo quod aliquando cultus fucrit memoria non exstat. Man giebt novale durch Neubruch oder Neurent, wiewohl am besten mit Westphalen monum, ined. II, praef. p. 76, durch Radeland.
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der niederländischen Provinz Geldern), welches seine Tochterstiftungen über das nordwestliche Deutschland, Dänemark und längs der Ostseeküste hin bis Lievland verbreitete. Von hier aus war schon gegen Ende des Jahres 1130 auf dem Auersberge, einer mäßigen Anhöhe in der Nähe der Weser, das Kloster Amelungsborn angelegt worden. Den ungemein wichtigen Einfluß dieser beiden Klöster auf unser Wendenland werden die folgenden Untersuchungen darthun.

Sollte das Christenthum in diesem Lande, welches bis dahin so hartnäckig im Heidenthume verharrt hatte, festen Fuß fassen, so war die Anlegung von Klöstern dazu das zweckmäßigste Mittel: man könnte sie die Citadellen der katholischen Christenheit nennen. Von allen geistlichen Orden eignete sich wohl keiner durch seine eigenthümliche Einrichtung mehr dazu, um in dem durch blutige Vertilgungskriege verödeten Wendenlande sich festzusetzen, als der von Bernhard von Clairvaux jetzt zu seiner größten Blüthe erhobene Orden von Cistertium. Der Bischof des für die Kirche jetzt eroberten Wendenlandes gehörte demselben an: es war natürlich, daß er alsbald darauf bedacht war, Klöster seines Ordens innerhalb seiner Diöcese anzulegen.

Dem Gestade der Ostsee nahe, zu Doberan, wo bisher heidnische Gräuel getrieben waren, bestimmte Berno den Herrn des Obotritenlandes, Pribislav, ein Kloster Cistercienser=Ordens zu gründen: im Jahre 1170 führte von Amelungsborn aus Abt Conrad den ersten Convent dort ein 1 ). Wäre der Stiftungsbrief dieses Klosters aufbehalten: so würden wir ohne Zweifel darin auch diese Bestimmungen antreffen: daß es den Klosterbrüdern erlaubt sein solle, Leute jedes beliebigen Volks und Handwerks in ihre Güter herbeizurufen und einzusetzen, so wie daß dieselben von allen Diensten, welche die andern Unterthanen den Vögten und Amtleuten des Landesherrn zu leisten verpflichtet wären, sollten befreit und allein dem Kloster zu Dienstleistungen sollten verbunden sein. Denn diese Bestimmungen werden wir von nun an fast in allen Stiftungs= und Bestätigungsbriefen der Klöster dieses Ordens antreffen; ein späterer Bestätigungsbrief des doberaner Klosters wird noch insbesondere darthun, daß schon Pribislav die genannten Berechtigungen diesem Kloster verliehen hatte. Sollte die einwandernde deutsche Geistlichkeit unter den halb mit Gewalt zum Christenthume bekehrten Wenden eines Theils ihres Lebens und Eigenthums sicher sein, andern Theils die ihnen verliehenen, meistens verwüsteten Güter gehörig anbauen und benutzen können, so mußten sie dieselben mit Bauern ihrer eigenen Nation besetzen


1) Meklenb. Jahrb. II, 15.
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können, und dazu gaben ihnen die erwähnten Bestimmungen das Recht.

Wie die noch übrige slavische Bevölkerung gegen die neue Religion und ihre Priesterschaft gesonnen war, that sich bald in einem sehr traurigen Ereignisse kund. Ihr Fürst Pribislav war todt, Herzog Heinrich bereits vom Kaiser geächtet und mit dem Erzbischofe von Magdeburg und dem Bischofe von Halberstadt in einer erbitterten Fehde begriffen: als die dem Götzendienste noch immer anhangenden Wenden in der Nacht des 10. November 1179 das Kloster zu Doberan überfielen, seine sämmtlichen Bewohner - gegen 78 an Zahl - erschlugen und das Kloster völlig zerstörten 1 ) Auf die Nachricht davon entbrannte der Abt Johann zu Amelungsborn von heiligem Eifer: er übergab sein Amt und führte selbst zum zweiten Male vom Mutterkloster einen Convent nach Doberan. Unter diesen Umständen erforderte es die Sicherheit der Klosterbrüder unumgänglich, mit deutschen Colonisten sich zu umgeben, und eine Urkunde legt auch alsbald Zeugniß ab, daß sie es gethan haben. Nikolaus, Fürst der Slaven, der Sohn des bei Malchow erhenkten Wartislav, ertheilte zu Rostock am 8. April 1189 dem nunmehr wieder hergestellten Kloster Doberan zwei Privilegien 2 ); in dem zweiten heißt es: "wenn die Leute ihres Hauses (Klosters) oder die Deutschen in ihren Dörfern eine Beschädigung erleiden würden, so sollen die Thäter mit dem Handbeil gerichtet werden;" und weiterhin werden erwähnt: "ihre Leute, die Gewerbetreibende sind, Pelzer, Schuster, Handelsleute, oder von anderen Gewerben." So brachten die deutschen Geistlichen zuerst deutsche Handwerker und Gewerbe in das Wendenland.

Ostwärts hatte Bischof Berno seinen Sprengel bis gegen Demmin hin über Circipanien (d. i. das Land zwischen Pene, Nebel, Reknitz und Trebel) ausgedehnt, welches damals unter der


1) Doberaner Genealogie in den meklenb. Jahrb. XI, 12 und II, 19; Kirchberg, Cap. 115; Schreiben des Abtes Everhard von Amelungsborn in den meklenb. Jahrb. VI, 177, und Heinrich Borwins Urk. im Diplomat. Doberan. bei Westphalen T. III, Nr. 3.
2) Im Diplomatar Doberan. bei Westphalen T. III, Nr. 1 und 2. Beide Urkunden, die ältesten unserer angestammten Fürsten, sind hier datirt: VI Idus Aprilis, anno ab incarnatione Domini MCXC, indectione VII, tempore Clementis Pape, regnante Friderico imperatore. Doch bemerkt Westphalen in der Vorrede S. 142, daß beide Urkunden in den Originalen die Jahreszahl 1160 trügen, welche Jahreszahl er aber, als offenbar falsch, nach der Bestimmung der Urkunde: tempore Clementis Pape (der von Anfang des Jahres 1188 bis zum 25. März 1191 auf dem päpstlichen Stuhle saß) in 1190 corrigirt habe. Herr Archivar Lisch hat mir auf meine Anfrage mitgetheilt, daß beide Urkunden in den Originalen offenbar die Jahreszahl M°C°IX° darböten, in neueren Zeiten aber die IX mit blasserer Dinte in LX corrigirt sei; seiner Ansicht nach sind in beiden Urkunden die Zehner ausgefallen: M°C°[LXXX]IX°, womit dann nicht bloß das tempore Clementis Pape, sondern auch die siebente Indiction stimmen würde.
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Landeshoheit des Herzogs Kasimar von Pommern=Demmin stand. Bei dem slavischen Burgort Dargun war die erste Capelle vom Bischofe geweiht worden. Die hier ansässigen slavischen Barone (so nennt sie die Urkunde), die Gebrüder Miregrav, Monik und Gotimar, gaben mit Bewilligung Herzog Kasimars ansehnlichen Grundbesitz her, um hier ein Kloster Cistercienser=Ordens zu errichten: im Jahre 1172 zog der erste Convent von dem Kloster Esrom aus Seeland her dort ein. Als Herzog Kasimar im Jahre 1174 die Stiftung des Klosters förmlich bestätigte, erklärt er: "Auch thun wir kund -, daß wir den vorgenannten Brüdern von Dargun freie Macht und vollkommene Freiheit gegeben haben, zu sich zu rufen und einzusetzen, wo sie wollen in dem Besitzthume der vorgenannten Kirche von Dargun, Deutsche, Dänen, Slaven oder Leute jedes beliebigen Volkes und Handwerkes, und die Handwerke selbst zu üben, Pfarrkirchen zu erbauen und Priester einzusetzen, sowie eine Schänke (taberna) zu halten, wie sie wollen, nach dem Brauche unseres oder des deutschen und dänischen Volkes. Auch lassen wir dieselben Leute, welche sie herbeirufen und einsetzen werden, frei von aller Auflage unserer Barone und aller, die ihnen und uns dienen, und von allem Dienste, der uns und ihnen nach dem Brauche unseres Volkes gebührt, nämlich von Erbauung der Burgen, Anlegung der Brücken und Ausbesserung beider, und von aller Heerfahrt, also daß sie niemanden irgend ein Dienst schuldigen, außer Gott und dem Kloster 1 )." Es ist diese die einzige Urkunde, welche einem Kloster ausdrücklich die Wahl zwischen deutschen, dänischen ober slavischen Bauern für seine Güter läßt: man sieht, das Schicksal der slavischen Bevölkerung in dieser Gegend war damals noch nicht enschieden.

Längere Zeiten hindurch schweigen nun die Urkunden über das Schicksal der alten einheimischen Bevölkerung, oder richtiger gesagt, es sind keine Urkunden vorhanden, welche uns Auskunft darüber geben könnten. Erst seit dem ersten Jahrzehent des dreizehnten Jahrhunderts mehren sich die Zeugnisse, welche einerseits die gewaltsame Austreibung der slavischen Einwohner, andererseits das fortwährende Einwandern deutscher Colonisten darthun.

Im Jahre 1210 schloß der Bischof von Lübeck wegen der vor dem wismarschen Hafen belegenen, zu seinem Sprengel gehörigen Insel Pöl einen Vertrag mit Heinrich Borwin, dem Fürsten des alten Obotritenlandes. In der betreffenden Urkunde erklärt der Bischof 2 ): "Wir wollen durch gegenwärtige Schrift kund thun, daß auf einer gewissen Insel unserer Diöcese, Pule


1) Lisch, Meklenb. Urk. I, 11. Codex dipl. Pomeran. ad. A.
2) Diplomat. Doberan. Nr. 4.
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genannt, die bis dahin von Slaven bewohnt war, da wegen der Armuth und geringen Anzahl der Leute dieses Volks, welche sie zu bebauen nicht im Stande waren, Fürst Heinrich von Meklenburg deutsche Colonisten versammelte, und er sich für diese hartnäckig widersetzte, daß uns nicht der rechtmäßige Zehnte, das ist die zehnte Garbe, bezahlt werden dürfte: so haben wir, in Betracht, daß es nicht sicher sei, mit dem zu streiten, der die große Menge auf seiner Seite hat, dafür gehalten, lieber in Frieden nachgeben zu müssen, und damit wir einiges im Wege der Güte erreichten, anderes aufopfern zu müssen geglaubt. Deshalb haben wir, auf den Rath des Herrn schweriner Bischofes Brunward und des Abtes Gottfried von Doberan, so wie unsers Capitels, von den Zehnten jener Insel, die von den deutschen Colonisten einkommen, die Hälfte dem genannten Fürsten zu Lehn überlassen, und derselbe wird dahin wirken, daß wir von der andern Hälfte den rechtmäßigen Zehnten fördersamst erhalten."

Auch in der Grafschaft Schwerin war die deutsche Einwanderung noch fortwährend im Gange: dieses beweiset eine Urkunde, durch welche im Jahre 1217 die Grafen Günzel und Heinrich von Schwerin und Graf Nicolaus von Halland dem Johanniter=Orden das Dorf Zülow (Sülsdorff) zum Geschenk machten. 1 ) Sie sagen darin, daß sie dem Orden das gedachte Gut mit eben der Freiheit und eben den Grenzen überlassen haben, welche sie den deutschen Anbauern zuvor bestimmt haben, die daselbst von ihnen eingesetzt werden sollen.

Fürst Pribislav hatte zwar, nachdem er durch Herzog Heinrich in sein väterliches Erbe wieder eingesetzt war, die urbs Rostock, wie sie Helmold nennt, wieder aufgebaut: aber unter urbs ist nach dem Sprachgebrauche jener Zeiten nicht eine Stadt, sondern nur ein befestigter Platz (Burg oder Schloß) zu verstehen. Die eigentliche Stadt Rostock verdankt erst seinem Sohne Heinrich Borwin ihre Gründung: am 24. Juni 1218 stellte dieser die Urkunde aus, wodurch er zur Erbauung dieser Stadt Vollmacht ertheilt und sie zugleich mit lübischem Rechte begnadigt. Bemerkt nun auch die Urkunde nicht ausdrücklich, daß eine deutsche Stadt hier solle gegründet werden, so geben doch die Worte der Urkunde an die Hand, daß die Bewohner derselben von auswärts kamen 2 ), und es ist dem früheren Bürgermeister dieser Stadt, Heinrich Nettelbladt, wohl nur gänzlich beizustimmen,


1) Meklenb. Jahrb. I, 201.
2) Vom Ursprunge der Stadt Rostock etc. Anlage I.: Rozstoc oppidum divina prosperante clementia delegimus astruendum. Ut vero predicti loci excultores, eum securius appetentes pace firma, libertate fulciantur omnimoda etc.
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wenn derselbe in seiner trefflichen Monographie: "Von dem Ursprunge der Stadt Rostock Gerechtsame etc. .," Rostock für eine von Deutschen gegründete Stadt erklärt: die acht Rathmänner der Stadt, welche in der genannten Urkunde mitzeugen, tragen sämmtlich deutsche Namen.

