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I. 2.

Quartalbericht

des

Vereins für meklenburgsche
Geschichte und Alterthumskunde.


Schwerin, den 6. October 1835.

Vignette

I ndem wir den Mitgliedern unsers Vereins eine summarische Uebersicht derjenigen Berichte, Mittheilungen und Verhandlungen vorlegen, welche die gestrige Quartalversammlung beschäftigt haben und in denen das Sein und Thun des Vereins während des zweiten Vierteljahrs seines Bestehens sich ausgesprochen findet, gereicht es uns zu grossem Vergnügen, damit den Beweis liefern zu dürfen, dass das junge Institut in rüstigem Fortschreiten begriffen ist und schon jetzt der günstigsten Verhältnisse, wie der besten Aussichten für die Zukunft sich zu erfreuen hat.

Was zunächst den Bestand des Vereins betrifft, so ist das Verzeichniss seiner ordentlichen Mitglieder seit unserm letzten Berichte um 59 geachtete Namen reicher geworden und zählt deren in diesem Augenblick 183. Diesen bedeutenden Zuwachs verdanken wir, einem nicht geringen Theile nach, dem Eifer, womit einzelne Männer die Empfehlung und Verbreitung des Vereins sich haben angelegen sein lassen; ähnliche freundliche Bemühungen, auf welche wir noch anderweitig rechnen dürfen, lassen ähnliche erfreuliche Resultate hoffen. - Auch zu dem Auslande wird der Verein von jetzt an in einer für die Förderung seiner Zwecke viel versprechenden Beziehung stehen: die Quartalversammlung hat nicht bloss 41 correspondirende Mitglieder ernannt, sondern auch mit andern gleichartigen Vereinen, namentlich mit der Gesellschaft für nordische Alterthumskunde in Kopenhagen, mit dem pommerschen, dem thüringisch - sächsischen, dem schleswig -holsteinschen und dem hannoverschen Vereine für väterländische Geschichte in Verbindung zu treten beschlossen. - Da der Ausschuss die Ausfertigung der Diplome, sowohl für die Ehrenmitglieder, als auch für die ordentlichen und correspondirenden, nicht länger verschieben zu dürfen glaubte, andrerseits aber die Vollendung des grössern Vereinssiegels für die nächste Zeit noch nicht zu erwarten stand: so ist die Zeichnung desselben einstweilen lithographirt und den Diplomen für die bisher ernannten Mitglieder, welche dieselben zugleich mit diesem Berichte empfangen * , untergedruckt worden. Die Idee zu diesem Siegel ward vom Herrn Rector Masch zu Schönberg angegeben und von dem Ausschusse mit Dank angenommen, die heraldischen Bestimmungen und Einzelheiten lie-


*) Um die Portokosten für die Mitglieder möglichst zu vermindern, werden wir von nun an für diejenigen Orte, wo der Verein mehrere Angehörige besitzt, alle Sendungen an einen derselben adressiren, welcher die Vertheilung besorgen und das Porto auf die Einzelnen repartiren wird. Wir hoffen, dass diese Massregel die Genehmigung aller dabei betheiligten Mitglieder, insbesondere derjenigen erhalten werde, auf welche die mit ihrer Ausführung verbundene Mühwaltung fällt.
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ferte der Herr Archivar Lisch; Herr Geschichtsmaler Schumacher bot sechs gelungene Entwürfe zu der Ausführung, von denen der Ausscluss den vorliegenden wählte; lithographirt ward derselbe vom Herrn Hofzeichner Achilles. Genauere Untersuchungen über die einzelnen Schilde des meklenburgschen Landeswappens werden die Jahrbücher des Vereins enthalten; hier mag einstweilen eine kurze Beschreibung des Vereinssiegels Raum finden. Die Schilde des jetzigen Landeswappens haben, ältere Abweichungen und Verunstaltungen vorausgesetzt, vorzüglich im Anfange der Regierung Herzogs Christian Louis ihre Gestalt erhalten und sind von den ursprünglichen Wappenzeichen so sehr entfernt, dass kaum ein Sclild sein wahres Wappen trägt. Das Siegel des Vereins enthält die sieben Wappenzeichen der Haupttheile Meklenburgs und des jetzigen Landeswappens in ihrer ursprünglichen Gestalt. Im Allgemeinen sind, nothwendige Ausnahmen vorausgesetzt, als Vorbilder Originalsiegel aus dem 14. Jahrhundert genommen und diese, ohne sklavische Nachahmung, in ihrem Geiste aufgefasst und dargestellt, Tincturen sind, als neuere Erfindung, nicht angedeutet. Die sieben Schilde sind hienach, in eine antike gothische Rosette zusammengefasst, folgende:

