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c. Zeit der Kegelgräber.
Die Graburnen der Kegelgräber,
von
G. C. F. Lisch
Mit Abbildungen in Holzschnitt.
In Jahrb. X., S. 237 flgd. sind allgemeine Untersuchungen über die heidnischen Grabgefäße überhaupt angestellt und im Verfolg derselben S. 253 flgd. im Besondern die charakteristischen und eigenthümlichen Formen und Verzierungen der Graburnen der Hünengräber oder der Gräber aus der Steinperiode zur Anschauung gebracht. In den nachfolgenden Zeilen soll eine Charakteristik der Urnen der Kegelgräber in Meklenburg, der Gräber aus der zweiten heidnischen Culturepoche, versucht werden; unter Kegelgräbern verstehen wir nämlich die über dem Erdboden aufgeschütteten, kegelförmigen, oder halbkugelförmigen oder backofenförmigen, mit Rasen bedeckten Hügel (tumuli) der reinen Bronze=Periode, Hügel, welche vorherrschend und in der Regel Leichenbrand und nur Geräthe aus Bronze (Legirung aus Kupfer und Zinn) und mitunter Schmuck aus Gold, jedoch nie mehr Stein, auch noch kein Eisen enthalten, mit Ausnahme weniger, höchst seltener Fälle. Wir vermuthen, daß diese Gräber Völkern germanischen Stammes angehören, andere glauben sie den Kelten zuschreiben zu müssen; doch ist diese Frage kaum völlig reif zur Lösung, wenn sich auch nicht leugnen läßt, daß die Schilderungen der Germanen durch die Römer zu dem Inhalte der Kegelgräber trefflich stimmen: die Beantwortung der Frage kann hier auch ganz aus dem Spiele bleiben. Es soll hier auch nicht auf einzelne Ausnahmen, unverbürgte Funde und unklare Bildungen, wie häufig geschieht, gefußt werden; das System, welches sich hier von selbst ergiebt und nicht gemacht wird, gründet sich auf täglich und ohne Ausnahme sich wiederholende Erscheinungen und hunderte von Gräbern.
So viel ist außer Frage, daß die Kegelgräber einem sehr alten Volke angehören, welches einen hohen Grad der Tüchtigkeit und einen sehr feinen, edlen Geschmack besaß. Im südlichen Deutschland wird die Eigenthümlichkeit dieser Bildung oft durch Eindrängung der verwandten römischen Cultur verwischt und im
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Norden in den jüngeren Zeiten durch eine frühere christliche Cultur und einen größeren Seeverkehr oft besonders modificirt; aber in einer gewissen, alten Zeit, der Zeit der reinen Bronze=Periode, ist diese Cultur in allen Ländern der westlichen Ostsee durchaus gleich. Ich habe innerhalb eines Jahres hinter einander die Sammlungen in Stettin, Berlin, Greifswald, Strelitz, Schwerin, Kiel, Kopenhagen und Lund gesehen und verglichen und die Erzeugnisse aller der Völker, denen die Geräthe in diesen Sammlungen angehören, durchaus in allen Stücken übereinstimmend gefunden; ich rede natürlich nicht von äußerst wenigen, einzelnen Ausnahmen während der Zeiten der verschiedenen Uebergänge, die so selten sind, daß sie kaum und mit geringer Sicherheit gefunden werden. Was also von Meklenburg gilt, das gilt zugleich auch von Pommern, Brandenburg, Lauenburg, Lübeck, Holstein, Dänemark und Schonen. - Der jüngsten heidnischen Periode, der wendischen, können diese Gräber natürlich nicht angehören.