In demselbigen Jahre 1218 bestätigte auch Heinrich Borwin "Fürst der Meklenburger und Kysssiner" die Privilegien des Cistercienser=Klosters zu Doberan. Hier heißt es denn ausdrücklich in der Urkunde 1 ): "Wir thun auch kund, daß wir den vorgenannten Brüdern freie Macht gegeben haben, zu sich zu rufen und einzusetzen, wo sie wollen in dem Besitzthum der vorgenannten Kirche, Leute jedes beliebigen Volks und Handwerks, so wie diese Handwerke auch zu betreiben. Auch lassen wir die Leute, welche sie herbeirufen und einsetzen werden, frei von jeder Auflage der Grafen, Vögte und Richter, von Erbauung der Burgen, so wie von Erlegung der Schosse und Zölle, und von aller Heerfahrt, so daß sie niemandem zu einer Dienstleistung verpflichtet sind, außer allein Gott und dem Kloster." Als im folgenden Jahre 1219 seine Söhne, Heinrich von Rostock und Nikolaus von Meklenburg, die schon mit dem Vater die Herrschaft theilten, auch ihrerseits diesem Kloster seine Privilegien bestätigten, erklären sie ausdrücklich, daß ihr Großvater Pribislav festgesetzt habe, daß, gemäß der dem Cistercienser=Orden verliehenen Freiheit, nicht allein die Brüder des Klosters selbst, sondern auch die zur Colonisirung ihrer Besitzungen herbeizurufenden Leute von allem ihm (dem Pribislav) zustehenden Rechte sollen frei und ledig sein 2 ). Diese Worte liefern einen hinreichenden Beweis für unsere Behauptung, daß diesem Kloster schon bei seiner Gründung durch Pribislav das Recht der Colonisation müsse beigelegt worden sein.

Inzwischen hatte Heinrich Borwin in seinen Landen, unfern der Burg Ilow, bereits ein zweites Cistercienser=Kloster für Nonnen dieses Ordens zu Parkow (d. i. Sonnenkamp) gegründet. Nachdem es hier, wie Kirchberg angiebt, schon ins achte Jahr bestanden, fand man es aber angemessener, im Jahre 1219 das Kloster unter dem Namen Sonnenkamp nach Kusczin zu verlegen. In der Stiftungsurkunde sagt Fürst Borwin, daß er diesem Kloster seine Güter zu demselben Rechte verliehen habe, wie das Kloster Doberan seine Güter besitze, also auch mit dem Rechte, Colonisten jedes beliebigen Volkes in seine Güter herbeizurufen. Wichtiger


1) Diplomat. Doberan. Nr. 5.
2) Diplomat. Doberan. Nr 6: non solum ipsos fratres, verum eciam ipsorum homines in possessionum suarum coloniam revocandos ob omni jure sibi debito liberos esse statuit et immunes.
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jedoch für unsern Zweck ist Bischof Brunwards Bestätigungs=Urkunde von demselben Jahre, worin es heißt: "Wir, um dem lobenswerthen Beginnen solcher frommen Fürsten nachzuahmen, da wir die zweite Stelle inne haben, wo der erste Bischof dieser Kirche, unser ehrwürdige Vorfahr Berno, die Götzenbilder ausgerottet hat, dem wir in der selbigen Arbeit nachgefolgt sind, in Erwägung, daß diese Freiheit 1 ) deshalb verliehen sei, damit dieses Land des Schreckens und wüster Einöde desto leichter mit Bewohnern versehen und das rohe Volk durch die Einwanderung Gläubiger zum Glauben überredet werde: so kommen wir zur Anregung ihres frommen Eifers in dem, worin wir es können, zu Hülfe und verleihen ihnen, was uns vom Zehntenrecht aus ihren Gütern und Vorwerken zuwachsen könnte, wenn sie auf ihre Kosten und durch ihre Arbeit den unbebaueten Wald werden ausgeradet haben 2 ), welches für neu zu gründende Klöster zu thun das lateransche Concil gestattet hat."

Nicht minder sprechend für unsern Zweck ist eine andere Urkunde dieses Bischofs aus demselben Jahre 1219, wodurch er dem St. Johannis=Kloster zu Lübeck die Hälfte des Zehnten aus den Dörfern Krempin und Schmakentin verkauft. Im Eingange derselben erklärt der Bischof 3 ): "Da nach der Pflicht unseres Amtes wir gehalten sind, Sorge zu tragen für alle Kirchen: so muß nothwendig, wo die Ernte groß und der Arbeiter wenig sind, die Liebe sich auch auf die Auswärtigen erstrecken, damit, wenn einer des andern Last trägt, wir Genossen haben an der Arbeit und am Trost. Deshalb, da einem großen Theile nach unsere Diöcese wegen der Barbarei der Slaven unbebauet war, und die Fürsten unseres Landes nicht nur Kriegsmänner und Ackerbauer (milites et agricolas), sondern auch Ordens=Geistliche herbeizogen, um den neuen Weinberg des Christenthumes anzubauen" u. s. w.

Um dieselbige Zeit etwa ist auch der Stiftungsbrief der Stadt Parchim durch Heinrich Borwin den Sohn zu setzen 4 ), der ebenfalls für unsern Zweck sehr bemerkenswerthe Stellen enthält. Der Eingang der Urkunde lautet 4 ): "Wir Heinrich Borwin von Gottes Gnaden Herr von Rostock - thun


1) Von der Vogtei=Gerichtsbarkeit, der Bede, der Kriegsfolge und anderen Diensten.
2) Incultam silvam a novalibus exstirpaverint. Lisch, meklenb. Urk. II, 6.
3) Lisch, meklenb. Urk. III, 63.
4) Früher setzte man diese Urkude nach Chemnitzs Vorgange in das Jahr 1218. Hr. Dr. Beyer (meklenb. Jahrb. XI, 46 Anm.) ist der Meinung, saß sie einige Jahre später ausgestellt sei, da Heinrich Borwin II. allein ohne seinen Bruder Nikolaus handle, der zwischen 1224 und 1226 starb, und diese Gegend eigentlich zu dem Antheile des Nikolaus gehört habe.
4) Früher setzte man diese Urkunde nach Chemnitzs Vorgange in das Jahr 1218. Hr. Dr. Beyer (meklenb. Jahrb. XI, 46 Anm.) ist der Meinung, saß sie einige Jahre später ausgestellt sei, da Heinrich Borwin II. allein ohne seinen Bruder Nikolaus handle, der zwischen 1224 und 1226 starb, und diese Gegend eigentlich zu dem Antheile des Nikolaus gehört habe.
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kund, daß wir von der göttlichen Erbarmung begünstigt und durch unsere fleißige Betreibung das Land Parchim, ein wüstes und unwegsames Land, ein Land dem Dienste der bösen Geister ergeben, christlichen Anbauern überlassen haben, sowohl von fernen, als von benachbarten Gegenden sie einladend. Auch haben wir in derselben Landschaft eine Stadt erbaut" u. s. w. 1 ) Dann folgen die Gerechtsame, welche er der Stadt Parchim verleiht, und hier heißt es gegen das Ende: "Wenn jemand sterben sollte, dessen Söhne bei Lebzeiten des Vaters ihre Güter nicht empfangen haben: so sollen ihnen die Güter gewährt werden, die ihre Väter von der Heidenzeit und dem Wald=Bau her besessen haben." Der Sinn dieser Worte kann wohl nur der sein, daß die Söhne dann alle Güter empfangen sollen, welche ihre Väter besessen haben, seitdem das Heidenthum und der Wald=Bau hier ein Ende genommen. Schwieriger ist zu bestimmen, was unter dem Ausdruck cultu silvestri, den ich durch Wald=Bau wiedergegeben habe, zu verstehen sei, Clemann und frühere erklärten ihn durch Hain (Opfer)=Dienst, und bezogen ihn auf den bei den Slaven gebräuchlichen Götzendienst in Wäldern. Doch dies ist wohl irrig; vielmehr ist wohl die Lebensweise der durch die Vertilgungskriege Herzogs Heinrich so sehr zusammengeschmolzenen slavischen Bevölkerung damit bezeichnet, die sich in die Wälder zurückgezogen hatte, und hier von Jagd, Fischerei, Viehzucht und spärlichem Ackerbau an lichten Waldstellen sich nährte. Vielleicht lies't das noch erhaltene Original dieser Urkunde auch deutlicher 2 ): a paganismo et cultura silvestri, wie in der Bestätigung dieser Urkunde vom Jahre 1238 3 ) und in andern Stiftungsbriefen diese Formel beständig lautet.

Ein noch deutlicheres Zeugniß von dem traurigen Schicksale der besiegten slavischen Bevölkerung legt um diese Zeit eine Urkunde aus dem entlegensten Theile der schweriner Diöcese ab. Dieser war das Land Tribsees oder das sogenannte Festland Rügen, welches sich jenseit der Reknitz bis zum Rykflusse bei Greifswald hin erstreckte. 4 ) Auch hier war in Folge der ver=


1) Cleemanns Chronik von Parchim S. 94.
2) Cleemanns Lesung der parchimschen Urkunden ist keineswegs genau, wie aus Herrn Dr. Beyers Abhandlung in den meklenb. Jahrb. XI. an mehreren stellen erhellt.
3) Meklenb. Jahrb. XI, 237.
4) Daß in dieser weiten Ausdehnung das Land Tribsees zu nehmen sei, zeigen die Verhandlungen, als im Jahre 1325 das rügensche Fürstengeschlecht ausstarb, und der schweriner Bischof oberlehnsherrliche Ansprüche darauf geltend machte. Vgl. die vielen diese Angelegenheit betreffenden Urkunden bei Gerdes S. 696 flgd. z. B. 703: terra Tribbuses, que etiam vulgariter terra Ruyanorum nuncupatur.
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heerenden Kriege (König Waldemar hatte grade diese Gegenden in den siebenziger und achtziger Jahren des zwölften Jahrhunderts vorzugsweise arg mitgenommen) die slavische Bevölkerung sehr schwach geworden, und die Vortheile des bessern Anbaues des Landes durch deutsche Colonisten sprangen so sehr in die Augen, daß man sich entschlossen hatte, deutsche Anbauer herbeizurufen. Am 24. November 1221 stellte zu Tribsees Fürst Witzslav eine Urkunde aus 1 ), worin er bekennt: "daß als für die deutschen Anbauer gehandelt ward, welche das Land Tribsees bewohnen, über den Zehnten, welcher auf deutsche Weise entrichtbar dem schweriner Bischofe zusteht, der Herr Bischof und ich dieser Gestalt übereingekommen sind, daß ich Witzslav dem schweriner Bischofe ein Dorf mit 12 Hufen in dem vorgenannten Lande überließe. - - - Dafür hat der Herr Bischof von 120 Hufen den ganzen aufkommenden Zehnten mir zu Lehnrecht gewährt. Auch soll der Herr Bischof gehalten sein, von dem übrigen Theile desselben ganzen Landes den Schulzen eines jeden Dorfes mit dem Zehnten einer Hufe von seinem Antheil zu belehnen. Von allen andern Hufen durch das ganze oft genannte Land, soll die eine Hälfte des Zehnten zur Nutzung des Bischofes kommen, der übrige Zehnte ist mir zu Lehn übertragen. Ueberdies, wenn die Waldungen und der Raum wüster Einöde (locus vaste solitudinis), wo früher kein Dorf gelegen war, nachdem die Bäume weggehauen und das Gestrüpp ausgeradet worden, werden zum Ackerbau gebracht worden sein, so sollen zwei Theile des Zehnten auf mich kommen, und der dritte Theil auf den Herrn schweriner Bischof. Auch sei allen kund, daß wenn der Herr Bischof und ich werden das Land mit dem Meßseil ausgemessen haben, was wir dann an Land gewonnen haben, unbeschadet der vollen Zahl der einem jeden Dorfe angewiesenen Hufen, davon wollen wir den Zehnten gegenseitig theilen. Uebrigens hat der Herr Bischof von der Abgabe der Slaven, die Biskoponitza heißt, nämlich derer, welche den Deutschen, die jene Aecker bebauen, gewichen sind, aus dem andern Theile des Schlosses Tribsees, den dritten Theil des Zehnten mir zu Lehnrecht überlassen. Von denen aber, die noch mit den Deutschen wohnen, soll der ganze Zehnte zur Nutzung des genannten Herrn Bischofs kommen. Wenn aber der ungünstigste Fall eintreten sollte, was Gott verhüte, daß das berührte Land in seinen frühern Zustand zurückkehrte,


1) Codex Pomeran. I, 310, mit Kosegartens trefflichen Bemerkungen. Lisch, mekl. Urk. III, 69.
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so daß nach Vertreibung der Deutschen, die Slaven wieder das Land zu bewohnen anfingen: so sollen sie den Zins, der Biskopunitza heißt, dem Bischofe gänzlich bezahlen, wie vordem."

