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II.

Wismar und die Vemgerichte.

Von

Dr. F. Techen.

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W ohl keine Einrichtung des Mittelalters ist dem Namen nach so allgemein bekannt wie die heilige Veme, und mit keiner verbindet die Allgemeinheit bestimmtere Vorstellungen. Das Verdienst fällt, abgesehen davon, daß das Geheimnißvolle immer anzieht, vor Allem den Dichtern Goethe, Kleist und Immermann zu. Die beiden ersten tragen aber auch die Schuld, daß die verbreiteten Vorstellungen durchaus irrig sind und trotz aller Bemühungen der Geschichtsforscher und Geschichtschreiber, so lange man den Götz und das Käthchen von Heilbronn auf der Bühne sehen oder lesen wird, irrig bleiben und immer aufs Neue zu bekämpfen sein werden.

Aus diesem Grunde ist es nicht nur erlaubt, sondern unumgänglich einleitungsweise darzulegen, was die neuere Forschung über Wesen und Geschichte der Veme festgestellt hat. Ich schließe mich dabei vor Allem an Lindners Veme (Münster und Paderborn 1888) an und benutze daneben Wächters Beiträge zur Deutschen Geschichte (Tübingen 1845) und Wigand, das Femgericht Westphalens (Hamm 1825).

Wenn die Gleichheit des Wortes Veme, das nebeneinander in den Formen »veme, vemme, vime, vimme, veyme« vorkommt, mit dem mitteldeutschen Feimen (Kornschober) und dem hiesigen Fimm (hundert Bund Rohr) als höchst wahrscheinlich angenommen werden muß, so kann über die ursprüngliche Bedeutung "Vereinigung, Verband" kein Zweifel aufkommen, um so weniger als das Wort »veem« im Sinne von Gesellschaft, Genossenschaft, Schaar, Haufe noch im Niederländischen fortlebt. Daß sinnlich Greifbare ist immer daß Aelteste.

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In der Anwendung auf das Rechtsleben würde Veme zunächst Gerichtsgenossenschaft, Gerichtsverband, dann synonym mit Gericht und insbesondere ein über gewisse todeswürdige Verbrechen befindendes Strafgericht gewesen sein. Namentlich im Osten erscheinen unabhängig von der westfälischen Einrichtung außerordentliche Gerichte zur Wahrung des Land= und Stadtfriedens 1 ) unter dem Namen »veme«. Hier ist die ursprüngliche Bedeutung noch sehr durchscheinend. Auch diese Gerichte befanden über Verbrechen, die mit dem Tode zu ahnden waren, über Todtschlag, Raub, Diebstahl, und zwar nicht nach gemeinem Rechte. Von Strafgericht aus ergibt sich die Bedeutung Strafe und die Bildung eines Verbums »vemen« strafen ungezwungen. Der Umstand, daß die letzte Bedeutung in der Litteratur 2 ) zuerst, schon im zwölften Jahrhunderte, belegt ist, beweist nichts gegen die Entwicklung. 3 )

In Westfalen, der Heimath der bekannten Vemgerichte im engern Sinne, war übrigens ihr eigentlicher Name Freigerichte. Sie reichen bis in das graue Alterthum zurück, hatten Civil= und Kriminalcompetenz und waren ursprünglich gar nichts besonderes. Erst dadurch, daß Verfassung und Recht in Westfahlen sich anders entwickelten als im übrigen Deutschland, daß dort der Stand der Freien sich in größerem Maße hielt daß die Freigrafen fortwährend sich den Bann vom Könige einholten und somit die Gerichte den Zusammenhang mit dem Könige bewahrten, erst dadurch erhielten sie ein eigenes Gepräge. Sie müssen schon in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts einen bedeutenden Ruf erlangt haben. Im Jahre 1332 erwirkte sich der Bischof von Minden, Herzog Ludwig von Braunschweig=Lüneburg, vom Könige die Befugniß, in seinem freien Herzogthum im Stifte Freigerichte zu besitzen unter Königsbann nach Vemerecht, wie es in Westfalen Recht sei an weltlichem Rechte. Es folgte 1348 der Landgraf Herman von Hessen, 1349 die Abtei Korvey, dann eine ganze Reihe geistlicher und weltlicher Fürsten in der Nähe Westfalens und Engerns. Auch die Fürsten in Westfalen selbst begannen sich um die Freistühle zu kümmern, und vor Allen die kölnischen Erzbischöfe. Sie erreichten 1374 die Anerkennung, daß nur in ihrer Herrschaft, dem Herzogthume Westfalen, Freigrafschaft bestehn dürfe, ohne daß dies für die nächstbetheiligten Bis=


1) Z. B. in Braunschweig. S. Varges, Die Gerichtsverfassung der Stadt Braunschweig, S. 53 - 59.
2) Benecke=Müller=Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch unter »veme« und »vemen«.
3) Jostes vertritt die Zurückführung des Worts auf die Bedeutung Vereinigung, bei Lindner, (S. 304 - 308.
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thümer Münster und Osnabrück bemerkbare Folgen gehabt hätte. Im Jahre 1382 erhielt der Erzbischof Friedrich von Saarwerden das Recht, die Freigrafen seines Herzogthums selbst zu investiren, da die Schwierigkeit zum Könige zu gelangen, oft verschulde, daß die erledigten Stühle nicht besetzt würden. Sein Nachfolger Dietrich von Mörs erwarb 1422 das Recht, alle Freigrafen in Westfalen jährlich zu versammeln und übte das Recht der Bestätigung und Belehnung der Freigrafen auch außerhalb seines Herzogthums.

Sodann scheinen die westfälischen Landfrieden aus den siebziger Jahren des vierzehnten Jahrhunderts von Einfluß darauf gewesen zu sein, daß sich die Freigerichte besonders die Bestrafung der Friedensbrecher, Mörder, Räuber, Diebe angelegen sein ließen.

Bald begann sich die Thätigkeit der Gerichte, die im Anfange natürlich auf ihren eigenen Sprengel beschränkt gewesen waren, über Westfahlen hinaus zu erstrecken. Sie Berechtigung dazu leitete man aus dem Umstande her, daß sie unter Königsbanne richteten, also eigentlich königliche wären, des Königs Gericht aber überall zuständig sei. Und die strenge und rasch geübte Gerechtigkeit wird vermuthlich die Auswärtigen mehr und mehr veranlaßt haben, ihr Recht, das sie an zuständiger Stelle nicht erlangen konnten, hier zu suchen, wie sie es von Rechts wegen an des Königs Hofe hätten thun müssen.

Im Jahre 1379 versicherte sich Minden des Schutzes der Grafen von Ravensberg gegen die Freigerichte, Herford ward zwischen 1374 und 1385 vorgeladen, 1385 hatte Hildesheim Verdrießlichkeiten, 1386 ergeht eine Warnung vor dem Umsichgreifen der Freigerichte nach Oberdeutschland, 1387 haben Frankfurt und Köln mit diesen Gerichten zu schaffen, 1396 planen schon die sächsischen Städte ein Bündniß dawider, 1399 werden Lübecker Bürger vorgeladen, und so geht es weiter.

König Wenzel verfügte auf eine Beschwerde Goslars 1385, wenn der Bürgermeister oder sein Stellvertreter selbsiebent die Schuld eines Verklagten beschwöre, so dürfe dieser nicht zum Reinigungseide zugelassen werden, doch solle diese Satzung nicht dem westfälischen Landfrieden und den freien Stühlen daselbst zum Schaden gereichen. Dann sah sich 1408 König Ruprecht veranlaßt, über Wesen, Verfahren und Ansprüche der Freigerichte genauere Erkundigungen einzuziehen, die Ruprechtschen Fragen. Sein Nachfolger König Siegmund ward selbst Schöffe. Zu dessen Zeit wurden 1430 die Soester und Dortmunder Kapitel abgehalten und in seinem Todesjahre 1437 die Arnsberger Reformation beschlossen, unter König Friedrich III. 1442 die Frankfurter Reformation. Wenn man hier auch die Freigerichte einzudämmen suchte, so fanden sie doch An=

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erkennung dafür, daß sie bei Rechtsverweigerung durch den eigentlichen Richter zuständig seien.

Die Sachen, die vor sie gehörten, werden verschieden aufgezählt, in fünf bis zwölf Punkten, was sich hauptsächlich durch mehr oder minder scharfe Abgrenzung erklärt. Nach den Dortmunder Aufstellungen waren »vemewroge« 1 ) 1. Raub und jede Gewaltthat gegen Kirchen und Geistliche, 2. Diebstahl oder einem andern das Seine nehmen wider Recht und unverwahrter Ehre (also ohne Absage), 3. Beraubung einer Kindbetterin oder eines Sterbenden, 4. Reraub (Beraubung eines Todten), 5. Mordbrand und Mord, 6.Verrath, 7. Verrath der Veme an einen Nichtwissenden, 8. Nothzucht, 9. Fälschung von Münze oder Gut, 10. Raub auf der Kaiserstraße, 11. Meineid und Treulosigkeit, 12. wenn einer nicht zu Ehren antworten will auf Stätten, wo es sich gebührt. Vermöge dieses letzten Punktes konnte All und Jedes, auch Geldschuld, wegen deren im Uebrigen die Ansichten geschwankt haben und die von Rechtswegen nicht dahin gehörte, vor die Freigerichte gezogen werden.

Was die Einrichtung anlangt, so waren die Gerichtsstätten althergebracht im Freien, mit Vorliebe an erhöhten Orten unter einem Baume. Gerichtszeit war der Lauf des Tages zwischen Aufgang und Untergang der Sonne. Richter (Vorsitzender) ein Freigraf, d. h. kein Graf in dem heutigen beschränkten Sinne des Wortes, sondern ein freier Mann, dem das Richteramt unter diesem Titel von dem Stuhlherrn, dem Edlen oder Fürsten oder der Stadt, in deren Gebiete die Mahlstätte lag, verliehen war, und der den Bann, die Gerichtsgewalt, vom Könige oder dessen Vertreter erworben hatte. Der älteste bekannte Eid, den der Freigraf dabei zu leisten hatte, verpflichtete ihn, dem Reiche, den Kaisern und Königen und dem Erzbischofe und dessen Nachfolgern gehorsam zu sein, Niemand zum Freischöffen zu machen, der nicht durch Ruf, Geburt und sonst geeignet sei, und der nicht Treue gegen Reich, Kaiser und die Kölner Kirche gelobt habe, und sein Amt gerecht und gesetzmäßig zu führen.

Das Urtheil fanden die Freischöffen, ursprünglich die Freien, die im Gebiete des Stuhles Grundeigenthum hatten, dann, als deren Zahl zusammenschmolz, die Ministerialen, Bauern und Bürger, die den Eid geleistet hatten. Freie Geburt war Bedingung, und guter Ruf. Zu geloben hatte der Freischöffe Geheimhaltung der Veme »vor man, vor wif, vor torf, vor twich, vor stock, vor stein, vor gras, vor grein«, daß er alle vemwrogigen Sachen, die er glaublich erfahre, vor Gericht bringen und das aus keinen Rücksichten


1) Der Rüge der Veme unterworfen, durch das Vemgericht zu strafen.
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unterlassen wolle. Er gewann das Recht ihm genommenes Gut, wo er es in der Freigrafschaft traf, wiederzunehmen, den Dieb zu hängen oder laufen zu lassen oder vor Gericht zu bringen. 1 ) Außerdem Vorrechte in der Ladung, falls ihm selbst etwas zur Last gelegt ward, und Vorzüge in der Vertheidigung und im Anbringen einer Klage. Er hatte aber die Pflicht, Vervemte, wenn es von ihm mit genügenden Beweisen gefordert ward, richten zu helfen und auch bei Ladungen mitzuwirken. Auf den Verrath des Geheimnisses der Veme stand eine schrecklich ausgemalte Todesstrafe. Die Sporteln für die Aufnahme unter die Schöffen waren bedeutend, und mochte auch ein Erlaß gewährt werden, so muß doch ihr Ansatz warnen, eine übermäßige Ausdehnung des Schöffenthums anzunehmen. Freilich wissen wir, daß König Siegmund selbst wie schon erwähnt ist, Markgraf Friedrich I. von Brandenburg, die sächsischen Herzoge Friedrich I. und II. und Wilhelm, Herzoge von Baiern und Oesterreich, Pfalzgrafen, Landgrafen von Hessen und andere Fürsten, von Geistlichen der Erzbischof Johann II. von Mainz, Bischöfe von Brixen und Speier, um minder hoher Prälaten zu geschweigen, sich hatten wissend machen lassen. Und wenn 1428 der schwäbische Städtebund es in Erwägung zog, ob nicht jede Stadt einige Glieder ihres Rathes sollte Freischöffen werden heißen, so muß man sich doch besondere Vortheile davon versprochen haben, während ein Zeitgenosse in Bremen 1436 es für eine Tollheit erklärte. Wer klagen wollte, wird in der Regel wissend geworden sein, vielfach auch, wer sich einer Klage erwehren wollte.

Auf die von einem Freischöffen erhobene Klage ward erst entschieden, ob die Sache vemwroge sei, dann der Beklagte vorgeladen, und zwar wurden dem Freischöffen drei Termine bewilligt, dem Nichtwissenden in der Regel nur Einer. Gewöhnlich gieng eine Warnung voraus. Der Beweis ward gegen den Ausgebliebenen, nachdem richtige Ladung festgestellt war, dadurch geführt, daß der Kläger seine Klage beschwor und sechs Freischöffen als Eideshelfer seinen Eid als rein und nicht mein ihrerseits eidlich bekräftigten. Darauf erfolgte die Vervemung (wofür die Formel gewechselt hat), und der Freigraf gebot allen Freigrafen und Freischöffen bei ihren Eiden, den Vervemten, sobald sie seiner habhaft werden könnten, an den nächsten Baum zu hängen. Der erscheinende Beklagte oder sein Vertreter konnte durch genügend verbürgtes Gelöbniß, gehörigen Ortes sich zum Rechte stellen zu wollen, das Verfahren durchbrechen und ebenso Fristen gewinnen. Wie es hergieng, wenn der Beklagte


1) Rechtsbuch aus dem funfzehnten Jahrhunderte, bei Wigand, S. 557.
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erschienen war und sich auf das Verfahren einließ, ist nicht sicher bekannt, da von einem solchen Vorgang keine Urkunde zeugt. Ueber das ergangene Urtheil ward, falls es nicht sofort vollstreckt werden konnte, dem Kläger eine Urkunde ausgestellt, und seine Sache war es, für Vollzug zu sorgen. Ihm Hülfe durch die Freischöffen zu schaffen, dienten die geheime Losung und andere Zeichen, an denen die Schöffen einander erkannten. Selbdritt konnten sie an jedem Orte den Spruch durch Hängen vollziehen, und zum Zeichen, daß die Veme gewaltet, stießen sie ein Messer in den Baum.

Die Zahl der auf diese Weise vollzogenen Hinrichtungen kann nach den wenigen darüber vorhandenen Nachrichten so groß kaum gewesen sein, daß sich daraus der Schrecken vor den westfälischen Freigerichten erklären ließe. Und auch nur zum sehr geringen Theile wird es sich aus dem Eindrucke des Geheimnißvollen des Verfahrens auf ein böses Gewissen erklären lassen. Das Selbstbewußtsein, mit dem die Gerichte handelten, wird der Wirkung nicht verfehlt haben, da sie selbst Fürsten vorladeten und vervemten. Am schwersten mag es für die Städter ins Gewicht gefallen sein, daß die Vervemung jedem Schnapphahn den Anlaß bieten konnte, nicht nur den Betroffenen selbst und sein Gut, sondern auch jeden seiner Mitbürger aufzugreifen, 1 ) und die Furcht davor wird es gewesen sein, was die Städte so früh zu Klagen über und zu Maßregeln gegen die Gerichte trieb.

Der Weg, den man wählte, war verschieden. Entweder suchte man sich Einfluß auf Freistühle zu verschaffen, wie Frankfurt und Deventer; oder man wollte, wie Bremen, keinen oder, wie Höxter, nur eine geringe Anzahl Vemenoten (Vemgenossen) in der Stadt dulden; oder man schloß Bündnisse ab wie die sächsischen und brandenburgischen Städte, wobei man sich zu Rechte erbieten und im Falle der Erfolglosigkeit den Kläger verfesten und an die Acht sich nicht kehren wollte. Auch der Hansebund befaßte sich wiederholt mit der Sache. Schon 1417 hatte Lübeck seinen Abgesandten in Konstanz angewiesen, ein Privileg für seine Bürger wider Ladungen vor die freien Stühle zu gewinnen. 2 ) Ob mit Erfolg, steht dahin. Denn Köln zwar hatte 1415 ein solches erhalten, später aber wollte König Siegmund davon nichts wissen und erklärte sogar das Kölner für ungültig. 1447 ward auf dem allgemeinen Hansetage zu Lübeck beschlossen, daß außer in den westfälischen Städten Niemand in einer


1) Vgl. das Urtheil des Freigrafen zu Brakel 1460, September 4 (im Anhange).
2) Hanserecesse A.VI, S. 429.
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Hansestadt Freischöffe werden dürfe, und wer es dennoch würde, sein Bürgerrecht verlieren solle. 1 ) Auf diesen Receß wurden die livländischen Städte verwiesen, als sie nach vier Jahren wieder über die heimlichen Gerichte klagten, 2 ) und 1456 ward der Beschluß auf Bremens Beschwerden erneuert. 3 ) Eingeschränkt mag dadurch der bekämpfte Mißbrauch sein, wegen dessen in Augsburg sogar 1468 zwei Bürger hingerichtet wurden, aber ausgerottet ward er nicht. Ja, als 1474 der wismarsche Rath einem lübischen Unterthan sein formales, aber, wie es scheint, nicht wirkliches Recht, 4 ) nicht gewähren wollte, konnte Lübeck warnen, aus solchen Ursachen würden fremde, ausheimische Gerichte gesucht, die westfälischen nämlich. Bei solcher durchleuchtenden bundesbeschlußwidrigen Nachsicht ist es dann kein Wunder, wenn auch später solche Fälle begegnen.

In Wismar war der Rath, der durch zwei Richteherren als Beisitzer wohl von Anfang an Einfluß auf das Vogtgericht hatte, frühzeitig darauf ausgewesen, dies zu erwerben, und es war ihm bereits im Jahre 1308 gelungen. Der unglückliche Kampf mit dem Landesherrn führte jedoch 1311 zur Aufgabe desselben, wie anderer Privilegien. In den folgenden Jahrzehnten war die Vogtei bald an diesen, bald an jenen verpfändet und gelangte erst Ausgangs des Jahres 1373 dauernd in den Besitz der Stadt, bis in unsern Tagen, nach rund fünfhundert Jahren, die städtische Gerichtshoheit dem neuen Reiche zum Opfer fiel. Wie auf das weltliche, so warf auch auf das geistliche Gericht der Rath bei Zeiten sein Auge, nur daß an dessen Erwerb nicht zu denken war und man sich darauf beschränken mußte, alle Uebergriffe abzuweisen, zu denen dies Gericht nur allzu geneigt war. So willkürte der Rath 1330, man wolle über jeden Laien richten, der einen Kleriker stäche oder schlüge, wie der Bischof über den Kleriker, der sich in dieser Weise an einem Laien vergriffe, und in der Bürgersprache ward es von 1373 an


1) Hanserecesse B. III, S. 183, 28; 334, 2.
2) Hanserecesse B. III, S. 570, 10.
3) Hanserecesse B. IV, S. 324, 9. Die angeführten Stellen hat theils Lindner, theils der Zufall an die Hand gegeben; durchgesucht habe ich die Hanserecesse nicht.
4) Zu Avendorf auf Femern war Klawes Kröger erschlagen. Auf ein Zeugniß der Kämmerer und Geschworenen des Landes hin, wonach Thewes Loman, Hinr. Holste und Hans Boisel aus Wismar den Frevel verübt hatten, verlangte Hans Kröger, der Bruder des Erschlagenen, Entschädigung. Die Wismarschen aber wollten ihre Unschuld beschwören (Schreiben Lübecks an Wismar 1474, Juni 8 und Juni 27). 1481, Januar 31, erklärte Hans Kröger nach einer Verhandlung vor zwei Bürgermeistern und den Richteherren in Wismar, daß er den Beschuldigten Glauben schenke und nimmer auf die Klage zurückkommen wolle. (Zeugebuch, S. 191 - 193.)
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eingeschärft, daß kein Bürger seinen Mitbürger außer vor dem lübischen Gerichte des Raths verklage, noch seine Sache zur Verfolgung an einen Geistlichen abtrete. Im Jahre 1400 erwarb die Stadt vom Papste das Privileg, daß kein Bürger vor ein auswärtiges geistliches Gericht gezogen werden dürfe. Das Verbot der Bürgersprache, die Sache an Geistliche abzutreten, legt die Annahme nahe, daß unter dem verpönten fremden Gerichte vorzugsweise das geistliche zu verstehn sei. 1 ) Aber ohne Zweifel war darauf die Warnung nicht beschränkt: finden wir doch schon geraume Zeit vorher, von 1347 an, in der Bürgersprache die allgemeine Mahnung, es solle sich keiner beifallen lassen, über erlittenes Unrecht, das er verschweigen könne, auswärts zu klagen; komme er heim, so solle er erhalten, was lübisches Rechtes sei. Trotzdem mußte der Rath es erfahren, daß Bürger gegen ihn selbst die westfälischen Gerichte anriefen.