Die Verfertigung der Urnen ist zwar in Jahrb. X. a. a. O. zur Untersuchung gezogen, jedoch mag eine kurze Schilderung der allgemeinen Eigenthümlichkeiten auch hier willkommen sein. Die Urnen der Kegelgräber sind, wie alle übrigen heidnischen Grabgefäße, aus Thon und zerstampftem Granit aus freier Hand geformt, dann mit einer feinen Thonschicht überzogen und in einem freien Feuer gedörrt oder halb gar gebrannt. Im Besondern findet man aber unter den Urnen der Kegelgräber sehr viele, welche ein viel mehr grobkörniges Gemenge haben, als die Urnen der Stein= und der Eisen=Periode; mitunter ist der Granit oder Feldspath nur so grob zerstoßen, daß die Gefäße von außen wie eine höckerige Steinmasse erscheinen. Im Allgemeinen hat man aber nur wenig Sorgfalt auf die Ausarbeitung der Grabgefäße gewandt und den Schmuck der Verzierungen fast ganz verschmäht, obgleich es auch viele sehr sauber gearbeitete Gefäße aus dieser Periode giebt. Dagegen sind die Grundformen immer edel und rein, wenn auch die rauhe Außenseite mitunter nicht gefallen mag. Die Grundform nähert sich immer mehr oder weniger dem Cylinder und man hat daher die Urnen der Kegelgräber auch wohl vasenförmige genannt, während die runden, kannenförmigen Urnen der Steinperiode sich mehr der Kugel, die flachen, schlüsselförmigen Urnen der Eisenperiode mehr der Scheibe nähern. Die Urnen der Kegelgräber vermeiden stets eine zu große Zuspitzung des Fußes und eine zu große Oeffnung der Mündung. Man kann die Grundform der Urnen der Kegelgräber eine antike nennen, wenn man unter antiken Formen die Formen der altitalischen und altgriechischen Cultur versteht, einer Cultur,
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welche auch in den bronzenen Geräthen mit der nordischen übereinstimmt. Die großen Urnen der Kegelgräber gleichen in der Form ganz den schlichten römischen Graburnen aus Mittelitalien und unterscheiden sich von diesen oft nur dadurch, daß die römischen aus andern Thonarten gefertigt und gleichmäßig und fest gebrannt sind. Ich rede hier natürlich nicht von den bemalten sogenannten etrurischen Vasen griechischer Cultur, sondern nur von den in Gräbern Mittelitaliens gefundenen, röthlichen, schmucklosen Urnen zur Aufbewahrung der verbrannten Gebeine. Wenn man erst mehr auch für die Geschichte der Cultur, als für die höchste Ausbildung der Cultur sammelt und forscht, wird sich die Aehnlichkeit der alten Cultur des Südens und des Nordens zur Zeit der Bronzeperiode auffallend zeigen.
Endlich ist es eine Eigenthümlichkeit der Urnen der Bronzeperiode, daß die Grundform derselben fast in allen Gefäßen gleich ist. Freilich ist jede Urne anders, als die andere, und es findet sich die moderne Uniformität im Alterthum nicht; aber in keiner Periode des Alterthums ist das Festhalten an der edlen Grundform so allgemein, als in der Bronzeperiode, und in jeder andern Periode findet eine häufigere Abweichung von dem Grundgedanken und eine größere Mannigfaltigkeit statt.
Was nun die Form der einzelnen Urnen der Kegelgräber und vielleicht auch ihre Bestimmung betrifft, so lassen sich zur Zeit der Bronzecultur gleichzeitig drei Arten von Grabgefäßen unterscheiden.
mit den Ueberresten des verbrannten Leichnams gefüllt und, wenn mehrere Urnen in demselben Grabe stehen, gewöhnlich die größeren Knochenstücke enthaltend (ossuaria=Beinurnen). Am häufigsten findet sich jedoch nicht mehr, als eine solche große Urne in einem Grabe, und wenn sich mehr als eine Urne in einem Grabe findet, so ist die große Urne das Hauptgefäß, da es in der Regel auch die bronzenen Alterthümer zwischen den Knochen liegend enthält. Diese großen Urnen sind in der Regel sehr dickwandig und grobkörnig, am gewöhnlichsten von ganz hellbrauner Farbe und, mit höchst seltenen Ausnahmen, ohne Verzierungen. Ihre Form nähert sich der Cylinderform, die Ausbauchung ist nur sehr geringe und der Bauchrand liegt gewöhnlich in der Mitte. Ihre Höhe beträgt gewöhnlich 8" bis 10".