Der befürchtete Fall, daß die Deutschen durch die Wenden wieder möchten vertrieben werden, trat freilich nicht ein; vielmehr die Herbeiziehung deutscher Anbauer zur weitern Urbarmachung des Landes nahm auch hier ihren Fortgang. Davon zeugt eine andere Urkunde, welche Fürst Witzslav am 8. November 1231 ausstellte 1 ). Er übertrug durch dieselbe "dem Cistercienser=Orden zu Handen des ehrwürdigen Mannes Herrn Arnold, Abtes zu Campen, zur Erbauung einer Abtei desselben Ordens" in der Umgegend von Richtenberg, wo demnächst das Kloster Neuenkamp sich erhob, drei Dörfer und 300 Hufen Waldes auszuraden (trecentos mansos nemoris exstirpandos). Ausdrücklich bestimmt die Urkunde wieder: "Wir haben auch den vorgenannten Brüdern die Macht gegeben, zu sich zu rufen und einzusetzen, wo sie wollen in dem Besitzthume der vorgenannten Kirche, Leute jedes beliebigen Volkes und Handwerks, und diese Handwerke zu betreiben, mit Ausnahme unserer Unterthanen, welche sie nicht anders als mit unserer Bewilligung herbeirufen dürfen. Auch lassen wir die Leute, welche sie herbeirufen und mit denselben dienenden Brüdern (den Conversen oder Laienbrüdern des Ordens) einsetzen werden, und die übrigen, welche in den Gütern der Kirche wohnen, frei von allem Rechte und aller Auflage der Grafen, Vögte und Richter, von Erbauung der Burgen, so wie von Beitreibung der Schosse und Zölle, so daß sie niemandem irgend eine Dienstleistung schuldig sind, außer allein Gott und dem Kloster. Jene Clausel, daß die Mönche in ihre Güter nicht Witzslavs eigene Unterthanen ohne seine Erlaubniß herbeirufen sollen, läßt vermuthen, wie schwach bevölkert sein Land im Ganzen noch sein mußte. Unter den Zeugen der Urkunde ist übrigens Bischof Brunward von Schwerin der erste: vielleicht hatte er diese Schenkung an das Mutterkloster von Amelungsborn vermittelt.

Abt Arnold von Campen aber scheint bei seiner Anwesenheit im Wendenlande - vielleicht auf einer Visitations=Reise der von Campen abstammenden Klöster in Norddeutschland - überhaupt die Fürsten Slaviens zur Dankbarkeit gegen sein Kloster, von dem aus sich das Christenthum und größere Cultur in ihren Landen verbreitet, gestimmt zu haben. Am 28. De=


1) Dreger Cod. Pomeran. P. 146.
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cember 1232 verlieh Güstrow Herr Nikolaus von Rostock (oder von Werle, wie er sich später nannte) "den Brüdern der Campenschen Kirche Cistercienser=Ordens" 50 Hufen mit dem See Kotze (dem Mönchssee bei Wredenhagen), mit allen Freiheiten und Immunitäten, gemäß den Privilegien der doberaner Kirche; Abt Gottfried von Doberan ist der erste Zeuge 1 ). Aber auch das amelungsborner Kloster, die eigentliche Mutter der schweriner Diöcese, sollte nicht leer ausgehen. Am 10. August 1233 stellte Herr Nikolaus von Rostock eine mit der vorerwähnten gleich formulirte Urkunde aus, wodurch er den "ehrwürdigen Brüdern der amelungsborner Kirche Cistercienser=Ordens" 60 Hufen am See Drans (in der Prignitz südwärts an die Campenschen Klostergüter grenzend) übermacht, ebenfalls nach den Privilegien der doberanschen Kirche zu besitzen. Zu verstehen ist hierunter das Recht fremde Colonisten in diese Güter herbeizuziehen, und die Befreiung derselben von den sonst üblichen Unterthänigkeitslasten, wie denn eine zweite, unter demselben Datum ausgefertigte Urkunde 2 ) wieder ausdrücklich festsetzt: "Auch haben wir den Brüdern der genannten Kirche die Macht gegeben, zu sich zu rufen und einzusetzen, wo sie wollen in der vorgenannten Besitzung, Leute jedes beliebigen Volkes und Handwerks und dieselbigen Handwerke zu üben. Auch lassen wir die Leute, welche sie herbeirufen und einsetzen werden mit denselben dienenden Brüdern, und die übrigen, welche in diesen Gütern wohnen, für beständig frei und unbelästigt von allem Vogtei=Rechte und von allen Auflagen der Grafen und der unser Recht ausübenden Vögte und Richter, von Erbauung der Burgen, wie von jeder Beitreibung der Schosse und Zölle und von aller Heerfahrt, so daß sie niemandem irgend eine Dienstleistung schuldigen, außer allein Gott und dem amelungsbornschen Kloster. Ueberdies haben wir auch den Brüdern derselben Kirche die richterliche Gewalt über alle, die ihnen dienen, und die Anbauer und die übrigen, die in ihren Gütern wohnen, in jeder Sache gegeben".

Indeß hatten auch schon die Vorfahren des Herrn Nikolaus von Werle dem Kloster zu Amelungsborn sich dankbar bewiesen: dies erhellt aus einer Urkunde, welche Nikolaus im J. 1244 zu Röbel ausstellte 3 ). Er erklärt darin, daß sein Vater Heinrich von Werle und sein Großvater Heinrich Borwin der Kirche zu Amelungsborn, "darum weil die Brüder dieser Kirche


1) Riedel, Cod. A. III, 340 Schröder, Pap. Meklenburg ad A.
2) Riedel, Cod. A. I, 445, 446.
3) Diplomat. Doberan. N. 19. - Vgl. die folgende Abhandlung. D. Red.
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die ersten Vertilger der Götzenbilder im Wendenlande gewesen 1 ), gewisse Güter zu Satow (südwärts von Doberan, auf dem halben Wege zwischen Neu=Bukow und Schwan) verliehen hätten. Nun hatte das Kloster den Zehnten in den satowschen Gütern von Bischof Brunward gegen das Dorf Wokrente eingetauscht; es war aber seit längerer Zeit zwischen dem Abte von Amelungsborn und den benachbarten Gutsbesitzern Streit über die Grenzen von Satow gewesen, den Nikolaus von Werle im J. 1244 durch seinen Truchseß Heinrich Gamm hatte entscheiden lassen. Aus den in der Urkunde aufgeführten Grenzbestimmungen geht hervor, daß die Conversen zu Satow noch dabei beschäftigt waren, das Land umher durch Ausraden urbar zu machen (novellare), und die Grenzbestimmungen wurden so getroffen, daß sie dabei nicht etwa zu weit greifen möchten.

In den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts muß die Urbarmachung des Landes, das Herbeiziehen fremder Colonisten und theilweise Verdrängen der Slaven in vollem Gange gewesen sein. In derselben Gegend, wo Nikolaus von Werle den Klöstern Campen und Amelungsborn Güter verliehen, südwestlich von der Müritz, erhielt damals auch das Kloster Doberan 50 Hufen von ihm angewiesen, nämlich bei Zechlin. Diese Schenkung muß schon vor 1237 statt gefunden haben, denn am 14. Februar 1237 verlieh schon Bischof Brunward von Schwerin dem Kloster Doberan den Zehnten von den 50 Hufen, welche Herr Nikolaus von Werle dem Kloster im Lande Turne zu Zechlin geschenkt habe 2 ). Die Schenkungsurkunde selbst aber ward erst am 29. December 1243 zu Güstrow durch Nikolaus von Werle ausgefertigt 3 ). Natürlich enthält sie wieder die Bevollmächtigung zur Berufung fremder Colonisten, nur noch mit dem Zusatz: "ob sie entweder durch ihre eignen Conversen oder durch andere weltliche Leute denselbigen Grund und Boden anbauen wollen, darüber haben wir ihnen völlig freie Macht gegeben. Auch sollen die Leute jedes beliebigen Volks und Handwerkes, welche die Brüder der vorgenannten Kirche herbeirufen werden, Vollmacht haben, diese Handwerke in der vorgenannten Besitzung auszuüben" u. s. w. Dieselbe Zusatz=Clausel ertheilte Nikolaus von Werle 14 Tage später zu Röbel auch dem Kloster Amelungsborn für seine Güter zu Drans 4 ).


1) Se primos exstirpatores ydolorum in Slavia fecerunt.
2) Diplomat. Doberan. N. 12.
3) Diplomat. Doberan. N. 18.
4) Riedel, Codex A. I, 448.
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Die Befugniß, fremde Colonisten in ihre Güter herbeizurufen, würden wir ohne Zweifel in den Stiftungsbriefen der beiden andern Cistercienser=Klöster der schweriner Diöcese, Dobbertin (vor 1226) und Rühn (1233), enthalten finden, wenn diese Stiftungsbriefe noch erhalten wären. Jedoch ein Paar für unsern Zweck sehr sprechende Stellen bieten uns noch die Urkunden des Klosters Sonnenkamp dar. Am 5. Januar 1235 schenkte Bischof Brunward diesem Kloster in allen Gütern, welche, demselben durch Heinrich Borwin und seine Erben verliehen worden, "alles, was uns an Zehnten von den Dörfern und Vorwerken der Klosterjungfrauen zuwachsen kann, wenn sie auf ihre Kosten und mit ihrer Arbeit den unbebaueten Wald werden ausgeradet haben (incultam silvam a novalibus exstirpaverint 1 ). Am 21. Mai 1236 erklärt derselbe Bischof: "auf Anhalten unsers geliebten Herrn Adam, Propstes zu Sonnenkamp, haben wir unser Dorf Bobelin, welches wir für unsern Zehnten in Boidewitzdorf von Herrn Johann von Meklenburg durch Tausch besessen haben und das wir wegen der Verwüstung der Slaven, die von dort vordem ausgetrieben waren 2 ), an Ackerbauer, um es anzubauen, auszuthun mehrere Jahre lang nicht im Stande waren, der heiligen Versammlung der Dienerinnen Christi im Kloster Sonnenkamp freigebig verliehen, um es beständig zu besitzen".

Ein nicht minder deutliches Zeugniß für jene Zustände legen denn endlich die uns aus jenen Zeiten noch aufbehaltenen Stiftungs= oder Bestätigungsbriefe mehrerer Städte ab. Im J. 1235 erklärten zu Plau die Gebrüder Johann, Heinrich, Nikolaus und Pribislav von Werle: "wir thun kund, daß von der göttlichen Erbarmung begünstigt unsere Väter seeligen Andenkens durch fleißige Betreibung das Land Plau christlichen Anbauern überlassen haben, dieselben sowohl von fernen, als von nahen Gegenden zu sich einladend. Sie haben in derselben Provinz auch eine Stadt erbauet" u. s. w. 3 ). Nun folgen die Rechte, welche der Stadt verliehen worden und welche jetzt von den Ausstellern der Urkunde bestätigt werden; auch hier kommt, wie in den parchimschen Rechten, die Bestimmung vor: "Wenn jemand sterben sollte, dessen Söhne bei Lebzeiten des Vaters ihre Güter nicht empfangen haben, so


