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LIX, 3. | April 1894. |
Inhalt: | I. Geschäftliche Mittheilungen. II. Wissenschafliche Mittheilungen: 1) Kurze Chronik des Klosters Rühn während der Administration der Prinzessin Sophie Agnes, Tochter des Herzogs Adolf Friedrich I. von Meklenburg. Von 1654-1693. 2) Alterthümer aus der Gegend von Laage. 3) Schiffs= und Waarenverkehr der meklenburgischen Hansestädte mit Danzig am Ende des 15. Jahrhunderts. 4) Die große Jammerklage und abgeschorner Bocksbart. |
Die dritte Quartalversammlung wurde am Montage, den 9. April, im Lesesaale der Großherzoglichen Regierungsbibliothek abgehalten. Mit Ausnahme eines Repräsentanten waren alle Ausschußmitglieder gegenwärtig.
Im Laufe des verwichenen Vierteljahrs haben wir zwei Mitglieder durch den Tod verloren:
1) den Geh. Ministerialrath Schröder zu Schwerin, gestorben am 28. Januar, Mitglied seit 29. November 1882;
2) den Landrath v. Plüskow auf Kowalz, gestorben 16. März, der dem Verein seit dem 5. December 1842 angehört hat.
Die nachfolgenden fünf Mitglieder sind aus dem Verein ausgetreten:
1) Oberstlieutenant a. D. von Weltzien zu Rostock,
2) Rittergutsbesitzer von Lützow auf Tessin,
3) Rechtsanwalt Fahrenheim zu Schwerin,
4) Rentner H. Keding zu Schwerin und
5) Pastor Zülch zu Dambeck.
Gewonnen haben wir zwei neue Mitglieder:
1) den Referendar Dr. jur. Wünsch und
2) den Major a. D. Baron von Stenglin, beide zu Schwerin.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder ist somit von 499 auf 494 herabgegangen.
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Im Kreise unserer correspondirenden und Ehren=Mitglieder haben keine Veränderungen stattgefunden.
Auf den Antrag des preußischen historischen Instituts zu Rom wurde beschlossen, der vaticanischen Bibliothek je ein gebundenes Exemplar unsers Jahrbuchs und des meklenburgischen Urkundenbuchs als Geschenk zu übersenden.
Mit der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, sowie mit der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Ober=Lausitz zu Görlitz werden wir in Schriften=Austausch treten.
Die übrigen Verhandlungen und Beschlüsse betrafen geschäftliche Vereinsangelegenheiten und boten kein allgemeines Interesse.
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1.
Alß anno 1654 die domina Catharina von Moltzanen gestorben, haben die closterfrouwen und jungfrouwen die durchl. princesse Sophie Agnes, hertzogin zu Meckelb[urg], wiederumb | |
Ao. 54, |
gewehlet, die auch anno
1654 den 31. 8bris alß regentin von
dero herrn vater. hf. d. bestätiget
und introduciret [ward] derogestalt,
daß jhro daß gantze ambt übergeben,
alle ambtsbediente jhrer vorigen
pflicht erlassen und von jhr durchl.
der princesse darin genommen worden;
von der zeit haben jhr durchl. daß
ambt biß anno 1658 ruhig
besessen.
Anno 56 den 27. Aug. haben jhr durchl. die furst-väterl. concession erhalten, daß sie zu keinen alß reichs- und kreißanlagen vom ambte zu contribuiren gehalten, alle contributiones aber, die sonst in die cammer zu. Schwerin fließen, zu reparirung der kloster-gebeuwde anwenden solten. |
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Ao. 57 den 21. Junij ist jhr durchl. der hof Hermanshagen mit denen darzu gelegeten diensten auß den dörffern Schlemin und Qualitz mit gewißen bedingen wegen der Guntersber[g]schen hypotheca übergeben.
Ao. 58, den 27. Febr., ist jhr h. f. d. hr. vater gestorben und haben jhr h. f. d. hr. hertzog Christian alß successor daß ambt Rühne wieder eingezogen und die ambtsdiener wiederümb jn jhre pflicht genomen.