1) an der Hauptstelle in der Mitte der meklenburgsche Schild: ein vor sich gekehrter, abgerissener Stierkopf mit einer Krone, mit aufgerissenem Maule und ausgeschlagener Zunge, mit dem Halsfell;

2) darüber für Rostock: ein mit der rechten Pranke ausschreitender Greif;

3) links unter dem rostocker Schilde, nach heraldischer Bezeichnung, (dem Beschauer rechts,) der Wappenschild des Bisthums Ratzeburg: ein in die Länge getheilter Schild, in der vordern Hälfte eine Burgzinne, in der hintern Hälfte einen aufrecht stehenden Bischofsstab enthaltend;

4) rechts unter dem rostocker Schilde der Wappenschild des Bisthums Schwerin: ein quer getheilter, in der untern Hälfte schraffirter Schild, auf welchem zwei Bischofsstäbe im Andreaskreuze liegen;

5) unter dem bischöflich schwerinschen Schilde der Wappenschild der Grafschaft Schwerin: ein quer getheilter, in der untern Hälfte schraffirter Schild;

6) unter dem bischöflich ratzeburgschen Schilde der Wappenschild des Fürstenthums Werle: ein vor sich gekehrter Stierkopf mit Krone und ausgeschlagener Zunge;

7) an der untersten Stelle der Wappenschild der Herrschaft Stargard: ein weiblicher Arm mit dem Ringe in der Hand, mit einem Puffärmel um den Oberarm und einer fliegenden Binde.

- - In Betreff der Sammlungen des Vereins haben wir zuvörderst der ansehnlichen Vermehrung zu gedenken, welche unserer Bibliothek zu Theil geworden ist: durch die Liberalität einzelner Mitglieder und anderer Freunde des Vereins ist dieselbe zu 56 Nummern angewachsen, unter denen viele sehr werthvolle, zum Theil seltene Werke sich befinden. Wenn wir hier, in Rücksicht auf den uns zugemessenen Raum, nur die "Sachsenchronik, gedruckt von Peter Schoffer zu Mainz 1492 Fol.", ein Geschenk des Herrn Archivars Lisch * , nennen, und zugleich erwähnen , dass derselbe in einer der monatlichen Ausschusssitzungen mehrere Drucke aus den ersten Zeiten der meklenburgschen Buchdruckerei vorlegte: so geschieht diess vorzüglich deshalb, weil wir in dieser Mittheilung einen bequemen Anknüpfungspunkt für die dringende Aufforderung finden, dass sämmtliche Mitglieder alles, was sie an alten, vorzüglich meklenburgschen Drucken, namentlich aus den Druckereien


*) Herr Archivar Lisch erhielt dieses seltene Werk von einem ihm befreundeten Kaufmanne, welcher dasselbe als Makulatur gekauft hatte. Wie mancher literarische Schatz geht in den Trödelauctionen, bei denen nicht selten auch kleine Partieen von Büchern oder einzelne mit unter die tödtliche Hasta kommen, ungekannt und ungeschätzt verloren! Und wie vieles lässt sich, bei sorgfältigem Aufmerken der Kundigen, hier retten! Der Ausschuss seinerseits hat Vorkehrungen getroffen, dass jedesmal, wenn bei öffentlichen Auctionen von Möbeln u. dgl. in der Stadt Schwerin Druck- und Schriftwerke zur Versteigerung kommen, eins seiner Mitglieder, der Herr Hofbuchdrucker Bärensprung, davon in Kenntniss gesetzt werde.
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der Michaelisbrüder in Rostock, des Marschalk Thurius und den L. Dietz haben oder kennen, bestehe es auch in den kleinsten Bruchstücken, in den Besitz des Vereins oder doch zur Kunde des Ausschusses bringen wollen. - Von Herrn Professor Dr Kämmerer in Rostock ist ein Verzeichniss der im Besitze desselben befindlichen Urkundensammlungen und sonstigen historischen Denkmäler verheissen worden. Aehnliche Mittheilungen von andern Besitzern solcher Sammlungen erlaubt sich der Ausschuss wiederholt dringend zu erbitten.