1) Diplomat. Soliscamp. N. 7.
2) Diplomat. Soliscamp. N. 9.: propter vastationem Slavorum inde quandoque ejectorum
3) Westphalen IV, 928.
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sollen ihnen alle die Güter gewährt werden, die ihre Väter und deren Vorfahren von der Heidenzeit und dem Waldbau her (a paganismo et cultura silvestri) besessen haben". Hier zeigt das eingeschobene: "und deren Vorfahren", welches in dem parchimschen Stiftungsbriefe nicht steht, daß man jetzt schon um ein Menschenalter weiter von der Heidenzeit entfernt war, und nur noch theilweise die Väter sie gesehen haben mochten. Ganz derselben Formel bedient sich Pribislav von Parchim, als er einige Jahre später (1238) dieser Stadt ihre von seinem Vater ihr verliehenen Rechte bestätigt: "Jedermann thun wir kund, daß von der göttlichen Erbarmung begünstigt unsere Väter seeligen Andenkens durch fleißige Betreibung das Land Parchim christlichen Anbauern überlassen haben, dieselben sowohl aus fernen, als nahen Gegenden einladend, in derselbigen Provinz eine Stadt erbauet haben u. s. w. 1 ). Dann werden wörtlich die parchimschen Rechte aus der oben angeführten Urkunde wiederholt, nur daß in dem Artikel von dem Erbtheil der Söhne, wie schon bemerkt, nicht "cultu", sondern "cultura silvestri" steht. Mit völlig gleich lautender Eingangsformel ist auch die von Pribislav im J. 1248 ausgestellte Bestätigung der von seinen Vätern der Stadt Goldberg verliehenen Rechte 2 ): "Jedermann thun wir kund, daß von der göttlichen Erbarmung begünstigt unsere Väter seeligen Andenkens durch fleißige Betreibung das Land Parchim christlichen Anbauern überlassen haben, dieselben sowohl aus fernen als aus nahen Gegenden einladend, in derselbigen Provinz die Stadt Goldberg erbauet haben" u. s. w., wie denn auch die Stelle: "welche ihre Väter von der Heidenzeit und dem Waldbau her (a paganismo et cultura silvestri) besessen haben," grade so, wie in der vorerwähnten Urkunde lautet. Zu diesen Zeugnissen kommt denn endlich noch der Stiftungsbrief von Grabow hinzu, in welchem die Eingangsformel zwar anders lautet, weil die Urkunde von einem andern Landesherrn ist ausgestellt worden, aber die Beweiskraft dieselbe bleibt. Am 2. Januar 1250 stellte zu Grabow Graf Volrad von Danneberg eine Urkunde aus, worin es heißt: "Wir - thun kund, daß wir, nach reiflicher Ueberlegung und nach gepflogenem Rath un=


1) Meklenb. Jahrb. XI, 236.
2) Diese Urkunde theilt nach einer Copie, welche in dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts aus einem Transsumte dieser Urkunde vom Jahre 1317 entnommen ist, mit v. Kamptz, Civilrecht der Herzogthümer Meklenburg II, 127. Statt: civitatem construximus Goltberch, ist offenbar: civitatem construxerunt Goltberch, zu lesen, wie das folgende: jura ergo, quae tunc ab eis data sunt, nunc a nobis testimonio confirmantur, deutlich an die Hand giebt, nicht aber daraus zu folgern, daß Goldberg erst von Pribislav erbaut worden sei.
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serer getreuen Ritter und Vasallen, zur Vertheidigung und zum Schutz unserer Lande und zur Stärkung und Vermehrung unserer Herrschaft, eine Stadt Namens Grabow in den Grenzen und Scheiden unsers Landes gegründet und an dem Fluß Elde erbauet haben, und von fernen Gegenden und den Enden der Welt die Christgläubigen zur Besitznahme der genannten Stadt Grabow herbeigerufen haben" 1 ).

Die im Voraufgehenden beigebrachten urkundlichen Zeugnisse thun meiner Meinung nach zur Genüge dar, daß im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte mehrere Menschenalter hindurch in Meklenburg, sowohl in den Städten, als auf dem platten Lande, Einwanderung von Deutschen (und zwar dem Mehrtheil nach von Niedersachsen) stattgehabt hat, so daß mit der Zeit die Zahl der deutschen Einwanderer so sehr anwuchs, daß die Ueberbleibsel der alten slavischen Bevölkerung unter den eingewanderten Deutschen gänzlich verschwinden und ihre Nationalität sich in die der Deutschen völlig auflösen mußte. Slavien ward ein deutsches Land, nur der Name blieb. Befördert und beschleunigt ward der Untergang der slavischen Bevölkerung allerdings auch dadurch, daß man nicht anstand, wie die voraufgehenden Zeugnisse ebenfalls beweisen, die Slaven mit Gewalt aus ihren alten Wohnsitzen zu vertreiben. Völlig ausgerottet sind sie freilich nicht, aber ihre immer geringer werdende Anzahl hat sich mit der Zeit unter der immer anwachsenden Menge der deutschen Bevölkerung gänzlich verloren. Erwähnung der noch hin und wieder übrigen Slaven ist in den Urkunden äußerst selten 2 ). Das allmählige Verschwinden der Slaven unter den immer mehr überhand nehmenden Deutschen giebt ebenfalls in den Urkunden sich uns deut


1) Vgl. v. Kamptz meklenb. Civil=Recht II, 341: a remotis partibus et mundi climatibus Christifideles ad possessionem dicti oppidi Grabow vocavimus.
2) Einige wichtigere Stellen der Art will ich hier vorläufig sammeln. Im Jahre 1254 verglich sich vor dem Grafen Gunzel von Schwerin sein Vasall Ritter Detlof von Reventlow mit den schweriner Domherren wegen des Zehnten in seinen wendischen Dörfern, den man Biscopnitza nenne: "ein jeder Wendt, der zwei Ochsen hat, soll geben 2 Scheffel Rogken grosser Masse, die sie Curiz nennen, und 10 Pfenninge und 1 Top Flachs"; es war also noch der alte Bischofszins an dem nur der 1 Scheffel und die 2 Pfenninge für den Pfarrpriester fehlen, (Meklenb. Jahrb. VI, 25. Anm.). Im Jahre 1256 verglich sich das Kloster Doberan mit dem Ritter Johann von Havelberg wegen des durch die Anlegung der Mühle zu Zechlin seinem Dorfe Repente zugefügten Schadens: Johann von Havelberg soll die Beschwerden der Wenden des genannten Dorfes beschwichtigen (Diplom. Doberan. N. 32.). Noch im Jahre 1285 macht sich Graf Helmold von Schwerin, als er das Dorf Lositz bei Uelitz an das Kloster Reinfelden verkauft, anheischig, "alle Wenden und Bauern, die jetzt dieses Dorf bewohnen." daraus vertreiben." (Meklenb. Jahrb. I, 7. Anm.).
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lich zu erkennen, nämlich in den Zeugen, welche die Urkunden der Fürsten Slaviens während dieses Zeitraums aufführen. In den Urkunden Nikolaus I., Heinrich Borwins I. und seiner Söhne Heinrich Borwin II. und Nikolaus II. sind die slavischen Namen der Zeugen vor den deutschen Namen noch überwiegend; in den Urkunden der vier Söhne Heinrich Borwins II. ist dies Verhältniß durchaus umgekehrt. Die slavischen Namen verschwinden in denselben rasch und fast gänzlich; nur einzelne bald kenntlich heraustretende Landestheile zeichnen sich in der Bewahrung slavischer Namen aus. Des Interesses wegen, welches der Gegenstand hat, verzeihe man es mir, wenn ich aus den mir zu Gebote stehenden Urkunden der genannten Fürsten die sämmtlichen Laienzeugen 1 ) hier folgen lasse, um dadurch meine Behauptung gleichsam augenscheinlich darzuthun.



1) Die im Nachfolgenden aufgeführten Zeugenreihen sind nach den Ouellen des großherzoglichen Archivs von mir revidirt, wenn sie alten, unzuverlässigen Drucken entnommen waren; es ist dies jedes Mal durch "[Berichtigt]" angezeigt.          G. C. F. Lisch.
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Laienzeugen aus den Urkunden Nikolaus I., Heinrich Borwins I. und seiner Söhne Heinrich Borwins II. und Nikoaus II.

1189, am 8. April, zu Rostock: Nicolaus Slavorum princeps verleiht dem Kloster Doberan das Vorwerk Wilsne zu demselben Rechte, zu dem sein Vaterbruder Pribislav dem Kloster alle seine Güter verliehen, Zeugen: Henricus Buruwe princeps de Michelenburc, Sirizlaf Recis, Wolcouiz 1 ), Uencegur, Rademir, Bruno de Chubanze, Gerardus Prelle. (Diplom. Doberan. Nr. I. in Westphalen Monum. ined. III. - Gerardus Prel auch Diplom. Dargun. N. 2.) [Berichtigt. L. ]

1192: Henricus Burewinus Magnopolitanorum et Kyzenorum princeps bestätigt die Verleihungen seines Vaters Pribislav an das Kloster Doberan. Zeugen: Slavi Venciko, Woywoto, Martinus, Damascho, Paliz, Gusiz, Vriz. (Diplomat. Doberan. Nr. 3.) [Berichtigt. L. ]

1210: Vergleich zwischen Bischof Dietrich und Heinrich Borwin wegen des Zehnten von der Insel Pöl. Zeugen: de laicis Heinricus Damasc slauus, Uffo et frater eius Jerdagh. (Diplomat. Doberan. Nr. 4.) [Berichtigt. L. ]

1218: Henricus Burewinus Magnopolitanorum et Kyzenorum princeps bestätigt die Privilegien des Klosters Doberan. Zeugen: Johannes de Snakenburch, Rawelinus, Sziso slauus, Lodewicus. (Diplom. Doberan. Nr. 5.) [Berichtigt. L. ]

1218, am 24. Juni: Borwinus dominus Magnopolensis stiftet die Stadt Rostock - dominacionis nostre majoribus tam Slauis quam Theutonicis presentibus, episcopo nostro Brunwardo videlicet viro religiosissimo interposito, Thetleuo de Marlowe, Jordano, Hermanno capellano, Zlauteich, Janeke, Heinrico Gamma, Wartis, Johanne de Snakenburgh, Raulino, Hinrico Grubone, Hughone abbate de Doberan


1) Die Namen auf - viz sind meistens Patronymica, wie noch heute bei den Russen, z. B. Petrowitsch=Peters=Sohn.
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universalique conventu ibidem, Stephano sacerdote, Dummemaro, Pribolo, Bizprawe, Thoma, Aluerico preposito, Hermanno de Rodenbeke, Heinrico Holtzato, Nacono, Janike Germeritz, Wentslawo, magistro Woltero de Bucoe, ejusdem opidi consulibus Heinrico Fabro, Heinrico Pramule, Hermanno, Rodolfo, Ludero, Bertramo, Wyzelo, Lamberto, Bodone, Heinrico Lantf. (Vom Ursprunge der Stadt Rostock, Anlage I.) [Berichtigt. L.]

1219: Borwinus Magnopolitanus dominus verleiht dem Michaelis=Kloster zu Lüneburg das Dorf Cesemow. Zeugen: de laicis Janick, Stoyzlavitz, Zlavotech, Neopra, Heinricus, Jermeriz, Thidericus de Godebuz, Johannes de Snakenborg. (Meklenburg. Jahrb. II, 291. VI, 172.)

1219: Heinricus Burwinus princeps Slavorum gründet das Kloster. Sonnenkamp. Zeugen: de laicis Thetlevus de Godebuz, Ludolfus de Ganzowe, Heilardus de Vifle, Heinricus Holtsatus, Raulinus, Dummamir, Wartis, Pribus, Zise, Nacon, Newoper, Janich, Merezlaf. (Diplomat. Soliscamp. Nr. I. in Lisch mekl. Urk. II. )

1219: Heinricus de Rozstock und Nicolaus de Magnopoli bestätigen die Privilegien von Doberan. Zeugen, laici: Janic Stoizlauiz, Zlautech, Henricus Gamme, Jordanus miles de Wrle, Weiuuote, Niwoper, slavi, Eilardus advocatus de Godebuz, Thidericus miles de Netsen. (Diplomat. Doberan. Nr. 6.) [Berichtigt. L. - Im Originale steht bei den Namen dort ein Punct, wo hier ein Komma steht. L.]

1222, am 7. Juni: Borewinus Magnopolensis dominus stiftet das Gotteshaus St. Antonius zu Templin. Zeugen: laici Niewopre, Theodericus dapifer, Heinricus Holtzate, Theodericus de Dibawe, Petrus de Griwole, Baroldus de Lubowe, Hermannus Niclot. (Rudloff Urk. Lieferung Nr. 2.) [Berichtigt. L.]

1222, am 8. Juli, zu Ratzeburg: Henricus senior Borwinus Magnopolensis und seine Söhne Heinrich und Nicolaus errichten einen Vertrag mit dem ratzeburger Bischofe. Zeugen: Reinfridus, Otto Albus, uterque Reinboldus (ratzeburger Vasallen), Volmarus, Eilardus de Godebutze, milites, Conradus advocatus, Hermannus dapifer. (Diplomat. Ratzeb. Nr. 32.)

1223, am 29. December (rege Dacorum Waldemaro captivato) zu Meklenburg: Borchwinus dominus Magni-

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polensis verleiht dem havelberger Domcapitel das Dorf Gartz. Zeugen: de laicis Theodoricus dapifer, Henricus Soltwedel, milites. (Rostocker Nachr. Beil. von 1824, S. 165.)

1226, am 3. Juni, zu Güstrow: Henricus dominus de Rozstock stiftet das Domcapitel zu Güstrow. Zeugen: laici Buriwinus pater meus, Heinricus comes de Zuerin, Johannes Ztoyzlaf, Johannes de Snakenborch, Heinricus Gamme dapifer curie, Jordanus, Heinricus Grubo, Baroldus, Engelbertus, Lippoldus. (Thiele, Domkirche zu Güstrow, Anl. A.) [Berichtigt. L.]

