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In dem Gehölz Werder nördlich von Waren wurde im Winter 1898/99 ein interessanter Bronzefund gemacht, der durch Schenkung des Herrn Senator Geist in das Großherzogliche Museum gelangt ist. Es waren ein Dolch, ein Flachcelt und ein unverzierter rundlicher Halsring in den Formen ältester Bronzezeit (vgl. Vorgeschichte S. 32 flgd.); ein mitgefundener Handring ist von den Arbeitern verworfen. Der ganze Fund ist sehr ähnlich dem Funde von Prieschendorf (Jahrb. 4 B, S. 38), und die von Montelius, Chronologie d. ältesten Bronzezeit S. 48 besprochenen sieben meklenburgischen Funde sind dadurch um eine wichtige Nummer vermehrt. Im Museum von Güstrow liegt ein Flachcelt, sehr ähnlich dem vom Werder, auch von derselben Patina, der in "den Buchen" bei Waren, also nicht weit von dem Fundorte der anderen Stücke, gefunden sein soll. Ob dieses Stück mit den andern zusammengehört, ist nicht zu bestimmen; jedenfalls aber handelt es sich bei dem Funde vom Werder ebenso wie bei den sieben früheren um einen Depotfund.
In der Nähe des Fundortes liegen nun eine ganze Anzahl niedriger Hügel, die offenbar künstlich sind und den Gedanken nahe legten, daß es Gräber seien, die vielleicht mit dem Depotfunde im Zusammenhang ständen. Ich bin daher mit Freuden einer Einladung des Herrn Senator Geist zu einer Ausgrabung gefolgt, die unter dessen und des Herrn Oberlehrer R. Wossidlo thätiger Theilnahme am 17. Juli 1899 stattgefunden hat.
Grab I: Am Westrande schon etwas beschädigt, aus Lehm 1 m hoch errichtet, ungefähr 6 m Durchmesser. Der östliche Theil ist in der Tiefe von 40 cm mit einem Steindamm ab=
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gedeckt, dessen Steine nach dem Rande zu am stärksten sind (hier 30 × 15 cm starke); wo der Damm anfängt, ziemlich unter der Mitte des Hügels, eine Kohlenschicht. Am westlichen Theile, etwa in halber Höhe des Hügels ein horizontaler Damm von 3 m Länge (nordost=südwestlich) und nur 0,60 m Breite, aus einer Schicht Steine, darunter in der Mitte ein kleiner Hohlraum von etwa 20 cm Weite, aus kleinen Steinen gebildet, und darin ein zerbrannter Knochen, die einzige Ausbeute des Hügels.
Grab II. Sandhügel; 1 m hoch, 6-7 m Durchmesser. Darin vereinzelt Kohlen; keine Steinsetzung.
Grab III. Sandhügel; 0,70 m hoch, 5-6 m Durchmesser. Auf dem Boden ein Steindamm; sonst nichts.
Grab IV. Sandhügel; 0,75 m hoch, 6 m Durchmesser. Ganz leer.
Die Ausgrabung verlief also an Objekten ergebnißlos. Als Bestattungsart ist Beerdigung wahrscheinlicher als Leichenbrand, da zerbrannte Knochen kaum spurlos verschwinden (der einzige gefundene gehört schwerlich dem Hauptgrabe an). Zu einer zeitlichen Bestimmung fehlen die erforderlichen Bestimmungsstücke, doch mögen es immerhin die hier zu Lande bisher noch vergeblich gesuchten Gräber der ersten Bronzeperiode, welcher der Depotfund angehört, sein. Wir werden unten bei Warrenzin den ersten in Meklenburg gemachten Grabfund ältester Bronzezeit zu besprechen haben. Auch dort handelt es sich, wie in der großen Mehrzahl der norddeutschen ältesten Bronzezeitgräber, um niedrige Hügel.