Ao. 59 alß jhr h. f. d. die princesse wegen restituirung deß ambtes bei dero hrn. bruder hf. d. vergeblich sollicitiret, haben sie sich außer landes zu dero fr. schwester 1 ) nacher Halle begeben und
Ao. 61 den process in pto. spolii gegeh den hrn. bruder zu Spejr angefangen, der dan biß Anno 65 gewehret, da die restitutions-ma[n]data ervolget und die execution davon der cron Schweden, alß hertzog von Bremen, und hrn. hertzog Augusto zu Brunswig aufgedragen; solche nuhn zu vermeiden haben jhr durchl. der her hertzog daß ambt Rühn hinwieder - abgetreten.
Armo 66 den 29. Augusti seint jhr durchl. die princesse von Halle wieder zu Rühne angelanget; haben von adelichen leuhten niemant mitgebracht alß die cammerjungf[er] Maria Elisabet von Bredowen und den pagen Jochim Ernst von Bernstorf; 3 mätchens und 5 diener.
Den 30. Augusti haben jhr h. f. d. den hofemejster Clas Friderich von Lepel den hofstaten und dem ambte vorstellen lassen.
Weil nuhn das ambthauß jn den gebewden sehr schlecht, die garten, deiche, mühlen und wiesen ruiniret befunden und jhr durchl. also unmüglich subsistiren können, haben sie sofort ein stock außbeßern laßen, ümb den winter darin jn gedult und hofnung zum beßern zuzubringen.
Auß dem holtzhause ist der stal gemachet, auch das brauw- und backhauß und mältzbohden zugerichtet. Unterdessen hatt alles gartengewechse von Neuenkloster gekauffet werden müssen; solchem übel nuhn abzuhelfen, ist auch diesen herbest der lustgarten angeleget. Umb nuhn darzu platz zu gewinen, ist ein stal und ander unanstentliches hauß weg genomen, im garten aber ein deich außgefüllet.
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Perner ist anstalt zu erbauwung einer wohnung gemachet und, damit die eichenholtzung beim ambte möchte verschonet bleiben, haben jhr durchl. balcken, sparhöltzer und latten auß dem Gustrowschen gekauffet, theils balcken haben jhr durchl. der hr. hertzog von Gustrow geschencket und anfahren laßen; da nuhn daß meiste holtz den winter angeschaffet, haben jhr durchl.
anno 67 den bauw angefangen und den 28. Martij selber den ersten stein zum fundament geleget und daß werck nach verfließung eines jahres geendet, so daß sie
anno 68 den 8. Maij zu bewohnen angefangen.
In diesem jahre haben auch jhr durchl. die Rünsche mühle, so gantz darnieder gelegen und wüste gewesen, wieder angefangen von grundt auf zu bauwen; haben auch hr. D. Caspar Schwartzkopfen auß Wißmar zu ihrem rahtt bestellet.
Item den Neuenhofe-deich zum stande gebracht. Daß waßer von dem Schmerlinges-deiche durch ein graben in den see zum fortel der mühle geführet.
Noch ist in diesem jahre daß waschhauß gebauwet und der küchengarten am wege gemachet.
Anno 69 haben jhr durchl. daß raaden zur rechten an hiesigem damme, erstlich mit 6, nachgehendes mit 12 schwedischen soldaten angefangen und continuiret. In diesem jahre seint auch die Rostocker vergeblichen tractaten gewesen.
Anuo 70 seint jhr durchl. auf die begräbnuß dero fraw schwester nacher Halle gereiset. 1 )
Im gleichen ist die arbeit zum raaden an der lincken handt deß dammes angefangen.
In diesem jahre haben jhr durchl. auch die trauerfälle von dero zwei herrn bruder erlebet, dan den 13. Maij hr. hertzog Gustaff Rudolph 2 ); den 20. Aug. aber hr. hertzog Carl gestorben.
<eß seint auch in diesem jahre die Lüssowschen tractaten angefangen.> 3 )
Anno 71 ist der deich bei der langen wending angeleget und gemachet.