Die Brüder Johann und Lüdeke Banzkowe hatten, damit ihr Vater, der Bürgermeister Herr Johann Banzkowe, vom Rade zum Schwerte begnadigt würde, geloben müssen, wegen der Verurtheilung keine Klage gegen die Stadt zu erheben. 2 ) Sie sahen ihren Eid aber als erzwungen an, und der Jüngere wenigstens hielt sich nicht für gebunden und strebte nach Genugthuung. Zu diesem Zwecke klagte er vor dem Freistuhl zu Sachsenhausen, den damals als Freigraf Kurt Rube besaß, während Graf Heinrich zu Waldeck Stuhlherr war. Er erreichte, daß dieser, in dessen Dienst er trat, den Rath der Stadt Lüneburg um Vermittlung angieng, damit die Beklagten, Rathmannen und Bürger, den Kläger befriedigten, wobei er für den Weigerungsfall mit seinen heimlichen Gerichten drohte. 3 ) Gleichzeitig setzte der Freigraf Kurt Rube den verklagten Bürgern eine Frist von vierzehn Tagen, um dem Rechte zu genügen, wenn sie nicht wollten, daß er über ihren Leib und ihre Ehre zu Gericht säße. 4 ) Wirklich beschritt der Rath den Weg der Verhandlungen und beeilte sich, durch Vermittlung der Herzogin Katharina das Verfahren der Veme abzuwenden. 5 ) Was daraus geworden, ist unbekannt, denn die Genugthuung, die die Banzkowe erlangten, ward ihnen in Folge des Einschreitens König Siegmunds. 6 )


1) So in der That ausdrücklich 1480: Nen borger edder borgersche schall den anderen theen vor ein geistlick recht. Nach dem Verschwinden der geistlichen Gerichte werden 1572 ff. wieder die fremden Gerichte und das Klagen auswärts verboten.
2) Jahrb. 55, S. 65 f.
3) Jahrb. 55, S. 69 f.
4) Jahrb. 55, S. 70 f.
5) Jahrb. 55, S. 72 f.
6) Jahrb. 55, S. 58 - 64.
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Ueber einige andere Rechtsfälle unterrichten uns nur vereinzelte Urkunden oder Stadtbuchschriften. So erklärte 1436 der lübische Bürger Hinrik Lippe vor dem Niederen Stadtbuche, er habe Berthold Weitendorf und Genossen vor einem freien Stuhle in Westfalen angesprochen, nun aber seien sie gütlich verglichen. 1 ) Dietrich v. Bodberg und seine Hausfrau Elske waren aus unbekannten Gründen vom wismarschen Rathe in die Büttelei gesetzt, hernach zu Urfehde gezwungen und der Stadt verwiesen. Er war oder ward Freischöffe und belangte wegen des ihm geschehenen Unrechtes den Rath vor Johann v. Hülschede, Freigrafen zu Brakel. Die Wismarschen suchten sich der Ladung zu entziehen, indem sie den Lübecker Rath veranlaßten, die Sache an sich abzufordern als das Haupt der Hanse und Oberrichter der von Wismar. Diese Abforderung ward jedoch 1460, September 4, von dem Freigerichte, als Freistuhls Recht nicht entsprechend, nicht angenommen und die Beklagten wegen Ausbleibens in Buße und Kosten und zu Genugthuung verurtheilt, der Kläger aber des erzwungenen Eides ledig gesprochen. Mehr geht aus der einzigen, im Anhange abgedruckten Urkunde nicht hervor.

Noch weniger ist aus der Urkunde 2 ) des Freigrafen zu Bergfeld, Heinrich 3 ) zum Busche, zu entnehmen, der die wegen einer gegen Herman Rampe 4 ) verübten Gewaltthat vor seinem Freistuhle ehemals


1) Pauli, Lübeckische Zustände III, S. 203, Urk. 171. Lübisches Urkundenbuch VII, S. 646 f.
2) Gedruckt im Anhange.
3) Lindner gibt ihm S. 174 wohl irrthümlich den Vornamen Herman. S. 550 nennt er ihn selbst Heinrich (1461), und mit diesem Vornamen werden wir ihn noch unten S. 26 wiederfinden (1468).
4) Möglicher Weise steht mit dem letzten Handel das folgende undatirte Schreiben des Herman Scharpenberg an den wismarschen Rath in Verbindung:
Vruntliken grut touorn. Leuen sunderghe gude vrunde, also gy screuen vmme Hermen Rampen, dat ik den scole huset vnde hauet hebben myt Clawes Pundes gude, dar segghe ik nen tho vnde hebbe des nicht ghedan. He was vppe myme velde vnde was my des an sinne. Des sede ik em des nen. He wolde de lude hebben bunden an dat holt an de r u gghen, des gunde ik vmme der lude willen, dat he se lauen ! . led an den krocht ! . Do my dat tho wetende ward, dat id jwe (iw mit durchstrichenem w) gholt, do wolde ik se dar nicht lengher hebben vnde hete se gan. Were id, dat gy my des nicht belouen wolden, wen gy my scriuen, so wil ik kamen an jw stad vnde wil dat vorantwerde ! , also id my boret to vorantwerdende. Dar mede gade bevalen. Screven vnder myme ingesegele. Hermen Scarpenbergh to Bernstorp. Papier, mit dem Reste eines Siegels. Dieser Herman Rampe, der nicht mit dem etwas früheren Rathmanne und dem etwas späteren Bäcker gleiches Namens zu verwechseln ist, war vermuthlich der Stiefvater des Hans Sperling, dem der Nachlaß seiner Mutter Ida 1473 ausgefolgt ward.
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vervemten Wismarschen nach erfolgter Sühne auf Rampes Bitte wieder in den Frieden einsetzte (1467, November 26).

Wenig aufgehellt ist auch der Rechtshandel über den Nachlaß der Tilse Thieleman, obwohl ein volles Dutzend Urkunden darüber vorhanden sind. Ihr Bruder und Erbe Rekart Hageman hatte viel mehr zu erben gehofft als die 253 Mk. 6 ß. lüb., die man ihm nach Bezahlung der Schulden und der Nachsteuer (Abschoß, Zehnten) auskehrte, und verkaufte seine vermeintlichen weiteren Ansprüche an Johann Rekarding zu Herford um 600 rheinische Gulden. 1 ) Dieser machte darauf bei verschiedenen Freistühlen Klagen gegen den Rath und die Bürgerschaft anhängig, und trotz der Abforderung der Sache durch die Herzoge ward auch, nachdem Bielefeld zweimal für die Wismarschen Frist erwirkt hatte, 1440, Juni 30, von dem Freigrafen Kurt Stute die Acht der Veme über funfzehn Rathmannen und vierzehn Bürger ausgesprochen, darunter merkwürdiger Weise auch über Rekart Hageman.

Da die im Anhange wortgetreu wiedergegebene Urkunde den Hergang vor Gericht lebendig schildert so mag eine Umschreibung hier ihre Stelle finden. Nach Erzählung der Vorgeschichte fahrt der Richter fort: "So ist denn der genannte Johann Rekarding heute zu rechter Gerichtszeit bei Tage vor mir am freien Stuhle zu Schildesche erschienen und ließ mich durch seinen Fürsprech fragen, ob ich ihm der Vorladung der von der Wismar und der Fristen geständig wäre. Das räumte ich ein. Da forderte er mich bei meinem Eide auf, über die von der Wismar Gericht zu halten. So heischte ich die Vorbenannten bei ihren Taufnamen nach Osten, nach Westen, nach Süden und nach Norden drei Male 2 ) hinter einander bei ihrem Halse, der schuldigen Buße und der höchsten Strafe, in die sie dem heiligen Reiche, mir und allen Freischöffen durch die beklagte Frevelthat verfallen sind, wenn noch jemand von ihretwegen erschienen sei, noch für sie Rede zu stehn für ihr Leben und ihre Ehre.

"Da weder die Verklagten noch jemand von ihretwegen erschienen war, so ließ der Kläger durch seinen Fürsprech um ein rechtmäßiges


1) Da 1441 der rheinische Gulden zu 20 ß. 9 Pf. lüb. festgesetzt ward (Hanserecesse B. II, S. 445), so handelte es sich um eine Summe von 778 Mk. 2 ß. lüb.
2) Der Freigraf zu Brakel heischt die Beklagten drei Male und zum vierten Male über das Recht hinaus (1460, (September 4). Ebenso wird Herzog Heinrich von Baiern vor dem Freistuhle zu Limburg 1429 geheischt. (Thiersch, Vervemung Herzog Heinrichs, S. 73.) Vergl. auch die Hegungsformel des Arnsberger Rechtsbuches bei Wigand, S. 552.
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Urtheil unter Königsbann fragen, wie er seine Klage recht bezeugen und wahren sollte um seinem Schöffeneide zu genügen, und Königsbanne, des heiligen Reiches Rechte und den Verklagten nicht zu nahe zu treten. Darauf ward für Recht gewiesen, der Kläger solle sich bereit machen bloßes Hauptes und sich vor des Königs Bank vor mir dem Freigrafen auf seine Knie niedersetzen und zwei Finger seiner Rechten auf das Schwert und den Strick legen. So that er. So stabte ich ihm einen Eid dieses Lautes, daß die Verklagten ihrer Frevelthat wegen wider ihn, da sie oftmals ihm in Ehre und Recht fehlsam geblieben, daß sie des Königs Feinde, des Herzogs Feinde, aller Freigrafen Feinde und aller Freischöffen Feinde seien und solcher Frevelthat halber den Strick wohl verdient haben. Daß ihm Gott so helfe und die Heiligen. Das bewährten nach seinem Eide ebenso folgende sechs echte, rechte Freischöffen Hinr. vom Hagen, Herman Stacius, Hinr. Ukeman, Herm. Aldach, Albert Polman, Herm. Pothof, und schwuren gestabtes Eides also: den Eid, den Johann Rekarding nun eben geschworen hat, daß der recht sei, rein und nicht mein, so euch Gott helfe und die Heiligen.

"Danach heischte mich der vorgeschriebene Kläger durch seinen Fürsprech bei meinem dem Könige geleisteten Eide die letzte Sentenz der Veme über die verklagten Frevler (die hier aufgezählt werden) zu verhängen. Das that ich und durfte es meines Eides wegen nicht lassen also: die beklagten, überführten, gerichteten Männer alle vorgenannt nehme ich, der vorbenannte Freigraf, aus allen Frieden, Rechten, Privilegien, die Päpste und Kaiser gesetzt und bestätigt haben, setzen und bestätigen, und die Fürsten, Herren, Ritter und Knappen, Schöffen und Freie beschworen haben und beschwören, und setze sie aus allen Frieden, aus allen Rechten und Privilegien vorgenannt in des römischen Königs Bann und Strafe, in den höchsten Unfrieden und gebe ihre Leiber allen unvernünftigen Thieren und Vögeln zum Fraße und befehle ihre Seele in Gottes Macht. Daselbst gab ich der Freigraf mit meinen Schöffen Zeichen und Schein über den Spruch der Veme, wie es sich von Rechts wegen gebührte.

"Weiter fragte der Fürsprech des Klägers um ein rechtes Urtheil unter Königs Bann, wie Schöffen, die diese vorbenannten verklagten, gerichteten, verurtheilten, vervemten Leute, nachdem sie unter Königs Banne rechtmäßig überwunden seien - wie Schöffen, die diese Leute etwa träfen und sie überwältigen könnten, mit ihnen fahren sollten um ihren Eiden genug zu thun und des Königs Bann zu stärken. Darauf ward gewiesen, man sollte ihnen einen Strick oder eine Weide um den Hals flechten und sie von der Erde auf in die Luft aufziehen, so hoch man könne.

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"Weiter fragte der Fürsprech um ein rechtmäßiges Urtheil unter Königsbanne, wie man mit dem fahren solle, der etwa die Vervemten vertheidigte, schirmte, schützte. Darauf ward gewiesen, den oder die solle man behandeln und mit ihnen thun, wie mit den Vervemten selbst." Es folgt die Aufzählung der Freischöffen, die zu Gerichte gesessen hatten, Beglaubigung und Datum.

Das Urtheil war gesprochen, scheint aber keine Wirkung gehabt zu haben, da zwei Jahre später der Gograf Lüdeke Tegheler zum Heinlo neun andere genannte Bürger und Einwohner Wismars und alle dort lebenden Mannspersonen über zwölf Jahre, ausgenommen Ritter und Geistliche, auf die Klage desselben Rekarding friedlos legte, nachdem sie trotz dreifacher Ladung ausgeblieben waren (1442, April 10). Dreißig Jahre gehn ins Land, und Johann Rekarding ist noch nicht befriedigt. Er hat aber nicht geruht und einen Partner Gert tor Kerken, mit anderm Namen Goldschmid, gewonnen, der die Sache auch beim Hofgerichte anhängig gemacht hatte. Doch der ist darüber hingestorben und hat seinem Sohne Hinrik Goldschmid seinen Theil an dem Processe vererbt. Da endlich kommt, da der Freigraf Kurt Pekelhering die Sache auf Gelovesbriefe Herzog Heinrichs von Meklenburg und die Bürgschaft zweier im Lande Begüterter nach den Bestimmungen der Frankfurter Reformation abgeben mußte, ein Vergleich zu Stande, und Johann Rekarding und sein Partner verzichteten gegen 200 Mk. lüb. auf ihre Ansprüche (1470, August 17). Leider erfahren wir nicht, was ihm und der Stadt der Handel gekostet hat.

Ein anderer Fall. Dadurch, daß das Haus des Peter Loste eingestürzt war, hatte das seines Nachbarn Hinrik Schulte solchen Schaden genommen, daß es geräumt werden mußte. Die beiden Nachbarn geriethen in Händel, in deren Verlaufe Schulte in die Hechte gesetzt ward. Sein gleichnamiger Sohn brachte deshalb vor dem oben genannten Freigrafen Heinrich zum Busche eine Klage an. Der Streit ward 1468 verglichen. Der ältere Schulte erhielt eine Entschädigung und verpflichtete sich, seinen Sohn zum Zurückziehen der Klage zu veranlassen. (Zeugebuch, S. 121 f.)

Unbekannt war also die Stadt nicht mit dem Verfahren der Freigerichte, als zu Ende der achtziger Jahre der Hutfilter Hinrik Kracht 1 ) seinen Proceß begann. Er hatte, wie es scheint durch Heirath,


1) Ein Hutfilter Hinrik Kracht lebte 1469 in Lübeck: Wehrmann, die älteren Lübeckischen Zunftrollen, S. 474. In Wismar kommt H. K. im Zeugebuche S. 160 und 218 (1477, 1483) vor, und ohne Vornamen als Besitzer einer Bude in der Krämerstraße 1475 und 1477 in den Registern über die kleine Wacht. (Vergl. Hans. Geschichtsbl. 19, S. 87.)
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ein Haus "hinter dem Rathhause," nach damaliger Benennung "bei dem Hohen Hause" 1 ) oder in der Alt=Wismarstraße, an der Nordseite und eine Bude in der Krämerstraße an der Ostseite in Besitz. Beide lagen nahe zusammen und standen durch die Höfe vielleicht in Verbindung. In der Bude in der Krämerstraße ward Hutfilterei betrieben, in dem Hause Hinterm Rathhause aber wohnte Johann Dudenborch, 2 ) dessen Frau Agneta Hinrik Krachts Stieftochter war. Als diese im Wochenbette lag, gerieth aus irgend einem Grunde Hinrik Kracht mit dem Amte der Hutfilter wegen eines Gesellen in Uneinigkeit, und der Werkmeister Herman Klokow holte in Eintracht mit seinen Amtsbrüdern Arnd Hollander, Hinrik Wend und Peter Praell 3 ) den ungehorsamen Gesellen aus der Werkstatt und ließ ihn gefangen setzen. Der Geselle versöhnte sich später mit dem Amte vor den Bürgermeistern und in Gegenwart Hinrik Krachts und wird Urfehde geschworen haben. Auch der Schwiegersohn, der demnach irgendwie betheiligt gewesen sein muß, machte seinen Frieden. Hinrik Kracht dagegen konnte sich nicht beruhigen, sondern ward aufsätzig, so daß er schließlich die Stadt räumen mußte, und da er meinte, mit Stadt= und Landrecht nichts ausrichten zu können, so klagte er durch einen Verwandten Bernd Kock in Westfalen vor dem Freigrafen Werner v. d. Sunderhues, 4 ) Richter des Freistuhls unter den Sieben Linden im Kirchspiele Laer. Er beschuldigte Bürgermeister und Rath, sie hätten zugegeben, daß die Hutfilter seiner Tochter Kindbett und (sie) in dem heiligen Amte, worin sie in großer Schwäche lag, beraubt hätten mit Gewalt und gewaffneter Hand, 5 ) und daß sie seinen Gesellen herausgenommen hätten und gefangen, ihn selbst aber in der Folge mehr als einmal ohne Recht und Gericht aus der Stadt vertrieben. Die Sache ward für vemwroge erkannt, und am 7. October


1) Das Hohe. Haus ist das Eckhaus an der Krämerstraße und Hinter dem Rathhause.
2) Sollte er derselbe sein, den die Rostocker 1511 ergriffen und in Ribnitz gefänglich festhalten ließen, weil er des Herzogs Unterthanen vielfach muthwilliger Weise vor die westfälischen Gerichte gefordert habe ? Jahrb. 54, S. 205. Hier Dudenberg. In Wismar ist er, abgesehen von dem weiter unten Angeführten, sonst nicht bezeugt. - Den Nachlaß eines Bruders des Hinr. Kracht hatte die Witwe Konrad Retmeiers 1477 zu reguliren (Zeugebuch S. 160). In dieser Familie findet sich der Vorname Agneta. (Jahrb. 54, S. 127, Nr. 123*.)
3) Nur er ist sonst als Hutfilter nachzuweisen; verstorben 1513. (Zeugebuch, S. 319.)
4) Lindner kennt ihn nur auf den Stühlen zu Altenforde und Landwering, sowie zu Bertramming.
5) Nach der Erzählung in der zweiten Ladung.
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wurden Richter, Bürgermeister, Schöffen 1 ) und Rath, Bürger und Einwohner geladen, sich deshalb am 24. November vor dem genannten Stuhle im freien, offenbaren 2 ) Gerichte zu verantworten. Die Ladung war am 21. October in den Händen des Raths.

Man suchte, da man ihr nachzukommen nicht geneigt war, die Vermittlung der Landesherren, der Herzoge Magnus und Balthasar, nach, und diese forderten in einem Briefe vom 6. November gemäß der Frankfurter Reformation die Klage dem Freistuhle ab und vor ihr Gericht. Denn nie wären die Beklagten vor ihnen, als ihren ordentlichen Richtern, mit Recht verfolgt noch hätten sie sich geweigert, zu Rechte zu stehn, vielmehr jetzt noch ausdrücklich sich erklärt, sie, die Herzoge, sollten ihrer zu Recht und Freundschaft mächtig sein, und hätten dafür die Bürgschaft zweier glaubwürdiger, guter, erbgesessener Mannen beigebracht. Auch die von Volrath vom Lohe zu Scharfstorf und Hinrik Bersse zu Rambow geleistete Bürgschaft liegt urkundlich vor, vom selben Tage datirt wie der Herzoge Brief. Mit diesen Briefen machte sich der Kleriker und spätere Stadtschreiber Herman Krumthunger auf den Weg. Aber weder saß der Richter am Tage der Ladung zu Gerichte, noch war der Kläger erschienen. Dieser ließ zwei Tage später durch seinen Sachwalt angeben, er sei lügnerischer Weise zwecks Vergleichsverhandlungen in Ratzeburg besendet worden und habe deshalb den Termin nicht innehalten können. Jener wollte im Dienste seines Herrn an einem Orte gewesen sein, von wo aus er, durch Wassersnoth gehindert, seinen Richtstuhl zu erreichen unvermögend gewesen sei.

