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18. Grab von Sembzin.

(Katalog=Nummer 2042 - 2046, 2980 - 2982.)

An diese neueren Funde sei ein alter Fund gereiht, dessen Bedeutung bisher nicht richtig gewürdigt ist. Bei Sembzin (an der Müritz zwischen Röbel und Waren) ist gegen 1850 ein kleines Kegelgrab aus Sand entfernt und dabei eine kleine Urne und ein kleiner Ring gefunden, ganz im Charakter der oben beschriebenen Funde, z. B. von Neu=Stuer (Jahrb. 19, S. 311). Schon früher war auf dem Felde von Sembzin in einer Sandgrube eine Urne mit Knochen und kleinen Bronze= und Eisenspuren gefunden (Jahrb. 10, S. 290); leider ist nicht klar, ob die beiden Funde an einer Stelle gemacht sind. Die letztgenannten Funde sind:

1. Eine Kette aus Bronze mit blauen Glasperlen (abgeb. beistehend, Abb. 16, vergl. auch oben Grünenhof).
Kette
Fig. 16.½.

Derartige Ketten sind der nordischen Bronzezeit fremd, kommen aber in Süddeutschland in der jüngeren Hallstadtzeit vor (z. B. Naue, l-époche de Hallstadt, IX, S. 77 zur Verbindung zweier Paukenfibeln) und in Norddeutschland in der älteren la Tène=Zeit (vergl. J. Mestorf, Urnenfriedhöfe III, Fig. 15 aus dem Urnenfelde von Dockenhuden an zwei Nadeln, in denen J. M. den Ursprung der Schnalle sieht). Vielleicht dienten sie auch bei uns zur Verbindung der beiden Bronzenadeln. Die blauen Glasperlen treten schon in der Bronzezeit auf (z. B. Friedrichsruhe, Jahrb. 47, S. 265).

2. Zwei Bronzenadeln (abgeb. beistehend, Abb. 17),

Bronzenadel
Fig. 17.½.

endigend in einem Kopfe von zwei nach außen gebogenen Spiralen, darunter eine Einbiegung. Länge 10 cm. Diese Form scheint süddeutsch zu sein, vergl. v. Tröltsch, Fundstatistik S. 32, Nr. 68, findet sich aber auch in Italien (Peschiera am Gardasee). - Aehnliche, aber oft bedeutend größere Nadeln kommen

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auch in Dänemark (vergl. S. Müller a. a. O., S. 413), Bornholm (s. Undset Eisen, S. 394), Posen (a. a. O., S. 15) und sonst vor.

3. Eine "Paukenfibel" einfachster Form (abgeb. beistehend, Fig. 18);

Paukenfibel
Fig. 18.½.

der Bügel von Bronze, die (leider abgebrochene) Nadel war aus Eisen. Vergl. über diese in Süddeutschland weit verbreitete, im Norden, soweit ich sehe, hier zuerst vorkommende Form v. Tröltsch, Fundstatistik, Fig. 7, für Baden Wagner, Hügelgräber u. s. w., Tafel 5, für Baiern Naue, Hügelgräber 25, 1 und Text, bes. S. 119.

4. Ein starker Armring (zerbrochen), bestehend aus einer starken, innen offenen, elliptischen Röhre, aber gegossen, an den Enden verziert mit zwei Streifen von Längslinien (abgeb. beistehend. Abbildung 19).

Armring
Fig. 19.

Derartige "Wulste" kommen am Ende der Bronzezeit besonders im östlichen Deutschland häufiger vor (vergl. z. B. die Nachweise bei Lissauer, Alterthümer der Bronzezeit in Westpreußen, S. 15), Wir haben in Schwerin emen ähnlichen, aus einem Depotfunde jüngster Bronzezeit von Kreien (Jahrb. 14, S. 318), aber auch, und das ist für die Zeitbestimmung wichtig, aus einem Funde der ältesten la Tène=Zeit von Pogreß (Jahrb. 41, S. 167; Undset, Erstes Auftreten des Eisens, S. 260 ff.) Undset sah in diesen norddeutschen gegossenen Ringen mit Recht Nachbildungen der getriebenen Hallstadtringe gleicher Form.

Der Sembziner Fund gehört demnach an das Ende unserer Bronzezeit, welche gleichzeitig ist mit der älteren la Tène=Zeit westlicher und der jüngeren Hallstadtperiode südlicher Gebiete.

