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Georg Schnath, Die Gebietsentwicklung Niedersachsens (Veröffentlichungen der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens, Reihe A, Heft 8). Hannover (Selbstverlag der Gesellschaft) 1929.

Schnath schildert in großen Zügen die Gebietsentwicklung Niedersachsens nach den Geschichtsquellen und verstärkt damit die Gesichtspunkte, die der Privatdozent Dr. Brüning in einer Denkschrift des 64. hannoverschen Provinziallandtags (Reihe B, Heft 5, obiger Veröffentlichungen) für den Zusammenschluß von Staaten zu einem Lande Niedersachsen bei einer etwaigen künftigen Reichsreform aufgestellt hat. Niedersachsen hat seinen Namen von dem alten Volksstamme der Sachsen, der im westlichen Holstein seine Urheimat hat. Von da aus drangen die Sachsen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten über die Elbe vor, unterwarfen sich die weiten Gebiete bis nach Westfalen hinein und wurden erst von den Franken aufgehalten. Um 800 n. Chr. umfaßte das sächsische Gebiet die Länder zwischen den Slawen im Osten, den Thüringern im Süden, den Franken im Westen und den Friesen an der Küste im Norden, mit einem Kerngebiet (nach den vorgeschichtlichen und volkskundlichen Studien von Schuchhardt und Peßler), das außer der Urheimat in "Nordalbingien" (Holstein) die Gegend zwischen der unteren Elbe, der unteren Weser und Hunte und der Aller

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enthielt. Auf diese Gebiete sind alle politischen und kulturellen Kraftäußerungen der Niedersachsen zurückzuführen. Sie haben im 9. bis 12. Jahrhundert ein Stammesherzogtum von überragender Bedeutung ausgebildet, das sich nach der Seite des geringsten Widerstandes, nach Osten orientierte und in Holstein, Mecklenburg und Pommern kolonisierte und christianisierte. Mit dem Sturze Heinrichs des Löwen 1180 brach das Stammesherzogtum zusammen, und wenn auch die Welfen, gestützt auf ihre ausgedehnten Eigengüter, über einen beträchtlichen Teil des alten Stammesherzogtums einen gewissen staatlichen Zusammenschluß aufrecht erhielten, so folgten doch bis auf die Neuzeit für Niedersachsen Zeiten der Schwäche und Zerrissenheit, in denen sich die Randgebiete (Westfalen, Holstein, Mecklenburg) ablösten und eigene Wege gingen und das Hauptgebiet, gleich wie das übrige deutsche Vaterland, in zahlreiche kleine geistliche und weltliche Fürstentümer und Herrschaften zerfiel. Zwischenstaatliche und überstaatliche Verbindungen, wie die Städtebünde, die Hanse und der Niedersächsische Reichskreis, die auch Mecklenburg vorübergehend wieder mit dem eigentlichen Niedersachsen in Verbindung brachten, vermochten keine Abhilfe zu bringen. Erst die Reformation mit ihrer Säkularisation geistlicher Fürstentümer, das Wiedererstarken des Welfenhauses und das Eindringen Brandenburg-Preußens in Niedersachsen schufen Wandel, so daß heute nur noch die Länder Preußen (mit Hannover und Waldeck), Oldenburg, Braunschweig, die beiden Lippe und Bremen auf dem alten Stammesgebiet bestehen. Für einen Zusammenschluß dieser Staaten als neues Niedersachsen tritt die Schnathsche Arbeit ein für den Fall, daß es zu einer Neugliederung des Reichsgebietes kommen sollte. Acht farbige Karten veranschaulichen die anregenden Ausführungen.

Stuhr.