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<In diesem jahre haben jhr h f. d. hr. hertzog Gustaff Adolph dero mediation zu den Rostocker tractaten offeriret, die doch fruchtloß gewesen.> 1 )
NB. Anno 71 ist daß Lüttenzinsche 2 ) moor oder heinholtz unter wasser gesetzet und volglich den winter von ao. 72 daß holtz auf dem eise abgehauen.
Imgleichen ist angefangen den hof Moltenow anzulegen und zu bauwen.
In diesem jahre haben auch jhr durchl. den hof Hermanshagen von dem hrn. von Guntersberg durch 6000 specie Rthlr. reluiret.
Auch ist der Lüssowsche vergleich durch 3 ) mediation des hertzog Gustaff Adolph geschloßen; von Gustrowscher seiten waren dartzu verordenet: der hertzogl. hofmeyster, hr. Adam Otto von Vierecke und D. Johan Levin Ferber; von Schwerinscher seiten: hr. Hinrich Rudolph Redeker und D. Christian Schröder; Rünscher seiten: der hofmeyster Clas Friderich Lepel und der hr. rahtt Ca[s]par Schwartzkopf.
Anno 72 haben jhr durchl. bei denen dörffern alle steten nach dem alten pachtbuch de anno 1579 wieder aufsuchen, alle verlohrne und unrichtige pächte sowol inner- alß außerhalb ambtes wieder herbei und solche ordnung darunter stellen laßen, daß darnach die register eingerichtet und die rechnungen abgelegt werden sollen.
[Lücke bis 1675.]
Anno 75 da die Schwedische armee bei Ratenow und Fehr-Bellin geschlagen und sich nach Pommern reteriret, und der kuhrfurst von Brandenb[urg] ihnen gefolget, hatt er den marsch über Neuwstatt, Crivitz und Sternberg genomen und sich in daß Eickvier 4 ) jenerseiten der Warnow gesetzet, so den 9. Julij geschehen. An selbigem dage seint auch ihre durchl. hertzog Johann Georg gestorben. 5 )
Den 13. ist der kuhrfürst wieder aufgebrochen und haben daß haubtquartier zu Schwan genomen.
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Den 11. 7bris haben jhr d. die kuhrfurstin zu Schwan besuchet.
Den 20. ist der kuhrfürsten daselbst aufgebrochen.
Der kuhrfürst hatt auf jhr durchl. der Princesse ansuchen daß ambt Rühne mit einquartirung und alle kriegeslasten verschonet, deßgleichen der keyserl. general Kob auf deß kuhrfürsten ordre auch gethan.
Auf jntercession deß kuhrfürsten hatt daß königl. dänische corpus, so Wismar blocquiret gehalten, daß ambt auch verschonet und seint deßfalß salvaguarden gegeben.
Auch ist auf königl. ordre jn währender belagerung von Wismar verschonet.
Den 12. Xbris haben jhr. durchl. die Prineesse die konig von Dennemarck zu Meckelburg besuchet.
[Lücke.]
Anno 92 seint jhr durchl. H. Christian gestorben und jhr durchl. H. Friedrich Wilhelm zur regierung gekommen, mit welchem der vergleich wegen der erbschaft gemachet.
Ist der vaget Jochim Blumenberg wegen untreuw abgeschaffet und Michel Martens bestellet. Auch ist Chim Warniken scheune abgebrant. Auch ist die verordenung mit Bischoffshagen gemachet; den Luttenzinschen aller abgenommener acker wiedergegeben. Hiergegen der Münchberg oder acker sambt der Olden Hörn wieder an daß ambt genomen, durchgegraben, geraadet und die hecke unter dem Münchberge vom see biß an den Münchhof gepflantzet, die seebecke gereumet.
(Nach dem Original im Haupt=Archiv zu Schwerin.)
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2.
Von Ludwig Krause=Rostock.