Besonders nach der letzten Seite sind die Anknüpfungen fruchtbar. In der trefflichen Abhandlung von Naue, l-époche de Hallstadt en Bavière (Revue archéologique, Paris 1895) hat der Verfasser die Ergebnisse seiner Forschungen in Oberbaiern und der Oberpfalz in vier Perioden geschieden. Vergleichen wir diese Perioden mit den gleichzeitigen der Meklenburgischen Vorgeschichte, so ergiebt sich: während die älteren nur geringe Beziehungen zu dem Norden zeigen, treten mit der dritten, für welche Naue den Zeitraum von 400 bis 300 annimmt, starke Analogien hervor, weniger in Oberbaiern, als in der Oberpfalz. Dies ist die Zeit, in der das Eisen bei uns zuerst erscheint, wesentlich später als in Baiern, wo

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es schon in Naues zweiter Periode (700 bis 400), die nur theilweise mit unserer vierten bronzezeitlichen zusammenfällt, erscheint. Die Bronzezeit hat sich im Norden viel länger gehalten als im Süden. Das Eisen erscheint hier erst gleichzeitig mit der Beeinflussung durch eine Hallstadtkultur gegen 400 - 300 und gelangt zum Siege mit der der la Tène=Kultur entsprechenden Naueschen Periode IV. (300 bis zur christlichen Aera). Hier zeigt sich auf den so entfernten Gebieten eine völlig gleiche Keramik. Die hohen, leicht gerundeten Urnen, wie Naue VI, Fig. 55, und die breiten, fast kugeligen mit den leicht eingeritzten Verzierungen, wie Naue VI, Fig. 54, sind identisch mit den Urnen unserer Grabfelder der ältesten Eisenzeit (la Tène), z. B. VI, Fig. 54 gleich solchen von Krebsförden und Püttelkow, VI, Fig. 55 gleich solchen aus Mölln und Zweedorf; diese Aehnlichkeit beschränkt sich nicht auf die Form, auch die Farbe ist dieselbe: tiefschwarz oder thonbraun. In Baiern verschwinden die graphitierten und farbigen Gefäße, die bei uns niemals aufgetreten sind. Diese Aehnlichkeit ist kein Zufall; auch die Grabausstattung mit kümmerlichen Kleinigkeiten stimmt; soweit ich sehen kann, finden sich in einem großen Theile von Deutschland dieselben Erscheinungen, eine Gleichheit, die sehr von der Buntheit der früheren Perioden absticht. Auf die verschiedenen Möglichkeiten, Völkerbewegungen als Erklärung heranzuziehen, kann ich hier nicht eingehen; das ist eine Aufgabe geschichtlicher Untersuchungen, wie sie im Anschluß an Müllenhoffs Betrachtungsweise neuerdings von berufener Seite (Much, Kossinna 1 )) mit Glück in Angriff genommen sind. Daß Meklenburg damals eine germanische Bevölkerung gehabt hat, ist ebenso unzweifelhaft, wie daß die reine la Tène=Kultur von keltischen Stämmen ausgegangen ist. Aber die Wege und die Gründe dieser sehr starken Beeinflussung Germaniens durch keltische Einflüsse in jener Zeit anzugeben, bleibt weiterer Forschung vorbehalten. Doch sei noch ein anderer Punkt erwähnt: soweit bisher erkennbar, lassen sich in Meklenburg zwei la Tène=Perioden scheiden, und die oben genannten Urnen gehören der zweiten Periode an; sie finden sich oft in Grabfeldern, wo schon provinzial=römisches Inventar auftritt (z. B. Körchow und Püttelkow). So tritt nicht unsere ganze, sondern nur unsere jüngere la Tène=Periode mit Naues Hallstadtperiode IV in Parallele.