Mannichfacher Gaben und Mittheilungen hat der Verein auch für denjenigen Theil seiner Bestrebungen, welcher auf Rettung und Sammlung vaterländischer Bildwerke gerichtet ist, sich zu erfreuen gehabt. Der Verwendung des Herrn Präpositus Crull zu Doberan und der Huld Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs von Meklenburg - Schwerin verdankt der Ausschuss die Einsendung der aus der ehemaligen Kapelle zu Althof bei Doberan geretteten Backsteine mit einer merkwürdigen alten Inschrift, mit deren Entzifferung früher schon Professor Schröter sich beschäfftigte und welche nunmehr Herr Archivar Lisch zum Gegenstande einer genauen Untersuchung gemacht hat. Als Geschenke gingen ein: von Herrn Forstrath von Wickede ein alterthümlicher, bei den Arbeiten des Eldebaues in einer morastigen Wiese am passower See gefundener Steigbügel von Eisen, mit eingelegter, noch erkennbarer Silberarbeit; von Herrn Oberbaurath Wünsch eine grosse bronzene Lanzenspitze, bei der Aufgrabung des Stöhrflusses unweit Consrade, ein Stück Bernstein, bei derselben Gelegenheit in der Lewitz gefunden, und ein antikes kupfernes Messer; von demselben ausserdem die Zeichnung einer alten, ganz verschütteten Schleuse, auf welche man beim Bau einer neuen Fangschleuse zu Plau gerieth, nebst dem Befund - Protocoll und einer erörternden Beschreibung, so wie ein Vorhängeschloss, ein Thorhaken und ein grosser Schlüssel, welche sich in der Tiefe jener alten Schleuse fanden. Herr Rector Masch theilte ausführliche Nachrichten über ein im Herbste des vorigen Jahres auf dem Felde von Gr. Molzahn im Fürstenthum Ratzeburg aufgefundenes altes Grabmal, so wie über eine Ausgrabung mit, welche er auf einer andern Stelle desselben Feldes veranstaltet hat, ohne dass diese jedoch bisher, bei der Unzulänglichkeit der in Bewegung gesetzten Kräfte, ein Resultat geliefert hätte. Nicht minder erfreute derselbe durch Einsendung eines "Auszugs aus einem Schreiben des Herrn Pastors Rudolphi zu Friedland", worin dieser ausgezeichnete Kenner und Verehrer des vaterländischen Alterthums von den Hauptschätzen seiner ungemein reichen Sammlung meklenburgscher und in Meklenburg gefundener Antiquitäten Kunde giebt; von einer besonders wichtigen, äusserst schön gearbeiteten römischen Achatgemme, welche vor mehr als 20 Jahren auf dem mirower Felde beim Haken entdeckt ward, erhielt der Ausschuss durch die Güte des Herrn Besitzers einen Gypsabdruck zur Ansicht. Herr Pastor Müller zu Hohen - Vicheln hatte die Gefälligkeit, geschichtliche Notizen und eine durch Zeichnung erläuterte Beschreibung von einem alten Taufstein aus Granit zu liefern, welcher vor etwa 60 Jahren in der Nähe von Hohen - Vicheln aus der sogenannten "Döpe" hervorgeholt worden sein soll und sich jetzt im dortigen Pfarrgarten befindet. Auch über andere antike Taufsteine, namentlich über die am Dom zu Güstrow, in Gr. Brütz und in Warsow (bei Hagenow) befindlichen, ward durch einzelne Mitglieder berichtet. Herr Hauptmann Zink in Dömitz gab eine ausführliche Nachweisung über die auf allerhöchsten Befehl in den Jahren von 1804 bis 1806 und 1820 von ihm geleiteten Ausgrabungen, mit Bezeichnung des Erfolgs, den jede gehabt, und mit Andeutung derjenigen Oerter im Lande, an denen weitere Nachgrabungen mit den günstigsten Aussichten anzustellen sein dürften: Mittheilungen, die dem Ausschusse um so willkommner waren, als sie für künftige etwa von ihm anzuordnende Ausgrabungen schätzenswerthe Fingerzeige enthalten. - Die Münzensammlung ist durch eine vom Herrn Canzlei - Vicedirector von Maydell geschenkte rostocker Medaille, auf die Taufe des Prinzen Carl Heinrich von Güstrow A. 1616 gechlagen, und durch 88 alte, aus einem Nachlasse für den Silberwerth erstandene Münzen, unter denen viele seltene und werthvolle sind, bereichert worden. Einen andern Dienst hat der Ausschuss diesem Theile der Vereinssammlungen dadurch zu leisten geglaubt, dass er demselben in der Person des Herrn Archivars Groth einen eigenen Aufseher gewann. - Manches von dem hier nur Angedeuteten verdient eine ausführlichere Darstellung und Erörterung, und in dem Jahresberichte wird es dieselbe finden. Für jetzt mussten wir uns

