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Ueber eine Gruppe vorgeschichtlicher Hügelgraber im "Thiergarten" bei Basedow nahe der Rothenmoorer Scheide ist schon Jahrb. 64, S. 121, kurz berichtet. Es handelte sich dort um ein schönes und gut charakterisirtes steinzeitliches Steinkistengrab. Nachdem durch die Entdeckung dieses Grabes die Aufmerksamkeit auf die Hügel in jenem Walde, die man bis dahin für natürliche gehalten hatte, gelenkt war, sind noch mehrere angeschnitten worden, unter denen besonders einer interessante Ergebnisse gebracht hat. Verfasser hat diesen dank der freundlichen Einladung und Unterstützung des Herrn Grafen Hahn auf Basedow am 30. Dezember 1898 ausgegraben. Die Funde werden auf Schloß Basedow bewahrt. Der Hügel liegt nicht weit von dem "Hünengrabe" auf der rechten Seite der Chaussee und stellte sich äußerlich
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als eine runde Kuppe dar, die stark verwachsen war und deren ursprüngliche Höhe in Folge davon nicht zu bestimmen ist; sie mag 1 1/2 bis 2 m betragen haben. Gleich unter der Oberfläche stieß man auf Steine und 1 m tiefer auf eine Steinplatte, ganz wie bei dem Hünengrabe, sodaß man glauben durfte, eine gleichartige Anlage vor sich zu haben. Zur großen Ueberraschung stellte sich aber heraus, daß es sich um eine ganz anderartige, nämlich bronzezeitliche Grabanlage handelte. Die Steinplatte, aus Sandstein, unregelmäßig dreieckig, 10 cm dick, überdeckte eine rundliche Steinsetzung von ungefähr 1 m Durchmesser (außen), die aus großen, eng an einander und in mehreren Reihen hinter einander gestellten, nach oben etwas geneigten Platten von etwa 60 cm Höhe gebildet war. Diese Steinkiste war bis auf ihren Grund mit Steinen überdeckt. In ihr stand in einem runden Kessel von etwa 50 cm Durchmesser eine sehr große Urne, mit einer kleineren Steinplatte überdeckt. Der Raum zwischen der Urne und den Wandungen war mit weißem, klarem Sande ausgefüllt.
Die Urne war annähernd 40 cm hoch und hatte einen oberen Durchmesser (Halsweite) von etwa 35 cm; sie war leicht ausgebaucht und hatte sehr starke Wandungen (am Boden 2 cm dick), die Oberfläche war rauh und schmutzig braun; sie war schon so mit Rissen und Sprüngen durchsetzt, daß eine Erhaltung unmöglich war; die Grundform war die wie in meiner Vorgeschichte, S. 82, Abbildung 136, aber etwas schlanker.
Die Urne war gefüllt mit starken, wenig gebrannten Knochen, die stark versintert und nur schwer zu entnehmen waren; dazwischen lagen eine Anzahl Gegenstände, die anscheinend nicht dem Feuer ausgesetzt gewesen waren, aber anderweitig beschädigt sind:
1. Ein kleines Henkelgefäß etwa gleich Vorgeschichte, Abbildung 145 von einer schon in der älteren Bronzezeit bekannten Form, wie sie in Friedrichsruhe ("Kannensberg" s. Jahrb. 47, S. 269 oben) und bei Liepen (s. oben S. 156) gefunden sind und gewöhnlich als Beigaben in größeren Urnen auftreten; sie ist 15 cm hoch und hat 3 cm oberen Durchmesser.
2. 3. Reste von zwei Messern der bekannten Form mit durchbrochenem Griff und nach unten gebogener Schneide etwa 10 cm lang. Die Form ist z. B. Jahrb. 54, Tafel II, 3, abgebildet bei Gelegenheit der Gräber von Blücherhof, und ebenda S. 99 sind die analogen, alle M. III angehörenden meklenburgischen
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Stücke besprochen. Ueber ähnliche, zeitlich gleiche Funde aus Pommern, den interessanten Hügelgräbern von Glendelin bei Demmin s. Lemcke, pommersche Monatsblätter 1889, S. 85, aus Schleswig=Holstein: Splieth 93; vgl. auch Montelius 56, Sophus Müller 81; die Zeitstellung ist überall die nämliche.