Nordische Forscher, besonders Montelius, pflegen derartige Synchronismen tabellarisch darzustellen. Wenden wir das hier an, so ergiebt sich für Meklenburg folgendes Schema (die Begründung


1) Siehe besonders G. Kossinna, Die vorgeschichtliche Ausbreitung der Germanen in Deutschland. Zeitschr. des Vereins f. Volkskunde 1896, S. 1.
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meiner Eintheilung der hiesigen Bronzezeit habe ich an anderen Stelle schon mehrfach gegeben, zuletzt in Raabe-s Vaterlandskunde, bearbeitet von Quade, 1895, Bd. III):

Baiern. Meklenburg.
Bronzezeit Bronzezeit, Periode II,
erste Hallstadtperiode 800 v. Chr. bis 700 Klammer Bronzezeit, Periode III,
zweite Hallstadtperiode 700 - 400 ) (erstes Auftreten des Eisens) Klammer Bronzezeit, Periode IV (erstes Auftreten des Eisens),
dritte Hallstadtperiode 400 - 300 la Tène=Periode I,
vierte Hallstadtperiode 300-Ch. G. la Tène=Periode II,
römische Zeit provinzial=römische Periode.

Zu einem Ausbau dieses Schemas fehlt noch sehr viel, besonders ausgedehnte und systematische Ausgrabungen unserer Urnenfelder, die drängendste und in weiten Kreisen leider nicht genügend gewürdigte Aufgabe der heimischen Alterthumsforschung.


Diesen durch systematische Ausgrabung oder sichere Funde festgestellten Grabstätten seien eine Anzahl anderer angeschlossen, die seit der früheren Aufzählung im Jahrb. 51 bekannt geworden oder erst seitdem richtig erkannt sind. Ich führe sie alphabetisch an:

1. Barendorf bei Grevesmühlen. Auf einem Hügelrücken eine große Anzahl Urnen in Steinkisten (Jahrb. 39, S. 125); also genau dieselbe Erscheinung wie in Ludwigslust, oben S. 193. Leider sind die gefundenen Urnen nicht bewahrt worden.

2. Barnin bei Crivitz. In der Sammlung des Herrn Uhrmachers Schröder in Crivitz befindet sich eine Urne im Charakter der Bronzezeit und eine darin gefundene "Schwanenhalsnadel". Näheres über die Art der Grabstätte ist nicht bekannt geworden.

3. Dargun. In dem Gehölz nahe dem Judenkirchhof liegen eine Anzahl niedriger kegelförmiger Gräber, die anscheinend ganz aus Steinen aufgeschichtet sind, äußerlich noch wohl erhalten. Nach Analogie der a. a. O., S. 7 oben angeführten Gräber von Gallentin u. s. w. werden auch die von Dargun hierhin zu zählen sein.

4. Dobbin bei Dobbertin. In den Tannen am Nordende des Dobbertiner Sees und dem westlich daran angrenzenden Felde sind beim Steinbrechen eine Anzahl Urnen gefunden. Dieselben standen fast unmittelbar unter der Erdoberfäche unter Steinen und in Steine verpackt; mehrmals war eine als Deckel über eine andere gestülpt.

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Herr Präpositus Pleßmann in Dobbertin hat einige Reste bewahrt. Es sind breitausgebauchte braune Gefäße, etwa wie die von Loiz; einige verziert mit Perpendikulär= oder sich kreuzenden Strichen.

5. Federow bei Waren. In der Sammlung des Herrn Erblandmarschalls Freiherrn von Maltzan auf Burg Penzlin befinden sich eine Anzahl kleiner Bronzen von Federow, die einer nicht näher bekannten Grabstätte entstammen.

6. Goldenbow bei Wittenburg. Die Jahrb. 5 B, S. 44 aufgezählten niedrigen Grabhügel gehören ohne Zweifel hierher und schließen sich denen von Neu=Stuer u. s. w. an.

7. Gramnitz bei Hagenow. Auf einem, dem Schulzen Niemann gehörigen Felde nordöstlich vom Dorfe an dem Wege von Toddin nach Pätow, etwas südlich von der Stelle, wo ein Feldweg von Gramnitz aus diesen trifft, sind 1892 und 1893 beim Steinbrechen eine Anzahl Urnen gefunden, aber nicht bewahrt. Ich habe im Mai 1893 die Stelle besucht und mehrere Sondierungsgräben ziehen lassen. Die Steinsetzungen lagen etwa 30 cm unter der Oberfläche. Es waren sehr bedeutende Schichtungen, zum Theil Blöcke von 60 cm Durchmesser; die Urnen hatten in Steinplatten eingeschlossen gestanden. Gefunden waren an die 100, aber alle zerstört; an Metallbeigaben ist nur ein Stück Bronze beobachtet. Die Urnen waren groß, topfartig, zum Theil mit flüchtigen Strichen verziert. Also ein echtes Urnenfeld in der Art des von Stubbendorf und sehr wahrscheinlich auch derselben Zeit angehörig.

