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6. Urnenhügel von Ludwigslust.

(Katalog=Nummer Br. 165 - 171.)

Bei einer Straßenanlage südlich vom Bahnhofe in Ludwigslust in dem früheren Kleinow wurde 1884 ein Sandhügel abgetragen, der eine Menge Urnen barg. Eine größere Anzahl ist in die Hände von Privaten gekommen, einige auch in die Rostocker Universitätssammlung, einige konnte Verfasser noch bei einer Untersuchung des

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Fundplatzes für die Großherzogliche Sammlung erwerben. Die Urnen standen in geringer Tiefe (30 - 75 cm) theils frei im Sande, theils durch Steine geschützt; auch einige Steinkisten sollen beobachtet sein. Die Urnen sind gut gearbeitet, braun, meist groß; alle waren mit Knochen gefüllt, meist ohne weiteren Inhalt, nur einige enthielten Beigaben an Bronzen. Die im Großherzoglichen Museum befindlichen sind:

1. Urne mit scharfem Bauchrande, von der beistehend (Abb. 4)

Urne
Figur 4.

nach Jahrb. 11, S. 357 abgebildeten Grundform, die Lisch dort mit Recht als ein Kennzeichen jüngerer Zeit ansah; unser Exemplar ist 14,5 cm hoch und hat einen oberen Durchmesser von 21,5 cm. In derselben lag:

a) eine etwas gebogene bronzene Nadel von 10 cm Länge mit zurückgebogener kleiner Oese von der Jahrb. 51, S. 22, Nr. 5 besprochenen Form. Für die zeitliche Stellung dieser Nadeln sind wichtig einige Holsteinische Funde (s. Mestorf, Urnenfriedhöhe Tafel I, 13 und III, 15), wo sie in reinen la Tène - Grabfeldern auftreten, vergl. außerdem über diese "Rollennadeln mit gebogenem Hals" O. Tischler, "Ostpreußische Grabhügel" II, S. 10, wo nachgewiesen wird, daß sie in das fünfte Jahrhundert v. Chr. gehören.

b) ein glatter Handring mit rundem Querschnitt (von 2 mm), leider sind die Enden abgebrochen. Durchmesser 5 cm.

2. Große schlanke Urne ohne Bauchabsatz mit hohem, sich etwas nach innen verengerndem Halse. Höhe 26 cm, oberer Durchmesser 22 cm.

3. Henkelurne von der nach Jahrb. 11, S. 359 nebenstehend (Abb. 5) abgebildeten Grundform. Höhe 26 cm, oberer Durchmesser 14,5 cm. Darin lag ein kleines (zerbrochenes) Thongefäß von seiner Arbeit.

4. Reste einer größeren Urne im Charakter von Nr. 2, gedeckt mit einer breiten und flachen Thonschale.

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5. Reste einer größeren Urne im Charakter von Nr. 1. Darin lag ein verbogenes Stück Bronzering, sichtlich zerbrochen hineingelegt, der Rest eines einfachen Fingerrings.

6. Reste mehrerer Urnen, darunter zwei mit Henkeln; aus einer ein gewundener Handring, zerbrochen, ursprünglich 5 - 6 cm Durchmesser, vergl. über die Form Jahrb. 51, S. 26, Nr. 3.

Diese Ludwigsluster Grabstätte gehört zu der Gruppe der Urnenfelder, welche ihre Entstehung aus den Hügelgräbern durch ihre Anlage in natürlichen Sandhügeln andeuten (vergl. unten Barendorf, Moltzow, Polchower Heide). Es ist nicht das erste Mal, daß an dieser Stelle Funde gemacht sind. Schon Frid. Franc. S. 63 (vergl. Jahrb. 2 B, S. 45) ist ein solcher beschrieben. Nach jenem Berichte sind 1810 eine Anzahl Urnen "bei Ludwigslust hinter dem englischen Garten in einer Erhöhung aus Sand aufgedeckt.

Urne
Figur 5.

Die Grabstätte ist eine ziemlich bedeutende Erhebung aus Sand vor dem jetzigen [1836] Schulzenhause von Kleinow, jetzt mit Tannen bewachsen . . . . . Die Urnen standen in dem natürlichen Hügel zwischen Steinen verpackt." Es ist das unser nunmehr verschwundener Hügel. Auch die a. a. O. besprochenen Urnen stimmen mit den unseren völlig überein. Sonderbar ist nur, daß jene Funde von 1810, meist Ringe, sich durch eine außerordentlich schöne glänzende Patina auszeichnen (es sind die schönsten Ringe unserer Sammlung), während die von 1884 eine rauhe, ungleichmäßige haben. Ob der Unterschied auf eine andere Legierung zurückzuführen ist, oder der Boden des neueren Theils des Grabfeldes weniger günstige Bedingungen der Erhaltung darbot, bleibe dahingestellt.