Diese großen Beinurnen scheiden sich in zwei verschiedene Arten:
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1) Große, vasenförmige, ungehenkelte Urnen mit abgerundetem Bauchrande.
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Diese Art von Urnen kommt in den Gräbern der reinen Bronzeperiode am häufigsten vor und acheint den Gräbern der ältern Zeit anzugehören. Die Form ist in der Regel edel und rein und verträgt ohne Störungen geringe Abweichungen (vgl. Frid. Franc. Tab. V.). Oft ist der Rand über dem Bauche höher, oft die Ausbauchung geringer und dann nähert sich die ganze Urne mehr dem Cylinder, ja es giebt aus der Bronzeperiode Urnen, welche die vollkommene Cylindergestalt haben. So stand zu Rakow bei Bukow in einem Kegelgrabe eine 13 " hohe, ganz cylindrisch geformte Urne, bei welcher ein Schwert und eine Lanzenspitze aus Bronze und eine 2 Fuß lange, bronzene Nadel, deren Knopf mit Goldblech überzogen war, gefunden wurden (vgl. Erster Bericht über das Antiquarium zu Schwerin, S. 9). Urnen dieser Art sind in Gräbern häufig zu finden, seltener in den Sammlungen, da sie, vielleicht ihrer Größe wegen, in den Gräbern gewöhnlich zerdrückt sind. Die oben abgebildete Urne ward in einem Kegelgrabe zu Perdöhl (Jahresber. V, S. 48 flgd.) gefunden; in andern Kegelgräbern daselbst fanden sich ähnliche Urnen. Diese Urnen scheinen die Grundform gebildet zu haben, da sich Gefäße aller Art und Größe von derselben Form finden.
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2) Große, vasenförmige, ungehenkelte Urnen mit scharfem Bauchrande.
1/3 Größe.
Diese Art von Urnen wird in den Kegelgräbern der jüngern Zeit häufig gefunden. Es läßt sich ihr jüngeres Alter daraus ermessen, daß die in ihnen gefundenen Bronzen gewöhnlich nicht sehr tiefen Rost haben und daß sie noch in Begräbnissen vorkommen, welche schon der Eisenperiode angehören (vgl. Frid. Franc. Tab.VI, Fig. 1, 3 und 4, u. Erläut. S, 23 flgd.). Sie sind sehr weit verbreitet und kommen noch in Böhmen vor (vgl. Kalina von Jäthenstein: Böhmens Alterthümer Taf. XXXIII, Fig. 2). Wegen des in der Mitte liegenden scharfen Bauchrandes ist ihre Grundform sehr fest bestimmt und daher erträgt sie keine andere Abweichung, als daß etwa der Bauchrand um ein geringes höher oder tiefer liegt. Die oben abgebildete Urne ward in dem Kegelgrabe von Meyersdorf Nr. 1. (vgl. Jahresber. V, S. 47) gefunden; auch fanden sich in den perdöhler Kegelgräbern (vgl. daselbst S. 48 flgd.) Urnen dieser Art. Diese Urnen sind den mittelitalischen Graburnen am ähnlichsten.
Diese beiden Arten von Urnen charakterisiren die Bronze=Periode hinlänglich; sie müssen lange Zeit in Anwendung gewesen sein, da noch in der Eisen=Periode mitunter ganze Lager von ähnlichen Urnen, wenn auch nicht in so reinen und strengen Formen, gefunden sind.
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3) Mittelgroße, vasenförmige, ungehenkelte Urnen.
1/2 Größe.