In den Seeblänken, einem schönen großen Buchenbestande, 5 Kilometer nördlich von Waren, liegen vier stattliche Kegelgräber in schwerem Lehmboben. Eines, das am meisten nach Westen gelegene, habe ich am 18. Juli 1899 durchgraben. Der Umfang des Grabes ließ sich durch einen Kranz von Steinblöcken bestimmen, die den Hügel am Fuße umgaben. Dieser Kranz hatte einen Durchmesser von 10,30 m (nordsüdlich) und 9,60 m (ostwestlich). Die Höhe betrug etwa 1,75 m, doch stellte sich bei der Ausgrabung heraus, daß nicht der ganze Hügel aufgetragen war, sondern schon in 1 m Tiefe der Urboden erreicht wurde. Wir haben hier also dieselbe Erscheinung wie oben bei Upahl (S. 93), auch mit denselben Ausmessungen und denselben Ergebnissen. In dem ganzen Auftrage fanden sich Scherben von Thongefäßen, auch vereinzelt Kohlen, Steinsetzungen aber gar nicht und auch keine Grabstelle. Das einzige Bemerkenswerthe war ein aufrecht stehender Felsblock von 80 cm Höhe im west=
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lichen Theile des Hügels, 3,30 cm vom Mittelpunkte, auf dem Urboden (zur Bezeichnung eines Grabes? vgl. oben bei Alt=Meteln, S. 96).
So ergab auch dieser Hügel für die Bronzezeit, der seine Errichtung sicher angehört, nur ein negativer Resultat, doch fand sich auf ihm ein sekundäres Begräbniß. Nahe dem Mittelpunkte stand 30 cm tief eine wendische Urne ohne jeden Steinschutz, gefüllt mit zerbrannten Knochen, und etwa 2 m weiter nach Westen ein zweites ebenfalls wendisches Thongefäß; also ein neues Beispiel für die oft gemachte Beobachtung von Nachbestattungen aus jüngeren vorgeschichtlichen Perioden auf vorgeschichtlichen Denkmälern.
Wir schieben hier ein Fundstück ein, das keinem Grabe entstammt, aber so typisch für die von uns hier besonders zu beachtende Periode M. III ist, daß seine Wiedergabe auch hier angebracht zu sein scheint.
In dem Gr.=Kressiner See bei Walow wurde vor mehreren Jahren, frei im Sande steckend, ein Bronzeschwert von ausgezeichneter Erhaltung gefunden, vielleicht das schönste Exemplar seines Typus, welches überhaupt vorhanden ist. Das Schwert ist im Besitze des Herrn von Flotow auf Walow.
Es hat eine dunkle, nicht tiefe Patina; die Form zeigt beistehende Abbildung. Die Maaße sind: Ganze Länge 62 cm, Länge von der Spitze bis zum Griffansatz 52 cm, Länge des Griffes bis zu Knauf 10 cm, größte Breite der Klinge 4 cm (25 cm von unten). Die Klinge hat einen flachen Mittelgrat von 8 mm Breite, daneben je 5 feine Parallellinien. Der Knauf ist rautenförmig mit gerundeten Ecken, 8 punktartigen Vertiefungen, leicht gewölbt mit
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flacher ovaler Spitze. Länge 4 und 3,5 cm. Der Griffabschluß besteht aus überfassenden Bändern mit Längsriefeln und auf jeder Seite 5 Nagelköpfen, endigend in Lappen, die über die Schneide übergreifen und in der Mitte einen Kreis frei lassen. Der Griff besteht aus 5 Scheiben, die noch beweglich sind, um die Griffangel dazwischen sind Reste einer weisen Masse (Füllmasse oder von der Erde der Fundstelle?). Länge des Griffe (zwischen Knopf und Griffabschluß) nur 4 cm.
Das Schwert entspricht fast genau der Abbildung bei S. Müller 89. Es ist der bei Montelius Compte-rendu de Stockholm S. 887 unter Fig. 6 abgebildete Typus, überall, wo er erscheint, eine Charakterform von M. III. Ueber sein Auftreten in Meklenburg s. oben S. 108 bei Gelegenheit eines Fundes von Goldenitz.