In solcher Lage begnügte sich Herman Krumthunger, sich von drei Freischöffen bezeugen zu lassen, daß er mit seinen Briefen zu rechter Zeit und auf rechter Stelle erschienen sei, Kläger aber und Richter sich nicht eingefunden hätten, was sie nach Freienstuhls Rechte vor zwei weiteren Freischöffen als Zeugen mit einem Kreuzpfenninge 3 ) wahr machten (1489, December 3). Ehe die Urkunde darüber ausgestellt war, hatte aber der Freigraf Werner v. d. Sunderhues eine neue Sitzung gehalten, die alte Klage zum zweiten Male angenommen, für vemwroge erkannt und die Wismarschen (Richter, Bürgermeister,


1) Ungenaue Anreden fremder Behörden gemäß den heimischen Verhältnissen trifft man häufig. Richter und Schöffen hätten fehlen müssen.
2) Diese Ladung Auswärtiger vor das offenbare Gericht ist mit der Erklärung Schröders, Rechtsgeschichte, 2. Aufl., S. 564, nicht in Einklang zu bringen.
3) Wenn ein beklagter Freischöffe durch seinen Eid sich der Klage entledigt, wirft er vor dem Grafen einen Kreuzpfenning hin und geht seiner Wege. Lindner, Veme, S. 573.
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Rathmannen und Einwohner, alles was männlich ist und zwölf Jahre alt) wiederholt auf den 9. Februar des folgenden Jahres geladen. Die vom 26. November datirte Ladung heftete die Hausfrau Krachts am 21. December an den Thürpfosten des Hauses des Bürgermeisters Gert Loste. Für das neue Verfahren bevollmächtigte, da die Vollmacht Herman Krumthungers nur auf die Ladung zum 24. November lautete, der Rath den Canonicus Herrn Johann Vernouwer und den Bürger Hinrik Krumthunger, beide aus Dülmen und Mitaussteller der Urkunde vom 3. December, in umfassender Weise, um die Abberufung der Sache auf Grund der älteren Urkunden zu erlangen, zugleich aber auch den Kläger für die Kosten haftbar zu machen, in die er durch seine lügenhafte Klage und insbesondere durch den Rechtstag vom 24. November die Beklagten gestürzt hatte. Die Bevollmächtigten wurden aber noch besser ausgerüstet, um auch vor der Veme dem Kläger den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Am 9. und 13. Januar 1490 nahmen die beiden Notare Herman Krumthunger und Johann Betzendorp beglaubigte und von dem bischöflich ratzeburgischen General=Official Magister Joh. Gronow besiegelte Instrumente über Aussagen Joh. Dudenborchs und Herm. Klokows auf. Joh. Dudenborch erklärte in der großen Schreiberei vor den drei geschäftsführenden Bürgermeistern auf die Fragen des Stadtsekretärs Mag. Gottfried Perseval: 1) daß weder er noch seine Hausfrau Hinrik Kracht oder sonst wen zu ihrem Sachwalt in Klagen gegen den Rath bestellt hätten, 2) daß sie überhaupt und in Sonderheit in der Sache, wegen der Werner v. d. Sunderhues den Rath vor seinen Stuhl geladen, keine Klage hätten, 3) daß Hinrik Krachts Knecht aus seiner Hausfrau Kindbett und Kram nicht genommen wäre, und der Rath auch nicht seine Zustimmung dazu gegeben hätte, sondern Herman Klokow hätte den Knecht aus seines Herren Werkstatt um Unthat und Vergehn holen lassen, und zwischen seinem Hause und jener Bude lägen noch zwei Wohnungen; deshalb habe er und seine Hausfrau mit dem Rathe keinen Unwillen und sei auch mit Herm. Klokow in Gegenwart Hinr. Krachts vor den Bürgermeistern verglichen, wisse auch mit dem Amte der Hutfilter nur Freundschaft, 4) seine Frau Agneta wäre nicht Hinrik Krachts Tochter, sondern seine Stieftochter, so daß jenem nicht zukomme, sie zu vertreten.

Der Hutfilter Herm. Klokow sagte auf Befragen des Bürgermeisters Gert Loste ebenso aus, daß die Werkstätte Krachts und das Kindbetthaus durch andere Wohnungen getrennt wären, daß er ohne Beliebung des Raths den Knecht in der Werkstatt habe greifen lassen, daß der Knecht sich mit ihm verglichen habe. Wahr gemacht ward

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seine Aussage noch durch Arnd Hollander, Hinr. Wend, Peter Praell, die bei der Gefangennahme des Knechtes wie beim Vergleiche zugegen gewesen, und aus deren Zeugniß wir erfahren, daß, wie schon erwähnt, Dudenborchs Haus Hinter dem Rathause lag.

Gebraucht wurden die so fürsorglich beschafften Notariatsurkunden nicht. Denn am vorletzten Tage des Januars, also beträchtliche Zeit vor dem Termine, wies der Freigraf Hinr. Kracht mit seiner Klage und Ansprache auf Grund der Urkunden vom 6. November, die er auf Geheiß seines Stuhlherrn, des Herren zu Steinfurt Grafen Eberwin von Bentheim, annehmen mußte, an die meklenburgischen Herzoge zu Austrag in Güte oder Recht. Der Graf besiegelte die Urkunde mit.

Hierauf forderten die Herzoge Magnus und Balthasar am 25. März. beide Parteien auf, am 8. April vor ihnen in Schwerin zu erscheinen, damit man einen Vergleich suche, ladeten sie aber zugleich für den Fall, daß daraus nichts würde, auf den 23. April nach Boizenburg vor ihr Gericht zu rechtlicher Entscheidung.

Es konnte nicht fehlen, daß der wismarsche Rath darauf eingieng, Hinrik Kracht jedoch war übel damit zufrieden, daß er statt Kaiserrechtes schwerinsches Recht, d. h. Landrecht eintauschen sollte. Er behauptete in die Abberufung nicht eingewilligt zu haben und wollte beim Vemgericht und seiner Klage beharren. Freilich wäre er, so schreibt er, auf Zureden seiner Fürsten darauf eingegangen, es mit Güte zu versuchen, und liege deshalb schon drei Wochen zu Ratzeburg und warte, wolle auch noch eine Woche dort warten; aber könne ihm keine Güte widerfahren, die ihm behage, so sei ihm von seinen Herren aller Beistand in seinem Rechte zugesagt. Als Richter erkenne er, der nie Bürger, sondern nur Einwohner in Wismar gewesen sei, die meklenburgischen Herzoge nicht an und appellire von ihrer Ladung, deren Termin er festlicher Zeiten halber so wie so nicht annehmen könne, an den freien Stuhl. Das ist der Inhalt zweier Briefe, die ihm sein Sohn geschrieben hatte, und die er am 1. April an die Herzoge und den wismarschen Rath absandte. Er kam auch nicht, während der wismarsche Bürgermeister Joh. Hoppenacke 1 ) zur Vertretung seiner Stadt pünktlich in Schwerin war und erklärte, auch den zweiten Termin in Boizenburg innehalten zu wollen. Der aber kam nicht zu Stande. Denn die Herzoge waren über die vom Kläger eingegangenen Briefe, die beide am 8. April in Schwerin verlesen wurden, empört und fanden es unerträglich, daß Kracht die


1) Seine Vollmacht (im wismarschen Raths=Archive, das alle benutzten Urkunden aufbewahrt) ist merkwürdiger Weise vom 26. März (ame sonauende vor Palme sondaghe) 1491 datirt.
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vom Grafen von Bentheim besiegelte Urkunde Lügen zu strafen wagte. Sie schrieben deshalb unter Beifügung von Abschriften an den Herzog Johann von Sachsen und baten ihn, den frechen Mann in Ratzeburg anzuhalten, damit er seiner Schreiben wegen vor dem Grafen Eberwin, der in Kürze nach Schwerin kommen werde, sich verantworte. Wirklich willfahrte ihnen der Herzog und schickte Kracht gefangen auf seinem Wagen nach Schwerin, wo unterdeß der Graf zu Besuch 1 ) eingetroffen war. Am 7. Mai ward in Gegenwart der wismarschen Rathssendeboten die Sache vor den Fürsten aufgenommen, und es wurden, nachdem Herzog Magnus kurz über die Vorgeschichte berichtet hatte, zunächst die bösen Briefe vorgelesen. Noch war Hinrik Kracht fest und wollte von der Remission nichts wissen, behauptete aber merkwürdiger Weise, er habe den Rath gar nicht vor dem Freigrafen verklagt oder vor ihn laden lassen. Das ertrug der Graf nicht und nahm nach Vorlesung der Ladungsbriefe den störrigen Ränkeschmid selbst ins Gebet und hielt ihm vor, daß der Remissionsbrief vor der Besiegelung ihm zweimal vorgelesen und mit seiner Bewilligung vollzogen sei, wie er selbst auch wisse, daß Kracht die Wismarschen habe laden lassen. Der Graf mag nicht gerade sanftmüthig geredet haben, und gefangen obendrein war der arme Sünder in keiner beneidenswerthen Lage. So ist es begreiflich, daß er klein beigab, die Remission als mit seinem Wissen und Willen geschehen anerkannte und wegen der Briefe, die er aus Furcht geschrieben habe, um Vergebung bat. Als ihm diese auf Fürsprache des Herzogs Magnus und der Räthe zu Theil geworden war, verzichtete er weiter frei und ungezwungen, wie es in der darüber aufgenommenen Urkunde heißt, auf alle Klage und Zusprache an die Wismarschen wie an die Hutfilter im besonderen, da er dazu keine Ursache hätte, und schwur Urfehde. (Urkunde von 1490, Mai 14).

Hinrik Kracht war hartnäckig und verbissen genug, auch jetzt seine Sache noch nicht verloren zu geben. Wieder wandte er sich an die Veme, um von dem Eide entbunden zu werden. Ein Kapitelstag zu Arnsberg 2 ) im Baumgarten unter der Burg sollte darüber entscheiden.

Auf das Anschreiben des Freigrafen Gert Strukelman bevollmächtigte 1491, August 22, der wismarsche Rath nun den Grafen


1) Die Hamburger Kämmereirechnungen verzeichnen (III, S. 573, Z. 16 f.) nach den Auszügen Laurents unter dem Jahre 1491: 67  14 ß pro expensis comitis de Benthem hic personaliter cum sua conthorali constituti. Ob ein Irrthum vorliegt oder der Graf zum zweiten Male eine Reise nach Osten angetreten hat, vermag ich nicht zu entscheiden.
2) Kapitelstage sollten nach der Arnsberger Reformation jährlich an bequemer Stätte gehalten werden. Lindner, Veme, S. 422.
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Eberwin von Bentheim und Herrn Eberwin von Steinfurt, seinen Vetter, mit der Befugniß ihrerseitz Vertreter zu bestellen. Der Auftrag ging dahin, der Lossprechung vom Eide entgegen zu treten und Hinrik Kracht seines Unterfangens wegen für meineidig richten zu lassen, ihn außerdem aber noch auf die Kosten zu belangen, die sich auf über 200 rheinische Gulden beliefen. Zu besserer Abwehr ward noch eine Urkunde vom Herzog Heinrich von Sachsen erwirkt darüber, daß der wismarsche Rath an der Gefangensetzung Krachts gänzlich unbeteiligt gewesen sei (1491, August 17).

Wiewohl die Verhandlung erst auf den 20. September 1491 angesetzt war, saß Gert Strukelman schon am 19. zu Gericht. Es war eine stattliche Versammlung von fürstlichen Räthen, Rittern und Freigrafen, die uns hier entgegentritt. Vierunddreizig derselben zählt die Urkunde bei Namen auf, ohne ein vollständiges Verzeichniß zu geben. Die Verhandlung zerfällt in drei Theile.

Hinrik Kracht erhob seine Klage, er sei ungebührlich von den Wismarschen zu Eiden gedrängt worden, und bat um Lösung davon. 1 ) Dagegen ließ der Vertreter seiner Gegner Christian Berschamp die von Herzog Magnus und dem Grafen von Bentheim über die Urfehde des Klägers ausgesandte Urkunde lesen und danach ein Urtheil fragen, ob Kracht, wenn er die gelesenen Briefe und Instrumente 2 ) vor diesem Gerichte nicht widerlegen könne, diese Sache gewonnen haben solle. Das Urtheil stellte der Richter an Evert v. Ekell und Johann v. Tulen, Bürgermeister von Brilon. Diese wiesen darauf mit Folge für Recht: Hinrik Kracht könne mit seinen schlichten Worten die Briefe nicht widerlegen, sondern nur mit Recht. Zugelassen ward das Urtheil von den drei Freischöffen Gödert de Wrede, Johann Voigt zu Ahusen und Herman Budde, Freigraf zu Osnabrück.

Hierin geschlagen, ließ Hinrik Kracht durch seinen Fürsprech um ein Urtheil bitten, ob er darunter leiden solle, wenn die vor einem Freistuhl anhängig gewordene Sache auf die Gelovesbriefe und Bürgschaft hin, nicht nach Freienstuhls Rechte, von dem Stuhle abgegeben sei. Darüber ward das Urtheil an Dietrich v. Hanxleide und Thieleman Kukelheym, Bürgermeister zu Emden, gestellt. Sie wiesen unter Folge für Recht: hätte Hinrik Kracht nicht seine Zustimmung dazu gegeben, daß die Klage anderswohin verwiesen werde, so solle er des


1) So hatte 1460, September 4, der Freigraf zu Brakel Dietrich v. Bodberg des erzwungenen Eides ledig erkannt. (S. die Urkunde im Anhange.)
2) breue vnd instrument auch vorher; von den genannten Fürsten kann aber nur Eine Urkunde in Frage kommen.
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genießen. 1 ) Auch dies Urtheil ließen drei Freischöffen zu: Evert v. d. Broke, Hinrik v. Berinkhusen und Herman Middendorp, Freigraf zu Münster.

Dagegen ließ der wismarsche Sachwalt das dritte Urtheil fragen, ob Hinrik Kracht schuldig sei, der Stadt ihre Kosten und ihren Schaden zu ersetzen, da die vorgelegten Urkunden als von Macht erkannt seien. Das Urtheil wiesen Wigant v. Hanxleide und Gert Krösener zu Geseke unter Folge dahin, er sei schuldig, Ersatz zu leisten. Drei schildbürtige Freischöffen Güntherman v. Plettenburg, Heidenrich v. Enße genannt Schneidewind und Tonies Schurman ließen es zu.

Sonach war die Entscheidung durchaus zu Ungunsten des Hinrik Kracht gefallen. Er blieb nach dem Spruche an seinen Eid und seine Urfehde gebunden. Das mittlere Urtheil mochte ihm ein Trost sein, aber auch danach hätte er erst erweisen müssen, daß er in die Abgabe des Processes nicht gewilligt habe, was er schwerlich konnte. Brauchbarer als das mittlere Urtheil für Kracht war für die Wismarschen das letzte. Aber dennoch ist es wahrscheinlicher, daß sie nichts erhalten haben, als daß sie zu ihrem Gelde gekommen sind, da wir annehmen müssen, daß ihr Gegner vor Beginn seines Processes bei den Vemgerichten alle Beziehungen zu der Stadt sorglich wird gelöst haben. Gering waren die Unkosten nicht und mit den 200 rheinischen Gulden, deren Ersatz man am 22. August beanspruchte, kaum zu hoch berechnet, wenn wir bedenken, daß allein der letzte Gerichtstag nach einer erhaltenen Abrechnung 2 ) 41 rheinische Gulden kostete. Fast scheint es, als ob Hans Dudenborch die Sache später wieder aufgenommen hat. Leider ist aber nur ein kurzes Regest 3 ) erhalten.


1) Nach dem im Dortmunder Kapitel 1430 gefundenen Weisthume sollte der Angeklagte, der in gehöriger Weise zu Rechte stehn wollte und das verbürgte, von weiterer Verfolgung frei sein. (Lindner, Veme, S. 226.) Noch im selben Jahre übrigens widersetzte sich der Freigraf Clawes Düker der Abforderung einer Sache und behauptete, Sachen, die man im heimlichen Gerichte richten solle, gebühre sich nicht aus der heimlichen Acht vor offene Gerichte zu ziehen oder in gemeine Tage, und beharrte auch darauf. (Thiersch, Vervemung Herzog Heinrichs von Baiern, S. 122, 125, 131. Angeführt von Lindner, S. 435, 554). Gemäß der Frankfurter Reformation mußte unter den Bedingungen des Dortmunder Weisthums der Abforderung nachgegeben werden. Wächter, Beiträge, S. 189. Vergl. auch das Urtheil des Freistuhls zu Brakel 1460, September 4 (im Anhange). Uebrigens hatte Kracht seine Einwilligung in die Abforderung gegeben.
2) S. im Anhange.
3) Schreiben der Freigrafen zu Wartberg an Bürgermeister und Rath in Sachen Hans Dudenborgs gegen die Hutmacher zu Wismar 1494; Schreiben derselben an das Amt der Hutmacher in gleicher Sache 1495. Der Verbleib der ehemals in Händen des Prof. Crain befindlichen Urkunden ist unbekannt.
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Wenn sonach die strengsten in der Bürgersprache angedrohten. Strafen nicht hinderten, daß Bürger gegen Mitbürger und Obrigkeit die Veme anriefen, und wenn bei den Vemgerichten so leichtfertige Klagen anzubringen Gelegenheit war, wenn es nur durch Vermittlung des Stuhlherrn zu erreichen war, daß der Freigraf bei Erfüllung aller Bedingungen der Frankfurter Reformation von 1442 die Klage an den zuständigen Richter wies, und dann noch der Kläger einwenden konnte, er habe seine Zustimmung dazu nicht gegeben, und der Kapitelstag das Urtheil fällte, ohne solche Einwilligung sei die Verweisung nichtig: dann war es hohe Zeit, gegen den Mißbrauch der Vemgerichte neue Schranken zu ziehen oder die alten zu erneuern und aufrecht zu halten. Es dauerte auch nur wenige Jahre nach Austrag des Krachtschen Processes, daß Kaiser Maximalian zu Worms 1495 eine neue Reformation verkündete. Noch aber ward den Vemgerichten nicht verboten, sich mit auswärtigen Sachen zu befassen, vielmehr wurden sie aufs neue anerkannt als gegebene Instanzen bei Rechtsverweigerung und Rechtsverzögerung, nur ward ihnen geboten, der Abforderung durch den ordentlichen Richter nachzugeben bei Strafe von 20 Mark löthiges Goldes, und wurden Schritte diesem Statute zuwider für ungiltig und nichtig erklärt. In demselben Jahre, 1495 Juni 28 erwirkte sich Herzog Magnus von Meklenburg einen Schutzbrief 1 ) wider die westfälischen Gerichte, wie solche auch für Bayern und Württemberg ertheilt wurden. 2 ) Möglicherweise haben die Krachtschen Händel einigen Anlaß dazu gegeben, aber auch sonst hatten die letzten Jahrzehnte unbequeme Berührungen mit jenen Gerichten gebracht. 3 ) Trotz dieses Schutzbriefes blieb man jedoch nicht unbehelligt, vielmehr sahen sich die Herzoge Heinrich und Albrecht im Beginne des Jahres 1512 vielleicht in Rücksicht auf die Dudenbergschen 4 ) Streitigkeiten veranlaßt ein Mandat 5 ) gegen die westfälischen Gerichte zu veröffentlichen, während gleichzeitig auf dem Reichstage zu Trier ein Antrag auf ihre Aufhebung gestellt ward. 6 ) Aufgehoben wurden diese Gerichte nun zwar nicht, aber die wachsende Macht der


1) Transsumt des bischöflich ratzeburgischen Generalofficials Herman Winterpoell von 1510 März 27 im wismarschen Raths=Archive. Chemnitz bei Gerdes, Nützliche Sammlung, S. 623. Rudloff, Mecklenburgische Geschichte II, S. 987.
2) Lindner, Veme, S. 525.
3) Hofmeister, Jahrb. 54, S. 205 Rudloff, Mecklenburgische Geschichte II, S. 987.
4) S. oben S. 27.
5) Hofmeister, Jahrb. 54, S. 202 - 204; übrigens gedenkt Rudloff, Neuere Geschichte von Mecklenburg I, S. 337, des Mandates.
6) Wächter, Beiträge, S. 144. Wigand, Femgericht, S. 540, Anm. 168.
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Landesfürsten und das Kammergericht drängten sie rasch zurück, und schon im Jahre 1516 fand man es in Meklenburg überflüssig, der westfälischen Gerichte in der Polizeiordnung auch nur zu gedenken, während man sich der Uebergriffe geistlicher Gerichte noch zu erwehren hatte. 1 ) Was Wismar belangt, so scheinen Hinrik Kracht und sein Schwiegersohn die letzten gewesen zu sein, die diese Gerichte gegen die Stadt oder ihre Bürger angerufen haben.