8. Hallalit bei Kirch=Grubenhagen. Anfang der 80 er Jahre sind mehrere niedrige Erdhügel entfernt, in denen sich in der Mitte Steinsetzungen mit Urnen befanden. Die Urnen waren groß, bauchig, gleich der oben S. 196 abgebildeten, und zum Theil mit anderen flacheren Urnen zugedeckt. In der einen soll ein Bronzedolch gefunden worden sein.

9. Jabel bei Malchow. An dem Kanal zwischen Kölpin= und Fleesensee liegt zwischen sumpfigen Wiesen eine sandige Erhöhung, auf der zahlreiche Hügel sichtbar sind. Die Formen sind ungleich; einige mögen natürliche Dünen sein, bei anderen ist die Kegelform unverkennbar. Auch sind durch private Ausgrabungen denselben bronzene Schwerter entnommen. Einige im Schweriner Museum befindliche Bronzen aus Jabel ohne weitere Fundangaben (vergl. Jahrb. 13, S. 375) mögen auch von hier stammen. Die ganze Stelle heißt in der Gegend der "Heidenkirchhof," und man sucht dort den in einem goldenen Sarge beigesetzten "Heidenkönig." Die Form und Lage der Gräber erinnert an die Grabfelder jüngerer Bronzezeit von Dobbin bei Krakow, Klink, Alt=Schwerin, Sukow, die alle nicht

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weit entfernt liegen, aber auch Retzow. Neu und eigenartig ist nur, daß dieses Grabfeld eine Landstrecke einnimmt, die früher ganz von Wasser umgeben gewesen sein muß, wir also hier den interessanten Fall einer bronzezeitlichen "Todteninsel" beobachten können.

10. Kargow bei Waren. Beim Abräumen eines Steinhügels im Acker ist im Sommer 1896 ein Urnenbegräbniß gefunden. Der, wie es scheint, künstliche Hügel war 1 1/2 m hoch und bestand aus Kies. Die Urne stand in der Mitte, in Steine verpackt und mit einem Deckelsteine geschützt; sie besteht aus grauem Thon, ist 21 cm hoch und oben 24 cm breit, ein einfach rundliches Gefäß mit leichter Ausbauchung. Ein zweites (zerdrücktes) Gefäß bildete wohl den Deckel. In der Urne waren zerbrannte Knochen, um einen Fingerknochen saß ein Ring von rundem Durchschnitt und ca. 1,30 cm innerer Weite. Die Gegenstände befinden sich im Besitz des Herrn Neumann auf Kargow, dessen Gefälligkeit wir obigen Fundbericht verdanken. Da sich noch mehrere Hügel auf dem Felde befinden, haben wir auch hier wohl eine größere Begräbnißstätte vor uns. Die schon durch andere Fundstellen (Sietow, Sembzin, Klink, Federow, Jabel) bewiesene starke Besiedelung der Warener Gegend in der jüngeren Bronzezeit erhält hiermit einen neuen Beleg.

11. Kreien bei Lübz. Das Jahrb. 10, S. 278 von Ritter beschriebene Kegelgrab gehört hierher. Es zeigte die seltene Erscheinung, daß in einer Steinkiste oberhalb des Urbodens eine größere Anzahl Urnen (zwei Reihen über einander) sich fanden.

12. Leezen bei Schwerin. In niedrigen Steinhügeln sind eine Anzahl schöner Bronzen gefunden, welche in das Völker=Museum in Berlin gekommen sind, nämlich: eine Pincette, eine Nadel mit Krümmung und rundlichem, mit Buckeln versehenen Kopfe = Jahrb. 51, Tafel II, Figur 10, ein Messer = Jahrb. 51, Tafel VI, Figur 1, aber unverziert und besonders ein ausgezeichnet schönes Messer von der a. a. O., S. 17 besprochenen, besonders in Schweizer Pfahlbauten vertretenen Form. Zu den dort gegebenen Nachweisungen ist noch ein Fund von Toddin (Frid. Franc., S. 54) zu rechnen, wo jüngere Bronzen, wahrscheinlich als Nachbestattung, in einem Hügel mit älteren zusammen sich fanden, und von auswärts jetzt ein interessanter Fund von Seddin (West=Priegnitz), den A. Goetze in den Nachrichten über Deutsche Alterthumsfunde 1895, S. 74 besprochen hat. (Für Leezen ist dort Lenzen gedruckt; Zülow ist das bei Sternberg gelegene [Frid. Franc., S. 130]; der Rekenziner Fund im Schweriner Museum stammt aus Rekenzin in der Priegnitz.) Die Seddiner Funde erinnern sehr z. B. an die von Sukow, besonders auch durch die "Schachtelurne" (vergl. Jahrb. 13, S. 367).