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mit ganz allgemeinen Angaben begnügen, können aber diesen Theil unsers Berichts nicht schliessen, ohne den schon früher ausgesprochenen Wunsch zu wiederholen, dass doch alle Mitglieder des Vereins alles und jedes Bildwerk, welches dem vaterländischen Alterthum angehört, mit wachsamen, geschärften Blicken erspähen und für die Rettung und Sicherung desselben mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln wirksam sein möchten. Ganz neuerdings hat der Brand der Kirche zu Eldena uns eine ernste Mahnung gegeben, wie wenig das durch Alter und geschichtliche Erinnerungen Ehrwürdigste vor plötzlicher Vernichtung geborgen ist. Minder empfindlich aber für die Alterthumskunde werden Verluste dieser Art dann, wenn die Denkmäler vor ihrer Zerstörung in der Zeichnung ein zweites Leben gewannen oder durch das schildernde Wort der Geschichtschreibung zugeführt oder für dieselbe aufbewahrt wurden.

- - Wir haben nun noch dasjenige anzugeben, was die wissenschaftliche Bearbeitung des vaterländischen Alterthums an neuer Ausbeute geliefert hat. In den monatlichen Lesesitzungen, welche der Ausschuss während des verflossenen Quartals hielt, sind von den im vorigen Bericht genannten Arbeiten No. 3, 5 und 6, und an neu eingegangenen folgende vorgetragen worden:

1) Die Pestzeiten in Güstrow während des dreissigjährigen Krieges, vom Stadtbuchhalter Scheel in Güstrow, mit Nachträgen vom Archivar Lisch;

2) Ueber ein Fragment eines mittelhochdeutschen Gedichts des Rulant vom Pfaffen Konrad aus dem 12. Jahrhundert im Grossherzoglichen Archive, vom Archivar Lisch;

3) Verordnung des Herzogs Johann Albrecht I. bald nach dem Antritt seiner Regierung im Jahr 1552, von demselben;

4) Zur Heraldik des meklenburgschen Siegels, von demselben.

Verheissen sind für die nächste Zeit von den Herren Professor Dr. Kämmerer in Rostock, Rector Masch in Schönberg, Amtsverwalter Crull in Lübtheen, Geschichtsmaler Schumacher und Archivar Lisch nicht weniger als 11 Arbeiten, welche sämmtlich höchst interessante Punkte der politischen und Culturgeschichte Meklenburgs zum Gegenstande haben. - Der Druck des ersten Bandes der Jahresbücher, der Erstlingsfrucht dieses regen, innerhalb des Vereins erwachten und durch ihn geweckten Lebens, soll sofort begonnen werden.

A. Bartsch.                
als zweiter Secretär des Vereins.

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