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Urkunden.

I.

1440, Juni 30. [Schildesche.]

Der Freigraf Konrad Stute vervemt auf die Klage Johann Rekardings benannte Bürgermeister, Rathmannen und Bürger der Stadt Wismar.

Ick Conrait Stute, vrijgreue des hillighen romschen rikes vnde des irlufftigesten vnde hoegheboren ffursten vnde heren hern Gerardes to Guilke vnde Berghe hertoghen vnde greuen to Rauensberge in der herschopp van Rauensberge, 2 ) enkenne vnde betuge vor allen vrienbencken vriengreuen vrien vnde vrienschepen, dat ick hebbe bezeten vnde bezät dess romschen koninges st oe l in der hemeliken achte des hillighen rikes in den jaren vnsses heren, alse men screff dusentverhundert vnde vertigh jaer, des neisten mandages na sunte Antonius daghe, dar vor my is ghekomen an de koningliken dinxstät vnde vrienstöl to Schildesche, belegen in der herschopp van Rauensberge 2 ) vorgescreuen, de ersame Johan Rekardingk, in vortiden borgher to (to) Heruorde, vnde was swerliken clagende ouermiddest synem ghebeden ghewunnennen ! vnde toghelaten vorspraken ouer eyndelss borgermester ratman vnde borgher der stät Wismar also nemptliken Hinr. Daruesouw Peter Wilde Petir Luste Gert Welsyn Gert Stubbe Otbart Ludestorpp Hermen Rampe Hermen Cropelyn Johan Zasse Johan Kertzeb oe m Hinrich Peill Johan Otbracht Johan Werckman Hermen


1) Abdruck der Polizeiordnung von Groth in Jahrb. 57, S. 285 § 10.
2) Abgekürzt Raue n mit Querstrich .
2) Abgekürzt Raue n mit Querstrich .
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Vrome Hinrich Wezebom Hinrik Knute Hermen Biter Johan Halenbeke Albert Voirt schipper Bomgarde schipper Gronuart Hermen van Oldendorppe Reyneke van Leiden Hinrick Kyndeman Johan Kyndeman Gert Amesuort Jacob Junge Lubertus Stolscriuer vnde Rekart Hagheman, welke claghe sick ho eir liff vnde ere was andrepende vnde na ghezette vnde rechte des hilgen rikes hemeliken achte veymwrogich ghewiset vnde irkandt wart, vnde wan my aldar aff mit ordelen vnde mit rechte de vorbenomden gelick vnwetene lude to vorbodenne, so sick dat geborde. So hebb ick de vorbenomden vorbodet an de koningliken dinxstat vnde vrienstoll to Schildesche vorgescreuen vor eyn openbar gherichte nemptliken vpp den anderen dinxedagh na der hilgen hochtijt Paschen nu erst vorgangen, dar ze nicht en weren offte nemant van erer wegen vullmechtich dar en hadden en ere liff vnde ere to vorantwerende, vnde also dem hilgen rike vnhorsam vnde dem kleger vorgescreuen nederuellich synt gheworden. So quam vpp dessen vorbenompten dinxedagh Johan Rekardingk vorbenompt ouermiddest synem toghelaten vorspraken vnd eschede gherichtes ouer desse vorbenomden, dar ick emme to staden moste, vnde opende alldar syne clage ouer desse vorbenompten vnde wolde swerlike vnde honlike rechtuorderinge kegen de gevordert heben 1 ) de to vorvorende, dar he sick to ghekneyt vnde ghetogen hadde, also geborlick is. Dar do vor beden de ersamen borgermeistere vnde rat to Biluelde mit anderen erberen des hillighen rikes vrienschepen vnde enne des eyne vorlenginge kregen van der tijt vorgescreuen wente des neisten dinxedages na sunte Bonifacius daghe nu neist vorleden, vpp welkem daghe vorgescreuen de vorbenomden van der Wysmar auer nicht en weren in mathen vorgescreuen. So quam Johan vorbenompt vnde eschede auer de ergenanten gherichts vnde ene to rechte to stadenne vnde sick auer darto beredde se to vorvorende, zo ze emme to velen tijden vnde nöch ere vnde rechtes vorbleuen. Dar auer de ersamen borgermestere vnde rat to Biluelde vnde de erber vrome knape Lambert van Beuissen, amptman der herschopp van Rauensberge, 2 ) vor beden vnde enne des noch eyne vorlenginge kregen van dem vorgescreuen daghe wente des neisten donredaghes na sunte Peters vnde Pauls daghe der hillighen apostell, auer n u neist vorgangen, vnde


1) heb n mit Querstrich .
2) Raue n mit Querstrich .
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den van Wyssmar dat vnde eren inghezeten weren scriuende. Dar ze allet nicht vpp gheachtet heben 1 ) vnde solker vorbiddinge vnde vorlenginge van daghen to daghen vorgescreuen, vmme god vnde den koningk vor ze gedayn, so vorgerort is, van der handt gheslagen heben. 1 ) So is dan de vorbenomde Johan Rekardingk vpp datum desses breues vor mi ghekomen an den vorgerorden vrienstoll to Schildesche to rechter richtetyt daghes vnde leyt my vraghen vormiddest synem vorspraken, offt ick emme ouk der vorbodinge mit den vorbenomden van der Wyssmar vnde den ! vorlengingen 2 ) van bede wegen vorbenompt van tijden to tijden in mathe vorgescreuen, emme doch alle tyt vnhinderlick syner rechtuorderinge, also tostonde. Des ick emme also tostont vnde enkentlik was. So reypp he my do än vnde eschede van my by mynem eyde, dem hilgen rike ghedayn, auer de vorbenomden van der Wissmar to richtenne. So esschede ick de vorbenomden bij eren dopelnamen in osten, int westen, int s u den vnde int norden dre warue vnder eynss bij erem halze koir vnde hogesten wedde, dar ze dem hilligen rike my vnde allen vrienschepen in der beclageden oueldat nederuellich ane gheworden synt, offt noch jement van erer wegen dar were en noch ere liff vnde ere to vorantwerende. Nademme de vorbenompten beclagheden dar nicht en weren offte nement van erer wegen in mathe vorgescreuen, so leyt de vorbenomde kleger darna ouermiddest synem vorspraken vraghen eyns rechten ordels vndir koninges banne, wo he zyne klage to rechte betugen vnde bewarden zolde, dat he synen ghehuldeden scheppeneneyden 3 ) vulldede, koninges banne vnde des hilligen rikes rechte, vnde de vorbenomden beclageden nicht en vorkorttede. Dar wart vpp ghewiset, de kleger vorgescreuen zolde sick bereden blotes houedes vnde zetten zick vor des koninges bänck vor my vrigreuen vorbenompt an de kne vnde leygen twe vynger vthe syner rechteren handt vpp dat swert vnde den r ee p. Dem he also dede. So stauede ick emme eynen eyt ludende aldus, dat de vorbenomden beclageden vmme der oueldat an emme ghedayn, so ze emme to velen tyden ere vnde rechtes weren vnde synt vorbleuen, so syn de des koninges vyande, des hertogen vyande, aller vrigreuen vyandt vnde aller vrienschepen


1) heb n mit Querstrich .
1) heb n mit Querstrich .
2) Abgekürzt.
3) schēpenē.
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vyant vnde heb[e]n vmme alsolker oueldat des repes wall vordenet, dat emme göt so helpe vnde de hilligen. Dat na synem eyde desse nabescreuen seysse echte rechte vriescheppenen 1 ) nemptliken Hinrich van dem Haghen Hermen Stacius Hinrich Vkeman Hermen Ald ae gh Albert Polman vnde Hermen Poth oe ff ouk also wardeden vnde stauedes eydes weren swerende in dessir wise: den eydt, den Johan Rekardingk n u nelkest ghesworen hefft, dat de sij recht reyne vnde nicht ghemeyne, dat juw göt so helpe vnde hilghen. Darna esschede my de vorgescreuen kleger vormiddest synem vorspraken bij mynem eyde, dem koninghe gedayn, de lesten sentencien der v ee me ouer de vorgescreuen beclageden oueldedere ne[m]ptliken Hinrich Daruesouw Petir Wilde Petir Lüste Gert Welzyn Gert Stubbe Otbart Ludestorpp Hermen Rampe Hermen Kropelyn Johan Zasse Johan Kertzebom Hinrich Peyl Johan Otbracht Johan Werckman Hermen Vröme Hinrich Wezeböm Hinrich Kn u te Hermen Biter Johan Halenbeke Albert Voirt schipper Bomgärde schipper Gronuart Hermen van Oldendörppe Reyneke van Leyden Hinrick Kyndeman Johan Kyndeman Gert Amesvort Jacob Junghe Lubbertus Stolscriuer vnde Rekart Hagheman. Dat ick also dede vnde van myner eyde wegen nicht laten mochte in dessir wise: de beclageden vorwunnenen vorrichteden manne alle vorbenompt neme ick vrigreue vorgescreuen vth allen vreden rechten vnde vrigheiden, de pawesse vnde keysers gesat vnde bestediget heben 2 ) zetten vnde bestedigen vnde vort ffursten heren ritter vnde knapen scheppenen 3 ) vnde vrien beswarn heben 2 ) vnde besweren, vnde zette ze vth allen vreden van allen rechten vnde vrigheiden vorgescreuen in des romschen koninges ban vnde wedde in den hoghesten vnvrede vnde geue ere liff allen vnredeliken deren vnde voghelen to vorterende vnde beuele ere zele in godes ghewält. Dar sulues gaff ick vrigreue mit mynen scheppenen 3 ) teken vnde schyn der vorgescreuen sentencien der vëme, also sick dat in demme rechten ghebörde. De sulue vorsprake des klegers vorgescreuen vraghede vorder eyns rechten ordels vndir koninges banne, nademme desse vorbenomden Hinr. Daruesouw Petir Wilde Petir Luste alle in mathe vorbenompt beclagheden vorrichteden vorvorden vorvemeden manne vndir koninges banne to rechte


1) -schepēnen.
2) heb n mit Querstrich .
3) schepenēn.
2) heb n mit Querstrich .
3) schepenēn.
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vorwunnen synt, offt de jenige scheppen anquemen vnde de bekrechtigen konden, wo ze mit den varen zolden, dat [se] eren eyden vulldeden koninges ban to sterkende. Dar wart vpp ghewiset, men zolde en stricken eynen rep offt eyne weden vmme den hals vnde hoyn de vpp van der erden an de lucht, zo men hoghest mochte. Vorder vraghede de vorspräke eyns ordelss to rechte vnder koninges banne, offt de vorgescreuen vorvemeden jement vordegedingende beschermende offte beschuddede, wo men myt den gennen varen zölde. Dar wart vpp ghewiset, den offte de zolde men holden vnde mit enne vortvaren ghelick den vorvemeden sakewolden. Do desse vorgescreuen klaghe gherichte ordell vnde vëme gingen vpp datum desses breues tijde vnde stede in mathe vorgescreuen, dar weren an vnde ouer erberen echten vrienschepen genoch nemptliken Johan van dem Rede de elder Johan Stute Hermans Wernekingh Wessell Hanenbom Ludiken van Grest de junger Johan van dem Rede de junger Euerhardus Bolte Hermen Stakebrant Hermen tor Linden Diderik van Hoxer vnde veler andern des hilligen rikes echten rechten vrienschepen, de dat vorgescreuen gerichte mede bestonden vnde behorden. Desses to tughe vnde in eyne orkunde der warheit so heb ich Conrait Stute vrigreue vorbenompt myn ingesegel myt [den] ingesegeln der ersamen vnde beschedenen Johans van dem Rede borgermesters Johans Stuten Hermans Wernekinges Wessel Hanenbomes Ludiken van Grest des jungern Johans van dem Rede des jungern Euerhardus Bolten vnde Hermans Stokebrandes witliken neden an dessen breff gehangen. Datum et actum sub ano domini millesimo quadringentesimo quadragesimo fferia quinta proxima post ffestum beatorum Petri et Pauli apostolorum.

Dessen breff en sall nement lesen effte horen llesen, he en sii eyn vryg schepen des hyllyghen rykes.

Das Pergament ist nur einseitig zum Schreiben bereitet.

Angehängt sind 11 grüngefärbte, ehemals in Pergamentblättchen eingenähte Siegel:

1) im Schilde drei Wecken (Stuten). Umschrift: Sigillum • conradi • stuten.

2) im Schilde drei Rohrfahnen (?). Umschrift: s johan van dem rede.

3) Merk. Umschrift: Sigillum • johannis stute.

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4) Merk in einem Sechspasse. Umschrift: s • hermanni wernekinck.

5) in einem von einem übergeschneppten Dreipasse umschlossenen Schilde ein Hahn (?). Umschrift: S . . . . . ABOM.

6) Merk in einem von einem Dreipasse mit eingeschalteten Spitzen umgebenen Schilde. Umschrift: Sigillvm • lvdolsi • de • grest.

7) Schildzeichen unkenntlich. Umschrift: s • iohan • van • dem • [rede].

8) Merk. Umschrift unlesbar.

9) brennender Stock? Umschrift: S • herman [stokebrand].

10) im Schilde drei Bolzen. Umschrift: S • everharardi • bolten.

11) im Schilde drei Stierköpfe. Umschrift: S • diderice • de • hvxer ~ .


II.

1460, September 4. [Brakel.]

Johann v. Hülschede, Freigraf zu Brakel, verkündet ein Urtheil auf die Klage Dietrichs v. Bodberg wider den wismarschen Rath.

Ich Johan van Hulschede, eyn bewort richter des hilgen richs vnd eyn gehuldet frigreff der frien graschafft ! vnd frienstoils zu Brakel bij Dortmunde, don kunt, als ich dan claghen halb Diderichs van Bodberghe eyns echten rechten frienscheffen des hilgen richs vurzijts beschrieben vnd verboden heb laten die ersamen manne heren borgermestere vnd raid der stad Wismar vnd ir burger vnd in sunderheit heren Peter Langen - Johans her Hinrich Speck her Bertold Knorreken her Bernd Pegel her Herman Vrom her Herman Bijter her Vlrich Malchow her Diderich Wilde her Bertold Nyeman her Bertold Steynbrinck her Hinrich Langhen her Johan Wils her Reyneke van Leyden her Meynnard Ampsford vnd her Hinrich Wiltzijn, darumb daz sie den vorgnanten Diderich van Bodberch vnd Elsken syn eliche husfrow myt irer eigener gewald entweldiget vnd sunder gerichte vnd weder recht behafftet vnd in die boedelije heben 1 ) laten setten als mysdedige


1) hebn.
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lude vnd en wolden sie to neyner vnscholt entschuldinge oder sich to vorantworden, als recht is, nicht staden vnd heben 1 ) sie darenbouen vnuerschulder sake vt irer(er) stad verjaget vnd verdreuen kegen god ere vnd recht bouen dat, dat hey irer ticht vnd beschuldinge vnschuldich vunden sij, vnd heben 1 ) en ok hijrenbouen to vngeborliken gelofften vnd eiden genotiget vnd gedrungen myt harder vencknisse, myt vil mer worden, sich der clage vp den donresdach na sunte Egidius dage des hilgen abts dato 2 ) dijsses brieffs to vorantworden etc. Also betuge ich Johan frigreff vorscreuen vor allen irluchtigen eirwerdigen hogeboren fursten hern greuen edelen baronen ritteren knechten steden amptluden richteren voigten borgermestern reden allen ersamen friegreuen vnd echten rechten frieschepen dess hilgen richs, dat ich vp datum disses brieffs besat stat vnd stoill den frienstoll to Brakell myt ordell vnd recht gespannender banck, to richten, als frienstols recht is. Dar vor my kamen is Diderich van Bodberch eyn echt recht friescheffe 3 ) des hilgen richs vnd badt mich vmb eynen vorsprechen, des ich eme van gerichtes wegene gunde.

Also thoende hey vnd leit lezen die ware copie der citacien, darinne die vorscreuen van der Wismar geladen syn, vnd betugede, als recht is, dat den van der Wißmar die vorscreuen citacie in eyn des borgermesters hand tor Wißmar geantwart sij, vnd bad darumb eyns ordels, off die citacie icht geantwart sij, als frienstols recht is. Darup is gewist: ja. Darna bad my die cleger durch synen vurspreken dey vorgnanten verclageden van der Wißmar in dat gerichte to eischen, off sie dar icht weren oder eymand van erer wegen, die sey myt rechte vorantworden wolde, dat ich also dede, als recht is, eyne werff, ander werff, derde werff vnd veyrde werff auer recht. Also en weren sey dar nicht oder nyemand van erer wegen, sunder ich thoende vnd leit lezen eynen openen besiegelden brieff, van den erberen wisen hern borgermestern vnd raide der stad Lubeke vtgesand, vp pergament geschreuen, myt irer stades anhangendem siegele besiegelt, vor mynem huse vnd woninge vpgeslagen also gevunden hangende, inholden[de] dat de hern van Lubeke der van Wismar sake vor sich vordern als eyn houet der hense vnd ouerrichtere der van Wißmar, also dat ich my der sake entslaen vnd die


1) hebn.
1) hebn.
2) dat E .
3) friescheff E .
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vor sey wijsen solde etc. Darup vragede ik to behoeff aller frigreuen vnd friescheffen des hilgen richs eyns rechten gemeynen ordels, off eymand solliche swaer vemwroge clage, ingebracht vnd geclaget als recht is, myt sollichen sendebrieuen, dey geynen gelouen nicht in en hielden, vt des hilgen richs ouersten friengerichte to enigen anderen openbaren dagen oder gerichten trecken mogen, dat sey dar vtgedregen werde, sey en werde dar dan vtgetogen, als frienstols recht is. Darup is gewist myt gemeyner volge der frier schepen vor recht: men en solle noch en moge geyne vemwroge sake, in des hilgen richs ouersten friengerichte ingebracht vnd geclaget is, als recht is, nicht teyn noch wisen vp openbar gerichte ader dage vt to dragen, sey en werde dar dan vtgetogen, als recht is des frienstols. Darna is auer myt gemeyner volge der frienschepen vor recht erkant: nadem eyn ißlich der verclageden van der Wißmar sijn lijff vnd ere vp synen 1 ) richtlichen dagh nicht en heb vorantwardt, so sij eyn itzlich van en darumb dem gerichte in peen vnd bruch verfallen vnd verpent, als frienstols recht is, vnd der cleger heb darto sijn clage hinderteil kosten vnd schaden vp sij gewonnen, so groit hey den iromende thugende vnd warende wurde, als frienstols recht is. Den hey dan also geromet getuget bewaret vnd behalden hefft to guder achtinge vp twehundert lubesche marck, darto dat sey em wandell vnd bote doen sollen na syner eren noittrofft, as ! id sich gebort na ergangenen saken, als frienstols recht is. Darup is vorder erkant, off dey van der Wißmar dem clegere die erstanden erzugede summe gulden nicht betalen wolden in geborliker tijd, dat hey asdan, oder wey em darto hulpe, den vorscreuen verclageden van der Wißmar die vorscreuen erstanden summe gulden wol affmanen mochten an eren lijuen vnd guden to water to lande in richs steden heren steden vrijen steden vp tollen slossen merckden wibbolden ! dorfferen vnd vp allen enden myt der vorscreuen gerichtes penen, vnd an der maninge en solden de clegere syn helpere ader wer dat van erent wegen dede nicht freuelen noch doen, dat sey wer bettern oder buyssen durffe, tegen dat hilge riche oder sus tegen eymande anders, bisunder alle fursten heren grauen edelen baronen rittere knechte stede amptlude richtere vnd sus alle des richs vnderdanen sollen na frienstols rechte dem clegere synen helperen


1) synē.
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vnd wey dat van erent wegen dede bijstendich behulpen vnd toredich syn, den verclageden van der Wißmar de(r) erzugede[n] summe gulden ab zu manen. Ok is vorder erkant myt gemeyner volge vor recht gewist, ob eymand dem clegere oder sijnen hulffern tegen dijsse sijne erstanden recht wederstant dede freuelichen in versmehenisse dess hilgen richs ouersten friengerichtz rechte, daz die freueler vnd vngehorsamer dem clegere myt der seluen clage vnd erstanden rechte vnd dem friengerichte myt der seluen peen vnd bruch verfallen vnd verpeent sall syn, als den verclageden en dat ok aff to manen in maiten vorscreuen. Ok is vorder myt gemeyner volge vor recht erkant: nadem de ersame borgermestere vnd raid der stad Wißmar den vorscreuen meister Dideriche van Bodberch vmb pynliche clage to vnrechte heben 1 ) setten laten, der hey vnschuldich vunden is, vnd en darumb vorder to lofften eiden vnd verschriuinge gedrungen heben , 1 ) dat hey des geweltlichen vnuerschulden dranges loffte verschriuinge vnd eide nicht schuldich en sij to holden, vnd em dey ok nicht hinderlich syn en solle an synen lyue eren vnd gelympe.

