zurück zur Metadatenansicht auf dem Dokumentenserver
zurück
Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 233 zur nächsten Seite zur letzen Seite
Dokument dauerhaft verlinken Dokument im gesamten Band öffnen Metadaten auf dem Dokumentenserver anzeigen

2. Moorfund von Retzow.

(Katalog=Nummer Br. 264, 265.)

Auf dem Domanialpachtgute Retzow bei Plau wurde beim Torfstechen ein Bronzefund gemacht und 1890 an die Großherzogliche Sammlung eingeliefert. Näheres über die Fundverhältnisse ist nicht bekannt geworden.

Es sind:

1. und 2. Zwei spiralige Armringe aus 2 cm breiten Streifen mit Mittelgrat, an den Enden in Spiralen von 4 cm Durchmesser auslaufend. Keine Patina. Das eine Exemplar hat 3 1/2 Windungen (die eine Spirale ist abgebrochen), das andere 3 Windungen; das letztere ist verziert mit eingeschlagenen Punkten, auf der einen Seite des Mittelgrates geradlinig, auf der anderen in Dreiecksform.

Ornament

Diese Ringe sind in Meklenburg selten; wir haben zwei Exemplare aus Schwasdorf bei Neukalen, abgeb, Frid. Franc. 21, 5, und zwei aus Klink bei Waren (s. Lisch, Jahrb. 19, S. 316), beides keine Moorfunde.

Ueberhaupt kommen sie in dem Gebiete der nordischen Bronzezeit nur vereinzelt vor. Ihre Heimath liegt im Südosten, wahrscheinlich in Ungarn. Vergl. darüber S. Müller, die nordische Bronzezeit, S. 65, auch Virchow, Koban, S. 40. Ueber Oestreich, Much a. a. O., Fig. 8 (Schatzfund von Grehin=Gradac) und Kunsthistorischer Atlas der K. K. Centralkommission, Tafel 24, Fig. 15, und

Seite dauerhaft verlinken Seite als Digitalisat öffnen Seite 234 zur ersten Seite zur vorherigen Seite

eine Anzahl Gürtel in demselben Charakter aus Ungarn; vereinzelt aus Nieder=Oesterreich, F. Heger, Mitth. der prähist. Kommission der K. Akad. der Wiss., Wien 1893, Band I, Fig. 23 und Nachweisungen, S. 28. Im Berliner Völkermuseum liegt ein Depotfund von Lichterfelde, wo diese Armspiralen mit "Diademen" und Lanzenspitzen gleich den oben S. 191 erwähnten gefunden sind. In Pommern sind mehrere Stücke gefunden, z. B. eins vermuthlich bei Bruchhausen (Kreis Saatzig), wo ein großer Depotfund von Bronzen alter Form gemacht ist, doch ist die Zugehörigkeit nicht so sicher, daß man weitere Schlüsse über die relative Chronologie der Fundstücke daran knüpfen dürfte (vergl. Pommersche Monatshefte 1892, S. 17); eins aus Westpreußen s. Lissauer a. a. O. IV, S. 6, mit Nachweisen S. 12.

3. und 4. Zwei Spiralcylinder von etwa 6 cm Durchmesser, der eine mit 14, der andere mit 8 1/ 2 Windungen; der Draht ist flach von D=förmigem Querschnitt und 2 mm Stärke. Die Enden schneiden gerade ab. Keine Patina. Sie gleichen sehr denen von Vielist und Gr.=Dratow (Jahrb. 52, S. 4 und 54, S. 106), wo weitere Analoga angegeben sind; vergl. auch Hagen, a. a. O., II, Fig. 2, aus dem Funde von Kronshagen, wichtig für die relative Zeitbestimmung, und gleiche Spiralcylinder mit Spiralendungen aus Posen im Album des Posener Museum 11, 1; aus Westpreußen Lissauer a. a. O., 7, IV, Fig. 7, zusammen mit einem Armring = 1. und 2.

Auch der vorliegende Fund ist offenbar als Depotfund aufzufassen. Hof und Dorf Retzow sind seit Jahren als ergiebige Fundstätten bekannt (vergl. Frid. Franc., S. 56 [bei Damerow]; Jahrb. 3 B, S. 64; 5 B, S. 64; 9, S. 381; 10, S. 278; 11, S. 384). Aus jenen Funden geht hervor, daß bei Damerow und Retzow zwei Gruppen von Gräbern zu scheiden sind: größere kegelförmige mit alten Bronzen und kleinere mit Steinkisten und jüngeren Bronzen, letztere also dem Moorfunde gleichzeitig. Ueberhaupt ist jene Gegend des südlichen Meklenburg und der angrenzenden Prignitz an bronzezeitlichen Gräbern besonders reich: fast alle Retzow benachbarten Orte haben solche geliefert (Ganzlin, Damerow, Vietlübbe, Karbow, Sandkrug, Kreien). Mit unserem Funde erweitert sich auch das Gebiet, wo die meisten unserer Depotfunde gemacht sind, etwas nach Süden; der nächste ist der von Karbow (Jahrb. 52, S. 11), dann kommt der von Brook (oben S. 220 ff.), weiterhin Ruthen und Granzin. Alle diese Funde sind gleichzeitig und ergänzen sich gegenseitig zu einem vollen Bilde der archäologischen Verhältnisse der jüngeren Bronzezeit.