1226, am 11. August, zu Rostock: Burwinus dominus Magnopolensis bestätigt die Stiftung des Domkapitels zu Güstrow. Zeugen: laici carissimus filius noster Heinricus fundator ecclesie predicte, Reinbertus de Clodene, Thidericus Paganus, Yo, Henricus Gambe. (Thiele, Domkirche zu Güstrow, Anl. B.) [Berichtigt. L.]

Laienzeugen aus den gemeinschaftlichen Urkunden der Söhne Heinrich Borwins II.

1226, am 15. Februar, zu Lübeck: Johannes, Nicolaus und Heinrich, Gebrüder, Herren von Rostock, ertheilen der Stadt Lübeck Zollfreiheit. Zeugen: dominus Thetleuus de Godebuz, Johannes de Snakenburch, Heinricus Gamme, dapifer, Sigebodo de Holthorp, Brunwardus de Butzowe, Heinricus cognatus domini Thetleui, Bernardus advocatus, Conradus advocatus. (Lübecker Urk. Buch I, Nr. 33.)

1227, am 3. December, zu Güstrow: Johannes, Nicolaus, Heinrich und Pribislav, Gebrüder, Herren von Meklenburg, schenken dem Johanniter=Orden 60 Hufen im Lande Turne. Zeugen: laici Zlawotech de Malegowe, Gotimerus et Johannes frater suus de Havelberch, Unizlaus castellanus de Robole, Heinricus Gamba dapifer, Jordanus, Heinricus Grubo, Baroldus, milites, castellani de Guztrowe (Meklenb. Jahrb. II, 215).

1228, am 25. October, zu Güstrow: Dieselben bestätigen der Stadt Güstrow das schwerinsche Recht. Zeugen: Gampa dapifer, Jordanus, Heinricus Grubo, Baroldus, Conradus, castellani de Guztro, Bruno, Hinric. Advocatus, Johannes Cocus, Arnoldus Sagittarius, Fr. Daniel institor, cives in Guztrow. (Besser, Beiträge zur Gesch. von Güstrow, S. 243, berichtigt.)

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1230, am 30. October: Vertrag zwischen Johann von Meklenburg, Nicolaus von Rostock und ihren Brüdern einer= und dem Grafen Günzel von Schwerin andererseits: Testes et promissores: Bernadus comes de Dannenberch, d. Johannes Magnopolensis et Nicolaus d. de Roztoch, Alardus Gans, Thetlephus de Godebuz, Johannes de Snakenborch, Thetlephus iuvenis, Wernerus de Netelenborch, Petrus de Gansethorp, Unizlaus, Johannes de Balisen, Egkehardus Hane, Otto Bersarius, Otto Bawarus, Salomon, Johannes de Crupelin, Heinricus de Roma, Nicolaus de Brusevitz, Godescalcus nepos d. Thetiephi, Johannes de Bulowe, Conradus de Suinga, Jordanus de Poterowe. (Lisch, Han'sche Urk. I, 8.)

1231, am 28. November, zu Rostock: Johann und Pribislav von Meklenburg und Nicolaus und Heinrich von Rostock bestätigen die Privilegien von Doberan. Zeugen: Heinricus comes Ascharie, Thetlephus de Godebuz, Johannes de Snakenburg, Heinricus Gammo dapifer, Brunwardus castellanus de Marlowe, Heinricus de Ungerede, Bertrammus castellanus de Roztoch, Gerhardus dapifer, Sygebodo de Holthorpe, Godefridus de Bulowe, Hermannus et Gunterus fratres, Heinricus Wargus, milites. (Diplomat. Doberan. Nr. 7.) [Berichtigt. L.]

Aus Urkunden von Johann und Pribislav gemeinschaftlich oder Johann allein.

1229, am zweiten Pfingsttage: Johann von Meklenburg über den Bau von 4 Capellen zu Parchim. Zeugen: Ditlevus de Godebuz, Godofridus de Bulowe, Hanno (I. Nanno) de Lensyn. (Cleemann, Chronik von Parchim, S. 108.)

1229, bei Wismar: Johann von Meklenburg bestimmt die Grenzen von Wismar. Zeugen: d. Brunwardus et d. Detlevus iuvenes, Helias Ritzo, Hermannus de Dortmunde, Enghelbertus monetarius, Hermannus Vorrad et suus gener Didericus, Johannes Pinguis, Gherwinus de Buckowe, Leuerus, Tedolfus Halfpape, Clemens et Gherwinus monetarii, Conradus et Marquardus, Hermannus et Titmarus. Item testis d. Alardus Gans et d. Gherardus de Snakenborg, Conradus de Suinga, Hinricus Warguswitz, Bernardus de Pole, Hermannus de Rodenbeke, Sigebodo de Holtdorp. (Schröder, Wismar. Erstlinge, S. 69.)

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1231, am 29. April, zu Ilow: Johann und Pribislav von Meklenburg verleihen das Dorf Nakunstorf, welches das Kloster Sonnenkamp a quodam nostro fidele Woltzic gekauft, an dieses Kloster. Zeugen: Gerardus dapifer, Godefridus de Bulowe, Johannes de Bulowe, Heinricus Holzatus, Gerardus de Malin, Heinricus Boidevitz, Johannes Boidevitz, Heinricus Warsussevitz (Diplomat. Soliscamp. Nr. 3.)

1231, am 9. Juli, zu Neuburg (Ilow): Johann von Meklenburg verleiht die Kirche zu Goldberg dem Kloster Dobbertin. Zeugen: Gerardus dapifer, Gerardus de Malin, Godefridus de Bulowe, Gunterus advocatus de Bucowe, Nicolaus de Brusevitze, Eggehardus Gallus. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 11.)

1232, am 11. Februar: Johann von Meklenburg verleiht an den Bischof von Schwerin 10 Hufen in Bobbin. Zeugen: Gerardus dapifer, Fridericus de Clodrem, Heinricus de Zwerin, Conradus de Suinge, Godefridus de Bulowe, Heinricus Wargussevitz, Tessemarus frater eius. (Diplom. Soliscamp. Nr. 5.)

1236, am 5. August (Februar?), zu Sonnenkamp: Vertrag zwischen Bischof Brunward und Johann von Meklenburg gegen Pommern=Demmin. Mitgelober Johanns von Meklenburg: Thetlevus de Godebuz, Godefridus dapifer, Sygebodo de Holthorpe, Conradus de Suinge, Thydericus de Dybowe. Ekkehardus Gallus, Johannes de Multzyan, Johannes de Babyse, Wernerus Yazeke, Thetlevus de Regccedo(z), Bertoldus Pycht, Nicolaus Polen. (Lisch, Meklenb. Urk. III, 83.)

1236, am 12. Mai, zu Gadebusch: Johann von Meklenburg bestätigt das Kloster Rehna. Zeugen: fratres nostri d. Nicolaus de Werle, Borewinus d. de Roztoc, Thetlevus de Godebuz, Godefridus dapifer, Gerardus Lepel, Volcwinus de Langvedele, Theodoricus de Dybowe, Johannes de Bulowe. (Meklenb. Jahrb. X, 205.)

1237, am 6. September, zu Gadebusch: Johann von Meklenburg verleiht dem Kloster Rehna die Kirchen zu Rehna und Wedendorf. Zeugen: Thidlevus de Godebuz, Godefridus et Johannes fratres de Bulowe, Volcquinus de Lancwedele, Godescalcus camerarius, Rembernus de Stoven, Theodericus de Dibowe, Ludeke Hardenacke, Heinricus et Theodericus fratres, filii eius, Segebodo de Holthtorp, Burchardus Lupus, Ekehardus Gallus, militis. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 17.)

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1238 circa: Johann von Meklenburg bestätigt dem Kloster Rehna das Dorf Roxin. Zeugen: Gerhardus dapifer, Thetlevus de Godebuz, Godefridus de Bulowe et frater suus Johannes, Volcquinus de Lancwedele, Rembernus et frater suus Corvus de Stove, Godescalcus de Degowe et frater suus Eckehardus Gallus, Buno et frater suus Hiddo, Hinricus et frater suus Ethelgerus. (Hahn'sche Urk. I, 24.)

1239, am 28. April: Johann von Meklenburg befreiet das Kloster Dargun von allen Lasten aus dem Dorfe Cantim und von 4 Hufen zu Starsow. Zeugen: Gerardus dapifer, Conradus de Zuinga, Johannes de Mulsan, Bernardus, Hermannus de Hakenstede. (Diplomat. Dargun. Nr. 24.)

1239, am 13. Juni: Johann von Meklenburg verleiht dem Kloster Dargun alle Freiheiten im Dorfe Covnim und von 8 Hufen in Starsow. Zeugen: Gerardus dapifer, Heinricus, Bertoldus de Emlendorf. (Diplom. Dargun. Nr. 25.)

1240, am 28. Juni, zu Meklenburg: Johann von Meklenburg verleiht dem Kloster Sonnenkamp den Hof Sellin. Zeugen: Bernardus de Walia, Ecquardus Gallus, Volsegho, Thidericus Clawe, Fredericus de Isenhagen, Reimbernus Scalip, milites nostri, frater Raven, Wedeghe, Conradus de Sture, Fredericus de Lubowe, Reinardus de Lu, Olricus de Lu, Johannes, Heidenricus, Hermannus, Henricus de Lu, milites Christi. (Diplom. Soliscamp. Nr. 11.)

1245, am 16. Mai: Johann von Meklenburg vereignet dem Kloster Doberan das Dorf Kartlow. Zeugen: milites Guntherus aduocatus et frater suus Hermannus, Borchardus Lupus, Nycolaus Reschinkel. (Diplom,.Doberan. Nr. 20.) [Berichtigt. L.]

1246, am 27. Mai, zu Meklenburg: Johann von Meklenburg verleiht den Bürgern von Riga im Hafen von Wismar dieselbe Freiheit, die sie zu Lübeck genießen. Zeugen: d. Godofridus de Bulowe, d. Johannes frater ejus, d. Johannes de Walie, d. Thidericus Klawe, d. Olricus frater ejus, Ludeke de Hamme telonearius noster, Heinricus de Tremonia, die Rathmänner von Wismar und einige Bürger von Riga. (Schröder, Wismar. Erstl. S. 71.)

1248, am 26. November [VI. Kal. Dec.], zu Meklenburg: Johann von Meklenburg bestätigt den Verkauf des Dorfes Bekervitz und 2 Hufen in Gögelow durch Herrn Burchard Wulf an das Kloster Reinfelden. Zeugen: Godefridus de Bulow et Johannes frater eius, Godescalcus Prene et Heinricus frater eius, Volquinus de Langwedele, Theodoricus Clawe,

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Ludolphus de Plucekowe et Egkehardus frater eius. (Schröder, Papist. Meklenb. S. 632.) [Berichtigt. L.]

1252, am 8. November, zu Ratzeburg: Johann von Meklenburg bestätigt den Verkauf des Dorfes Karstan an das Domkapitel zu Lübeck. Zeugen: milites Godefridus et Johannes fratres de Bulowe, Theodericus et Arnoldus Clawen, und einige lübecker Bürger. (Diplom. Soliscamp. Nr. 14.)

1253, am 19. Juni, zu Meklenburg: Johann von Meklenburg verleiht dem Heil. Geist=Hause zu Wismar 2 Hufen in Metenstorp. Zeugen: Bernardus de Walie, Hinricus dictus Pren et frater suus Godescalcus, Alvericus de Prozeka, Benedictus de Rodenbeck, milites nostri. (Schröder, Papist. Mekl. S. 652.)

1256. am 2. August, zu Wismar: Johann von Meklenburg verleiht dem Bischofe von Ratzeburg das Patronatrecht über die Kirchen im Klützer=Ort. Zeugen: Alvericus de Barnekow, Theodoricus de Clave, Volkero (Volceco?), Vredebernus, milites. (Schröder, Papist. Meklenb. S. 660.)

1257, am 25. März, zu Schloß Wismar: Johann von Meklenburg bezeugt, daß der Ritter Hermann und seine beiden Brüder Eckhard und Johann, Knappen, alle Söhne des Ritters Albert von Buch, der rothe (rufus) zubenannt, gewisse Güter zu Buch nach dem Tode des Vaters an das Kloster Doberan verkauft haben: Zeugen: milites Heinricus dei gracia iunior dominus Magnopolensis et noster filius, Bernardus de Walia, Everhardus de Calsowe, Arnoldus Clawe, Thidericus Moltike, Gerhardus Kytelhoth, Tymmo Holthzatus, item Albertus noster filius, adhuc servus. (Diplom. Doberan. Nr. 36.) [Berichtigt. L.]