1. Die Dudinghäuser Schanze am Hohen=Sprenzer See.
Auf der Halbinsel, die sich nördlich von der Dudinghäuser Weding in den Hohen=Sprenzer See hinein erstreckt, liegt an ihrer schmalsten Stelle ein gut drei Manneshoher allerseits steil abfallender alter Wall. Derselbe zieht sich von Osten nach Westen von einer Wiesenkante zur anderen quer über den die Halbinsel bildenden
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Festlandsrücken, hin und hat von einer Wiesenkante zur anderen eine Länge von 82 Schritt. Auf dem Meßtischblatt "Hohen=Sprenz" der Königl. preuß. Landes=Aufnahme von 1880 (herausgegeben 1882) ist der Wall angegeben, aber ohne weitere Bezeichnung oder Namen, während er in der dortigen Gegend als "Dudinghäuser Schanze" bekannt ist. Der Zweck, dem die Schanze einst gedient hat, ist offenbar der gewesen, die am weitesten in den See hineinreichende, einen kleinen Höhenrücken bildende, nördliche Spitze der Landzunge als Rückzugsort, befestigtes Lager oder dergl. gegen einen vom Festlande, also von Süden her andrängenden Feind zu schützen. Der Wall sowohl als auch der ganze nördliche Theil der Landzunge sind jetzt bewaldet.
Im Museum des Vereins für Rostocks Alterthümer werden folgende zu Dolgen und Diekhof bei Laage gefundene Alterthümer aufbewahrt, über welche leider ein genauerer Fundbericht fehlt.
a) Von Dolgen:
1. Ein 14 1/2 cm langes, schön zugehauenes, aber nicht poliertes Dolchmesser aus graubraunem Feuerstein. Von der Gesammtlänge kommen ungefähr 3 1/2 cm auf den sich am hinteren Ende etwas verbreiternden 11 mm dicken Griff. Genau läßt sich die Griff= bezw. Klingenlänge nicht angeben, da beide Theile allmählich in einander übergehen. Die Klinge mißt an ihrer breitesten Stelle 3 1/2 cm, während der Griff hinten 27 mm, im übrigen aber 2 cm breit ist.
Ein schön polierter Keil aus Feuerstein, vordere Hälfte gelblich, hintere Hälfte schwärzlich. Das hinterste Ende ist abgebrochen und fehlt. Das vorhandene Stück (fast der ganze Keil) ist 107 mm lang, an der Schneide 4 1/2 cm, hinten 2 1/2 cm breit und an der dicksten Stelle, die etwa die Mitte des vollständigen Keiles bilden würde, 17 mm dick. Nach vorne zu endigt der Keil in eine scharfe Schneide, während er hinten an der Bruchfläche noch eine Dicke von 12 mm aufweist.
3. Ein Spinnwirtel aus Stein (?) oder ganz außerordentlich hart gebranntem Thon mit einigen kleinen völlig glatten und blanken Stellen (Politur oder Reste einstiger Glasur?), schön rund und glatt, unverziert, 26 mm hoch, größter Durchmesser (in der Mitte) 41 mm. Das durch die Mitte gehende runde Loch ist durch und durch gleich weit mit glatten Wänden und mißt 1 cm im Durchmesser.
b) Von Diekhof:
1. Ein hakenartig gebogener grauer Sandstein, 20 1/2 cm lang, hinten 4 cm, vorn 8 1/2 cm breit und 3-4 cm dick. Auf der
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Oberfläche am vorderen Ende befinden sich auf der einen Seite Schleifmarken, die jedoch erst aus neuerer Zeit zu stammen scheinen und dadurch entstanden sind, daß man mit dem Steine im Kreise herumgerieben hat. Wozu der Stein, der im übrigen scheinbar nicht bearbeitet ist, gedient hat, bleibt zweifelhaft, vielleicht als Reibstein einer Quetschmühle oder dergl.