Alle disse vorscreuen articule ordele vnd rechte synt togelaten bestediget veruolget, nicht wedersproken, dar vort ordel vnd recht ouer gevunden vnd gewist is, dat der nyemand wederspreken en sall noch en mach bij swaren penen des hilgen richs, dar ich ok myn orkunde vp entfangen heb, als recht is. Dar mit ouer vnd ane weren stantnoten des gerichtz myt namen die vesten vnd erberen Ernst van Mengede Herbert Tasche Egghart Goltsmet Hinrich Dorstelman Euert Draedtoger Lambert Loer Hinrich van Brakel Kirstien Wagenhalss Johannes Brekerueldt Johan im Sswanen Hinrich Mummart Hinrich to Bodeking Engelbert Koster Herman Heyderhoff Johan Stopinck Herman Bockeman Johan Benthem Hannes Bitebeir, eyn gesworen frijfroue dess vorscreuen gerichtz, vnd vill mer echten rechten frienschepen genoich. In orkunde disser vorscreuen punte heb ich Johan van Hulschede de frigreff vorscreuen van gerichtz wegen vort Euert Draedtogher Hinrich Dorstelman Johan van Luneren, wert to deme Swanen, vnd Engelbert Koster stantnoten alle vorscreuen sementliken vnse ingesiegele to tuge an dissen brieff gehangen. Datum ano domini millesimo quadringentesimo sexagesimo feria quinta post beati Egidij abbatis.


1) heb n mit Querstrich .
1) heb n mit Querstrich .
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Auf der Rückseite: condempnacio vrigrauij contra Wismarienses propter non comparicionem in primo termino cum condempnacione expensarum ad instanciam Dirick Botberges, non obstante quod littere caucionales fuerunt directe et fixe ante domum vrigrauij.

Auf grobem, nur einseitig zum Schreiben bereitetem Pergamente.

Angehängt sind fünf, zum Theil zerfallende Siegel in vollständig grün gefärbtes Wachs gedrückt:

1) Im Schilde ein quergelegter Zweig der Stechpalme (Huls) mit 3 Blättern (2/1). Vielleicht war der Schild von einem Engel gehalten. Umschrift (an der rechten Ecke des Schildes beginnend): s • joh. . . . . chede.

2) Besonders klein. Im Schilde ein Merk. Umschrift: s[igillum e]vert. . . . .

3) Hahn im Schilde. Helm mit wallenden Decken. Umschrift (rechts neben dem Schilde beginnend): s hinrich dorstelman.

4) Schwan im Schilde. Umschrift: S- IOh[ A ]N IN D e N SW A AN e .

5) Merk (?) im Schilde. Umschrift: [s en] gelbe . . . c ? vstos ?


III.

1467, November 26. [Bergfeld.]

Hinrik to dem Busche, Freigraf zu Bergfeld, spricht die Wismarschen, nachdem sie sich mit Herman Ramp vertragen haben, der Acht los.

Ick Hinrick ten B u sche, van keyserliker gewalt vrijgreue der herscop vrienstole to Rauensberge van beuele des h oe chgebornen fforsten vnnd heren hern Gerdes to G u like vnnd tom Berge hertoge vnnd greue to Rauensberge mynes gnedigen gnedigen leuen heren, do kund vnnd bekenne vor alswemme openbar betugende, dat vor my gekommen is dalingh vor den vrienst oe l to Berchuelde to rechter richtetijt dages, dar ick stede vnnd st oe l gecledet hadde rechter gespannener banck na vrienst oe ls rechte, Herman Rampe van der Wysm ae r vnnd leet seggen ouermyts sinem gewunnen vorspraken, dem ick enne in gerichte georlouet hadde, wo in geledenen tijden vor

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dessen vrienstole irschennen sy Herman Rampe vorscreuen, dar ick den st oe l gecledet hadde rechter gespannener banck na vrienstols rechte to richtene, ouer lijff vnnd ere, vnnd clagede clegelijken ouer de erbaren heren borgermestere vnnd rad vnnd gantze gemeenheit der stad ter Wysm ae r, wtgesecht alle geistlike personen vnnd wat beneden twelff j ae r oe lt vnnd bouen se u entich jar olt, man personen, wo geweltliken ze emme sines liues vnnd gudes entweldiget hadden, dat vor my na vrienstols rechte irkant wart veemwrogich to sine, dat ick vrijgreue vorscreuen ouermyts boden vnnd breuen, na vrienstols rechte wtgesand, den vorscreuen herren borgermesteren vnnd rade vnnd gantzer gemeenheit der stad ter Wysm ae r verkundigede primo, secundo, tercio peremptorie na vrienst oe ls rechte, vp zecker termine na der breue ynneholde, en getekent, ere vulmechtigen dar to zendene ere lijff vnnd ere na vrienstols rechte tegen den vorscreuen cleger to verantwerne ! . Alse do de termine vmme quemen ad hoc deputati, clagede de vorscreuen cleger; dat doch ten besten borgermestern vnnd rade vnnd gantzer gemeenheit der stad ter Wysmar verlenget w ae rt; ten lesten wan de vorscreuen cleger myt ordelen vnnd rechte vnnd verwan de vorscreuen heren borgermestere vnnd rad vnnd gantze gemenheit vorscreuen na vrienstols rechte echtlos rechtlos vnnd vredel oe s vervemmede veru oe rde vnnd verachtede se (vnnd na zate des groten keyser Karoli) 1 ). Des ze allet lange tijt nicht en achteden, dar ze gode vnnd dem hilligen rijke na ynneholde der reformacien vnnd mynem st oe lheren in grote zware pene na vrienstols rechte veruallen sin. Yodoch dem almechtigen gode to loue vnnd dem hilligen rijke ten eren de vorscreuen borgermestere vnnd rad vnnd gantze gemenheit der stad ter Wysmar vorscreuen sin to bekantnisse gekommen vnnd sick myt den vorscreuen cleger vereiniget vnnd verdregen, des de vorscreuen cleger tosteit, is my na vrienstols rechte irkant myt vmbeschuldenen ordelen vnnd vmme bede des vorscreuen clegers also, dat ick ze van keyserliker gewalt wegene myt des clegers v u lborde na vrienstols rechte absolu ee r, vnnd alle de processe darvp geg ae n, watterleye de ock sin, sollen ouermyts dessen mynen besegelden breue casseret vnnd annichileret wesen, vnnd zette ze wedder in den vrede van beuele mynes ampts, dar ze god vnnd das hillige rijke na zate des grot(er)en keyser Karoli er der vorscreuen clage mede


1) () sollte wohl zwei Reihen tiefer stehn, hinter reformacien.
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gevriet hadden, in dem namen des vaders vnnd des zonnes vnnd des hilligen geistes. Hyr weren mede an vnnd ouer Wylhelm de voget der herscop to Rauensberge Wylhelm Blome Micheel Bonyngh Detmar Querner vnnd velle guder lude genoch. In eyn getuch der warheit heb ick vrijgreue vorscreuen myn ingesegel an dessen breff gehangen. Datum anno domini m° cccc° sexagesimo septimo des donredages na sunte Katherinen dage.

Auf formlosem Pergamente. Auf der Rückseite: absolucio Hermanni Rampen. Angehängt ist das (zerfallende) Siegel. Schild unkenntlich, Helmschmuck ein Busch. Umschrift unlesbar.


IV.

1489, October 7. Siebenlinden.

Werner v. d. Sunderhus, Freigraf zu den Siebenlinden, ladet die Wismarschen auf die Klage des Hinrik Kracht zum 24. November vor sein Gericht.

Wettet richter borghermester scheppene vndt raidt borgher vnd inwonner enen itlicken myt sinem namen vnd thonaimen der stad Wijssmer, dat ick Werner van dem Sunderh ue ss van keyserlicher macht vnd ghewalt vrijgreue etc. vp hude dach, data desses breffs den vrijenst oe l vnder den Seuen lynden belegen in deme stichte van Monster vnd in deme kerspele van Laer mijt willen des stolheren mijt ordele vnd rechte becledet vnd ghespannender banck besetten hebe to richtene auer lijff eer vnd ghelymp in den vrijen apenbaren gherichte na vrijenstols rechte. Dar vor my ghekomen vnd erschennen is Bernt Kock eyn vulmechtich cleger vnd procurator Hinricke Cracht sinem natuirlicken mage van blodes weghene vnd clagede auermitz sinem ghewunnenen vorspraken sere swarlicken juwen lijffe eer vnd ghelympe sere hoe andreppende, wo dat gij ghehenget vnd mede belouet hebn, dat de hotffyltekers bynnen juwer staet siner dochter kyndelbedde vnd ampt, dar se van groten krancheiden ynne lach, geschynnet hebn myt weldiger vnd wapender hant vnd hebn dar enen knecht vth ghenomen vnd gheffangen, dar deme vorgenanten Hinricke grote vnghenade myt kost vnd schaden ane gescheyn sij, vnd sprecken

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ok vp dat hilge rijke vnd alle echte rechte vrijschepene, de dat hilge rijke hebn belouet vnd besworen, vnd vernichten dat ghenne, dat pauwes vnd keyser van notsaken desser welt ingesat vnd bestediget hebn, dat allent ghescheyn is weder got eer vnd recht, darvmme desse vorscreuene clage auer juw mijt ordele vnd rechte gheffuinden vnd ghewiset is vor deme vrijenstolen tho richtene. Soe hefft my de vorscreuene cleger vnd procurator mijt ordele vnd rechte affghewonnen, dat ick juw darvmme eysschen verscriuen vnd verboden mot laten, als sick gebort na vrijenstols rechte. Soe ghebeyde eyssche vnd mane ick jw van weghene myns vrigreuen ampts vnd van macht der vrienstole vnd legghe juw enen stefflicken richtliken plichdagh in crafft desses breffs vnd myne boden vpten nesten dinxedagh nest na sunte Clements dach nest tokomende 1 ) vor den vorscreuen vrienst oe l vnder den Seuen lynden tho rechter richtetijd daghes, vnd verantworden alsdan dar juwe lijff eer vnd ghelymp in den vrijgen apenbaren gherichte teghen deme vorscreuen cleger vnd clage, eder we alsdan der clage myt rechte tho done 2 ) sall hebn, vor my eder enen andern vrijgreuen, de alsdan den vorscreuen vrienstol mit ordel vnd rechte besittende 1 ) sal werden. Dar wettet jw wyslicken in dem besten na tho richtene, vp dat solk swar gerichte vermydet werde vnd de leste swar smelicke sentencie nicht auer jw gheworuen en werde. Ghescreuen vnder mynem segel vpten gudensdagh nest na sunte Remigius dach in deme jare vnsses heren m cccc lxxxixo

Werner van deme Sunderhuss,
van keyserlichir ghewalt vrijgreue etc.

An deme richter borghermestern scheppene vnd raidt borgher vnd inwonner der stadt Wijssmer mijnen guden ffrunde geschreuen.

Unter der Adresse von anderer Hand: prima citacio.

Auf Papier, das zusammengefaltet gewesen ist. Siegel fehlt.



1) Kome n mit Querstrich , besitte n mit Querstrich ; sonst ist im flectirten Infinitive n mit Querstrich häufig in ne aufgelöst.
2) ausgeschrieben.
1) Kome n mit Querstrich , besitte n mit Querstrich ; sonst ist im flectirten Infinitive n mit Querstrich häufig in ne aufgelöst.
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V.

1489, November 6. Wismar.

Magnus und Balthasar Herzoge von Meklenburg fordern die vor dem Freistuhle zu den Siebenlinden gegen die Wismarschen erhobene Klage von dort ab.

Wij Magnuß vnnde Baltasar gebrudere, van gods gnaden hertoghen to Mekelenborgh fursten to Wenden greuen to Swerin Stargarde vnde Roßtock etc. der lande herenn, doen kunth bekennen vnnde betughen apenbar in vnde mit dessem breue vor alßweme, watterleie stads eere vnnde werdicheit de sin, de ene zeen lesen edder horen lesen, vnde to sunderghen vor juw ersamen Werner van dem Sunderh ue ß van keiserliker gewald vrigreuen etc. des vrijenstoels vnnder den Souen linden beleghen in dem stichte van Munster in dem kerspell van L ae r, dat de ersamen borgermestere vnde ratmanne in dem namen eerer alle ok borgheren vnde inwonren vnser stad Wißmer vpp datum desses breues sint vor vns irschenen vorbringhende vnde thogende ene citacie, darinne gij en vpp vnde van claghe eyns genometh Bernd Kock klegher vnde procurator Hinrick Krachts gesworne borger tor Wißmer vor juw vor dem vrijenstole vorbenomet vpp den negesten dinxtedach na sunte Clementes daghe negest komende to rechter richtetidt dages geladen hebben, vnde wante denne de suluen vnse borgermestere ratmanne borghere vnde gemeente sodaner sake haluen in juwer citacien bestemmet nye vor vns geborliken iß voruolghet noch rechtes to pleghende geweigert, sunder zijck in erer aller namen vorbestemmet vpp datum van dessen vor vns alse eren ordentliken vnde geborliken richteren to eren rechte vnde aller bildicheidt gebaden hebben dem obgnanten klegher edder deßhaluen sinem vulmechtigen vnuortaghert to donde in vruntschop vnnde rechte, so vele zee van eere vnde rechte mogen plichtich sin, darto wij see ok vorbeden vnde erer vullmechtich wesen willen in krafft desses breues, so zee dat ok dorch twe louenwerdighe gude manne in vnsen landen erffsettenn mid enem geloues breue na inholde der konyngliken reformatien hebben vorwisseth vnde vorborgheth. Worup is vnse fruntlike bede vnde beghere, gij hirup de sake in juwer citacien beruret vor vns alse des beclageden parthes geborliken vnde ordentliken richteren wisen vnde remitteren, wante wij dem obgnanten klegher

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edder sinen vulmechtigen rechtes auer de vnsen vorgnant behelpende willen sin, worto wij vnns gutwillich to zinde vorbeden in krafft desses breues, hebben wij ok deshaluen dem suluen klegher sinem vulmechtigen edder de hee mit sijck bringende werdt gegeuen vnde jegenwordigen geuen eyn zeker vast veilich vnde strack geleide an vnde aff vor vns de vnsen vnde alle, der wij mogen vnde schalen mechtich zin vnde de vmme vnsen willen don vnde laten willen vnde schalen, sunder argelist. Hir juw geborlick inne to hebben vnde hirenbauen tegen dat innehold der konningliken reformatien, to Ffranckfordt gegeuen gesettet vnde geordineret in den jaren vnses heren dusentverhunderttwevndeveftich ! an vnser leuen frouwen auende assumpcionis, vnbeswart to latende vnde auer see nicht to procederende, vorschulde wij na gebore gerne, wante gij woll wethen vnde besynnen mogen, wo gij hirenbauen richteden vnde procedereden, dat sodane denne eyn vngerichte van nenem gewerde krafftloeß vnde machtloß were na inholde der vorberureden reformatien vnde gij vnde de kleger vnde welke meer derweghen in pine vallende wurden, dat jw swarliken bekomen wolde, welk vns leeth were. Hirumme begheren wij desses juwe bescreuen antwerth, dar de vnsen vorbenomet zijck na richten schalen, bij dessem jegenwordigher ! brieffbringher vnnsen geswarnen baden to desser sake vthgeferdighet. In ghetuchnisse der warheidt hebben wij Magnus vnde Baltasar hertoghen vorgnant vnse ingeseghell bij eynander mid gantzer wisschopp benedene hethen henghen an dessen brieff, geuen vnnde screuen bynnen der Wißmer na gods borth veertheinhundert darna in deme neghenvnndeachtigesteme jare ame vrigdaghe na alle gades hillighen daghe.

Auf Pergament. Angehängt sind zwei hinten eingekerbte Siegel mit rothen Platten.

1) in einem Dreipasse 3 Schilde: oben der Stierkopf, unten rechts der Greif, unten links getheilt. Umschrift auf einem umgeschlungenen Bande links vom oberen Schilde beginnend: S. Magni ducis magnopolē comitis zwe.

2) Der geschweifte Schild ist getheilt und im obern Felde gespalten. Oben vorn der Stierkopf, hinten getheilt; unten der Greif. Auf dem in kühnen Windungen herumgeschlungenen Bande: s dvcis baltasaris magnopolensis.

Auf der Rückseite: littera saluiconductus principum.


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VI.

1489, November 26. [Siebenlinden.]

Der Freigraf Werner van dem Sunderhus ladet auf die Klage Hinrik Krachts die Wismarschen zum zweiten Male vor seinen Richterstuhl.

Wettet richter borgermester raitmanne borgher vnd inwonner vnd de van mannes kunne sementliken vnd einn itlick[en], de van twelff jaren olt sint, wo gij de namen vnd thonamen vp der doepe entffangen heb[e]n, der stadt Wyssmer, dat ick Werner van deme Sunderhuss, van keyserlicher macht vnde ghewalt vrijgreue etc., vp hude dach data desses breffs den vrijgenst oe l, belegen in deme stichte van Monster in deme karspele tho Laer vnder deme Seuen lynden belegen is, myt willen des stolheren mijt ordel vnde rechte becledet vnde gespannender banck besetten hebe in deme vrien apenbaren gherichte tho richtene auer lijff eer vnd ghelymp na vrijenstols rechte.