1260. am 7. März, zu Wismar: Johann von Meklenburg bestätigt das Privilegium seines Großvaters Heinrich Burewin für das Bisthum Ratzeburg. Zeugen: Ludolphus Hardenakke, Hermannus de Modentin, Theodoricus Clawe, Albericus de Barnekowe, milites. (Schröder, Pap. Meklenb. S. 679.)

1260, am 26. September: Johann von Meklenburg bestätigt den Kauf des Dorfes Vinekendorf durch die Stadt Wismar, Zeugen: Ludolfus Hardenack, Bernhardus de Walie, Alvericus de Barnekow, Benedictus, Thidericus et Arnoldus Klawe, Everhardus Kalsowe, Otto de Swinga, Johannes et Fridericus Molteke, Otto de Revetlo, Conradus et Albertus Dotenberg, Heinricus Gesewitz, Godfridus de Plote, Fredebernus Huskummer, Hermannus de Rodenbecke, Olricus de Blucher, milites nostri, die

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Rathmänner von Wismar etc. (Schröder, Papist. Meklenb. S. 1027.) [Der in dieser Urkunde und in den folgenden Urkunden von 1261 und 1262 genannte Henricus Gesewitz ist richtig gelesen: Gesewitz, Gezeviz, auch Jesewiz, Der Name ist bis in das 16. Jahrhundert häufig - und gewöhnlich - falsch gelesen, bald Gesenitz, bald Geseritz, bald Gerevitz u. s. w. Die Familie hieß Jesewitz, war auf Bolland und Neu=Karin angesessen und starb um 1515 aus; nach dem Abgange derselben wurden die von Oertzen von der roggower Linie im Jahre 1515 mit den Gütern belehnt. L.]

1261, am 18. October, zu Wismar: Johann von Meklenburg und sein Sohn Heinrich vereinbaren sich mit der Stadt Lübeck wegen Zerstörung des Schlosses Dassow. Zeugen: milites dominus Ludolphus de Dybowe noster dapifer, Aluericus de Barnekowe, Theodericus et Arnoldus Clawe, Benedictus de Rodembeke, Otto de Suinga, Marquardus de Indagine, Volceko; insuper: Gerhardus de Indagine, Willekinus de Stadis, consules Lubicenses. (Lübecker Urk. Buch I, S. 237.)

1261 (?): Johann von Meklenburg bestätigt die Verleihung von 3 Mark jährlicher Hebung durch den Ritter Johann von Werthen an das Heil. Geist=Haus zu Wismar. Zeugen: milites d. Ludolphus Hardenake, Bernhardus de Walie, Thidericus et Arnoldus Klawe, Alvericus de Barnekowe, Benedictus de Rodenbeck, Thimmo Holsatus, Gherardus Metzeke, Otto de Swinga, Henricus Gese[v]iz. (Schröder, Pap. Meklenb. S. 695.)

1262, am 29. September, zu Wismar: Johann von Meklenburg und sein Sohn Heinrich geloben der Stadt Lübeck, daß zu Dassow und von da an bis Grevesmühlen kein Schloß wieder erbaut werden solle. Zeugen: Otto de Swinga dapifer noster, Bernardus de Walie, Aluericus de Barnekowe, Benedictus de Rodenbeke, Theodericus et Arnoldus Clawe, Gerhardus et Hartwicus Mezeke, Johannes Molteko, Heinricus Gezeviz, Marquardus de Indagine, Conradus et Albertus Dotenberg, Volzeco. (Lübecker Urkundenbuch I, S. 245.)

1262, am 13. December, zu Wismar: Johann von Meklenburg und sein Sohn Heinrich bekennen, daß Arnold von Tremonia das Dorf Boydewinestorp von ihnen gekauft habe. Zeugen : Bernhardus de Walie, Albericus de Barnekow, Otto de Swinga, Thidericus et Arnoldus, Benedictus, Gherardus Metzeke, Volceke, Timmo Holzatus, Hart-

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wicus advocatus noster, milites, et Gutjarus, Henricus de Zwerin. (Schröder, Pap. Meklenb. S. 701.)

1263, am 1. Mai: Johann von Meklenburg, mit seinen Söhnen Heinrich und Albrecht, bekennt, daß er einen Camp bei Wismar an das Heil. Geist=Haus daselbst verkauft habe. Zeugen: Otto de Swinga, Helmoldus de Plesse, Alvericus de Barnekowe, Benedictus de Rodenbecke, Conradus Pren, Thidericus et Arnoldus Clawe, Gherardus et Hartwicus Mezeke, Conradus Dotenberge, milites, und viele wismarsche Bürger. (Schröder, Pap. Meklenb. S. 707.)

Aus Urkunden von Pribislav allein.

1240: Pribislav von Parchim verkauft der Stadt Parchim das Dorf Bicher. Zeugen: Arnoldus de Molendino et Hanno (Nanno?) de Lensyn et Hermannus Cnut, milites, und die Rathmänner von Parchim. Cleemanns Chronik von Parchim, S. 221.)

1241: Pribislav von Parchim verleiht dem Kloster Dargun das Dorf Dargebant. Zeugen: laici Johannes de Snakenbur, Nycolaus de Hamburch, Bernardus et Hermannus de Hakenstede, et ceteri castrenses. (Diplomat. Dargun. Nr. 28.)

1247, zu Schwerin: Pribislav von Parchim vergleicht sich mit Graf Günzel von Schwerin wegen der Grenzen der Länder Ture und Brenze. Zeugen: Nanno de Lencin, Wedikinus, Martinus et Gherardus de Malin, Arnoldus de Molendino, Hinricus de Hagenowe, milites. (Meklenb. Jahrb. XI, 238.)

1249, am 20. September, zu Parchim: Pribislav von Richenberg verleihet einem Priester die Burgkapelle zu Parchim. Zeugen: Nanno de Lentsin, Arnoldus et Bernardus de Molandino, Theodericus Berser, Johannes de Redekestorp, Iwanus et Nicolaus fratres de Belowe, Gerardus et Martinus fratres de Malyn, Heinricus et Segebodo fratres dicti de Holtdorp, milites, Gerardus Kuesel. (Meklenb. Jahrb. XI, 239.)

1253, am 14. Februar, zu Wismar: Pribislav von Richenberg vereignet dem Kloster Doberan das Dorf Zolchelin. Zeugen: milites Widekyndus de Walsleve, Martinus de Malin, Theodericus dictus Berser, Ywanus de Belowe, Gerhardus de Leisten, Henricus de Rolsted. (Diplom. Doberan. Nr. 28.)

1256, zu Sternberg: Pribislav von Richenberg verbessert die Pfarre zu Wahmkow. Zeugen: d. Hermannus Brushaver

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et suus frater Arnoldus, d. Henricus de Rolstede, d. Henricus de Holtorp. (Meklenb. Jahrb. XI, 244.)

Aus Urkunden Borwins III. von Rostock allein.

1237, am 15. Februar, zu Rostock: Borwin von Rostock bestatigt die Privilegien von Doberan. Zeugen: milites Thitlevus de Godebuz, Johannes de Snakenburg, Heinricus Gamme, Nicolaus dapifer, Walterus de Penz, Baroldus, Heinricus Grube, Bernardus de Wygenthorpe. (Meklenb. Jahrb. X, 43.)

1240, am 15. October: Borwin von Rostock schenkt dem Kloster Dargun 1 Hufe in Levin. Zeugen: Thidericus de Buren et frater suus Johannes, Jerezlaus et frater suus Johannes, Heinricus de Ragen advocatus noster. (Diplom. Dargun. Nr. 27.)

1241, am 24. April, zu Wismar: Borwin von Rostock verleiht dem Kloster Dargun die Kirche zu Levin. Zeugen: milites d. Johannes de Snakenburch, Lippoldus de Kalend, d. Jo. et Th. milites et fratres de Bure. (Diplom. Dargun. Nr. 30.)

1243, am 12. September, zu Rostock: Burewin von Rostock schenkt dem Kloster Doberan zwei Salzpfannen zu Sülz. Zeugen: laici, milites Theodericus dapifer, Johannes de Snakenborch, Rubin. Meklenb. Jahrb. XI, 271.)

1244, am 13. Juni: Borwin von Rostock tauscht Güter mit dem Kloster Dargun. Zeugen: Hinricus de Warborch, Rutgerus, Lyppoldus, Jerezlaus et Johannes frater suus, militis. (Diplom. Dargun. Nr. 32.)

1247, am 19. Februar, zu Rostock: Burewins von Rostock Verleihung an das Kloster Doberan. Zeugen: laici, milites Johannes de Snakenburch, Godefridus dapifer, Georius de Jorike, Heinricus de Scharnin, Johannes de Bune, Johannes de Sweden, Gerhardus Bertrami filius, (Diplom. Doberan. Nr. 22.) [Berichtigt. L.]

1248, am 22. März: Burewins von Rostock Verleihung an das Kloster Doberan. Zeugen: milites Johannes de Snakenburch, Godefridus dapifer, Georgius de Jorike, Johannes Bune, Gotan (alias: Gottanus Morder 1268, 1275), Darguzlaf, Heinricus dapifer, Johannes de Sweden. (Diplom. Doberan. Nr. 23.) [Berichtigt. L.]

1250, am 1. Februar, zu Rostock: Burwins von Rostock Verleihung an das Kloster Doberan. Zeugen: Darizlauus, Johannes de Szverze, Johannes Buno, Wolterus de Go-

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rowe, milites, Sileuus tunc advocatus in Rozstoc. (Diplom. Doberan. Nr. 26.) [Berichtigt. L.]

1250, am 25. August, zu Rostock: Borwin von Rostock stiftet die Stadt Cröpelin. Zeugen: advocatus noster d. Johannes de Zwertze, d. Zegherus, milites nostri. (Rudloff, Urk. Lieferung, Nr. 12.)

1252. am 19. Februar: Borwin von Rostock tauscht Kaland vom Kloster Dargun ein. Zeugen: d. Lippoldus, Eggehardus, Conradus de Rensowe, Heinricus de Warborch, Jeroslaus et frater eius Johannes, milites. (Diplom. Dargun, Nr. 44.)

1252, am 20. März: Borwin von Rostock bestätigt die Privilegien der Stadt Rostock. Zeugen: Johannes de Snakenburgh, Godefridus dapifer, Johannes aduocatus, Gottanus, Johannes de Bune, Georgius de Jork, Florinus, Wolderus Gherardus filius dapiferi Bartrammi, Rotgerus, Heinricus de Warborgh, Dargeslaus, Johannes de Swecia, Segerus, Jerezlaus, die Rathmänner von Rostock etc. . (Diplom. Doberan. Nr. 27.) [Berichtigt. L.]

1252, am 14. September, zu Rostock: Borwin von Rostock überträgt dem Kloster Dargun 3 Hufen zu Penkow, welche Johann von Bune bis dahin zu Lehn getragen. Zeugen: d. Godefridus, d. Heinricus de Dudinge, d. Georgius de Jorc, d. Otto de Ghicowe. (Diplom. Dargun. Nr. 45.)

1252, am 24. September, zu Rostock: Borwin von Rostock verleiht dem Kloster Dargun die Freiheit, zu Sülz Salz zu sieden. Zeugen: d. Heinricus de Dudinghe, d. Georrius de Jorck, milites, Otto de Ghikow, famulus. (Diplom. Dargun. Nr. 46.)

1262, am 18. Juni, zu Rostock: Borwin von Rostock und seine Söhne Johann und Waldemar bestimmen, daß zu Rostock nur ein einiger Rath und ein Gericht sein sollen. Zeugen: milites d. Gottanus, d. Johannes de Cropelyn, d. Hinricus Duding, d. Thimmo de Domechowe, d. Johannes de Bune, d. Johannes de Zwercze, d. Johannes de Oldenburg et d. Welvinghus frater suus, d. Retis, d. Plussecow, d. Elerus de Lewitzow, d. Hinricus de Caland, d. Zegere, d. Johannes de Swecia, d. Ernestus de Penetz, d. Emeko de Cetyn. (Ungnade, Amoen. dipl. S. 12.)

1262, am 17. Mai, zu Kaland: Borwin von Rostock begabt den Altar Mariä in der Kirche zu Kaland mit 7 Hufen, de quibus nos unum dedimus in villa Ghorez, prepositus H. unum in Lellekendorp, quem emit de d. Roth-

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gero, item R. unum in eadem villa, d. Jo. de Bune unum in Kemeric, d. Jo. Vozinc unum in eadem villa, quem emit contra Jo. de Bune, d. H. de Warborch unum in Doliz, domina M. de Rensow unum in Daleviz, domina M. de Bure unum punt siliginis in castellania sua. Zeugen: d. H. Magnopolensis, Tidericus Clawe, Lippoldus de Kalant, Johannes de Bune, Volcic, Hinricus de Warburch, Hinricus Rothgeri, Bertoldus de Latcop. (Diplom. Dargun. Nr. 56.)

