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Ringe.

1. "Eidring" von Baumgarten.

(Katalog=Nummer Gl. I a, 5.)

Bei Baumgarten bei Waren wurde Mai 1895 ein goldener Ring gefunden und durch die Gnade Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs für das Großherzogliche Museum erworben. Der Ring, abgeb. beistehend Abb. 34,

Ring
Fig. 34.½.

lag 1 Meter tief allein und wurde beim Herausgraben eines großen Steines, neben dem er gelegen hatte, gefunden. Das betreffende Ackerstück liegt tief und an einer Wiese, weder Urnenscherben, noch Kohlen oder Knochen u. dergl. sind beobachtet. Es ist ein vortrefflich erhaltener offener Goldring von 65,5 Gramm Gewicht, fast halbrund von etwa 6,25 cm Durchmesser, gebildet aus einer ovalen Bronzestange, die nach den Enden zu dünner wird und in zwei schalenförmige Enden von 1 cm Durchmesser schließt; an dem spitzen Ende ist er verziert mit senkrechten Einkerbungen, welche durch vier Paare flacher mit Schrägstricheln verzierter kleiner Erhebungen unterbrochen werden. Ursprünglich hat die offene Schale wohl zur Aufnahme einer Füllmasse (Bernstein, (Glasemail oder dergl.) gedient.

Die Schweriner Sammlung besitzt noch drei ähnliche Ringe: 1. von Woosten (bei Goldberg), gefunden 1850 und beschrieben Jahrb. 16, S. 268, 75,5 Gramm schwer, von 7 und 5,5cmDurchmesser; 2. von Wohlenhagen (bei Wismar), gefunden um 1860 unter einem Steine und beschrieben Jahrb. 30, S. 142, 126,5 Gramm schwer, von 7,25 und 6 cm Durchmesser; 3. von Granzin (bei Lübz), gefunden 1867 "neben einem großen Steine" und beschrieben Jahrb. 33, S. 144, 103,5 Gramm schwer, von 7,5 und 5 cm Durchmesser. Zwei andere Ringe sind nur durch Nachbildungen resp. Beschreibungen bekannt, einer von Bresegard bei Eldena (Jahrb. 9, S. 383) und einer von Jülchendorf bei Sternberg (Jahrb. 19, S. 314). Die vier erhaltenen Ringe sind also Einzelfunde, drei davon sind an oder unter einem Steine geborgen, wie oft die Schatzfunde der Bronzezeit. Daß Granzin in jenes Gebiet gehört, welches die reichsten Depotfunde gebracht hat, ist schon oben S. 234 erwähnt; der von Jülchendorf ist in einer Steinkiste gefunden, also in einer der jüngeren Bronzezeit eigenthümlichen Bestattung. Auch abgesehen davon ist die zeitliche Stellung dieser Ringe unzweifelhaft, sie gehören in die jüngere

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Bronzezeit, speziell Montelius, Periode 5. Vergl. darüber Olshausen in der Berliner Zeitschrift für Ethnologie 1890, Verhandlungen S. 294; dort ist auch das Verbreitungsgebiet angegeben: ihre Hauptfundstätte ist Dänemark; in Deutschland finden sie sich nur in Westpreußen, Pommern, Brandenburg, Meklenburg und Schleswig=Holstein, der südlichste Fund ist bei Landsberg a. d. Warthe gemacht. Es ist genau das Gebiet, in dem die jüngere Bronzezeit ihre Hauptentwickelung gefunden hat. Man bezeichnet diese Ringe gewöhnlich als "Eidringe", weil man in einer Periode vorgeschichtlicher Forschung, welche es mit chronologischen Bestimmungen noch weniger genau nahm, eine Darstellung in alten nordischen Sagen, nach welcher der Schwörende einen auf dem Altar liegenden Ring in die Hand nehmen mußte, auf diese Ringe beziehen zu dürfen glaubte. Da wir heute wissen, daß zwischen diesen sagas und dem Gebrauch der Ringe ein Zeitraum von etwa 1700 Jahren liegt, müssen wir selbstverständlich auf solche Deutung verzichten und gebrauchen den Namen nur, weil er einmal der herkömmliche ist.