Daer vor my ghekomen vnde erschennen is Berndt Koick, eyn vulmechtich cleger vnd procurator Hinrick Kracht, vndersate des ghestichtes van Monster vnde sinen natuerlicken maech van blodes wegene, auermitz sinem ghewunnenen vorspraken vnd clagede sere swerlicken juwe lijffe eer vnde ghelymp sere hoe andrepende, soe wo dat ick juw dorch sine mercklicke claghe jw in uorghangen tijden vor deme vrijenstol vorscreuen vormitz mijnem besegelden vorbotz breue hedde dagen vnde enen stefflicken richtedagh in der citacien na vrienstols rechte leggen laten als nementlick vp deme dinxedagh nest na sunte Cleme[n]te dage vor den vorscreuen vrienst oe l, bynnen alsolker vorbodinge gij myt twen juwen ffrunden den seluen houetsaken Hinricke Kracht heb[e]n besant tho Rosseborch vnd myt valschen loghenachtigen bottschopen an em vorsocht vnd ghetoüet, dat gij juwe vrunde by em schicken wolden vnde vmme de clage to vruntschopen van em scheyden, des Hinrick Cracht oren valschen logenthaligen worden thoghelouet hefft, vnde em also langhe ghetouet myt worden, dat he sinen betekenden richtedagh vor den vorscreuen vrienst oe l nicht holden en konde. Ok so was ick vrigreue vorscreuen vp den stefflicken richtedaghe dorch beuel myns stolheren to solker stede, dat ick dorch noet des waters tho deme richtedage nicht komen en konde. Darvp so

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hefft de vorscreuen cleger vnde procurator sine erste clage weder opent int gherichte vormitz sinem gewunnenen vorspraken, wo dat gij ghehenghet vnd beleyuet heb[e]n, dat de hoetffilters bynnen juwer stat siner dochter kyndelbedde vnde in dem hilgen ampte, dar se van groten krancheiden inne lach, gheschynnet heb[e]n myt weldiger vnd wopender hant vnde heb[e]n dar Hinrix knecht vt ghenomen vnde ghevangen, dar deme vorscreuen Hinricke grote vngenade myt kost vnde schaden vp ghekomen is, vnde sprecken ok vp dat hilge rijke, dat pauwes vnde keyser bestediget heb[e]n vnd al echten rechten vrijenschepenn beuolen to warne vnde tho vermeren na al ore macht, vnd heb[e]n Hinricke ok mer dan eens sünder richt vnde recht vth juwer stat ghejaghet vnd verdreuen vnd heb[e]n dat allent ghedaen teghen got eer vnde recht. Welker vorscreuen claghe vnde ansprake mijt rechtem ordele auer jw gheffvnden vnd ghewiset wort vor deme vrijenstolen tho richtene. Soe hefft my de vorscreuen cleger vnde procurator myt ordel vnde rechte affghewunnen, dat ick jw darvmme eysschen vorscriuen vnd verboden mot laten, als sick gebort na vrijenstols rechte. Soe ghebeyde eyssche vnde mane ick jw van weghene myns vrijgreuen ampts vnde van keyserlicher macht der vrienst oe le vnde legge jw enen stefflicken richtliken plichdagh in crafft desses breffs vor den vorbenompten vrienstol vnder den Seuen lynden vpten dinxedagh nest na sunte Aghaten daghe der hilgen juncfrowen nest komende na datum dis breues tho rechter richtetijd daghes vnd gebeyde jw personlicken myt juwes selues lyffe aldar to komene in dat vrijge apenbar gerichte vnd verantworden aldar juwe lijff eer vnde ghelymp na lude der clage vnde na vrienstols rechte tegen deme vorscreuenen cleger vnde procurator oder we der vorscreuenen clage alsdan mit rechte tdone ! sall heb[e]n vor my eder enem anderen vrigreuen, de alsdan den vorscreuen vrienstol myt ordele vnde rechte besittende sall werden. Dar wettet jw wyslicken in den besten na tho richtene, vp dat de leste swar smelicke sentiencie ! der veme nicht auer jw gheffordert vnd gheworuen en werde. Gescreuen vnder mynem segel vpten donnersdagh nest na sunte Katharinen dage der hilgen juncfrowen in deme jare vnsses hern dusentveyrhundert neghen vnd tachtentich

Werner van deme Sunderhuess, van
keyserlicher macht vnde gewalt vrigreue etc.
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Auf der Rückseite: An dem ricchter borghermestern raitmann borgher vnde inwonner vnd al de van mannes kunne bauen twelff jaer olt synt der stat Wyssmer, wo gij namen vnde thonamen vpter doepe entffanghen heb[e]n, kome desse breff. - Ebenfalls auf der Rückseite: secunda citacio und: In die beati Thome vxor Hinrici Krachtes portauit hujusmodi litteram ad domum domini Gerhardi Losten et posuit eandem ad truncum.

Auf Papier mit Resten des schließenden grünen Siegels.


VII.

1489, December 3.

Drei Freischöffen bezeugen, dass an dem für die Wismarschen anberaumten Termine weder Freigraf noch Kläger am Freistuhle unter den Siebenlinden erschienen sind.

Wij Johannes Vernouwer canonicus to Dulmen Jasper van Schedelike erffsettenn to den Osthoue vnnde Hinrick Krumthungher borgher to Dulmen echte vrijschepenne des Romeschen riks bekennen vnnde betughen apenbaer vor alle den jennen, de dessen brieff seende lesende vnnde horende werden, watterleie staits vnde werdicheith de sin, dat wij ame dinxtedage na sunte Clementes daghe negest vorleden vor dem vrienstole to Laer in dem stichte van Munster vnder den Souen linden beleghen mid Hermanno Krumthungher clerico, van den ersamen rade borgheren vnd inwonren der stad Wißmer mit gelouesbreuen der durchluchtighen vnd hoechgeboren fursten vnd heren heren Magnus vnnd Baltasar gebroderen hertoghen to Mekelenborg etc. vor den gnanten vrienstoll to bringhende vthgeschickt vnd gesanth, to rechter richtetidt dages sint gewesen vnd irschenen, alsodane vorscreuen geloues breue na vrienstols rechte dem vrijgreuen to auerantwordende vnd vor to bringhende, hebben denne dar de rechte richtetid daghes samptliken vorbeidet vnd gewachtet, vnd noch vrijgreue edder klegher vppe den vorscreuen vrienstole is worden gefunden edder geseen. Worumme wij sodane afwesinghe des vrigreuen vnnd kleghers mit enen gecrutzigheden pennynghe na vrienstols rechte hebben beorkundighet in biwesennde der

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beschedenen Gerd Backelthueß vnd Johan Lindouwen borghere to Dulmen ok echte rechte vrijschepenne des Romesschen riks. Desses to getuchnisse vnnd merer beuestinghe der warheith hebben wij Johannes Jasper vnd Hinrick vorbenomet vnse ingesegele witliken na eynander benedene laten henghen an dessen brieff, geuen vnd screuen in den jaren vnses heren dusentveerhundertameneghenvndachtigesten ame donredage na sunte Andreaß dage des hillighen apostels.

Auf Pergament. Angehängt sind drei kleine Siegel in dunkelgrünem Wachse:

1) Im Schilde ein Merk. S, [d n mit Querstrich i] iohannis vernower.

2) Im Schilde anscheinend zwei Stierschädel. S-. . . . [V A N S c e D e L e K e

3) ganz verdrückt.

Auf der Rückseite: testimonium de absencia vrigrauij, quando non venit ad judicium nec Hinrick Kracht aut eius procurator etc.


VIII.

1490, Januar 9. Wismar.

Notariatsinstrument über die Aussagen Johann Dudenborgs betreffend den Ungrund der Krachtschen Klage.

In gades namen, amen. In dem jare na der borth des sulften dusentveerhundertneghentich in der achten indictien ame sonauende de dar was de neghede dagh des maents Januarij tor tertien tidt edder darbij pontificatus des alderhilligesten in god vaders vnde heren heren Innocencij van gotliker vorsichticheit paweß des achten in sinem sosten jare vor dem werdighen vnde vorsichtighen manne heren vnde mester Johanne Gronouwen in den geistliken rechten baculario vnde des erwerdighen in god vaders vnde heren heren Johanne bisschoppe to Raceborch officiali vnde staetholdere vnde in vnser apenbaren notariorum vnde tughe vndergescreuen jegenwordicheit sint de ersamen vnde vorsichtighen manne vnde heren Gerd Lost Bernd Peghel vnde Johan Hoppenacke borgermestere in ereme des rades borghere vnde inwonre der stad Wismer namen van der eynen vnde Johan Duden

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borgh borgher dar suluest van siner eghenen vnde Agneten siner eeliken husfrouwen wegene, den Hinrick Kracht nomet siner dochter man, van der anderen ziden irschenen vnde vorgekomen. Vnde de obgnanten borgermestere in erem vnde erer borgher vnde inwonre namen dorch den werdighen heren magistrum Gotfridum Perseualen erer stad sindicum vnde secretarium hebben vpdecken vorgheuen vnde dem obgnanten Johan Dudenborghe laten vraghen, offte hee edder sin husfrouwe Agneta Hinrick Krachte den raeth borghere vnde inwonre der stad Wismer vorbenomet vor de vrienstole edder anders wor to citerende vnde ladende in eren procuratorem hebbn ! gesettet vnde vulmechtich gemaket. Warto de vorscreuen Johan antworde, dat hee edder sin husfrouwe Hinrick Krachte to nenen saken hedden gemechtighet, ok van en jemande vor de vrienstole edder anders wor to citerende nicht en were mechtich gemaketh, Hinricke ok nene macht van erer wegene in nenen saken jeghen den raeth borghere vnde inwonre vorbenomet to hebbende tostünden. Vurder wart dorch den obgnanten mester Gotfridum Johanne vorgnant gefraghet, offt hee ok jenighe tosprake hedde gehath edder noch hedde teghen den vorscreuen raeth borghere vnde inwonre van schynnynghe berouynghe vnde entwedemynghe weghen, de siner husfrouwen in ereme kindelbedde vnde krame schalen gescheen vnde wedderfaren wesen, dat de raeth tor Wismer gehenghet vnde beleueth schale hebbn, so ene citacie dorch Werner vam Sunderhueß vppe vorforderinghe Hinrick Krachtes vnde sines procuratoris vthgesant dat vormeldet. Dar dan Johan vorbenomet to antworde vnde sede, dat hee to dem obgnanten rade borgheren vnde inwonren nene tosprake derwegen edder anderer sake haluen en hedde, ok Hinrick Krachtes knecht vth siner husfrouwen kindelbedde vnde krame nicht en were ghenomen, de raeth ok sodanß nicht en hedde gedaen noch doen laten bewillet edder bevulberdeth ! , sunder eyn genomet Hermen Klokow hedde(n) in vorledenen tiden vmme vndaeth vnde vorwerckinghe enen knecht mit rechte vppe Hinrick Krachts werckstede in der Kremerstrate belegen antasten laten, welker bode vnde werckstede doch van Hinricks huses vthghanghe vnde inghanghe was vnde noch were de veerde wonynghe, so dat hee edder sin husfrouwe derwegene mit dem rade borgheren vnde inwonren nenen vnwillen, sunder alle lieue vnde fruntschopp en wuste, vnde ok mit dem obgnanten Hermen Klokouwen fruntliken vnde

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gutliken in biwesende des vorscreuen Hinrick Krachts vor den obgnanten heren borgermesteren were in vorghanghenen jaren vorenighet vnde gesleten vnde sick an beiden tziden ghentzliken vorlaten vnde derwegene mit dem rade borgheren vnde inwonren vnde Hermen Klokowen vorgnnant 1 ) ok mit deme ampte der hoetuiltere anders nicht wen lieue vnde fruntschop en wuste, so hee apenbare seede tostont vnde bekande. Wart Johanne breider gefraghet, oft Agneta sin husfrowe vorbenomet Hinrick Krachts dochter were. Darup Johan vorbenomet antworde: neen, see Hinrick Krachts husfrouwen, vnde nicht Hinricks, dochter were; sin eelike vnde echte husfrouwe were vnde qweme Hinrick Krachte nicht to vordedinghende.

Vppe desse vorscreuen bekantnisse de 2 ) ergnanten heren borgermestere in erem ok erer borghere vnde inwonre namen esscheden vnde beden vns apenbaren notarien vnde vndergescreuenen schriueren, wij en dar eyn instrumentum 3 ) edder meer vp maken vnde gheuen wolden. Desse dinghe alle sint gescheen tor Wißmer in der groten schriüerije in dem jare indictien daghe maente vnde pontificatu so bauen gescreuen steith in jeghenwordicheit der beschedenen manne Hans Warendorpp Drewes Voß vnde Hinrick Runeman borghere tor Wißmer des vorbenomden Raceburgeschen stichts tughe hir sundergen tho gheesscheth vnnde ghebedenn.

Vnde ick Hermannus Krumthungher clerick des gestichts van Munster van pawesliker vnde keiserliker gewalt notarius vnde vor dem werdigen vnde vorsichtigen manne heren vnde mester Johanne Gronouwen officiali bauen gescreuen in desser sake apenbaer schriuer - - - ick mit dem beschedenen Johanne Beitzendorp clerike Lubesches stichts van keiserliker gewalt notarius vndergescreuen samptliken gheesschet - - - vnde darumme dit jegenwordighe apenbaere instrumentum mit myner eghenen hant geschreuen, ok mit mynen gewontliken signetum 3 ) namen vnde tonamen mede mit anhenghinghe des vorbenomeden heren officiaels ingeseghele getekent vnde beuestighet - - -.

Vnde ick Johannes Betzendorp - - -.

Die zweite Unterschrift von anderer Hand. Daneben die Zeichen der Notare. Angehängt ist das dritte im wismarschen Rathsarchive


1) Ueber der zweiten Silbe ein Strich.
2) Ursprünglich wohl der.
3) Abgekürzt.
3) Abgekürzt.
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im 15. Jahrhunderte beobachtete Officialatssiegel (mit rother Platte): Bischofsmütze mit Bändern im sternbesäeten Felde. Umschrift: Sigillvm • oficiolatvs razebbvrgēs ×

Dies Siegel ist von 1490 an wahrgenommen, das vorhergehende von 1423 - 1485, das erste, Masch unbekannte im Jahre 1422. Die Angaben bei Masch, Geschichte des Bisthums Ratzeburg, S. 706, sind ungenau.

Auf der Rückseite: Instrumentum secundi actus continens, quomodo Johan Dudenborch nomine sui et sue vxoris filie Krachtes fatebatur, quod Hinr. Kracht non fuisset ab eo neque sua vxore constitütus ad citandum aliquem etc. et quod ipse et sua vxor nullam haberent impeticionem contra Wisma[r]ien[ses] etc.


IX.

1490, Januar 13. Wismar.

Notariatsinstrument über die Aussagen Herman Klokows und Genossen betreffend die Ergreifung des Krachtschen Gesellen.

In gades namen, amen. In dem jare na der borth des sulften dusentveerhunderthneghentich in der achten indictien am midweken de dar was de drutteynde dach des maentz Januarij tor tercien tid edder darbi pontificatus des alderhilligesten in god vaders vnnde heren heren Innocencij van gotliker vorsichticheit pawes des achten in sinem sosten jare vor dem werdigen vnde vorsichtigen manne vnde heren mester Johanne Gronouwen in den geistliken rechten baculario vnnde des erwerdighen in god vaders vnde heren Johanne bisschoppe to Raceborgh staetholder vnde officiaell auer dat stichte Raceborgh vnnde in vnser apenbaren notariorum vnde tughe vndergescreuen jeghenwordicheit de ersamen vnde vorsichtigen manne vnde heren Gerd Lost Bernd Peghell vnde Johan Hoppenacke borgermestere in erem des rades aller borghere vnde inwonre namen der stad Wismer Raceborgesches stichts van der eynen vnde Hermen Klokow hoetuilter van der anderen zide sint erschenen vnde vorgekomenn. Dar de obgnante her Gerd Lost in ereme des rades borghere vnde inwonre namen vorbenomet dem vorscreuen Hermen Klokouwen

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vpdeckede vnde vorgaff, wo Werner vam Sunderhueß, vrijgreue des vrienstoels to Laer in dem stichte van Munster vnder den Souen linden belegen, ene citacie vppe vorforderinghe Hinrick Krachts vnde sines procuratoris schale hebbn vthgesant, darinne den raeth borgere vnde inwonre vorbenomet to rechte gedaghet vnde citeret, darumme dat see gehenghet vnde beleuet schalen hebben, dat de hotuilters bynnen erer stad siner dochter kindelbedde vnde in dem hilligen ampte, dar see van groten kranckheiden inne lach, geschynnet scholden hebben mid weldigher vnde wapender hanth vnde dar Hinricks knecht vthgenamen vnde gefangen, wo de citacie dat wider heft begrepen, vurder dem obgnanten Hermene vraghende, oft de raeth borgere vnde inwonre tor Wismer vorbenomet em sodane 1 ) hedden geheten, dat hee scholde Hinrick Krachtes knecht mit wapene vnde wald nemen vth deme huse, dar Hinricks steiffdochter dat kindelbedde inne lach, den kraem also beschynnen, vnde oft sodane 1 ) van em ok were gescheen. Dar de vorscreuen Hermen Klokow to antworde vnde apenbaer sede, dat de raeth borgere vnde inwonre nicht en hedden gehenghet beleuet bewillet edder bevulbordet mit weldigher vnde wapender hant Hinrick Krachtes wiues dochter kindelbedde vnnde kraem to schynnende vnde to entwedemende edder jemande darvth tho nemende, ok van em ofte den hotuilteren edder anders nummende nicht geschynnet edder entwedemet were, sunder in vorledenen jaren sick hedde begeuen, dat hee in Hinrick Krachtes bode vnde werckstede in der Kremerstrate belegen verne van Hinrick Krachtes huses vthgange vnde inganghe, dar de obgnante frouwe in dem krame vnde kindelbedde inne lach, de veerde bode vnde woninghe was in ener anderen strate, enen knecht mit rechte hedde laten (vnde) 2 ) antasten vmme etliker tosprake vndaet vnde vorwerkinghe willen, worumme hee vnde de sulue knecht, alse hee loeß was, mit willen vnde vulborde ok biwesende des obgnanten Hinrick Krachtes vor den vorscreuen heren borgermesteren weren vorenighet vnde vorliket vnde de ene den anderen ghentzliken vnde entliken hedden vorlaten. Sodanne to bewisende vnde war to makende sint to der suluen tid vnde stede vor den obgnanten heren officiaele, dorch den obgnanten Hermen Klokouwen mit rechte darto gefordert, gekomen Arnd Hollander Hinrick Wenth vnde Peter Praell borgere tor


1) soda n mit Querstrich .
1) soda n mit Querstrich .
2) Durch feine Striche getilgt.
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Wismer nicht van vruchten, nicht vmme gelt gifte edder gaue leue ofte leeth noch vmme fruntschop edder haetz willen, sunder richtliken van dwanghe vnde hethe na rechtes vormage des obgnanten heren officiaels vppe dat hillige euangelium eere vinghere leggende gestaueder eede lifliken to gade sinen hilligen vnde bi dem hilligen euangelio geswaren tughet vnde war gemaket, dat see geseen vnde dar an vnde auer hedden gewesen, dat Hermen Klokow vorbenomet vmme etliker tosprake vndaet vnde vorwerckinge willen den vorbenomeden knecht in Hinrick Krachtes bode vnde werckstede in der Kremerstrate belegen mit rechte hadde laten antasten, van Hinrick Krachtes wonhuses vthganghe vnde inghanghe vmme(n) den orth in ener anderen strate, de Oldewismer strate genomet, de veerde bode vnde woninge was vnde is, vnde nicht in Hinricks huse edder in sines wiues dochter kindelbedde vnde krame, de raeth borgere vnde inwonre vorbenomet ok sodane 1 ) nicht en hadden gehengheth beleuet edder bevulbordet, ok dat Hermen Klokow vnde de vorgnante Kracht (sick) nicht lange darna vor den obgnanten heren borgermesteren in biwesende vnde mit willen vnde vulborth Hinrick Krachtes sint vorenighet vnde gesleten vnde de ene den anderen gentzliken hedde vorlaten, dar see ok mede an vnde auer hedden gewesen. Vppe welker vorscreuen rede antworde tuchnisse vnde eede de ergnanten heren borgermestere in ereme des rades borghere vnde inwonre namen esscheden vnde beden vns apenbaren notarios vnde vndergescreuen schriueren, so vns ok de obgnante here officiaell vororleuede ! geboeth vnde hete, wij en dar eyn instrumentum 2 ) edder meer, ok so vele der van noden wurde, vpp maken vnde geuen scholden, vnde de obgnante here officiael tor warheit vnde merer sekerheith sines ambachts ingesegell benedene heft laten hengen an dit jegenwordige instrumentum 2 ). Vnde desse alle sint also gescheen tor Wismer in der groten schriuerie des rades in dem jare indictien dage maente vnde pontificatu, so bauen gescreuen steith, in jegenwordicheit der beschedenen manne Gerd Westuaell Hans Hardenacke vnde Michel Borneke borgere tor Wismer tughe hir sundergen to geeschet vnnde gebedenn.

Beglaubigung im Ganzen wie zu 1490, Januar 9. Angehängt ist das ebenda beschriebene Officialatssiegel. Auf Pergament.


1) soda n mit Querstrich .
2) Abgekürzt.
2) Abgekürzt.
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Auf der Rückseite: Instrumentum tertii actus continens in se testimonium, quod violencia non fuit facta in domo Hinr. Krachtes et filie ejusdem in puerperio jacentis.


X.

1490, Januar 30. [Siebenlinden.]

Der Freigraf Werner van dem Sunderhus verweist die Klage Hinrik Krachts an die Herzoge von Meklenburg.