4. Ein flaches Messer mit leicht gewölbter Klinge und kleinem Griffansatz, an dem nicht mehr zu erkennen ist, wie er endete, vielleicht in einen Pferdekopf; Länge etwa 9 cm, Breite etwa 2 cm. Vergl. Vorgeschichte Abbildung 67, auch unten S. 185; Splieth 91; Montelius 54; S. Müller 85.
5. Ein Doppelknopf (Gürtelknopf) von 3 cm Durchmesser mit Sternmuster, ebenfalls eine bekannte Form; so aus Slate, Jahrb. 33, S. 131; Splieth 88; Montelius 66; S. Müller 76; ebenfalls stets M. III.
6. Eine "Rollennadel", d. h. Nadel, deren Kopf durch eine Breithämmerung und Umbiegung des Griffendes gebildet wird. In diesem Zusammenhange bei uns etwas befremdlich, da die bisher hier und sonst in Norddeutschland gefundenen Stücke einer jüngeren Periode angehören (vgl. Jahrb. 51, S. 22), doch kommen sie anderwärts in gleichstufigen Hügelgräbern vor (Böhmen: Pič, XI, 13; Bayern: Naue, S. 155), und wir brauchen ihretwegen das Grab nicht tiefer zu rücken.
Außerdem fanden sich zwischen den Knochen und besonders am Knopfe Stücke von Leder.
Ein zweites, ähnlich gebautes Grab wurde in größerer Entfernung östlich von diesem aufgegraben. Der Hügel hatte etwa 1 1/2 m Achsenhöhe und bestand aus dem lehmigen Boden der Umgebung. Der Umfang war nicht mehr zu bestimmen. 20 cm Humus und aufgetragene Erde, dann 60 cm hohe Steinschichtung, darunter die Steinkiste, rechteckig aus hinter einander stehenden Platten, von außen gemessen 1,50 m (nordwest=südöstlich) und 1 m (nordost=südwestlich), von innen 7 × 50 cm breit, die Platten etwa 60 cm hoch, der Deckstein 70 × 50 × 25 cm. Darin eine sehr große Urne, in die der Deckstein gesunken war, sodaß sie ganz zertrümmert ist. Die Wandung ist rauh, der Rand gerade, an der Stelle der größten Wölbung geht ein Band rundlicher Vertiefungen, ein in der jüngeren Bronzezeit beliebtes Motiv. Die Knochen waren ziemlich stark gebrannt, und zwischen ihnen lag ein kleines Stück Feuerstein dreieckiger Form, welches vielleicht als Pfeilspitze anzusehen ist.
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Die Basedower Gräber sind in mehrfacher Hinsicht von Interesse. Ihre zeitliche Stellung ist zweifellos, Daß in der dritten Periode der Leichenbrand allgemeiner wird, ist längst bekannt; wir hatten aber bisher Urnenbestattungen als Hauptbestattung noch nicht; wo verbrannte Gebeine in Urnen in einem Hügel vorkamen (Friedrichsruhe, Slate u. s. w.), war die Beisetzung eine sekundare, die verbrannte Frau neben dem beerdigten Manne. In Dänemark ist man, Dank dem sehr reichen Material, längst dahin gekommen, aus der Ausstattung eines Grabes Männer= und Frauengräber zu scheiden; man wurde dort unser Grab Nr. I als Männergrab bezeichnen, und mir müssen dem folgen. In den Ländern nun, die uns in der älteren Bonzezeit am nächsten stehen, Dänemark und Schleswig=Holstein, sind Urnenbestattungen wie in Basedow schon langer bekannt geworden, auch bei Männergräbern, wenn auch immerhin nicht in großer Anzahl, und weiter südlich, z. B. in Böhmen, sind sie schon in dieser Periode allgemein. Das Basedower Grab schließt also eine Lücke unserer Kenntniß; vielleicht sind auch die oben erwähnten Gräber von Sarmstorf (S. 140) und Liepen (S. 157) so gebaut gewesen.