Mitunter stehen in größeren oder durch den Inhalt ausgezeichneteren Kegelgräbern, namentlich wenn sie mehrere Urnen enthalten, neben gehenkelten Urnen auch ungehenkelte Urnen von mittlerer Größe, welche gewöhnlich feiner und sauberer gearbeitet und von zierlichern Formen sind. Dergleichen Fälle sind aber in Verhältniß zu der großen Masse von Kegelgräbern, welche sich im Lande finden, nicht häufig. Die oben abgebildete Urne stand in dem großen, merkwürdigen Kegelgrabe von Ruchow (vgl. Jahresber. V, S. 32, Nr. 8) und ist vielleicht keine Graburne, sondern ein dem Todten mitgegebenes Gefäß zum häuslichen Gebrauche, da die Leiche nicht verbrannt, sondern in einer ausgehöhlten Eiche beigesetzt war. Die Verzierung, welche in senkrechter Auskerbung des etwas erhöheten Bauchrandes besteht, ist noch an einer andern Urne unbekannten Fundortes nachzuweisen.
Diese Urnen finden sich in der Regel in den Gräbern nicht allein, sondern nur neben einer großen, vasenförmigen, ungehenkelten Urne und enthalten gewöhnlich keine Knochen, sondern nur Sand und Asche und etwa kleine Knochensplitter, aber fast nie Alterthümer; man kann sie daher Aschenurnen (cineraria) nennen. Wenn sich eine solche Urne allein in einem Grabe findet, so ist sie nur scheinbar allein beigesetzt; in einem solchen Falle pflegen, statt der ungehenkelten Beinurnen, die verbrannten Knochen in einem Haufen oder in einer von Steinen gebildeten Höhlung oder Kiste gesammelt zu sein. Die gehenkelten Urnen sind fast immer von feinerer Masse, viel dünner als die ungehenkelten Urnen, oft ganz dünne, sauber ausgearbeitet, von
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schwärzlicher Farbe und mitunter mit Verzierungen geschmückt. Die Grundform ist der der ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande (I, 1) gleich; nur ist die Form der gehenkelten Urnen in der Regel etwas geschmackvoller und zierlicher. Die gehenkelten Urnen scheinen daher ebenfalls einer älteren Periode anzugehören, um so mehr, da in der Steinperiode Urnen mit großen Henkeln vorkommen und sich in der Eisenperiode keine Urnen mit großen Henkeln mehr finden; in der Eisenperiode haben die Urnen nur durchbohrte Knötchen oder Höcker, durch welche man Schnüre ziehen konnte (Seiltöpfe). Die Henkel an den Urnen der Bronzeperiode sind aber so groß, daß man mit der vollen Hand hineinfassen kann. Die Höhe der Henkelurnen beträgt gewöhnlich 6 bis 7 ".
Die gewöhnlichste Gestalt der Henkelurnen der Kegelgräber ist die hier abgebildete, welche in einem Kegelgrabe zu Gallentin (vgl. Jahresber. II, S. 38, Nr. 1) gefunden ist; sie ist schwärzlich, etwas dick in den Wänden und sonst ganz gewöhnlich gearbeitet.
1/3 Größe.
Mitunter haben diese gehenkelten Urnen unter dem Boden einen niedrigen, erhabenen Ring statt eines Fußes, während sonst an allen andern Urnen der Boden ganz glatt ist. Im Allgemeinen läßt sich bemerken, daß sich diese gehenkelten Urnen nicht so häufig finden, als die ungehenkelten.