Ick Werner van dem Sunderhueß, van keiserliker gewalt vrijgreue des vrijenstoels to Laer in dem stichte van Munster vnder den Souen linden beleghen, bekenne vnde betughe apenbaer in vnde mit dessem apenen breue, dat ick alsodane sake claghe vnde tosprake, alse Hinrick Kracht to dem ersamen rade borgheren vnde inwonren der stad Wismer vorment to hebbene, darumme see van my vor den obgnanten vrienstoell citeret vnde geladen weren, vppe gelouesbreue der durchluchtighen vnde hoechgeboren fursten vnde herenn heren Magnus vnde Baltasar gebroderen hertoghen to Mekelenborch ffursten to Wenden vnde der duchtighen Volreth vam Loe vnde Hinrick Bertzen erffsettenn in dem lande to Mekelenborgh, dorch Hermannum Krumthungher vulmechtighen procuratorem der stad van der Wismer an my geschickt, van hethe willen vnde vulborde des edelen vnde wolgeboren heren heren Euerwin greuen van Benthem vnde heren to Stenforde stoelheren des obgnanten vrienstoels sodane breue mit der orkunde hebbe entfanghen na vrienstoels rechte vnde de sulue sake vor de vorgnanten fursten alse behorlike vnde ordentlike richtere des beclagheden parthes hebbe remitteret vnde gewiseth, sodane claghe vnde sake entliken na claghe vnde antworde beider parthe in fruntschop edder rechte to richtene vnde scheidene. In getuchnisse der warheit hebbe ik Werner vrigreue vorbenomet myn ingeseghel an dessen breeff gehanghen, vnde wante wij Euerwin greue vorgescreuen dit bekennen vnde beleuen, so hebben wij tot merer beuestnisse der warheit alse stolhere des vurgnanten vrigenstoels vnse seghell vor an dessen breff doen vnde hethen hanghen in dem jare vnses heren dusentveerhundertneghentich des saterdages na sunte Pawels dage conuersionis.

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Angehängt sind 2 Siegel:

1) Reste in grünem Wachse; das erhaltene Rücksiegel wie an Nr. XIV;

2) in rechtsgelehntem Schilde unkenntliche Figur, darüber ein Helm. Umschrift unlesbar.

Auf der Rückseite: Dith is de remissie, worinne Hinr. Krachtes sake wert gewiset vor de fursten van Mekelenborch.


XI.

1490, April 1. Ratzeburg.

Schreiben Hinrik Krachts an die Herzoge Magnus und Balthasar.

Jwer gnaden gudtwillige arme dener Hinrik Cracht den irluchtigen hochgeboren fursten vnde heren heren Magnus vnde Baltasar, gebruderen hartoghen to Mekelenborg fursten to Wenden greuen to Zwerin Rozstok vnde Stergarden der lande heren, mynen gunstigen gnedigen leuen heren willige dinste touoren. Irluchtigen hochgeboren fursten, gnedigen leuen heren, so denne jwer furstliken gnaden scriffte an my geda e n vormelden sulke sake, de ik jegen myne wedderparte vor deme vorsichtigen Werner van deme Sunderhuß van keyserliker macht friggreuen des frigenstols to Laer ime stichte to Munster etc. int recht gestellet hebbe, vorfordert vp jwer gnaden gelouesbreue vnde etliker gudenmanne, de wolgeboren here Euerwin here to Stenforde stolhere des vpgnanten frigenstols jwen furstliken gnaden alze behorliken vnde ordentliken richteren schole hebben remitteret vnde to jw gewiset nach clage vnde antworde der parte in fruntscop vnde rechte to richten vnde entscheiden, bogherende, ick an deme donredage neghest komende vor Paschen nomeliken an deme guden donredage vor jwe gnade wolde wesen to Zwerin, konde myne sake in fruntscop nicht werden bigelecht, scholde ick syn tho Boytzenborch des frigdages na Quasimodogeniti to rechte, dar do gij my citeren yn crafte jwer scrifte, de ik yn allen puncten to guder mate, so se inholden, wol hebbe vorstan: do ik arm man jwen furstliken gnaden darvp dinstliken weten, so ik tegen myne parte thor Wißmer, dar ik nyn borgher men eyn inwoner waß, nicht irrisen mochte, hebbe myn recht to bemanende ime keyserrechte vor deme frigenstole vorsocht vnde

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hebbe see dar laten citeren. In deme Zwerinschen rechte bofruchte ik my bohalynge hinder vnde schaden. Ick hebbe gen vulbordt des to Zwerin ime rechte to uorsokende darto gegeuen. Dar ik myn recht to bemanende hebbe angehauen, dar denke ik des furder to endigende. Id en is ne gehordt, dat welke sake, de vor deme frigenstole ime keiserrechte to bemanende worden betenget, wedder, dar see nicht bemanet, mochten werden gewiset. Jwe furstlike gnaden scriuen my en guden donredage to Zwerin to wesende fruntscop in der sake to beramende ofte vordt des frigdages na Quasimodogeniti to Boytzenborch ime rechte vor jwen gnaden to wesende: in der stillen weke holdet me noch ghestlik ofte werlick recht vnde en handelt men ok nene sake; des frigdages na Quasimodogeniti vorgeroret hebbe wij den dach sancti Greorgij, dar ik nicht denke ane to rechte to kamende alze vp enen stekeden rechtdach. Ok en vulborde ik nicht an jwen gnade alse an mynen richter, schaden hinder vnde anxste haluen appellere ik van sodaner citatien vnde schete myn recht to sokende vor den frigenstole, dar ik des angehauen hebbe. Bidde deger denstliken jwen [gnaden] my des nicht willen vorkeren vnde de jwen darto mochten hebben, my lik vnde wandell van en moge boschen, furder schade vnde nadeel moghe vorbliuen, vordene ik tegen jwe furstliken gnaden wor ik mach, irkennet de almechtige godt, deme ik de vilgenanten jwe furstliken gnaden lange gesundt to sineme dinste bouele. Gescreuen vth Rasseborch anno etc. xc0 des donredages vor Palme vnder signete.

Transsumirt in dem Notariats=Instrumente von 1490, April 8.


XII.

1490 [zwischen März 25 und April 8] [Ratzeburg.]

Schreiben Hinrik Krachts an den wismarschen Rath.

Hinrick Cracht. An de erßamen heren tor Wißmar zal disse breff, vruntliken gescreuen.

Erßamen leuen heren tor Wißmer. Alße gij vthgesandt hadden Hermannus jwen dener vnde alß jwe leue wol wet, dat he der fursten seghel vnde breue vnde twe gudemans an jenne heren vnde fursten gebracht hefft: so beden my myne heren vnde fursten, dat ik wolde vmme erer bede willen vnde

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then hijr to jw vnde vorsukent vp de negede in fruntschoppen. Muchte my fruntscop wedderfaren, de zolde ik nemen; oft sake weren, dat my nyn vruntscop muchte wedderfaren de my haghede, zo sal ik to myneme gnedigen heren wedder kamen vor er leue, zo en willen se myner nicht vorlaten, se willen my behulplick wesen in allent dat recht is. So hebben se my gebeden, dat ik id sus vorzoken zal, wert zake, dat des sus nicht enschege, so were myn recht desto starker, ick en hadde dar nyne kynder by, do dyt sus geflegen wordt, ik hadde dar schepen vnde radtlude by etc. Vortmer ersamen leuen heren, zo my is to weten geworden, dat Hermannus gebraeht hefft enen apenen breff vnde logenafftigen breff vor jwe leue, dar nicht en ware wort mede is: do 1 ) vragede eyn borghermester, oft Hinrik Cracht dar ok mede by was jegenwordich, do de breff gescreuen wordt, do zede he: ja. Ersamen leuen heren, jwer leue dat nicht tho hone willen then, vnnde kans my nicht ouerbowisen, zo lucht he idt alße eyn vorwunden schalk. Leuen heren, wan dat so schien were, zo wolde ik yn myn eghene hus wol myt myner werdynnen licht u erdiger henne komen mit terynge, dat ik to Raceborch nicht liggen drofte vnde teren: dat kan jwe leue wol kesen vnde kennen, dat dat zo nicht en is. Vnde lach ghint vnde beide wol ver weken na em, vnde to Raceborch gewesen ok nu dre weken. So wil ik jwer leue to willen noch achte dage lanck dar touen vnde ok nicht lenck, krige ik nyn antwordt vnder der tidt. Vnde wil mynen heren dat tor kennynghe gheuen, wodt my geghan is. Hijr wetet jw wißliken in den besten na to richten. Gescreuen mit der hast, datum anno domini mccccxc0.

Transsumirt in dem Notariats=Instrument 1490, April 8.


XIII.

1490, Mai 7. Schwerin.

Notariatsinstrument über Verhandlungen in Sachsen Krachts vor Herzog Magnus von Meklenburg und Graf Eberwin von Bentheim.

In gades namen, amen. In der ! jarenn na der bordt des sulfften dusenthveerhunderthneghentigh in der achten indictien


1) Mit großem Anfangsbuchstaben.
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ame vridaghe de dar was de souede dagh des maents Maij tor vesper tidt edder darbij pontificatus des alderhillighesten in god vaders vnnde vnses herenn heren Innocencij van gotliker vorsichticheith pawes des achten in sineme sosten jare vor deme irluchtighen hoechgeborenn fursten vnde heren heren Magnus hertoghen to Mekelenborgh ffursten to Wenden greuen to Swerin Rostock vnnde Stargarde etc. der lande herenn ok vor deme edelen vnnde wolgeborenn heren heren Euerwine heren to Stenforde vnnde greuen van Benthem vnnde in vnser apenbaren notariorum vnde tughe vnderghescreuen jeghenwordicheith is gekomen vnde irschenen Hinrick Kracht wandages borgher vnde inwonre tor Wißmer gewesen. Vnnde de vorbennomede 1 ) here Magnus was redende vnde vorgheuende, wo sodanne sake claghe vnnde tosprake, alse de obgnante Hinrick Kracht to deme ersamen rade tor Wißmer vormeende to hebbende, vor sine gnade vnnde siner gnaden broder herenn Balthasar alse erffborenn herenn ordentlike vnde behorlike richtere des beclagheden partes were ghewiseth vnnde remitteret inn fruntschopp edder mit rechte na claghe anthworde vnde rechtes irkantnisse to richtende vnde vorscheidennde, so ene remissie, dorch den gnanten herenn Euerwin vnde Werner vame Sunderhues vrigreuen des vrienstols to Laer vorseghelt an ere gnade gesanth, were vormeldennde. In macht der vorberureden remissien ere gnade hadde esschen vordaghen vnnde citerenn laten den ersamen raeth borgher vnnde inwonre tor Wismer vnde den gnanten Hinrick Kracht to Swerin ame gudendonredaghe negest vorganghen vor ere gnade to komende vnde irschinende vor to nemende vnde to uorsokende, oft sodane vorbeandede sake in fruntschop gesleten vnde bighelecht mochte werden, weret auerst de fruntschopp to der tid sick nicht en wurde vindende, de obgnanten beiden parthe to Boitzenborch ame vridaghe na Quasimodogeniti done 2 ) erstkomende hedden eisschen vnde citeren laten, de sake vor eren gnaden richtliken to vorhandelende vnde aldar rechtes to ghenetende vnde entgheldennde. Vppe welkereme vorberureden gudendonredaghe de ersame her Johan Hoppenacke borghermester in deme namen vnde van wegen des obghemelten rades borgere vnnde inwonre tor Wismer vulmechtich vnde gehorsammich erer gnaden scrifften vnde vorbeandeden citacien


1) vorbe n mit Querstrich n mit Querstrich .
2) do n mit Querstrich .
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to Swerin vor eren gnaden were gewesen na to ghande vnde genoch to donde der vorberureden remissien, wo behorlick vnde recht were, in deme namen obgnannt 1 ) sick hedde vorbaden ok sick beclagheth des vnhorsammes vthbliuendes vnde contumatien Hinrick Krachts vnde darvan apenbare protestatien gedaen vnnde aldar ok getogheth vnnde lesen laten enen breeff, dorch den gnanten Hinrick Kracht an den obgnanten raith tor Wismer ghescreuen, wo sodanne vorberurede remissie dorch den gnanten heren Euerwin vnde Werner siner gnaden vrigreuen vorseghelt loghenafftich vnnde nicht eynn waer worth were in sick holdennde etc. De velegnannte here Magnus vurder vortellede, wo sine gnade vnde siner gnaden broder vorgnannt 1 ) ok van Hinrick Krachte enen breff hedden entfangen vnnde aldar lesen laten, worinne Hinrick Kracht der vorberurede[n] remissien vorsakede, erer gnaden gerichte vorachtede vnde versmaede, der remissien ok nicht na to ghande vnde genoech gedachte to donde, sunder hedde wreueliken appelleret ane wise vnnde forme der rechte vor den obgnanten vrienstoell to Laer, also des gnanten herenn Euerwins vnde Werners vrigreuen seghell vnnde breue de obgnanten remissien erer gnaden recht vnnde gherichte geloichenth vorachteth vorsmaeth vnde darvp schentlikenn vnnde honliken, wo vorberuret, gescreuen vnnde gesecht, so eynn apenbaer instrumentum * ) de obgnanten remissien citacien vnnde sendebreue in sick holdennde vnde gantze vorhandell vorberuret breider hefft begrepen, dorch my Petrum Sadelkouwen notarium vndergescreuen ghemaketh. Worumme ere gnaden to lieffmode vnnde behegheliken willen deme obgnanten herenn Euerwine vnnde sinen vrigreuen hedden klegheliken laten claghen vnde angefallen 2 ) den irluchtighenn hoichgeborenn fursten vnde heren heren Johan hertoghen to Sassen Engherenn vnnde Westualen, sijne gnade den gnanten vntuchtighen man schender vnnde honspreker Hinrick Krachte in siner gnaden stadt Raceborgh wesennde mochte vpholden an de tokumpst des obgnanten herenn Euerwins, de denne vnlanghes to Swerin bij sine gnade wurde komende, alsdan to beseende vnnde irkennende, off sodanne remissie 3 ) richtliken vnnde gheborliken, edder nicht, so Hinrick Kracht hedde gescreuenn, were geforderth vnnde vorworuen. Vnnde darvpp de sulue Hinrick Kracht van deme gnanten herenn van Sassen


1) gnā n mit Querstrich nt, was meist in gnante, gnanten aufzulösen war.
1) gnā n mit Querstrich t, was meist in gnante, gnanten aufzulösen war.
*) Notariats=Instrument von 1490 April 8.
2) ge ganz fein über der Zeile nachgetragen.
3) Am Rande.
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to Raceborgh in siner gnaden stadt were mit rechte entholden. So alse denne de velegnante(n) here Euerwin nu aldar jeghenwordich bij sinen gnaden were, hedde de obgnante here Johan hertoghe to Sassen den gnanten Hinrick Kracht aldar gesanth, sodaner vndaeth vorbescreuen sick to uorantwordende vnnde enthlegghennde edder derweghen van dem obgnanten heren Euerwine vnde ok sinen gnaden mit rechte to scheidennde. Vnnde darto ock den obgnanten ersamen raeth tor Wismer hedde don vorschriuen, so dar de ersamen her Johan Hoppenacke borghermester vorbennomet 1 ), her Johan Bantzkouw rathman vnnde magister Gotfridus Perseuale secretarius in deme namen vnnde van weghenn des rades borghere vnnde inwonre tor Wismer vullmechtich vorqwemen vnnde irschenen noch na tho ghande vnnde ghenoech to donnde der vorberureden remissien, wo behorlick (vnnde behorlick) 2 ) vnnde recht were. Wor sodanne vorberureden honliken vnnde schentlike breue, van Hinrick Krachte an de obgnanten fursten van Mekelenborgh vnnde ok an den raeth tor Wißmer gesanth, wurden van worden to worden gelesen. Der de sulue Hinrick tostünth, vnde dorch sinen sone gescreuen vnde van eme vthgesanth werenn apenbar bekande, vnnde der vorbeandeden remissien noch vorsakede, ok apenbaer sede, hee den raeth tor Wismer vor deme obgnanten Werner vame Sunderhueß vrigreuen nicht vorclagheth noch citerenn hedde laten. Worupp de gnanten sendebaden vnnde ghedeputereden des rades tor Wismer twe citacien dorch den obgnanten Werner vame Sunderhueß vrigreuen vpp vorforderinghe Hinrick Krachtes an den raeth borghere vnnde inwonre tor Wißmer gescreuen vnde gesanth togheden vnnde lesen lethen, vnnde de obgnante here Euerwin stolhere des vorscreuenen vrienstoels to Laer in sineme namen ok des obgnanten Werners siner gnaden vrigreuen sodanne lochinche vorachtinghe honlike bekantnisse vnnde schriuenth Hinrick Krachtes vorbescreuen vorantworde vnnde sede aldus: Hinrick Kracht, du vnredelike man, worumme lochenstu vnnse 3 ) vnnde vnses vrigreuen seghell vnnde breue? westu nicht, dat wij sodane claghe vnde tosprake, alse du jeghen den ersamen raeth tor Wismer vormeendest to hebbennde vnnde vor deme vorbenomden vnse ! frienstole anghehauen, vppe noghafftighe geloueß vnnde gheleides breue mit dineme willen vnnde wulborde an de fursten van Mekelenborgh in fruntschopp offt rechte to richtennde na


1) vorbe n mit Querstrich n mit Querstrich .
2) Durch Unterstreichung getilgt.
3) Abgekürzt.
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vormoghe vnnde inholde der suluen remissien, van vnns vnnde vnsen obgnanten vrigreuen dij twe male vorghelesen, eer see van vnns vorseghelt warth, hebbn remitteret vnnde ghewiseth? vnnde alse du ok apenbaer secht, du hebbest nicht geclagheth auer den raeth tor Wismer vnnde den ok nicht laten citerenn, dar du denne loghenafftighenn vnnde vnredeliken ane hefft ghesproken vnnde dij darvor grote pene vnnde straffinghe woll behorede, wante du jeghen de warheith valßliken vnnde bedrechliken secht. Vurder segghennde, dat siner gnade witlick kundich vnde bekanth were, dat Hinrick Kracht vorbennomet 1 ) deme vorscreuenen Werner siner gnadenn vrigreuen auer de van der Wismer hedde geclagheth vnnde den ! ock citeren lathen. Alse de obgnante here Euerwin in vorbeschreuener wise den vorscreuenen Hinrick Kracht vmme siner loghenne willen hadde gestraffeth vnnde der warheith tuchnisse gegeuen, Hinrick Kracht vrij ledich vnnde loeß, vngheengheth vnde vnghedwengheth, vppe vrien vothen vnde wolberadens modes willichlikenn vnde nicht van anxstes wegen apenbar sede tostont vnnde bekande, dat sodanne afforderinghe vnnde remissie siner sake vnde tosprake ok der suluen remissien vorseghelinghe dorch den obgnanten herenn Euerwin vnnde Werner siner gnaden vrijgreuen mit sinen willen vnde vulborde were bescheen, vnnde darenbauen sodanne loichinghe der remissien vorachtinghe seghell vnnde breue ok vorsakinghe der vorclaghinghe vnnde citacien, auer den raeth tor Wismer gedaen vnnde andere honlike rede vnnde schriuenth an de obgnanten fursten van Mekelenborgh vnnde an den raeth tor Wismer, wo vorbescreuenn is, bescheen, dorch em van vruchten vnnde beschermynghe willen were gesecht vnnde gescreuen, vnnde straffenth derweghenn woll hedde vordeenth. Bekande ok furder de sulue Hinrick Kracht, dat ene de vorscreuen here Johan hertoghe to Sassen mit rechte vmme sines vorscreuenen honliken vnnde schentliken schriuendes vnde segghendes willen hedde ghetoueth vnnde vpgheholden, vnnde em darumme aldar to Swerin vor de obgnanten herenn gesanth, were eme alle mit rechte bescheen, bath vmme gades willen eme sodanne alle vorlaten vnnde vorgheuen mochte werden. Worumme de velegnante here Euerwin eme sodanne vmme de leue gades ok des obgnanten herenn Magnuß vnnde erer beider redere bede willen vorleeth vnnde vorghaff, wall dat deme suluen


1) vorbe n mit Querstrich n mit Querstrich .
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Hinricke grote pene vnnde straffinghe darvor scholde gheeghenth hebbnn vnnde anghelecht worden, dar de vorscreuenn Hinrick Kracht den obgnanten fursten herenn vnnde eren rederenn hoechlikenn vor bedanckede. De sulue Hinrick Kracht hefft ock vor denn herenn vorbennomet 1 ) vnghenodigheth vnnde vnbedwunghenn mit vrijen willen vnnde wolbedachten mode vor sick sijne eruen frunde vnnde alßweme gheistlick edder wertlick gheborenn vnnde vngheborenn ghentzliken vnnde all avergheuen vnnde vorlaten auerghaff vnnde vorleeth alle sake claghe vnnde tosprake, de hee jeghen den raeth borghere inwonre vnnde hotuiltere der vorgnanten stadt Wißmer jenigherwise ghehath mochte hebbnn edder noch hedde, alse hee doch nicht en hedde, so hee apenbaer tostonth vnnde bekande, wo vorberuret werdt, see were groith offt kleyne, hemelick edder apenbare, vnnde lauede in guden truwen vnnde sekereme gelouen in nenen tokomenden tiden vppe den vorscreuenen raeth borghere inwonre vnnde hotuiltere tor Wißmer vmme jenighe sake, wente an dessen dagh tusschen en irresen, to sprekende sakende offt claghende vor neneme gherichte gheistlick offt werlick hemelick offt apenbaer, sunder eer beste weruen vnnde doen vnnde eer argheste affwerenn vnnde kerenn na alle sijneme vormoghe, so hee dath ock lijffliken to gade vnnde den hillighenn reckeliken vnnde redeliken vnghenodigheth vnnde vnbedwunghen mith vpgherichteden vingherenn stauedes eedes hefft gheswaren vnnde gelaueth to ewighenn tiden vnuorbrokeliken to holdennde, vnnde darvpp personlikenn edder numment van siner weghenne in nenen tokomennden tiden vp to manende sakennde vnde sprekennde.

