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1.

Unbekannte meklenburgische Pläne und Ansichten.

Von Friedrich Bachmann.

Seitdem A. Gloeckler in seinen Berichten über die Bildersammlung des Vereins (Jahrb. XIX-XXIV) außer den Mittheilungen über den Bestand der Sammlung auch eine Uebersicht über die Werke gegeben hat, in welchen er Bilder etc. . von Meklenburgischen Orten und Personen gefunden hatte, ist für den weiteren Ausbau einer meklenburgischen Ikonographie wenig geschehen, obwohl dieselbe in ihren beiden Zweigen für die Personal= wie für die Ortsgeschichte oft sich nicht unwichtig erweist. Nur für die Pläne meklenburgischer Orte giebt meine "landeskundliche Litteratur" S. 18-29 (und Nachträge S. 487, 488) eine Uebersicht, deren Vollständigkeit ich aber schon in den einleitenden Bemerkungen S. IX zu bezweifeln Anlaß nahm. Gerade bei der relativen Unvollständigkeit der meisten Sammlungen solcher Abbildungen, 1 ) auf deren Zusammenbringung öffentliche Anstalten meist wenig Gewicht legen können, sowie bei der Zerstreutheit mancher Blätter in größeren Sammelwerken - theilweise solchen Titels, daß nur ein Zufall Meklenburgisches darin finden läßt -, ist hier noch manche Lücke auszufüllen. Noch mehr, ja fast alles ist bei den Ansichten zu thun. An eine Bearbeitung des gesammten meklenburgischen Bildermaterials zu gehen, ist m. E. überhaupt noch nicht möglich. Ein paar Bausteine zu einer solchen Zusammenstellung zu geben, sei mir im Folgenden erlaubt, da die drei Blätter, welche mir ein glücklicher Fund in die Hände gab, völlig unbekannt zu sein scheinen.

In einem von mir erworbenen Bande von Klüver's Beschreibung von Meklenburg fanden sich außer der kleinen Schreiber'schen Karte


1) Ausgenommen ist wohl nur die schöne Sammlung über Wismar im Besitz des Herrn Dr. Crull.
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von Meklenburg (Landesk. Litt Nr. 133) zwei Ansichten von Rostock und ein Plan von Wismar eingeklebt, die bisher nirgends angeführt waren und über deren Herkunft ebenso wenig etwas bekannt war. Alle drei entstammen dem Augenscheine nach aus dem 17. Jahrhundert.

1. Rostock. Bild des Stadtbrandes 1677. Ansicht von der Warnow aus, Inschrift auf einem Bande in der Mitte: ROSTOCK., in der Ecke links oben (vom Beschauer) steht der (heraldisch) nach links gekehrte Greif in mit wehenden Bändern verziertem Schilde, oben rechts in eben solchem Schilde das Rostocker Stadtwappen. Am rechten oberen Rande die Plattennummer oder Seitenzahl des zugehörigen Buches 443. Bildgröße 62 X 241 mm. Das Bild überraschte mich durch manche auffallende Ungenauigkeit neben anderen genau aufgeführten Kleinigkeiten; St. Petri schien ganz zu fehlen, so daß ich schon geneigt war anzunehmen, dieselbe sei von den Rauchwolken völlig umhüllt. Durch den auffälligen Umstand aber, daß alle Kirchen die Thürme im Osten statt im Westen hatten, trotzdem aber das Nordoktogon an St. Marien deutlich zu erkennen war, sah ich mich veranlaßt, das Bild einmal im Spiegel zu betrachten. Sofort ergab sich klar, daß der Stecher den Prospekt nach einem anderen Bilde auf die Kupferplatte übertragen hatte, aber versehentlich richtig, so daß nun derAbdruck die Stadt verkehrt, im Spiegelbilde, zeigt. Den Rauch und die Flammen dagegen hat er an die richtige Stelle gebracht, so daß in Wahrheit die Neustadt in Flammen steht, die auf dem Abdrucke eben den Platz der Altstadt einnimmt.