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Eine etwas zierlichere Form hat eine in einem Kegelgrabe zu Perdöhl (vgl. Jahresber.V, S. 52, Nr. 18) gefundene Henkelurne
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welche ziemlich dickwandig und von braungrauer Farbe ist. Sie zeigt zugleich eine Form der Verzierung aus der Bronzeperiode, welche aus concentrischen Halbkreisen besteht, die an einem mehrstreifigen, horizontalen Bande hangen, also eine Art "Guirlande" bilden. Diese Art der Verzierung bildet sich sehr frei, leicht und geschmackvoll und ist ohne Zweifel aus dem vorherrschenden Ornament der Bronzeperiode entsprungen, nämlich aus den bekannten horizontalen Spiralwindungen
Urnenverzierungen sind übrigens in der Bronzeperiode sehr selten. In einem andern Kegelgrabe zu Perdöhl (vgl. Jahresber. V, S. 54, Nr. 25.) ward noch eine andere, gleich geformte und verzierte, jedoch kleinere Urne gefunden.
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Ein anderes Ornament der Henkelurnen aus der Bronzeperiode besteht in vertieften, parallelen Kreisen, welche über dem Bauchrande bis zum Henkel liegen, wie die hier abgebildete,
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zu Gallentin gefundene Urne (vgl. Jahresber. II, S. 38, Nr. 2) zeigt.
Völlig und ausschließlich eigenthümlich sind der Bronzeperiode die ganz kleinen Gefäße oder Näpfe, welche sich sehr häufig in den Gräbern finden und hier gewöhnlich oben in den größern Urnen stehen; sie sind in der Regel ungefähr 3 " hoch und von sehr zierlichen und geschmackvollen, oft rein "antiken" Formen. Sie enthalten gewöhnlich nur etwas mit Asche vermischten Sand und sind vielleicht bestimmt gewesen, die Asche von den Stellen der edleren Theile des Leibes, z. B. des Herzens, der Augen u. s. w. aufzunehmen. Ihre Formen sind sehr mannigfaltig (vgl. Frid. Franc. Tab. XXXV.), jedoch lassen sich einige Hauptformen herausfinden:
1) kleine Gefäße in Gestalt der großen, ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande: diese sind nicht sehr häufig und sind in der Farbe gewöhnlich auch hellbraun;
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2) kleine Gefäße in Gestalt der großen ungehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande, mit ziemlich engem und hohem, oft etwas eng auslaufenden Halse, auf dem Bauchrande mit zwei ganz kleinen, durchbohrten Knötchen, deren Oeffnung nicht größer, als eine dünne Schnur dick ist; diese charakteristischen Gefäße finden sich nicht selten in den Kegelgräbern; die hier abgebildete Urne
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ward in einem Kegelgrabe zu Perdöhl in einer großen Urne gefunden (vgl. Jahrb. V, S. 52, Nr. 15);
3) kleine Gefäße in Gestalt der großen gehenkelten Urnen mit abgerundetem Bauchrande, mit nicht ganz hohem, an der Oeffnung etwas nach außen umgebogenen Halse, mit einem großen Henkel am Halse; diese Gefäße, welche oft sehr sauber, edel und zierlich sind, werden häufig gefunden: das hier zunächst abgebildete Gefäß
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ist zu Moltzow gefunden, einer Feldmark, deren Kegelgräber an ähnlichen kleinen, zierlichen Gefäßen besonders reich sind. Das ferner hier abgebildete Gefäß
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1/2 Größe.
ward in einem Kegelgrabe zu Retzow gefunden (vgl. unten); es zeichnet sich durch seine auf dem Bauchrande angebrachten Verzierungen aus, abwechselnd erhabene und vertiefte, schräge rechts laufende Schwingungen, welche tief in der ganzen Oberfläche des Gefäßes haften und bei der Verfertigung desselben geformt sein werden; dieselbe Verzierung findet sich noch an einigen kleinen, ähnlichen Gefäßen und einer großen, ungehenkelten, zu Spornitz gefundenen im Frid. Franc. Tab. V, Fig. 7, abgebildeten Urne in der großherzoglichen Sammlung und ist also für die Bronzeperiode wohl eine charakteristische Verzierung und bei der Seltenheit der Ornamente wohl zu beachten;
4) kleine gehenkelte Schalen, ungefähr in dem Charakter der Urnen, von den zierlichsten Formen, deren Grundtypus (dem dorischen Kapitäl ähnlich) die in Jahrb. X, S. 283, abgebildete, zu Moltzow gefundene Bronzeschale zu sein scheint; sie scheinen zum Ueberstülpen zu klein und überhaupt durch ihren Bau nicht geeignet zu sein und sind auch oft neben Urnen in Gräbern gefunden; sie sind oft ganz klein, oft etwas größer, bis zur Größe der eben erwähnten Bronzeschale: die hier abgebildete Schale
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ward zu Moltzow gefunden, wo überhaupt viele Schalen gefunden sind.