Vppe welke vorbescreuene dinghe alle vnnde eynn islick bisunderenn de obgnanten sendebaden van der Wismer in deme namen vorbescreuenn eisscheden vnnde beden vnns vndergescreuenn notarios en hirvpp eyn edder meer instrumentum vnnde instrumenta vnde so vele der van nodenn wurde to hebbennde gheuen vnnde maken wolden.

Dith is gescheen to Swerin vppe der borch in deme jare indictien daghe maente pontificatu stede vnnde stunde bauen ghescreuen in jeghenwordicheith vnde biwesennde der werdighenn vnnde duchtighen magistri Liborij Meyers, in beiden rechten doctoris vnnde der obgnanten fursten van Mekelenborgh cancellarij, her Bertoldt Oborch ritter Schotte Beuer marsschalk


1) vorbe n mit Querstrich n mit Querstrich .
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des gestichtes to Munster Clawes Lutzow Ciriacus Biswangk Clawes Hoiger borghermester vnnde Titke Schulte rathman to Swerin tughe hijrto gheescheth vnnde sunderlinx ghebedenn.

Et ego Petrus Sadelkow clericus Hauelbergensis diocesis publicus sacris apostolica et imperiali auctoritatibus notarius, quia premissis - - - vnacum connotario meo - - - interfui -- - -.

Et ego Hermannus Krumthungher clericus Monasteriensis diocesis publicus sacris apostolica et imperiali auctoritatibus notarius, quia - - - - ideoque hoc presens publicum instrumentum manu mea propria conscriptum cum eodem subscripsi - - -.

Auf Pergament mit den Zeichen der Notare, die Beglaubigung Sadelkows von dessen Hand.

Auf der Rückseite: Eyn instrumentum des vorhandels to Swerin vor hertoch Magnuß vnnde heren Euerwine bescheen ame vrijdaghe vor Vocem jocunditatis, 1 ) so ok der obgnanten heren vorseghelde breeff des suluen vorhandels haluen is vormeldennde.


XIV.

1490, Mai 14. Schwerin.

Herzog Magnus von Meklenburg und Graf Eberwin von Bentheim beurkunden den Versicht Hinrik Krachts auf jegliche Klage gegen die Stadt Wismar und die dortigen Hutfilter.

Wij Magnuß van godts gnaden hertoghe to Meklenborgh ffurste 2 ) to Wenden greue 3 ) to Swerin Roßtock vnnde Stargharde etc. der lande here vnnde Eeuerwinn 4 ) der suluen gnade greue van Benthem vnde here to Stenforde bekennen vnnde betughen apenbaer vor alßweme in krafft desses breues, dat vor vnns in jeghenwordicheith vnnser nagescreuenen redere ok in biwesende der ersamen ere Johan Hoppenacken borgermester vnde ere Johan Bantzkouwen rathmanne vnde Grotfridi Perseualen secretarij ime namen vnde van weghen des gantzen


1) Die Verhandlung hatte am Freitage vor Cantate statt; es liegt eine Verwechselung mit der folgenden Urkunde vor.
2) Ursprünglich ffursten.
3) Ursprünglich greuen.
4) Eeuerwi n mit Querstrich .
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rades borgher vnde inwonre der stadt Wißmer vulmechtighen sendebaden vnde houethmanne is irschenen Hinrick Kracht, wandaghes borgher vnnde inwonre tor Wismer gewesen, hefft apenbaer, vngheenghet vnde vngedwenghet ok nicht van 1 ) anxstes weghen vppe vrigen voten bekanth vnnde togestaen, dath hee vnnse 2 ) heren Eüerwinß vorgnant vnde vnses vrigreuen Werner vam Sunderhueß vnses frigenstoels to Laer seghell vnde breue vntuchtliken an den ersamen raedt tor Wismer hadde gescreuen, de suluen seghell vnde breue gestraffeth vnde geloichendt, alse sin schriuent claerliken wol vthwisede, welk hee tostunth vnnde bekande sin sane van sineme hethe gescreuen hadde, bath de sulue Hinrick sijck sodane vmme gades willen to vorlatende vnde vorgheuende, szo wij eme des, dar hee wol na gebore grote pene vnde straff vmme gheeghenth hadde, vmme de leue gades ok des vpgnanten heren Magnuß van Mekelenborg etc. vnde vnser beider redere bede willen vorlaten vnde vorgheuen hebben. Ok vorbadt heft de sulue Hinrick Kracht vor vnns in mathen, wo vorscreuen, hekanth, dat de hochgeborenn furste here Johan to Sassen Engheren vnde Westualen en vppe vnse hertich Magnus beclaghinghe to liefmode vnde tome besten den vorscreuen heren Euerwin vnde vrijgreuen des vrienstoels to Laer vmme sines vnthemelikenn vnde schentliken vnde loghenaftighen schriuendes willen vorbeandet mid rechte besatet vnde beherdeth hadde in siner gnaden gerichte to Raceborgh vnde sodane mid rechte eme were bescheen, dar wij here Euerwin vorgnant den vorgnanten heren Magnuße van Mekelenborg etc. vnde heren Johan to Sassen etc. hoechliken vor bedancken. De sulue Hinrick Kracht vorth vor vnns heren vorbenomet heft mid luden klaren stemmen gesecht, oft hee jenighe sake claghe edder tosprake jeghen den raidt borgher vnde inwonre der suluen stadt Wißmer mochte gehadt hebben edder noch hedde, see were groith edder kleyne, heft de sulue Hinrick vor uns heren vorgnannt 3 ) gentzliken vnde alle mid vrigen willen vnde wolbedachten mode vor sijk sine eruen frunde vnde alßweme gheistlick vnde wertlick gheboren vnde vngeboren vorlaten vnde gelaueth 4 ) in guden truwen in sekereme louen nummer vpp den raidt borgher vnde inwonre edder ock de hoetfiltere tor Wißmer vmme jenighe sake, wente an dessen dach irresen,


1) Ueber der Zeile.
2) Abgekürzt.
3) gna n mit Querstrich t.
4) Ursprünglich begonnen vor.
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to sprekende sakende ofte claghende vor neneme gerichte geistlick oft wertlick, so hee dat to gade vnde den hillighen reckeliken vnde redeliken mid vpgerichteden vingheren stauedes eedes heft geswaren vnde gelaueth vnuorbrokeliken to holdende, so eyn apenbaer instrumentum, dorch enen louenwerdighen apenbarenn schriuer vnde notarium Petrum Sadelkow darvp gemaketh, woll wider vnde breider is vormeldende. Hir an vnde ouer sint gewesen van vnses 1 ) hertighe Magnus weghen de werdighen vnnde duchtighen doctor Liborius Meyer cancellarius Claweß Lutzow marschalk Ciliax van Bijßwanck Clawes Hoiger borgermester vnde Titke Schulte rathman to Swerin vnnde van vnses 1 ) heren Euerwins weghene here Bertold van Oborch ritter vnde Schotte de Beueren marschalk des stichts to Munster vnde welke mere andere de tughes vnde louen werdich sinth. In orkunde vnnde grotereme gelouen hebben wij hertich Magnus vnde here Euerwin vorbenomet vmme bede willen vnde esschinghe der obgnanten sendebaden van der Wismer vnde Hinrick Krachtes dessen vnsen breeff gegeuen vnde vnse ingheseghele witliken henghen hethen beneden an dessen breeff, screuen to Swerin ame vridaghe vor Vocem jocunditatis in den jaren vnses heren dusentveerhunderthneghentigh.

Auf Pergament. Der letzte Satz mit anderer Tinte geschrieben. Es hangen zwei Siegel:

1. das des Herzogs Magnus, wie an 1489, November 6, mit rother Platte und zwei Fingereindrücken auf der Kehrseite;

2. rechtsgelehnter Schild, gespalten, vorn mit Pfenningen besetzt, hinten ein Schwan. Helm mit wallender Helmdecke. Helmschmuck: ein männlicher Rumpf mit übergebogener spitzer Mütze. Umschrift: S. everwin graue to bentem her to stenfvrde. Auf der Kehrseite ein Helm mit wachsendem Schwane in einem abgeeckten Rechtecke (Ringsiegel). Neben und unter dem Helme die Buchstaben: g h a Das ganze Siegel in grünem Wachs.

Auf der Rückseite: Eyn breeff vppe de vorlatinghe ede vnde gheloffte Hinrick Krachtes dorch den irluchtighen hochgeboren fursten vnde heren heren Magnus hertoghen to Mekelenborch etc. vnde den edelen vnde wolgeboren heren heren Euerwin heren to Stenforde vorseghellt etc.



1) Abgekürzt.
1) Abgekürzt.
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XV.

1491, September 19. [Arnsberg.]

Der Freigraf Gert Strukelman richtet auf dem Kapitelstage zu Arnsberg in der Klage Hinrik Krachts gegen die Wismarschen.

Ich Gerhart Strukelman, eyn gewerdich richter des heiligen Romschen richs von keyserlicher vnnd konnixlicher macht vnd gewalt, eyn gehuldet frigra u e z u Arnsberch, vorkundigen ! offentlich in dissem brieue allen fursten grauen frien rittern vnnd knechten vnd vnderthanen des richs vnd besundern allen erbern frigrauen vnd echten rechten frienscheffen, de dessen tegenwordigen breiff sehen vnnd horen lesen, dat ich vff hude datum d u sses brie u es stat vnd stoill den frienstoill z u Arnsberch in dem bomgarden gelegen, de konnixliche vnd keyserliche eliche dinckstat vnd stoell myt ordell vnd rechte gespannender banck vp eynem gemeynen gerichtlichen capittelsdage hude aldar gelacht besessen becleiden vnnd beslossen hain, zu richten o u er lieff vnd ere vnder konnix banne nach frienstols rechten als von macht vnd be u ell des erwerdigsten hoichgeborn dorle u chtigesten fursten vnd hern hern Herman ertzbusschoff zu Colle, des heiligen Romschen richs durch Ytalienn ertzcantzlere koirfurst herzoge zu Westualen vnd zu Enger etc., stathelder vnd vorweser der frier heymlicher gerichte etc., myns genedigsten lieuen hern, myt bisitten der strengen vesten frommen vnd ersamen siner furstlichenn genaden reden ritterschaften vnd frigreuen myt namen Philips von Hoerde z u diser zijt sta[t]helder von siner furstlichen genade wegen vnd vort Goddert de Wrede Euert von dem Broke Diederich von Hanxsleide Heydenrich von Enße gnant Snidewint Euert von Ekell Johan von Schorle Adrian von Enße Thonijs Schurman Johan von Tulen Wigant von Hanxsleide Henrich von Berinnckh u ßenn Diderich R u mp Gunterman von Plettenberch vnd von frigreuen Bernt bouen dem Dorpe z u Bal u e Heinrich Smet zu Volckmerßenn Hans von Twerne zu dem Frienhagen Herman Middendorp zu Munster Ludeke von der Mollen zu Soist Euert de Helt zu Vnna Sil u ester Lorinden zur Lantauwe Johan Ysinck zu Assinckhusen Johan Lampe der von Meruelde Werneke von dem Sunderhuiß der Valken Hunolt Linne to Rede Herman Budde zu Osenbrugge Johan Seltzer zu Asschenberge Rotger Hardelop z u Vilgist Tilman

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tor Schuren zu Boickholte J u rgen Denleder tom Hollenor Henne Weuer zum Cansteyn Jurgen Cost zu Dorpmunden Steffen Steynwech zu Corbecke vnnd Jacob myt den Hunden. Dair vor myr frigreuen in gerichte des gemeynen capittels der heymlicher beslossen achte komen vnd irschenen ist de erber Cristianus Berschamp, wlmechtig procurator der ersamen vnnd vorsichtigen borgermestere vnd rait der stat Wismer, tegen Heinrich Craicht hoit u ilter, so als de sul[u]e Henrich sich vor myr sere swairlich richtlichen beclaget hadde, wy de von der Wismer en vngeburlich zu eiden vnd geloften gedrungen hedden, dairvmb he sek myt dissem gerichte vp dissen dach datum dusses brieues wolde witlichen in capittell entslain vnd quiteren laissen, dat ich dan den vurscreuenen von der Wismer vorkundiget hain als recht ist. So hait de vurscreuen Heinrich Craicht hoituiltere tegen de vorscreuenen von der Wismer sine clage vor my frigre u en luden vnd reden laissen. Dair entgegen de vorscreuen Cristianus procurator von wegen der stat von der Wismer breue vnd instrument, dorch den hoichgeboren fursten vnd hern hern Mangnus von Mekelenborch vnd hern Euenvin hern to Steynuerden vnnd greuen von Benthem vißgesant, horen vnd lesen laissen, de dan von macht vnd gewerde myt rechte zugelaissen sien, dairdurch de vorscreuen Heinrich sich sullicher eide vnd gelofte nicht entslain konde.

Dairvp de v u rscreuen Cristianus procurator eyns rechten ordels hait laissen vragen: nadem he de breve vnd instrument, de he hette horen vnnd lesen laissen - off de Heinrich Craicht by dissem gerichte sittendes tijde ! nich wedderlegen konde als recht ist. offt he icht dan vp en d u sse sake erwunnen sulle ha u e[n], off wat dairvmb recht wiere. Dat ordell stalte ek an Euert von Ekell vnd Johan von Tulen borgemester zu Brilon, de myt gemeyner volge dairvff vor recht gewiset hauen: de bre u e, der gnante Cristianus hette horen vnd lesen laissen, moge de vorgescreuen Heinrich myt sinen slechten worden nicht wedderlegen dan alleine myt rechte. Dat ordell wart togelaten myt dissen dren echten frienscheffen Goddert dem Wreden Johan Voigt zu Ahusen vnnd Herman Budden frigreuen z u Osenbrugge besat.

Item, dair entegen de vorscreuen Heinrich Craicht durch sinen erwunnen vorspreken eyns rechten ordels laissen vragen: nadem de sake myt dem frienstole angehauen wiere vnd dairvp de von der Wismer gelouen vnd borgen gedain hedden vnd de sake nicht na frienstoils rechte vorvtert were, off auch

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dan der sel u e Heinrich der sake vorlustich solde werden, offt wat dairvmb recht were. Dat ordell stalte ich an Diderich von Hanxsleide vnd Tilmanne Kukelheym borgermester zu Ruden, de myt gemeyner volge dairvp vor recht gewiset hauen: were dat also, dat de sake myt rechte nicht vorwiset were vnd Heinrich des nit gefulbordet hedde, des mocht he geneten. Dat ordell wart zugelaissen vnd besat myt dussen dren echten rechten frienscheffen Euert von dem Broke Heinrich von Berinckhusen vnd Herman Middendorp frigreue zu Munster.

Item, dairvff ließ Cristianus procurator vorgescreuen eyns rechten ordels vragen: nadem de instrumente segell vnnd bre u e, von den fursten vnd hern tegen den vurscreuen Heinrich gege u en vnd hir gelesen, (weren) von macht vnnd gewerde erkant weren, off dan de sulue Henrich der stat van der Wismer ir kost vnd schaden auch schuldich were zu richten, off wat dairvmb recht were. Dat ordell stalte ich an Wigande von Hanxsleide vnd Gert Krosener zu Geseke, de myt gemeyner volge dairvp vor recht gewiset hauen, dat de vorgnante Heinrich der stat von der Wismer cost vnd schaden schuldich were zu richten. Dat ordell wart zugelaissen vnd besat myt dissen dren echten rechten schiltburdigen frienscheffen Gunterman von Plettenberch vnnd Heidenrich von Enße gnant Snidewint vnd Thonnijs Schurmann.

Alle d u sse vorgescreuen ordele vnnd processe sint togelaten besat beorkundet vnd nicht wedderachtet, dair ich myne orkunde vp entfangen hain, vnd ich frigreue vorscreuen hain des z u ork u nde der warheyt myn segell von gerichtzwegen an d u ssen brieff gehangen vnnd hain vort zu merem getuchnisse gebeden den vorscreuen Philips von Hoerde lantdrostenn Herman Middendorp frigreuen zu Munster vnd Ludeken von der Mollen frigreuen zu Soist, dat se er segell by dat myne an d u ssen brieff gehangen hauen, des wir Philips Herman vnnd Ludecke also bekennen. Gegeuen m den jaren unsers hern dusentvierhunderteynvndnegentich des nesten mandages nach sint Lambe[r]tz dage.

Von 4 Siegeln ist das dritte verloren.

1. Stehender Mann barhaupt mit Strauch in der Rechten, mit der Linken einen Schild haltend. Der links gekehrte Schild ist umgekehrt gabelförmig getheilt und jeder Platz mit einer Raute belegt. Umschrift: Si gerh . . . strukelma vrigre.

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2. viergetheilter Schild. Im ersten und vierten Felde ein Löwe (?), im zweiten und dritten eine fünfblätterige Blume. Umschrift: Sigillum . . . h[oer]de.

4. auf dem Helme ein Flug, sonst unkenntlich.

Auf der Rückseite: In causa Krachtes, alse id vor deme capittel schach to Arnsberghe.

XVI.

Kostenrechnung.

Item. Dit is dat gennen, dat ick hebbe vthgegeüen vor den richteschin vnde vor de boselinge vnde dem vorspraken der sake haluen Hinr. Krachtes vnde der van der Wismer.

Item. Vor denn richteschin tho schriuende gegeüen v r. gulden.

Item. Deme richter to üorsegelden gegeüen ij r. gulden vnde j postlatz gulden.

Item. j r. gülden vor des lantdrosten segell.

Item. ij. r. gulden den andern frigreuen gegeüen to uorsegelde.

Item. Deme vorspraken, den ick myt my to Arnsberge hadde, gegeuen iij r. gülden vor sin arbeyt.

Item. j r. gülden, den de vorsprake uppe deme weghe vorterde vth vnde tho huisß.

Item. v r. gulden in gerichte gegeuen tho kostgelde, dar men noch xx to aff schuldich is, de her Hinr. Hasert hefft vorlecht.

Item. j r. gulden vthgegeuen dem baden, de de xx gulden brochte auer tho Arnsberge.

Item. j postlatz gulden vthgelecht to wine deme lantdrosten vnde her Gossen Ketteler ritter.

Item. Dit is bouen alle teringhe vnde kost vthgelecht.

Summa xxj gulden.

Auf einem Papierblatte der Urkunde von 1491, September 19, beiliegend.


Druckfehler.

Seite 45, Z. 3 tilge das, hinter richtene.

" 45, Z. 2 v. u. lies dat statt das.

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