1264, am 12. October: Borwins von Rostock Verleihung an die Stadt Rostock. Zeugen: d. Helf miles dni. Regis(?), d. Darmyslaus, d. Wolderus de Conowe, milites, Silews advocatus noster. (Westphalen. mon. ined. IV, 939).

Aus Urkunden von Nikolaus von Werle allein.

1232, am 30. December, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock verleiht dem Kloster Campen 50 Hufen. Zeugen: Heinricus Gamba, Conradus dapifer, Heinricus Grubo, Bartholdus, Johannes de Crupelin, milites de Guztrowe, Gotimerus (de Havelberch) et Johannes frater suus, Zlautech (de Malchow), Jacobus, nobiles, Robertus de Bralin, Heinricus Dargazh, Gerhardus Scouko advocatus de Robole. (Riedel, Codex A. III, 340.)

1233, am 10. März, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock verleiht dem Kloster Amelungsborn 60 Hufen. Zeugen: Heinricus Gamma, Conradus dapifer, Heinricus Grube, Heinricus de Dudingin, Johannes de Crupelin, milites de Guztrowe, Gutimerus et Johannes frater suus, Zlautech, Jacobus, Robertus de Bralin, Heinricus Dargaz, Gerardus Scoke advocatus de Robole. (Riedel, Codex A. I, 446.)

1235, am 14. März, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock verleiht der Stadt Malchow schwerinsches Recht. Zeugen: Henricus Gamba, Baroldus dapifer, Jordanus, Henricus Grubo, Bernardus de Wientorp, milites, und Bürger von Güstrow und Malchow. (Rostocker Nachr. Beil. von 1827, S. 110.)

1235, am 29. April: Nikolaus von Werle verleiht dem Kloster Sonnenkamp 14 bebauete und 20 unbebauete Hufen zu Punek, desgleichen 6 Hufen zu Bryzelaz a Slavo quodam Thessitze nomine comparatos. Zeugen: Conradus de Sconewolde, Johannes Danus, Jordanus de Sabene,

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Baroldus de Guzsterov, Heinricus de Zyarnin, Heinricus de Insula, milites. (Diplom. Soliscamp. Nr. 8.)

1236, am 7. April, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock bestätigt der Stadt Malchin das schwerinsche Recht. Zeugen: Hinricus Gamba, Baroldus dapifer, Hinricus Grubo, Jordanus, Unizlaus, Otto Barinus (Bawarus?), milites, und Bürger von Güstrow und Malchin. (Grund der Steuerfreiheit, 1742, S. 133.)

1237, am 6. März: Nikolaus von Werle verleiht dem Domkapitel zu Güstrow das Dorf Lüssow. Zeugen: laici Zamburius dux Pomeranie, Baroldus dapifer, Johannes de Snakenborch, Jordanus, Henricus Grubo, Bernardus de Wiendorp. (Thiele, Güstrow. Domkirche, Anl. E.) [Berichtigt. L.]

1238, am 25. Mai, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock bestätigt die Stiftung des Domkapitels zu Güstrow. Zeugen: laici Baroldus dapifer noster, Gotemarus, Vnizlaus, Heinricus Dargats, Otto Suleske, Gregorius, Venceko, Tribimer, Gidvirgute, Yo, Ratis. (Thiele, Güstrow. Domkirche, Anl. D.) [Berichtigt. L.]

1240, am 12. August: Nikolaus von Werle bestätigt dem Kloster Dargun die Dörfer Gilow und Benitz. Zeugen: Hinricus Gamba dapifer, Hinricus Grubo, Johannes de Snakenborch, Bernardus de Wigendorp, Baroldus, Jordanus. (Diplom. Dargun. Nr. 26.)

1241, am 18. Januar, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock verleiht dem Kloster Eldena 50 Hufen. Zeugen: Gunzelinus comes de Zuerin, Everhardus de Molendino, Luderus de Bluchere, Theodoricus Scakmann, milites de Zuerin, Unizlaus, Jerozlaus, Heinricus Dargatz, Johannes de Havelberch, Geroldus de Peccatle, milites de Robole, Heinricus Grubo, Bernardus de Wienthorp, Ekkehardus Gallus, Gerardus Metzeke, Heinricus Fulmen, Theodoricus de Ganzowe. (Mekl. Jahrb. II, 216.)

1242, am 17. Juni, zu Güstrow: Nikolaus von Rostock schenkt den Johannitern einige Aecker zu Mirow. Zeugen: Unizlaus, Jarozlaus, Heinricus Dargats, Johannes de Havelberch, castellani de Robele, Heinricus Fulmen, Albertus de Antiqua Villa, Johannes de Duzcin, Gerardus Scoke tunc advocatus. (Mekl. Jahrb. II, 218.)

1243, am 6. Juni: Nikolaus von Werle und Herr zu Güstrow schenkt dem Kloster Doberan 10 Drömt Korn in Kl. Zwizow. Zeugen: milites Vnizlaus, Gerozlaus, Ber-

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nardus de Wigendorpe, Johannes de Hauelberch. (Diplom. Doberan. Nr. 16.) [Berichtigt. L.]

1244, am 29. December, zu Güstrow: Nikolaus von Werle und Herr zu Güstrow verleiht dem Kloster Doberan 50 Hufen im Lande Turne. Zeugen: milites Vnizlaws, Gerozlaws, Johannes de Havelberch, Heinricus Dargaz, Henricus Grubo, Bernardus de Wigendorp, Otto Bawarus, Geroldus advocatus in Robele. (Diplom. Doberan. Nr. 18.) [Berichtigt. L.]

1244, zu Röbel: Nikolaus von Werle und Herr zu Güstrow über die Grenzen der Satowschen Güter des Klosters Amelungsborn. Zeugen: Heinricus et Johannes filii nostri, milites Vnizlaus, Gerozlavs, Johannes de Hauelberch, Heinricus Dargaz, Heinricus Grubo, Robertus de Brelin, Geroldus aduocatus, Otto Bersere, Otto Bawarus, Arnoldus de Nova Ecclesia. (Diplom. Doberan. Nr. 19.) [Berichtigt. L.]

1244, zu Röbel: Nikolaus von Werle und Herr zu Güstrow bestätigt dem Kloster Amelungsborn seine Güter. Zeugen: Heinricus et Johannes filii nostri, milites Vnizlaus, Gerozlavs, Johannes de Havelberch, Heinricus Dargaz, Heinricus Grubo, Robertus de Brelin, Geroldus aduocatus, Otto Bersere, Otto Bawarus, Arnoldus de Nova Ecclesia. (Riedel, Codex A. I, 447.)

1248, zu Güstrow: Nikolaus von Werle gestattet den Bürgern zu Güstrow die Abbrechung der Neustadt. Zeugen: comes Mauricius (de Spegelberg), filii mei Henricus et Johannes, d. Grubo, d. Bernardus de Wigendorp, d. Albertus de Holdendorp, d. Johannes filius dni. Baroldi, d. Echehardus de Anchere, d. Marquardus de Goudenbuche, Bertoldus Kolhaze advocatus, u. s. w. wahrscheinlich Bürger zu Güstrow. (Mekl. Jahrb. X, 206.)

1249, am 31. October, zu Röbel: Nikolaus, Herr von Güstrow, verleiht dem Kloster Doberan das Dorf Zechlin mit 75 Hufen. Zeugen: nos Nycolaus et duo filii nostri domicelli Heinricus et Johannes, Heinricus Grvbo et filius eius Henricus, Arnoldus de Nienkerken, Otto Bersarius, Geroldus de Peccatle, Stephanus prepositus, Johannes de Hauelberch, H. Dargaz, Jerezlaus, Vnizlavs, Ekbertus de Mirowe, Wernerus capellanus, H. aduocatus, Harnith. (Diplom. Dober. Nr. 24; Nr. 25, eine Urkunde von demselben Datum über denselben Gegenstand, mit denselben Zeugen.) [Berichtigt. L.]

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1254, am 1. Mai, zu Röbel: Nikolaus von Werle bezeugt, daß er die eine Hälfte und Herr Jersclaus, Castellan zu Röbel, die andere Hälfte des Sees Sclopen dem Kloster Doberan überlassen habe. Zeugen: domicelli Henricus et Johannes, d. Geroldus de Peccatle, d. Arnoldus de Nova Ecclesia, d. Johannes de Hauelberge, d. Vnizsclaus, Harnith dictus Bere et fratres sui, Henricus advocatus in Robole. (Diplom. Doberan. Nr. 29.) [Berichtigt. L.]

1256, am 1. Mai (oder 1250, am 26. April?), zu Röbel: Nikolaus Herr von Güstrow bekennt, daß die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Doberan und dem Ritter Johann von Havelberg, als Besitzer des Dorfes Repente, wegen der Mühle zu Zechlin durch die Schiedsrichter Herrn Heinrich Dargatz, Herrn Otto Bersere, den Bruder Johann von Drans und den Bruder Werner geschlichtet seien. Zeugen: d. Henricus de Mynda, Arnoldus miles de Noua Ecclesia, Werslaus, Vnizlaus, Rembertus advocatus. (Diplom. Doberan. Nr. 32.) [Berichtigt. L.]

1257, am 6. Januar, zu Güstrow: Nikolaus von Werle verleiht dem Kloster Dargun die Kratzburger Güter. Zeugen: Unizlaus, Jerezlaus, Johannes de Hawelberghe, Arnoldus de Nigenkerke, Lodewicus Cabolt, Johannes de Cropelin, Ludolphus Rone, milites. (Mekl. Jahrb. II, 285.)

1261, am 21. Januar, zu Röbel: Nikolaus von Werle, bestätigt der Stadt Röbel das schwerinsche Recht. Zeugen: milites Arnoldus de Nova Ecclesia advocatus in Robel, Johannes de Havelberg, Otto Bersarius, Hermannus Zwichtcop, Geroldus de Peccatle, Unitzlaus, famuli Ludekinus de Tzwerin, Hinricus de Havelberge, Harnith Bere, Hildebrandus de Coniat, Hinricus de Tzernove. (Ungnaden, Amoen. dipl. S. 7.)

1263, am 28. Februar, zu Röbel: Nikolaus von Werle bestätigt der Stadt Penzlin das schwerinsche Recht. Zeugen: Arnoldus de Nova Ecclesia, Henricus de Peccatele, Harnidus Ursus, Johannes de Havelberge, Magorius advocatus in Robele, Adam marschalcus. (Franck, altes und neues Meklenb. ad a.)

1266, am 14. April, zu Wismar: Nikolaus von Werle, mit seinen Söhnen Heinrich und Johann, bestätigt die Privilegien von Wismar. Zeugen: Johannes de Kropelin, Arnoldus de Nigenkerken, Johannes Barold, Machorius de Zene,

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Nicolaus Hane, Hinricus Grube, milites, u. s. w. wahrscheinlich wismarsche Bürger. (Hahn'sche Urk. I, 39.)

1270, am 11. März, zu Güstrow: Nikolaus von Werle Verleihung an die Stadt Güstrow. Zeugen: milites Johannes Barold, Johannes Kaboldi, Magorius de Cene, Hinricus de Flotow; famuli Hinricus advocatus in Gustrow, Wescelus marschalcus, Ludekinus Holsatus, Olricus de Bardenflet, und die Rathmänner von Güstrow. (Westphalen IV, 941.)

1270, am 20. April, zu Güstrow: Nikolaus von Werle Verleihung an die Stadt Lage. Zeugen: de riddere Hinricus van Vlotow unse advocat van Robele, Wedekind Beehr; denstknechte Hinricus unse advocate to Güstrow, Conradus Claviger binnen Güstrow etc. (Rudloff, Urk. Lieferung, Nr. 23.)

1270, am 25. September, zu Röbel: Nikolaus von Werle bestätigt den Johannitern zu Mirow ihre Güter. Zeugen: H. advocatus dictus Thakalange, Remerus de Stocflit, Jo. de Cropelin, Priscebure et frater suus, Harnet Bere, Wideghe Bere, Gotemerus de Ritsoe, Ludekinus de Swerin, milites. (Meklenb. Jahrb. II, 220.)

1272, am 1. August, zu Güstrow: Nikolaus von Werle bestätigt dem Kloster Sonnenkamp seine Güter. Zeugen: milites Mauricius comes de Spegelberghe, Johannes de Crupellin, Gherardus Ketelhot, Albernus de Butzowe, Nicolaus Hane, Henricus de Spegelberghe, Johannes et Henricus fratres de Kaboldisdhorpe, Adam; famuli Hinricus advocatus in Guzstrowe, Wescelus marscalcus, Conradus Claviger, Wlvingus et Johannes fratres de Oldenburg. (Diplom. Solisc. Nr. 24.)

1272, am 17. December, zu Güstrow: Nikolaus von Werle Verleihung an die Stadt Teterow. Zeugen: milites Johannes de Cropelin et filius suus Gerardus, Fredericus de Dechow, Musteke, Conradus Berchane, Nicolaus Gallus advocatus in Gustrow; famuli Wescelus marscalcus, Conradus Clawe. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 43.)

