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In dem Tannengehölze zwischen der Chaussee und dem Hofe Neu=Stuer liegt noch eine große Anzahl flacher niedriger Steinhügel, welche ohne Zweifel sämmtlich Grabstätten sind. Ob auch einige größere Sandhügel nach Dorf Stuer zu Gräber sind, ist durch den Augenschein allein nicht zu bestimmen. Von den Steinhügeln wurden sechs der Steingewinnung wegen 1889 und 1890 entfernt, und es ergab sich stets eine aus Platten regelrecht aufgesetzte Steinkiste über dem Urboden, darin zwischen Sand und Branderde eine Urne mit zerbrannten Knochen und je einem bronzenen Gegenstande. Die Urnen waren von kräftiger Arbeit, ziemlich hoch, braun, rundlich; leider ist
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keine erhalten geblieben. Die Beigaben, soweit erhalten, hat Herr von Storch auf Neu=Stuer der Großherzoglichen Sammlung übergeben. (Eine bronzene Nadel war zerbrochen und ist nicht aufbewahrt.) Es sind:
1. Eine Lanzenspitze aus Kupfer, ähnlich der eben beschriebenen von Spornitz, aber kürzer und gedrungener. Die Patina ist schwach und läßt einen braunrothen Kern sehen. Am Ansatz der Flügel ein längliches Loch, offenbar ein Gußfehler. Länge 10 cm, Durchmesser der Schaftöffnung 2 cm, größte Breite 3 cm.
2. Ein Ring, geschlossen, mit scharfen Kanten, Querschnitt rhombisch. Durchmesser 3 cm, Dicke ungefähr 0,25 cm. Aehnliche Ringe sind in den zeitlich verwandten Gräbern von Ludwigslust, Reutershof und Stolpe gefunden.
3. und 4. Zwei kleine Ringe, sehr einfach; der Ansatz des Gußzapfens ist nicht abgeputzt, sodaß sie an einer Stelle dicker erscheinen. Durchmesser 2 resp. 1,25 cm, Dicke 0,1 resp. 0,2 cm. Diese kleinen Ringe gehören zu den häufigsten Funden der besprochenen Gräbergruppe, vergl. Jahrb. 51, S. 26. Auch in dem Depotfunde von Hökendorf (Pommern) kommen sie vor; s. Schumann, Fund von Hökendorf, und über entsprechende Handringe Ztschr. f. Ethn. 1894, Vhdlg. S. 440. Einen praktischen Zweck können sie kaum gehabt haben; ob sie aber, wie a. a. O. vermuthet, als Geldringe dienten, ist doch zweifelhaft; vielleicht wurden sie als Beigaben für den Bestatteten besonders angefertigt; dafür spricht wenigstens, daß sie keine Spur des Gebrauches aufweisen.
5. Ein Handring aus gebogenem Bronzeblech, mit leichter Erhöhung der Ränder, zerbrochen und unvollständig, am Rande mit längslaufenden Punkten verziert. Analoga s. Jahrb. 51, S. 26, Nr. 4.
Besonders merkwürdig ist das Vorkommen eines kupfernen Gegenstandes. Daß gelegentlich noch in der jüngeren Bronzezeit im Norden Kupfer in Anwendung gekommen ist, ist auch sonst bekannt (vergl. Protokolle der Generalversammlung der Geschichtsvereine in Schwerin 1890, S. 112) und beweist jedenfalls, daß das Material zu den Bronzesachen nicht nur als Legierung ins Land gekommen ist sondern auch in seinen Bestandtheilen. Kupferne Lanzenspitzen sind mir sonst nicht bekannt, doch ist eine kupferne Reparatur an einer bronzenen schon beachtet (s. unten S. 210); auch hier liegt die Vermuthung nahe, daß unser Stück nur für den Grabgebrauch angefertigt ist.