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Außer den oben aufgeführten, häufig vorkommenden, charakteristischen Formen kommen zuweilen, jedoch sehr selten, auch ganz ungewöhnliche Urnenformen vor. Zu diesen gehört die hier abgebildete bienenkorbförmige Urne, welche die Oeffnung an der Seite hat oder vielmehr eine Thüröffnung, welche mit einer Platte durch vorgeschobene Riegel verschlossen werden konnte. Die Urne ist zu Kikindemark bei Parchim in einem Kegelgrabe gefunden (vgl. Jahresber. III, S. 59).
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Sie hat senkrechte Wände, eine zugespitzte, gewölbte Decke, so daß sie oben und unten geschlossen ist, und eine viereckige Oeffnung an der Seite; um diese Oeffnung geht ein erhabener Rand, durch welchen an jeder Seite zwei Löcher gebohrt sind, durch welche die Riegel vor der einpassenden Thür geschoben wurden. Zu dem oben mitgetheilten Holzschnitte ist zu bemerken, daß die Wände der Urne deshalb so dick dargestellt sind, weil die Urne jetzt inwendig mit Gyps bekleidet und zusammengehalten ist, da sie zerbrochen war.
Urnen von gleicher Gestalt sind bis jetzt nur noch außerhalb Deutschland beobachtet und zwar zu Rönne auf Bornholm und zu Burgchemnitz in Thüringen (vgl. Jahresber. III, S. 49, Note).
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Außerdem sind noch an seltnern Formen ganz cylinderförmige und eiförmige, mit einpassenden Deckeln versehene Urnen
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in mehreren Kegelgräbern zu Gallentin gefunden (vgl. Jahresber. II, S. 38 - 39).
In den Kegelgräbern finden sich oft große Schalen, welche, so viel bekannt ist, ebenfalls der Bronzeperiode charakteristisch sind. Sie sind groß, mehr oder minder flach, bald mit einem oder zwei Henkeln, bald ohne Henkel und ungefähr von der hier abgebildeten Form. Die hier dargestellte Schale
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ward in einem Kegelgrabe zu Meyersdorf über die oben I, 2 abgebildete große Urne mit scharfem Bauchrande gestülpt gefun=
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den (vgl. Jahresber. V, S. 47). Solche Erscheinungen sind in Kegelgräbern nicht sehr selten. In den 10 Kegelgräbern von Perdöhl waren z. B. 5 Urnen mit solchen Schalen bedeckt; vgl. Jahresber. V, S. 48 flgd. Nr. 5, 17, 18, 23 und 24.
Eine in der großherzoglichen Sammlung aufbewahrte Schale hat als Verzierung am Rande eben solche tiefe, schräge rechts gehende Schwingungen, wie sie das oben S. 363, III, 3 abgebildete kleine Gefäß von Retzow zur Verzierung trägt.
In Meklenburg sind große Schalen aus der Bronzeperiode nur als Deckschalen der Urnen beobachtet worden. Von einem anderen Gebrauche hat sich keine Spur gezeigt, am wenigsten hat irgend eine Erscheinung zur Annahme von Opferschalen Veranlassung geben können, von denen lange und häufig genug gefabelt ist.