2. Die Hälfte eines Hammers aus dunkel=blaugrauem Gestein. Die Bruchstelle geht quer durch das Schaftloch. Beim Finden war der Hammer noch vollständig und ist erst später zerschlagen, worauf dann die eine zersplitterte Hälfte wieder verloren ging. Das vorhandene Stück ist 7 1/2 cm lang und am hinteren Ende, also in der Mitte des vollständigen Hammers, 5 cm breit. Die Höhe beträgt an der Schneide 4 cm und beim Schaftloch 29 mm. Die größere Höhe an der Schneide kommt daher, daß die eine Breitseite vom Schaftloch nach der Schneide zu allmählich ansteigt, während die andere eine gleichmäßig horizontale Fläche bildet. Das durch die Mitte des Hammers gebohrte Schaftloch ist durchweg gleich weit mit runder ebener Wandung und mißt 2 1/2 cm im Durchmesser. Der Hammer ist geglättet, aber nicht polirt.
3. Ein Spinnwirtel aus sehr hart gebranntem röthlichem Thon, oben und unten um das durch die Mitte hindurchgehende kreisrunde Loch mit je drei concentrischen Rillen verziert. Größter Durchmesser (in der Mitte) 33 mm, Höhe 17 mm, Durchmesser des Loches 1 cm. Der Wirtel ist gut geglättet, rund und ebenso wie der oben erwähnte Dolgener geformt.
Bei dem Bau der Rostock=Neubrandenburger Chaussee wurden auf der Feldmark Kl.=Lantow vor Laage in einer dort für die Chausseebauzwecke angelegten Sandgrube zwei menschliche Gerippe aufgefunden. Dieselben lagen im lockeren Sande nur etwa zwei Fuß tief unter der Oberfläche. Die Schädel waren noch fest, alle anderen Knochen jedoch schon sehr morsch. Aufgefallen ist damals die Kleinheit der Schädel und die gute Erhaltung der Zähne, von denen nur einer angegangen war. Die Sandgrube liegt an der Nordostseite der Chaussee westlich vom Hofe Kl.=Lantow dort, wo die frühere, von Alt=Kätwin herkommende und hier durch einen Hohlweg führende Landstraße auf die jetzige Chausseelinie traf. Irgend welche Beigaben oder dergl. wurden bei den Gerippen nicht gefunden. Auch sonst ist von irgendwelchen Funden bei Lantow, abgesehen von schon früher, vor dem Chausseebau, an eben dieser Stelle zu Tage geförderten Gerippen, so viel ich weiß, bisher nichts bekannt geworden, so daß
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sich einstweilen nicht feststellen läßt, ob wir es hier mit einer prähistorischen Grabstätte oder aber mit den Resten im Mittelalter bezw. in noch jüngerer Zeit dort beerdigter Leichen zu thun haben.
Südöstlich von Depersdorf führt ein auf beiden Seiten von einem Graben begleiteter künstlicher Damm, der sog. Moskowiterdamm, in der Richtung von Nordwest nach Südost quer durch die dortige Wiesenniederung bis zur Recknitz und, am jenseitigen Ufer derselben sich fortsetzend, bis zum gegenüberliegenden Festlande hin. Früher waren die beiden Dammenden durch eine über die Recknitz geschlagene Brücke mit einander verbunden und bildeten so einen bequemen Uebergang durch das Flußthal. Die Brücke ist jetzt jedoch seit längerer Zeit nicht mehr vorhanden. Neben diesem Moskowiterdamm lag nun früher auf Depersdorfer Feldmark ein kleiner Hügel, der im Volksmunde den Namen Kösters=Wall führte, jetzt aber bereits seit Jahren abgetragen ist. Gefunden wurden bei dieser Abtragung nur einige eiserne Ketten und alte "Pottscherben", sonst aber nichts. Auf diesem Wall soll nach einer bei den dortigen Leuten umgehenden Sage früher eine Kapelle gestanden haben, in welcher die Kinder getauft wurden. Eine andere Meinung nimmt an, es werde auf dem Hügel wohl ein Zollwärterhaus gelegen haben. Grade wie noch vor 30-40 Jahren am benachbarten Depzowerdamm für jedes passierende Pferd ein Sechsling als Brückenzoll erhoben sei, werde man auch am Moskowiterdamm ein Damm= bezw. Brückengeld habe zahlen müssen.
