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Hünengrab von Blengow (bei Neubukow).
(Kat.=Nr. 4323-4328. St. 11-14. 111-114.)

Im Jahre 1871 ist bei Blengow auf dem Voßberge eine sehr interessante Steinkammer ausgeräumt, über deren Befund Jahrb. 30, S. 193 ff., von Lisch berichtet ist. Das Grab, eine "kleine unterirdische Steinkammer" mit einem ungeheuren Deckstein, ist in seiner Form erhalten geblieben, die Fundstücke sind damals zum Theil in die Schweriner Sammlung gekommen, zum Theil in Blengow in der Sammlung des Herrn Berthold Beste geblieben, zum Theil in die Hände des Herrn Baumeister Thormann in Wismar gelangt. Die letzteren sind vor einigen Jahren, die andern mit der ganzen schönen Sammlung als Schenkung des Herrn Anton Beste Dezember 1899 der Großherzoglichen Sammlung zugegangen, sodaß nunmehr das gesammte Grabinventar, soweit es erhalten ist, hier vereinigt ist. Damit ergeben sich einige Berichtigungen gegen die Darstellung in den Jahrbüchern. Nach dieser sind gefunden an der Westwand eine sitzende Leiche, zu Füßen eine Pfeilspitze; an der Nordwand zwei sitzende Leichen, eine mit Axt, eine mit Feuersteinkeil; eine dritte schien vergangen zu sein, zu ihren Füßen ein Hängegefäß. Unbestimmbar war die Zugehörigkeit einer Pfeilspitze, einiger Feuersteinsplitter und eines zweiten (zerbrochenen) Thongefäßes.

In der Schweriner Sammlung befinden sich jetzt:

1. Eine durchbohrte Axt aus graugrünem, dioritartigem Gestein von der Jahrb. 63, S. 67, als II 2 b beschriebenen Grundform; die obere und untere Seite leicht vertieft; das Bahnende rechteckig (mit Spuren der Abnutzung),

Axt
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die Schneide nicht so hoch wie das Bahnende. Länge 10,5 cm, größte Breite 4 cm, Höhe 3,25-4 cm, Durchmesser des Schaftlochs 2 cm. Die Form ist weit verbreitet und ähnelt der oben bei dem Grabe von Cramon besprochenen, unterscheidet sich aber von dieser wesentlich dadurch, daß sie nicht gebogen ist und nähert sich dadurch dem Typus Müller, Ordning 72, in dem dieser die Urform der ganzen Reihe sieht. Zu chronologischen Bestimmungen reicht, so weit ich sehen kann, die einfache Form nicht aus. In Böhmen sind sie z. B. noch in altbronzezeitlichen Gräbern gefunden (Pic, Cechy predhistorické IX., 25).

2. Ein Feuersteinkeil, zerbrochen, erhalten nur der untere Theil, grauweißes Gestein mit hellbraunen Flecken, schmal, gut geschliffen, Länge noch 5 cm (ursprünglich 7-8 cm). Breite der Schneide 4,5 cm, Dicke nur 0,5 cm. Die Grundform ist dieJahrb. 63, S. 17, besprochene B I, welcher ja die große Mehrzahl der in Hünengräbern gefundenen Keile angehört.

3. 4. Zwei flache "prismatische Messer" von 7 und 6,5 cm Länge.

Soweit die Steinsachen; es fehlen also die in dem Berichte erwähnten Pfeilspitzen.

Dagegen ist die Zahl der Thongefäße größer, nämlich:

5. Ein Hängegefäß (Kat.=Nr. 4327, vgl. Jahrb. 37, S. 195), am oberen Theile stark beschädigt, graubraun, dickwandig, unverziert; schmale rundliche Bodenfläche (3 cm Durchm.), starker horizontaler Wulst am Halsansatz, eingezogener Hals (der Rand fehlt); ursprüngliche Höhe etwa 10 cm. Auf dem Wulste sind, einander gegenüber, je zwei kleine, von oben nach unten durchbohrte Oesen, welche das Gefäß als Hängegefäß charakterisiren. Hängegefäße, wenn auch etwas anderer Form, gehören in Dänemark den Ganggräbern (Montelius, Periode III der jüngern Steinzeit) an, auch das Montelius, Antiquités suédoises 95 abgebildete, dem unsern nahestehende Hängegefäß gehört in einen jüngern Abschnitt der Steinzeit.

Hängegefäß
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Scherbe mit Verzierung

6. Ein Randstück (Kat.=Nr. 4326), leicht nach innen gewölbt, verziert oben mit sich kreuzenden, tief eingestochenen Linien, ein Ornament, das der nordischen Keramik im allgemeinen fremd ist.

7. Kleiner Topf (Kat.=Nr. St. 11) mit absetzendem Bauchrand und mit Henkeln (vgl. Jahrb. 63, S. 82 oben); in der Abbildung tritt die Rundung des Bodens nicht genügend hervor. Daß das Gefäß zu den Hängegefäßen zu zählen ist, ergiebt die Vergleichung mit den sehr ähnlichen bei S. Müller, a. a. O. 231, zu dem ein Deckel mit vertikal durchbohrten Oesen gehört; vgl. auch die sehr ähnlichen Gefäße bei Madsen, Gravhøje etc. ., Tafel 18 aus dem Ganggrabe von Udby bei Holbaek.

Topf

8. Topf mit leicht gewölbter Wandung (Kat.=Nr. St. 12, vgl. Jahrb. 63, S. 81) und leicht eingezogenem Halse, ähnlich dem bei Madsen, Gravhøje Tafel 28, Fig. hh abgebildeten Gefäße aus einem Ganggrabe.

9. Topf mit wulstigem hochliegendem Bauchrande (Kat. = Nr. St. 14), eingezogenem Halse, zwei Henkeln, schmaler Standfläche; unverziert; der Form nach also sehr ähnlich den Schalen von Ostorf, Jahrb. 63, S. 80, und mehrerer der bei Mestorf, Vorgeschichtl. Alterth. von Schleswig = Holstein, Tafel XVII, abgebildeten.

Topf

Wenn so die Keramik des Blengower Grabes sich der der nordischen "Ganggräber" anschließt, so stimmt

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damit der Bau des Grabes sehr gut überein. Es ist eines der wenigen Graber, deren Deckstein unter dem Boden lag und zwar innerhalb eines Hügels, ferner hatte es vor dem Eingange einen, wenn auch nur kleinen Gang. Es kommt also dem Typus der "Ganggräber" wesentlich näher wie die große Mehrzahl unserer Steinkammergräber und nimmt eine Zwischenstellung zwischen dem oben beschriebenen Grabe von Cramon und dem unten zu behandelnden von Gresse ein.