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13. Moltzow bei Malchin. Zwei verschiedenartige Gruppen von Grabstätten: Kegelgräber mit Steinkisten und flache Erhebungen mit Steinkisten sind schon früher bekannt geworden (vergl. Jahrb. 6 B, S. 136; 7 B, S. 22; 16, S. 259). In der Sammlung des Herrn Erblandmarschall von Maltzan auf Burg Penzlin befinden sich einige kleine Sachen aus Gräbern von Moltzow, darunter eine Fibel mit massiver Platte und eine Vogelfigur aus Thon, wohl ein Kinderspielzeug; das erste Mal, daß etwas derartiges in Meklenburg bekannt wird, während es in den sog. "Lausitzer" Gräbern in Brandenburg, Schlesien u. s. w. zu den gewönlichen Fundstücken gehört (vergl. Undset, das erste Auftreten des Eisens, Tafel IX u. s. ) S. darüber die Aufzählung von Jentsch, Niederlaus. Mittheilungen I, S. 536; II, S. 116; über die zahlreichen schlesischen Funde derart vergl. Söhnel in "Schlesiens Vorzeit in Wort und Bild," Bd. VI (1896), S. 462; aus Baiern: Hallstadtperiode III, Naue a. a. O., S. 35, Fig. 84.

14. Plüschower Mühle bei Grevesmühlen. Beim Steinbrechen 1846 gefunden und eingesandt sind ein Scheermesser und eine Pincette. Nach einer Mittheilung des Herrn Lehrer Linshöft in Rutenbeck, des Sohnes des damaligen Schenkers, waren die Grabstätten niedrige, jetzt längst verschwundene Steinkegel.

15. Pokrent bei Gadebusch. Bei den Akten der Großherzoglichen Kommission zur Erhaltung der Landesdenkmäler befinden sich einige hübsche Tuschzeichnungen mit der Unterschrift: Zink 1806, darstellend niedrige, aus Steinen aufgeschichtete Hügel bei Pokrent, in deren Mitte zwischen Steinplatten eine oder mehrere Urnen stehen. Hauptmann Zink wurde von dem Großherzog Friedrich Franz I. viel mit Ausgrabungen beauftragt, deren Resultate im Friderico - Francisceum beschrieben sind. Altsachen von Pokrent finden sich in der Großherzoglichen Sammlung nicht, also wird die Ausbeute nicht groß gewesen sein. Das Pokrenter Grabfeld scheint noch nicht erschöpft zu sein; wenigstens sind im Mai 1893 nach einer gefälligen Mittheilung des Herrn Howitz auf Pokrent "am Sonnenberge nahe der Funkenkuhle auf Pokrenter Meierei" alte Urnen und Scherben gefunden. Näheres über die Form dieser Gräber und der Urnen ist nicht bekannt geworden.

16. Polchower Heide bei Laage. Nördlich von Polchower Heide in der Gabelung der Wege nach Ridsenow und Alt=Polchow liegt ein unbebauter, langgestreckter Hügel, der sog. Galgenberg, gehörig zu der Hufe des Erbpächters J. Borgwardt. Hier befinden sich nach gefälligen Mittheilungen der Herren Pastor Beyer in Laage und Lehrer Kliehm in Polchow zahlreiche Steinlager, zum

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Theil aus sehr bedeutenden Blöcken bestehend, zwischen denen Urnen mit Knochen und geringfügigen Beigaben standen. Erhalten ist nichts, doch kann nach den oben angeführten Analogien (vergl. Barendorf, Moltzow) die Zuweisung in die von uns besprochene Periode keinem Zweifel unterliegen. Das Feld ist noch zum großen Theile unberührt und verdient eine genauere Untersuchung. In der Vereinssammlung befinden sich einige kleine Bronzen, die im Jahre 1836 von Neu=Polchow eingeliefert sind (vergl. Jahrb. 2 B, S. 47); ob hier eine Verwechselung von Polchower Heide und Neu=Polchow vorliegt und diese von unserem Grabplatze stammen, ist nicht mehr zu bestimmen.