Ob eine und dann welche dieser beiden Meinungen das Richtige getroffen oder ob gar die beiden erwähnten Bauwerke nach einander hier gestanden haben, dürfte sich vielleicht noch aus Urkunden oder alten Karten aufklären lassen, wobei jedoch gleich bemerkt sei, daß auf dem alten v. Schmettau'schen Atlas von 1788 weder der Moskowiterdamm noch der Kösters=Wall angegeben sind.
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In dem vor Kurzem erschienenen 33. Hefte der Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins hat Victor Lauffer eine interessante
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Arbeit "Danzigs Schiffs= und Waarenverkehr am Ende des 15. Jahrhunderts" veröffentlicht. Er hat ihr zu Grunde gelegt zwei Zollbücher, die im Danziger Stadt=Archiv aufbewahrt werden. Von diesen giebt das ältere ein Verzeichniß der 1474-1476 in den dortigen Hafen eingelaufenen Schiffe und ihrer Ladung, das jüngere verzeichnet die von 1490-1492 ausgelaufenen Schiffe und zum Theil die damit exportirten Waaren. In der Erwägung, daß es nicht allen Mitgliedern unseres Vereins möglich ist, obige Zeitschrift einzusehen, möchte ich die auf Meklenburg bezüglichen Tabellen herausnehmen und sie kurz besprechen.
Schiffszahl | 1475 | 1, beladen 0. |
1476 | 1, beladen 0. |
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Rostock mit 97 und Wismar mit 44 Schiffen nehmen in den Jahren 1474-1476 eine ganz hervorragende Stellung unter den mit Danzig im Schiffsverkehr stehenden 91 Städten und Ländern ein. Uebertroffen wird Rostock nur von
Danach nimmt Rostock die zweite, Wismar die neunte Stelle von 91 Handelsplätzen ein, gewiß ein Zeugniß für die Thatkraft der meklenburgischen Hansestädte. Eingeführt sind nach Danzig durchweg die Natural=Erzeugnisse des Hinterlandes. Der Transitoverkehr ist nicht bedeutend; nur im Jahre 1474 vermittelte Rostock den Heringshandel von Dänemark und Schweden in größerem Maßstabe.
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1 ) Wagenschot = Balken aus stärksten Eichenstämmen, hauptsächlich zum Schiffsbau verwandt.
2 ) Klappholz = Balken aus geringer werthigen Eichenstämmen oder auch aus Buchenstämmen.
3 ) Dielen = aus Wagenschot und Klappholz geschnitten, zu Fußböden und Täfelungen dienend
4 ) Conthor = pultartige Rechnungstische.
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Das zweite Zollbuch, das die von 1490-1492 ausgelaufenen Schiffe und ihre Ladung verzeichnet, ist nicht so gut geführt, wie das ältere. In den meisten Fällen ist bei den ausgelaufenen Schiffen der Bestimmungsort nicht angegeben. Demnach kann man einen Vergleich zwischen Rostocks und Wismars Aus= und Einfuhr nicht anstellen; nur einen Rückschluß auf die hauptsächlich eingeführten Waaren läßt die Tabelle II zu. Danach führte Danzig besonders Holz nach Meklenburg aus, das, wie auch jetzt noch, die dichten Wälder der oberen Weichsel lieferten, und das auf dem Strom bequem nach Danzig geflößt werden konnte. Neben dem Holz war das Getreide Haupthandelsartikel.
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Ach! waß hört man nicht vor Klagen
Von vieler Land= und Leute=Plagen
In dieser schwer bedrängten Zeit,
Von Streit und Wiederwärtigkeit.
Kaum hatt die Pest aufgehöret,
Da ein Volk sich wieder das ander empör[e]t,
Der Schwedische Feind dringt mit Macht herein,
Plündert und raubet Alles gemein.
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Daß hastu Hollstein jetz wohl erfahren
Wie der stoltze Feind mit dir verfahren
Mit Sengen, Brennen, Plündern, Stehlen,
Daß kein Mensch könt vor ihm waß verhehlen;
Mit seinem grimmigen Heer ist er gezogen
Durch das Land und hat es außgesogen,
Das Altonah 1 ), die schöne Stadt, er abgebrand,
Die sich nicht wehren kont und that kein Wiederstand.