Auf dem unteren Rande befindet sich der anscheinend ziemlich gleichzeitig handschriftliche Vermerk: "Aus des verunruhigten Hollandschen Lowens. X ten Theil." Nach manchem vergeblichen Suchen, diese Quelle aufzufinden, fiel mir durch Zufall in die Hände: "Der verunruhigte Holländische Löw, worinnen der völlige Verlauf aller merkwürdigen Begebenheiten . . . in diesem Holländischen Krieg . . . 1671 bis . . Nov. 1672 . . . beschrieben wird . . . ins Hochteutsche übersetzt Durch AMADEUM von Fridleben, Freiburgens. . . . Nürnberg, Zu finden bey Johann Hoffmann, Kunsthändlern. Anno 1673. 12º. XII. 307 S. m. 20 Kupfern." Ferner fand ich in einem Antiquariats=Cataloge angezeigt: "Der wiedererwachte Niederländische Löw enth. e. Continuation des Holl. Lowen . . . O. O. 1673." So mögen noch mehrere Fortsetzungen sich angeschlossen und während der mir vorliegende Band nur Holländisches behandelt, später auch gleichzeitige andere Ereignisse dargestellt haben, wie das vielfach geschah. Für einen Nachweis des betr. Bandes wäre ich sehr dankbar.

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2. Rostock. Ansicht von der Warnow aus. Oben: ROSTOCHIVM. Links und rechts oben ähnliche Wappenschilde, aber ohne Bänder, der Greif des Landes Rostock auch hier verkehrt. Den vier Hauptkirchen sind die Namen beigeschrieben, ebenso der Warnow die Bezeichnung: "Varnus Fluvius." Bildgröße 108X131 mm. Ueber die Quelle s. u.

3. Wismar. Plan. Inschrift rechts oben in rechtwinkeliger Kartusche: Stadt vnd Vestung │ WISMAR. (in zwei Reihen.) Bildgröße 108X131 mm. Verkleinerung des Plans nach Merians Topogr. Saxoniae inferioris 1653 (land. Lit. Nr. 324). Links Erklärung der 11 durch Nummern bezeichneten Oertlichkeiten. Ich legte das mir neue Blatt dem bewährten Kenner Wismarscher Litteratur, Herrn Dr. F. Crull, vor; derselbe bezeichnete mir als Quelle "Regnorum Sueciae, Gothiae etc. descr. Amstelodami apud Aegidium Janßonium Valckenier 1656 (v. M. Zeiller). Als ich aber dies Werk erworben und verglichen hatte, ergab sich, daß der darin enthaltene Plan Wismars zwar überaus ähnlich war, aber doch von einer andern Platte gedruckt sein mußte. So erhalten wir denn

4. Wismar. Plan. Inschrift wie oben, nur das "d" in "Stadt" nicht wie bei Nr. 1 gekrümmt, sondern "d" aufrecht stehend. Größe 107 X 130 mm. Kleine Unterschiede in der Zeichnung, z. B. im W. 4 Bäume gegen 9 bei Nr. 1, im O. 4 gegen 5; im S. ist das kleine Fort auf der Insel ein Quadrat (wie bei Merian), in Nr. 1 ein Rhombus, ebenso finden sich eine größere Zahl von Unterschieden in der Rechtschreibung der Zeichenerklärung. Uebereinstimmend dagegen ist bei beiden das Versehen, daß als Fürstenhof das Franziskanerkloster bezeichnet wird. Da die Bezeichnung bei Merian richtig ist, so muß also einer unserer beiden gleichen Pläne ein Nachstich des anderen sein. Durch eine neue Erwerbung der Landesbibliothek ist das mir gelungen genau festzustellen. Herr Landesarchivar Dunkelmann kaufte kürzlich ein Exemplar von Martini Zeilleri itinerarium Germaniae & regnorum vicinorum . . . Amstelodami apud Johannem Janßonium Juniorem Ao. 1658, a. u. d. Ti.: Martini Zeilleri fidus Achates. Dieses kleine, aber dicke Büchlein ist eine Art von Reisehandbuch, mit vielen Ansichten und Plänen geziert. Einige "itinera" desselben berühren auch Meklenburg, und zu deren Illustration befindet sich zu S. 166 die oben unter 2. verzeichnete Ansicht von Rostock, zu S. 196 der an erster Stelle genannte Plan von Wismar. Da die Amsterdamer latein. Ausgabe dieses Büchleins in 12º (eine deutsche kenne ich nur in folio) zwei Jahre nach der Descriptio Sueciae erschien, so muß der Plan aus dem Itinerar

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der Nachstich sein, der von 1656 aber als eine originale Verkleinerung nach Merian angesehen werden. Auffällig bleibt immerhin die Anfertigung zweier Platten fast zur selben Zeit am selben Orte.