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Im Sommer 1898 trug der Erbpächter Niehusen in Liepen einen Steinhaufen auf seinem Felde ab und fand darunter ein größeres Thongefäß, welches zerbrach und nicht weiter be=
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achtet wurde und in welchem ein kleines wohl erhaltenes lag. Dabei lagen mehrere bronzene Gegenstände mit heller, ziemlich tief gehender Patina. Es handelt sich offenbar um ein zerstörtes Grab, dessen Anlage nicht mehr bestimmbar ist, das aber sicher einer Frau angehört hat. Ob die Gegenstände mit den Resten der Leiche in dem großen Gefäße gelegen haben, wie in dem gleich zu besprechenden Falle von Basedow, oder wie die Leiche sonst bestattet ist, bleibt ungewiß. Die jetzt im Großherzoglichen Museum aufbewahrten Gegenstände sind:
1. Eine Handberge, zerbrochen, aber in Stücken erhalten. Die Spiralscheiben bestehen aus neun Windungen und haben 7 cm Durchmesser, der Bügel hat 7 bezw. 5 1/2 cm Durchmesser und eine von der großen Mehrzahl der Handbergen unterschiedene Ornamentirung, nämlich Schrägstreifen aus zarten Linien, die in der Längsachse in scharfen Winkeln zusammenstoßen; eine Verzierungsart, wie wir sie oben S. 99 bei dem Handringe von Perlin zu besprechen hatten; Beispiele hierfür sind S. 111 gegeben.
2. Ein Handring, zur Hälfte erhalten, mit rundem Querschnitt, verziert mit leichten Strichstreifen ähnlich den Dobbiner Ringen (oben S. 151).
3. Eine kleine Spiralscheibe von 1,25 cm Durchmesser, wohl der Rest einer Fibel.
4. Eine Dolchklinge, zerbrochen, aber in Stücken fast ganz erhalten; länglich mit flachem schwachem Mittelgrate, oben rundlich schließend, mit drei Nietlöchern (1 Niete erhalten). Länge 16 cm, größte Breite 2,25 cm. Zur Form s. oben S. 109.
5. Ein kleines Thongefäß; mit scharf absetzendem Halse, kleinen Henkelösen an der größten Ausweitung, flacher Standfläche. Höhe 10 cm, Durchmesser der Oeffnung 6,25 cm, Durchmesser des Bodens 4,5 cm, größter Umfang
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27 cm (also größte Weite 8,75 cm). Farbe schwärzlich. Sehr ähnliche Beigefäße aus gleicher Zeit sind in Friedrichsruhe (Kannensberg) und Basedow (s. unten S. 164) gefunden.
Das Liepener Grab gehört geographisch zu jener sehr großen Gruppe von Gräbern, die in einem breiten Streifen von Waren bis Lalendorf etwa sich erstrecken. Auch sonst sind bei Liepen schon Gräber angetroffen und haben gleichartige Funde ergeben. Im Museum von Güstrow (Rr. 292 a-d) liegen ohne näheren Fundbericht, mit dem Vermerk "Angekauft von einem Unteroffizier, der ihn auf dem Manöver selbst erworben hat 1892":
1. Eine Handberge, schön, groß, allerdings verbogen. Die Form ist die übliche, der Bügel hat, wie gewöhnlich, Schräglinienverzierung; die Platten haben 11 Spiralwindungen und 9,5 cm Durchmesser.
2. Eine Dolchklinge mit hohem Grat und spitzer Griffangel, ähnlich denen von Regreß u. s. w. s. oben S. 102, in vier Stücke zerbrochen, aber beschädigt, noch 19 cm lang.
Während diese beiden Gegenstände keine Spur von Brandeinwirkung zeigen, sind die folgenden stark verbogen und zum Theil zur Unkenntlichkeit zerschmolzen:
3. Ein Tutulus, klein, flach, mit stumpfer Spitze.
4. Reste eines "Diadems" (Halskragen) mit den üblichen Spiralverzierungen.
5. Armringe mit Kerben verziert, von der bei dem Boldebucker Funde besprochenen Form (S. 143).
6. Reste einer Handberge.
7. Rest eines Dolchmessers.
Außerdem ein kleines becherartiges Thongefäß mit schmaler Standfläche und weiter scharfrandiger Oeffnung. Höhe 7 cm, Durchmesser der Oeffnung 7 cm, des Bodens 4,5 cm.
Wahrscheinlich lag das Gefäß als Beigabe in einer größeren Urne, welche die Leichenbrandreste barg, ähnlich wie bei Basedow (unten S. 163) und wohl auch Sarmstorf (oben S. 140). Es ist anzunehmen, daß die Güstrower Stücke zwei verschiedenen Gräbern angehören, einem Körpergrabe und einem Brandgrabe; beide werden Frauen angehört haben; Handberge und Dolchmesser gehören ganz allgemein zu der weiblichen Aufrüstung; daß sie demselben Grabfelde und derselben Zeit (M; III), wie die in Schwerin befindlichen entstammen, ergiebt der Charakter der Gegenstände und die Patina.