Flenßburg mußte zum Brandschatz geben
Großes Geld 2 ) und dabey in Furchten leben,
Die Schmiede Fußangel ihnen praepariren;
Ist daß nicht listig einen zu vexiren?
Das unbefestigte Cremp wolt er auch betrüben
Und seine Grausamkeit durch Flammen üben,
Das aufgebrachte Geld, so noch zu finden,
Hat endlich ihn gebracht zu andern Sinnen.
Das heist mit Repressalien sich zu beschönen,
Die nicht würdig zu benennen, vielmehr außzuhönen,
Weil wieder alle Raison und Kriegsgebrauch
Unbefestigte Städte laßn fliegn auf in Rauch.
Doch waß soll man sagen? Schwed und Frantzosen
Die machens so und achten es für lauter Chosen
Schlechte Städte abzubrennen, das heist Kriegsraison,
So keinen Wiederstand können thun mit einer Persohn.
Von Kindbettern und von Kranken hat er gefodert sehr
Das Geld, obs gleich gezahlt, dennoch kein Erbarm mehr;
Eß sind die Häuser angestrichn mit brennenden Sachen,
Damit die Flamme(n) sie ergriff, umb sie zu nichte machen.
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Der Pluto in der Hölle konts nicht ärger machen,
so haben sie es getrieben mit Unterthanen und ihren Sachen,
Der Bock, der Teuffel, hat die Stein zusammen getragen
Und seinen Helffern gelehrt, wie man die Leut soll plagen.
Gleichwie er das Sachsenland hat außgesogen,
Also wil er das Hollstein bringen um sein Vermögen;
Dreizehn Tonn daß hat er erpreßet rein
Und damit sein dismontirtes Volk gezieret fein.
Nun liegt er in den schlammigten Pohlen, 1 )
Worein er vermeinet sich zu erhohlen,
Darin thut er sich gantz vertrenchementiren,
Daß keiner ihm soll waß vexiren.
Und hat der listige Fuchs sich geleget,
Da er seinen Balg wit Thränenblut gepfleget
Im Schleßwiegischen mit großer Pracht,
Da er wird als ein großer Held geacht.
Die Bauren thun ihn hoch dort loben
Ob seiner Grimmigkeit, die er verübet oben,
Weil er viel Schwäntze mit sich gebracht
Und damit viel Städte anzustecken getracht.
In dem Trenchement hat er gelegt seine Macht
Und mit großer Furie darnach fleißig tracht,
Wie er des Königs Volk mag aufreiben
Und Land und Leut zusammen vertreiben.
Allein du großer Gott wirst wohl verhüten,
Daß des Feindes Heer nicht mehr darf wüten
In Hollstein so sehr und deßen Revier;
Des Königs Macht hat sich ihm wiedersetzt hier.
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Sollte der Bock nicht an die Steine lauffen,
Damit die starken Hörner ihm mit Hauffen
Werden abgestoßen, daß er nicht könne stehen
Und mit seinen Horden muß zu Grunde gehen?
Der Bart muß nicht alzu groß ihm werden,
Der Däne, Ruß und Sachs sind kommen abzuscheren
Den Bart, den langen Bart, so von oben her
Abhangt, alß sey er zehn Pfunden schwehr;
Darinnen steckt die Kunst und ist vergraben,
Wornit er sich und seine Horden stets thut laben,
So fast nicht anders seyn, als Finnen und Lappen,
Die nach Geld und sonsten nach nichts anders schnappen.
Der Wittwen Thränen dringen Himmelan,
Daß geschlagen werd der trotzige Mann,
So alle Welt verschlingen wil mit Feuer,
O, hochmühtiger Geist! O, abscheuligs Ungeheu[e]r!
Nun ihr tapfere heldenmühtige Generalen
Von Rußen, Dänen, Sachsen alzumahlen
Ziehet dem Feinde mit Freuden entgegen,
Schlaget, daß er sich für euren Füßen muß legen.
Nach einer Abschrift im Haupt=Archive zu Schwerin.
Schwerin, im April 1894.
Der zweite Sekretär:
F. v. Meyenn.