1273, am 30. Januar, zu Güstrow: Nikolaus von Werle bestätigt der Stadt Parchim ihre Rechte und Privilegien. Zeugen: milites Fridericus de Dechowe, Nicolaus Gallus advocatus in Guzstrowe, Johannes Koz advocatus in Parchem, Segebodo de Holtdorp; famuli Wescelus marscalcus, Conradus de Brochusen, Thetlevus Wackerbart. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 44.)

1273, am 10. April, zu Plau: Nikolaus von Werle Verkauf an das Kloster Dargun. Zeugen: Guncelinus comes

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de Zwerin et filius suus, d. Woldemarus de Rostock, Heinricus Grubo, Nicolaus Gallus, Heinricus de Vlotowe, Bordeko, Heinricus de Colonia, Johannes Cabolt, Hermannus Coze, milites. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 45.)

1273, am 23. April: Nikolaus von Werle bestätigt dem Kloster Broda seine Güter. Zeugen: milites Henricus Lucho, Henricus de Vlotowe, Bernardus de Peccatel, Hermannus de Langenvurde, Nicolaus de Stralendorpe, Misnerus, Jacobus de Brelin, Priceburius et Johannes filii dni. Jeroslai, Henricus et Bertoldus fratres de Havelberge; famuli Weselus marscalcus, Lanbertus advocatus in Penzellin. (Meklenb. Jahrb. III, 219.)

1273, am 29. April, zu Röbel: Nikolaus von Werle Verleihung an die Johanniter zu Mirow. Zeugen: milites Henricus de Vlothowe advocatus in Robele, Nicolaus Gallus advocatus in Guzstrowe, Johannes Koz advocatus in Plawe, Misnerus, Fredericus Brusehavere, Bertoldus de Havelberge, Henricus Kabolt, Ludolphus de Zwerin, Gerardus et Hermannus de Crimun, Bertoldus de Danbeke, Priseburius et Johannes frater suus. (Meklenb. Jahrb. II, 224.)

1273, am 12. Mai, zu Güstrow: Nikolaus von Werle über die plauer Mühlen. Zeugen: milites comes Moricius, Henricus Luche, Nicolaus Hane, Magorius de Cene, Johannes Koz; famuli Weselus marscalcus, Willekinus kamerarius, Olricus de Bardenvlet. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 49.)

1273, am 5. August, zu Güstrow: Nikolaus von Werle bestätigt dem güstrowschen Domkapitel seine Privilegien und Güter. Zeugen: milites Heinricus de Cremun, Johannes de Antiqua Civitate, Nicolaus Gallus advocatus in Gustrowe, Johannes Coz advocatus in Plawe, Marquardus Coz frater suus, Jordanus et Gherardus fratres dicti de Cropelin, Johannes de Belin, Otto de Revetlo, Herbordus advocatus de Gnogen, Heinricus de Ludorpe; famuli Wiscelus marscalcus, Olricus de Bardenvlete, Conradus de Brochusen, Henricus de Siwan. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 51.)

1273, zu Gnoien: Nikolaus von Werle verleiht Herrn Martin von Brussekow das Dorf Vorwerk. Zeugen: Fredericus de Dechowe, Bernardus de Hakenstede, Hermannus de Musteke, Herbordus advocatus in Gnogen, Nicolaus Friso. (Diplom. Soliscamp. Nr. 25.)

1273, am 12. September, zu Röbel: Nikolaus von Werle Versicherung an die Johanniter zu Mirow. Zeugen:

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milites Henricus advocatus in Robele dictus de Vlotowe, Ludolphus de Zwerin; famuli Olricus de Bardenvlet, Willekinus camerarius, Bertrammus de Malechowe minor advocatus in Robele, Henricus minor advocatus in Wesenberge. (Meklenb. Jabrb. II, 226.)

1274, am 13. Januar, zu Röbel: Nikolaus von Werle Verleihung an das Kloster Amelungsborn. Zeugen: Heinricus de Vlotow advocatus noster in Robele, Heinricus de Havelberge, Johannes [de] Decow (?), Theodericus de Osten, Priscebur, Johannes de Belin, Harnit, Lippoldus, Johannes de Cruchere, Bertoldus de Havelberge, Johannes Kabolt, Heinricus Kabolt, Zabel de Redigesdorpe, Zabel de Plawe, Yo. advocatus in Wistoke, milites; Buckeslawe filius dni. Barnami, Willekinus camerarius, Olricus de Bardenvlete, Lambertus de Pinzelin, Johannes filius Unizlai, Heinricus de Rorbeke, Hermannus de Havelberge. (Riedel, Codex Ag I, 448.)

1274, am 24. Februar, zu Güstrow: Nikolaus von Werle Verleihung an das Kloster Doberan. Zeugen: milites duo Nicholaus Gallus, Johannes Molteko, Heinricus antiquus advocatus, Johannes de Brunswich. (Lisch, Hahnsche Urk. I, 58.)

1274, am 12. März: Nikolaus von Werle Lehnbrief an die Gebrüder Bernhard und Heinrich von Peckatel über ihre Güter in der Vogtei Penzlin. Zeugen: Hinricus de Vlotowe, Gherardus de Antiqua Villa, Nicolaus de Brusevitze, Olricus de Bardenvlet, Willekinus camerarius, Hermannus de Smarzenow, Lambertus de Rozenhagen, Hermannus Sagittarius. (Meklenb. Jahrb. X, 209.)

1274, am 6. Mai, zu Güstrow: Nikolaus von Werle Verleihung an das Kloster zum Heil. Kreuz in Rostock. Zeugen: milites Reimbernus de Stocvlete, Henricus Luche, Henricus Grube, Nicolaus Gallus advocatus in Gustrowe, Jordanus et Gerardus fratres dicti de Cropelin, Johannes Baroldi, Adam Spottegile. (Lisch, Hahn'sche Urk. I, 59.)

1274, am 5. Juni, zu Röbel: Nikolaus von Werle Vertrag mit dem havelberger Bischofe. Zeugen: Henricus de Vlotowe advocatus in Robele, Johannes Owman ( ? ), Ludolfus de Swerin, Henricus et frater eius de Holtdorp, Prizbur et frater eius, Sabellus de Redichsdorp, Sabellus de Plauwe, Yo advocatus in Wistock, Hermannus de Plawe, Rodolfus de Boyster, Johannes

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de Stendal, Johannes de Gantecow, Henricus de Wodenswege, (Riedel, Codex A. II, 261.)

1274, am 25. August: Nikolaus von Werle verkauft den Düsterwald an die Neustadt Röbel. Zeugen: milites Reimbernus de Stocvlet, Henricus Cabolt, Ludekinus de Swerin. Henricus de Vlotow advocatus de Robele, Henricus et Sigebodus dicti Holtorpe, Prizeburius et frater suus; famuli Ulricus magister coquinae, Wernerus Cabolt, Ulricus Claviger, Hermannus de Havelberge. (Rudloff, Urk. Lieferung Nr. 28.)

1274. am 15. December, zu Güstrow: Nikolaus von Werle bestätigt die Privilegien des Klosters Dobbertin. Zeugen: milites Ludolfus Moltsan, Nicholaus Gallus, Heinricus de Vlotowe, Heinricus de Colne, Heinricus de Cremun, Henricus Luche, Johannes Coz, Johannes Megedetrost, Machorius de Cene, Johannes de Belin; famuli autem Bernardus de Belin, Henricus Claviger. (Hahn'sche Urk. I, 60.)

1275, am 28. Juni: Nikolaus von Werle Verkauf an das Kloster Dobbertin. Zeugen: milites d. Hermannus Coz et d. Marquardus Coz et d. Johannes Coz, et d. Nicolaus Friso, et d. Nicolaus de Brusevitz, et d. Johannes de Duzcin, et d. Hinricus Caboldus, et d. Walterus de Malechowe, et d. Johannes de Belin, et d. Bertoldus de Dambeke, et d. Gherardus de Cremun; famuli Heince de Prescentin et Bernardus de Belin. (Rudloff, Urk. Lieferung Nr. 32.)

1275, am 17. August, zu Gnoien: Nikolaus von Werle Verkauf an das Domkapitel zu Güstrow. Zeugen: milites Heinricus de Cremun, Heinricus Grubo, Nicolaus Gallus advocatus in Gustrowe, Hermannus Musteke, Bernardus de Hakenstede, Herbordus advocatus de Gnogen, Johannes de Lypen, Heinricus de Vlotowe, Godefridus Luche; famuli Olricus Bardenvlete, Willekinus camerarius. (Hahn'sche Urk. I, 65.)

1275, am 1. October, zu Güstrow: Nikolaus von Werle und seiner Söhne Verleihung an das Kloster Sonnenkamp. Zeugen: Gerardus Ketelhot, Johannes de Belin, Heinricus de Vlotowe, Nicolaus de Bruzeviz, Johannes de Duscin, Gunterus de Lewezowe, Heidenricus Babbo, Thanquardus Gustevele, Conradus Berkhane, Nicolaus Ruce. (Diplom. Soliscamp. Nr. 27.)

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Das Ergebniß dieses Zeugenverhörs stellt sich deutlich genug heraus. Die unter Heinrich Borwin I. und seinen Söhnen noch so häufigen slavischen Namen der edlen Geschlechter des Landes verschwinden unter seinen Enkeln, welche die Herrschaft Slaviens überkamen, als mit der bornhövder Schlacht für das Wendenland ein neuer Zeitabschnitt eintrat, sehr bald immer mehr unter den deutschen Namen der Adelsgeschlechter. Schwerlich darf man annehmen, daß auch der wendische Adel von seinen angestammten Fürsten mit Gewalt sei ausgetrieben worden und dem deutschen Adel habe Platz machen müssen. Viel wahrscheinlicher ist, daß der wendische Adel durch Annahme deutscher Namen und der Benennung nach dem Stammlehn mit dem deutschen Adel sich völlig gleichgestellt hat und dadurch für uns von demselben ununterscheidbar geworden ist. Vielleicht von dem einzigen Geschlecht der von Havelberg ist die slavische Abkunft mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Diejenigen Geschlechter dagegen, welche auch die slavischen Namen behalten, beschränken sich bald auf eine bestimmte Gegend. In den westlichen Landestheilen verschwinden sie bald gänzlich: Johann von Meklenburg, obwohl ihn selbst das Volk "Knese Janeke von Ilow" zu nennen pflegte 1 ), hat kaum noch einen Edlen slavischen Namens in seiner Umgebung, eben so der Anfangs mit ihm abgetheilte Pribislav von Parchim. Etwas häufiger sind die slavischen Namen im Rathe Borwins von Rostock. Am zahlreichsten bleiben sie unter den Vasallen des Nikolaus von Werle, dessen Landestheil auch vorzugsweise den Namen Land zu Wenden behielt. Im Süden seines Gebietes, in dem von den großen Seeen abgegrenzten sogenannten stuerschen Winkel, wo gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts von den Werlern das Schloß Wenden (Wredenhagen) erbaut ward 2 ), scheint sich das wendische Wesen am reinsten erhalten zu haben. Die Castellane von Röbel sind es, die durch ihre Namen vorzugsweise als slavische Geschlechter sich kund geben: Zlawotech von Malchow, Gotemar und Johann von Havelberg, Unislav, Jeroslav, und Heinrich Dargatz. Jeroslavs Söhne waren Pritzbur und Johan: hier begegnen wir noch im Jahre 1333 rein slavischen Namen in Jerslav von Walow, Pritzbur von Kargow, Pritzbur und Dubeslav von Kelle, und den Brüdern Pritzbur von Poppentin 3 ). Die Pritzbur und die Nachkommen des Castellans von Güstrow Heinrich Gamba (Gamm) möchten die einzigen Adelsgeschlechter unsers Landes


1) Detmar'sche Chronik z. J. 1261.
2) Lisch, Hahn'sche Urk. I, 113.
3) Schröder, Pap. Meklenburg S. 1129.
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sein, deren slavische Abkunft bis jetzt mit Sicherheit anzunehmen ist. Andere lassen sich als von Westen her einwandernde deutsche Geschlechter mit ziemlicher Bestimmtheit verfolgen. Welche aber von den übrigen alten Adelsgeschlechtern unsers Landes mit Wahrscheinlichkeit für slavischen Geblütes zu achten sind, muß das Vorliegende freilich unentschieden lassen. Wann einst in Meklenburg so viel Interesse an seiner eigenen Geschichte wird erwacht sein, daß man seine sämmtlichen Urkunden - sei es auch nur bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts - sammelt, dann wird sich auch diese Untersuchung auf den Punct führen lassen, wohin sie mit einiger Sicherheit allein noch gelangen kann.

Neubrandenburg, den 22. März 1847.

F. Boll.