17. Poltnitz (ritterschaftlich) bei Marnitz. Jahrb. 51, Tafel II, 12 ist eine bei Poltnitz gefundene schöne Schwanenhalsnadel abgebildet, welche mit der Sammlung des weiland Herrn von Voß auf Tessenow in die Großherzogliche Sammlung gelangt ist. Nach späteren Erkundigungen an Ort und Stelle sind bei Poltnitz "kleine Steinhügel" in größerer Anzahl weggeräumt und dabei Urnen mit Inhalt gefunden. Es handelt sich also um niedrige Gräber im Charakter derer von Neu=Stuer u. s. w.

18. Rehberg bei Krakow. Nach Jahrb. 6, S. 70 sollten sich bei Rehberg viele alte Gräber befinden, sodaß "die Feldmark fast ganz wie ein Grabfeld erscheint". Eingesandt sind später eine kleine Henkelurne und ein "Scheermesser", ohne weiteren Fundbericht (vergl. Jahrb. 18, S. 253). Sehr wahrscheinlich bilden auch in diesem Falle niedrige Erd= oder Steinhügel die Grabstätte.

19. Varchentin bei Stavenhagen. Nach Jahrb. 10, S. 286 wurde hier "gegen 1840 beim Mergelgraben in einer kleinen Steinkiste zwischen den Scherben einer zertrümmerten Urne" ein kleines bronzenes Pferdebild gefunden. Wahrscheinlich ist damals ein Urnenfeld zerstört. Das höchst primitive Pferdebild ist die einzige bildliche Darstellung aus der Bronzezeit geblieben, die wir besitzen und die wir nunmehr bestimmter der jüngeren Bronzezeit zurechnen können. Pferdebilder sind sonst auf unserem Gebiete aus dieser Zeit nicht bekannt, aber die Verwandschaft in der Formengebung mit den üblichen Vogelbildern, wie z. B. Undset, Eisen V, 5, XIX, 9 liegt auf der Hand.

20. Wildkuhl bei Röbel. Auf dem Felde nahe der Kambser Scheide sind etwa 1 Meter tief im Boden Urnen gefunden. Erhalten ist ein braunes Gefäß von ziemlich breiter Grundfläche mit gleichmäßig in langsamer Erweiterung aufsteigender Wandung und glattem Rande; darin lag ein kleines zierliches Gefäß mit flachen Schrägkerben; beide befinden sich im Besitz des Herrn Gymnasiallehrers Struck in Waren.

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Alle in dem Bisherigen erwähnten Grabanlagen (40) zusammengestellt, ergeben sich folgende Gruppen:

I. Größere künstliche Hügel, meist "Kegelgräber": Jabel, Kreien, Moltzow (a), Schaliß 4
II. Kleinere künstliche Hügel aus Erde oder Steinen: Dargun, Goldenbow, Grünenhof, Hallalit, Kargow, Leezen, Plüschower Mühle, Pokrent, Poltnitz, Rehberg, Sembzin (a), Sietow, Spornitz, Neu=Stuer 14
III. Steinsetzungen in natürlichen Hügeln: Barendorf, Ludwigslust Moltzow (b), Polchower Heide 4
IV. Steinsetzungen auf ebenem Terrain unter dem Boden (Urnenfelder): Dobbin, Gamehl, Gramnitz, Kritzkow, Krusenhagen, Gr.=Laasch, Loiz, Möllenbeck, Reutershof, Schwerin, Stubbendorf, Varchentin (?), Wildkuhl, Demzin (??) 14
Unbestimmt: Barnin, Federow, Sembzin (b), Woez 4

Sa. 40

Alle gemeinsam haben die Bestattungsform (ausschließlich Leichenbrand) und die Ausstattung (bronzenes Kleingeräth). Auch in den Urnenformen ist kein wesentlicher Unterschied. Durchgehende zeitliche Unterschiede lassen sich bisher nicht machen, doch ist Eisen mit einer Ausnahme nur in Gruppe III und IV beobachtet, und in IV ist der Uebergang zu der folgenden Periode (ältere Eisenzeit, la Tène) erkennbar.