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Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Freistaates Mecklenburg-Strelitz. Im Auftrage des Ministeriums herausgegeben von der dafür eingesetzten Kommission. I. Band: Das Land Stargard. III. Abteilung: Die Amtsgerichtsbezirke Friedland (2. Hälfte), Stargard und Neubrandenburg, bearbeitet von Georg Krüger, Oberkirchenrat zu Neustrelitz. Neubrandenburg (Brünslow) 1929.

Das Mecklenburg-Strelitzer Kunst- und Geschichtsdenkmälerwerk bringt mit dieser III. Abteilung die Bearbeitung des Landes Stargard zum Abschluß. - Der noch fehlende II. Band, das Land Ratzeburg umfassend, ist bereits in Angriff genommen. - Auch in dieser III. Abteilung ist von Regierungsbaurat Erich Brückner (Neustrelitz) Baugeschichte, Baubeschreibung und Ortsanlage völlig selbständig erforscht und dargestellt worden, während die Bearbeitung der orts- und kunstgeschichtlichen Abschnitte von Oberkirchenrat Georg Krüger (Neustrelitz) übernommen wurde.

Die äußere Ausstattung der III. Abteilung hinsichtlich Papier, Druck und Reproduktionen ist wiederum in vortrefflicher Weise von der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei (Schwerin) bewerkstelligt

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worden. Die vorzüglichen und anschaulichen Skizzen und photographischen Aufnahmen rühren zum größten Teil her von Regierungsbaurat Brückner bzw. von Photographiemeister Wilhelm Koch (Neubrandenburg). Eingehende Verzeichnisse, geordnet nach Ortschaften, Sachen, kirchlichen Orden und Brüderschaften, Personen, Bürger- und Bauernfamilien, zusammengestellt von Buchhändler Otto Rose (Neustrelitz), ein Verzeichnis der benutzten Literatur und eine übersichtliche Karte beschließen das Werk.

Die Gesamtanlage des Werkes ist eine treffliche. Sie schließt sich dem Mecklenburg-Schwerinschen Denkmälerwerk von Schlie im allgemeinen an, geht aber, entsprechend den neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der Denkmalspflege, über das Schliesche Werk in einigen wesentlichen Punkten noch hinaus, indem es auch Geologie, Vorgeschichte, Ortsanlage, Gehöftsanlage, Bauweise der Bauern- und Bürgerhäuser, Grabkreuze, Herbergsschilder u. ä. sowie die bedeutenderen Bauwerke des 19. Jahrhunderts in den Kreis der Betrachtung hineinzieht.

In der vorliegenden III. Abteilung beanspruchen zwei Örtlichkeiten ganz besonderes Interesse: die Burg Stargard und die Stadt Neubrandenburg.

Neubrandenburg, durch seine wunderbaren Wälle, Mauern und Wiekhäuser, durch seine ragenden Tore und durch die schöne Marienkirche weithin bekannt, ist recht eingehend behandelt worden. Eine solche gründliche Bearbeitung und liebevolle Vertiefung in die Einzelheiten konnte auch nur Brückner leisten, der, einer angesehenen Neubrandenburger Gelehrtenfamilie entstammend, sich mit all den herrlichen Wehranlagen und Wehrbauten durch Kindheitserinnerungen und Tradition eng verbunden fühlte!

Die Burg Stargard ist über Mecklenburgs Grenzen hinaus viel weniger bekannt. Und doch verdient sie die Beachtung weiter Kreise, damit endlich, ehe es zu spät ist, eine Denkmalspflege, die großzügig zu arbeiten gewohnt ist, sich des sonst der Vernachlässigung und dem Verfall ausgesetzten wertvollen Baudenkmals annimmt. Denn die recht ausgedehnte, in Oberburg und Vorburg zerfallende alte brandenburgische Markgrafenburg enthält in den Torbauten und im Bergfried Bauwerke von einem so altertümlichen Charakter, von so reinen und schönen romanischen Stilformen, wie sie in Norddeutschland bei Wehrbauten gewiß recht selten, in der eigentlichen Mark Brandenburg aber ohne Gegenstücke sind. Es ist Brückners Verdienst, daß er als erster erkannte, daß die Rückwand der Kapelle der Burg, die mit ihren Rundbogenfriesen und mit ihren in Putzritzmanier ausgeführten Wappenschildern allen früheren Forschern ungelöste Rätsel aufgab, nichts anderes ist, als die Vorderwand des ältesten Innentores der brandenburgischen Markgrafen, erbaut wie das dieselben Rundbogenfriese aufweisende Außentor um 1250.

Auch sonst enthält Brückners Darstellung der Anlage und der Baugeschichte der Burg eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen und scharfsinnigen Beobachtungen, wie sie nur der Baumeister vom Fach machen kann. Sie werden dermaleinst dem Historiker eine gute Grundlage für eine kritische und erschöpfende Geschichte der alten Burg bieten.

Steinmann.